Pressemappe Beatriz González Retrospective

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Transkript:

1/9 Pressemappe Beatriz González Retrospective 1965 2017 Inhalt Pressemitteilung Text zur Ausstellung Biografie Begleitprogramm Vermittlung Kommende Ausstellungen Partner Pressematerial Bild- und Textmaterial erhalten Sie gerne auf Anfrage unter press@kw-berlin.de. Stand: 8. Oktober 2018 / Änderungen vorbehalten Pressekontakt KW Institute for Contemporary Art Karoline Köber Tel. +49 30 243459 41 press@kw-berlin.de KW Institute for Contemporary Art KUNST-WERKE BERLIN e. V. Auguststr. 69 10117 Berlin kw-berlin.de instagram.com/ KWInstitutefContemporaryArt facebook.com/kwinstituteforcontemporaryart

2/9 Pressemitteilung Berlin, 27. September 2018 Pressekontakt KW Institute for Contemporary Art Karoline Köber Tel. +49 30 243459 41 press@kw-berlin.de KW veröffentlichen Herbstprogramm 2018 Beatriz González Retrospective 1965 2017 13. Oktober 2018 6. Januar 2019 Eröffnung: 12. Oktober 2018, 19 Uhr Kurator*innen: María Inés Rodríguez, Krist Gruijthuijsen Steve Bishop Deliquescing Kuratorin: Anna Gritz Sidsel Meineche Hansen Real Doll Theatre Kuratorin: Anna Gritz Tamara Henderson Womb Life Kuratorin: Anna Gritz Im Herbst setzen die KW Institute for Contemporary Art ihr Ausstellungsprogramm mit einer großen Werkschau der kolumbianischen Künstlerin Beatriz González fort. Diese erste, groß angelegte Präsentation ihrer Arbeit außerhalb Kolumbiens entstand in Zusammenarbeit mit dem CAPC musée d art contemporain de Bordeaux und dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid. In den späten 1950er Jahren etablierte González eine stark von Ikonenmalerei, kunsthistorischen Motiven und lokalen Stilen beeinflusste, künstlerische Praxis. Seither befasst sie sich in ihrer Arbeit mit Szenen des Alltagslebens in ihrem Heimatland Kolumbien sowie mit öffentlichen Ritualen des Widerstands. Indem sie die politischen Ereignisse der jüngeren Geschichte ihres Landes mittels persönlicher und intimer Sujets thematisiert, bricht González den anonymen, unpersönlichen Stil der Pop Art, dessen Ästhetik ihr Werk prägt. Die Ausstellung umfasst knapp

