Gott schenke uns ein Wort für unser Herz und ein Herz für sein Wort. Amen
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- Tristan Acker
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1 1 22. Juni Sonntag nach Trinitatis Baal und Lövenich Predigt über 5. Mose 6,4-9 Gott schenke uns ein Wort für unser Herz und ein Herz für sein Wort. Amen Liebe Gemeinde, am letzten Sonntag haben wir Trinitatis gefeiert und darüber nachgedacht, dass Gott uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist bekannt ist. Ein Gott in dreierlei Gestalt. Gott als Beziehungswesen, ein Gott im Gespräch mit sich und den Menschen. Und heute lädt uns der Predigttext ein, über die Einzigartigkeit Gottes nachzudenken. Dieser uralte Text ist das Glaubensbekenntnis des jüdischen Volkes. Zweimal am Tag beten es die frommen Juden und nicht wenige von ihnen sind mit diesem Bekenntnis auf den Lippen und im Herzen in den Tod gegangen. Jesus hat dieses Bekenntnis nicht außer Kraft gesetzt, sondern auch für uns zu einem Text gemacht, der etwas über unseren Glauben aussagt. Einen Text, mit dem wir weiter leben können. Worte, die uns mit dem Glauben unserer jüdischen Geschwister immer noch verbinden. Ich lese aus dem 5. Buch Mose im 6. Kapitel die Verse 4-9: Für mich bringt dieser Text kurz und prägnant zum Ausdruck, wie auch heute der Glaube an Gott gelebt und weiter gegeben werden kann. Anhand von drei Worten aus dem Text und einer weiteren Erfahrung möchte ich das für uns heute Morgen aufschlüsseln. Glauben bedeutet hören, zu Herzen nehmen, davon erzählen und danach handeln. Hören, zu Herzen nehmen, davon erzählen und danach handeln. So einfach ist das mit dem Glauben. Glauben beginnt mit dem Hören: Höre, Israel so beginnt unser Text. Vor allem anderen steht das Hören, auch bei uns. Wir kommen zum Gottesdienst
2 2 zusammen, nicht nur deshalb, weil wir einem zuhören, der uns etwas hoffentlich Gescheites oder Hilfreiches mit auf den Weg geben will. Wir sind als Gemeinde hier zusammen, um auf Gott in seinem Wort zu hören. So hat vor 500 Jahren die Reformation ihren Anfang genommen, dass einer wieder angefangen hat, allein auf Gott zu hören und nicht auf das Geschwätz der Menschen und die klugen, selbstverliebten Gedanken der Theologen. Martin Luther hat nicht nach Macht und Ansehen gestrebt, sondern er war vor allem ein leidenschaftlicher Gott- Sucher. Gott war nämlich in der Kirche seiner Zeit abhandengekommen, verdrängt durch die Angst vor Tod und Verdammnis. Gott kam höchstens noch als strafender Gott vor, der hinter den Menschen und ihrem Geld her ist. Hinter den Menschen und ihrer ängstlichen Seele. Martin Luther und die anderen Reformatoren haben ihn wieder entdeckt: den gnädigen, den liebenden, den zu den Menschen redenden Gott. Den Gott, der uns vergebend in die Arme nimmt, so wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Mit dem Hören auf diesen liebenden Gott beginnt unser Glaube. Ein Glauben, der sich im Vertrauen bewährt. Dieses Hören müssen wir einüben, in unseren Gottesdiensten, aber auch in unserem persönlichen Gebetsleben. Gott spricht manchmal nur leise zu uns. Oder er ist einfach schwer zu hören im Stimmengewirr unserer schnelllebigen und hektischen Zeit. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist: mitten im Alltag aufmerksam zu werden, still zu werden und genau hinzuhören. Da sind zuerst so viele Stimmen und Gedanken, Sorgen und Grübeleien. Gerade, wer intensiv mit Menschen zu tun hat, ist ständig mit dem Leben und den Fragen anderer beschäftigt und läuft Gefahr, sich selber und sein eigenes Leben zu verlieren. Aus dem Blick zu verlieren, was ich selber brauche an Ermutigung und Trost. Manchmal geht es nicht anders, als sich im eigenen Terminkalender eine Zeit nur für sich einzutragen. Eine Zeit der Stille an einem Ort, von dem ich weiß, dass er mir gut tut. Eine Zeit des Hörens auf Gott und seine Stimme heute. Manchmal setze ich mich in die stille Hofkirche, lese einen
3 3 Text aus der Bibel und versuche, darauf zu hören, was Gott mir zu sagen hat. Auf Gott hören, das kann ich aber auch an anderen Orten. Bei einem Spaziergang über die Felder. Oder zuhause am leer geräumten Esstisch, wenn das Radio aus ist und die Menschen, mit denen ich eben noch gegessen habe, gegangen sind. Wichtig ist, dass ich mir ganz aufmerksam und bewusst Zeit nehme zum Hören. Zeit, um auf Gott zu hören. Unser Glaube lebt davon, dass wir darauf vertrauen: Gott ist kein stummer Gott, einer, der das Reden verlernt und aufgegeben hat. Sondern Gott möchte mit uns Menschen und mit unseren Fragen und Zweifeln ins Gespräch kommen. Er hat vielleicht nicht immer sofort eine Antwort parat. Ja, Hören bedeutet mitunter Schweigen. Und dieses Schweigen eine Zeit lang aushalten. Aber auch im Schweigen kann Gott uns nahe kommen und nahe sein. Der Glaube geht dann in unserem Text einen Schritt weiter: mit dem Hören allein ist es nicht getan. Manchmal sind die Ohren einfach auf Durchzug gestellt und