Unterfränkische Schule



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Transkript:

Mai 2009 3. Jahrgang 8 Unterfränkische Schule Zeitschrift des Unterfränkischen LEHRER- UND LEHRERINNENVERBANDES - BEZIRKSVERBAND des BLLV Gesundheitstag in Krautheim

Editoral/Inhalt Freiheiten nicht aufgeben Inhalt THEMA Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieses Heft beschäftigt sich mit zwei Thesen: Freiheit braucht Schule: In eine freiheitlich demokratische Grundordnung ist eine Schule, die Demokratie verkörpert zwingend eingebettet. So wächst jedes Kind in unsere Gesellschaftsform hinein und ist später in der Lage, reflektiert seine Verantwortung im Leben wahrzunehmen. Schule braucht Freiheit: Soll eine Pädagogik vom Kind ausgehen, muss es da abgeholt werden, wo es gerade ist. Sind nicht die größtmöglichen Anpassungsleistungen von Schülern an ein starres selektives System gefragt, sondern ein natürlicher Lern- und Leistungsbegriff, so braucht ein Lehrer und auch eine Schule entsprechende Freiheit, das zu tun, was dazu nötig ist. In den Beiträgen von Gerhard Bleß und Klaus Wenzel wird enger Bezug zum Thema genommen. Das ist kein Zufall: Die Bezirksdelegiertenversammlung hat sich das Motto Schule braucht Freiheit gegeben. Dass Schulleiter ebenfalls Freiheit brauchen, verdeutlicht Franz Wolf. 03 Drei Thesen von Klaus Wenzel 04 Gerhard Bleß nimmt Stellung 06 Fragen an Christoph Hartmann 07 Franz Wolf von der Fachgruppe Schulleiter 09 Freie Waldorf-Schule Würzburg 10 Montessori-Schule Schweinfurt 11 Schule Schloß Schwarzenberg 12 Volksschule Vinzentinum Würzburg VERBAND 13 Bilder vom 30. Würzburger Lehrertag 14 Unsere Kleinen ganz groß 16 BLLV-Gesundheitstag 17 Fachgruppe Schulverwaltung 18 Neuer Abteilungsleiter Schulen 18 Gerhard Bleß überbringt Glückwünsche 19 Fachgruppe Hochschulen 19 Tagung zur Förderung der Lesekompetenz 19 Werkstatt-Tagung mit Tanzpädagogen TIPPS/ TERMINE 20 Ausflugstipp Schwab s Landgasthof in Schwarzach am Main Mit unterfränkischen Schulen, die scheinbar so überhaupt nicht in das gängige System passen, werfen wir einen Blick über den Tellerrand hinaus. Wir porträtieren Internat und Schulen Schloss Schwarzenberg, die Montessori-Schule in Schweinfurt, das Vinzentinum in Würzburg und die Waldorfschule in Würzburg. Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen wünsche ich nun viele Denkanstöße durch unser neues Heft. Geben Sie ihre Freiheiten nicht leichtfertig auf. Sie sind darauf angewiesen! Joachim Huppmann Redaktionsleiter der Unterfränkischen Schule Unterfränkische Schule im Internet Die vergangenen Ausgaben der Zeitung finden Sie im Web unter: http://unterfranken.bllv.de/usch/index.shtml IMPRESSUM: Herausgeber: Bezirksverband Unterfranken des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes BLLV, www.unterfranken.bllv.de Vorsitzender: Gerhard Bleß Hinterer Rosengarten 11; 97253 Gaukönigshofen Telefon privat: 09337 2293; Telefon dienstl.: 0931 380-1762 Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Adalberostraße 1, 97072 Würzburg, Tel.: 0931/72778; E-Mail: nossol@t-online.de Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach, Tel.: 09381 715773, Fax: 09381 715773, E-Mail: schule.unterfranken@t-online.de Druck und Layout: Druckerei Lang, Storchengasse 12-14, 97616 Bad Neustadt, Telefon 09771 6233-0, www.langdruck.de Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich 8. Nichtmitglieder können die unterfränkische schule bei der Redaktion bestellen. Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift erscheint jährlich viermal. Hinweis: Adressänderungen und sonstige Personalia bitte an: Referat Mitgliederverwaltung und Statistik Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen Telefon privat: 0971 6993267, Telefax privat: 0971 69523 E-Mail: peterkiesel@t-online.de 2 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Thema Schule braucht (mehr als) Freiheit Drei Thesen von BLLV-Präsident Klaus Wenzel zum BDV-Thema Schweinfurt. Schule in einer demokratischen Gesellschaft, so Klaus Wenzel, braucht Freiheit, Verantwortung und Vertrauen. Der BLLV-Präsident, der auf der Bezirksdelegiertenversammlung des ULLV in Schweinfurt die Festrede hält, macht damit einerseits deutlich, dass der ULLV mit seinem Motto Schule braucht Freiheit eine wesentliche Forderung an die Schul- und Bildungspolitik formuliert hat. Andererseits unterstreicht er mit seiner Erweiterung, dass Freiheit immer mit Verantwortung zu korrespondieren habe, damit die Abgrenzung zu Willkür und Beliebigkeit gelinge. Und er legt Wert auf die Feststellung, dass Vertrauen eine grundlegende Voraussetzung für das Gelingen guter Bildung und erfolgreicher Schule sei. Seine weiteren Überlegungen fasst er in drei Thesen. These 1: Die Schule in Bayern hat keine Freiheit, bestenfalls Freiräume Wenzel nennt es positiv, dass die Staatsregierung in den letzten Jahren offensichtlich erkannt habe, dass die Schule zu stark durch bürokratische Vorgaben gegängelt wird. So habe es sich das Projekt MODUS 21 (Modell Unternehmen Schule im 21. Jahrhundert) zum Ziel gesetzt, einige Vorschriften zu lockern und den Schulen mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben. Von echter Freiheit könne allerdings keine Rede sein. Vielmehr führen die meisten MODUS-Maßnahmen dazu, dass die Schulen innerhalb eines relativ engen Rahmens etwas mehr Freiräume zugestanden bekämen. Echte Freiheit würde nach Meinung des BLLV-Präsidenten zum Beispiel bedeuten, dass die Schulen gemeinsam mit den Betroffenen neue Konzepte der inneren und äußeren Schulentwicklung erarbeiten dürfen. Konkret müsste es also möglich sein, dass Lehrer, Eltern und Kommunalpolitiker gemeinsam festlegen, wie im Rahmen der Regionalen Schul-Entwicklung (RSE) ein passgenaues Schulkonzept aussehen kann. These 2: Lehrer, Schüler und Eltern dürfen in Bayern nur wenig Verantwortung übernehmen, sie werden häufig verantwortlich gemacht. Wenzel weist darauf hin, dass der BLLV in der Vergangenheit viel getan habe, um die Rechte der Lehrerinnen und Lehrer zu Klaus Wenzel stärken, was auch zu beachtlichen Erfolgen geführt habe. Für die Schülerinnen und Schüler in Bayern gebe es zwar inzwischen nach langem Ringen einen Landesschülerrat, der jedoch noch um Zuständigkeiten kämpfen muss. Völlig unbefriedigend sei die Situation der Eltern, die nach wie vor auf Landesebene keine offizielle Vertretung haben. Dass Lehrer, Eltern und Schüler zwar immer wieder verantwortlich gemacht würden, aber keine Verantwortung übernehmen dürfen, zeige sich am Beispiel des Übertrittsverfahrens auf. Letztlich setze der Staat durch fragwürdige Kriterien die Bedingungen für den Übertritt fest, wenn sich die Schülerströme dann doch in die falsche Richtung entwickeln, werden Eltern und Lehrer dafür verantwortlich gemacht. These 3: Die Vertrauenskultur im bayerischen Schul- und Bildungswesen ist nur schwach entwickelt Die Misstrauenskultur hat nach Wenzels Worten im bayerischen Schulsystem eine lange Tradition. Es gebe nach wie vor mehr Kontrolle als professionelle Evaluation mit dem Ziel einer gemeinsamen Suche nach guten Lösungen. Überprüfung und Fehlerfahndung stünden zu oft im Vordergrund, Schatzsuche und Ermutigung komme zu selten vor. Störungsfreies Lernen werde auch dadurch behindert, weil Fehler nicht als Lernanlässe verstanden, sondern in erster Linie sanktioniert würden. Gute Schule brauche Freiheit und Vertrauen, damit Lust auf lebenslanges Lernen entstehe. Die Lehrerinnen und Lehrer hätten es satt, ihre Schülerinnen und Schüler ständig ausund umsortieren zu müssen. Wir wollen endlich die Möglichkeit bekommen als Helfer, Förderer und Unterstützer arbeiten zu können, damit sich Vertrauen entwickeln kann, so der BLLV-Präsident. Peter Nossol Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 3

