Zeitpunkte der Stadtgeschichte Vor 80 Jahren: 1923: Einrichtung des Heimatmuseums im Alten Bau Impressum: 2016 Stadtarchiv Geislingen an der Steige ISSN-Internet 2365-8193 Archiv- und Sammlungsinventar des Stadtarchivs Geislingen Herausgeber: Stadtarchiv Geislingen, Schillerstr. 2, 73312 Geislingen an der Steige Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung, sind vorbehalten. Kein Teil der Veröffentlichung darf in irgendeiner Form, sei es als Digitalisat, Fotokopie oder in Form eines anderen technischen Verfahrens ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältig oder verbreitet werden.
Zeitpunkt der Stadtgeschichte 2003 2 Vor 80 Jahren: 1923: Einrichtung des Heimatmuseums im Alten Bau Seit 1923 befindet sich das Geislinger Heimatmuseum im Alten Bau. Damals war der Altertumsverein, dem die Einrichtung des Museums oblag, gerade mal vier Jahre alt. Die schnell wachsende 'Altertümersammlung', wie es damals hieß, ließen den Saal im Alten Rathaus bald aus allen Nähten platzen. Und so war die Stadt gezwungen, ein geeignetes Domizil für ein künftiges Heimatmuseum zu finden. Was lag da näher, als den Alten Bau für diesen Zweck zu nutzen, einmal weil er in seiner historischen Bausubstanz gewissermaßen die vorbildliche Herberge für ein Museum abgab und zweitens weil bei zusätzlichem Raumbedarf eine Erweiterung des Museums gegeben war. So sah die Museums-präsentation in den 1920er Jahren im Alten Bau aus, Stadtarchiv Geislingen Die Anfänge der Museumssammlung Am 30. September 1919 luden Georg Burkhardt, Rektor der Höheren Schule in Geislingen, mit einigen Gleichgesinnten interessierte Mitbürger der Stadt ein, um einen 'Altertumsverein für den Bezirk Geislingen' zu gründen. Georg Burkhardt wurde zum Vorsitzenden gewählt und bereits Ende des Jahres zählte der Verein 64 Mitglieder. Vornehmliche Aufgabe war damals die Sammeltätigkeit, um lokalgeschichtliche Zeugnisse von der Vorgeschichte bis zur damaligen Gegenwart zusammen zu tragen, damit die Geschichte der Burg, der Stadt und der Grafen von Helfenstein nicht in Vergessenheit geriet. Durch die Mitglieder des Vereinsausschusses waren Verbindungen zur Lehrerschaft aller Schulen, zum Gemeinderat und zur Stadt- und Bezirksverwaltung, sowie zur hiesigen Industrie gewährleistet. Zusätzliche Förderung erhielt der Verein vom Landesamt für Denkmalpflege und der staatlichen Altertümersammlung.
Zeitpunkt der Stadtgeschichte 2003 3 Am 29. Februar 1920 wurde die Sammlung zum ersten Mal im Saal des Alten Rathauses der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Durch eine kleine 'Kunstkoje' war es dem Verein möglich das kulturelle Angebot der Stadt durch kleine Kunstausstellungen zu erweitern, was schließlich dazu führte, dass daraus später die Namenserweiterung zum 'Kunst- und Altertumsverein' hervorging. Die lokale bäuerliche Lebenswelt auf der schwäbischen Alb, Präsentation der 1920er Jahre, Stadtarchiv Geislingen Der Alte Bau wird Sitz des Heimatmuseums. Schnell wurde der Saal im Alten Rathaus für die Museumspräsentation zu klein und 1922 stiegen die Eintrittspreise inflationsbedingt in astronomische Höhen. Mit dem Erwerb des ehemals reichsstädtisch-ulmischen Kornspeichers durch die Stadt Geislingen konnte unter anderem auch die bestehende Altertümersammlung ins erste Stockwerk des Alten Baus umziehen, nachdem dort die kleinen Fenster entlang der Traufseite, zur Moltkestraße hin, durch größere Sprossenfenster ersetzt worden waren. Die Ausgrabungen der Burgruine Helfenstein brachten neben vielen Funden zum Leben auf der ehemaligen Burg auch die Kanonenkugeln bei deren Zerstörung im Jahre 1552 zutage. Stadtarchiv Geislingen