das, was wir hören, erreicht uns nicht. Weil wir es nicht verstehen oder weil es uns nicht anspricht oder wir es einfach nicht hören wollen. Nicht jetzt und nicht hier. Glaube wird aber dann lebendig, wenn wir nicht nur hören, sondern uns das Gehörte auch zu Herzen nehmen. Dort will Gott bei uns ankommen: in unserem Herzen. Die Bibel kennt die verstockten und kalten Herzen, die Herzen aus Stein. Herzen, die zwar biologisch schlagen, aber tot sind, weil sie nicht hören können und wollen. Weil sie nicht mitfühlen können. Weil sie nicht offen sind für Gott und die Menschen. Manchmal denke ich, dass das heute das größte Hindernis für eine lebendige Kirche ist, dass Menschen ihr Herz nicht öffnen können für Gott und sein Wort. Für die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Es gibt auch bei uns zu viele verschlossene Herzen für die Erfahrung von Gottes Liebe und Vergebung. Es gibt zu viele Einzelgänger, die ihren eigenen Ideen nachlaufen, ohne danach zu fragen, ob das auch Gottes Willen ist und für die Gemeinschaft gut ist. In unserem Herzen muss Gott wie ein Samenkorn eingepflanzt werden und Wurzeln schlagen, damit unser Glauben auch nach außen hin sichtbar werden
4 4 und Früchte tragen kann. Mein Herz ist bereit, wenn ich bereit für die Liebe bin. Bin ich bereit, Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft zu lieben? Bin ich bereit, meinen Nächsten mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft zu lieben? Auch wenn er so ganz anders ist als ich es bin oder ich ihn haben will. Auch wenn er meinen Ansprüchen nicht genügt. Auch wenn er nicht perfekt ist und Fehler macht. Auch wenn sein Herz verschlossen bleibt. Und bin ich bereit, mich selber zu lieben, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft? Mich selber zu lieben mit meiner schlechten Laune und den Gedanken- Grübeleien, mit dem Unfertigen und den seelischen Verletzungen, die nicht heilen wollen. Mich selber zu lieben, wo ich mich doch lieber selber klein machen möchte, weil da scheinbar so vieles ist, was ich selber an mir nicht mag und nicht lieben kann. Liebe Gemeinde, wenn wir uns diesen Fragen stellen, dann sind wir in der Tiefe unseres Herzens berührt von Gott und seinem Wort. Dann sind wir berührt von Jesus und seinem Umgang mit den Menschen. Und wer so berührt wird, der kann einfach nicht schweigen. Der wird von Gott in immer neuen Geschichten erzählen und ihn lebendig werden lassen. Dann werden wir unseren Kindern und Jugendlichen auch von Gott und seiner Liebe erzählen. Keine Märchen, sondern Geschichten aus dem Leben und für das Leben. Dann werden wir in unseren Gottesdiensten und den vielen Begegnungen mit Menschen in unserem Leben nicht nur um uns selber kreisen, sondern einladend von Gott und unseren Erfahrungen mit ihm erzählen. Auch von den schwierigen Erfahrungen mit ihm. Auch von seinem Schweigen. Dann werden wir andere neugierig machen auf Gott und den Glauben an ihn. Es ist unsere Aufgabe als Gemeinde, Türen und Herzen weit aufzumachen für die Menschen, denen wir begegnen. Wir sollen ihnen nicht nach dem Mund reden, sondern von Gott erzählen. Wir müssen dafür nicht ständig fromme Sprüche in den Mund nehmen oder den Menschen ein Bibelwort nach dem anderen um die
5 5 Ohren schlagen. Von Gott reden kann auch bedeuten, dass ich erzähle, was mir im Leben wichtig ist. Und warum ich den Gottesdienst am Sonntag und die Gemeinschaft mit den anderen aus der Gemeinde für mein Leben brauche. Oder warum ich mich für andere einsetze, die sonst keinen haben, der ihnen hilft und beisteht. Und da sind wir auch schon bei der nächsten Erfahrung eines lebendigen Glaubens: dem Handeln. Denn Hören, sich zu Herzen nehmen und davon reden bleibt leer und ohne Frucht, wenn ich nicht auch bereit bin, mein Verhalten und Handeln neu zu orientieren. Für uns Christen geht das nicht anders, als auf Jesus zu schauen und von Jesus zu lernen: wie hat er die Liebe zu Gott mit der Liebe zu den Menschen verbunden und gelebt? Wie ist er mit den Ausgestoßenen umgegangen? Wie hat Jesus Menschen aufgerichtet, getröstet und gesund gemacht? Durch sein Handeln ist etwas sichtbar geworden von Gottes neuer Welt. Das bleibt auch unsere Aufgabe als Gemeinde in der Nachfolge Jesu. Glauben ist mehr als eine reine Herzensangelegenheit. Und Glauben ist immer mehr als Hören und Reden. Glauben wird sichtbar in unserem Verhalten und Handeln. Darin wird sich etwas widerspiegeln von der Liebe Gottes, die wir erfahren haben. So zu glauben, erfordert heute Mut. Aber dazu sollten wir uns immer wieder und nicht nur sonntags in der Gemeinde gegenseitig ermutigen. Jeder und jede mit ihren Gaben und Talenten. Dann bleiben wir auf dem richtigen Weg und dann bleiben wir beieinander. Als eine lebendige Gemeinde, die mit Jesus und den Menschen unterwegs bleibt. Amen Gott, hilf uns zu hören und zu handeln. Lass uns auf Jesus schauen und ermutige uns durch deinen Geist. Amen
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