Kirchenkuratoren im Leipziger Land und in der sächsischen Landeskirche



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Transkript:

Kirchenkuratoren im Leipziger Land und in der sächsischen Landeskirche Der Dienst von Kirchenkuratorinnen und Kirchenkuratoren hat seinen Ursprung im Kirchenbezirk Borna. Dort wurde im Zuge der Entwicklung einer neuen Kirchenbezirkskonzeption darauf hingewiesen, dass die 65 Kirchen im Kirchenbezirk mit wenigen Ausnahmen weder zuverlässig geöffnet noch auf Besucher eingestellt sind. Auch könnten sie ihrer Rolle als geistliche Zentren im Dorf meist nur sehr eingeschränkt erfüllen. Mancherorts gebe es auch niemanden, der sich zumindest für die Unversehrtheit des Gebäudes verantwortlich wisse. Die verbliebenen 13 Pfarrerinnen und Pfarrer stünden für diese Aufgabe nicht zur Verfügung.

Vor diesem Hintergrund wurde die Einführung eines neuen ehrenamtlichen Dienstes vorgeschlagen, der zunächst Kurator genannt wurde. In der Konzeption des Kirchenbezirkes Wegmarken auf dem Weg ins Jahr 2020 hieß es: Im Kirchenbezirk Borna wird das Amt des Kurators (Verwalter, Pfleger) entwickelt, qualifiziert und mit öffentlicher Anerkennung versehen. Ein Kurator (ggf. Mitglied des Kirchenvorstades) ist ehrenamtlich verantwortlich für die jeweilige Kirche vor Ort als geistliches Ausstrahlungszentrum. Der Kurator sollte in unmittelbarer Nähe wohnen. Er erhält für seine Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung Der Kurator wird regelmäßig im Kirchenbezirk weitergebildet. Auf dieser Grundlage wurde ab dem Jahr 2004 in der Heimvolkshochschule Kohren- Sahlis (Kirchenbezirk Borna) der Aufgabenbereich genauer definiert und die sich daraus ergebenden Anforderungen an Inhalt und Form einer Ausbildung näher bestimmt. Die Eckpunkte eines Curriculums entstanden: Überlegungen zum Amt eines Kurators/einer Kuratorin und zur Qualifikation für diese Aufgabe a) Der Aufgabenbereich Zu den Aufgaben eines Kurators / einer Kuratorin könnte gehören: - die Sorge um die Unversehrtheit und den äußeren Schutz der Kirche am Ort - die Verantwortung für die Öffnung (und Schließung) der Kirche gemäß Festlegungen des Kirchenvorstandes - Verantwortung für Wartung der Uhr und des Geläuts (ggf. Läutedienst) - Begrüßung und Betreuung von Gästen - kleine Kirchenführung; Weitergabe von touristischen und gemeindebezogenen Informationen - Weitergabe von Informationen zu Veranstaltungen der Gemeinde und zum Gemeindeleben überhaupt Auskunft bei Fragen nach Taufen, Trauungen usw. - Betreuung des Schaukastens sowie, wenn vorhanden, Aktualisierung und Betreuung von Wandzeitungen, Informationstischen u.ä., die sich z.b. im Vorraum der Kirche befinden. - die Pflege des Kircheninneren verbunden mit der Aufmerksamkeit für eine (kirchen) jahreszeitlich angemessene Gestaltung (Hier ist zu klären, inwieweit das Kuratorenamt auch den Dienst des Küsters/ der Küsterin mit einschließt oder einschließen kann, sofern nicht beides ohnehin von derselben Person wahrgenommen wird!) Zu klären ist ferner, ob und unter welchen Bedingungen die Kuratoren und Kuratorinnen im Eignungsfall als Vorbeter fungieren können und sollen, indem sie an Sonntagen ohne Gottesdienst vor Ort in ihrer Kirche eine Andacht anbieten und leiten. Zu klären ist auch, in welchem Umfang die Betreuung des Friedhofes in die Zuständigkeit des Kurators fallen soll. b) Daraus ergeben sich folgende mögliche Inhalte einer Ausbildung:

