interview Noch mehr sehen Augmented Reality im WERDER MAGAZIN: Nils Petersen in bewegten Bildern entdecken. Wie es geht, steht auf Seite 11.

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Transkript:

interview Foto: Pressefoto ULMER/Björn Hake Noch mehr sehen Augmented Reality im WERDER MAGAZIN: Nils Petersen in bewegten Bildern entdecken. Wie es geht, steht auf Seite 11.

Ich will Tore versprechen können Viele trauen Nils Petersen zu, in dieser Saison zu den Top-Torschützen der Bundesliga zu gehören und sich schon bald ins Blickfeld der Nationalmannschaft zu spielen. Der Auftakt war verheißungsvoll: Gleich im ersten Heimspiel gelang ihm der erste Pflichtspiel-Treffer für die Grün-Weißen. WERDER MAGAZIN 293 19

interview s WERDER MAGAZIN: Nils, wie fühlte sich dein erster Torjubel im Weser-Stadion an? NILS PETERSEN: Es war ein Wahnsinns- Gefühl. Ich habe gesehen, wie der Ball Richtung Tor rollte und die Fans dahinter schon gejubelt haben. Da wusste ich, dass nichts mehr schiefgehen kann. Im Nordderby direkt vor der Ostkurve zu treffen, war etwas ganz Besonderes. Diesen Moment werde ich nicht so schnell vergessen. Gerade nach den beiden Spielen gegen Münster und Dortmund......in denen ich nicht getroffen und gute Chancen vergeben hatte. Werder hat viel Geld und Mühe in mich investiert, damit ich Tore schieße. Daher hatte ich mich selbst unter Druck gesetzt. Dieser Druck ist dann ein bisschen abgefallen. Was hat die Szene vor dem zweiten Elfmeter von Aaron Hunt, der im ersten Versuch gescheitert war, über eure Mannschaft ausgesagt? Vor allem, dass ein großer Zusammenhalt da ist. Schließlich kam Sokratis über den ganzen Platz gerannt und hat Aaron gut zugesprochen. Eljero Elia hat die Fans angefeuert. Marko Arnautovic, der auch gerne geschossen hätte, hat sich zurückgenommen. Alle haben hinter Aaron gestanden. Das war wirklich einmalig. Wir wissen alle, was wir an Aaron haben, dass seine Schusstechnik überragend ist. Auch bei ihm geht mal ein Schuss nicht rein, aber den hatte er ja schon hinter sich. Deswegen konnte er ruhig noch mal antreten (lacht). Wie würdest du darüber hinaus den Geist beschreiben, der in eurer Mannschaft herrscht? Fast alle Mannschaften behaupten ja von sich, dass sie eine gute Stimmung haben. Bei uns ist das tatsächlich so. Sicher werden wir auch schwierige Phasen erleben, in denen sich erst zeigt, wer wirklich die Ärmel hochkrempeln kann. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch dafür gut aufgestellt sind. Du bist in Wernigerode geboren. Welche Erinnerungen hast du an deine Kindheit im Harz? Direkt vor dem Haus meiner Eltern gibt es einen Spielplatz. Dort habe ich schon sehr früh mit meiner Schwester und den Kindern aus der Nachbarschaft Fußball gespielt. Wenn ich heute bei meinen Eltern auf dem Balkon stehe und den Spielplatz sehe, dann kommen viele Erinnerungen hoch. Zu manchen Leuten von damals habe ich noch Kontakt. Ich bin gerne in Wernigerode. Und jetzt komme ich auch wieder etwas schneller hin als aus München. Wie weit hat es deine Schwester im Fußball geschafft? Norma hat auch das Talent unseres Vaters in die Wiege gelegt bekommen. Sie ist vier Jahre älter als ich. Wir haben früher gemeinsam die Bundesliga verfolgt. Und sie war mit dafür verantwortlich, dass ich zum Fußball gekommen bin. Sie hat mir vieles beigebracht. Mit 15 oder 16 ist sie ins Internat nach Halle gegangen, hat dort später in der zweiten Bundesliga gespielt. Sie war etwas lauffaul, aber am Ball überragend (lacht). Im Frauenfußball muss man allerdings ganz an der Spitze sein, um davon leben zu können. Deswegen hat sie sich für ihren Beruf entschieden und arbeitet heute als Physiotherapeutin in Bad Harzburg. Hast du schon als Kind Sympathien für den SV Werder gehabt? Ich war früher nicht Fan eines bestimmten Clubs. Seit absehbar war, dass ich den Schritt in die Bundesliga schaffen kann, hat meine Mutter allerdings gesagt, dass ich nach Bremen gehen soll, weil sie die Gegend hier so liebt. Ich habe damals noch nicht daran zu denken gewagt, dass ich es tatsächlich schaffen könnte, bei einem solch großen Verein zu spielen. Wie eng ist der Kontakt zu deinem Vater, der beim Regionalligisten 1. FC Magdeburg als Trainer arbeitet? Wir telefonieren täglich, fast nach jedem Training. Er will immer wissen, was wir gemacht haben, auch um die Übungen mal bei seinem Training einzubauen. Wir haben ein Super-Verhältnis. Er kann mir die besten Tipps geben, da er mich in- und auswendig kennt und immer weiß, wie ich reagiere. Nach einem guten Spiel ruft er mich zum Beispiel schnell an, nach einem schlechten lässt er mir etwas Zeit... Was hat dir dein Vater für die Profi-Karriere mit auf den Weg gegeben? Dass ich Geduld haben, aber gleichzeitig Gas geben muss. Dass ich nie sagen durfte: Ich bin ja noch jung und habe noch Zeit. Man darf keine Sekunde verstreichen lassen, in der man sich weiterentwickeln kann. Nicht viele Spieler haben die Chance, Profi 20 WERDER MAGAZIN 293

