TUT GUT. Vorzüge Nachteile

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Transkript:

TEST Carl F. Bucherer Patravi EvoTec DayDate BEWEGUNG TUT GUT Carl F. Bucherer, die Uhrenmarke der Bucherer-Gruppe, liefert jetzt ihre erste Uhr mit MANUFAKTURWERK aus. Chronos untersucht Stärken und Schwächen des Kalibers CFB A1001. TEXT: ALEXANDER LINZ BILDER: OK-PHOTOGRAPHY Vorzüge Nachteile + Manufakturkaliber mit außergewöhnlichem peripherem Rotor + aufwendige Technik für den Rotor + sehr gut ablesbare Anzeigen + Faltschließe kommt ohne Löcher im Lederband aus Aufzugsleistung bei wenig Bewegung zu schwach trotz Preissenkung noch hoher Preis

TEST Carl F. Bucherer Patravi EvoTec DayDate Die Bucherer-Gruppe hat ihre 2001 neu positionierte Uhrenmarke Carl F. Bucherer Schritt für Schritt konsequent aufgebaut. 2005 entschloss man sich dazu, ein eigenes Kaliber zu entwickeln. Prinzipiell gibt es für einen Uhrenhersteller verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Man kann sich ein Kaliber exklusiv von einem oder mehreren Lieferanten entwickeln und liefern lassen das hat den Nachteil, dass ein Großteil des nötigen Know-hows beim Lieferanten verbleibt. Oder man versucht, von A bis Z alles selber zu machen. Das wiederum kostet viel Zeit und Geld und bedeutet in der Regel, dass man einen oft schwierigen Lernprozess durchmachen muss sozusagen die Ochsentour. Man kann auch einen Lieferanten übernehmen. ZIELVORGABE: PROGRESSIVES KALIBERDESIGN Für die Verantwortlichen von Carl F. Bucherer stand von Anfang an fest, dass sich das erste eigene Werk deutlich von der Masse abheben sollte. Im Pflichtenheft wurde das sehr genau definiert: Umsetzung konventioneller und deshalb bewährter Technik wie klassisches Regulierorgan, Schweizer Ankerhemmung, überliefertes Räderwerk mit Steinlagern, progressives Kaliberdesign mit freiem Blick auf die Brücken, Kloben und andere Komponenten, Plattformcharakter mit der Möglichkeit, das neue Uhrwerk mit zusätzlichen Funktionen auszustatten, ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit und die Möglichkeit zur halbindustriellen Rohwerke-Fertigung. Die dafür notwendigen Voraussetzung zur Umsetzung schuf der heute nicht mehr im Unternehmen tätige CEO Thomas Morf, indem er das seit vielen Jahren bereits für Carl F. Bucherer arbeitende Atelier für uhrmacherische Komplikationen Techniques Horlogères Appliquées SA (THA) in Sainte-Croix vollständig in die Bucherer Montres SA eingliederte. Die Integration erfolgte am 1. Juli 2007. Die übernommenen Werkstätten in Sainte-Croix wurden anschließend umbenannt in Carl F. Bucherer Technologies SA (CFBT), und die Arbeit konnte ohne größere Verzögerungen beginnen. Thomas Morf erörterte dem Autor damals seine Strategie: Einerseits bleiben wir bei der Verwendung erprobter Basiskaliber, einschließlich jener Module, die wir gemeinsam mit Partnern entwickeln und die dann exklusiv für Carl F. Bucherer hergestellt werden. Andererseits werden wir zur Krönung unserer Produktpalette eigene Kaliber und Komplikationen konstruieren und fertigen. DATENBLATT CARL F. BUCHERER PATRAVI EVOTEC DAYDATE HERSTELLER Carl F. Bucherer, Langensandstrasse 27, CH 6002 Luzern MODELL Patravi EvoTec DayDate REFERENZNUMMER 00.10625.13.33.01 FUNKTIONEN Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Großdatum und Wochentag WERK CFB A1001 mit Datum und Wochentag, Basis CFB A1000; Durchmesser 