Vermittlung von lokal und regionalgeschichtlichen sowie baugeschichtlichen Kenntnissen / Vertiefung von Kenntnissen über die Arbeit der eigenen Gemeinde einschl. Kasualfragen u.ä. / Vermittlung von Kenntnissen über die Situation der Landeskirche und des Kirchenbezirkes / Vermittlung von Basiswissen Baustilkunde / Vermittlung von Basiswissen zum Kirchenjahr / Weckung und Förderung (kirchen)pädagogischer Fähigkeiten; Förderung der Gesprächsfähigkeit / Information über rechtliche Fragen (Friedhofsordnung, Läuteordnung...) / Hilfen und Anregungen zur Gestaltung von Schaukästen u.ä. / Einführung in liturgische, formale und inhaltliche Aspekte der Andacht als kleinem Gottesdienst c) Die Ausbildung könnte folgende Form haben: Ein Abend mit den Interessenten, den zuständigen Pfarrern und Pfarrerinnen, mit zumindest einem Kirchvorsteher aus dem Kirchspiel (der Gemeinde) und dem Superintendenten um zu klären, welche Aufgaben in Frage kommen, welches Gesicht das Amt in den Regionen haben soll und wie folglich die Ausbildung von statten gehen wird. Weitere Angebote von abendlichen Seminaren (zentral oder regional) gemäß den Schwerpunkten des Dienstes (Kirchenpädagogik, Baugeschichte und Baustilkunde, Umgang mit Menschen, Liturgik usw...) Besuche und Gespräche vor Ort zu nur dort zu klärenden Fragen, die sich vor allem mit den Besonderheiten der jeweiligen Region/Gemeinde und der jeweiligen Gebäude befassen (Superintendent oder ein Beauftragter verschaffen sich zugleich ein Bild über die Eignung der betreffenden Person.) Offizielle Einführung in den Dienst öffentliche Bekanntmachung Regelmäßige Weiterbildung ( Kuratorentag o.ä.) In allem ist davon auszugehen, daß die konkrete Gestalt des Kuratoren-Dienstes von Ort zu Ort unterschiedlich sein wird. Dies liegt in der Natur der Sache und muß bei der Ausbildung und beim Gespräch mit Interessenten berücksichtigt werden. Dennoch sollte ein gewisser Rahmen gesetzt werden, um eine Wiedererkennbarkeit zu gewährleisten. In der kirchlichen und regionalen Öffentlichkeit wurde mehrmals mit folgendem Text auf das neue Amt hingewiesen: Gesucht werden Gemeindeglieder, die bereit sind, sich um die Kirche in ihrem Dorf, in ihrem Stadtteil bzw. in ihrer Kleinstadt verantwortlich zu kümmern, sie für Gäste zu öffnen und sich auf Gespräche über das Kirchgebäude, seine Kunstwerke und über das Leben der Gemeinde und aktuelle Entwicklungen in der Kirche einzulassen. Im Jahr 2006 gab es Konsultationen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern sowie am Kuratorendienst interessierten Gemeindegliedern (die eher selten Kirchvorsteher waren). Es war bereits vorher deutlich, dass die konkrete Gestalt des Dienstes nicht an allen Orten identisch sein würde. Begabungen und Neigungen sowie örtliche Gegebenheiten waren zu berücksichtigen. Auch im Leipziger Land gibt es Kirchen, die Touristenmagnete sind und andere, die abseits von größeren Straßen bislang nur selten besucht werden.

In den Konsultationen zeigte sich aber auch, dass manchen Interessenten zwar das Anliegen einleuchtete, sie aber keinen speziellen Titel tragen wollten und auch die vorgesehene öffentliche Einsegnung nicht wünschten. Und übrigens auch keine Aufwandsentschädigung. Dies führte dazu, dass bis heute der Dienst des Kurators zwar der Sache nach vielerorts ausgeübt wird, jedoch nicht überall unter derselben Dienstbezeichnung. Auch wurden und werden nicht alle Kuratoren öffentlich eingeführt. Entsprechend verzeichnen die Informationsschilder an den Kirchen manchmal eine Kirchenkuratorin, manchmal einen Ansprechpartner, manchmal einen Kirchner, manchmal nur eine Kontaktadresse. Dies alles, die Entwicklung und versuchte Einführung eines neuen Ehrenamtes und die dabei aufgetretenen Probleme sind verbunden mit einer Region, deren Bevölkerungszahl seit 20 Jahren kontinuierlich abnimmt, deren Jugend wegzieht und deren Gemeinden durchschnittlich reichlich 20% Anteil an der Bevölkerung aufweisen und dies mit einem hohen Altersdurchschnitt. Für manche Dörfer bedeutet dies, dass zur Kirche im Dorf etwa 30-70 Gemeindeglieder gehören, auf die dann sozusagen alle zu vergebenden ehrenamtlichen Aufgaben und Dienste zukommen. Dennoch wurde bald Interesse für das Bornaer Projekt seitens des zuständigen Dezernenten im Dresdner Landeskirchenamt signalisiert. In zwei Gesprächen zu konzeptionellen Fragen wurde die Idee vorgestellt und als nachahmenswert auch in anderen, vor allem den ländlichen Regionen befunden. Im Zusammenhang mit der Bearbeitung des Themas auf landeskirchlicher Ebene wurde auch empfohlen, den Namen Kurator in Kirchenkurator umzuwandeln, um Missverständnisse z.b. in der Ökumene zu vermeiden. Im September 2006 wurde im LKA festgelegt, in allen Kirchenbezirken sowohl für den Dienst als auch für die Übernahme der Dienstbezeichnung zu werben. So gelangte das Konzept in die Dienstbesprechung der Superintendenten. Außerdem gab es fortan ein Mal jährlich Informationsveranstaltungen für alle in unserer

