Dokumentation Anna Reis, geb. Rose Stolperstein-Verlegung in Darmstadt am 06.10. 2014 Bismarckstr. 66 (Casinostr. 31)

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Transkript:

HIER WOHNTE ANNA REIS GEB. ROSE JG. 1865 ZWANGSUMZUG 1942 JUDENHAUS MAINZ DEPORTIERT 1942 THRESIENSTADT ERMORDET 26.1.1943 Anna Rose kam am 13.01.1865 in Unsleben bei Bad Kissingen in der bayr. Rhön, in einer jüdischen Familie zur Welt. Ihre Eltern waren Heinemann Rose und seine Frau Sophia. Die Familie betrieb eine Spirituosen-und Essigfabrikation und war für die dortigen Verhältnisse als wohlhabend zu bezeichnen. Beim Bau der Synagoge 1855 wurde nämlich Annas Großvater Falk als Spender besonders geehrt. Anna war die zweitgeborene der Geschwister Hugo, Bertha und Ella. Der Bruder Ignaz starb wenige Tage nach der Geburt. Die Kinder wuchsen in einem Dorf mit ländlicher orthodoxer Gemeinde auf. Das Haus besteht übrigens heute noch in der Streugasse 8 (ehemals 44). Am 8.10. 1877 hat der Vater Betrieb und Anwesen an einen Ortsansässigen Juden verkauft und ist mit seiner Familie in das nahe und grössere Meiningen gezogen. Welche Gründe ausschlaggebend waren, ist unbekannt. Die neuen Rechte als Staatsbürger im Deutschen Reich seit 1871, entsprechende Möglichkeiten für Geschäfte und die Schulbildung der Kinder mögen hier eine Rolle gespielt haben. Am 1886 heiratete Anna mit 21 Jahren den 10 Jahre älteren Rechtsanwalt Dr. Emanuel Reis aus Darmstadt. Seine Familie stammte zwar aus der Nähe von Büdingen, der Schwiegervater hatte sich aber schon länger als Weinhändler in Darmstadt etabliert. Wie das Paar sich kennengelernt hatte kann man nur vermuten, die geschäftliche Beziehungen der Väter und eine der damals üblichen arrangierten Ehen liegen allerdings nahe. Dr. Emanuel Reis war damals schon seit 3 Jahren als Rechtsanwalt in Darmstadt tätig gewesen. Das Paar zog in die Bismarckstr. 52, auf dem heutigen Gelände des Städt. Klinikums. Das Büro befand sich in der Casinostr. 7. Nach der Geburt der Söhne Gustav 1887 und 1892 Friedrich zog die Familie in die Hausnr. 57 um. Anna Reis Ehemann war ein geachteter und auch erfolgreicher Anwalt. Er hat während seiner Laufbahn die staatliche Ehrenbezeichnung Geheimer Justizrat erhalten. 1906 erwarb die Familie dann Haus und Grundstück an dieser Stelle, der damaligen Kasinostr. 31, und zieht dort auch mit den Büroräumen ein. Mit im Haushalt lebte auch seit 1901 Annas Mutter Sophia, nachdem ihr Vater schon 1897 in Meiningen gestorben war. Beide Söhne studierten ebenso Jura. Der Ältere Gustav trat mit 27 Jahren nach seiner Promotion noch im Juli 1914 in die Kanzlei des Vaters ein. Davor diente er schon 1909 als einjähriger Freiwilliger und macht von 1914-1918 den 1. Weltkrieg mit, zuletzt als Kriegsgerichtsrat. Nach der Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft arbeitet Gustav dann wieder als Anwalt in der gemeinsamen Kanzlei mit dem Vater. Der Jüngere Friedrich kehrte ebenso als dekorierter Frontkämpfer aus dem Krieg zurück, studierte in Würzburg, hatte 1922 in Erlangen promoviert und arbeitete bis zu seiner Flucht 1939 als Rechtsanwalt in München. Am 06.09.1923 heiratete Gustav hier in Darmstadt Gertrude Meyer aus Worms. Am 02.11.1924 wird Anna Reis Großmutter, die Enkelin Beate kommt zur Welt, am 19.01.1929 bekommt sie eine Schwester mit 1