32 mm, Bauhöhe 6,3 mm; 33 Lagersteine; Schweizer Ankerhemmung Type ASUAG 8 Nivarox-FAR; Glucydur-Unruh, Trägheitsmoment 10 mgcm, Anachron- 09-Spirale mit thermostabilisierter Endkurve, 21600 A/h; Incabloc-Stoßsicherung; Hebungswinkel 51 ; beidseitig aufziehender, peripher angeordneter Rotor mit Wolfram- Segment (2,1 g); ein Federhaus mit Nivaflex-M-Feder (Geschwindigkeit 0,133 Umdrehungen/h); Gangreserve ca. 55 h; Sekundenstopp. GEHÄUSE massives dreiteiliges Stahlgehäuse, Gummilünette; mit acht Schrauben verschraubter Saphirglasboden; verschraubte Stellkrone; beidseitige entspiegeltes Saphirglas; wasserdicht bis 50 m BAND UND SCHLIESSE Lederband mit Doppelfaltschließe GANGPRÜFUNG bei Vollaufzug nach 24 Stunden (Abweichungen in Sek./24h) Krone unten:...+2/+4 Krone links:...+4/+1 Krone oben:...+5/+5 Krone rechts:...+4/+6 Zifferblatt unten:... 4/ 4 Zifferblatt oben:...+4/+3 Größte Gangabweichung:...9/10 Mittlere Abweichung:...+2,5/ +2,5 Mittlere Amplitude: Flachlagen...294 / 277 Hängende Lagen...281 / 243 MASSE 43,75 mm x 44,5 mm, Höhe: 13,95 mm. Gewicht: 140 g PREIS 9400 66 Chronos 05.2010 WWW.WATCHTIME.NET

Der peripher gelagerte Rotor gibt den Blick frei auf das architektonisch gestaltete Manufakturkaliber A1001

Kaliber CFB A1001: Der peripher gelagerte Rotor ist auf der Unterseite verzahnt und greift damit über ein Übertragungsrad in den Aufzug ein Viel Aufwand für die Schönheit: Der Aufzugsrotor wird durch DREI DLC-BESCHICHTETE ROLLEN gelagert, die in Kugellagern geführt werden. Was damals Zukunftsmusik war, ist heute Realität: Das erste Modell mit Manufakturkaliber wird seit kurzem ausgeliefert. In unserer Testuhr, der Patravi EvoTec Day Date, tickt das erwähnte Kaliber mit Namen CFB A1001. Es ist ein Automatikkaliber mit peripher angeordnetem Rotor, kleiner Sekunde, Wochentagsanzeige und Großdatum. Auf der Baselworld 2010 hat Carl F. Bucherer sogar schon die zweite Generation vorgestellt: Das Kaliber CFB A1002 verfügt zusätzlich über eine Gangreserveanzeige. Die im Pflichtenheft erwähnte bewährte Technik mit Schweizer Ankerhemmung sowie klassischer Unruh Räderwerk mit Steinlagern waren leicht umzusetzen. Das zeigt ein Blick aufs Werk: Die Stellung oder, anders ausgedrückt, die Drehzentren der beweglichen Organe, also des Räderwerks und der Hemmung, zeigen, dass THA beziehungsweise CFBT auf Bewährtes zurückgegriffen haben. Eine Ähnlichkeit zum bekannten Eta-Peseux-Kaliber 7001 ist nicht zu verleugnen und wurde uns indirekt auch von Dr. Albrecht Haake, dem Technischen Direktor von Carl F. Bucherer, bestätigt: Diese Ähnlichkeit ist nicht gesucht, sondern ergab sich aus der Wahl der Hemmung. Es wurde das Asuag Nr. 8 gewählt eine bewährte Plantage von Nivarox, das eben auch im 7001 genutzt wird. Mit dieser Plantage, der notwendigen Energie und Frequenz ergibt sich eine Übersetzung, und diese Parameter definieren letztendlich das Räderwerk. Auf dieser Basis wurde das Profil gerechnet und optimiert. Diese Berechnungen wurden von der THA durchgeführt. LETHARGISCHER ROTOR Was den nächsten Punkt im Pflichtenheft angeht: das progressive Kaliberdesign mit freiem Blick auf Brücken und Kloben, musste indes etwas Unkonventionelles erdacht werden. Ein konventioneller, zentral befestigter Rotor, wie ihn die meisten Automatikwerke besitzen, verdeckt stets einen Teil des Werks, zudem ist die Montage von Zusatzfunktionen in diesem Bereich kaum möglich. Das Gleiche gilt für einen exzentrisch über dem Uhrwerk montierten Rotor. Ein in die Platine integrierter Mikrorotor wiederum verbirgt zwar nichts, doch 68 Chronos 05.2010 WWW.WATCHTIME.NET