Thema Mehr Mut zur Freiheit BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß nimmt Stellung zum BDV-Thema Dass wir in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft leben, scheint uns selbstverständlich. Wer jedoch in den Medien aufmerksam die weltweiten politischen Nachrichten und Berichte verfolgt, wer jetzt außerdem in Anbetracht des sechzigjährigen Bestehens unseres Staates in die deutsche Geschichte zurückblickt, dem wird sehr schnell bewusst, dass Freiheit und Demokratie keineswegs als gottgegeben und normal angesehen werden dürfen. Sie müssen immer wieder aufs Neue erkämpft und verteidigt werden. Wenn wir diese Gesellschaft in der jetzigen Form also dauerhaft behalten und stärken wollen, müssen wir permanent etwas dafür tun! Gerade für Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher ist diese Grundeinstellung von höchster Bedeutung, weil wir durch unsere Tätigkeit im Bildungsbereich hohen Einfluss auf das Denken und Verhalten nachfolgender Generationen haben. Freiheit und Demokratie vorleben Zwingende Folge aus diesen Gedanken ist für mich, dass auch unser Bildungswesen, die Bildungseinrichtungen, die Bildungsverwaltung, das gesamte Bildungssystem, in höchstmöglichem Maße auf die Grundlage von Freiheit und Demokratie zu stellen ist. Denn nichts prägt junge Menschen mehr als selbst erlebte und vorgelebte Freiheit und Demokratie. Und da tauchen schon die ersten Fragen bei mir auf: Wird das derzeitige Schulsystem diesem freiheitlich-demokratischen Anspruch auch wirklich höchstmöglich gerecht? Oder ist es nicht doch noch immer viel zu stark von Fremdbestimmung und Bevormundung geprägt? Sind unsere Schulen demokratische Einrichtungen mit größtmöglicher Freiheit für Schüler, Lehrer und Eltern? Müssen wir nun, nach 60 Jahren freiheitlicher Demokratie in Deutschland, nicht einmal innehalten, um genau darüber nachzudenken, was es da an unseren Schulen noch zu verbessern, nachzujustieren, zu korrigieren gilt? Gerhard Bleß Erziehungsauftrag ernst nehmen Zu beleuchten sind diese Fragen dabei in erster Linie unter dem Gesichtspunkt des Bildungs- und Erziehungsauftrages der Schulen. Wenn wir selbstbestimmte, kreative, weltoffene, tolerante, friedliche und soziale Persönlichkeiten heranbilden wollen, müssen auch wir Lehrerinnen und Lehrer, muss auch die Schule selbst über entsprechende Fähigkeiten verfügen und diese anwenden. Dabei sollte uns klar sein, dass dieser Anspruch nicht in jeder Schule mit den gleichen Vorgehensweisen erreicht werden kann. Vielmehr ist die jeweilige regionale Situation, die kulturelle Herkunft der Schüler und deren soziale Lage genauso mit einzubeziehen wie die pädagogischen Überzeugungen von Lehrkräften und Eltern. Vorschriften engen ein Wenn wir Lehrerinnen und Lehrer unsere pädagogischen Ansprüche im Unterricht, unser Schulleben, unser Schulprofil in diesem Sinne umsetzen wollen, stoßen wir regelmäßig auf einengende Vorschriften und Rechtssetzungen. Dabei ist in den letzten Jahren zu beobachten, dass diese Vorgaben nicht mehr wie früher fast ausschließlich von kultusministeriellen Schreiben, Erlassen und Rechtssetzungen herrühren, sondern in der jeweiligen Region bzw. an der Einzelschule durch die unmittelbaren Vorgesetzten gesetzt werden. Im Zuge der politisch gewollten Aufgabenverlagerung nach unten bekommen Schulräte und Schulleiter immer mehr Freiräume und Entscheidungskompetenzen übertragen. Bei so manchem der betroffenen Personen führt diese neu erlangte Machtposition zu einer Regelungs- und Überwachungswut, welche die früher oft bemängelte Verrechtlichung der Schule durch ministerielle Erlasse bei weitem in den Schatten stellt. Gerade Schulleiter, die ihre Position gegenüber dem Kollegium nicht aus persönlicher Autorität zu schöpfen vermögen, neigen nun dazu, Macht durch dienstliche Vorgesetztenautorität zu demonstrieren. Eltern beschweren sich Verstärkt wird diese Tendenz derzeit - besonders im Grundschulbereich - durch die stark zunehmenden Elternbeschwerden bei der Leistungskontrolle und der Notengebung. Wie nie zuvor werden die Schulleiter und Lehrkräfte der Grundschulen mit massiven juristischen Vorgehensweisen von Eltern konfrontiert, die mit aller Macht Noten zu Gunsten ihrer Kinder verändert haben wollen. Da werden per Rechtsanwalt Texte von Probearbeiten in 4 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Thema ihrer Verständlichkeit in Frage gestellt, bekommen Schulleiter Beschwerdebriefe, weil sich in Parallelklassen unterschiedliche Notendurchschnitte bei Leistungstests ergeben haben, setzen Eltern Lehrkräfte in den Sprechstunden regelrechtem Psychoterror aus. Die Reaktion von Lehrkräften und Schulleitungen besteht immer häufiger im Versuch, den juristischen Attacken durch enge schulinterne Vorschriften bei der Erstellung von Probearbeiten und bei der Notengebung zu begegnen. Den Eltern wird dadurch vorgetäuscht, Notengebung könne durch solcherlei Maßnahmen objektiver werden. Die einzelnen Lehrerinnen und Lehrer werden jedoch gleichzeitig in ihrer pädagogischen Freiheit massiv beschnitten, der Unterricht wird zwangsläufig immer mehr gleichgeschaltet, die Schülerinnen und Schüler in ein enges Lernkorsett gezwängt. Unflexible Behörden Eine weitere, stets zu beobachtende, regional sehr unterschiedlich ausgeprägte Einengung der möglichen Freiheit besteht darin, dass vom Kultusministerium gesetzte Vorgaben für die unmittelbar nachgeordnete Mittelbehörde (Regierung von Unterfranken) der Einfachheit halber über die Staatlichen Schulämter und die Schulleitungen völlig unflexibel nach unten durchgereicht werden. In jüngster Zeit erlebten wir dies z.b. bei der Verteilung von Lehrerstunden zur Klassen- und Gruppenbildung, der Bereitstellung von Reisekostenmitteln für Schulfahrten und Schullandheimaufenthalte und bei den anzustrebenden Durchschnittswerten bei den Dienstlichen Beurteilungen. An der Einzelschule kommt es dadurch zu geradezu grotesken Situationen: Da klagen Schulleiter darüber, dass die ihnen zur Verfügung stehenden Lehrerstunden bei weitem nicht ausreichen, um auch nur den Pflichtunterricht abzudecken. Da gibt es Schulen, denen steht gerade einmal so viel Geld zu, dass die Reisekosten für 1,67 oder 2,38 Schullandheimaufenthalte ausreichen. Oder es gibt Schulen, da muss unter den acht zu beurteilenden Lehrkräften ob das nun wirklich zutrifft oder nicht die ganze Bandbreite möglicher Ergebnisse erzielt werden und der unterfrankenweit avisierte Durchschnitt ist selbstverständlich auch unter den wenigen Kolleginnen und Kollegen an der Einzelschule zu erreichen. RSE-Anträge abgelehnt Aber auch die politischen Entscheidungsträger und das Kultusministerium haben derzeit eine große Baustelle, bei der das Thema Freiheit nur ganz klein geschrieben wird. 17 unterfränkische Kommunen haben sich in Anträgen an das Kultusministerium gewandt und die Genehmigung für eine in ihrer Region passgenaue Schule beantragt. Sie wollten frei von den einengenden Vorgaben des Ministeriums Schulen verwirklichen, die sich nicht an das Dogma der starren Dreigliedrigkeit halten. Alle wurden abgelehnt. Stattdessen wird es nun sogenannte Kooperationsmodelle zwischen Haupt- und Realschulen geben, deren Umsetzung in einem entsprechenden kultusministeriellen Schreiben vom März 2009 stark einengend definiert wird. Wie können wir diesen Tendenzen entgegensteuern? Was kann der ULLV, was können die BLLV-Kreisverbände, was können Kolleginnen und Kollegen an den einzelnen Schulen unternehmen, um dem Anspruch Schule braucht FREIHEIT wieder mehr gerecht zu werden? Dies soll im Mittelpunkt der diesjährigen Delegiertenversammlung des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (ULLV) in Schweinfurt erörtert werden. Mut zur Freiheit Ich persönlich komme zu dem grundsätzlichen Schluss: Wir brauchen in der Schulverwaltung und in unseren Schulen ein alle Vorgaben, Entscheidungen, Verfahren, Kontrollen durchdringendes Prinzip: jede Maßnahme ist vor der Umsetzung daraufhin zu überprüfen, ob dabei möglichst viel Freiheit für Schüler, Lehrer, Schulleitungen und Schulverwaltung verwirklicht wird. Ein großes Maß an Freiheit ist dabei bereits heute machbar. Es steht und fällt mit dem Mut von uns allen zu individuellen, orts- und situationsangemessenen Lösungen, dem Mut zur Orientierung an den Bedürfnissen der jeweiligen Schüler, der jeweiligen Lehrkraft, der jeweiligen Schule, und auch dem Mut, Freiheit und Demokratie im Umgang untereinander in größtmöglichem Maße zuzulassen. Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 5

