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Kreuzzeichen L.: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes A.: Amen.

Transkript:

1 8.6. 2014 Pfingsten Röm 8, 1-11 Wir haben drei große Feste in unserer Kirche, die uns drei lange Wochenenden bescheren. Der Staat ist so freundlich und schenkt uns zu Weihnachten, zu Ostern und zu Pfingsten einen jeweils zweiten Feiertag. Er schenkt ihn denjenigen, die sich zu ihrer christlichen Kirche bekennen genauso wie denjenigen, die dieser Kirche den Rücken gekehrt haben oder nie Bezug zu ihr gefunden haben. Drei große Feste, deren Freie Tage wir gerne annehmen. Drei große Feste, die uns auf den Weg bringen in unserem Leben mehr zu sehen, als das, was wir selber vor Augen haben. Gehen wir ein halbes Jahr zurück. Weihnachten. Weihnachten feiern wir den Anfang eines neues Weges Gottes mit den Menschen. Es ist das Fest der Liebe und der Freude. Gottes Liebe zu den Menschen wird sichtbar in einem Menschen. Gottes Weg in die Dunkelheit des Lebens, in die Nächte der Menschen, in ihre Armut wird lebendig. Wir haben daraus ein Familienfest gemacht, an dem wir uns beschenken, an dem wir hohe Erwartungen an Liebe und Frieden knüpfen. Die Weihnachtsbotschaft verkündet diesen Frieden. Die Frage ist nur ob wir uns danach richten, ob wir in unserem Leben den Weg so gehen können, wie Gott ihn vorangegangen ist. Das nächste Fest: Ostern. Es ist das Fest des neuen Lebens. Karfreitag, das ist der Tag an dem wir den Lebensweg Jesu erinnern. Seinen Leidensweg, seinen Kreuzweg. Aber es ist auch ein Tag an dem wir das Leiden der Welt im Blick haben, an dem wir nach den Kreuzen im ganz persönlichen Leben

2 fragen. Und dieser Tag wirkt nach, am Ostersamstag. Stiller Samstag wird er genannt, selbst wenn er im Alltag nicht still ist. Und dann der Ostermorgen: diese unglaubliche Botschaft von dem neuen Leben, von der Überwindung des Todes, vom Durchbruch des Lebens über allen Tod hinaus. Hoffnungsfest will Ostern sein, ein Fest mit ungeheurer Kraft, die kein buntes Schokoladenei je weitergeben kann. Und nun das Pfingstfest. Und da fangen die Probleme an. Dieses Fest ist so ungeheuer schwer zu verstehen. Es ist so völlig ungreifbar. Weihnachten und Ostern hat die Industrie für sich entdeckt, kann daraus auch wirtschaftlich etwas machen. Doch Pfingsten, was kann man da schon vermarkten? Kein Weihnachtsmann, kein Osterhase, nichts, was man fassen und in Schokolade gießen kann. Es geht um den Geist, den Geist, der wie der Wind weht, wo er will. Schon vom Ansatz des Festes ist ein Be-greifen - ich meine jetzt das BE-Greifen im wahrsten Sinne des Wortes - nicht vorgesehen. Es ist ein Fest an dem es nicht darum geht, Gott wieder in etwas menschlichem zu offenbaren. Weihnachten der Mensch Jesus Christus, die Bewegung der Hirten und Könige, Ostern, das offene Grab, die Begegnungen mit den Jüngern. Das können wir nachvollziehen, nacherleben. Pfingsten ist das anders. DA wird deutlich, Gott ist nicht zu begrenzen, Gott kann man nicht festhalten in bestimmten Ereignissen, er greift weit darüber hinaus. Er bleibt nicht einmal stecken in seinem Sohn, wenn ich das mal so ausdrücken darf, sondern er entgrenzt sein Wirken in der Welt.

3 In der Pfingstlesung wird das auf eine ganz eigene Weise deutlich. Die Jünger ziehen sich zurück in ihr Haus. Sie ziehen sich zurück auf sich selber. Sie wollen in ihren Erinnerungen bleiben, wollen in ihren Erfahrungen mit Jesus verharren. Was sie dabei tun ist, dass sie ganz bei sich bleiben. Ich und meine Welt. Wir und unsere Welt. Mehr nicht. Dann haben wir doch alles. Die Botschaft Gottes im Herzen, die gemachten Erfahrungen mit Jesus, was brauchen wir mehr. Die Welt muss uns doch nicht interessieren. Wir bleiben mal schön unter uns. Da müssen wir auch keine Angst haben, was da vielleicht an Negativem auf uns zukommen kann. Türen zu, Fenster zu. Ich kann das sogar ein wenig verstehen. Sie wollen sich etwas bewahren und es schützen. Aber letztlich ist genau dies allein menschlich gedacht. Gott denkt an dieser Stelle ganz anders. Und darum braucht es den Heiligen Geist. Der erfüllte nämlich das Haus, der erfüllte das Innerste der Jünger. Gottes Geist machte sich breit in ihnen und holte sie heraus aus ihrer Innerlichkeit, aus dieser Selbstbezogenheit. Mit seinem Geist machte Gott deutlich: ihr gehört nicht in ein Haus, ein dunkles Zimmer, in dem ihr nur auf euch selber starrt und im Gestern lebt. Ihr gehört nach draußen, ihr gehört in die Welt, ihr gehört ins Leben hinein. Da will Gott präsent sein mit und über die Menschen, die seine Botschaft hinaustragen. Gott will nicht bei sich bleiben, darum gibt es Weihnachten. Gott will nicht dem Tod das Feld über lassen, darum gibt es Ostern. Gott will nicht bloße Erinnerungsbotschaft sein, darum gibt es Pfingsten. Die

