Invasive Baumarten im urbanen Raum ist unser Stadtgrün eine Gefahr?

Ähnliche Dokumente
Invasive Baumarten im urbanen Raum

Zur Ökologie und Bedeutung

Bebauungsplan Umweltbericht. Stammanzahl

Schwarz-Kiefer Pinus nigra 129 F vital; Krone nicht nach N wg. Engstand

B-Plan 6-24 VE 'Fischerhüttenstr ' Erfassung Baumbestand (ohne Wald) Freie Planungsgruppe Berlin GmbH September 2016 !!! !!! !!!! !!! !!!! !!!!

Pflanzprogramm Parkbäume 2016/17

Gemeinde Seefeld, Gemarkung Meiling/ Seefeld Bebauungsplan Gut Delling - Änderung und Erweiterung -

Bestimmung Hamburger Laubbäume im Winter

Teilerhebung - Ernteaufkommen

Preisliste Pflanzgarten 2018

Anhang zur Anleitungsbroschüre Pflanzt Bäume! :

ERLE (Schwarzerle, Alnus glutinosa)

Bedarfsliste für die Erstbepflanzung des Baumparks Rüdershausen

B-Plan "Dorfgebiet obere Siedlung Waltersdorf"

Anlage 4: Baumkataster

Preisliste Baumschule 2015 FORST

Liste einheimischer Heckenpflanzen

Anhang 3 Bäume im Lietzenseepark

Vorratsliste Herbst 2016

Preisliste Pflanzgarten 2017

Stadt Friedberg. Bebauungsplan mit Grünordnungsplan Nr. 12

Auszug aus dem Fachbuch Waldgesellschaften des Kantons Zug (2014) Kanton Zug, Direktion des Inneren, Amt für Wald und Wild. 4.1 Laubholzanteil...

Band 2.1 Landschaftspflegerischer Begleitplan HKE II. Anhang 3. Gesamttabelle Gehölze Stapelbeckenanlage Friedrichshöhe (SBA FH)

Stadt Luzern. Allmend Kriens 15

Urban Green & Climate Bern

Baumfällungen aus Verkehrssicherungsgründen im Januar Acer pseudoplatanus 'Rotterdam', Sorte vom Berg-Ahorn

Baumfällungen aus Verkehrssicherungsgründen im Februar 2018

Merkblatt zur Wald- Erschwernisausgleichsrichtlinie (Wald EARL M-V)

Satzung der Stadt Wriezen über die Erhaltung, die Pflege und den Schutz von Bäumen im Stadtgebiet Wriezen (BaumSchSatzWrz) vom 31.

Merkblatt für Knickneuanlagen, bunter Knick

Hollenstedt, den Vorratsliste Herbst 2016

Potsdam, 08. November 2006

Urban Green & Climate Bern

Bäume und ihre Bewohner

Stadt Leipzig Amt für Stadtgrün und Gewässer Sachgebiet Stadtbäume

5. Textliche Inhalte des Bebauungsplanes. 5.1 Textliche Festsetzungen

Bewertung von Waldbaumarten anhand der KLimaArtenMatrix (KLAM-Wald)

- UR 8 - Satzung. über örtliche Bauvorschriften gemäß 56 Abs. 1 Niedersächsische Bauordnung für den Bereich Maschener und Horster Heide

Bestellliste für Garten- und Heckenpflanzen

Verankerung höher anbringen. 1 Kronenverankerung vorhanden

Hollenstedt, den Vorratsliste Herbst 2018

Zusammenfassende Bewertung von Gefährdungsfaktoren und Erhaltungsmöglichkeiten für genetische Ressourcen seltener Baumarten

1 - Art der baulichen Nutzung - allgemeine Wohngebiete WA 1 und WA 2

Baumarten Atlas zur dritten Bundeswaldinventur (BWI 2012) Tree Species Atlas. Franz Kroiher, Friedrich Schmitz. Thünen Working Paper 49

Vorratsliste 2015/2016

24a 24 LEGENDE. FFH-Gebiet Herrschinger Moos und Aubachtal. Hasel, H = 6 m DU = 10 m. Fichtenhecke H = 8-12 m. Ausstellungsfläche - Kies 317/1.


Mobil: 0664/

Sorbus aucuparia Vogelbeere schwach giftig!

