Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 über 1.Mose 11,1-9



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Paul-Arthur Hennecke - Kanzelgruß - Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 über 1.Mose 11,1-9 Was verbindet das Steinsalzwerk Braunschweig- Lüneburg, die Kirche St.Norbert und die Kirche St.Maria miteinander...? Klar: alle drei gehören zu Grasleben; alle drei haben dieses Dorf und seine Menschen geprägt (wenn auch unterschiedlich lange, - und werden dies hoffentlich auch noch lange weiter tun); und: alle drei haben einen Turm. Grund genug also, um in diesem Gottesdienst einmal über 'Türme' nachzudenken. Es gibt ja sehr viele, recht unterschiedliche Türme, - nicht nur was die Höhe und die Bauweise angeht, sondern auch was die Funktion dieser Türme betrifft: da gibt es Wachtürme und Leuchttürme, Bohrtürme und Schlauchtürme, Funktürme und Aussichtstürme, Kirchtürme und natürlich Fördertürme... Und dann gibt es da natürlich noch jenen Turm, der seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden in der

Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 Seite 2 ganzen Welt bekannt und berühmt ist, - und das, obwohl er niemals fertig gestellt werden konnte. Sie wissen (oder ahnen) wahrscheinlich längst, welchen Turm ich meine...!? Klar, - den Turmbau zu Babel. Im 1.Buch Mose Kapitel 11 lesen wir dazu: 1) Die Menschen hatten einst alle dieselbe Sprache und gebrauchten dieselben Wörter. 2) Als sie nun von Osten aufbrachen, kamen sie in eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an. 3) Sie sagten zueinander:»ans Werk! Wir machen Ziegel aus Lehm und brennen sie!«sie wollten die Ziegel als Bausteine verwenden und Asphalt als Mörtel. 4) Sie sagten:»ans Werk! Wir bauen uns eine Stadt mit einem Turm, der bis an den Himmel reicht! Dann wird unser Name in aller Welt berühmt. Dieses Bauwerk wird uns zusammenhalten, sodass wir nicht über die ganze Erde zerstreut werden.«5) Da kam der HERR vom Himmel herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die sie bauten. 6) Als er alles gesehen hatte, sagte er:

Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 Seite 3»Wohin wird das noch führen? Sie sind ein einziges Volk und sprechen alle dieselbe Sprache. Wenn sie diesen Bau vollenden, wird ihnen nichts mehr unmöglich sein. Sie werden alles ausführen, was ihnen in den Sinn kommt.«7) Und dann sagte er:»ans Werk! Wir steigen hinab und verwirren ihre Sprache, damit niemand mehr den anderen versteht!«8) So zerstreute der HERR sie über die ganze Erde und sie konnten die Stadt nicht weiterbauen. 9) Darum heißt diese Stadt Babel, denn dort hat der HERR die Sprache der Menschen verwirrt und von dort aus die Menschheit über die ganze Erde zerstreut. Eine uralte und zugleich doch hochaktuelle Geschichte, deren Themen und Bilder gut in unsere Zeit passen: Als erstes ist da der Gedanke des solidarischen Handelns. Gemeinsam sind wir stark! - Gemeinsam können wir zwar nicht alles, aber doch sehr viel erreichen. Das gilt nicht nur für Gewerkschaften, sondern ebenso auch in der Politik, in den Kirchen / Kirchengemeinden, in Vereinen und Betrieben...

Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 Seite 4 Wo jeder nur seinen eigenen Vorteil sucht, wo jede Gruppe ihr eigenes Süppchen kocht, - da kommt am Ende wenig / wenig Vernünftiges raus. Ich bin zwar kein Betriebswirt, aber wenn ich das richtig sehe, dann arbeiten jene Betriebe am effektivsten, in denen Betriebsrat, Betriebsführung und Belegschaft an einem Strang ziehen (und das natürlich in die gleiche Richtung...). Allerdings und das ist das zweite, was uns die Geschichte vom Turmbau zu Babel zeigt Einigkeit führt nicht immer zu dem angestrebten Ziel. 'Einen Namen' wollten sich die Bewohner von Babel machen, - ein Denkmal wollten sie sich setzen, - damit sie nicht in alle Winde zerstreut würden. Sie hatten große Angst, in Vergessenheit zu geraten, - in der Bedeutungslosigkeit zu versinken... Und doch tritt genau dies ein am Ende der Geschichte: sie werden zerstreut und ohne die Geschichte ihres gescheiterten Turmbau-Projektes würden wir wohl kaum noch von ihnen reden. Daneben erinnert uns die Geschichte vom Turmbau zu Babel daran, dass es - auch und gerade bei Türmen - auf die richtige Perspektive ankommt. Wenn man vor so einem Turm steht (ganz gleich, ob es sich dabei um einen Funkturm, einen Leuchtturm, einen Förderturm oder einen Kirchturm handelt), - wenn man am Fuße eines solchen Turmes steht und nach

Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 Seite 5 oben blickt, dann scheint so ein Turm ja in der Tat bis an den Himmel zu reichen; wenn man den gleichen Turm allerdings aus einigen Metern Entfernung betrachtet, dann ist er schon gar nicht mehr so riesig groß. Und deshalb muss Gott auch erst vom Himmel heruntersteigen, um den Turm, den die Bewohner von Babel gebaut haben, überhaupt richtig sehen und betrachten zu können (so klein und unscheinbar ist dieses Menschenwerk in Wirklichkeit). Und schließlich ist die Geschichte vom Turmbau zu Babel eine eindrucksvolle Warnung vor den Folgen menschlicher Überheblichkeit; denn mit dem Bau dieses Turmes wollten die Bewohner von Babel ja nicht nur verhindern, dass sie in der Bedeutungslosigkeit versinken, - sondern sie wollten sich auch über andere erheben, - ja mehr noch: sie wollten damit im wahrsten Sinne des Wortes 'an den Wolken kratzen', - wollten den Himmel stürmen, um Gott von seinem Thron zu stoßen und anschließend selbst seinen Platz einzunehmen. Türme unterscheiden sich in der Höhe, in der Bauweise und in ihrer Funktion. Sie sind Wahrzeichen und Orientierungspunkte, sie helfen uns, uns zurecht zu finden, und vermitteln vor allem den Älteren auch ein Stück Heimat- Gefühl. Und auch wenn sie nicht bis in den Himmel reichen,

Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 Seite 6 so lenken Türme unseren Blick doch immer wieder nach oben: dorthin, wo manchmal alles grau in grau ist und manchmal die Sonne vom blauen Himmel lacht. Vor allem aber weisen all diese Türme uns hin auf Gott. Der biblische Bericht über den Turmbau zu Babel endet damit, dass Gott die Sprache der Menschen verwirrt und sie in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Dahinter steht die Erkenntnis und die Erfahrung, dass Menschen, die die Rechnung ohne den lieben Gott machen, ihr Ziel nur selten erreichen und dass Menschen, die nicht mehr miteinander (sondern allenfalls übereinander) reden, letztlich zum Scheitern verurteilt sind. Was verbindet das Steinsalzwerk Braunschweig- Lüneburg, die Kirche St.Norbert und die Kirche St.Maria miteinander...? - so habe ich am Anfang gefragt... und dann drei verbindende Merkmale genannt: alle drei gehören zu Grasleben; alle drei haben dieses Dorf und seine Menschen geprägt - und werden dies hoffentlich auch noch lange weiter tun; und: alle drei haben einen Turm.

Predigt zum ökumenischen Zeltgottesdienst am 28.08.2011 Seite 7 Und wie passt nun der Bergmanns-Verein Glück- Auf Grasleben in dieses Dreier-Gespann...? Nun, - die Mitglieder des Bergmanns-Vereins sind eng mit mindestens einem dieser drei Türme verbunden: dem Förderturm unseres Steinsalzwerkes, der ja zweifellos der höchste dieser Türme ist. Ich wünsche den Mitgliedern des Bergmanns- Vereins, aber natürlich auch allen denen, die im Steinsalzwerk arbeiten und (noch) nicht Mitglied im Bergmanns-Verein sind, dass sie klüger sind als die Bewohner von Babel damals: - ich wünsche ihnen, dass sie nicht meinen, sie könnten den Himmel stürmen und sich an die Stelle Gottes setzen; - ich wünsche ihnen, dass ihr Blick nach oben nicht nur dem Wetter gilt; - und ich wünsche ihnen, dass sie immer wieder Wege finden, um nicht nur miteinander zu reden, sondern auch - einzeln oder gemeinsam - mit Gott. Amen.