Volle Identifikation mit grünweiß Über eine mögliche Rückkehr zum FC Bayern nach einem Jahr Ausleihe sagt Nils Petersen: Für mich zählt derzeit nur, so zu spielen, dass mich Werder überhaupt behalten will am Ende der Saison. zu werden. Also darf man diese Chance nicht leichtfertig wegwerfen, sondern sollte sie mit aller Konsequenz nutzen. Es gab in der B- und A-Jugend Spieler, die besser waren als ich. Manchmal ist es für mich kaum zu verstehen, dass ich jetzt in der Bundesliga spiele und sie nur in der fünften oder sechsten Liga. Welche Ambitionen hat dein Vater als Trainer? Er hätte schon mal ein höherklassiges Angebot annehmen können, hat aber immer Rücksicht auf die Familie genommen und gesagt: Ich brauche das nicht. Er ist nicht der Typ, der ganz hoch hinaus muss. Aber der derzeitige Job beim 1. FC Magdeburg ist schon eine tolle Sache. Dort gibt es ein super Stadion, eine starke Mannschaft und auch etwas bessere finanzielle Mittel als zuvor bei kleineren Vereinen. Du bist im Alter von 16 Jahren zu Carl Zeiss Jena gegangen. Wie fiel diese Entscheidung? Heiko Weber, Trainer der A-Jugend von Carl Zeiss Jena, hat mich zum Probetraining eingeladen. Vor allem auch, weil er meinen Vater gut kannte. Es war zunächst einfach nur ein Komm doch mal vorbei, mehr nicht. Ich habe mich dann aber nicht ganz so schlecht angestellt und konnte tatsächlich nach Jena gehen. Später haben viele in Halle und Magdeburg gefragt: Warum kommst du nicht zu uns, das ist doch viel näher an deiner Heimat? Aber ich wollte mich schon vor dem Wechsel nach Jena nirgendwo selbst anbieten. Ich habe immer gesagt: Entweder ich werde entdeckt oder nicht. Jena hat mir diese Chance gegeben, es war eine super Zeit. Mir ist es schwergefallen wegzugehen. Ich hatte dort nicht nur viele Freunde, sondern habe dort auch meine Freundin kennen gelernt. Foto: Pressefoto ULMER/Björn Hake Sie hat nun schon häufiger den Ort mit dir gewechselt... Ich ziehe den Hut vor ihr, dass sie das mitmacht. Wir haben damals in Jena unsere erste gemeinsame Wohnung bezogen. Und zwei Monate später habe ich zu ihr gesagt: Ich gehe jetzt nach Cottbus. Bei allen Umzügen hat sie immer ohne Diskussionen mit angepackt und ist mitgekommen. Mir ist bewusst, dass das nicht einfach ist, und ich weiß es daher besonders zu schätzen. Hier in Bremen hat sie schon viele Leute kennen gelernt und schnell Anschluss gefunden. Dieses Umfeld und die soziale Bindung sind sehr wichtig. Schließlich gibt es da auch mal s WERDER MAGAZIN 293 21