Carl F. Bucherer Patravi EvoTec DayDate TEST seine geringen Dimensionen können zu einer verminderten Aufzugsleistung führen. Zudem muss er relativ schwer ausgeführt sein, und das kann zu frühzeitigem Verschleiß führen. Für die Verantwortlichen von Carl F. Bucherer blieb so nur eine vierte Möglichkeit: eine Schwungmasse, die das Uhrwerk an seiner Peripherie umkreist. Bei dieser Lösung paaren sich die Vorteile gute Aufzugsleistung und volle Sicht auf das Uhrwerk. Zumindest theoretisch. Unser Test ergab, dass dem Kaliber CFB A1001 Bewegung guttut. Vergleicht man den von Carl F. Bucherer gestalteten peripheren Aufzug mit einem klassischen Zentralrotor, sieht man, dass der Zentralrotor sehr viel effizienter arbeitet. Besonders bei sehr langsamen Drehbewegungen beugt er sich deutlich öfter der Schwerkraft und orientiert sich in Richtung Erdmittelpunkt. Der Bucherer-Rotor verharrt hingegen länger in seiner Position; es braucht ein gewisses Maß an Bewegung, um ihn in Aktion zu bringen. Michael Bernaschek, der uns beim Test beratende Werkstattleiter von Schullin Uhren im Looshaus in Wien, wollte es genau wissen. In einer kleinen Versuchsanordnung in seinem Atelier hat er mehrere gängige Aufzugssysteme verglichen. Auch er kam zum selben Urteil: Der Bucherer-Rotor ist etwas lethargisch und braucht stets einen kleinen, zusätzlichen Anstoß, damit er seine Arbeit verrichtet. Da stellt sich die Frage: Reicht die Aufzugsleistung auch bei typischen Schreibtischarbeiten aus? Was passiert, wenn man sich generell nur sehr wenig bewegt? Albrecht Haake: Die Gefahr eines zu geringen Aufzugs der Uhr bei sich langsam bewegenden Trägern sehe ich nicht. In der Endkontrolle in Sainte-Croix wird, neben anderen Tests zur Gangreserve, jedes Werkes vier Stunden mit einer Umdrehung pro Minute auf dem Austuto- Gerät aufgezogen. Es muss eine Gangdauer von 20 Stunden liefern (einschließlich der vier Stunden Aufziehen). Dieser Test stellt unserer Meinung nach sicher, dass es auch bei Büroarbeitern nicht zu Aufzugsproblemen kommen wird. SCHON PATEK PHILIPPE NUTZTE IN DEN 1960-ER JAHREN EINEN PERIPEHREN ROTOR Interessant mag in dem Zusammenhang Folgendes sein: Patek Philippe stellte in den 1960er Jahren das Kaliber 350 her, das über denselben Typus eines peripheren Rotors verfügte. Zu besonderen Ehren gelangte das Uhrwerk nie, da es damals stets Aufzugsprobleme mit dem 350er gab und Patek Philippe dessen Produktion irgendwann um 1970 wieder einstellte. Dem CFB A1001 muss man freilich zugute halten, dass gut 40 Jahre Entwicklungsfortschritt zwischen beiden Kalibern liegen. Für Menschen, die sich wenig bewegen oder schon einmal Probleme mit einer zu geringen Aufzugsleistung bei einer Automatikuhr hatten, könnte es durchaus sinnvoll sein, die Patravi EvoTec mehrere Tage zur Probe zu tragen. Bei der Konstruktion des Rotors legte Carl F. Bucherer das Augenmerk auf eine gut funktionierende Stoßsicherung. Die firmiert unter dem Namen DSA (Dynamic Der Rotor verharrt mitunter länger in seiner Position: EIN GEWISSES MASS AN BEWEGUNG ist nötig, um die Schwungmasse in Aktion zu bringen. Dank der weit unten sitzenden Bandbefestigung liegt die Patravi trotz ihrer Größe gut am Arm