Übersicht der deutschen Herkünfte laut FoVG Abies alba - Weißtanne (827)

Bebauungsplan Nr. 5a Alter Sportplatz Erweiterung

3. Erkennen von einheimischen Bäumen

NIEDERÖSTERREICHISCHE LANDESFORSTGÄRTEN

Perspektiven der Freiraumvernetzung in Köln

Bäume in der Stadt. ,!7ID8A0-bhfjih! Stadtbäume - unser Vitamin G(rün) Roloff. Andreas Roloff.

Baumbestandserfassung

Baumfäll-Liste Winter 2011/2012

Baumpfad Recklinghausen -Standortbeschreibung- Eine Reise durch die Zeit

Anhang. Anhang 1 Lage des Planungsgebiets 1. Anhang 2 Wertstufen und Faktoren zur Bewertung der Schutzgüter 2

Larix decidua, Europäische Lärche 69 über Stockfäule

Bäume im Winter Rindenrätsel

STLK Standardleistungskatalog für den Straßen- und Brückenbau R1

GEMEINDE BURKHARDTSDORF

GESUNDER NACHWUCHS FÜR IHREN WALD PREISLISTE 2016/17.

Baumfällungen aus Verkehrssicherungsgründen im Januar ein Baum aus Gruppe von Birken und Pappeln (in der Nähe Halteverbotsschild)

Verordnung über Herkunftsgebiete für forstliches Vermehrungsgut (Forstvermehrungsgut-Herkunftsgebietsverordnung,

Anzahl Erfurt Name Grünanlage Benaryplatz 1 Acer campestre Feldahorn 1 Salix alba Silberweide Bonhoefferstraße Grünanlage 1 Aesculus hippocastanum

Fällliste Bäume in Grünanlagen, Kinderspielplätzen und Außenanlagen an öffentlichen Gebäuden und Straßenbäumen - Winter 2014/2015

Fortsetzung nächste Seite

Einheimische Gehölze Oberschwabens

econstor Make Your Publications Visible.

Sortimentsliste. Abschließende Auflistung der zentrenrelevanten Sortimente in der Stadt Nauen

GWG-Sommertagung 2016: Gebirgswald im Klimawandel. 1. Höhenstufenmodell (Projekt Adaptierte Ökogramme/abenis)... 2

Erste Verordnung zur Änderung der Forstsaat-Herkunftsgebietsverordnung 1 ) 2 )

Verordnung der Stadt Sulzbach-Rosenberg

I I I III II I I III I I III. plan et Dipl.-Ing. Rudolf Hennemann Freier Garten- und LandschaftsArchitekt bdla Hamburg 1

Eine Übersicht der deutschen Herkünfte

Baumkataster. Im Geltungsbereich des Bebauungsplans. Funari in Mannheim. Saarbrücken, den 20. September 2016

Fällliste Bäume in Grünanlagen, Kinderspielplätzen und Außenanlagen an öffentlichen Gebäuden - Winter 2013/2014

Portfolio. Pflanzen Spezieller Teil: Bäume. Atelier Symbiota. Alexander Schmidt Kurt-Tucholsky-Straße Leipzig.

Malus Apfelbaum gesund Malus Rosaceae

Amt der Vorarlberger Landesregierung Landesforstgarten Rankweil. Amt der Vorarlberger Landesregierung Landesforstgarten Rankweil

Herausgeber: Zweckverband Naturpark Nassau Nassau, Im Mühlbachtal 2, Telefon: 02604/4368 oder 4622, Fax: 026ü4

INTERNETFASSUNG - TEXTTEIL. Vorhabenbezogener Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 1503f der Landeshauptstadt München

Laubgehölze Preisliste 2017/2018 Pflanzenart Preis/netto Bestellmenge Feldahorn Acer campestre 1/11/ ,45 Acer campestre 1/11/ ,55 Acer

Objekt Baum Nr. Baumart Baumart Schäden. 110 Stuttgarter Straße Betula pendula Sand-Birke Schrägstand, Astab -/ausbruch, Kappung

Bund Länder Programm Soziale Stadt Untersuchungsgebiet Humboldtstrasse in Regensburg. Auftraggeber: Amt für Städtebauförderung, Stadt Regensburg

Ortsteil Straße Baumname Baumname (botanisch)

Nachpflanzungen Am Costerberg 1 Malus "Boskop" Apfel. Am Costerberg 1 Pyrus "Williams Christ" Birne. 1 Tilia cordata "Greenspire" Winterlinde

Grösse Hauteur. S/a BE/Twann, St. Petersinsel, m, Molasse, NW cm

Vital, guter Aufbau, Totholz 15% im Grobastbereich, Starkastausbrüche. 5 Hainbuche Carpinus betulus 60cm

Böfingen. Objekt Baum Nr. Baumart Baumart Schäden

Satzung der Stadt Porta Westfalica über die Erweiterung der Grenzen für den im Zusammenhang bebauten Bereich Holtrup (Innenbereichssatzung) Präambel

Nach Beendigung der Bautätigkeit wird festgehalten, ob Beschädigungen erfolgt sind und dafür Sorge getragen, dass diese zeitnah beseitigt werden.

