REVIER SKREI IM WINTERWUNDERLAND Großdorsch-Angeln ist nichts für Weicheier, weiß Michael Simon. Gemeinsam mit einer deutsch-österreichischen Reisegruppe besuchte er Loppa Havfiske am Nuvsfjord in Nordnorwegen, um einen der kräftigen Wanderkabeljaus zu fangen. AUTOR Michael Simon FOTOS Michael Simon Trondheim Bergen Oslo 114
Große Skrei locken im Winter in den hohen Norden Norwegens Ende März zeigt sich der kleine Hafen in Nuvsvåg in seinem schönsten Winterkleid. Es ist kalt. Eis und Schnee bedecken nicht nur die Berggipfel, sondern auch am Straßenrand säumen weiße Massen den Weg von der Unterkunft zu den Booten. Winter, wie man sich ihn schöner nicht vorstellen kann. In der kalten Jahreszeit herrscht hier oben im Norden Hochkonjunktur. Der Grund dafür: Skrei! Unser Zielfisch für die kommende Woche. Startpunkt für die Jagd auf den Winterkabeljau ist Loppa Havfiske im kleinen Örtchen Nuvsvåg. Im Schatten des bekannten Großdorschziels Sørøya gelegen, lockt das Revier das ganze Jahr über mit einer herausragenden Fischerei auf Nordmeerräuber: Von Heilbutt, Rotbarsch, Seewolf und Köhler bis hin zum Skrei geht hier alles an die Haken. ALLER ANFANG IST SCHNEE Endlich geht es los. Unsere erste Ausfahrt gestaltet sich allerdings schwieriger und zäher als wir uns es erhoffen: Ein eisiger Wind weht uns um die Nase, ziemlich unruhige und raue See bringt das Boot zum Schwanken und ein Schneegestöber lässt nur noch 115
REVIER Beifang beim Skrei-Angeln: Der Autor mit 100-Pfund-Heilbutt die Umrisse von meinen beiden Mitanglern auf dem Boot erahnen. Und obendrein beißt kein Fisch. Kalte Finger und Eiszapfen im Bart mir reicht es für heute, denke ich und frage die anderen beiden, ob wir in den Hafen wollen. Da schallt Biss! über Deck. Die erste Rute ist krumm und biegt sich im Halbkreis. Im Augenwinkel sehe ich, dass sich auch die Spitze meines zweiten Mitstreiters Richtung Wasseroberfläche neigt Doppeldrill! Wie aus dem Nichts! Nach einigen wilden Fluchten erscheinen langsam zwei große weiße Flecken in der aufgewühlten See. Beide Fische landen sicher im Boot: 40 und 44 Pfund bringen die Skrei auf die Waage. Wahnsinn! Nach diesem Erlebnis nehmen wir Kurs Richtung Hafen und freuen uns auf eine warme Dusche. ERST SCHIPPEN, DANN ANGELN Der nächste Morgen begrüßt uns wieder mit Schnee. In der vergangenen Nacht schneite es so extrem, dass zunächst nicht ans Angeln zu denken ist. Vermieter und Campbetreiber Orjan Olsen räumt mit seiner Schneefräse den Weg frei, sodass wir sicher zum Liegeplatz kommen. Die Zwischenzeit nutzen wir, um uns im kleinen Supermarkt mit einem heißen Kaffee zu wärmen und weitere Infos über die Skrei- Fischerei zu bekommen. Leider erfahren wir, dass nachmittags ein Sturm aus Nordost aufzieht. Trotzdem wollen wir heute Fische fangen. Allerdings heißt es am Hafen erst einmal Schneeschippen, denn unsere Boote verstecken sich unter einer dicken Schicht Neuschnee. Auf dem Wasser: Wir befischen die Stelle vom Vortag. Gleich beim ersten Ablassen bekomme ich einen brachialen Biss auf einen Pilker. Ist das wohl mein erste Skrei der Tour?, frage ich mich. Nein, ist es nicht. Wie sich schnell herausstellt, hängt da etwas ganz anderes im XXL-Format am Haken. Nach einem harten und kräfteraubenden Drill lande ich meinen ersten Winterheilbutt. Ich freue mich riesig über diesen Ausnahmefisch, obwohl es nicht der Zielfisch war. Beim späteren Wiegen im Hafen bleibt die Waage erst bei glatten 100 Pfund stehen. Neben diesem Traumfisch fangen wir bis zum Sturm leider nur kleinere Dorsche und vereinzelt Skrei. SKREI, DER ETWAS ANDERE DORSCH Unsere Taktik beim Skrei-Fischen unterscheidet sich etwas vom herkömmlichen Dorschangeln. Eher selten treffen wir die Wanderfische in Grundnähe an. Sie ziehen in der gesamten Wassersäule umher. Somit müssen wir die Fische finden. Bei gu- Vor dem Angeln heißt es Schneeschippen Dorsche beißen im Fjord und auf den Offshore-Plätzen 116