Thema Entwicklungschancen nutzen Fragen an Christoph Hartmann, Leiter der Abteilung Berufswissenschaft Christoph Hartmann leitet seit 2000 die Abteilung Berufswissenschaft im ULLV. Er bereitete gemeinsam mit wechselnden Teams die Lehrertage in Würzburg und Aschaffenburg vor und begleitete viele junge Kolleginnen und Kollegen im Pädagogischen Seminar. Bei der Bezirksdelegiertenversammlung in Schweinfurt übergibt er sein Amt an seinen Nachfolger bzw. seine Nachfolgerin. Die Unterfränkische Schule befragte den scheidenden Abteilungsleiter zum Thema: Schule braucht Freiheit. Unterfränkische Schule: Welche Freiheiten wünscht sich der Berufwissenschaftler für die Schulen? Christoph Hartmann Christoph Hartmann: Wenn ich mir die vergangenen 10 Jahre anschaue, dann erkenne ich eine Freiheit, die Schulen zuvor vielleicht niemals hatten. Diese 10 Jahre waren geprägt von Bestrebungen, die innere Schulentwicklung in den Schulen zu etablieren. Ausgehend von einem systemischen Ansatz (man könnte ihn sehr verkürzt darstellen als Probleme eines Systems lassen sich nur aus ihm selbst heraus lösen oder auf die Schule übertragen Das Kollegium einer Schule weiß selbst, was für die betreffende Schule am besten ist ) haben die an Schule Beteiligten die große Chance gehabt, ihre eigene Schule zu gestalten und zu profilieren. Ich glaube, das gab es in diesem Maße vorher noch nie! Und das ganze wird auch noch vom Kultusministerium unterstützt! Leider haben bisher noch nicht sehr viele Schulen diese Chance ernsthaft wahrgenommen! Vielleicht weil sie nach Jahrzehnten starker hierarchischer Kontrollen misstrauisch geworden sind oder einfach weil Veränderung natürlich auch immer bedeutet, etwas selbst verändern zu müssen! Nun schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung! Externe Evaluation die ich als Ergänzung zur internen Evaluation in einem systemisch-systematischen Schulentwicklungsprozess für sehr wertvoll erachte - wird als Instrument gebraucht, Schulen zu inneren Schulentwicklungsprozessen zu bewegen. Schulen, die sich auch ohne diesen äußeren Anstoß von innen heraus bewegen und verändern - das erlebe ich ständig als externer Begleiter solcher Prozesse entwickeln eine große Zufriedenheit und ein deutlich gewachsenes Bewusstsein, die eigene Schule gestalten zu können. Ich wünschte mir für die noch unbewegten Schulen einfach mehr Zeit und den betreffenden Kollegien ein bisschen mehr Mut, damit der Satz endlich nicht mehr stimmt: Churches change faster than schools! Unterfränkische Schule: Was muss sich in der Lehrerbildung ändern, damit die jungen Kolleginnen und Kollegen nach Universität und Seminar sich auch zutrauen, Freiheiten zu nehmen und diese im Schulalltag zu leben? Christoph Hartmann: Die Kolleginnen und Kollegen müssen spüren können, dass es gut ist, quer zu denken und Bestehendes in Frage zu stellen. Nur wer anders denkt, kann Dinge von einer anderen Seite sehen und dann auch verändern. Solche Querdenker stören natürlich das bestehende System und sind unangenehm für alle, die sich nicht bewegen wollen. Was unseren Schule in diesem Sinne am meisten schadet, sind angepasste Verharrer, die sich nicht trauen, Schule neu zu denken. Gerade in der Lehrerausbildung ist das natürlich ganz schwer zu erlernen. Dort wo es um Noten geht, um Kompetenzgewinne, um guten Unterricht (was auch immer das sein mag?!), um Staatsexamen, wo Menschen in ihrer Eigenart und individuellen Ausprägung miteinander verglichen werden usw., dort ist Querdenken natürlich gefährlich, weil es klar das Risiko birgt, durch das Raster zu fallen. Wir müssen in der Lehrerausbildung versuchen, eine andere Art des Miteinanderund Voneinanderlernes zu pflegen. Eine reflektierende selbstkritische und Kritik zulassende Haltung aller Ausbilder und Führungspersönlichkeiten ist die einzige Gewähr für starke, selbstbewusste und kritische Lehrkräfte. Das ist natürlich leicht gesagt und ich weiß nicht, ob mir das als Seminarleiter in meinem eigenen Seminar (immer) gelingt. Aber zumindest arbeite ich daran Unterfränkische Schule: Die Referenten an Lehrertagen und im Pädagogischen Seminar haben neue Ansätze in Sachen Strukturen, Didaktik und Methodik vorgestellt. Welche Ansätze untermauern die Forderung nach mehr Freiheit für die Schulen? Christoph Hartmann: Alles, was die einzelne Schule dazu bringt oder unterstützt, das Geschick der eigenen Schule selbst in die Hand zu nehmen und nicht auf segensreiche Veränderungen von oben zu warten. Wenn die nämlich kommen, das sieht man an der Hauptschulinitiative, dann geht das flächig und generalstabs- 6 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Thema mäßig und trifft meist nicht die Bedürfnisse der einzelnen Schule. Da ist es viel sinnvoller, Möglichkeiten aufzuzeigen und die Schule aus dem pädagogischen Angebotskatalog selbstbestimmt frei wählen zu lassen. Unterfränkische Schule: Die Exkursionen des Pädagogischen Seminars hatten oft alternative Schulen zum Ziel. Welche Freiheiten haben sich diese Schulen genommen? Christoph Hartmann: Viele der Schulen, die wir besucht haben, haben bestehende Chancen im System genutzt und diese gemeinsam ausgestaltet. Der Traum von einer idealen Schule, den wohl alle Lehramtsstudierenden irgendwann einmal geträumt, aber im Schulalltag vielleicht allzu schnell vergessen haben, den erlebe ich dort, wo sich Kollegien gemeinsam auf eine Konzeption einigen und neue Ansätze entwickeln oder ältere (reform-)pädagogische Ideen für die konkrete Schule umsetzen. Andere ich denke hier an die Bodenseeschule St. Martin, die nach dem Marchtaler Plan arbeitet - haben sich zusammen mit anderen Schulen ein gemeinsames pädagogisches Grundkonzept erarbeitet. Das macht stark und ist erfolgreich. Ich bin überzeugt, dass gute und erfolgreiche pädagogische Konzepte auch zugelassen werden. Man muss natürlich darum kämpfen. Und vielleicht haben es Schulen in privater und kirchlicher Trägerschaft da ein bisschen leichter als die staatlichen Schulen, die ja in einem riesigen System arbeiten und für die vermeintlich vergleichbare Regelungen gelten müssen. Das widerspricht zwar jeglicher Vorstellung von systembezogener Differenzierung und Individualisierung, ist aber in dem starken hierarchischen und sich selbst tragenden Verwaltungssystem unserer Schulen irgendwo auch verständlich. Auch hier gilt leider oft Churches change faster! Unterfränkische Schule: Wie sieht die Schule aus, die nach jahrelanger Arbeit die Ideen von Freiheit und Demokratie in allen Bereichen konsequent umgesetzt hat? Christoph Hartmann: Wenn ich meinen Aussagen von oben konsequent bleibe, kann ich eine solche Schule nicht generell beschreiben, denn nur die Menschen, die an einer solchen Schule arbeiten, können miteinander vor Ort aus der konkreten Situation das beste Konzept entwickeln. Was ich aber sagen kann, ist, dass an einer solchen Schule eben Lehrkräfte arbeiten, die ihre Schule auch entwickeln wollen und die man ihre Schule auch entwickeln lässt! Die Fragen stellte Peter Nossol Auch Schulleiter brauchen Freiheiten Franz Wolf, Fachgruppe Schulleiter, fordert kritische Auseinandersetzung Vorspann Wirklich ich freue mich. Ich freue mich, diesen Artikel schreiben zu dürfen. Und das, obwohl ich Schulleiter bin. Denn der ist Vertreter der staatlichen Obrigkeit, und daher hat er loyal zu sein. Soweit richtig. Aber heißt das auch, dass er unkritisch zu sein hat? Vor ein paar Jahren stellte mir eine Journalistin Fragen zu aktuellen Ereignissen im Schulleben. Spontan entwichen mir ein paar kritische Bemerkungen zur Schulpolitik der Staatsregierung und ein paar Verbesserungsvorschläge zum Bereich Schule. Die Journalistin war schlau, und sie entlockte mir einige detailliertere Stellungnahmen. Der Artikel erschien überregional auf der Innenseite des Titelblatts der Main- Post. Die Reaktion der Regierung kam umgehend: Das dürfen Sie als Schulleiter nicht. Warum nicht? Sie haben einen Amtseid auf die bayerische Staatsregierung geleistet, das bedeutet auch Loyalität zur Kultusministerin. Ich habe einen Eid auf die Bayerische Verfassung geleistet, und die beinhaltet das Recht zur freien Meinungsäußerung. Das dürfen Sie als Privatmann oder als Verbandsvertreter, aber nicht als Schulleiter, der ein Teil des Staatssystems ist. Es gibt Teile der Welt, wie z.b. die angelsächsischen Länder oder auch viele Teile Deutschlands, da kräht kein Hahn danach, wenn ein kleiner Schulleiter sich kritisch auseinandersetzt und entsprechend äußert. Leben wir im Obrigkeitsstaat des vorletzten Jahrhunderts? Hier ist das nun mal so. Aha. Das lassen wir jetzt am besten so stehen. Jetzt darf ich mich äußern, als Verbandsvertreter, und sogar als Vertreter der Schulleiter. Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 7

