O S T E O P O R O S E



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Transkript:

O S T E O P O R O S E PA T I E N T E N L E I T L I N I E - FÜR FRAUEN NACH DEN WECH S E L JA H R E N - FÜR FRAUEN UND MÄNNER IM HÖHEREN LEBENSALTER - BEI CHRONISCHER EINNAHME VON GLUCOCORTICOIDEN

H E R A U S G E B E R I N H A L T Dachverband Deutschsprachiger Osteoporose-Selbsthilfeverbände und Patientenorientierter Osteoporose-Organisationen e.v. (DOP) und Dachverband der Deutschsprachigen Osteologischen Wissenschaftlichen Fachgesellschaften (DVO) in Zusammenarbeit mit Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.v. und Bundesverband der Deutschen Rheuma-Liga e.v. Erstellungsdatum: September 2003 Geplante Aktualisierung: Oktober 2004 Verantwortliche Autoren: Dr. med. Jutta Semler, Prof. Dr. med. Johannes Pfeilschifter Damit die Leitlinie sowohl in Deutschland, als auch in Österreich und der Schweiz ihre Gültigkeit hat, wurden länderspezifische Unterschiede berücksichtigt. Für die Schweiz zeichnen Beatrice Geier und PD Dr. med. Marius Kraenzlin und für Österreich Gabriele Suppan und Prof. Dr. med. Kurt Weber verantwortlich. Gründungsmitglieder im DOP sind: EINLEITUNG OSTEOPOROSE Definition der Osteoporose Häufigkeit der Osteoporose Entstehung der Osteoporose Ursachen der Osteoporose SONDERFORM: Die Osteoporose nach chronischer Glucocorticoideinnahme FOLGEN DER OSTEOPOROSE Knochenbrüche VORBEUGUNG DER OSTEOPOROSE Knochengesunde Lebensweise Hormone in den Wechseljahren Gefährdung trotz knochengesunder Lebensweise VERMEIDEN VON STÜRZEN DIAGNOSE DER OSTEOPOROSE Arzt-Patient-Gespräch Klinische Untersuchung Wirbelsäulen-Röntgen Knochendichtemessung Labor BEHANDLUNG DER OSTEOPOROSE Medikamentöse Behandlung SONDERFORM: Osteoporose unter Langzeit Glucocorticoidbehandlung Therapiekontrollen Behandlungsarten ohne gesicherte Wirksamkeit 4 5 6 7 8 11 12 14 16 Aktion Gesunde Knochen Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.v. (BfO) Dachverband der Österreichischen Osteoporose Selbsthilfegruppen Deutsches Grünes Kreuz e.v. donna mobile - Arbeitsgemeinschaft Osteoporose Schweiz Kuratorium Knochengesundheit e.v. Netzwerk Osteoporose e.v. Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e.v. (OSD) 2003 DOP / DVO Österreich Deutschland Österreich Deutschland Schweiz Deutschland Deutschland Deutschland MAßNAHMEN NACH KNOCHENBRÜCHEN Schmerzbehandlung Vertebro- und Kyphoplastie Rehabilitation SELBSTHILFE ADRESSEN ARBEITSGRUPPE 2 3 17 19 18 20

