Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten

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Transkript:

Industrie- und umweltbedingte Kontaminanten Dioxine und dioxinähnliche PCB Eine Reihe chemischer Einzelverbindungen mit ähnlicher Struktur werden unter dem Begriff Dioxine zusammengefasst: 75 polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und 135 polychlorierte Dibenzofurane (PCDF). Sie entstehen als unerwünschte Nebenprodukte bei Verbrennungsprozessen und in der chemischen Industrie und gehören zu den giftigsten chlororganischen Verbindungen. Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts technisch hergestellt und als Weichmacher in Farben sowie aufgrund ihrer nicht brennbaren Eigenschaften in Transformatoren und Kondensatoren eingesetzt. Bestimmte polychlorierte Biphenyle weisen dioxinähnliche Eigenschaften auf. Durch ihre gute Fettlöslichkeit und ihre Langlebigkeit reichern sich Dioxine und dioxinähnliche PCB in der Nahrungskette an. Nach heutiger Kenntnis nimmt der Mensch diese Substanzen fast ausschließlich über die Nahrung auf. Mit Dioxinen belastete Lebensmittel können daher für die Verbraucher ein gesundheitliches Risiko darstellen. Die Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB werden als Toxizitätsäquivalente (TEQ) berechnet. Dazu wird die Toxizität der einzelnen Kongenere unter Verwendung eines entsprechenden Faktors (Toxizitätsäquivalenzfaktor, TEF) im Vergleich zum 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (kurz 2,3,7,8-TCDD) als Referenz berücksichtigt. Weitere Informationen sind unter www.ua-bw.de zu finden. Untersuchungsergebnisse in der Übersicht Im Jahr 2010 wurden insgesamt 519 Lebensmittel und 132 Futtermittel auf Dioxine und dioxinähnliche PCB untersucht. In seiner Funktion als Referenzlabor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, UNEP) hat das CVUA Freiburg 6 Humanmilchproben für die internationale WHO/ UNEP-Studie zu Gehalten von Dioxinen, PCB und anderen persistenten Organochlorkontaminanten in Humanmilch analysiert. Der überwiegende Teil der untersuchten Lebensmittel zeigte die schon in früheren Jahren für die jeweiligen Matrices festgestellten üblichen unauffälligen Hintergrundbelastungen an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (siehe Tabelle S. 138 ). So weisen Schweine- und Geflügelfleisch durchschnittlich niedrigere Gehalte auf als Rindfleisch. Als sehr niedrig mit Dioxinen und dioxinähnlichen PCB belastet erwiesen sich die untersuchten Proben Sonnenblumenöl sowie Säuglings- und Kleinkindernahrung. Beanstandungsrelevante Höchstgehaltsüberschreitungen wurden vereinzelt bei Hühnereiern, Rindfleisch und einer Probe Ziegenmilch festgestellt. Im Rahmen des Ökomonitorings Baden-Württemberg wurde 2010 verstärkt Säuglings- und Kleinkindernahrung sowie Geflügelfleisch aus ökologischer Erzeugung untersucht. Eine ausführliche Darstellung dieser Untersuchungsergebnisse ist dem Bericht über das Ökomonitoring Baden-Württemberg 2010 zu entnehmen. Die Ergebnisse der Futtermitteluntersuchungen werden separat im Kapitel VI Futtermittel dargestellt. 137

LEBENSMITTELÜBERWACHUNG BW TEIL IV spezielle untersuchungsbereiche Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (Summe in WHO-PCDD/F-PCB-TEQ) in verschiedenen Lebensmitteln. (Bei der Auswertung sind Verfolgsproben, die im Zusammenhang mit erhöhten Gehalten in der Erstprobe untersucht wurden, nicht berücksichtigt.) Lebensmittelgruppe Anzahl Median Wertebereich Summen-Höchstgehalt* (gemäß VO (EG) Nr. 1881/2006 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett Milch, Milcherzeugnisse, einschließlich Butter 97 12 0 0 Hühnereier 98 0,42 0,12-8,8 6,0 Rindfleisch 45 1,4 0,2-6,7 4,5 Geflügel 37 0,33 0,07-2,6 4,0 Schweinefleisch 8 0,08 0,03-0,14 1,5 Rotwild 12 2,0 0,7-3,1 ** Rinderleber 22 4,8 0,9-13,5 12,0 Sonnenblumenöl 19 0,042 0,025-0,084 1,5 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht Seefische 23 0,83 0,28-3,2 8,0 Süßwasserfische 54 1,1 0,04-8,8 8,0 Säuglings- und Kleinkindernahrung 45 0,007 0,001-0,049 0,2*** Mineralerde 11 0,14 0,011-7,4 0,75**** * In der VO (EG) Nr. 1881/2006 sind getrennte Höchstgehalte für Dioxine und die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB fest-gelegt. Aus Platzgründen sind in der Tabelle nur die Summen-Höchstgehalte angegeben. ** kein Höchstgehalt festgelegt *** vorgeschlagener Höchstgehalt (noch nicht gültig) **** Orientierung am Höchstgehalt für Futtermittelzusatzstoffe: 0,75 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg 88 % TM (RL 2002/32/EG) Untersuchung von Rindfleisch und Rinderleber Bei einem 2009 durchgeführten Monitoringprogramm war festgestellt worden, dass zirka 60 % der untersuchten Schaflebern aus Baden-Württemberg die zulässigen Höchstgehalte für Dioxine und dioxinähnliche PCB überschritten. Die Gehalte im untersuchten Schaffleisch lagen insgesamt deutlich niedriger als bei den Schaflebern. Aufgrund dieser Ergebnisse schien es erforderlich, die Untersuchungen auf Lebern anderer Tierarten auszudehnen. Im Jahr 2010 wurden daher 22 Proben Rinderleber und jeweils von denselben Tieren 20 Proben Rindfleisch auf Dioxine und dioxinähnliche PCB untersucht. Die Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 setzt für Rindfleisch einen Höchstgehalt für Dioxine von 3,0 pg WHO- Rechtliche Regelungen für Rindfleisch und Rinderleber PCDD/F-TEQ/g Fett und einen Summen-Höchstgehalt (Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB) von 4,5 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett fest. Für Rinderleber liegt der Dioxin-Höchstgehalt bei 6,0 pg WHO- PCDD/F-TEQ/g Fett, der Summen-Höchstgehalt bei 12,0 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett. In Ergänzung zu den Höchstgehalten wurden für Rindfleisch Auslösewerte von 1,5 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett für Dioxine und von 1,0 pg WHO-PCB-TEQ/g Fett für dioxinähnliche PCB festgesetzt. Die für Rinderleber festgelegten Auslösewerte liegen bei jeweils 4,0 pg WHO-TEQ/g Fett. Bei der Überschreitung von Auslösewerten sollen die Kontaminationsquellen ermittelt und Maßnahmen zur Eindämmung oder Beseitigung der Kontamination ergriffen werden. 138

Summe Dioxine und dl-pcb in Rinderleber und Rindfleisch WHO-TEQ PCB+PCDD/F Fett 14 12 10 8 6 4 Höchstmenge bei Rinderleber 8,76 3,30 4,67 0,88 3,70 1,46 4,90 1,84 2,82 1,08 7,63 1,49 6,55 2,74 6,83 1,46 3,75 1,42 10,44 * 2,22 * 13,52 2,82 2,66 0,84 2,98 0,95 5,85 1,88 0,86 0,98 12,66 2,22 5,74 1,51 3,60 0,89 5,61 1,62 4,27 0,86 3,46 1,09 Höchstmenge bei Rindfleisch 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 * kein Fleisch untersucht Rinderleber Rindfleisch Der überwiegende Teil der Rinderleberproben wies lebensmittelrechtlich nicht zu beanstandende Gehalte an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB auf (siehe Grafik). Lediglich eine der untersuchten Proben überschritt statistisch gesichert den für Dioxine zulässigen Höchstgehalt, eine weitere lag numerisch oberhalb des Summen- Höchstgehaltes. Zwei Proben Rinderleber überschritten die für Dioxine beziehungsweise dioxinähnliche PCB festgelegten Auslösewerte. Die Gehalte in den untersuchten Rindfleischproben lagen insgesamt niedriger als bei den Rinderlebern. Alle Fleischproben wiesen Gehalte deutlich unterhalb der zulässigen Höchstgehalte auf. Bei 2 Proben wurden Werte oberhalb des für dioxinähnliche PCB festgesetzten Auslösewertes ermittelt. Auffälligkeiten zeigen sich beim Verhältnis der Gehalte von Dioxinen zu PCB: Auch wenn Leber und Fleisch vom gleichen Tier stammen, liegt der Anteil der Dioxine am Summengehalt bei den Rinderlebern signifikant höher als beim Rindfleisch. Vermutlich sind Stoffwechselvorgänge in der Leber für diese An- beziehungsweise Abreicherung verantwortlich. Monitoringprogramme Fische aus Binnengewässern in Baden-Württemberg (Fettgehalte, Alter/Größe, Fischarten usw.) abhängen. Durch die Fokussierung auf den fischereilichen Warenkorb der Berufsfischer und Angler stellen die vorliegenden Untersuchungen eine gute Abschätzung für die Aufnahme von Kontaminanten über Süßwasserfischverzehr durch den Menschen dar. Der Höchstgehalt für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB von 8 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht wurde nur von einer Probe Brachsen numerisch überschritten. Der für dioxinähnliche PCB festgelegte Auslösewert wurde von insgesamt 8 Fischproben