Thema Wo drückt der Schuh? An den kleinen Schulen betroffen sind in erster Linie Grundschulen muss der Schulleiter bis zu 25 Stunden Unterricht leisten das sind fünf Stunden pro Tag! Er fungiert selbst als Klassenlehrer - mit allem Drum und Dran: pädagogische Gespräche, Elternarbeit, Gutachten, Wandertage, Klassenfahrten, ). Für seine Arbeit und die des Stellvertreters sofern es einen gibt stehen oft nur fünf (!!) Entlastungsstunden zur Verfügung. Wer soll in einer so kurzen Zeit all das im Alltag Anfallende erledigen? Gespräche mit den Kollegen Gespräche mit den Eltern Regelung des Auslese- und Übertrittsstresses Unterrichtsbesuche bei den Kollegen Beratungs- und Mitarbeitergespräche Dienstliche Beurteilungen Vertretungsplan Zentrale Leistungstests Statistiken kurzfristig erledigen Klassenbildung Verhandlungen mit dem Schulträger Gestaltung des Schullebens Motivation des Kollegiums Lösung von Konflikten Vertretung der Schule in Öffentlichkeit Daneben ist auch noch die tägliche Büroarbeit zu erledigen: An den ganz kleinen Schulen steht nur einmal in der Woche eine Sekretärin zur Verfügung. Sie ist also bei besonderen Situationen wie der Schuleinschreibung nützlich, im Alltagsgeschäft muss der Schulleiter jedoch selbst den größten Teil der aktuellen meist dringenden Büroarbeit erledigen. Und wer erledigt die plötzlich auftretenden technischen Probleme, wenn der nebenamtlich tätige Hausmeister nur mit ein paar Stunden pro Woche zur Verfügung steht? An den größeren Schulen ich spreche hier beispielhaft von den großen Hauptschulen gibt es ein paar Stunden Entlastung mehr. Aber die Schulleiter unterrichten meist immer noch um die 16 Stunden pro Woche das sind immerhin vier pro Tag und damit täglich fast den ganzen Vormittag. Sie müssen daneben all die Dinge erledigen, die oben bereits bei den kleinen Grundschulen genannt sind, aber es kommt Einiges dazu: Profilbildung Entwicklung von Schule Praxisorientierung Kooperation mit außerschulischen Partnern Modularisierung Individualisierung Ganztag (offen und gebunden) Praktika Öffentlichkeitsarbeit zur Imagebildung der Hauptschule und der Hauptschüler Informationsveranstaltungen Praxisklasse Mittlere-Reife-Zug Gewaltprävention (Streitschlichter ) Verhaltens- und Benimmregeln Erstellung des Stundenplans Pädagogische Feuerwehr Große und kleine Schulen haben also vieles gemeinsam, vor allem zu wenig Zeit für die pädagogische und organisatorische Leitung einer guten Schule. Aktuell kommt wieder die Klassenbildung für das nächste Schuljahr auf uns zu. Dabei müssen wir mit der Budgetierung (auf der Ebene des Schulamtsbezirks, nicht der Schule!) umgehen. Wir müssen Planungen anstellen, die wir so eigentlich noch gar nicht machen können, da uns viele Daten noch fehlen (M-Klassen, Praxisklasse, Wiederholer, Prüfungsergebnisse, Schulwechsler, ) Die Planungsunsicherheit ist groß wie nie, da die Auswirkungen der weiteren Betonung des Elternwillens noch gar nicht abzuschätzen ist. Wie sollte es sein? Zuerst, auch wenn ich mich wiederhole: Woran es den Schulleitern im Volksschulbereich am meisten mangelt, ist Zeit für die Leitung und Verwaltung der Schule. In der Wirtschaft ist bekannt, dass nur ein motivierter Manager ein guter Manager ist. Da wird die Motivation durch ein hohes Gehalt erzielt und durch Privilegien. Und wir fordern in erster Linie Zeit! Die Schulleiter sind hoch motiviert und gleichzeitig stets am Rand abgrundtiefer Franz Wolf, Leiter der Fachgruppe Schulleiter Frustration. Warum? Sie sind bereit zur Entwicklung von Schule, zur Gestaltung mit ihren Kollegien, offen für moderne Ideen. Da kommen viele Anregungen, auch die, die von individuellen Lösungen vor Ort reden. Und dann? Dann kommen ständig Durchführungsbestimmungen, Kontrolltests, Rückmeldungsverpflichtungen, statistische Erhebungen, Gestaltungsvorschriften. Das brauchen wir nicht. Sind wir nicht über die Zeit hinaus, in der galt: Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen? Schulleiter sind intelligent und kompetent genug, mehr Eigenständigkeit, Verantwortlichkeit und Freiheit zugestanden zu bekommen. Eine Schule zu leiten ist ein wunderbarer, verantwortungsvoller, respektabler, wichtiger Beruf. Wir brauchen daher auch den Respekt des Arbeitgebers, der den Schulleitern der Volksschulen den Respekt entgegenbringen sollte, den sie verdienen. Dazu brauchen sie die Anerkennung des Wertes ihrer Arbeit, die auf keinen Fall leichter ist als die der Leiter der höheren Schulen, sondern in der Grundschule durch den Auslesedruck eher stressiger, in der Hauptschule durch das schwierige Schüler- und Elternpotential pädagogisch eher komplizierter ist. Eine entsprechende Anerkennung durch die Angleichung von Anerkennung, Bezahlung und Verwaltungszeit ist eine Forderung der heutigen Zeit. Ständedenken sollte von gestern sein, Respekt vor hoher Leistung ist ein Gebot der Stunde. 8 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Thema Die Freie Waldorfschule Würzburg Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen, in Freiheit entlassen. Würzburg. Als freie Schule 1975 gegründet und seit 1978 am Oberen Neubergweg beheimatet unterrichtet die Waldorfschule nach eigenem Lehrplan in zwölf Jahrgangsstufen sowie in Vorbereitungsklassen auf die staatlichen Abschlüsse Mittlere Reife und Abitur, die an der Schule abgelegt werden. Die derzeit rund 450 Schüler werden von knapp 60 Lehrkräften unterrichtet. Der ganzheitlichen Entwicklungsförderung dient der künstlerische und handwerkliche Schwerpunkt, Fremdsprachenunterricht erfolgt ab der ersten Klasse. Der Schule angegliedert sind Kindergarten und Hort, die sich mit auf dem großzügigen Gelände befinden. Altersgerechte Lehrstufen Der Lehrplan baut auf den unterschiedlichen Entwicklungsstufen des Heranwachsenden auf, die sich in körperlichen und seelischen Entwicklungsschritten vollziehen. Diese großen und kleinen Rhythmen berücksichtigend, führt der Klassenlehrer/die Klassenlehrerin die Schülerinnen und Schüler während der ersten acht Jahre im Hauptunterricht. Ab der neunten Klasse wird die Klasse von verschiedenen Fachlehrern unterrichtet und von einem Klassenbetreuer begleitet. Rhythmus und Epoche Über den Dächern der Stadt: Die Freie Waldorf Schule Würzburg In Epochen von drei bis vier Wochen Dauer wird täglich in den beiden ersten Stunden dem Hauptunterricht das gleiche Fach eines sachkundlichen, naturwissenschaftlichen oder künstlerischen Gebietes unterrichtet. So haben die Schüler zum Beispiel drei Wochen lang täglich zwei Stunden Geschichte, dann wieder drei Wochen lang zwei Stunden Mathematik usw. Sie können sich auf diese Weise intensiv mit einem Stoffgebiet verbinden. Der Epochenunterricht erstreckt sich von der ersten bis zur zwölften Klasse. Die sich wöchentlich wiederholenden Fachstunden behandeln Lernstoff, der laufend geübt werden muss (z. B. Fremdsprachen) oder deren Inhalte einen stark rhythmischen Charakter haben (Eurythmie, Sport, Musik, Religion, künstlerisch-handwerkliche Fächer) und werden von Fachlehrern unterrichtet. Für alle Lehrer ist eine spezifische Ausbildung in Waldorfpädagogik Voraussetzung. Bewegliches Klassenzimmer In der Unterstufe (Kl. 1 3) sind die Klassenzimmer anstatt mit Stühlen und Tischen mit Bänken ausgestattet. Das ermöglicht eine bessere Wahrnehmung der Schüler untereinander und in allen Unterrichtssituationen eine große Beweglichkeit. Viele Unterrichtsinhalte werden von Bewegungen begleitet; die Bänke dienen sowohl als Sitzmöbel als auch als Schreibtische, vor denen die Kinder auf festen Kissen sitzen. So kann die Sitzordnung in kürzester Zeit aus der Kreisform zu Gruppen oder frontal ausgerichteten Reihen umgebaut werden, oder es kann ein Balanceparcour entstehen. Zeugnisse Hauptunterricht in der zweiten Klasse Schule fertig! Abschlussklasse mit Mittlerer Reife Die Waldorfschule kommt bis zum 12. Schuljahr ohne Noten aus. Von Anfang an werden die regelmäßigen schriftlichen Proben, die Klassenarbeiten sowie die Epochenhefte von den Lehrern mit schriftlichen Kommentaren versehen. Die Schüler erhalten zum Schuljahresende ein Jahreszeugnis, in dem die Entwicklung des Schülers, seine Fortschritte, aber auch besondere Schwierigkeiten ausführlich und individuell charakterisiert werden. Alle Schüler werden in die nächste Klasse versetzt, auch solche, die in Teilbereichen das Klassenziel nicht erreichen konnten. Ein Sitzenbleiben gibt es nicht, da der Lehrplan alters- und entwicklungsspezifisch ausgerichtet ist und die Klasse als Sozialgemeinschaft erhalten bleiben soll. Direkte Noten werden erst in der zwölften Klasse und in den Prüfungsklassen gegeben. Etwa die Hälfte der Schüler eines Jahrgangs verlässt die Schule mit dem Abitur, die andere Hälfte mit der Mittleren Reife. Waldorf-Seminar Klassenreisen und Praktika sind wichtige ergänzende Bestandteile des Lehrplans: Höhlenerkundung, Nordseeinsel mit Arbeit beim Küstenschutz, Wandern im Hochgebirge, Kunststudienfahrt nach Italien; Landwirtschafts-, Vermessungs- und Sozialpraktikum. An der Schule besteht ein berufsbegleitendes Seminar, das Pädagogen eine Zusatzausbildung zum Waldorflehrer bzw. -erzieher ermöglicht. Nähere Informationen unter: www.waldorfschule-wuerzburg.de Alle Fotos: Freie Waldorfschule Würzburg Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 9