Zeitpunkt der Stadtgeschichte 2003 4 Aufgrund der 1932 begonnenen Ausgrabungen auf dem Helfenstein unter der Leitung von Georg Burkhardt, wurde1937 das Heimatmuseum um das zweite Stockwerk im Alten Bau für die historischen Sammlungen erweitert. Zudem erhielt der Verein dort einen großzügigen Raum für seine Kunstausstellungen, in dem sich heute das Modell der Geislinger Steige befindet. In den 1960er Jahren gestaltete Albert Kley das Museum um und richtete eine originale Beindrechslerwerkstatt ein, Stadtarchiv Geislingen Ebenso wurde die Geschichte der hiesigen Textilherstellung präsentiert von der Dunk eines Leinewebers bis zur industriellen Produktion mit maschinellen Webstühlen, Stadtarchiv Geislingen
Zeitpunkt der Stadtgeschichte 2003 5 Eine zusätzliche Erweiterung erfuhr das Museum, als die ständige Schausammlung von Albert Kley nach dem Krieg neu konzipiert und gestaltet wurde. Viele Ausstellungsstücke, die doppelt und weniger wichtig waren, fanden damit ihren Platz in den Magazinräumen des dritten Stockwerks. Inzwischen wird sogar das Vierte als Lagerraum genutzt. Als Ende der 1980er Jahre eine Fotoinventarisierung des gesamten Museumsbestands durchgeführt wurde, konnten weit über 5 000 Sammlungsstücke erfasst werden. Einblick in die Räume des Museum zu hauswirtschaftlichen und handwerklichen Produktionsweisen, Stadtarchiv Geislingen Die Kunst findet seit 1985 in der Städtischen Galerie statt. Im Juli 1985 wurde im Erdgeschoss des Alten Baus die Städtische Galerie eingerichtet, in der seither die Stadt Geislingen zusammen mit dem Kunst- und Geschichtsverein jährlich fünf Kunstausstellungen und die Weihnachtsausstellungen veranstaltet. Und so hat sich seit 1923 der Alte Bau allmählich zu einem stattlichen Kulturhaus entwickelt, in dem nicht nur die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung beheimatet ist, sondern auch moderne Kunst aus der Region stattfindet. Der Alte Bau ist zugleich auch der Sitz des Kunst- und Geschichtsvereins, der dort mit seinen Veranstaltungen, Vorträgen und Ausstellungen seinen Beitrag zur kulturellen Identität der Bürgerschaft stiftet.
Zeitpunkt der Stadtgeschichte 2003 6 Ausstellung von Pauline Ullrich aus Halle/Saale im Jahr 2013, Stadtarchiv Geislingen Das originalgetreue Modell der Geislinger Steige Im Jubiläumsjahr 2000 wurde das 28 m lange Modell der Geislinger Steige im Maßstab 1 : 250 in das zweite Stockwerk des Alten Baus integriert. Das Modell wurde in zweijähriger Arbeit von einen achtköpfigen Team unter der Leitung des Eisenbahnexperten Friedrich Welle originalgetreu hergestellt. Ergänzt wurde dazu die Geschichte der Geislinger Steige in Wort und Bild. Das Modell der Geislinger Steige aus dem Jubiläumsjahr 2000, Stadtarchiv Geislingen
Zeitpunkt der Stadtgeschichte 2003 7 Das Schatztruhenmuseum im 2. Stockwerk des Alten Baus, Stadtarchiv Geislingen Das Südwestdeutsche Schatztruhenmuseum Im Juli 2003 wurde mit einem Museumsfest das Südwestdeutsche Schatztruhenmuseum eröffnet, das in einem Teil des zweiten Stockwerks im Alten Bau eingerichtet wurde. 50 Schatztruhen aus der Zeit der Renaissance bis zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, die der Stadt Geislingen und dem Kunst- und Geschichtsverein als Stiftung des Göppinger Ehepaars Dr. Stützer zugeeignet wurden, sind dort ausgestellt. Namensveränderungen Vieles hat sich in den vergangenen 80 Jahren seit Bestehen des der musealen Sammlung verändert. Aus dem einst 1919 gegründeten Altertumsverein ist heute der Kunst & Geschichtsverein Geislingen geworden, und das ehemalige Heimatmuseum heißt heute Museum im Alten Bau. Hartmut Gruber