Literaturrecherche. Erfassung eines möglichst großen Teiles der vorhandenen Literatur

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Transkript:

Literaturrecherche Ziele: Erfassung eines möglichst großen Teiles der vorhandenen Literatur Vermeidung von Verzerrungen: "The point is not to track down every paper that is somehow related to the topic. ( ) The point is to avoid missing a useful paper that lies outside one's regular purview. [White, 1994] systematische und transparente Suche

Überblick: Die einzelnen Elemente der Literaturrecherche: 1. Spezifizierung des Untersuchungsgegenstandes der Meta-Analyse 2. Verzerrungen bei der Literatursuche 3. Quellen für die Literaturrecherche

1. Spezifizierung des Untersuchungsgegenstandes der Meta-Analyse Abgrenzung zu anderen, verwandten Themen Eingrenzung des von den Erhebungseinheiten untersuchten Personenkreises wichtigsten Untersuchungsvariabeln methodische Anforderungen kulturelle und sprachliche Grenzziehungen

2. Verzerrungen bei der Literatursuche a) Quellen von Verzerrungen Analysen mit statistisch signifikanten Ergebnissen werden eher publiziert als nicht signifikante Ergebnisse. Ursachen: (1) file-drawer-problematik: ForscherInnen neigen dazu, nicht signifikante Ergebnisse nicht veröffentlichen zu wollen. (2) Präferenzen der HerausgeberInnen von wissenschaftlichen Zeitschriften für Untersuchungen mit signifikanten Ergebnissen. Dissertationen, Konferenzbeiträge u.ä. werden z.t. nicht veröffentlicht subjektive Auswahl bei Reviews (ebenfalls eher statistisch signifikante Ergebnisse)

Verzerrung durch Sprachbarrieren: Untersuchungen werden nur dann in einer englischsprachigen Zeitschrift veröffentlicht, wenn das Ergebnis signifikant ist. Verzerrung durch einseitige Literaturrecherche Verzerrungen führen tendenziell zu einer Überschätzung der Effektstärken

b) Identifizierung von Verzerrungen: die Trichter-Graphik (funnel plot) Annahme: es besteht ein Effekt, der klein, aber nicht Null ist Untersuchungen mit kleinen Stichproben weisen eine stärkere zufallsbedingte Streuung der Effekte auf; nur die relativ starken Effekte sind statistisch signifikant Untersuchungen mit großen Stichproben hingegen weisen eher geringe Effektstärken auf, die kaum um den wirklichen Wert streuen. Diese relativ kleinen Effekte sind aufgrund der großen Stichprobe (meist) signifikant. Liegen Publikationsverzerrungen vor, dann werden kaum Studien mit kleinen Stichproben und geringen Effekten publiziert Darstellung in der Trichtergraphik (funnel plot):

c) Einbezug möglicher Verzerrungen in die Meta-Analyse: fail-safe N Annahme: Publikationsverzerrungen liegen vor (s.o.) Überschätzung von Effektstärken in der Meta-Analyse Einbezug in die Meta-Analyse mithilfe des sogenannten fail-safe N: - gibt an, wie viele (unveröffentlichte) Studien mit nicht signifikantem Ergebnis hinzukommen müssen, damit der Effekt in der Meta-Analyse nicht mehr signifikant ist. - kritische Grenze (Rosenthal): 5k+10, mit k=anzahl der in der Meta-Analyse aufgenommenen Untersuchungen.

3. Quellen für die Literaturrecherche a) Kriterien zur Beurteilung der Suche bzw. der Recherchequellen: (1) Recall: gibt den Anteil an relevanter Literatur an, den man in Bezug auf die Gesamtzahl an relevanter Literatur gefunden hat. (2) Präzision: gibt den Anteil an relevanter Literatur im Verhältnis zur Anzahl insgesamt gefundener (relevanter und nichtrelevanter) Literatur an. hohe Recall-Rate impliziert meist geringe Präzisionsrate und umgekehrt. (3) Anfälligkeit in Bezug auf Verzerrungen

b) Systematisierung und Beurteilung der Quellen (nach White, 1994): (1) Literaturverweise - Reviews - thematisch verwandte Artikel bzw. Bücher - Bibliographien (z.b. die Bibliographie zur deutschen Soziologie) Beurteilung: + guter Einstige in die Suche + meist relativ hohe Präzision selektive, persönliche Auswahl (eigene Untersuchungen / Literaturverweise) Verzerrungen

(2) Suche in (Fach-)Datenbanken - z.b. Wiso 3, SOLIS/FORIS, Sociological Abstracts, SocioFile etc. - Fachdatenbanken umfassen: > meist nur publizierte Artikel > ab einem bestimmten Jahr > innerhalb bestimmter geographischer Grenzen deswegen: Charakteristika der Datenbanken beachten - Übereinstimmung von Suchabfrage mit den Angaben in der Datenbank notwendig richtige Benutzung Boolscher Operationen, vorsichtiger Umgang mit Begriffen Beurteilung: + vermeidet Verzerrungen aufgrund persönlicher Auswahl relativ niedrige Präzision, sofern die Recall-Rate akzeptabel sein soll Verzerrungen aufgrund der in die Datenbanken aufgenommenen Artikel

(3) Suche in Zitationsdatenbanken - z.b. Social Science Citation Index Beurteilung: + ermöglicht das Auffinden von Literatur aus unterschiedlichen Fachbereichen + umfasst neuste Publikationen + relativ hohe Recall-Rate Verzerrungen aufgrund der in die Datenbanken aufgenommenen Artikel (4) Kommunikation mit ForscherInnen in dem thematischen Gebiet - Konferenzen - Anfragen bei ForscherInnen - Anfragen bei staatlichen Einrichtungen

Beurteilung: + ermöglicht Auffinden nicht publizierter Literatur + sehr hohe Präzision selektive Auswahl Verzerrungen (5) Unsystematische Suche in Bibliotheken und Zeitschriften (Browsing) Beurteilung: meist geringe Präzision, zeitaufwendig + thematisch eng gefasste Zeitschriften oder Bibliotheksbereiche können aber die Suche sinnvoll ergänzen