Thema Montessori-Schule in Schweinfurt Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln Ziel der Schweinfurter Montessori-Schule ist es, durch die Montessori-Pädagogik Bedingungen zu schaffen, die es den Kindern ermöglichen, sich zu eigenständigen Persönlichkeiten zu entwickeln. Die Kinder sollen in der vorbereiteten Umgebung Interesse am Lernen finden und sich dabei auf eine Tätigkeit konzentrieren. Die Kinder sollen so auf das Leben in der modernen Gesellschaft vorbereitet werden. Für uns muss gerade die Umgebung dem Kind angepasst werden, und nicht das Kind soll sich einer vorgefassten Umgebung anpassen (Maria Montessori). Neubau der Montessori-Schule Schweinfurt. In der Montessori-Schule in Schweinfurt werden Kinder von der Grundschule bis zum Hauptschulabschluss mit der Pädagogik nach Maria Montessori unterrichtet. Wer kennt sie nicht, die Dame, die auf dem leider ungültigen 1000-Lire-Schein prangt: Maria Montessori. Jeder Lehrer hat in seiner Ausbildung etwas davon gehört. Einige Wenige arbeiten bereits damit. Dass ein Run zu sogenannten Reformschulen zu verzeichnen ist, dürfte jedem klar sein. So ist es kein Zufall, dass die 1991 gegründete Schweinfurter Montessori-Schule aus allen Nähten platzte. Nur konsequent war es, dass der Förderverein Maria Montessori sich für einen Schulneubau im Bergl stark machte und Bauherr wurde. Im Februar 2008 fand der erste Spatenstich statt. Bis 2010 soll die neue Schule fertiggestellt sein. Das 15-Millionen-Projekt wird mit 80% vom Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung (IZBB) bezuschusst. Die restlichen 20% sind Anteil des Fördervereins. Das Hauptgebäude umfasst 10300 Quadratmeter mit 19 Klassenräumen. Weiterhin entstehen Fachräume für Informatik, Werken und Zeichnen. Ein kleinerer Bau zur Ganztagsbetreuung von 120 Kindern mit Mensa, Küche und vier Hausaufgabenräumen in der Größe von 725 Quadratmeter schließt sich an. Die uns erteilte, unbefristete staatliche Genehmigung beschreibt unseren pädagogischen Auftrag so: Die Schüler werden nach den amtlichen bayerischen Lehrplänen in der jeweils gültigen Fassung unterrichtet. Schwerpunktsetzungen ergeben sich aus der material- und medienorientierten Arbeitsweise der Montessori-Pädagogik. Der ganzheitliche Unterricht und die sogenannte Freiarbeit bilden den Mittelpunkt des schulischen Geschehens. Unsere Schule ersetzt eine Regelschule, so die Auskunft des Fördervereins. Angeboten werden der Hauptschulabschluss, der Qualifizierende Hauptschulabschluss und der Mittlere Bildungsabschluss nach dem Besuch des M-Bereiches. Auch von den Eltern der Montessori-Schüler wird etwas mehr verlangt: Sie sollen ihren Kindern zu Hause die Ziele der Schule vorleben und ihnen Vertrauen zu sich selbst, soziales Verhalten vermitteln und eine ungestörte Lernumgebung bieten. Weiterhin wird die Mithilfe bei Umbauarbeiten, der Materialerstellung und Mitarbeit bei Projekttagen erwartet. www.montessori-schweinfurt.de Joachim Huppmann Weitere Montessori- Schulen in Unterfranken Nähere Informationen unter: Montessori-Schule Soden Sodentalstr. 28 63834 Sulzbach www.montessorischule-aschaffenburg.de Montessori-Schule Würzburg Kloster Oberzell 16 97299 Zell www.montessori-wuerzburg.de 10 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Thema Beim Fürsten zur Schule Im Schloss Schwarzenberg bei Scheinfeld: Realschule und Fachoberschule Die Fachoberschule im Hause bildet in zwei Richtungen aus: Technik sowie Wirtschaft, Verwaltung und Rechtspflege. Nur wenige mangelerzogene Nobelsprösslinge erfüllen hier das gängige Internatsklischee. Vielmehr schicken Eltern, die eine grundsolide Bildung erwarten, ihre Kinder hierher. Aus dem Umland findet die Schule großen Zulauf. Was ist nun aber das Besondere an dieser Schule? Klassik meets Moderne; Zugang zum Klassenzimmer. Scheinfeld. Schloss Schwarzenberg thront hoch über der Steigerwaldkleinstadt Scheinfeld. Der Schlossherr, Fürst Karl Johann zu Schwarzenberg, Herzog von Krumau, Graf von Sulz und Landgraf von Kleggau, ist hier selten zu sehen. Sein Hauptwohnsitz ist das Palais Schwarzenberg in Wien. Passend zum Ambiente eben das nicht abgehobene, das nicht Moderne. So auch die Leitsprüche, unter denen sich die beiden Schulzweige und das angeschlossene Internat bewegen: Gemeinschaft und Gemeinsinn erleben, um durch Selbsttätigkeit zur Selbständigkeit zu gelangen. (Erziehung nach den Grundsätzen von Pestalozzi und Fröbel) Das Zauberwort dabei ist Konsequenz. Lehrer wie Schüler unterwerfen sich dem Erziehungskonzept, das sich in Form von Leitsprüchen in jedem Flur der Einrichtung niederschlägt. Aushang am Schwarzen Brett. Ach ja, was wäre eine Schlossschule ohne irgendwelche Schrullen? Auch die gibt es: Jede Woche lernen alle Pennäler samt Lehrkörper ein Lied auswendig, um es am Freitag gemeinsam im Schlosshof zu schmettern. Käse von gestern? Unmodern? Der Erfolg gibt den Schwarzenberger Schulen recht. Überraschend ist die Tatsache, dass sich im Schloss etwa 500 Schüler mit 51 Mitarbeitern tummeln. Im Schloss sind ein Internat mit insgesamt 79 Plätzen, eine Realschule und eine Fachoberschule untergebracht. Träger ist die Mathilde-Zimmer-Stiftung mit Sitz in Berlin. Das Pädagogische Konzept könnte konservativer nicht sein und ist vielleicht gerade deswegen so erfolgreich. An der Realschule mit Ganztagsbetreuung werden ein naturwissenschaftlicher, ein wirtschaftlicher, ein sprachlicher und ein künstlerisch-musischer Zweig angeboten. Nachmittags können die Schüler in Kursen von Rockmusik über Big Band und Kochen bis hin zu Living at home mitmachen. Hogwards? Schulgebäude mit Haupteingang. Überdurchschnittliche Prüfungsergebnisse der Schüler beim Fachabitur und der mittleren Reifeprüfung, die ausdrückliche Anerkennung des Erzieherischen Konzepts durch Evaluationen und das völlig unbescheidene Ziel, zu den besten 20% der Bayerischen Schuleinrichtungen gehören zu wollen, geben der Schulleitung recht. So ist Altes doch wieder topmodern. Nähere Informationen unter: www.schloss-schwarzenberg.de www.mzst.de Joachim Huppmann Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 11

Thema Reformpädagogik am Würzburger Stein Vinzentinum: Private katholische Grund- und Hauptschule mit Tagesheim Der Neubau am Würzburger Stein Würzburg. Das Vinzentinum liegt im Stadtteil Grombühl am Fuß der Weinlage Würzburger Stein. Die private katholische Grund- und Hauptschule mit Tagesheim ist staatlich anerkannt, der Träger ist die Diözese Würzburg. Als Bekenntnisschule bietet das Vinzentinum für alle Schüler den katholischen Religionsunterricht an. Schule und Tagesheim arbeiten eng zusammen. So wartet auf die Kinder und Jugendlichen ein ganzheitliches Angebot bis in den Nachmittag hinein. Die Zeugnisse und Prüfungen haben die gleiche Geltung wie die öffentlicher Schulen. Für die Unterrichtsinhalte und Lernziele sind die Lehrpläne der bayerischen Grund und Hauptschulen verpflichtend. Zur Geschichte Im Jahr 1853 beschlossen 51 Männer nach einer Volksmission ein Haus für bedürftige junge Menschen zu schaffen. Sie gründeten einen Verein, den sie nach dem Heiligen Vinzenz von Paul benennen, der sich im 16. und 17. Jahrhundert in Frankreich sehr engagiert und beispielgebend in Frankreich für Jugendliche aus armen Verhältnissen einsetzte. Seit 1890 hat das Vinzentinum seine Heimat in der Schiestlstraße in Grombühl. Dort wirkten verschiedene Orden unter anderem die Gebetsschwestern und führten das Haus bis 1979 als Internat. Ab 1970 gab es auch Tagesgruppen. 1987 wurde das Heimgebäude zum Tagesheim umgestaltet. Im Jahr 2000 begann die Sanierung des Schulgebäudes. Es wurde um einen Neubau erweitert. Der Unterricht folgt dem reformpädagogischen Ansatz des Marchtaler Plans. Dieser ist in allen Grundschul-Klassen verwirklicht und wird nach und nach in der Hauptschule eingeführt. Die Klassen 1/2 und 3/4 werden jahrgangsgemischt unterrichtet. Reformpädagogischer Ansatz Der Marchtaler Plan wurde an der Kirchlichen Akademie der Lehrerfortbildung Obermarchtal entwickelt. Er greift reformpädagogische Ansätze auf, entwickelt sie weiter und vernetzt diese mit zeitgemäßem Projektunterricht. Dieser Plan macht Ernst mit der Forderung nach Achtung vor der Würde des Kindes, ganzheitlicher Erziehung und Befähigung zu Freiheit und Selbstverantwortung. Freie Stillarbeit, vernetzter Unterricht, Fachunterricht und Morgenkreis sind Elemente dieses Plans. Der Marchtaler Plan Morgenkreis: Dieser eröffnet die Schulwoche und kennzeichnet den Wochenanfang als eine neue Aufgabe. Elemente des Morgenkreises sind z.b. Hören, Fühlen, Anschauen und Besinnen. In ihm sollen die Kinder sich als eine Gemeinschaft erfahren. Freie Stillarbeit: In der freien Stillarbeit kann das Kind nach seinem eigenen Lerntempo mit den bereitgestellten Materialien arbeiten. Der handelnde Umgang mit den Begeisterte Schüler im Morgenkreis