Das neuartige System CDAS verhindert, dass sich bei Stößen die Organe der FEINREGULIERUNG verschieben. Die exzellent verarbeitete Schließe drückt nicht, da sich ein Stück des Lederbands zwischen sie und den Arm schiebt DIE MEINUNG DES UHRMACHERS Michael Bernaschek, Werkstattleiter bei Schullin Uhren im Looshaus in Wien Das Kaliber CFB A1001 überzeugt mich mit seinen guten Gangwerten: In allen Lagen, bei Vollaufzug und Halbaufzug, ergibt sich ein sehr ordentliches Gangbild. Die Konstruktion des Aufzugs mit der aufwendigen Stoßsicherung ist technisch sehr ausgefallen. Lediglich seine Aufzugsleistung könnte besser sein. In einer kleinen Versuchsanordnung, bei der wir in der Werkstatt mehrere gängige Aufzugssysteme verschiedener Hersteller verglichen haben, war der von Carl F. Bucherer der lethargische, das war schon mit bloßem Auge zu erkennen. Während zentral gelagerte Rotoren auf beinahe jede noch so feine Bewegung reagierten, verharrte die Schwingmasse unserer Testuhr stoisch in ihrer Position. Ich glaube, dass ein normaler Umgang mit der Patravi zu keinen Problemen führen wird, doch sollte sich jemand wirklich wenig bewegen, dann würde ich mich dafür nicht verbürgen wollen. 70 Chronos 05.2010 WWW.WATCHTIME.NET

TESTERGEBNIS CARL F. BUCHERER PATRAVI EVOTEC DAYDATE ARMBAND UND SCHLIESSE (max. 10 Punkte) Gut verarbeitetes, dick gefüttertes Kalbslederband mit weißen Nähten. Das System der Faltschließe erspart ein Bohren von Löchern in das Band, was wiederum der Optik zu Gute kommt...9 BEDIENUNG (5) Die Krone liegt gut in der Hand. Über die Kronenposition zwei können Datum und Wochentag gestellt werden; pro Schritt benötigt die Krone allerdings drei bis vier volle Umdrehungen...4 GEHÄUSE (10) Das dreiteilige Stahlgehäuse mit dicker Gummilünette ist gut verarbeitet, sogar die Innenseiten der Hörner sind poliert...9 DESIGN (15) Eigenständige, wiedererkennbare Gestaltung weitab vom Mainstream, ästhetisch sehr gelungen. Die Gehäuseform wird vom Rahmen der kleinen Sekunde wieder auf - gegriffen...14 ABLESBARKEIT (5) Beidseitig entspiegeltes Saphirglas, Leuchtmasse und guter Kontrast Zeiger/Zifferblatt sorgen für ein problemloses Ablesen der Uhrzeit, allerdings verdecken die Zeigerspitzen mitunter Datum und Wochentag...4 TRAGEKOMFORT (10) Gehäusegröße und Doppelfaltschließe schränken den Komfort leicht ein. Trotzdem liegt die Patravi dank der weit unten sitzenden Bandbefestigung gut am Arm...8 WERK (20) Sehr schöne Werksarchitektur, gelungene dreidimensionale Dekoration. Gelungene Kombination aus traditionellen und neuartigen Elementen...16 GANGERGEBNIS (10) Guter mittlerer Gang, aber Ausreißer in der wichtigen Lage Zifferblatt unten...7 GEGENWERT (15) Auch, wenn der Preis erst kürzlich von 10600 auf 9400 Euro gesenkt wurde, ist er immer noch mutig für eine Dreizeigeruhr mit Tag- und Datumsanzeige. Es muss sich erst noch zeigen, wie sehr sich die Uhren mit Manufakturkaliber von Carl F. Bucherer bei der weltweiten Uhrengemeinde etablieren werden...11 CHRONOS-WERTUNG 82 Punkte Shock Absorption). Die Rotorlagerung erfolgt mit Hilfe DLC- ( diamond-like carbon ) beschichteter Rollen, die ihrerseits in Kugellagern geführt werden. Die Kugellager-Rollen-Baugruppen wiederum sind auf beweglichen Wippen montiert, die durch Federarme exakt positioniert werden. Die Justierung einer solchen Wippe erfolgt durch einen Exzenter. Die kinetische Energie der