3/9 60 Jahre aus González international anerkanntem Schaffen und präsentiert eine Auswahl von über 120 Arbeiten, die zwischen 1965 und 2017 entstanden sind. Begleitend zur Ausstellung Retrospective 1965 2017 erscheint eine umfangreiche Monographie. Der Ausstellungseröffnung von Beatriz González schließen sich Anfang November drei monografische Ausstellungen der Künstler*innen Steve Bishop, Sidsel Meineche Hansen und Tamara Henderson an. Die neu entstandenen Arbeiten von Bishop, Meineche Hansen und Henderson beschäftigen sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Zusammenhang zwischen der Aneignung von Bildern, Body Politics und Diskursen zeitgenössischer Kultur und lassen subtile Parallelen zu González Werk erkennen. Steve Bishop konzentriert sich in seiner Arbeit auf das Schaffen komplexer, surrealer Raumstrukturen. Er befasst sich mit Fragen der Erinnerung und des Bewahrens und damit, ob architektonische Räume innere Zustände widerzuspiegeln vermögen. Das Heraufbeschwören subtiler Gefühlswelten durch mehr oder weniger abstrakte, biographische, traumartige Parallelwelten ist ein Leitmotiv der künstlerischen Praxis Bishops. Die Ausstellung Deliquescing entfaltet sich in der Auseinandersetzung mit einer verwaisten modernen Stadt im Norden British Columbias sowie den regenerativen Eigenschaften des sogenannten Löwenmähne-Pilzes. Dabei setzt sich der Künstler mit der Vergänglichkeit von Erinnerung und den Möglichkeiten, diese zu bewahren, auseinander. In der Ausstellung Real Doll Theatre widmet sich Sidsel Meineche Hansen dem industriellen Komplex, der virtuelle und Roboter-Körper mit menschlicher Arbeit in der pharmazeutischen, pornographischen und technischen Industrie verbindet. An diese Forschung anknüpfend setzt Meineche Hansen den Fokus auf die Konzeption und Vermarktung von Sex-Robotern als Ableitung automatisierter Reproduktionsarbeit. Die Ausstellung lotet zudem den Konsum von Kunst aus im Hinblick auf die Idee der Werterzeugung auf dem Kunstmarkt sowie die Leistungen, die heutzutage von Künstler*innen erwartet werden. Basierend auf ihrer fortlaufenden Praxis des Schreibens, Zeichnens, Aufzeichnens und Protokollierens alltäglicher Objekte und deren Bewegungsmustern und Auftreten unter Hypnose und in Träumen entwickelt sich in der kreativen Methodik von Tamara Henderson eine eigenständige Mythologie. Henderson verfolgt in ihren Arbeiten einen intuitiven Ansatz, durch den unbelebte Objekte in Erzählungen eingebunden werden und in abgewandelter Form in den unterschiedlichen Werkkomplexen, Zeitzonen und Räumen wiederkehren. Eine hypnotische Begegnung am Gatwick Airport wird zum Initialmoment für ihren aktuellen, für die KW entstandenen Werkkomplex Womb Life, der ein Ensemble aus einem sechsteiligen Film, einem als Mobiliar getarnten Figurenpersonal und maßgefertigten Vorhängen bildet. Die Ausstellung von Beatriz González wird durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert. Die Ausstellung von Steve Bishop wird großzügig unterstützt vom Arts Council England des British Council, der Henry Moore Foundation, der Botschaft von Kanada und vom Canada Council for the Arts. Die Ausstellung von Sidsel Meineche Hansen wird durch die Danish Arts Foundation gefördert und ist koproduziert von der Kunsthal Aarhus, der Gallery of Denmark Statens Museum for Kunst und den KW Institute for Contemporary Art. Die Ausstellung von Tamara Henderson wird großzügig unterstützt von der Botschaft von Kanada und Kvadrat. Das Programm der KW Institute for Contemporary Art wird ermöglicht durch die Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

4/9 Beatriz González Retrospective 1965 2017 13. Oktober 2018 6. Januar 2019 Eröffnung: 12. Oktober 2018, 19 Uhr Im Herbst präsentieren die KW Institute for Contemporary Art die erste monografische Werkschau der kolumbianischen Künstlerin Beatriz González in Deutschland. Mit der Ausstellung, die rund 120 Arbeiten aus den Jahren 1965 bis 2017 umfasst, werden die international anerkannte Künstlerin und ihr umfassendes Werk gewürdigt. González wuchs im Kolumbien der 1940er und 1950er Jahre auf einer Zeit voller politischer Unruhen, die als La Violencia (Die Gewalt) in die Geschichte des Landes einging. Heute zählt González zu den zentralen Figuren der lateinamerikanischen Kunstszene, die in den späten 1950er Jahren begann, eine künstlerische Praxis, geprägt von Ikonenmalerei, kunsthistorischen Motiven, lokalen Stilrichtungen und massenmedialer Ästhetik, zu etablieren. In der Folge kam eine weitreichende Beschäftigung mit Alltagsszenen, öffentlichen Protestritualen und Schauplätzen eines kollektiven Schmerzes in ihrem Heimatland hinzu. Wie keine andere Künstlerin thematisiert González die politischen Ereignisse in Kolumbien in ihren Arbeiten. Dabei bricht sie den anonymen, unpersönlichen Stil der Pop Art auf und reichert ihn mit Subjektivität und Intimität an. González gelingt es spielend, vermeintlich gegensätzliche Elemente wie Kunst und Design, Hoch- und Populärkultur nebeneinanderzustellen, indem sie im Rückgriff auf kanonische Motive und kunsthistorische Themen westliche und südamerikanische Traditionen miteinander verwebt und deren tradierte Ikonografie kritisch hinterfragt. Ab 1965 verwendet González Zeitungsausschnitte, die sie nach einem bestimmten Bildtypus als Vorlagen für ihre Porträts sammelt. Die Künstlerin eignet sich hiermit die Ästhetik populärer Bilderwelten an, setzt ihre Arbeit mit den für das Medium Malerei spezifischen Parametern jedoch fort. Beispielhaft für diese Methodik ist die Arbeit Los Suicidas del Sisga No 2 (1965), die eine zentrale Stellung in der Ausstellung einnimmt. Darauf aufbauend entwickelt González schließlich einen Duktus, der sich weniger in der Darstellung dreidimensionaler Bildwelten manifestiert, sondern sich vielmehr durch schwebende, silhouettenhafte Farbfelder auszeichnet, die die Künstlerin später auch auf Möbelstücke und andere Einrichtungsgegenstände überträgt. Als sie eines Tages ein Metallbett auf einem Markt ersteht und zu Hause montiert, bemerkt sie, dass die Maße der Liegefläche fast mit denen eines gerade von ihr fertiggestellten Christus-Gemäldes korrespondieren. Mit ihren Möbel- und Vorhang-Arbeiten etabliert González in der Folge einen Readymade -Begriff, der mit der ursprünglichen Bedeutung bricht. Durch die Einführung eines narrativen Elements verfremdet sie einerseits die reine Ästhetik künstlerischer Produktion und stellt zum anderen die Autonomie des Mediums Malerei in Frage. In der Ausstellung sind González Möbel- und Vorhang-Arbeiten prominent in der Haupthalle der KW platziert. Im Zentrum der Arbeiten der 1960er und 1970er Jahre stehen vor allem Stilfragen sowie die Nebeneinanderstellung vermeintlich gegensätzlicher Bildtypen. So erscheinen González Interpretationen westlicher Meisterwerke wie Télon de la móvil y cambiante naturaleza (1978) neben grafischen Darstellungen der Populärkultur, die der damaligen lateinamerikanischen Mode entsprachen und González vielschichtigem Werk eine humorvolle Note verleihen. Die politische Dimension ihrer Arbeit deutet sich in diesen Jahren bereits an in den Vordergrund rückt sie jedoch erst als Reaktion auf die gewaltsamen Konflikte in Kolumbien während der 1980er und