Namen Rita. Die Nationalsozialisten kamen an die Macht und hatten sofort im April 1933 Berufsverbote für jüdische Beamte, Notare und Patentanwälte erlassen. Die Kanzlei Reis war davon zwar noch nicht betroffen, die zunehmende Befolgung der Boykottmaßnahmen gegen sämtliche jüdischen Unternehmer traf aber auch die Rechtsanwälte. In schwierigen Zeiten und drastischen Einbussen schied sein Vater 1935 aus altersund sicher auch gesundheitlichen Gründen aus. Dr. Gustav Reis führte die Kanzlei ab 1935 alleine weiter. Ein Jahr später 1936 starb Annas Ehemann Dr. Emanuel Reis mit 81 Jahren und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bessungen begraben (Grabstätte A134). Der Sohn Gustav hatte schon begonnen, sich auf die Flucht in die USA vorzubereiten und besuchte eine Umschulung zum Uhrmachergehilfen, da er in den USA nicht als Rechtsanwalt arbeiten konnte. Das geht aus den minutiös anzufertigenden Listen des Umzugsgutes hervor, in denen ein Satz Uhrmacherwerkzeug aufgeführt ist. Es muss einen familiären Beschluss und Plan zur Flucht gegeben haben, denn Anna Reis verkauft im September 1938 die komplette Liegenschaft an den Darmstädter Franz Seemann und bleibt aber vorerst dort wohnen. Die Flucht- und Vermögensteuer für ausreisewillige Juden sind hoch, das Einreiseland verlangt ebenso einen Bürgen oder finanzielle Absicherung. Am 10. November 1938 brannten auch in Darmstadt die Synagogen wie in ganz Deutschland. Diskriminierungen per Gesetz und die öffentliche Ausgrenzung wurde zu offener und tolerierter Gewalt gesteigert. Morgens um 7.00 Uhr ist Gustav Reis in seiner Wohnung verhaftet und abtransportiert worden. Die brennende liberale Synagoge war in nächster Nachbarschaft, die Brandstifter der SA und SS noch am Werk. Danach zogen die SS-Schergen mit ihren Äxten und Hämmern bewaffnet durch die Innenstadt und Vororte und zerstörten brutal weitere Geschäfte. Es kam zu z. T. tödlichen Misshandlungen. Auch vor der Casinostr. 31 standen die Vollstrecker der organisierten Empörung, brachen in Haus und Büro ein und verwüsten es komplett. Für die schutzlosen Frauen und Kinder ein Trauma. Mit weiteren 169 namhaften Darmstädtern wurde Gustav Reis nach Buchenwald deportiert. Nach der Tortur im Lager wurde Gustav Ende November 1938 wieder freigelassen. Schon am 16. Dezember 1938 legte das Schiff in Bremerhaven in Richtung USA ab. In dieser kurzen und bedrängten Zeit konnte nur das notwendigste gepackt und mitgenommen werden - die Mutter musste aber zurückgelassen werden. Das Unrecht in der Pogromnacht erlitt auch der jüngere Sohn in München. Verhaftung, Demolierung und Beraubung des Büros, KZ-Haft im nahen Dachau. Er kam Anfang Dezember 1938 frei, konnte dann aber erst im Sommer 1939, sicher unter Mithilfe seines Bruders, ebenso in die USA fliehen. Seine erste kinderlose Ehe mit einer katholischen Münchnerin scheiterte daran. Er heiratete 1947 in den USA ein zweites Mal und kehrte mit seiner aus Breslau stammenden Frau 1952 wieder als Anwalt nach München zurück. Wenig später liess er sich sogar wieder einbürgern. Ein Schritt den nicht alle der wenigen Zurückgekehrten gegangen sind. Und schon gar nicht am Ort ihrer Vertreibung. 1939 - Anna Reis war nun 73 Jahre alt, ihre Söhne und deren Familien in Sicherheit, wohnte offensichtlich weiter allein in ihrem ehemaligen Haus. Wie sie das geschafft hat bei den weiter folgenden antisemitischen Schikanen, ist schwer vorstellbar. 1941 musste sie ihre Wohnung dann verlassen und wurde in das Ghettohaus Annastr. 22 eingewiesen. Einer der jüdischen Eigentümer war schon in Dachau ermordet worden, der andere wohnte noch dort, wurde aber im März 1942 von Darmstadt aus in den Osten deportiert. Das Haus galt nun nicht mehr als jüdisch, spätestens jetzt ist Anna erneut zu einem Umzug gezwungen worden und zwar nach Mainz in das Ghettohaus Adam-Karillon-Str. 13. Offensichtlich kam der Rassenwahn auf dem Darmstädter Immobilienmarkt nun zu seinem unrühmlichen aber profitablen Höhepunkt, so dass Menschen noch vor den geplanten Deportationen in andere Städte verlegt wurden. Denn schon ein halbes Jahr später, am 27. September 1942 wurde Anna Reis von Mainz über Darmstadt in das KZ Theresienstadt im heutigen Tschechien deportiert. Sie muss im Zug auf Rosa Meyer, die Mutter ihrer Schwiegertochter aus Worms getroffen sein, die mit demselben Zug deportiert wurde. Ihr Mann Max Meyer ist kurz vorher auf dem Zwischenhalt der Deportation von Worms aus in Darmstadt gestorben. Er liegt bei Annas Mann begraben, wo sie sicher einst ihre Ruhe finden wollte. 2