Schwungmasse leitet ein Übertragungsrad an das Aufzugsgetriebe weiter. Dieses Übertragungsrad ist mit zwei Incabloc-Stoßsicherungen ausgestattet, damit dessen Achse bei einem Schlag nicht brechen kann und der Kontakt zum Rotor immer gewährleistet bleibt. Bei heftigen Stößen limitieren die Brückenwände die radialen Auslenkungen der Schwungmasse. Das axiale Spiel des Rotors begrenzen wiederum spezielle Schrauben; auf diese Weise kann der Rotor nicht gegen den Gehäuseboden schlagen. Wirklich gelungen ist das Kaliberdesign, das, wie im Pflichtenheft gefordert, besten Einblick ins Werk gestattet. Und der lohnt sich: Das CFB A1001 geht eigene Wege, abseits der klassischen Werksarchitektur. Eine neue Formensprache ist das, die der berechtigten Forderung nach zeitgemäßen Alternativen zu einer traditionellen Oberflächenveredelung mehr als gerecht wird. Auch bei der Feinregulierung hat sich Carl F. Bucherer etwas einfallen lassen: Das Central Dual Adjusting System, kurz: CDAS, verhindert, dass sich der Rückerzeiger und der bewegliche Spiralklötzchenträger bei gröberen Stöße verschieben. Carl F. Bucherer Patravi EvoTec DayDate TEST KEINE PROBLEME BEIM TRAGETEST Einmal eingestellt, kann das System später nur durch die Verwendung eines eigens dafür gestalteten Schlüssels manipuliert werden. Michael Bernaschek fand das eine gute Idee, merkte aber kritisch an, dass solche Systeme auch einen Nachteil haben können. Der Magnetismus, so der Wiener Uhrmacher, ist heute der Feind Nummer eins der mechanischen Uhr. Gerade wenn sich sehr viel Stahl in unmittelbarer Nähe der Hemmung ansammelt, dann wirkt dieser wie ein großer Speicher für den Magnetismus und beeinflusst die Hemmung nachhaltig. Unsere Testuhr war frei von derartigen Einflüssen, da sie wie jede andere Uhr vor den Tests auf der elektronischen Zeitwaage entmagnetisiert worden war. Diese zeigte ein zufriedenstellendes Gangbild sowohl bei Vollaufzug als auch nach 24 Stunden ohne weitere Zufuhr von Energie ans Federhaus. Lediglich der Ausreißer ins Minus in der Position Zifferblatt unten trübt das ansonsten positive Gangbild. Der Praxis-Tragetest verlief problemlos: Die Patravi EvoTec DayDate blieb auch nach mehereren Tagen reiner Schreibtischarbeit niemals stehen. Mit einem leichten Vorgang von wenigen Sekunden am Tag darf man sehr zufrieden sein. Der Tragetest zeigte außerdem, dass die Uhr all das leistet, was sie leisten muss: Die Uhrzeit ist dank entspiegeltem Saphirglas stets gut abzulesen, Großdatum und Wochentag auch, solange sie nicht von den Zeigerspitzen überdeckt werden. Das Gehäuse mit seiner dicken Gummilünette ist in allen Belangen perfekt verarbeitet; überhaupt ist die Haptik bei den Uhren von Carl F. Bucherer immer eine Freude: Wenn man Gehäuse und Armband durch die Finger gleiten lässt, spürt man, wie gut das alles verarbeitet ist. Carl F. Bucherer zeigt mit der Präsentation seines ersten Manufakturkalibers, dass neue Uhrwerke sich nicht zwangsläufig am Traditionellen orientieren müssen. Die Kombination von Erprobtem Hemmung und Regulierung und Neuartigem Uhrwerksdesign und peripherer Aufzugsrotor machen Lust auf weitere Ausbaustufen dieses Uhrwerks. Die Patravi EvoTec DayDate passt sowohl als tickende Erweiterung in eine gut sortierte Uhrensammlung als auch einfach ans Handgelenk, wenn man eine Armbanduhr sucht, die sich durch Klasse aus der Masse hervorhebt 05.2010 Chronos 71