Anhang zur Baumschutzverordnung der Stadt Röthenbach a.d.pegnitz

DER LANDESBEAUFTRAGTE FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE

Klimagarten Projektausschreibung: Kunst und Botanik

FSWLA Landschaftsarchitektur GmbH


Transkript:

Themenblock 3: Biodiversitätsaspekte neuer Arten im Stadtgrün: Invasive Baumarten im urbanen Raum ist unser Stadtgrün eine Gefahr? Prof. Andreas Roloff Technische Universität Dresden 8. Symposium Stadtgrün: Invasive gebietsfremde Arten in der Stadt / Urbane Pflanztechniken 13. - 15. 11. 2018, Berlin

1 Invasive Baumarten in der Stadt Ist unser Stadtgrün eine Gefahr? Von Andreas Roloff Schlussfolgerungen und Fazit Alleine mit den in vielen Städten zur Verfügung stehenden, für eine Verwendung als Straßenbäume geeigneten etwa 10 einheimischen Baumarten ist eine akzeptable Funktionserfüllung an diesem Sonderstandort in Zukunft nicht realisierbar, insbesondere nicht unter dem Aspekt des Klimawandels. Fremdländische bzw. gebietsfremde Arten sind daher unverzichtbar. Vorsicht/Zurückhaltung ist in der oder angrenzend an die offene Landschaft mit potenziell invasiven Baumarten geboten, wohingegen die meisten dieser Arten auf versiegelten Flächen und im Straßenraum als unproblematisch eingestuft werden, da ihr Nutzen dort bei zunehmenden Überhitzungs- und Trockenstressphasen mögliche Risiken deutlich übertrifft. Lediglich auf die weitere Neupflanzung des besonders an überwärmte, versiegelte und ruderale Problemstandorte angepassten Götterbaums sollte aus Naturschutz- Gesichtspunkten verzichtet werden, im Bereich von Flussauen auch auf den Eschen-Ahorn. Es ist eine Frage der Bewertung, ob man die invasiven Neophyten als Gefahr oder als nutzvolle urbane Gehölze einstuft. Dies ist in erster Linie vom Begriff "Invasivität" und seinem Verständnis abhängig. Obwohl der Begriff zunächst sehr negativ belegt ist, bedeutet dies nicht zwingend einen generellen und großen Schaden für die Stadtnatur. Bei möglichen ungünstigen Auswirkungen muss vielmehr differenziert betrachtet werden, wann und wo diese auftreten. Alleine das Verschwinden einer Art oder die Änderung der Artzusammensetzung muss nicht negativ, sondern kann ein ganz natürlicher biologischer Evolutions-Prozess sein. Bei geschützten oder bedrohten Arten ist die Verdrängung z.b. von einer Brachfläche allerdings als kritisch zu bewerten. Ab wann eine Auswirkung negativ ist, bleibt dabei immer eine Einzelfallentscheidung: Grundsätzlich muss jede Fläche für sich betrachtet und bewertet werden, und auf dieser Basis ergibt sich dann ein Pflege- bzw. Nutzungskonzept, welches einzuhalten ist. Nicht selten sind die Auswirkungen einer Bekämpfung von Neophyten problematischer als der Nutzen einer an solche Extremstandorte angepassten nichtheimischen Baumart. Danach ist Invasivität zu beurteilen. Gerade auf urbanen Sonderstandorten bieten die wärmeliebenden gebietsfremden Baumarten Robinie, Eschen-Ahorn oder Götterbaum im Gegensatz zu vielen einheimischen Baumarten oft die Möglichkeit, auch diese Bereiche dauerhaft zu begrünen und somit das Stadtklima positiv zu verbessern, insbesondere hinsichtlich Beschattung, Temperaturabsenkung, Feinstaub- und Kohlenstoffdioxidbindung sowie Lärm- und Sichtschutz. (Teil-)Versiegelte

