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Samstag, 04. August 2018, 10:00 Uhr ~8 Minuten Lesezeit Die System- Propaganda Sind Demokratie und Marktwirtschaft gemeinsam zu haben? Teil 2/5. von Nina Forberger Foto: Elnur/Shutterstock.com Die Vorstellung, dass Demokratie und Marktwirtschaft wie ein Zwillingspaar untrennbar zusammengehören, erscheint uns nahezu selbstverständlich. Offenbar ist die Sache klar: Spätestens mit dem Untergang der Sowjetunion landete das begriffliche Gegenpaar, also Diktatur und Planwirtschaft, auf der Müllhalde der Geschichte. Demokratie und Marktwirtschaft gingen hingegen als Sieger aus dem Kampf der Systeme hervor. Da beide Begriffe historisch gemeinsam überlebten, gelten sie nahezu unhinterfragt als zusammengehörig.

Märkte in der Antike Die Anfänge des Marktes sind im Unterschied zum Mythos mit Krieg, Ausbeutung und Plünderung verbunden und haben ihren Ursprung im antiken Griechenland. Noch bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. spielten dort Münzgeld und Handel keine Rolle. In der Aristokratie war der Handel verpönt, der Reichtum wurde auf den eigenen Ländereien erwirtschaftet und zur Schau gestellt. Die Bauern auf dem Land produzierten für ihren Eigenbedarf und mussten darüber hinaus Steuern in Form von Naturalabgaben zahlen. Das bedeutete, sie gaben einen Teil ihrer Ernteerträge an den Staat ab und dieser versorgte damit die Beamten in den Städten und die Soldaten. Diese Wirtschaftsform begrenzte auch Zeit und Umfang der Kriege. Es gab kein professionell ausgebildetes stehendes Heer. Die griechischen Armeen bestanden aus Bauern, die zur Aussaat oder Ernte wieder in der Heimat helfen mussten. Außerdem konnte auch keine langfristige Versorgung der Soldaten sichergestellt werden. Nur Plünderungen konnten den Feldzug um einige Tage verlängern, aber grundsätzlich schränkten die beiden genannten Faktoren die Dauer eines Krieges ein. Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass die Soldaten mit Naturalien bezahlt wurden. Diese waren meist durch Plünderung erlangte Güter. Das machte den Krieg nur in ausgewählten Regionen möglich. Diese Verhältnisse änderten sich, als der Staat im 6. Jahrhundert v. Chr. begann, Münzen aus Silber prägen zu lassen. Das Silber wiederum stammte zum überwiegenden Teil aus den Minen von Laurion, 60 km von Athen entfernt. Dort schufteten Sklaven unter unwürdigsten Bedingungen, oft bis zum Tod. Die aus Silber geprägten Münzen wurden zum alleinigen Zahlungsmittel erklärt, mit dem die Steuern zu entrichten waren. Hierdurch waren die

Bauern gezwungen, ihre Ernteüberschüsse auf einem künstlich geschaffenen Markt zu verkaufen, um so an die zur Steuerzahlung benötigten Münzen zu gelangen. Mit den eingenommenen Münzen bezahlte der Staat seine Soldaten, die sich wiederum auf den neu entstandenen Märkten versorgen konnten. Dieses Dreieckssystem aus Silber, Sklaverei und Krieg bildete den Kern der ersten Marktwirtschaft. (2) Dieses ausgeklügelte Prinzip entkoppelte die Kriegsführung zeitlich und örtlich von den bisherigen Beschränkungen. Die Kriege konnten ausgeweitet werden, nach den Eroberungen wurden neue Sklaven verschleppt und es entstand eine Spirale aus mehr Krieg, mehr Sklaven, mehr Silber, mehr Münzen, mehr Markt. Dieser sich selbst tragende Komplex war auch die Grundlage für die Schaffung des Großreiches unter Alexander dem Großen (356 v. Chr. - 323 v. Chr.) und für die Expansion des römischen Imperiums. Mit dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr. und dem Übergang ins Mittelalter brach der Geld-Krieg-Komplex zusammen. Die Bauern kehrten überwiegend zur Subsistenzwirtschaft zurück und leisteten ihre Abgaben an Kirche und Lehnsherr wieder in Naturalien. Aus Westeuropa verschwanden regionale Märkte und Münzgeld weitestgehend. Lediglich der Fernhandel mit Luxusgütern wurde weiterhin mit Münzgeld abgewickelt, wobei dieser vor allem in den Händen reicher Handelsfamilien aus Venedig, Genua und Florenz lag. Am Beispiel Venedigs lässt sich sehr gut zeigen, dass es zwischen wirtschaftlicher und militärischer Macht praktisch keinen Unterschied gab. Die venezianische Handelsflotte war gleichzeitig eine Kriegsmarine. Mit den aus dem Fernhandel erwirtschafteten Gewinnen wurden Söldner eingekauft, die die jeweils nächste Expedition kriegerisch unterstützen. Auf diese Weise schuf Venedig gewaltsam Handelsmonopole, die weitere Gewinne einbrachten (3).