Arbeitsmaterialien spricht nicht nur kognitive Fähigkeiten an, sondern ermöglicht mehrkanaliges Lernen. Diese Arbeitsmethode fördert Selbsttätigkeit und Selbständigkeit. Der Lehrer ist Helfer und Berater des Kindes und kann sich für den einzelnen Zeit nehmen. Vernetzter Unterricht: Um die Forderung nach ganzheitlicher Erziehung und Bildung zu erfüllen, werden die meisten Inhalte fächerübergreifend unterrichtet und zu einer ganzheitlichen Größe vernetzt. Pro Jahr gibt es etwa sechs bis acht Unterrichtsthemen, die die Aspekte der verschiedenen Fächer integrieren und behandeln. In der Grundschule sind dies die Fächer Deutsch, Heimat und Sachunterricht, Religion, Kunst und Musik. Fachunterricht: Einzelne Fächer, wie beispielsweise Englisch, Informatik und Sport, werden aufgrund ihrer fachspezifischen Arbeitsweisen nicht vernetzt. Das Tagesheim Das Tagesheim ist eine Einrichtung der Jugendhilfe und hat den sozialpädagogischen Auftrag Betreuung, Bildung und Erziehung für jüngere und ältere Schulkinder zu leisten. In geschlechts- und altersgemischten Gruppen fördern die Erzieher die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten. Die Kinder und Jugendlichen können im Tagesheim soziale Erfahrungen machen. Die Erzieher gewähren ihnen Entfaltungsund Spielraum, zeigen ihnen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung auf und geben ihnen für die schulische Situation die möglichen sozialpädagogischen Hilfen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Tagesheim findet ihren Ausdruck in regelmäßigen Konferenzen, in gemeinsamen Elterngesprächen und in Fortbildungstagen für Lehrer und Erzieher. Nähere Informationen unter: www.vinzentinum-wuerzburg.de Peter Nossol Alle Fotos: Peter Nossol 12 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Verband Bilder vom 30. Würzburger Lehrertag Lehrkräfte aus ganz Unterfranken zu Gast an der Heuchelhof-Schule Im Gespräch: Gustav Eirich, Berthold Rüth und Gerhard Bleß Hausherr Reinhard Glaab Flüsterpost in der Abteilung Schule Die singende Hausmeisterin Frau Professor Margarete Götz Grundschulaktion: Maria Bleß umwirbt Fritz Schäffer Junglehrer unter sich Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 13

Verband Unsere Kleinen ganz groß 30. Würzburger Lehrer- und Erziehertag am Heuchelhof BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß und die Referentinnen: Prof. Dr. Margarethe Götz von der Universität Würzburg und Simone Fleischmann vom BLLV-Landesverband sowie Abteilungsleiter Christoph Hartmann und seine Stellvertreterin Dr. Ruth Klawitter. Das Lehrertagsteam Würzburg. Ein Lehrertag ist keine One-Man-Show: Christoph Hartmann hat für insgesamt neun Würzburger Lehrer- und Erziehertage die Verantwortung getragen. Hinter ihm stand aber immer ein Team. Im diesem Jahr waren es: Maria Bleß, Stephan Debes, Renate Gahn, Reinhard Glaab, Carina Herteux, Ruth Klawitter, Wiltrud Kuhn, Renate Paul, Franka Popp, Silvio Rummolino, Gabi Simon, Jochen Wahlen, Sabine Wenzel und Stephan Withelm. Würzburg. BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß begrüßte zum 30. Würzburger Leh rer- und Erziehertag an der Heuchelhof-Haupt schule Lehrkräfte aus ganz Unterfranken und Verantwortliche aus Politik und Schulverwaltung. Im Mittelpunkt des Interesses stand in diesem Jahr die Grundschule. Unsere Kleinen ganz GROSS ist das Motto einer landesweiten BLLV-Aktion mit dem Ziel, die Grundschule zu stärken. Simone Fleischmann, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im Landesverband, stellte die Aktion vor und formulierte die politischen Forderungen des BLLV. Wenn die Grundschule weiter mit Erfolg die Grundlagen für lebenslange Lernbiografien legen soll, dann müssen sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern, so Fleischmann. Der BLLV will mehr Förderung an den Grundschulen, und zwar mehr individuelle Förderung, die dem einzelnen Schüler mit seinen individuellen Lernvoraussetzungen gerecht wird, und eine verlässliche Förderung. Förderunterricht und Förderlehrer dienten häufig dazu, durch Lehrerausfälle entstandene Löcher im Stundenplan zu stopfen. Voraussetzung für mehr Förderung seien mehr Lehrerstellen an den Grundschulen. Wir müssen unten investieren, wenn wir oben nicht reparieren wollen. Eine zweite wichtige Forderung des BLLV sind kleinere Klassen. 27 Schüler in einer ersten Klasse: Das geht nicht, so Fleischmann. Die Klassen seien immer heterogener, weil die Kinder immer mehr Einflüssen von außen ausgesetzt seien. Darauf könnten Lehrerinnen und Lehrer nur in kleineren Gruppen reagieren. Zentrale BLLV-Forderungen sind die freie Schulwahlentscheidung und eine längere gemeinsame Schulzeit. Die frühe Selektion mache viel wertvolle Arbeit an den Grundschulen kaputt. Wer heute in einer vierten Klasse ein einwöchiges Kunstprojekt plane, müsse sich von Eltern fragen lassen, ob in dieser Zeit nicht besser für den Übertritt gelernt werden könnte. Fleischmann wertete es als Bankrotterklärung des Bildungssystems, wenn aus Erstklässern, die begeistert alles Neue lernen, Viertklässer werden, die sich nur noch auf die nächste Probe vorbereiten. Weiter fordert der BLLV eine bessere Lehrerbildung und gleiche Bezahlung der Lehrer. Heute sei es längst Konsens, dass Grundschullehrerinnen für die Lernbiographie der Kinder eine herausragende Rolle hätten. Nur in Sachen Lehrerbildung, Besoldung und Beförderung stünden die Grundschullehrer zusammen mit den Hauptschullehrern weiter hinter den Lehrkräften anderer Schularten zurück. Mit dem Übergang nach der Grundschulzeit als zentrale Selektionsschwelle im Bil- Abschied: Christoph Hartmann legt im Mai sein Amt als Abteilungsleiter Berufswissenschaft und damit auch die Veranwortung für den Würzburger Lehrerund Erziehertag in andere Hände. 14 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Verband dungssystem beschäftigte sich auch Prof. Dr. Margarete Götz, Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und didaktik an der Universität Würzburg. Der Erwartungsdruck der Eltern, die Grundschule müsse ihre Kinder fit machen für das Gymnasium oder zumindest die Realschule, nehme rapide zu. Mit dem Erwartungsdruck steige auch der Auslesedruck an den Schulen. Die Kolleginnen an bayerischen Grundschulen müssten ihre Schülerinnen in gute, mittlere und schlechte Schüler einteilen, entsprechend dem dreigliedrigen Schulsystem. Die Bewertung der Schülerleistungen ist nach Beobachtungen von Götz nicht das Besuchermagnet: Verlagsausstellung in der Dreifachturnhalle. Alle Fotos: Rudi Merkel Yes, they can! Zwei, die es geschafft haben mit schulpolitischen Themen in die Süddeutsche Zeitung zu kommen: Ute Kempf, Wolfgang Wittmann. eigentliche Problem. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass weitere Kriterien das Eignungsurteil beeinflussen. So sei der Übertritt abhängig von der sozialen Herkunft. Kinder aus Familien von niedrigem sozialem Status müssten, um den Übertritt an Gymnasien und Realschulen zu schaffen, mehr leisten als Kinder aus Familien von hohem sozialem Status. Gleiches gelte für Kinder aus Migrantenfamilien. Auffällig seien auch die regionalen Unterschiede bei den Übertrittsquoten. In Hessen träten mehr Schüler an Gymnasien über als in Bayern. Innerhalb Bayerns sei Oberbayern und hier der Landkreis Starnberg mit einer Übertrittsquote von 52 Prozent Spitzenreiter. zur Frühförderung, wenn sie Förderqualität und nicht nur Betreuungsqualität hätten. Auch die Diagnosekompetenz von Grundschullehrkräften zu steigern sei grundsätzlich richtig. Sie sei aber kein Mittel gegen eine fragwürdige Frühauslese. Die Entwicklungsverläufe von 10jährigen seien keineswegs stabil und damit auch nicht prognostizierbar. Frau Professor Götz empfahl, über eine Änderung der Schulstruktur nachzudenken, und zwar ernsthaft und nicht nur emotional, wie es allenthalben in den Medien geschehe. Für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Thema habe die pädagogische Wissenschaft mehr als genug gute Gründe geliefert. Dafür war am Würzburger Lehrer- und Erziehertag beim gemeinsamen Mittagessen Zeit. Dies hatten wie immer die Hauptschüler vom Heuchelhof zubereitet. Am Nachmittag konnten die Teilnehmer des Lehrer - und Erziehertages zwischen 14 verschiedenen Workshops wählen und die Ausstellung der Schulbuchverlage besuchen. Peter Nossol Wie könne man dem entgegen wirken? Die Lehrstuhlinhaberin begrüßte Initiativen Alte Kameraden : BLLV-Ehrenvorsitzender Fritz Schäffer und Jürgen Röhling, Abteilungsleiter Schule a.d. Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 15