2 Flächen sind insbesondere in Anbetracht zunehmender Trockenstressphasen für die meisten einheimischen Baumarten nur schwer oder gar nicht besiedelbar, wodurch an diesen Stellen bei Ausbleiben anderer Gehölze auch keine Wohlfahrtswirkungen erzielt werden können. Es ist davon auszugehen, dass sich die 3 Baumarten aufgrund der künftigen Klimaentwicklung weiter etablieren und ausbreiten. Damit wird auch ein Einwandern der Neophyten auf naturschutzfachlich wertvollen Flächen einhergehen, so wie es heute schon in sommerwarmen Gebieten zu beobachten ist. Dementsprechend ist ein Neophyten- Vorkommen in städtischen Randbereichen hin zu solchen Flächen besonders zu beobachten und ggf. durch geeignete Maßnahmen zurückzudrängen. Abschließend erfolgt in der Tabelle eine Übersicht über mögliche Risiken und Nutzen invasiver Baumarten: Risiken und Nutzen potenziell invasiver Stadtbaumarten. Risiken Verdrängung einheimischer Pflanzen Besetzen von Lebensräumen Eutrophierung, Alleloptahie Risiko für Naturschutzgebiete Kontrolle schwierig Schäden an Infrastruktur Nutzen Holz-, Biomasseproduktion Medizinische Inhaltsstoffe Düngung Bienenweide Luftreinhaltung, CO 2 -Bindung Kühlung, Beschattung, Luftfeuchte In Zeiten gravierender Umweltänderungen wie derzeit beim Klima würde die Natur selbst Veränderungen in der Artenzusammensetzung und im Genpool nicht nur zulassen, sondern z.t. sogar forcieren und "testen". Dies ist bei der aktuellen Diskussion um nichtheimische Arten (und Herkünfte) und über den Erhalt des einheimischen Arten- und Genpools in Parkanlagen und an Straßenstandorten zu bedenken und zu berücksichtigen. Risiken für den einheimischen Artenbestand gehen in der Stadt vorrangig von anthropogenen Lebensraumveränderungen und erst an nachrangiger Stelle von Neophyten aus. Der Autor: Prof. Dr. ANDREAS ROLOFF Institut für Forstbotanik und Forstzoologie Pienner Str. 7, 01737 Tharandt Tel. 035203-3831202 Fax 035203-3831272 email: roloff@forst.tu-dresden.de

Symposium Stadtgrün Berlin 14.11.2018 Institut für Forstbotanik und Forstzoologie Invasive Baumarten im urbanen Raum Ist unser Stadtgrün eine Gefahr? Prof. Andreas Roloff www.tu-dresden.de/forstbotanik

Invasive Baumarten in der Stadt Risiken, Potenziale, Management Einführung: Lebensraum Wald Stadt Straße Eignung einheimischer Baumarten (Bsp. Jena) Begriffsklärungen: invasiv vs. expansiv Biologie und Ausbreitung invasiver Neophyten Risiken? Potenziale, Management Fazit

Invasive Baumarten in der Stadt Risiken, Potenziale, Management Einführung: Lebensraum Wald Stadt Straße Eignung einheimischer Baumarten (Bsp. Jena) Begriffsklärungen: invasiv vs. expansiv Biologie und Ausbreitung invasiver Neophyten Risiken? Potenziale, Management Fazit

29 einheimische Baumarten im Raum Jena Acer campestre (Feld-Ahorn) Acer platanoides (Spitz-Ahorn) Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn) Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) Betula pendula (Sand-Birke) (Betula pubescens) (Moor-Birke) Carpinus betulus (Hainbuche) Fagus sylvatica (Rot-Buche) Fraxinus excelsior (Gem. Esche) Malus sylvestris (Wild-Apfel) Pinus sylvestris (Gem. Kiefer) Populus nigra (Schwarz-Pappel) Populus tremula (Zitter-Pappel) Prunus avium (Vogel-Kirsche) Pyrus pyraster (Wild-Birne) Quercus petraea (Trauben-Eiche) Quercus robur (Stiel-Eiche) Salix alba (Silber-Weide) Salix caprea (Sal-Weide) Salix viminalis (Korb-Weide) Sorbus aria (Echte Mehlbeere) Sorbus aucuparia (Eberesche) (Sorbus domestica) (Speierling) Sorbus torminalis (Elsbeere) Taxus baccata (Gem. Eibe) Tilia cordata (Winter-Linde) Tilia platyphyllos (Sommer-Linde) Ulmus glabra (Berg-Ulme) Ulmus minor (Feld-Ulme)