Die Keimzelle einer neuen Weltordnung lag hierin begründet. Wiederbelebung der Märkte seit der frühen Neuzeit Über das, was letztlich ausschlaggebend für den Aufstieg des Systems war, das wir heute je nach ideologischem Blickwinkel als Kapitalismus oder freie Marktwirtschaft bezeichnen, gibt es unterschiedliche Ansichten. Karl Marx (1818-1883) zum Beispiel sah die Ursprünge in der industriellen Revolution und in dem grundlegenden Gesellschaftswandel begründet, den er ursprüngliche Akkumulation nannte. Max Weber (1864-1920), der Begründer der Soziologie, hielt die Reformation und die protestantische Arbeitsethik für die grundlegende Voraussetzung der Ausbreitung des Kapitalismus. Liberale Wirtschaftstheoretiker wiederum setzen das bereits erwähnte Werk von Adam Smith aus dem Jahr 1776, Der Wohlstand der Nationen, an den Beginn. Robert Boyer (geb. 1943), französischer Wirtschaftshistoriker, sieht hingegen die Anfänge des Kapitalismus in den Kaufleuten von Venedig und Brügge. Auf jeden Fall sind die Ursachen komplex und miteinander verwoben. Gleichwohl haben zwei Ereignisse eine besondere Bedeutung: 1453 fiel Konstantinopel an das Osmanische Reich. Dadurch waren für Europa die alten Fernhandelsrouten nach Asien und in den Orient nicht mehr auf dem Landweg zugänglich, sodass risikoreich nach Alternativen, die nur auf dem Seeweg liegen konnten, gesucht wurde. Diese Suche mündete letztendlich 1492 in der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus auf dem Westweg. Entscheidend waren zwei Merkmale dieser Unternehmungen: Sie wurden auf Kredit vorfinanziert und Kreditgeber

waren nicht Staaten, sondern Privatpersonen. Diese verlangten eine verzinste Rückzahlung des Kredites. Um diese Rückzahlungen tätigen zu können, mussten die entdeckten Gebiete mitsamt ihrer einheimischen Bevölkerung und der Naturschätze ausgebeutet und geplündert werden. Die Kreditgeber konnten die verzinste Rückzahlung anschließend in neue, größere Unternehmungen investieren und ein Teufelskreis aus expandierendem Wachstum entstand. Der bereits aus der Antike bekannte Geld-Krieg-Komplex ließ somit die Märkte wieder entstehen. Er wurde nun getragen von neuen Silberfunden, zum Beispiel im Erzgebirge. Der Begriff des Talers, abgeleitet vom Silber aus dem erzgebirgischen Joachimstal, zeugt noch heute davon. Neue Dimensionen erreichte der Geld-Krieg-Komplex, der den Kreislauf aus Wachstum und der Schaffung von Märkten anschob, durch das Gold und Silber aus Amerika. Der wesentliche Unterschied zur Antike war jedoch, dass die Edelmetalle nun in den Händen von Privatleuten konzentriert waren und die Geldvermehrung zum Selbstzweck wurde. Der Staat war nicht mehr die treibende Kraft des Ganzen, sondern wurde selbst zum Getriebenen. Der aus dem Kreislauf hervorgegangene neue Wohlstand sorgte in den Hauptstädten Europas für einen unbeschwerten Lebensstil des Bürgertums. Doch dieser Wohlstand ging auf Kosten der Menschen auf der anderen Seite der Erde und neue Märkte wurden nicht friedlich zum Vorteil aller erschlossen, aufgrund des vermeintlich natürlichen Drangs zum Handeln. Vielmehr basierte der geschaffene Wohlstand ebenso wie in der Antike auf Gewalt und Plünderung. Hier ist beispielhaft das Massaker an der indonesischen Bevölkerung im Jahr 1621 zu nennen. Die Holländer entdeckten den Reichtum an Muskatnüssen auf den indonesischen Banda-Inseln und hatten