O S T E O P O R O S E L i e b e L e s e r i n n e n u n d L e s e r! Die Oste o p o rose ge h ö rt laut WHO zu den zehn wich t i g sten ch ro n i- s chen Erk ra n ku n gen unserer Zeit. Da die Menschen immer älter we rd e n, w i rd die Krankheit zunehmend an Bedeutung gewinnen und unser G e s u n d h e i t s s ystem durch wa chsende Ko sten belaste n. Für die Bet ro ffenen ist die Erk ra n kung oft gl e i ch b e d e u tend mit dauerh a ften Sch m e rzen und Ve rl u st an Un a b h ä n g i g keit. Oste o p o rose ist h e u te jedoch keine sch i cks a l h a fte Erk ra n kung mehr, die man ohne G e genmaßnahmen akzept i e ren muss. I n z w i s chen sind Krankheitsbild und ve rlauf gut erf o rs cht, und es gibt g u te Diagnose- und Behandlungsmögl i ch ke i te n. Die Pa t i e n ten-leitlinie we n d et sich an drei Gruppen von Pe rsonen, bei denen die Oste o p o rose besonders häufig ist: Frauen nach den Wechseljahren, Männer und Frauen im höheren Lebensalter und Männer und Frauen mit einer Langzeit - Glucocorticoid (Cortison) - Behandlung. Die Osteoporose Patienten-Leitlinie ist die offizielle Empfehlung aller wissenschaftlichen und patientenorientierten Organisationen, die sich im deutschsprachigen Raum mit dem Thema der Osteoporose befassen. Sie beruht auf den Ärz teleitlinien des DVO (www. b e rg m a n n s h e i l. d e / l e i t- l i n i e n - d vo). Diese sind das Produkt einer mehr als dre ij ä h ri gen umfa s- senden Auswe rtung der wissensch a ft l i chen Lite ratur und der Ab stimmung von Experten aller Fa ch gruppen im deutsch s p ra ch i ge n Raum, die sich mit der Oste o p o rose befassen. Die Pa t i e n te n - L e i t l i n i e w u rde zusätzlich nach den Qualitä t s k ri te rien für Pa t i e n te n i n f o rm a t i o n e n e rstellt. (www. d i s c e rn. d e / i n st rument.htm). Wir würden uns freuen, Ihnen mit dieser Pa t i e n tenleitlinie We ge zu einer e i ge nve ra n t wo rt l i chen Vorbeugung und Bewältigung der Oste o p o ro s e weisen zu kö n n e n. G a b riele Suppan S p re ch e rin DOP P rof. Dr. Franz Jako b S p re cher DVO Als Osteoporose bezeichnet man eine über das normale Maß hinausgehende Brüch i g keit des Knochens, die durch eine Ve rm i n d e rung der Knochenmasse und eine Zerstörung der Knochenstruktur verursacht wird. Diese Knochen können schon bei geringer Belastung und/oder einfachen Stürzen brechen. Laut WHO zählt Osteoporose weltweit zu den 10 häufigsten Erkrankungen. Da die Menschen immer älter we rden, wird die Häufi g keit vo n Knochenbrüchen zunehmen. Schon heute erleiden etwa 40% der Frauen und 13% der Männer über 50 Jahren einen osteoporosebedingten Bruch. Der Knochen befindet sich in einem kontinuierlichen Auf- und Abbauprozeß. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kann der abgebaute Knochen nicht mehr vollständig ersetzt werden. Dadurch geht Knochenmasse verloren. Erbanlagen: Osteoporosefälle in der Familie Bestimmte chronische Erkrankungen s. Seite 13 Untergewicht Bodymass Index (BMI) unter 20 BMI = Körpergröße : Körpergewicht X Körpergewicht Mangel an Sexualhormonen Kalzium- und Vitamin D-Mangel Essstörungen wie Magersucht und Bulimie Rauchen Übermäßiger Alkoholkonsum Bewegungsmangel D E F I N I T I O N D E R O S T E O P O R O S E H Ä U F I G K E I T D E R O S T E O P O R O S E E N T S T E H U N G D E R O S T E O P O R O S E U R S A C H E N D E R O S T E O P O R O S E U N B E E I N F L U S S B A R E R I S I K E N B E E I N F L U S S B A R E R I S I K E N 4 5

F O L G E N D E R O S T E O P O R O S E S O N D E R F O R M DIE OSTEO PO ROSE NACH CHRONISCHER EINNAHME VON GLUCO CORTICO IDE N Eine besondere Osteoporose-Gefährdung ist gegeben, wenn zur Therapie einer Erk ra n kung cort i s o n a rt i ge Ta b l et ten oder Spritzen, soge n a n n te "Glucocorticoide" für längere Zeit eingenommen werden müssen. Betroffen sind vor allem Patienten mit: - Organtransplantation - Rheumatoider Arthritis oder anderen entzündlich rheumatischen Erkrankungen - chronischen Darmentzündungen - chronischen Atemwegserkrankungen. Alle Patienten die Glucocorticoide in einer Tagesdosis von 7,5 mg oder mehr des Präparats Prednisolon oder eines anderen Präparats in vergleichbarer Wirkstärke für mehr als 6 Monate einnehmen, sollten vor Beginn der Therapie, spätestens aber unter Therapie eine Osteoporose-Diagnostik erhalten. Diese Patienten sind besonders gefährdet, Knochenbrüche zu erleiden. Osteoporose ist eine sich langsam und unbemerkt entwickelnde Krankheit. Die Fo l gen sind Knoch e n b r ü che. Ty p i s ch sind vor allem Brüche der Wirbelkörper, des Oberschenkelhalses, des Ober- und Unterarmes. Mit zunehmendem Lebensalter erhöht sich das Sturzrisiko und damit die Wahrscheinlichkeit von Knochenbrüchen. W I R B E L K Ö R P E R B R Ü C H E "Schleichende Brüche" werden oft als solche nicht erkannt. Hingegen sind akute Einbrüche von Wirbelkörpern äußerst schmerzhaft und führen zu erheblichen Einschränkungen im Alltag. Häufig sind Angst, Depressionen, soziale Isolation und erhöhte Sturzgefahr durch verminderte Beweglichkeit die Folge. Wirbelkörperbrüche verursachen eine Abnahme der Körpergröße und können zu einer Rundrückenbildung führen. A R M -, R I P P E N - U N D A N D E R E B R Ü C H E Andere Brüche wie beispielsweise Arm- und Rippenbrüche sind die Folge von Stürzen (siehe Seite 11). Osteoporose als Mitursache wird oft nicht erkannt. O B E R S C H E N K E L H A L S B R Ü C H E Die sch we rw i e ge n d ste Ko mp l i kation der Oste o p o rose ist der O b e rs ch e n ke l h a l s b ru ch. Kra n ke n h a u s a u fe n thalt und Operation sind die Konsequenzen. Bei älteren Menschen besteht eine besonders große Gefahr a n h a l tender Behinderung und Pfl e ge b e d ü rft i g keit. Ko mp l i kationen des Oberschenkelhalsbruchs können zum Tod führen. K N O C H E N B R Ü C H E EIN KNOCHENBRUCH AUS GERINGFÜGIGEM ANLASS IST EIN ALARMSIGNAL FÜR EINE MÖGLICHE OSTEOPOROSE! 6 7