5/9 1990er Jahre. Diesen Übergang markiert beispielsweise Decoración de Interiores (1981), das Präsident Julio César Turbay Ayala (im Amt von 1978 82) trinkend und lachend in vornehmer Gesellschaft bei einem Privatempfang zeigt. Während seiner Herrschaft erlebte das Land eine furchtbare Welle gewalttätiger Konflikte zwischen Guerillas und Militär. Mit der privaten Inszenierung seiner Persönlichkeit in den Medien suchte Turbay Ayala der Verunsicherung des kolumbianischen Volkes entgegenzuwirken. Die Serie Las Delicias (1997) besteht aus großformatigen Darstellungen einer Gruppe indigener Menschen, die in Trauer versunken sind. Arbeiten wie El silencio, El paraíso und Autorretrato desnuda llorando (1997), die alle in Raum 6 zu sehen sind, handeln von der Geschichte des Landes, den Spuren der Gewalt und ihren Opfern. Hier erzeugen die dunklere Farbpalette und die schemenhaften Umrisse der Figuren eine kontemplative, ruhige Komponente, die die grausamen Aspekte der Gewalt gleichsam transzendieren. Diese Hinwendung, weg von den Täter*innen und hin zu den Opfern, ist auch in den jüngeren Arbeiten der Künstlerin präsent. Im Kontext der kollektiven Geschichte werden Trauerarbeit und aktive Erinnerung gleichermaßen zum Ausdruck gebracht. Die Serie Los Cargueros (2007 2008) ist das jüngste Beispiel dafür, wie die Künstlerin diese Aspekte in ihrer Arbeit fortführt. In der Serie wird das silhouettenhafte Motiv zweier Menschen, die einen leblosen Körper in einer Art Hängematte tragen, in unterschiedlichen Ausführungen wiederholt. Hierzu zählen auch die großen Graphitzeichnungen Carguero de la sombra (2008) und Carguero de la luz (2008), die unmittelbar vor dem Eingang zur zentralen Ausstellungshalle nebeneinander gehängt sind. Das Motiv erscheint in schier endloser Wiederholung, zu sehen auch in Form einer ortsspezifischen Arbeit auf der Fassade des Zentralfriedhofs in Bogotá. Unter Berücksichtigung der architektonischen Gegebenheiten der KW wurde ein Teil der Fassade der dortigen Urnenhalle nachgebildet und im Durchgang zum Innenhof der KW installiert. Neben ihrer rein künstlerischen Praxis war González auch als Dozentin und Kritikerin eine treibende Kraft innerhalb des Diskurses der kolumbianischen Kunstszene. Ihr facettenreiches und politisch engagiertes Œuvre macht sie zu einer der wichtigsten weiblichen Kunstschaffenden Lateinamerikas. Wie kaum eine andere vermag González es, Fragen zu Form und Medium, Geschichte und Repräsentation nachzugehen und Antworten darauf zu formulieren. Im Rahmen der Ausstellung wird der Dokumentarfilm Beatriz González Por qué llora si ya reí? (2010) von Diego García Moreno in der Pogo Bar gezeigt. An folgenden Tagen findet keine Filmpräsentation statt: 13. und 25. Oktober, 22. und 29. November, 13. Dezember und 5. Januar. Die Ausstellung Retrospective 1965 2017 von Beatriz González entstand in Zusammenarbeit mit dem CAPC musée d art contemporain de Bordeaux und dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid. Kurator*innen: María Inés Rodríguez, Krist Gruijthuijsen Kuratorische Assistenz: Cathrin Mayer

