Entwicklung des Leistungsbedarfs in Gas- Verteilnetzen 9. Internationale Energiewirtschaftstagung Energiesysteme im Wandel: Evolution oder Revolution? Wien, 12.02.2014 Dipl.-Ing. Benedikt Eberl FfE GmbH 1
Gliederung 1. Ausgangssituation und Hintergrund 2. Methodische Vorgehensweise 3. Ergebnisse 4. Fazit und Ausblick 2
Ausgangssituation und Hintergrund Gasnetze müssen auf maximalen Leistungsbedarf ausgelegt sein Zwei Positionen: Leistungsbedarfsrückgang vs. Leistungsbedarfszuwachs Umrechnung von Verbrauch in Leistungsbedarf Bisher werden feste Vollbenutzungsstunden angenommen 3 Kann ein gleich bleibendes Verhältnis zwischen Verbrauch und Leistung angenommen werden? Wie verändern sich die Vollbenutzungsstunden in Zukunft?
Methodische Vorgehensweise Analyse von Einzelnetzen Untersuchung von Einflussgrößen auf Leistungsbedarf Modellierung von Summenlastgängen unterschiedlicher Gebäudekombinationen Identifikation von Entwicklungen von Verbrauch und Leistungsbedarf 4
5 Methodik - Modellierung von Summenlastgängen
Normierte Kapazität Untersuchung von Einflussgrößen auf Leistungsbedarf Berechnung des Leistungsbedarfs über lineare Regression des höchsten Stundenverbrauchs eines Tages der 120 kältesten Tagen in drei Jahren Leistungsbedarf wird bei Auslegungstemperatur* bestimmt 1,4 1,2 1 0,8 0,6 0,4 0,2 Punkte, die zur Regression beitragen Punkte, die nicht zur Regression beitragen Auslegungstemperatur Regressionsgerade FfE FNB-01#A Gasverbrauch_mbH_00321 0-20 -10 0 10 20 30 40 Temperatur in C Zur Verbesserung der Regression werden die Lastgänge der nicht temperaturabhängigen RLM-Kunden aus der Berechnung herausgenommen und das Leistungsmaximum der Summenlastgänge zum Regressionsergebnis addiert In den untersuchten Netzen stimmen die Summen der regressiv berechneten Leistungen der Einzelsegmente mit der Leistung des Gesamtnetzes nahezu überein Differenzierte Betrachtung der Segmente mit anschließender Zusammenführung möglich 6 * Auslegungstemperatur: Netzspezifische Minimaltemperatur, Zehntgeringste Zweitagesmitteltemperatur, die in 20 Jahren erreicht wird, Schrittweite: (-10 C, -12 C, -14 C und -16 C), siehe DIN EN 12831
Vollbenutzungsstunden Analyse von Einzelnetzen SLP*, RLM** und Netzlastgänge, Temperaturverlauf, regionale Ausdehnung und Verbraucherstruktur von über 30 Netzen in Deutschland Untersuchung von RLM-Einzellastgängen 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 FfE FNB-01#A Gasverbrauch_mbH_00183 0 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Anteil RLM-Verbrauch im Netz Nur unzureichende Gemeinsamkeiten der Netze feststellbar, für allgemein gültige Aussage eventuell detailliertere Datenbasis notwendig (angeschlossene Kunden, Baualter Häuser, etc.) 7 * SLP = Standardlastprofil (Haushalte, kleine GHD) ** RLM = Registrierende Leistungsmessung (Großkunden, große GHD, Industrie, etc.)