interview s andere Themen als Fußball. Wir sind hier sehr gut aufgehoben, fühlen uns wohl, haben tolle Nachbarn, können uns gut mit der Stadt identifizieren. Höhepunkt deiner nächsten Station bei Energie Cottbus war für dich der Titel des Zweitliga-Torschützenkönigs 2011. Gab es dafür eine Trophäe? Der Verein hat mir eine 30 Kilogramm schwere Torjägerkanone anfertigen lassen. Ich bin froh, dass ich dieses Erinnerungsstück habe. Denn ich bin sehr stolz darauf. In der zweiten Liga 25 Tore zu schießen, einziger Torschützenkönig in der Cottbuser Vereinsgeschichte zu sein, das vergisst man nicht. Wenn ich mal eine schlechte Phase habe, dann gucke ich mir die alten Videos meiner Tore an. Manchmal mache ich das auch vor dem Spiel, um noch mal einen Adrenalinschub zu bekommen. Traust du es dir zu, auch in der ersten Liga Torschützenkönig zu werden? Das ist für mich weit, weit weg. Ich möchte ein gestandener Bundesliga-Spieler werden, möchte so gut sein, dass ich Tore versprechen kann. Ich werde bald 24, bin kein Talent mehr. Aber die Qualität der Stürmer ist in der Bundesliga insgesamt sensationell. Es gibt einige, die 20 Tore und mehr schießen können in einer Saison. Um dahin zu kommen, muss ich noch einiges tun. Aber es wäre ein Traum, mal Torschützenkönig in der Bundesliga zu werden. Aus Cottbus ging es zum FC Bayern München. Was war zu Beginn das Beeindruckendste? Zum Beispiel, dass wir 5.000 Zuschauer beim Training hatten. Dieses Fan-Potenzial ist atemberaubend. In Cottbus waren es eine Handvoll Stammzuschauer. Und in München dann mehrere Tausend. Mir schien, als ob viele Kinder ihre Ferien ausschließlich am Trainingsgelände an der Säbener Straße verbracht haben. Foto: M. Rospek Und sportlich? In München mu s ste ich sofort in jedem Training ans Limit gehen. Die Trainingsqualität ist wahnsinnig hoch. Ich wusste, dass ich mich nur mit guter Leistung schnell integrieren kann. Auch mental war es eine große Belastung zu wissen, dass man immer Gas geben muss, um eine gute Rolle zu spielen. Du hast schon mehrfach betont, dass es trotz geringer Spielanteile ein gutes Jahr für dich war. Warum? In den ersten sieben Bundesliga-Spielen war ich sechs Mal dabei, einmal von Beginn an. Insgesamt habe ich zwei Spiele von Anfang an gemacht, dabei ein Tor geschossen. Ich habe im DFB-Pokal zwei Tore gemacht. Beim Champions-League-Finale stand ich im Kader, habe beim Champions-League-Spiel in Manchester 90 Minuten gespielt. Wenn man zur Champions-League-Hymne aufläuft, dann ist das etwas Besonderes. Ich habe diese Zeit genossen, aber nach einem Jahr auch gemerkt, dass es in den Füßen kribbelt und ich mich in meinem Alter nicht zwei Jahre nacheinander auf der Bank verkriechen kann. Ich will spielen und bin froh, dass ich hier bei Werder die Chance bekomme. Wann ist die Entscheidung für Werder gefallen? Schon in der Winterpause hat mir Herr Heynckes gesagt, dass er mich gerne behalten würde, aber auch verstehen könnte, wenn ich ausgeliehen werden möchte, um Spielpraxis zu bekommen. Werder hat frühzeitig angefragt, wir haben sehr gute Gespräche geführt. Deswegen war für mich schnell klar, dass ich nach Bremen kommen will. Aus Bayern- Foto: T. Grziwa 22 WERDER MAGAZIN 293