ten Bedingungen hilft uns das Echolot, auf welchem sich die großen Schwärme gut erkennen lassen. In unserer Woche vor Ort waren die Bedingungen leider alles andere als gut. Wellen, Wind, Sturm und Schnee UNTERKUNFT UND BUCHUNGSINFO Falls Ihr jetzt auch Lust verspürt, auf Skrei-Tour in Loppa Havfiske zu gehen, dann könnt Ihr Eure Reise über DinTur buchen: Tel. (0351) 847 05 93, Fax (0351) 847 06 39, E-Mail: info@dintur.de Internet: www.dintur.de Preisbeispiel Loppa Havfiske: Reisezeit Skrei und Großdorsch von 1.3. bis 30.4.2018: Das Appartement für vier Personen sowie ein 22 Fuß Kaasbøll-Boot mit 115-PS-Außenborder, Echolot und Plotter kostet bei eigener Anreise ab 269 Euro pro Kopf. Eine Flugreise mit SAS oder Norwegian Air ab diversen deutschen Flughäfen, inklusive Transfer kostet im Appartement für vier Personen erschwerten nicht nur die Angelei, sondern auch das Auffinden der Fische. Daher angelten wir die komplette Wassersäule ab, um den fängigen Bereich herauszufinden. Mit Erfolg: Einige Skrei nahmen unsere Köder und Angelboot in 22 Fuß und 115 PS samt Echolot und Plotter ab 929 Euro. Optional sind auch Kabinenboote in 23 Fuß und mit 90-PS-Außenborder buchbar. Im kleinen Ort Nuvsvåg liegt Loppa Havfiske. Die Entfernung von den Unterkünften bis zum Hafen beträgt rund 500 Meter. Ein kleiner Supermarkt vor Ort führt alle wichtigen Dinge unter anderem auch Angelgerät. sogar auf 15 Metern Tiefe und das bei einer Gesamttiefe von rund 100 Metern. STABILES GERÄT UND DICKE KLEIDUNG In Sachen Köder setzten wir hauptsächlich auf große Gummifische und klassische Pilker in Bergmann-Form mit Gewichten von 200 bis 400 Gramm. Häufig wird behauptet, dass die Wanderdorsche auf ihrer Reise nicht fressen was ich nicht bestätigen kann. Eine ganz langsame Köderführung brachte uns die besten Erfolge, sodass die Fische die Köder sogar komplett inhalierten. Auch beim Gerät sind keine Experimente gefragt. Robust und zuverlässig sollten Ruten und Rollen sein. Eine 30-Pfund-Bootsrute in Kombination mit einer hochwertigen Stationär- oder Multirolle mit ausreichend 0,23er Geflochtener darf es zum Skrei-Fischen sein. Da in Nordnorwegen auch Ende März noch tiefster Winter herrscht, solltet Ihr ausrei-
REVIER Großes Bild: Floater, Mütze, Handschuhe und solides Gerät sind beim Skrei-Angeln Pflicht Kleines Bild: Großgummis und dicke Eisen sind die erste Wahl im Winter chend warme Kleidung einpacken. Ganz wichtig: Floater, Thermostiefel, Handschuhe und Mütze. FISCH VOR DER TÜR Aber zurück zum Fisch: Zwar lassen die Bedingungen eine weite Ausfahrt zu den interessanten Plätzen noch nicht zu, dennoch angeln und fangen wir. Im Nuvsfjord, unmittelbar vor der Anlage, findet sich immer ein geschützter Platz zum Angeln. Hier gehen uns gute Dorsche, zahlreiche Seewölfe, Rotbarsche und sogar drei weiter Heilbutte bis 25 Kilo an die Haken. Unseren Zielfisch, den Skrei, verlieren wir trotzdem nicht aus den Augen und hoffen am letzten Tag auf eine weitere Gelegenheit. EINE CHANCE UND EIN DICKES ENDE Diese eine letzte Möglichkeit haben wir tatsächlich am letzten Angeltag. Der Wind legt sich. Wellen und Dünung nehmen ab. Heute wollen wir etwas weiter raus und die heißen Ecken abfischen. Noch habe ich keinen Fisch der Begierde: Skrei vom Breivikbotn Die gut motorisierten Aluboote bringen einen sicher zum Fisch und zurück 118
1x im Jahr für nur 6,90 Satte 52-Pfund brachte der größte Skrei von Martin Kies auf die Waage Skrei gefangen und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. An der Spitze von Silda und am Breivikbotn erleben wir eine sensationelle Meeresangelei. Biss folgt auf Biss. Und auch die Größen sind beachtlich: Viele Fische zwischen 30 und 40 Pfund landen an Deck, sogar drei Ü-40er sind dabei. Den Vogel schießt allerdings Martin Kies mit einem Skrei von satten 52 Pfund ab. Mit diesen Erlebnissen im Gepäck sind die Sturmtage schnell vergessen und ein herrlicher Angeltag geht zu Ende. Dieser letzte Tag meint es wirklich gut mit uns. Im Hafen angekommen, reißt der Himmel auf und zeigt uns ein echtes Naturschauspiel. Das magische Polarlicht zieht uns in seinen Bann und schimmert in grünen Farben am Abendhimmel. Die mit Schnee bedeckten Berge und Polarlichter bilden eine wunderbare Szenerie, die uns den Muskelkater in den Armen fast vergessen lässt. DREI FÜR SKREI W N O S 10 km 2 Hasvik 1 Sandland Europäisches Nordmeer 3 Stjernøya Nuvsvåg Bergsfjord Øksfjord FOTO Fotolia JETZT AM KIOSK FÜR NUR 6,90! An der Nordspitze von Silda bissen die 40-Pfünder vom ersten Tag. N70 24.936 E21 43.256 Am Breivikbotn vor Sørøya ginge viele Skrei ans Band auch der Topfisch von Martin Kies. N70 32.061 E21 47.499 1 2 3 Der Nuvsfjord-Ausgang ist eine gute Stelle für Heilbutt und Dorsch. N70 18.777 E22 10.143 Oder bestellen unter: Tel.: 089 / 139 28 42 30 leserservice@mup-verlag.de www.ruteundrolle.de