davon 9 geeignete Straßenbaumarten Acer campestre (Feld-Ahorn) Acer platanoides (Spitz-Ahorn) Acer pseudoplatanus (Berg-Ahorn) Alnus glutinosa (Schwarz-Erle) Betula pendula (Sand-Birke) (Betula pubescens) (Moor-Birke) Carpinus betulus (Hainbuche) Fagus sylvatica (Rot-Buche) Fraxinus excelsior (Gem. Esche) Malus sylvestris (Wild-Apfel) Pinus sylvestris (Gem. Kiefer) Populus nigra (Schwarz-Pappel) Populus tremula (Zitter-Pappel) Prunus avium (Vogel-Kirsche) Pyrus pyraster (Wild-Birne) Quercus petraea (Trauben-Eiche) Quercus robur (Stiel-Eiche) Salix alba (Silber-Weide) Salix caprea (Sal-Weide) Salix viminalis (Korb-Weide) Sorbus aria (Echte Mehlbeere) Sorbus aucuparia (Eberesche) (Sorbus domestica) (Speierling) Sorbus torminalis (Elsbeere) Taxus baccata (Gem. Eibe) Tilia cordata (Winter-Linde) Tilia platyphyllos (Sommer-Linde) Ulmus glabra (Berg-Ulme) Ulmus minor (Feld-Ulme) grün fett: als Straßenbaum geeignet blau: nur sehr eingeschränkt geeignet rot: als Straßenbaum nicht geeignet

Jena 55 Straßen-Baumarten

Invasive Baumarten in der Stadt Risiken, Potenziale, Management Einführung: Lebensraum Wald Stadt Straße Eignung einheimischer Baumarten (Bsp. Jena) Begriffsklärungen: invasiv vs. expansiv Biologie und Ausbreitung invasiver Neophyten Risiken? Potenziale, Management Fazit

Begriffsklärungen Invasive Baumarten = Aliens (nach KOWARIK 2010) Ausbreitung in einem Gebiet, das sie zuvor nicht auf einem natürlichen Wege erreicht haben, mit + neg. Auswirkungen im urbanen Raum bedeutsam: Ailanthus altissima (Drüsiger Götterbaum) Robinia pseudoacacia (Gem. Robinie) Acer negundo (Eschen-Ahorn) im urbanen Raum unbedeutend: Fraxinus pennsylvanica (Rot-Esche) Pinus nigra (Schwarz-Kiefer) Pinus strobus (Weymouth-Kiefer, Strobe) Populus x canadensis (Bastard-Schwarz-Pappel) Prunus serotina (Späte Traubenkirsche) Quercus rubra (Rot-Eiche)

Begriffsklärungen Expansive Baumarten intensive Ausbreitung in einem Gebiet, das sie auch auf natürlichem Wege erreicht haben oder hätten. im urbanen Raum bedeutsam: Acer platanoides, A. pseudoplatanus (Spitz-, Berg-Ahorn) Betula pendula (Sand-Birke) Fraxinus exclsior (Gem. Esche) im urbanen Raum unbedeutend Pinus sylvestris (Wald-Kiefer) Populus tremula (Zitter-Pappel) Prunus cerasifera (Kirsch-Pflaume)

Invasive Baumarten in der Stadt Risiken, Potenziale, Management Einführung: Lebensraum Wald Stadt Straße Eignung einheimischer Baumarten (Bsp. Jena) Begriffsklärungen: invasiv vs. expansiv? Biologie & Ausbreitung pot. invasiver Neophyten Risiken? Potenziale, Management Fazit

Pot. invasiv I: Götterbaum Biologie: extrem schnelles Wachstum Lebenserwartung 70-100 Jahre Blüte ab 5 J., Zweihäusigkeit, Bienenweide im Juni/Juli Ausbreitungsmechanismen: Früchte, Wurzelbrut, Stockausschlag Probleme = Chancen! Besiedlungsvermögen extremer Standorte (Asphaltritzen, Mauerfugen)

Pot. invasiv II: Robinie Biologie: sehr schnelles Wachstum Lebenserwartung 100-200 Jahre Blüte ab 10 J., Bienenweide Ende Mai Ausbreitungsmechanismen: Früchte, Wurzelbrut, Stockausschlag Probleme = Chancen! Besiedlungsvermögen extremer Standorte (sehr trockene Bereiche, Schotterböschungen)

Pot. invasiv III: Eschen-Ahorn Biologie: extrem schnelles Wachstum Lebenserwartung 50-70 Jahre Blüte ab 10 J., Zweihäusigkeit, Bienennährgehölz im März (Pollen) Ausbreitungsmechanismen: Früchte, Stockausschlag Probleme = Chancen! Besiedlungsvermögen extremer Standorte (Bodenkontamination, Kippen)

Kienberg Berlin-Marzahn: Mischbestand aus Götterbaum, Robinie, Eschen-Ahorn, Hybrid-Pappel

Kienberg Berlin-Marzahn: Mischbestand aus Götterbaum, Robinie, Eschen-Ahorn, Hybrid-Pappel

Interessante offene Fragen: Konkurrenz, Sukzession? Einwandern einheimischer Baumarten?