Leistung in kw Modellierung von Summenlastgängen Nachbildung verschiedener Gebäude bzw. Sanierungsvarianten in Polysun Vergleichmäßigung der Einzellastgängen mittels Faltung mit Normalverteilung Prüfung der Modellierbarkeit von VNB-Lastgängen der SLP-Last mittels Regressionsmodellen Erhalt von Summenlastgängen durch Interpolation Netz-Nachbildung mit simulierten Verbrauchslastgängen 15.000 10.000 Original Lastgang Vergleichmäßigter Lastgang Variation der Sanierungsvarianten Unsaniert, Wärmedämmung, Heizkesseltausch, Solarthermie, 5.000 0 12.1.09 0:00 12.1.09 6:00 12.1.09 12:00 12.1.09 18:00 FfE FNB-01#A Gasverbrauch_mbH_00194 Ergebnis: Einfluss von Sanierung auf das Gebäudeensemble 8
Leistung in kwh/h Untersuchung von Einflussgrößen auf Leistungsbedarf Einfluss von Sanierungsmaßnahmen am Beispiel Außenwanddämmung Wirkung auf Wohngebäude Durch Wärmedämmung sinkt der Wärmeverlust. Damit reichen innere und solare Gewinne noch bei kälteren Temperaturen zur Temperierung, die Heizgrenztemperatur sinkt. Die thermische Masse des Gebäudes ist besser gegen äußere Einflüsse geschützt, Raumtemperatur und Heizleistung zeigen geringere Schwankungen Reduktion des Energieverbrauchs: 28 % Reduktion der Kapazität: 16 % 16 14 12 10-8 6 4 2 EFH (BJ 1971-1980), Außenwanddämmung EFH (BJ 1971-1980), unsaniert FfE FNB-01#A Gasverbrauch_mbH_00355-1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 8.000 Stunden Beispielhafte Darstellung der sortierten Jahresdauerlinie bei einem Gebäude 9 Fenstertausch, Kellerdecken- und Dachbodendämmung haben analoge Auswirkungen
Entwicklung des Leistungsbedarfs von SLP-Kunden in Deutschland Im Haushaltsektor sinken die Vollbenutzungsstunden bei fast allen Sanierungsmaßnahmen Vollbenutzungsstunden von Haushalten sinken im Mittel * Fenstertausch, Kellerdeckenund Dachdämmung analog 10 100% 80% 60% 40% 20% Entwicklung des Leistungsbedarfs SLP Entwicklung des Verbrauchs SLP 0% 2015 2020 2025 Jahr Aufgrund der Annahme einer Verbrauchsreduktion von knapp 15% folgt eine Leistungsreduzierung von knapp über 5% Leistung und Verbrauch entwickeln sich unterschiedlich, die Annahme eines festen Verhältnisses ist nicht zielführend
Kapazität (2015 = 100%) Entwicklung des Leistungsbedarfs der Gas-Verteilnetze in Deutschland Beibehalten der Annahmen zum Bedarfsrückgang Einführen dynamischer Vollbenutzungsstunden Zwei verschiedene Entwicklungspfade: Annahme konstante Vollbenutzungsstunden der Industrie Annahme konstanter Leistungsbedarf der Industrie 100% 95% 90% 85% 80% Leistungsbedarf (dynamische Vollbenutzungsstunden) Vollbenutzungsstunden Industrie konstant Leistungsbedarf (dynamische Vollbenutzungsstunden) Leistungsbedarf Industrie konstant Verbrauch FfE FNB-01#A Gasverbrauch_mbH_00340 75% 2015 2020 2025 Jahre Quelle: Energiereferenzprognose, eigene Berechnungen Kapazität und Verbrauch ändern sich stark voneinander entkoppelt. 11
Fazit und Ausblick Entwicklung von Verbrauch und Leistungsbedarf muss getrennt untersucht werden Entwicklung von Leistungsbedarf in Haushalten sehr gut darstellbar aufgrund der Homogenität innerhalb des Sektors Im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen können Einflüsse von Sanierungsmaßnahmen analog beschrieben werden, wenn Gasbezug überwiegend zur Erzeugung von Raumwärme verwendet wird Leistungsbedarf in Industrie nur schwer modellierbar, getrennte Untersuchung von Verbrauchern notwendig (stark heterogener Sektor) 12
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Haben Sie noch Fragen? Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Benedikt Eberl Dr.-Ing. Serafin von Roon Dr.-Ing. Thomas Gobmaier +49 89 158121-47 +49 89 158121-51 +49 89 158121-52 beberl@ffe.de sroon@ffe.de tgobmaier@ffe.de Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbh Am Blütenanger 71 80995 München www.ffegmbh.de 13