Verband Beziehungen gestalten - Konflikte lösen Wieder großes Interesse am BLLV-Gesundheitstag in Krautheim BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß (links) mit Dr. Silke Neuderth, Dr. Elisabeth Rauh, Professor Rudolf Heidemann, Dr. Reinhard Hellmann und BLLV-Abteilungsleiter Wolfgang Wittmann. Volkach-Krautheim - Beziehungen gestalten - Konflikte lösen, unter diesem Motto stand der diesjährige Gesundheitstag des ULLV. Er fand am 2. April in den sonnigen Räumen der Brauerei Düll in Krautheim bei Volkach statt. Bei bestem Frühlingswetter und in vorösterlicher Ferienstimmung verbrachten die etwa 70 TeilnehmerInnen einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Tag. Dieser begann mit dem Hauptvortrag des Stuttgarter Professor Rudolf Heidemann. Die Hände in der Hosentasche sind das Zuhause in der bedrohlichen Fremde, erklärte er lächelnd eine weitverbreitete Unart aus dem Bereich der Körpersprache. Er lieferte einen umfassenden und stellenweise durchaus kabarettähnlichen Überblick über das Thema Körpersprache. Dabei verstand er es, mit Geschick und viel Humor auch das Publikum aktiv mit einzubeziehen. Nach dem feudalen fränkischen Mittagsbuffet selbstverständlich hausgemacht verteilten sich die Teilnehmer auf die Workshops. Hier erfuhren sie Wissenswertes über den Einsatz von Körpersprache, wie ein schwieriges Elterngespräch professionell zu führen ist, was zu tun ist, wenn zu viel Stress zu Schlaflosigkeit führt oder wie man gute Beziehungen im Kollegium pflegt. Der Gesundheitstag wurde ursprünglich auf Initiative des im November 2005 vom BLLV-Landesverband in München gegründeten Instituts für Gesundheit in pädagogischen Berufen (IGP) veranstaltet, erklärte Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß. Inzwischen haben bereits mehrere Tausend Pädagogen/innen aus ganz Bayern das offene Angebot des BLLV zur Gesundheitsprävention angenommen. Unterstützt wird das Projekt von der Bayerischen Beamtenkrankenkasse. Das Interesse an den Gesundheitstagen ist groß, so Gerhard Bleß. Ziel der BLLV- Gesundheitstage - sie finden seit 2005 einmal pro Jahr in allen bayerischen Regierungsbezirken statt - ist die Prävention. Pädagogen haben eine bedeutende Aufgabe und tragen hohe Verantwortung. Deshalb müssen gerade sie auf ihre psychische und physische Gesundheit achten, betonte Bleß. Nur wer gesund ist, kann die täglichen Belastungen im Lehrerberuf langfristig bewältigen. Nicht umsonst wurde daher in diesem Jahr das Thema Beziehungen gestalten - Konflikte lösen in den Mittelpunkt gerückt: An vielen Schulen ist die Atmosphäre belastet. Die Lern- und Arbeitsbedingungen sind schwierig, die Anforderungen an Schüler und Lehrer steigen. Hinzu kommen Probleme wie zunehmende Verhaltensauffälligkeiten oder Versagensängste, erklärte Bleß. Ein Licht auf die Stimmung, die an vielen Schulen vorherrscht, wirft auch die bedrückende Tatsache, dass die Zahl der Rechtsschutz - Angelegenheiten im BLLV bayernweit seit dem Jahr 2002 auf das 2½-Fache gestiegen ist und die Tendenz ist weiter steigend. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung, so Bleß. Viele Lehrerinnen und Lehrer werden von diesen Auseinandersetzungen regelrecht krank. Und genau hier setzt der Gesundheitstag an: Wir wollen positive Signale aussenden und alle Pädagogen stärken. Kolleginnen und Kollegen, die schulischen Dauerstress spüren, soll wirksam geholfen werden. Vor allem aber wollen wir die Rate frühzeitiger Pensionierungen aufgrund psychischer und psychosomatischer Erkrankungen senken. Kein freier Platz beim Gesundheitstag in Krautheim 16 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Verband Unterschriften im Maximilianeum übergeben Unterfranken unterstützen Aktion der Fachgruppe Verwaltungsangestellte Die Bezirksfachgruppe Unterfranken war durch die stellv. Fachgruppenleiterin Frau Sigrid Weigand (rechts) vertreten. Unterschriftenaktion der Landesfachgruppe Am 26. März 09 wurden über 11.000 Unterschriften an die Vorsitzende des Ausschusses für Fragen des Öffentlichen Dienstes Frau Ingrid Heckner direkt im Maximilianeum übergeben. Die Petition hat die Überarbeitung der Zuteilungsrichtlinien zum Inhalt. von links: A. Galozy (Körnerschule), M. Klauth (Albert-Schweitzer-Grundschule), R. Herrmann (Kerschensteinerschule), G. Reusing (Friedrich- Rückert-Schule), A. Hartmann (Dr.-Pfeiffer-Schule), M. Leibold (Schillerschule). Foto: Hartmann Bericht aus dem Schulamtsbezirk Schweinfurt-Stadt Die aktiven und ehemaligen Schulsekretärinnen der Stadt Schweinfurt treffen sich regelmäßig im Arbeitskreis, um sich über aktuelle Themen aus dem Schulsekretariat auszutauschen. Dieser Arbeitskreis besteht seit dem Jahr 2007 und wird reihum in den Schulen organisiert. Durch Einschüchterung von oben? Langenprozelten. Beim Kreisvorsitzendentreffen im Februar kam neben anderen Punkten die versuchte Einflussnahme von vorgesetzten Stellen gegenüber Verbandsmitgliedern zur Sprache, die sich für die Regionale Schulentwicklung stark machen. Der Schulrat sagte, ich solle mich zurückhalten, ich würde die Hauptschule schlecht reden, so die Worte eines engagierten Mitstreiters für die regionale Schulentwicklung. Ein anderes Verbandsmitglied wurde ins Schulamt zitiert und sollte sich für die Äußerungen als Verbandsvertreter rechtfertigen. Auch Junglehrer, die sich als ABJ-Vertreter äußerten, wurden massiv unter Druck gesetzt. Fakt ist: Einem Verbandsvertreter steht es zu, sich zu schulpolitischen Themen in der Öffentlichkeit zu äußern. Er sollte jedoch betonen, dass er die Aussage nicht als Lehrer, sondern als Verbandsvertreter tätigt. Joachim Huppmann dieses roulierende System lernen wir auch die Arbeitsplätze aller Kolleginnen kennen. Ziel des Arbeitskreises ist neben dem kollegialen Miteinander auch der Erfahrungsaustausch. Zum Beispiel, wie bei der Organisation und Abwicklung wiederkehrender Arbeiten im Schuljahr eine Erhöhung der Effizienz erreicht werden kann. Das jüngste Treffen fand Anfang März in der Dr.-Pfeiffer-Grundschule statt. Aktuelles und sehr umfangreiches Thema an diesem Tag war die Schuleinschreibung. Weiterhin wurde über die eingereichte Petition der Landesfachgruppe an den Bayerischen Landtag berichtet. Mit dieser Petition wird dringend eingefordert, die derzeit geltenden Zuteilungsrichtlinien und damit die Situation der Verwaltungsangestellten an bayerischen Schulen zu verbessern. Die Richtlinien der Volks- und Förderschulen sollten denen der Realschulen angeglichen werden. Außerdem wurde den Anwesenden mitgeteilt, dass am 24. Oktober 2009 der Erste Unterfränkische Tag der Verwaltungsangestellten an Schulen und Schulämtern in Würzburg stattfindet. Resümee dieses Nachmittags: Jeder konnte Erfahrungen einbringen - jeder konnte Erfahrungen mitnehmen, also: zur Nachahmung empfohlen! Bericht aus dem Schulamtsbezirk Miltenberg Die Verwaltungsangestellten treffen sich vier Mal im Jahr zum Erfahrungsaustausch außerhalb der Schulen und unternehmen alle zwei Jahre einen Tagesausflug zusammen mit den Kolleginnen aus dem Schulamt. Die Fahrtkosten werden von den Ortsverbänden Obernburg und Miltenberg übernommen. Wir sagen herzlich Dankeschön auch im Namen der Kolleginnen, die nicht Mitglied in unserem Verband sind! Der Ausflug im letzten Jahr führte uns nach Ansbach und wir nutzten die Möglichkeit Frau Rüger im dortigen Schulamt zu besuchen. Anschließend erkundeten wir Ansbach bei einer interessanten Stadtführung. Neben den vom Schulamt angebotenen Seminaren für Excel und Power Point hatten die Verwaltungsangestellten auch die Möglichkeit, sich beim Lehrertag für den erfolgreichen Umgang mit schwierigen Gesprächspartnern am Telefon zu trainieren. Beim letzten Quartalstreffen am 19.03.2009 durften wir drei neue Mitglieder im Kreisverband Obernburg begrüßen. An der Stirnseite Frau Witkowski (Mitglied des Arbeitskreises der Fachgruppe Verwaltungsangestellte des ULLV). Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 17