Ergebnisse von eigenen Untersuchungen: (stud. Abschlussarbeiten seit 2014) BA St. Grünberger 2014: Götterbaum in Dresden MA Sylvia Mann 2015: Götterbaum-Vork. Dresden Studie Dr. M. Meyer 2015: Ausbreitung in Leipzig MA S. Winkler 2016: Ail, Rob, Ac-neg in Leipzig BA J. Keil 2016: Eschen-Ahorn in Dresden MA Lucy Fotschki 2016: Robinie in Dresden BA T. Schumann 2017: Generative Ausbreitung Ail. BA M. Firley 2018: Temperatur-Optimum Ailanthus BA lfd: Ausbreitung Götterbaum in Magdeburg

Invasive Baumarten in der Stadt Risiken, Potenziale, Management Einführung: Lebensraum Wald Stadt Straße Eignung einheimischer Baumarten (Bsp. Jena) Begriffsklärungen: invasiv vs. expansiv? Biologie & Ausbreitung invasiver Neophyten Risiken? Potenziale, Management Fazit

Invasive Baumarten in der Stadt Risiken, Potenziale, Management Einführung: Lebensraum Wald Stadt Straße Eignung einheimischer Baumarten (Bsp. Jena) Begriffsklärungen: invasiv vs. expansiv? Biologie & Ausbreitung invasiver Neophyten Risiken? Potenziale! Management Fazit

Chancen: invasive Neophyten in der Stadt kostengünstige, beherrschbare Möglichkeit der Funktionserfüllung von Stadt- und Straßenbäumen in versiegelten Stadtarealen und in Zeiten zunehmender Klimaextreme 1 Feinstaubminderung, 2 Immissionsreduktion, 3 Lärmminderung, 4 Schattenwurf, Kühlung, Luftbefeuchtung 5 Gesundheit, Erholung 6 Sicht- und Windschutz, 7 Orientierung, 8 CO 2 -Bindung, 9 Biodiversität, 10 positive Wirkung auf die Psyche

Invasive Baumarten im urbanen Raum Risiken und Potenziale Einführung: Lebensraum Wald Stadt Straße Eignung einheimischer Baumarten (Bsp. Jena) Begriffsklärungen: invasiv vs. expansiv? Biologie & Ausbreitung invasiver Neophyten Risiken? Potentiale, Management! Fazit

Fazit & Schlussfolgerungen Straßenbäume müssen vor allem ihre wichtigsten Funktionen möglichst optimal, dauerhaft/nachhaltig und pflegeextensiv erfüllen, und dies auch in Zukunft. Die meisten potenziell invasiven Arten werden im Straßenraum als unproblematisch eingestuft, wobei ihr Nutzen in Zeiten zunehmender Überhitzungs- und Trockenstressphasen zudem mögliche Risiken bei Weitem übertrifft. Von den in der BfN-Liste genannten Baumarten ist im Straßenraum nur der Götterbaum als kritisch einzustufen, so dass auf ihn bei Neupflanzungen verzichtet werden sollte. In Zeiten gravierender Umweltänderungen wie derzeit beim Klima würde die Natur Veränderungen in der Artenzusammensetzung und im Genpool nicht nur zulassen, sondern z.t. sogar forcieren und "testen". Dies ist bei der aktuellen Diskussion um nichtheimische und invasive Baumarten (und Herkünfte) in Parkanlagen und an Straßenstandorten zu bedenken und zu berücksichtigen.

Symposium Stadtgrün Berlin 14.11.2018 Institut für Forstbotanik und Forstzoologie Invasive Baumarten im urbanen Raum Ist unser Stadtgrün eine Gefahr? Definitiv nein! Wenn man die Eigenschaften der Baumarten kennt und berücksichtigt.

Institut für Forstbotanik und Forstzoologie Invasive Baumarten im urbanen Raum Ist unser Stadtgrün eine Gefahr? Definitiv nein! Wenn man die Eigenschaften der Baumarten kennt und berücksichtigt. Wir werden sie brauchen!