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Transkript:

Grußwort des Oberbürgermeisters anlässlich der Eröffnung der Gruppenausstellung Freiheit! am 11. April 2013 im Bürgerpalais Stutterheim Meine sehr geehrten Damen und Herren, zur Eröffnung der Ausstellung Freiheit! möchte ich Sie sehr herzlich begrüßen. Ich freue mich, dass Sie heute so zahlreich zu dieser international besetzten Werkschau über ein ebenso international bedeutendes Thema gekommen sind. Ganz besonders begrüßen möchte ich die teilnehmenden Künstler, die teilweise von sehr weit her angereist sind: Ich begrüße Ashok Sukumaran von der Künstlergruppe CAMP aus Indien, die hier ihre 2012 für die Documenta 13 entstandene Videoinstallation "The Boat Modes" zeigen, Haejun Jo aus Südkorea, der für diese Ausstellung eine neue Arbeit über den arabischen Frühling aus südkoreanischer Perspektive konzipiert hat, den norwegischen Künstler Lars Ramberg aus Berlin, der ein äußerst mutiges Projekt über den israelischen Atomphysiker Mordechai Vanunu für diese Ausstellung realisiert hat, und die marokkanische Künstlerin Bouchra Khalili, die ihre 2012 entstandene Videoarbeit "Speeches erstmals in Deutschland vorstellt. Nedko Solakov, der letzte Woche für vier Tage in Erlangen war und direkt auf die Wände des Kunstpalais gearbeitet hat, musste bereits weiter und realisiert derzeit eine In-Situ-Arbeit zum Relaunch der Kunstwerke in Berlin.

Es ist durchaus ungewöhnlich, dass so viele Künstler zu einer Gruppenausstellung anreisen - daher freuen wir uns außerordentlich sie alle heute hier zu haben. Es ist nicht zuletzt ein Zeichen dafür, welche Bedeutung sie dem Projekt in Erlangen zumessen. "Kunst spielt mit ihrer 'visionären' Kraft zunehmend eine Rolle in gesellschaftlichen und sozialen Transformationsprozessen", schrieb Elke aus dem Moore, Leiterin der Abteilung Kunst des Instituts für Auslandsbeziehungen in der aktuellen Ausgabe des Kunstforum International, und fährt fort: "Eine Chance für die Gesellschaften liegt in der Einbeziehung von künstlerischen Perspektiven in gesellschaftliche und politische Entscheidungsprozesse." Im Kunstpalais ist dies schon seit seiner Eröffnung im Juni 2010 Programm: Als Ort des von der zeitgenössischen Kunst ausgehenden, Disziplinen übergreifenden Diskurses über zentrale gesellschaftliche Themen hat das Erlanger Kunstpalais längst bundesweit Beachtung gefunden. Und man darf sagen, dass die enge Verknüpfung von zeitgenössischer Kunst und wissenschaftlicher Forschung, die das Kunstpalais hier initiiert hat, bundesweit einzigartig ist. Jährlich werden die großen, international besetzten Themenausstellungen wie "Glück happens" (2010), "ironic. Die feinsinnige Ironie der Kunst" (2011) und zuletzt "Töten" (2012) von einem umfassenden Vortragsprogramm begleitet, das vor allem in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg konzipiert und realisiert wird. Daher möchte ich hier an dieser Stelle der Universiät meinen herzlichen Dank und meine große Anerkennung dafür aussprechen, dass die unterschiedlichsten Institute sich an diesem Diskurs so engagiert und vielfältig beteiligen. Seite 2 von 5

