Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. Infobrief 06 / 10 1. Juni 2010 Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen, sehr geehrte Damen und Herren, der aktuelle Rundbrief des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg informiert Sie über folgende Themen: 1. Dorfkirche des Monats Juni - Lichterfelde (TF) 2. Wiederentdecktes Messbuch in Buckow (HVL) - Frühlingskonzert 3. Taufengel wieder in der Groß Breesener Kirche (SPN) 4. Innenraumsanierung der Dorfkirche Schönebeck (PR) beginnt 5. Wiedereröffnung der Dorfkirche Groß Ziescht (TF) 6. Tornado beschädigt Klosterkirche in Mühlberg (EE) 7. Tagung Ländliche Strukturentwicklung ein Kulturereignis?" 8. Link des Monats - www.rettet-bochumer-kirchen.de Dorfkirche des Monats Juni - Dorfkirche Lichterfelde (TF) Der Fläming, ein leichter Höhenzug zwischen Wittenberg und Treuenbrietzen, Dahme und Baruth, verdankt seinen Namen den Siedlern, die sich im Zuge der Ostkolonisation hier niederließen. Unter Markgraf Albrecht dem Bären und Erzbischof Wichmann von Magdeburg waren es hauptsächlich niederländische Bauern - Flamen - die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hier planmäßig Dörfer anlegten und begannen, Kirchen aus gleichmäßig behauenen Feldsteinquadern zu errichten.
In dieser Zeit wird auch der Ursprung des 1279 erstmals urkundlich erwähnten Dorfes Lichterfelde liegen, wie auch der Ortsname verrät. Vermutlich brachten ihn die Siedler aus ihrer Heimat mit. Noch heute gibt es in der inzwischen zu Belgien gehörenden Region Flandern eine Kleinstadt namens Lichtervelde. Das Lichterfelder Kirchengebäude ist eine einfache Chorquadratkirche aus dem frühen 13. Jahrhundert. Dem relativ kurzen Schiff ist nach Osten ein nahezu quadratischer Raum, der Chor, angefügt. Eine ursprünglich vorhandene Apsis wurde später abgebrochen. Der Westgiebel wurde, vielleicht nach Zerstörungen des 30-jährigen Krieges, 1679 in Backstein erneuert. Der bescheidene hölzerne Dachturm erhielt seine jetzige Form erst im 19. Jahrhundert. Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Lichterfelder Kirche kaum noch für Gottesdienste genutzt. Reparaturen wurden nicht mehr ausgeführt, der Verfall begann und beschleunigte sich immer mehr. An der Südwestecke des Kirchenschiffes hat sich ein breiter Riss im Mauerwerk gebildet, der sich ständig ausweitet. Eine bauaufsichtliche Sperrung wurde bereits in Aussicht gestellt. Notdürftige Reparaturen wurden von der Gemeinde immer wieder selbst vorgenommen. So erhielt in den siebziger Jahren der Turmaufsatz eine Verkleidung mit Asbestplatten, um die Holzkonstruktion vor Feuchtigkeit zu schützen. Durch Abtragen des Bodens wurde verhindert, dass aufsteigende Nässe weiterhin das Mauerwerk schädigt. Doch eine umfassende Instandsetzung des Kirchengebäudes ist inzwischen unvermeidbar geworden, will man sie nicht dem endgültigen Verfall preisgeben. Trotz der geringen Einwohnerzahl - nur etwa 75 Menschen leben in Lichterfelde - ist der Ort ein sehr lebendiges Dorf. Ein von einem Förderverein ausgebauter denkmalgeschützter Oberlaubenstall von 1825 ist zu einem Kulturzentrum geworden, das weit in die Region ausstrahlt. Hier finden Sitzungen der Gesamtgemeinde Niederer Fläming statt, hier finden Theater- und Filmvorführungen, Konzerte und Lesungen, Dorffeste und gesellige Veranstaltungen statt. Auch aus touristischer Sicht ist Lichterfelde interessant. Der inzwischen stark frequentierte "Fläming Skate" führt nicht am Dorf vorbei und soll im nächsten Jahr einen Abzweig nach Lichterfelde bekommen. Nur die Kirche, das älteste Gebäude im Dorf, führt weiterhin ein Schattendasein. Engagierte Bürger hoben deshalb im November 2009 mit immerhin fünfzehn Gründungsmitgliedern den "Förderverein Sanierung Lichterfelder Dorfkirche" aus der Taufe. Ein bereits aus dem Jahr 2004 stammendes