4 Jünger wurden ermutigt sich dem Leben zu stellen, sie wurden auf den Weg gebracht, mitten im Leben der Menschen die Botschaft Jesu auszubreiten. Die Jünger spürten, dass Gottes Weg nicht mit den beiden anderen Festen zu Ende war, sondern dass der Weg Gottes mit den Menschen lebendig weiter geht. Der Geist trieb sie an, diesen lebendigen Gott in die Welt zu tragen. Und sie gingen in die Welt. Petrus machte sich auf, im jüdischen Lande Menschen von der Botschaft Jesu zu überzeugen. Paulus, der einstige Christenverfolger würde zum glühenden Streiter für diesen Glauben, und er zog durch die Lande bis hin durch Griechenland und nach Rom, um den lebendigen Gott zu verkündigen. Die Kirche entstand, die weltweite Gemeinschaft der Christenheit nahm ihren Anfang. Erfüllt vom Geist Gottes nahm diese Bewegung ihren Weg in die Welt und sie ist bis heute eine bedeutsame Bewegung auf dieser Erde. Und das feiern wir mit dem heutigen Pfingstfest. Geburtstag der Kirche und Erinnerung daran, dass Gott im Leben lebendig sein will. Ich habe eben von Paulus gesprochen. Dessen Gedanken sollen das Pfingstfest 2014 begleiten. Er hat auch in verschiedener Weise über den Geist Gottes nachgedacht, hat seinen Freunden in der damaligen Welt einiges darüber geschrieben. Dabei ging es ihm in dem Text, der heute vor Augen steht, um eine ganz menschliche Erfahrung: nämlich darum, dass Begeisterung ja mit der Zeit auch wieder abebbt. Wir kennen das alle, wenn wir von etwas begeistert sind. Wir fühlen uns wohl damit, finden das ganz toll, erzählen vielen darüber und verändern sogar unser Leben in dieser Begeisterung. Nur nach einiger Zeit, wenn dieser Veränderung

5 den Reiz des Neuen verloren hat, dann sieht es wieder anders aus. Oft genug fallen wir dann zurück in unser altes Leben. Und so erlebten das auch die ersten Christen. Sie hörten die Botschaft des Paulus. Das Alte ist vergangen, du bekommst mit der Taufe ein neues Leben. Jetzt regiert nicht mehr dein alten Wesen in dir, sondern jetzt hat Gott von dir Besitz ergriffen. Ihr seid befreit von dem, was an altem Leben in euch ist. So verkündete es Paulus und führte damit viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus. Nur diese Menschen merkten, dass mit der Zeit der alte Adam sich wieder in ihnen breit machte. Sie fielen zurück in ihr altes Leben. Der Mensch lebte und urteilte wieder nach seinen normalen menschlichen Maßstäben. Was gut und richtig ist, das wissen wir auch so. Der gesunde Menschenverstand reicht da aus. Gott, ja der kommt in den Gottesdiensten vor, aber im Alltag da gelten doch unsere eigenen alten Maßstäbe. Und dann rückte all das, was die Besonderheit des christlichen Denkens und Lebens ausmacht, in den Hintergrund. Der Glaube wurde Beiwerk und der Mensch verlor genau das, was sein Leben zuvor so verändert hat: die Hoffnung über alles Hoffnungslose hinweg. Paulus nennt dieses Leben ein Leben aus dem Gesetz der Sünde und des Todes. Es ist das Gesetz, das uns Menschen auf uns selber zurückwirft. Das Gesetz, das da sagt: so ist es nun mal, daran können wir nichts ändern. Der Mensch ist egoistisch, er ist auf sich bezogen, er will und braucht aus seiner Sicht keinen Gott, der ihm zeigt wo es lang geht. Er