Heimvolkshochschule. Im Ergebnis dessen wurde auch im sächsischen Kirchenbezirk Großenhain aber nur dort - der Dienst des Kirchenkurators eingeführt und es wurden ab dem Jahr 2009 Seminare dazu angeboten. In den Jahren 2006 und 2007 fanden die ersten Seminare für den Kirchenbezirk Borna in Kohren-Sahlis statt. Es wurden zunächst acht (später neun) Einzelveranstaltungen, zu folgenden Themen angeboten: Baupflege und Baurecht / Geschichte der kirchlichen Architektur und Baustilkunde / Sächsische Kirchengeschichte / Der Weg und die Struktur unserer Landeskirche / Schaukasten und Plakatgestaltung / Wenn am Sonntag kein Gottesdienst ist Andachten und geistliche Besinnungen / Das Kirchenjahr, seine Feste und die Gestaltung unserer Kirchen / Unsere Kirchen sind keine Museen Erfahrungen in einem sakralen Raum Der erste Durchgang erfuhr guten Zuspruch. Etwa 15 Personen nahmen an drei oder mehr Seminaren teil, etwa gleich viel Männer und Frauen, mehrheitlich aus der Generation der 40 bis 60jährigen. Die Teilnehmenden erhielten jeweils eine Teilnahmebescheinigung. Gewünscht war die Teilnahme an mindestens drei Seminaren, deren thematische Ausrichtung auch die Schwerpunkte des Dienstes vor Ort bestimmen sollten. Den größten Zuspruch fanden die Angebote im Zusammenhang mit Kirchenführungen und den Aufgaben eines Kirchners, was sich auch daraus erklärt, dass manche der künftigen Kirchenkuratoren bereits Kirchner in ihren Gemeinden waren. Auffällig war das geringe Interesse an Angeboten, die die Befähigung zur Gestaltung einer kleinen gottesdienstlichen Feier oder einer Andacht vor allem am Sonntagmorgen fördern sollten ( Wenn am Sonntag kein Gottesdienst ist ). Alle Absolventen wurden durch den Superintendent oder einen Beauftragten in ihren Gemeinden besucht, um ihre Kirche vorzustellen und vor Ort über die neue Aufgabe und deren Schwerpunkte zu sprechen. Mehr als die Hälfte von ihnen wurde in einem Gottesdienst eingeführt, in einigen Fällen wurde im Kirchennachrichtenblatt auf diesen neuen Dienst hingewiesen. In den Jahren 2007 und 2008 folgten neue Seminarangebote, die allerdings geringeren Zuspruch fand. In den Gemeinden des früheren Kirchenbezirkes Borna sind derzeit ca.15-20 Kirchenkuratoren tätig. Eine genauere Auskunft ist nicht möglich, da ab dem Jahr 2009 und mit der Vereinigung der Kirchenbezirke Borna und Grimma zum Kirchenbezirk Leipziger Land keine Kurse in der bis dahin praktizierten Form mehr stattgefunden und das Ehrenamt des Kirchenkurators im neuen Kirchenbezirk trotz Verankerung in der Konzeption umstritten war. Es kam zu einer gewissen Kollision mit dem Konzept der Kirchenhüter, denen es weniger ambitioniert als den Kirchenkuratoren auch um verlässlich geöffnete Kirchen zu tun ist. Doch womöglich wird dies unter Anpassung an veränderte Bedingung am Ende eine Weiterentwicklung des Modells Kirchenkurator mit sich bringen. Manche tragen den Titel Kirchenkurator mit Stolz, nicht wenige aber wollen sich nicht

