Teil 1. Liebe Gemeinde,

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er Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern, dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

Transkript:

1 Teil 1 Liebe Gemeinde, Predigttext für unser diesjähriges Erntedankfest ist der 103. Psalm. Wer den Predigttext mitlesen möchte, hat heute mal zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit: Die Bibel aufschlagen. Die zweite: Das Liederbuch unter der Nummer 77 aufschlagen. Der 103. Psalm gehört zu den bekanntesten Psalmen. Die meisten von uns kennen zumindest bestimmte Teile dieses Psalms auswendig. Und das liegt natürlich daran, dass der 103. Psalm uns so richtig zu Herzen gehen kann. Einer, der das auch so empfunden hat, war Herzog Albrecht von Preußen (1490-1568). Ein Herzog hat natürlich besondere Möglichkeiten, seine Vorlieben zu pflegen. Und so hat er den Prediger Johann Gramann beauftragt, den 103. Psalm gesangsweise in schöne, gute, deutsche Verse zu bringen. So ist der Choral Nun lob, mein Seel, den Herrn entstanden einer der schönsten Choräle der deutschsprachigen evangelischen Christen, der zu Recht auch in unserem neuen Liederbuch steht. Eine Besonderheit dieses Liedes ist, dass sein Aufbau ungefähr dem des Psalms entspricht. Deshalb eignet er sich dafür, uns auf unserem heutigen Weg durch den 103. Psalm zu begleiten. Ich lese zunächst die Verse 1-5: 1 Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! 2 Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: 3 der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, 4 der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, 5 der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler. Lobe den Herrn! Mach Gott groß! Gib ihm die Ehre! Erkenne ihn an! Eine Aufforderung. Aber keine Aufforderung an andere. Der Psalmist ruft sich selbst dazu auf, Gott zu loben. Lobe den Herrn, meine Seele! Man könnte auch übersetzen: Lobe den Herrn, meine Kehle! Gott aus voller Kehle loben. Wir werden dazu in diesem Gottesdienst noch mehrfach Gelegenheit haben. Aber Lob Gottes ist natürlich mehr als lautes Singen. Lob Gottes muss von innen kommen. Und so ergänzt der Psalmist in Zeile zwei: und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Warum ruft er sich selbst zum Lob Gottes auf? Weil er weiß, was passiert, wenn man das Lob Gottes vernachlässigt. Schon Mose musste feststellen: Deinen Fels, der dich gezeugt hat, hast du außer Acht gelassen und hast vergessen den Gott, der dich gemacht hat (5.Mos.32,18). Und er wusste um die Folgen, die ein solches Vergessen hat: die nationale Katastrophe. Gott zu vergessen führt ins Unglück. Deshalb: Lobe den Herrn, meine Seele; und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.

2 Der Psalmist denkt aber zunächst nicht an die großen Heilstaten Gottes in der Geschichte. Er denkt erst mal an ganz persönliche Erfahrungen mit Gott. Der Psalmist denkt daran, dass er von schwerer Krankheit geheilt worden ist. Seine Sünde ist ihm vergeben worden und so ist er gesund geworden. So wie Martin Luther es in seiner Auslegung des Magnifikat schrieb: Wo Vergebung der Sünden ist, da ist Leben und Seligkeit. Er war schon fast in der Grube. Aber Gott hat ihn im letzten Moment gerettet bewahrt. Er hat ihn gekrönt. Er hat ihm die Lebensfreude und die Lebenskraft wiedergegeben. Das will er nicht vergessen. Und wir wollen es auch nicht vergessen und feiern Erntedank diesmal nicht allein mit Kürbissen, Äpfeln und Blumenkohl, sondern auch mit dem, was Gott uns darüber hinaus Gutes getan hat. Und jetzt singen wir die erste Strophe aus voller Kehle: Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein. Sein Wohltat tut er mehren, vergiss es nicht, o Herze mein. Hat dir dein Sünd vergeben und heilt dein Schwachheit groß, errett dein armes Leben, nimmt dich in seinen Schoß, mit reichem Trost beschüttet, verjüngt, dem Adler gleich; der Herr schafft Recht, behütet, die leidn in seinem Reich. Teil 2 Ich lese die Verse 6-12: 6 Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden. 7 Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun. 8 Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. 9 Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben. 10 Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. 11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten. 12 So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein. Jetzt weitet sich der Blick des Psalmisten. Eben ging es um seine ganz persönliche Erfahrung: Dass Gott ihm vergeben hat und ihn gesund gemacht hat. Jetzt geht es um Gottes Handeln in der Geschichte. Dort gilt das Gleiche: Gott vergibt; und er befreit aus Not und Unterdrückung. Sünde führt langsam aber sicher in den Untergang; Gottes Gnade aber schenkt neues Leben. So ist es. So hat Israel es erlebt. Die Vergebung der Sünden schildert der Psalmist mit ergreifenden Worten und Bildern. Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben. Gott ist nicht nachtragend. Seine Gnade ist so übermächtig, wie der Himmel die Erde überragt. Unsere Sünde schafft er weit weg so weit weg, wie der Ort des Sonnenaufgangs von dem des Sonnenuntergangs entfernt ist. Niemand muss sich bis in alle Ewigkeit mit seiner Schuld abquälen. Gottes Gnade ist unermesslich. Er trägt die Last unserer Sünde und bringt sie weit, weit weg. Wir singen die zweite Strophe:

3 Er hat uns wissen lassen sein herrlich Recht und sein Gericht, dazu sein Güt ohn Maßen, es mangelt an Erbarmung nicht; sein Zorn lässt er wohl fahren, straft nicht nach unsrer Schuld, die Gnad tut er nicht sparen, den Schwachen ist er hold; sein Güt ist hoch erhaben ob den, die fürchten ihn; so fern der Ost vom Abend, ist unsre Sünd dahin. Teil 3 Ich lese die Verse 13-22: 13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. 14 Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind. 15 Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; 16 wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. 17 Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind 18 bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun. 19 Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles. 20 Lobet den Herrn, ihr seine Engel, / ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, dass man höre auf die Stimme seines Wortes! 21 Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen tut! 22 Lobet den Herrn, alle seine Werke, / an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den Herrn, meine Seele! Gott vergibt; und Gott rettet. Was ist das für ein Gott, der das tut? Und wer sind wir; wer oder was ist der Mensch? Gott ist wie ein Vater, der sich über Kinder erbarmt. Gott gibt uns nicht, was wir verdienen. Gott gibt uns, was wir brauchen. Und was brauchen wir? Alles! Warum? Weil wir nichts als Staub sind. Es ist alles aus Staub geworden und wird wieder zu Staub, schrieb auch der Prediger Salomo (Pred.3,20). Wie sind wie eine Blume auf dem Feld: Wir blühen kurz auf und schon sind wir wieder weg, vom Winde verweht. Wir selbst verdrängen das. Aber Gott weiß das und tut das, was zu tun ist. Seine Gnade kennt keinen Anfang und kein Ende. Die ewige Gnade Gottes fängt uns vergängliche Menschen auf. Gott und seine ewige Herrschaft und Gnade zu loben, darauf kommt es deshalb an. Im Himmel und auf Erden ist Gott zu loben und zu preisen. Daran sieht auch der Psalmist selbst seine Aufgabe. Und dazu ruft er sich abschließend noch einmal selbst auf. Wir singen die Strophen 3 und 4: Wie Väter mit Erbarmen auf ihre jungen Kinder schaun, so tut der Herr und Armen, wenn wir nur kindlich ihm vertraun. Er kennt uns arme Knechte und weiß, wir sind nur Staub, ein bald verwelkt Geschlechte, ein Blum und fallend Laub; der Wind nur drüber wehet, so ist es nimmer da; also der Mensch vergehet, sein Ende, das ist ihm nach. Die Gottesgnade alleine, steht fest und bleibt in Ewigkeit bei seiner liebe Gmeine, die ihm in Ehrfurcht steht bereit, die seinen Bund behalten. Er herrscht im Himmelreich.