6 schafft das schon alles gut allein. Und letztlich ist doch alles gleichgültig, denn alles endet irgendwann im Tod. So kann man denken, aber es ist ein Denken, das der Hoffnung und der Zukunft, das dem Leben vieler keinen Raum gibt. Und genau das ist das, was Gottes Geist mit dem Pfingstfest angestoßen hat: gebt dem Leben und der Hoffnung Raum. Lasst in eurem menschlichen Denken auch Platz für das ganz andere Denken Gottes. Natürlich gibt es Erfahrungen, die diese menschlichen Gedanken hervorbringen, aber wer Gottes Geist in sich einlässt, der wird noch ganz anders denken können. Gerade weil Gott in Jesus den Tod überwunden hat, überwindet er auch alle Gedanken, die dem Leben Grenzen setzen wollen. Gottes Geist öffnet den Blick auf dieses Wirken Gottes in der Welt, er öffnet in uns die Gräber unserer menschlichen Ichbezogenheit. Was ist diese menschliche Ichbezogenheit? Es ist ein Denken, das ganz bezogen ist auf die eigene Lebenssituation. Und die ist immer wieder begrenzt. Gottes Geist aber will sie öffnen, will zeigen, dass Leben größer und weiter ist. Dazu einige beispielhafte Gedanken: Da sind Krankheiten und Schicksalsschläge, sie schrecken uns, auch im Glauben. Aber weil wir Gottes Geist in uns tragen, verlieren diese Erfahrungen ihre lebenszerstörende Gültigkeit. Nein, mein Leben kann durch solche Dinge nicht zerstört werden, denn es bekommt seine Kraft aus einer ganz anderen Quelle. Ja, Leid und Unglück, Angst und Hass, Krankheit und Tod gehören zu dieser Welt. Aber seit Pfingsten wissen wir und

7 tragen wir in die Welt, dass all dies nicht das letzte Wort in der Welt ist, sondern dass Gottes Geist, der Jesus von den Toten auferweckt hat, noch etwas ganz anderes zu sagen hat. Und das wirkt sich ganz praktisch im Leben der Christen aus: Wo Menschen verzweifeln, können Christen immer noch hoffen; Wo andere sich verschließen und abschotten, spricht der Heilige Geist eine Sprache, die von allen verstanden wird; Wo andere sich bekämpfen oder miesmachen, macht es der Geist von Pfingsten möglich, dass sich unterschiedlichste Menschen lieben und verstehen. Wo andere sagen: "Zwecklos, das war immer so", da hoffen wir immer noch auf eine Wende zum Besseren und setzten uns dafür ein. Wo andere sagen: "So viel Leid auf einmal halte ich nicht aus!", da sind wir gerufen, auszuhalten und mitzutragen. Wo andere sagen: "Mit denen da kann man nicht Frieden halten", da haben wir die Freiheit, eine ganz anderen Weg zu gehen und auch unseren Anteil an der Friedlosigkeit der anderen selbstkritisch zu beleuchten. - Wo andere sagen: Der ist für mich gestorben, da haben wir die Freiheit, neu aufeinander zuzugehen und Versöhnung zu leben. Das mein Paulus, wenn er sagt: das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Wenn nun Christus in euch ist, so seid ihr dem alten Leben gestorben, und der Geist schafft in euch neues Leben,

8 weil Gott er dem Menschen Zukunft verschaffen will. Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. Wir sind lebendig durch den Geist. Lassen wir ihn in uns sein und wirken, lassen wir uns von ihm auf den guten Weg des Lebens bringen. Dafür brauchen wir auch Zeit, um das kräftig in uns wirken zu lassen. Da ist es doch gut, dass wir morgen noch einen zweiten Feiertag haben, der uns den Raum dafür gibt. Amen Amen

Orgelvorspiel 9 Lied: 135, 1-3, 5 Psalm 118, 24-29 Eingangsliturgie Gebet Allmächtiger, dreieiniger Gott! Väterlich stehst du uns gegenüber und öffnest uns die Weg im Leben, stehst liebevoll da, wenn wir in die Irre gegangen sind. In deinem Sohn zeigst du deine Liebe und dein Wirken über Leiden und Tod hinaus. In ihm öffnest du das Leben auf die Ewigkeit hin. Als Heiliger Geist bist du die Kraft, die in uns ist, die uns die Möglichkeit eröffnet, in dieser Welt ganz anders zu leben, so wie du es von uns und für uns willst. Dich, gütiger Gott, bitten wir, stärke uns durch deinen Geist, ermutige uns zu einem Leben und Wirken, das dich an erste Stelle stellt. Erfülle uns mit deinem Geist, der uns nach vorne weist, bis hin in deine Ewigkeit. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unserem Herrn und Bruder, der durch dich in der Kraft des Geistes lebt und wirkt jetzt und allezeit. Amen Lesung: Apg 2, 1-8 Glaubensbekenntnis 805 Lied 136, 1-4 Predigt Lied 134, 1,2, 4, 5, 7 Abkündigungen Fürbittengebet - Vaterunser Segen 163