so nennen lassen, um nicht als etwas Besonderes zu erscheinen. Zu Veranstaltungen unter der Überschrift Kirchenkuratoren finden sich derzeit zwei Mal jährlich um die 20 Personen ein, die ehrenamtlich in verschiedenen Projekten tätig sind, die teilweise dem Dienst des Kirchenkurators entsprechen, teilweise auch eine andere Ausrichtung haben, denen es aber doch um Betreuung und Öffnung von Kirchen und die Begleitung von Gästen zu tun ist. Diese Veranstaltungen haben die Stelle des zunächst geplanten Kuratorentages eingenommen. Im Jahr 2009 wurde unser Projekt als ein Beispiel guter Praxis auf der EKD-Seite Kirche im Aufbruch zum Projekt des Monats gewählt http://www.kirche-imaufbruch.ekd.de - was niemanden übermütig werden lässt, da wir um die Unterschiede zwischen Idee und Realität wissen. Zusammenfassung Die Aufgabe, sich um die Kirche im Dorf zu kümmern, sie zu erhalten und zu öffnen und dies auch und gerade dann, wenn zunehmend der Normalfall - kein Pfarrer im Pfarrhaus wohnt und kein Kantor im Dorf, besteht weiter. Bislang haben Kuratoren kaum dazu beigetragen, dass sonntags wieder häufiger Glocken einladen zum Hören auf Gottes Wort, zu Gotteslob und Gebet. Allerdings gab es in jüngster Vergangenheit zwei im Kirchenbezirk angesiedelte Projekte, in denen Kirchenkuratoren und Lektoren jeweils am Reformationsgedenktag gemeinsam als Ehrenamtliche Gottesdienste vorbereitet und ihre Kirche präsentiert und also auf etwas andere Weise als ursprünglich gedacht ihre Kompetenzen eingebracht haben. Außerdem kann das Kirchenbezirks-Projekt Nacht der offenen Dorfkirchen (seit 2008) zumindest indirekt als Frucht der Bemühungen verstanden werden, die Kirchen in unseren Dörfern als geistliche und kulturelle Zentren im ländlichen Raum zu entdecken, stark zu machen und zu profilieren. Es wird von Haupt- und Ehrenamtlichen getragen, unter ihnen viele von denen, die an Seminaren der Kuratorenausbidung oder analogen Veranstaltungen teilgenommen haben. Die Sensibilität für den Wert einer geöffneten Kirche und für die Notwendigkeit, Menschen dort auch unter der Woche und außerhalb der Gottesdienstzeit zu begrüßen und ggf. zu informieren, ist deutlich gestiegen. Auskünfte über das kirchliche Leben oder über den christlichen Glauben werden auch von Wanderern und Ausflüglern gesucht, wie mir scheint häufiger und unbefangener als noch vor einem Jahrzehnt. Auch vielen Nichtchristen ist es längst nicht mehr gleichgültig, was aus der Kirche in ihrem Dorf wird. So ergeben sich ganz neuartige Allianzen. Die meisten Kirchen in unseren Dörfern verraten dem Gast zumindest, wo und wie er einen Ansprechpartner findet. Etliche werden aber tatsächlich, zumindest in der warmen Jahreszeit, offen gehalten. Einige halten Informationsmaterial vor, wieder andere zeigen Orte für Stille und Gebet. Und nur wenige sind Häuser ohne Hüter. Schaukästen, die aktuell sind und auch attraktiv gibt es nicht überall, aber auch dies bliebe eine Aufgabe, die zum Dienst eines Kurators, jedenfalls zum Engagement für die Kirche als geistlichem Zentrum im Dorf passt.

Häufig teilen sich mehrere Personen Aufgaben, die in der Konzeption für die Kirchenkuratoren enthalten sind. Und nicht für wenige ist es einer von mehreren ehrenamtlichen Diensten. Doch der Dienst des Kirchenkurators, auch wenn er unter anderem Namen oder innerhalb von anderen Diensten ausgeübt wird, ist für den weiteren Weg der Kirche in einer säkularen Region unverzichtbar. Heiko Franke, November 2011