Sicht hat es sich dann noch etwas hingezogen. Ich bin sehr froh, dass Werder in dieser Zeit Geduld bewiesen hat. Schon als ich in Jena gespielt habe, wollte Werder mich haben. Jena hat mich damals aber nicht gehen lassen. Auch zu meiner Cottbuser Zeit hatte Werder Interesse. Aber für mich war klar, dass ich ein Angebot des FC Bayern nicht ausschlagen kann. Ich bin sehr froh, dass Werder mich trotzdem weiter in seinen Notizbüchern hatte und es jetzt geklappt hat. Welche Rolle spielt es, dass du vertraglich noch an den FC Bayern gebunden bist und nach derzeitigem Stand nach einer Saison wieder nach München zurückgehst? Es ist in der Tat nicht ganz so einfach, da ich eigentlich ein Mensch bin, der Klarheit braucht. Ich würde es nicht wollen, dass ich im Mai nächsten Jahres noch nicht weiß, wie es weitergeht. Vielleicht hat Bayern nächste Saison einen neuen Trainer. Ein neuer Sportdirektor ist mit Matthias Sammer schon da. Mal abwarten, wie sie mit mir planen. Ich weiß schon jetzt, dass es mir sehr schwer fallen würde, wenn ich Werder schon nach einem Jahr wieder verlassen müsste. Wann wirst du dir frühestens Gedanken machen, was nächste Saison passiert? In der Winterpause werden wir sehen, wo wir mit der Mannschaft stehen, wie ich mich entwickelt habe, wie treffsicher ich war. Dann wird es sicher ein Gespräch mit Bayern geben, und auch Werder wird frühzeitig Klarheit haben wollen, wie es weitergeht. Für mich zählt derzeit nur, so zu spielen, dass mich Werder überhaupt behalten will am Ende der Saison. Du hast während der Vorbereitung gesagt: Ich habe letztes Jahr erlebt, wie es ist, wenn man viele Individualisten hat und dann immer hoffen muss, dass einer von ihnen einen guten Tag hat. Wie waren die Reaktionen darauf? Vielleicht habe ich mit Individualisten das falsche Wort gewählt. Ich meinte einfach, dass Bayern überragende Einzelspieler hat. Bei Werder haben wir zwar auch sehr gute Spieler, aber keinen, der in 15 oder 20 Spielen den Unterschied ausmacht, so wie zum Beispiel Ribéry oder Robben. Aaron Hunt ist ein überragender Fußballer, auch Marko Arnautovic. Aber sie brauchen das Team. Wir sind eine Mannschaft mit herausragender Fitness und Kondition, die richtig geilen Fußball spielen kann. Wenn dann noch der Teamgeist dazu kommt, sind wir sehr stark. Dein Vater hat mal in einem Interview gesagt: Wenn Nils eine Schwäche hat, dann die, dass er zu Tor-Premiere im bescheiden ist. Hat Weser-Stadion Nils er Recht? Petersen erzielte im Bescheidenheit gehört zu meinem Nordderby gegen den Hamburger SV den Naturell. Ich habe Siegtreffer zum 2:0. noch nie versucht, mich zu verstellen. Es ist auch etwas, was mir mein Vater mit auf den Weg gegeben hat. Ich bin davon überzeugt, dass sich Qualität am Ende immer durchsetzt. Da braucht man nicht unnötig den Mund aufzumachen oder im Training jemanden umzugrätschen. Ich sehe meine Bescheidenheit weiterhin als Stärke, nicht als Schwäche. Der Profi-Fußball ist ein hartes Geschäft, in dem man sich durchbeißen muss. Jeder Bundesliga-Spieler hat irgendwann mal Biss, Energie und Emotionen gezeigt, sonst hätte er es nicht geschafft. Wie viele Menschen haben dich aufgrund deines Namens eigentlich schon für einen Skandinavier gehalten? Ich lese regelmäßig in Artikeln über mich der Schwede oder der Däne. Mein Ur-Opa kam aus Schleswig-Holstein, da ist Skandinavien nicht weit. Meine Eltern haben dann noch den passenden nordischen Vornamen ausgewählt. Solltest du für Deutschland spielen, könnte sich dieses Thema erledigen... (lacht) Das ist derzeit mehr Traum als Ziel. Es werden auch nach mir viele gute deutsche Stürmer kommen, so dass es schwierig wird, ins Team zu rutschen. Es gibt Spieler wie Stefan Kießling oder Patrick Helmes, die regelmäßig treffen, aber nicht dabei sind. Und wenn man wie ich ein paar gute Spiele in der Bundesliga gemacht hat, kann man noch keine Ansprüche stellen. Ich muss über mehrere Jahre zeigen, dass ich treffsicher bin. Dennoch: Bundestrainer Joachim Löw hat gesagt, dass er sich ein noch größeres Angebot an deutschen Top-Stürmern wünscht... Ich habe diese Aussage auch gelesen, aber nicht direkt auf mich bezogen. Klar haben wir nicht so viele deutsche Stürmer, die schon mehrfach in der Bundesliga 20 Tore geschossen haben. Deswegen ist mir bewusst, dass ich mit guten Leistungen in den nächsten Jahren durchaus ein Kandidat sein kann. Aber derzeit ist das noch weit weg. Was ist in dieser Saison möglich für euch? Bayern, Dortmund und Schalke sind für mich die Favoriten auf die ersten drei Plätze. Danach kommen Mannschaften, zu denen ich auch uns zähle. Es wird nicht einfach, um Platz vier, fünf, sechs zu spielen. Aber die ersten beiden Spiele haben gezeigt, dass wir für positive Überraschungen gut sind. Wir hoffen, dass wir auch schwächere Phasen gut überstehen. Denn dann können wir es ins obere Drittel der Tabelle schaffen. Und dein persönliches Ziel kann nur sein, immer zu spielen? Wir haben auf allen Positionen eine sehr gute Qualität, sind überall mehrfach besetzt. Das ist gut so. Es wird Phasen geben, in denen ich nicht treffe. Vielleicht resultiert daraus, dass ich auch mal nicht spiele. Wenn jeder Einzelne auch solche Situationen gut übersteht, dann kann es für uns eine sehr erfolgreiche Saison werden. Interview: Martin Lange WERDER MAGAZIN 293 23