überschritten, 7 dieser Proben stammten aus dem Rhein. Da die gültigen Höchstgehalte nicht überschritten wurden, sind diese Fische lebensmittelrechtlich weiterhin verkehrsfähig. Ein ausführlicher Bericht vom 17.01.2011 über die Untersuchungsergebnisse ist unter www.ua-bw.de zu finden. In diesen Bericht wurden auch die Ergebnisse von umfangreichen Untersuchungen aus den letzten 10 Jahren zu Gehalten an Dioxinen, PCB und weiteren organischen und anorganischen Kontaminanten in (Wild-)Fischen aus Binnengewässern in Baden-Württemberg einbezogen. Im Rahmen zweier Monitoringprogramme wurden im Jahr 2010 insgesamt 46 Proben unterschiedlicher Fischarten aus 14 Binnengewässern unter anderem auf Dioxine und polychlorierte Biphenyle untersucht. Insgesamt wurden in den Proben erhebliche Schwankungen der Gehalte an Dioxinen und PCB festgestellt, die zum einen von der Belastungssituation des Gewässers an der Probennahmestelle, zum anderen von Art und Zusammensetzung der Proben 139

LEBENSMITTELÜBERWACHUNG BW TEIL IV spezielle untersuchungsbereiche Nahrungsergänzungsmittel Grüne Mineralerde Kontaminationsfall Dioxine in Futtermitteln für Legehennen aus der Ukraine In einem als Nahrungsergänzungsmittel angebotenen Erzeugnis Grüne Mineralerde wurde ein Dioxingehalt in Höhe von 6.700 pg WHO-PCDD/F-TEQ/kg Produkt ermittelt. Dioxinähnliche PCB waren in der Probe nicht enthalten. Auf der Verpackung der Grünen Mineralerde war eine maximale Tagesportion von 14,4 g angegeben. Laut Angabe des Herstellers ist das Erzeugnis zur täglichen oder kurmäßigen Einnahme bestimmt. Vom Scientific Committee on Food (SCF) der Europäischen Union wurde 2001 eine tolerierbare wöchentliche Aufnahme an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB von 14 pg WHO- PCDD/F-PCB-TEQ/kg Körpergewicht (KG) festgelegt. Bei einem Dioxingehalt von 6.700 pg WHO-PCDD/F-TEQ/kg Produkt würden bei maximaler empfohlener Tagesaufnahme 96 pg WHO-PCDD/F-TEQ pro Person und Tag aufgenommen. Bei einem angenommenen Durchschnittsgewicht einer Person von 60 kg entspricht dies einer wöchentlichen Dioxinaufnahme von 11 pg WHO-PCDD/F-TEQ/kg KG. Allein durch den täglichen Verzehr der maximalen Tagesportion an Grüner Mineralerde über eine Woche würden somit 79 % der wöchentlichen duldbaren Aufnahmemenge an WHO-TEQ von 14 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/kg KG ausgeschöpft. Zur Orientierung kann ferner der Höchstgehalt von 0,75 ng (750 pg) WHO-PCDD/F-TEQ/kg Produkt (88 % Trockenmasse, TM) für Kaolinit-Tone, die als Futtermittelzusatzstoffe eingesetzt werden, herangezogen werden. Damit stellt das Nahrungsergänzungsmittel ein deutlich über der durchschnittlichen Hintergrundbelastung von Lebensmitteln mit Dioxinen kontaminiertes Lebensmittel dar und wurde als ein für den menschlichen Verzehr ungeeignetes Lebensmittel und damit als nicht sicher beurteilt. Zudem wies das Erzeugnis einen Bleigehalt auf, der den für Nahrungsergänzungsmittel gültigen Höchstgehalt deutlich überschritt. Um einen Überblick über die Dioxingehalte ähnlicher auf dem Markt befindlicher Erzeugnisse zu erhalten, wurden 8 weitere Heil- und Mineralerden überprüft. Die Erzeugnisse wiesen deutlich niedrigere Dioxingehalte auf als die zuvor untersuchte Grüne Mineralerde und lagen unter dem zur Orientierung herangezogenen Höchstgehalt für Futtermittelzusatzstoffe Kaolinit-Tone (s.o.). Für Schwermetalle existieren für Heilerden keine gesetzlichen Höchstgehalte, die Höchstgehalte für Nahrungsergänzungsmittel sind auf Heilmittel nicht anwendbar. Im April 2010 informierte die EU-Kommission die Mitgliedstaaten über das Europäische Schnellwarnsystem RASFF über eine Dioxinkontamination von Bio-Futtermitteln für Legehennen aus den Niederlanden. Als Quelle der Dioxinkontamination wurde Bio-Mais ermittelt, der aus der Ukraine stammte und im Zeitraum zwischen 24.12.2009 und 22.01.2010 in die Niederlande und nach Deutschland ausgeliefert worden war. Weitere Nachforschungen ergaben, dass das betroffene Futtermittel auch für andere Tierarten wie Rinder, Schweine, Hähnchen, Lämmer und Puten verwendet worden war. Die in den Futtermitteln bestimmten Dioxingehalte lagen zwischen 0,6 und 1,35 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg (88 % TM) und damit teilweise noch unterhalb des festgelegten Höchstgehaltes von 0,75 ng WHO-PCDD/F-TEQ/kg (88 % TM). Die betroffenen Futtermittel wurden dennoch freiwillig vom Markt genommen. Die Ergebnisse aus den untersuchten Eiern lagen deutlich höher, teilweise wurden Dioxingehalte bis 15 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett ermittelt (gesetzlicher Höchstgehalt: 3 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett). Sämtliche Produkte von Legebetrieben und Höfen, die möglicherweise kontaminierte Futtermittel erhalten hatten, wurden zeitweise gesperrt. Baden-Württemberg war von diesem Kontaminationsfall nur am Rande betroffen. Aus einem möglicherweise mit kontaminiertem Futtermittel belieferten baden-württembergischen Betrieb wurden in diesem Zusammenhang 2 Proben Futtermittel und eine Probe Eier im CVUA Freiburg untersucht. Die Futtermittel lieferten unauffällige Ergebnisse, wohingegen in der Eierprobe das für diesen Kontaminationsfall spezifische Dioxin-Kongenerenmuster erkennbar war. Die festgestellten Gehalte lagen jedoch unterhalb des für Dioxine in Eiern geltenden Auslösewertes von 2 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett. Das BfR hat am 5. Mai 2010 eine Bewertung von Dioxingehalten in Eiern aufgrund einer Warnung im EU-Schnellwarnsystem im Zusammenhang mit dem Kontaminationsfall abgegeben und auf seiner Internetseite veröffentlicht (www.bfr.bund.de, Stellungnahme Nr. 020/2010). 140

Bestimmung von Langzeittrends durch Referenzprogramm Aus Deutschland und den Niederlanden wurden erhöhte Dioxingehalte in Eiern gemeldet. Der in der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 festgelegte Höchstgehalt für Dioxine von 3 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett und für die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB von 6 pg WHO-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett wurde in einigen der amtlich untersuchten Proben überschritten. Somit war diese Ware aus lebensmittelrechtlicher Sicht nicht verkehrsfähig. Dioxine und Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind Umweltkontaminanten, die vom Menschen hauptsächlich über tierische Lebensmittel aufgenommen werden. Da sich Dioxine und PCB im Fettgewebe von Menschen einlagern und dort anreichern, sollte die tägliche Aufnahmemenge möglichst gering gehalten werden. Die ermittelten Dioxingehalte stellten keine akute Gesundheitsgefahr für die Verbraucher dar. Bei Verzehr dieser hoch belasteten Eier über einen kurzen Zeitraum waren keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes sollte allerdings die Belastung mit PCB und Dioxinen so weit wie möglich minimiert werden. Insofern sind unnötige und vermeidbare zusätzliche Belastungen nicht hinnehmbar. Zeitliche Entwicklung der Dioxingehalte in Milch und Milchprodukten von bestimmten Betrieben (1996-2010) 2,00 1,75 WHO-PCDD/F-TEQ (pg/gfett) 1,50 1,25 1,00 0,75 0,50 0,25 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Zeitliche Entwicklung der Dioxingehalte in Hühnereiern von bestimmten Betrieben (1996-2010) 4,0 3,5 WHO-PCDD/F-TEQ (pg/gfett) 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Am deutlichsten ist die Abnahme der Dioxingehalte in den Milchproben erkennbar (von zirka 0,5 bis 1,0 pg WHO- PCDD/F-TEQ/g Fett in den 90er Jahren auf durchschnittlich 0,2 bis 0,3 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett). Die signifikant erhöhten Gehalte in einigen Betrieben im Jahr 1998 können auf den damaligen Kontaminationsfall den in Futtermitteln enthaltenen Zitrustrester zurückgeführt werden, der mit Dioxinen belastet war. Auch bei den Eiern ist eine Tendenz zur Abnahme der Dioxingehalte erkennbar, wobei hier eine wesentlich größere Streuung zu beobachten ist, und zwar sowohl zwischen verschiedenen Betrieben als auch innerhalb desselben Betriebes zwischen verschiedenen Probennahmezeiträumen. Somit können hier individuelle Einflussfaktoren größeres Gewicht haben, beispielsweise der Zeitraum zwischen Neueinstallung von Hühnern und der Einstellung des Gleichgewichtes zwischen Dioxin-Aufnahme (über Futtermittel und aus betriebsbedingter Umgebung) und Ausscheidung über Eier. Kerstin Wahl, CVUA Freiburg 141