6/9 Biografie Beatriz González (*1938 in Bucaramanga, CO) ist eine in Bogotá ansässige Künstlerin, die sich mit Fragen der historischen und kulturellen Situation ihres Landes durch Zeichnung, Malerei, Grafik und Skulptur beschäftigt. Von 1956 58 studierte González Architektur an der Universidad Nacional de Colombia, und von 1959 62 bildende Kunst und Kunstgeschichte an der Universidad de los Andes, Bogotá. Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist sie auch als Professorin, Autorin und Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt auf kolumbianischer Kunst des 19. Jahrhunderts tätig. Beatriz González wuchs während des Bürgerkriegs La Violencia auf, der mit der Ermordung des kolumbianischen Politikers und Anwalts Jorge Eliécer Gaitán begann. Flucht, Vertreibung und Identität sowie der Schmerz der Betroffenen spielen in ihrer Arbeit eine wichtige Rolle. Beatriz González hat zahlreiche Ausstellungen in Kolumbien kuratiert, darunter im Museo Nacional de Colombia, Bogotá und verschiedene Bücher und Artikel über Kunst und Künstler*innen des 19. Jahrhunderts in Kolumbien verfasst. Ihre Werke sind unter anderem in den Sammlungen des Museum of Modern Art, New York, der Tate Modern, London und dem Museum of Fine Arts in Houston vertreten. Sie nahm an der Biennale di Venezia (1978) und der Bienal de São Paulo (1971) teil. Große Aufmerksamkeit erregte González zuletzt durch ihre Teilnahme an der Documenta 14 (2017), wo die älteren Werke Telón de la móvil y cambiante naturaleza (1978) und Decoración de interiores (1981) zu sehen waren.

7/9 Begleitprogramm Führung durch die Ausstellung mit der Kuratorin María Inés Rodríguez 13. Oktober 2018, 15 Uhr Treffpunkt: Counter Buchvorstellung mit Beatriz González Diario del Guernica. Diario de una obra sin sentido Mural Para Fábrica Socialista 13. Oktober 2018, 17 Uhr Ort: Pogo Bar Führung durch die Ausstellung mit der Assistenzkuratorin Cathrin Mayer 22. November 2018, 19 Uhr Treffpunkt: Counter Kolumbianischer Filmnachmittag Zwei Filme, ausgewählt von Beatriz González (Spanisch mit englischen Untertiteln) 2. Dezember 2018, 17 und 19 Uhr Ort: Studio im Vorderhaus der KW Eintritt: 5 / 3 reduziert Führung durch die Ausstellung mit dem Kurator Krist Gruijthuijsen 13. Dezember 2018, 19 Uhr Treffpunkt: Counter Vermittlung Die KW bieten während der regulären Öffnungszeiten kostenfreie, moderierte Rundgänge durch die Ausstellung an. Für weitere Informationen zu Gruppenführungen (ab 10 Personen) kontaktieren Sie bitte Duygu Örs unter do@kw-berlin.de oder telefonisch: +49 30 243459-132.

8/9 Kommende Ausstellungen Steve Bishop Deliquescing Sidsel Meineche Hansen Real Doll Theatre Tamara Henderson Womb Life 10 Jahre Videoart at Midnight Christian Friedrich 8. 16. Dezember 2018 Eröffnung: 7. Dezember 2018, 19 Uhr

9/9 Partner Die Ausstellung von Beatriz González Retrospective 1965 2017 wird durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert. Medienpartner der Ausstellung von Beatriz González Retrospective 1965 2017 ist Exberliner. Die KW Institute for Contemporary Art werden institutionell gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.