4 Ihr Engel und Gewalten, lobt ihn und dient zugleich dem großen Herrn zu Ehren und treibt sein heilges Wort. Mein Seel soll auch vermehren sein Lob an allem Ort. Teil 4 Der Psalm ist zu Ende. Das Lied aber noch nicht. Wir werden gleich noch eine weitere Strophe singen. Christen müssen noch eine Strophe dran hängen. Die Strophe, die vom dreieinen Gott spricht bzw singt. Christen können nicht von Gott sprechen oder singen, ohne vom Vater, vom Sohn und vom Heiligen Geist zu sprechen oder zu singen. Wir glauben an einen Gott, der sich offenbart. Er bleibt nicht stumm, sondern teilt sich mit. Wir glauben an einen Gott, der sich selbst offenbart. Er teilt uns nicht nur Lebensweisheiten oder Gebote mit, sondern zeigt uns, wer er ist in seinem Sohn Jesus Christus. Wir glauben an einem Gott, der sich selbst durch sich selbst offenbart. Der Heilige Geist ist Gottes Geist und zwar der Geist, der uns stets zu Christus weist. Dieser Gott kann unseren Glauben stärken und uns im Glauben an ihn erhalten. Darauf können wir uns verlassen. Wir können jetzt schon das Geschenk des ewigen Lebens besingen. Deshalb singen wir Strophe 5: Sei Lob und Preis mit Ehren Gott Vater, Sohn und Heilgem Geist! Der wolle in uns mehren, was er aus Gnaden uns verheißt, dass wir ihm fest vertrauen, uns gründen ganz auf ihn, von Herzen auf ihn bauen, dass unser Mut und Sinn ihm allezeit anhangen. Drauf singen wir zur Stund: Amen, wir werden s erlangen, glaubn wir von Herzensgrund. Teil 5 Und wir singen noch weiter. Sprache und Melodie des Liedes stammen aus dem 16. Jahrhundert. Das war ein bewegtes Jahrhundert. Und in den nächsten Monaten werden wir immer wieder an das Schlüsselereignis des 16. Jahrhunderts denken: die Reformation. Ein Glaube, der seine eigene Geschichte nicht kennt, ignoriert viele Schätze des Glaubens. Es ist ein Geschenk, dass Menschen vor uns geglaubt haben. Hätten sie das nicht getan und den Glauben dann auch nicht an uns weitergegeben wir würden heute Morgen gar nicht hier sitzen. Und wenn wir wissen, wie sie ihren Glauben in ihrer Zeit gelebt haben, kann uns das ermutigen und inspirieren, in unserer Zeit als Nachfolger Jesu zu leben. Deshalb ist es gut, dass wir auch heute die Lieder der Väter singen. Aber wir können und dürfen nicht nur ihre Lieder singen. Die Kirche Jesu Christi ist nichts für Traditionalisten. Die Kirche Jesu Christi lebt hier und heute. Deshalb müssen wir auch unsere Lieder singen. Vor kurzem habe ich bei Karl Barth folgendes gelesen: Eine Gemeinde, die nicht sänge, wäre gar nicht Gemeinde. Und wo sie nicht in ihrer Sprache singt, oder nur in Wiederholung der Texte und Weisen ihrer Vorfahren zu singen weiß, wo sie nur beiläufig, unfreudig, ver-

5 schämt mehr seufzt und brummt als singt da ist sie mindestens eine betrübte, ihrer Sache offenbar nicht recht sichere Gemeinde, von deren Dienst und Zeugnis gewiss auch sonst nicht viel zu erwarten ist. (KD IV.3, 994). Deshalb singen wir den 103. Psalm noch einmal in einer Weise unserer Zeit. Wir singen das Lied 29. Gebet: Mein Erntedank Ernten, mein Gott, Herr meines Lebens, ernten darf ich, was ich nicht säte: Liebe und Glück, Kraft und Lebensmut, immer wieder einen neuen Morgen, und immer wieder einen Sonnentag. Dafür möchte ich dir danken. Vor dir breite ich die Ernte meines Lebens aus: Alle Wege, die ich gegangen bin, alle Ziele, die ich erreicht habe, auch alle Sorgen und Befürchtungen, jeden Abschied und jegliche Trauer. Nicht alles, Herr, reifte zur Frucht. So lege ich neben meinen Dank meine Enttäuschungen vor dich hin - jede einzelne eine bittere Frucht, die mich daran erinnert, daß Wachstum und Reife und das Gelingen des Lebens nicht in meiner Hand sind. Für die Erde, die mich trägt, für die Menschen, die mich tragen, sage ich dir Dank: meinen Erntedank. Daß ich dann und wann Frucht bin im Leben der andern, ist meine Bitte an diesem Tag.