Theresienstadt wurde als Alterswohnsitz angepriesen, reiht sich aber wie alle anderen Lager nahtlos in die Dezimierungs- und Vernichtungspläne der Nationalsozialisten ein. Anna Reis musste noch erleben, wie die Mutter ihrer Schwiegertochter im Dezember 1942 umgekommen ist. Auch Anna Reis hat diesen Terror und den Winter nicht sehr viel länger überlebt. Ihr Totenschein am 26. Januar 1943 ist von 4 promovierten Ärzten ausgefüllt worden und macht einen zweifelhaft ordentlichen Eindruck: Als Krankheit wurde Altersschwäche angegeben. Die Todesursache fehlt gänzlich. Ob diese Ärzte ihre Einträge und ihren Auftrag selbst für richtig gehalten haben? Oder von ihren Nachkommen das jemals gefragt wurden - so sie es denn wussten? Anna Reis wurde mit 78 Jahren ermordet. Grabstätte des Großvaters von Anna Reis Falk Rose und seiner 2. Ehefrau Jette Rose, geb. Hirsch Jüdischer Friedhof in Unsleben b. Bad Neustadt Grabstätte des Ehemannes und des Schwiegervaters des Sohnes Gustav Bessunger Jüdischer Friedhof 3

Quellenangaben HStAD Best. C 6 Nr. 384 Brandkataster Stadtarchiv DA Adressbücher und Melderegister HHStaWI Abt. 469 6 7425, Abt. 518 27195/1, 3 BayHstA, BEG 9644 = A 53 vollständiges Handwerkszeug zur Ausübung des Uhrmacherhandwerks. (der Ehemann hat seit ca. 1,5 Jahren zum Uhrmachergehilfen umgeschult, das der Beruf eines Anwalts in den USA nicht ausgeübt werden kann. Holocaust.cz vom 07.02.2014 Todesurkunde ITS Arolsen 70309348#1 (2.1.1.1/1796-1993/1853/0145) Deportierten Liste Polizeipräsidium DA 11201607#1 (1.2.1.1/0001-0060/0027B/0087) Deportierten Liste Mainz 5112402#1 (1.1.42.2/THERES70/1157) Karteikarte Theresienstadt (Geb + Todesdatum) 12071648#1 (1.2.2.1/00000900-00002439/00002047/000275/0023) Verkauf 26.09.1938, Bez.IV, BL. 766 Amtsgericht DA No. 70309633#1 (2.1.1.1/1796-1993/1854/0112) 330 qm Hofreite, 303qm Grasgarten, 27.000 RM, an Seemann, Franz, Frankfurter Str. 16 R ½ Stadt Unsleben Homepage LIS - Gemeinde Unsleben - Jüdische Geschichte vom 26.05.2014 4

Ghetto Theresienstadt, Karteikarte und Todesfallanzeige Unterfränkische Judenmatrikel Würzburg lt. Schreiben Hr. Josef Hesselbach, Dorfgeschichte Unsleben Grabstätte A134 Jüd. Friedhof Darmstadt- Bessungen Worms http://www.wormserjuden.de angegebene Quellen dort: Quellen: Adressbücher, KEM, FrB 40, DepL II, standesamtl. Mitteilung zum Tod von Max Meyer, Brief von Frau Selma Reis geb. Meyer, BAK Inhaftierungsbescheinigung des Roten Kreuzes, hhstaw_518_27195_07.jpg Anlagen z. Entschädigungsantrag hhstaw_518_27195.1_01 bis 12 Juden als Darmstädter Bürger, Eduard Roether Verlag Darmstadt, S 176 Das Schicksal der jüdischen Rechtsanwälte in Bayern 1933, Reinhard Weber, Verlag Oldenbourg, S. 253 Stadtarchiv Meiningen 5