Was bedeutet Freiheit heute? Mathias Döpfner schrieb in seinem jüngst erschiennen Buch Die Freiheitsfalle, für die Europäer sei Freiheit vor allem ein emotionales, subjektives Erlebnis, für andere hingegen bedeute sie den existentiellen Kampf um Grundrechte: Die Europäer bestaunen und kommentieren, wie Amerikaner, Chinesen, Inder, Brasilianer oder Araber die Welt verändern. Die Verteidigung der Freiheit als universaler Wert hat in Europa kaum noch eine kraftvolle Stimme. Die alte Welt ist alt geworden. Stimmt das? Mit Blick auf die Revolutionen im arabischen ermöglicht die Konzeption der Ausstellung einen multiperspektivischen Blick auf das Thema Freiheit. Norwegen, Schweden, Dänemark, Polen, Bulgarien, Marokko, Venezuela, Indien, China, Südkorea noch nie war eine Ausstellung des Kunstpalais so international wie diese, und das hat natürlich seinen Grund: In einer Zeit, in der die Globalisierung zur Selbstverständlichkeit geworden ist, verschieben sich Akzente und Perspektiven. Die Fokussierung auf westliche Sichtweisen wird abgelöst durch den pluralen Blick auf die Werte unserer Zeit. Am deutlichsten lässt sich dies am Thema der Freiheit festmachen. Hier manifestieren sich besonders deutlich das Ende des Eurozentrismus oder des Westzentrismus, und die zunehmende globale Bedeutung postkolonialer Länder. Eine Entwicklung, deren Beginn mit dem Jahr 1989 assoziiert wird. In diesem Jahr endete die Konfrontation zwischen Ost und West und damit die Herausbildung einer dritten Welt. In Deutschland fiel die Mauer, die sozialistischen Regierungen Osteuropas wurden abgelöst. 1989 endet in Südafrika das Apartheit-Regime, in Chile und Brasilien finden die ersten freien Wahlen statt, in Paraguay wurde die Militärdiktatur abgeschafft und in China ereigne- Seite 3 von 5

te sich das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens. 1989 gilt aus heutiger Sicht als historischer Beginn der Globalisierung. Seither vermehrten sich die Stimmen, die nicht nur für zukunftsweisende Entscheidungen einen globalen Diskurs fordern, an dem alle Regionen der Welt, beispielsweise Osteuropa, Lateinamerika, Asien und Afrika, gleichwertig mit dem Westen beteiligt sind. Dies, meine sehr geehrten Damen und Herren, spiegelt sich besonders deutlich in der zeitgenössischen Kunstszene. In allen Regionen weltweit ist die Zahl der Biennalen, der Museen, der Kunstmessen und der Auktionshäuser gestiegen. Die Zentren haben sich verschoben. New York, Basel und London wurden von Hongkong, Dubai und Singapur überholt. Auf der Biennale in Venedig und der documenta in Kassel rücken vermehrt außereuropäische Positionen in den Mittelpunkt der Wahrnehmung. Diese außereuropäischen Perspektiven werden immer wichtiger, wenn wir die Welt von morgen begreifen wollen. Dabei kommt dem Begriff der Freiheit eine besondere Bedeutung zu: Wenn wir die Welt von morgen gestalten möchten und nicht nur Zuschauer sein wollen dann müssen wir uns damit auseinandersetzen: Was bedeutet Freiheit heute? Und das nicht nur aus unserem Blickwinkel, sondern auch und gerade von vielen anderen Orten der Welt aus gesehen. Da Freiheit im Kern einen universellen Wert darstellt, müssen wir verstehen, wie Freiheit woanders verstanden wird, um das Gemeinsame oder Universelle und Zukunftsweisende zu erkennen. Die zeitgenössische Kunst spielt hierbei wichtige Rolle. Sie transportiert nicht nur diese gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, sie macht sie auch sichtbar und transparent. Das soll diese Ausstellung deutlich machen, in der Seite 4 von 5

Künstler aus unterschiedlichsten Nationen genau diesen pluralen Blick thematisieren. Und aus diesem Grund meinen wir nicht, dass die alte Welt alt geworden ist. Im Gegenteil! Dr. Siegfried Balleis Oberbürgermeister der Stadt Erlangen Seite 5 von 5