Sanierungskonzept liegt vor und sieht drei Bauabschnitte vor. Zuerst muss die Turmkonstruktion instandgesetzt instand gesetzt werden, dann könnte die Sanierung von Langhaus und Chor einschließlich des Kirchendaches folgen. Letzter Schritt wäre eine Sanierung des Innenraumes, der inzwischen ebenfalls arg in Mitleidenschaft gezogen ist. Der Weg zur völligen Wiederherstellung der Lichterfelder Kirche ist also noch weit. Aber die Ideen der Mitglieder des neuen Vereins sind vielfältig. Mit dem Förderverein des Oberlaubenstalls gibt es bereits konkrete Pläne für eine zukünftige Nutzung der beiden historischen Gebäude innerhalb eines touristischen Gesamtkonzeptes. Informationen über: Förderverein Sanierung Lichterfelder Dorfkirche e.v.; Frederik van der Kooi; Dorfstr. 9; OT Lichterfelde; 14913 Niederer Fläming
Wiederentdecktes Messbuch in Buckow (HVL) - Frühlingskonzert Der heutige Leiter des Rathenower Frauenchores Hermann Tressel barg 1946 aus dem Schutt im Innenraum der Dorfkirche Buckow bei Nennhausen (Landkreis Havelland) ein altes Messbuch, das er nun dem Förderverein "Wallfahrtskirche zu Buckow" e.v. übergab. Das Fragment eines Missale aus dem Jahr 1516 wird in Zukunft im Domstiftsarchiv der Stadt Brandenburg aufbewahrt werden. Zuvor wird es im Rahmen eines Frühlingskonzertes in der Buckower Kirche noch einmal der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Konzert mit dem Rathenower Frauenchor unter der Leitung von Hermann Dressel findet am Sonntag, dem 6. Juni um 16 Uhr statt. Taufengel wieder in der Groß Breesener Kirche (SPN) Foto: Lausitzer Rundschau Am Pfingstsonntag, dem 23. Mai wurde mit Hilfe des restaurierten Taufengels in der Dorfkirche Groß Breesen (Landkreis Spree-Neiße) erstmals wieder eine Taufe vollzogen. Der Taufengel von sehr guter bildhauerischer Qualität wurde 1705 gestiftet. Bereits 1732 riss nach nur 27-jährigem Gebrauch das Seil der Aufhängung und der Engel stürzte ab. Seitdem lagerte er beschädigt auf dem Dachboden der Kirche. Im Zuge der umfassenden Restaurierung wurde er gründlich gereinigt und von Holzschutzmitteln entgiftet. Fehlende Teile wurden behutsam ergänzt. Zur Finanzierung der etwa 18.000 Euro teuren Reparatur kann auch der Förderkreis Alte Kirchen mit Spenden aus der Aktion "Menschen helfen Engeln" beitragen. Innenraumsanierung der Dorfkirche Schönebeck (PR) beginnt
Mitte Mai begannen die Arbeiten zur Sanierung des Innenraumes der Dorfkirche Schönebeck (Landkreis Prignitz). Im vergangenen Jahr konnte die Außenhaut des aus dem Jahr 1660 stammenden Fachwerkbaus umfassend instandgesetzt werden. An der Finanzierung beteiligte sich auch der Förderkreis Alte Kirchen. Bevor nun wieder Gerüste im Innenraum aufgestellt werden, besuchten über 100 Zuhörer ein Konzert der Bigband der Kreismusikschule Prignitz im Rahmen der Reihe "Musikschulen öffnen Kirchen". Wiedereröffnung der Dorfkirche Groß Ziescht (TF) Nach mehr als zehnmonatiger Bauzeit begehen die Kirchengemeinde und der Förderverein Groß Ziescht e.v. (Landkreis Teltow-Fläming) mit einem Festgottesdienst am Sonntag, dem 6. Juni um 14.30 Uhr die Wiedereinweihung der sanierten Dorfkirche. Dach und Dachstuhl konnten instandgesetzt, das Turmfachwerk erneuert, Fassade und Fenster saniert werden. Der Innenraum erhielt einen neuen Anstrich. Die Orgel wurde restauriert. Im Anschluss an den Gottesdienst findet um 16.30 Uhr ein Orgelkonzert mit Tobias Scheetz statt. Tornado beschädigt Klosterkirche in Mühlberg (EE) Bei einem schweren Tornado am Pfingstmontag, dem 24. Mai erlitten in der südbrandenburgischen Stadt Mühlberg (Landkreis Elbe-Elster) etwa 80 Prozent Sturmschäden. In Mitleidenschaft gezogen ist auch die Klosterkirche St. Maria des ehemaligen Zisterziensernonnenklosters "Güldenstern" aus dem 13. Jahrhundert, deren gerade restaurierte Turmspitze abstürzte. Zerstört wurde