großes Interesse an ihnen, denn der Handel damit erwies sich in Europa als äußerst lukrativ. Da die Indonesier allerdings nicht freiwillig ihr Land plündern ließen und den Holländern kein Monopol auf Muskatnüsse gewährten wollten, marschierte die gerade gegründete Niederländische Ostindien Company, genannt VOC, eine private Aktiengesellschaft, mit einem Söldnerheer ein. Dieses veranstaltete ein Massaker, welches von ursprünglich 15.000 Einwohnern nur 1.000 überlebten (4). Ein anderes Beispiel hängt mit der zunehmenden Elektrifizierung Europas seit dem 19. Jahrhundert zusammen. Hierfür wurden zwei Rohstoffe benötigt: Kupfer für die Stromleitungen und Kautschuk für den zur Isolierung benötigten Gummi. 1884 eroberte der belgische König Leopold ein Gebiet in Zentralafrika, das er Freistaat Kongo nannte. Der Kongo verfügte über ein reiches Vorkommen beider Rohstoffe. Doch bei der Kautschukgewinnung und beim Kupferabbau kamen aufgrund schlechtester Arbeitsbedingungen und unmenschlicher Befehle 10 Millionen Menschen ums Leben eine unvorstellbare Zahl (5). Die Begriffe, mit denen die Europäer und Amerikaner die Eroberung des Restes der Welt rechtfertigten, wechselten im Laufe der eher unheilvollen Geschichte. In Amerika erfolgte sie zunächst unter dem Deckmantel, den eroberten Menschen die wahre Religion, das Christentum, zu bringen. Die Barbareien, die später mit der Kolonialisierung einhergingen, geschahen dann im Namen der Zivilisation. Heute behaupten die Eroberer und Kriegstreiber, sie trügen die Heilsbotschaft des freien Marktes, die Demokratie oder ganz allgemein die westlichen Werte in die Welt. Kennzeichnend für all diese Begriffe ist die anmaßende und letztlich menschenverachtende Haltung, im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein, die fremden Völkern aufgezwungen werden darf. Dies ging und geht mit gewaltsamer Unterdrückung der Bevölkerung, mit der

Zerstörung der Natur und mit der Legitimation von Krieg zur Durchsetzung der eigenen Interessen einher. Krieg, Gewalt und Unterdrückung: Dies sind, ohne dass es einer näheren empirischen Untersuchung bedarf, mit Sicherheit keine Werte, die die Bevölkerung auch der wohlhabenden Länder mehrheitlich begrüßt. Wenn aber in den Ländern der westlichen Wertegemeinschaft die Staatsgewalt per Verfassung vom Volke selbst ausgeht, stellt sich die Frage: Warum gibt es weiterhin Krieg, Gewalt, Unterdrückung und zerstörerisches, unendliches Wirtschaftswachstum? In den weiteren Folgen dieser kleinen Serie soll daher untersucht werden, welche Rolle die Demokratie bei der gewaltsamen Ausdehnung der Märkte spielt. Quellen und Anmerkungen: (1) Graeber, David: Schulden. Die ersten 5000 Jahre, Stuttgart, 2012 (2) Scheidler, Fabian: Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation, Wien 2015 (3) Scheidler, Fabian: Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation, Wien 2015 (4) Scheidler, Fabian: Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation, Wien 2015 (5) Scheidler, Fabian: Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation, Wien 2015

Nina Forberger, Jahrgang 2001, ist Schülerin an einem sächsischen Gymnasium und hofft, dieses 2019 mit dem Abitur verlassen zu können. Ihre dann erlangte Freiheit möchte sie erst einmal im Ausland genießen. Sie ist eine junge Friedensbewegte, die in Zeiten von Kriegen und zerstörerischem Neoliberalismus in ihren Texten nicht nur analysieren und kritisieren, sondern vor allem zu Solidarität und Liebe aufrufen möchte. Sie ist Mitglied der Rubikon-Jugendredaktion und schreibt für die Kolumne Junge Federn (https://www.rubikon.news/kolumnen/jungefedern). Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de)) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.