Verband Gerhard Bleß gratuliert Gustav Eirich Neuer Abteilungsleiter Schulen an der Regierung von Unterfranken Erster Gedankenaustausch: Abteilungsleiter Eirich und BLLV-Bezirksvorsitzender Bleß. Würzburg. Seit 1. März 2009 ist Gustav Eirich (links) zum neuen Leiter des Bereichs Schulen bei der Regierung von Unterfranken berufen worden. Er ist Nachfolger von Franz Portscher, der zum 28.02.2009 in den Ruhestand ging. Der ehemalige Berufsschullehrer war zuletzt Sachgebietsleiter für die beruflichen Schulen und stellvertretender Schulbereichsleiter bei der Regierung von Unterfranken. In einem ersten Gespräch gratulierte BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß dem neuen Bereichsleiter und wünschte ihm viel Erfolg sowie eine glückliche Hand im Umgang mit den über 11000 Lehrerinnen und Lehrern in seinem Zuständigkeitsbereich. Der Leitende Regierungsschuldirektor betonte, den Schwerpunkt seiner künftigen Tätigkeit sehe er darin, die Zusammenarbeit zwischen den Schularten zu intensivieren, um den Schülern und ihren Eltern die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen zu erleichtern. Beide Seiten vereinbarten einen regelmäßigen Gedankenaustausch zu aktuellen Problemen und Wünschen aus der Lehrerschaft. Gerhard Bleß im Gespräch mit Landtagspräsidentin Stamm und Kultusminister Spänle Würzburg. Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule sowie die Gestaltungsmöglichkeiten einer Schuleingangsphase waren Themen eines Gespräches zwischen BLLV-Bezirksvorsitzendem Gerhard Bleß und Landtagspräsidentin Barbara Stamm am Rande einer CSU-Veranstaltung in Würzburg. Dabei erklärte Stamm, in dieser Sache würden entsprechende Aktivitäten des ULLV ihre Unterstützung finden. Es sei an der Zeit, diese Schnittstelle wieder intensiver in den politischen Blick zu nehmen. Ein kurzes Gespräch mit Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle (Bild unten) hingegen brachte keine Annäherung in der Frage der Genehmigung von Schulmodellen, die eine Zusammenführung von Haupt- und Realschulen in ländlichen Regionen vorsehen. Spaenle will an bloßen Kooperationsmodellen zwischen beiden Schularten festhalten. Wo noch keine Realschule neben einer Hauptschule bestehe, könne ja eine neue gegründet werden, um dann zusammenzuarbeiten, erklärte der Minister. Grimm und Mitlöhner an Regierung Bleß überbringt Glückwünsche des BLLV Würzburg. Zu ersten Kontaktgesprächen traf sich BLLV-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß mit den neuen Mitarbeitern im Bereich Schulen der Regierung von Unterfranken Uwe Mitlöhner und Doris Grimm. Konrektor Mitlöhner ist seit Januar 2009 innerhalb des Sachgebietes 40.1 für die Angelegenheiten des Schulsports einschließlich des Wettkampfwesens und des Sportstättenbaus zuständig. Rektorin Grimm zeichnet unter anderem verantwortlich für den Aufbau schulamtsübergreifender Evaluationsteams und deren fachliche Begleitung. Bleß überbrachte die Glückwünsche des BLLV und gab seiner Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit Ausdruck. 18 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009

Verband Jeder bekommt eine Eins! Jeder ist zufrieden? Veranstaltung der Fachgruppe Hochschulen am Wittelsbacher Platz Dr. Peter Pfriem und Dr. Matthias Erhardt von der Fachgruppe Hochschule, Referentin Sabine Czerny und Professor Dr. Walter Müller, Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik der Universität Würzburg. Würzburg. Die BLLV-Hochschulgruppe an der Universität Würzburg, geleitet von Dr. Matthias Erhardt und Dr. Peter Pfriem, und der Lehrstuhl für Schulpädagogik von Prof. Dr. Walter Müller hatten an den Wittelsbacher Platz geladen, um über die Fragwürdigkeit der Zensurengebung in der Schule zu diskutieren. Es referierte Sabine Czerny. Die Grundschullehrerin hatte die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass sie aufgrund zu guter Noten an eine andere Grundschule versetzt wurde. Sie hatte es geschafft, den Kindern ihrer zweiten Klasse Freude am Lernen zu vermitteln. Das hatte sich in guten Noten niedergeschlagen, in zu guten Noten offensichtlich im Vergleich zu den Parallelklassen, weswegen sie aufgefordert wurde, ihre Notengebung entsprechend anzupassen. Als die Grundschullehrerin nicht klein beigab, wurde sie prompt wegen Störung des Schulfriedens an eine andere Schule versetzt. Die Kultur des Lesens Dritte Würzburger Tagung zur Förderung der Lesekompetenz Würzburg: Wer liest, kann mitreden und hat gute Chancen auf Erfolg in Schule und Beruf. Lesen ist die zentrale Voraussetzung für lebenslanges Lernen. Zum dritten Mal veranstaltete deshalb das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung Ende April die Würzburger Tagung zur Förderung der Lesekompetenz. Neben den Vorträgen von Prof. Dieter Wrobel vom Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache, Würzburg, zu Lesekultur und Leseförderung und Prof. Werner König, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft, Augsburg, zu Einfluss der Dialekte beim Lesen erwartete die Teilnehmer ein vielfältiges Workshop-Angebot. Prof. Roland Borgards bot Inspirierendes zu Literatur und Improvisation, Prof. Arnold Grömminger stellte sich der Frage: Wie bringe ich meine Schüler über die Lesehürden der 1. und 2. Klasse? Ingrid Ebert führte in interaktives Sprachtraining für den Englisch-Unterricht in der Sekundarstufe 1 ein. Rosi Klepser stellte vor, was die Hauptschule Reutlingen zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten für die Leseförderung bei Risikoschülern getan hatte. Kathrin Glasschröder zeigte, wie man mit dem FLOH-Lesefitness-Training arbeiten kann. Das Unterfränkische Dialektinstitut an der Universität Würzburg verband Lyrik und Dialekt. Walter Goschler von der Lernwerkstatt der Universität Würzburg zeigte Materialien zum Schriftspracherwerb in heterogenen Lerngruppen. Die Tagung endete mit einer Lesung der Berliner Jugendbuchautorin Tamara Bach aus ihrem Roman Marsmädchen. Schulen bewegen mit Tanzpädagogen ZfL-Werkstatt-Tagung in CinemaxX und Tanzspeicher Würzburg. Mit dem britischen Choreographen und Tanzpädagogen Royston Maldoom ins Gespräch kommen, konnten Schüler und Lehrer aller Schularten Ende März. Das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung der Universität Würzburg (ZfL) lud im Rahmen der bayerischen Schulkinowoche Schulklassen ab der 7. Jahrgangsstufe zum Kinofilm Rhythm Is It ins CinemaxX Würzburg ein. Royston Maldoom ist weltweit unterwegs mit seinen Community Dance Projekten, so zum Beispiel mit Straßenkindern in Äthiopien und traumatisierten Kindern in Bosnien. Bekannt wurde er durch den vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm Rhythm is it! mit Berliner Schülern begleitet von den Berliner Philharmonikern. Für seine pädagogische Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet. Mit seiner Arbeit möchte Royston Maldoom Kindern egal welcher Herkunft die Möglichkeit geben, ihre Leidenschaft und ihr Können zu entdecken. Er glaubt an das Potential eines jeden einzelnen Kindes. Die Workshops mündeten nach einem festlichen Buffet in ein Werkstattgespräch Wohin soll sich Schule bewegen, in dem Vertreter der Wirtschaft, der Stadt, Bildungswissenschaften, der Kultur und der (Reform-)Schulen aufeinander trafen. Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009 19

Tipps/Termine Bezirksverband Unterfranken BLLV Linsenweg 7 97332 Gaibach PvSt. Deutsche Post AG Entgelt bezahlt Datum Veranstaltung Veranstaltungsort Veranstalter Mai 16.05.2009 Fachlehrertag EG Waldbüttelbrunn ULLV 15.05.2009 Besuch der Landesausstellung Würzburg KV Kitzingen 19.05.2009 Walther von der Vogelweide Lusamgärtchen KV Würzburg-Land 20.05.2009 Weinprobe Bürgerhaus Güntersleben KV Würzburg-Stadt Juni 24.06.2009 Fahrt zum Spessartschloss Mespelbrunn Mespelbrunn KV Würzburg-Stadt 29.06.2009 Shard concern Trainingsprogramm gegen Mobbing unter Schülern ZFL Würzburg ww.zfl.uni-wuerzburg.de Juli Theaterfahrt nach Bamberg, Calderon Festspiele Bamberg KV Würzburg-Land 21.07.2009 Sitzung des Kreisausschusses und der Schulvertrauensleute Zell a. M., Maintalhalle KV Würzburg-Land Der Ausflugstipp Schwab s Landgasthof in Schwarzach am Main Schwab Bauernstube: I-Tüpfelchen in der Gaststube: Plastiken von Theophil Steinbrenner Schwarzach am Main. Gänse und Enten direkt vom Bauern, frische Steinpilze aus dem Spessart, heimische Fische, Wild von der eigenen Jagd im Steigerwald, hausgemachte Terrinen und Des- serts, und nicht zuletzt frischer Spargel von der Mainschleife. Saisonal und regional: Unter dieser Prämisse zaubert Joachim Schwab in der Küche seines Restaurants immer wieder neue Kreationen auf den Tisch. Was bleibt, und das ist gut so, sind die Klassiker auf der Karte. Die fränkischen Kartäuserklöße in Weinsauce sind mir stets ein besonderes Vergnügen. Sein Handwerk hat er von der Pike auf gelernt. Die Krankheit seiner Mutter hielt ihn ab, Souschef im Restaurant Bareiss zu Baiersbronn zu werden. So kehrte er zurück in die Heimat und kreierte seine in der Region verwurzelte Küche. Den Gast erwarten niveauvolle, feine aber bodenständige Gerichte mit einem guten Preis- Leistungsverhältnis (14 Punkte im Gault Millau). Ruhetag ist jeweils Montag und Dienstag. Das Restaurant befindet sich in der Schwarzacher Ortsmitte. Schwab s Landgasthof, Bamberger Str. 4, 97359 Schwarzach, Telefon 09324/1251. www.landgasthof-schwab.de Joachim Huppmann 20 Unterfränkische Schule Ausgabe 8 Mai 2009