weitgehend auch der Klostergarten. Auch das ab 1545 durch Herzog Moritz von Sachsen errichtete Schloss der Stadt ist erheblich beschädigt worden. Tagung Ländliche Strukturentwicklung ein Kulturereignis?" Am 24. / 25. Juni findet in Stendal eine Tagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalpflege zum Thema Ländliche Strukturentwicklung ein Kulturereignis? statt. In allen Regionen Deutschlands sind seit Jahrzehnten die Verluste an den historischen Dorfstrukturen und ihren landwirtschaftlichen Bauten zu beobachten. Außerdem verändern Flurbereinigungen sowie die Ausrichtung der Land- und Forstwirtschaft auf maschinelle Bearbeitung zunehmend das Erscheinungsbild der historischen Kulturlandschaften. Diese Veränderungen sind mit Blick auf den enormen technischen Fortschritt in der Agrarwirtschaft noch nicht abgeschlossen. In den strukturschwachen Regionen Deutschlands werden überdies die Folgen der Abwanderung und des demographischen Wandels im ländlichen Raum sichtbar. In dieser Tagung soll thematisiert werden, wie sich der Wandel der Agrar- und Bevölkerungsstruktur im ländlichen Raum auf schutzwürdige Kulturlandschaften, Dorfstrukturen und auf Kulturdenkmale auswirkt. Zum anderen soll über die Rolle, die unser kulturelles Erbe bei der Stabilisierung der ländlichen Räume spielen kann und sollte, gemeinsam nachgedacht werden. Der Veranstaltungsort Stendal liegt in der Altmark, einer Region, die den Herausforderungen des beschriebenen Strukturwandels mit der festen Überzeugung begegnet, dass die gebauten und flächenhaften Kulturdenkmale ein Zukunftspotential als ideelle und ökonomische Entwicklungsgrundlagen darstellen.
Das Tagungsprogramm finden Sie unter www.dnk.de. Weitere Informationen über Frau Flossdorf; Tel.: (02 28) 99 681-35 58; E-Mail: Caecilie.Flossdorf@bkm.bmi.bund.de Link des Monats - www.rettet-bochumer-kirchen.de Immer häufiger sind seit einigen Jahren bedrohliche Pressemeldungen über Kirchenschließungen gerade in katholischen Bistümern Deutschlands. Im Januar 2006 ließ der Bischof des katholischen "Ruhrbistums" Essen Felix Genn in allen Kirchen ein "Bischofswort zur neuen Pfarreienstruktur" verlesen. Demnach sollen die insgesamt 249 Pfarrgemeinden des Bistums Essen innerhalb von nur zwei Jahren zu 42 Pfarreien zusammengelegt werden, 96 von 350 Kirchen will das Bistum aufgeben. Damit sollen pro Jahr rund 15 Millionen Euro eingespart werden. Unter den Katholiken regt sich Widerstand. Fördervereine werden gegründet, Mahnwachen organisiert, in einigen Kirchen finden tägliche Abendandachten statt. An der bischöflichen Entscheidung ändert dies nicht. Allein in Bochum gehören 16 Gotteshäuser zu den "weiteren Kirchen" - so der amtliche Terminus für die abgeschriebenen Gebäude. Schnell formiert sich in der Stadt eine Bürgerbewegung "Rettet Bochumer Kirchen!", die bis heute für den Erhalt der bedrohten Kirchenbauten kämpft. Auf ihrer Internetseite www.rettet-bochumer-kirchen.de bietet die Initiative umfangreiche Informationen zur Situation im Bistum Essen und in anderen Regionen sowie ein umfangreiches Pressearchiv über die Aufgabe von Kirchengebäuden in Deutschland. Zwischen der Bürgerinitiative in Bochum und dem Förderkreis Alte Kirchen gibt es seit langem gute Kontakte. Wir wünschen den engagierten Menschen im Ruhrgebiet viel Erfolg bei ihren Bemühungen, Bochumer Kirchengebäude vor dem Abriss bzw. der Profanierung zu bewahren! Mit freundlichen Grüßen Ihr Bernd Janowski P.S. Wir würden uns freuen, wenn wir über die elektronischen Rundbriefe auch die Kommunikation und den Gedankenaustausch zwischen den Freunden der brandenburgischen Dorfkirchen anregen können. Für Rückmeldungen, Hinweise, Terminankündigungen etc. sind wir Ihnen dankbar. Wenn Sie diesen Rundbrief nicht mehr empfangen möchten, schicken Sie eine kurze Nachricht an: altekirchen@aol.com.