V O R B E U G U N G D E R O S T E O P O R O S E K N O C H E N G E S U N D E L E B E N S W E I S E Eine knochengesunde Lebensweise zur Vermeidung von Knochenbrüchen d u rch Oste o p o rose ist eine lebenslange Aufgabe und erf o rd e rt Eigenverantwortung. Zur knochengesunden Lebensweise gehören: A U S R E I C H E N D E V E R S O R G U N G M I T K A L Z I U M Richtwert ist die tägliche Zufuhr von 1000 bis 1500 mg. Der höchste Bedarf an Kalzium besteht in der Jugend, während der Schwangerschaft, Stillzeit und im höheren Lebensalter. In der Regel kann die Kalziumzufuhr durch eine entsprechende Ernährung ( M i l ch, Milch p ro d u k te, grünes Gemüse und Krä u te r, ka l z i u m re i ch e s Mineralwasser) erreicht werden. Die Zufuhr noch höherer Kalziummengen bringt in den meisten Fällen keinen zusätzlichen belegten Nutzen mit sich. I st eine ausre i chende tä gl i che Kalziumaufnahme durch entspre ch e n d e E rn ä h rung nicht gewä h rl e i stet, so ist eine tä gl i che bedarfs ge re ch te medika m e n- tö s e Ergänzung von Kalzium, evtl. kombiniert mit Vitamin D empfehlenswert. A U S R E I C H E N D E V E R S O R G U N G M I T V I T A M I N D Der Vitamin D Bedarf wird durch täglichen Aufenthalt im Freien (Vitamin D- Bildung in der Haut durch UV-Licht) und den Genuss Vitamin D-haltiger Nahrungsmittel gedeckt. Häufig tritt ein Vitamin D-Mangel bei älteren Menschen auf, die sich nicht mehr regelmäßig im Freien aufhalten oder pflegebedürftig sind. V E R M E I D E N V O N R A U C H E N U N D U N T E R G E W I C H T Rauchen schädigt die Knochen ebenso wie ein übermäßiger Alkoholkonsum, beides ist zu meiden. Untergewicht trägt wesentlich zu einer Osteoporose bei und sollte vermieden werden. R E G E L M Ä ß I G E K Ö R P E R L I C H E A K T I V I T Ä T Muskeln erschlaf fen, wenn sie nicht trainiert werden. Ähnliches gilt für den Knochen. Ein regelmäßiges Training ist erforderlich. Alle Bewegungen, bei denen die Muskeln Zug auf die Knochen ausüben, kräftigen den Knochen. Vor allem durch eine ständig wechselnde Belastung wird der Knochen dazu angeregt, seine Struktur in diesem Bereich zu festigen und damit widerstandsfähiger, also weniger "bruchanfällig" zu werden. Schon regelmäßiges zügiges Gehen, vor allem Walking und Sport oder Gymnastik in der Gruppe hat eine günstige Wirkung. Besonders durch ein kontrolliertes Muskelaufbau - Training können gefährdete Knochenbereiche ganz gezielt aufgebaut und gestärkt werden. Bewegung ist außerdem wichtig, um die Zusammenarbeit der Muskeln und Knochen zu trainieren. Das hilft Stürze und damit Brüche zu vermeiden. H O R M O N E I N D E N W E C H S E L J A H R E N In den Wechseljahren kommt es zum Wegfall der knochenschützenden Wirkung der Östrogene und nachfolgend bei vielen Frauen zu einer deutlichen Abnahme der Knochenmasse. Ob die Einnahme von Östrogenen zur Vermeidung dieses Verlustes sinnvoll ist, muss nach heutigem Kenntnisstand aber sehr sorgfältig unter Abwägung von Nutzen und Risiken entschieden werden. Hormone schützen den Knochen nur so lange sie eingenommen werden. N U T Z E N V O N H O R M O N E N: Linderung von Wechseljahrsbeschwerden Verringerung des Risikos für Knochenbrüche Verringerung des Risikos für Darmkrebs R I S I K E N: Steigerung des Risikos für Thrombose oder Embolie Steigerung des Risikos für Herzinfarkt und Schlaganfall Steigerung des Risikos für Brustkrebs EINE HORMO NTHERAPIE ZUR VERHÜTUNG VO N KN OCHENBRÜCHEN KANN HEUTE WEGEN DER RISIKEN NICH T GENERELL EMPFOHLEN WERDEN. 8 9

V E R M E I D E N V O N S T Ü R Z E N G E F Ä H R D U N G T R O T Z K N O C H E N G E S U N D E R L E B E N S W E I S E Meist ist die oben beschriebene knochengesunde Lebensweise ausreichend, um eine erhöhte Knochenbrüchigkeit zu vermeiden oder zumindest das Risiko zu mindern. Es gibt einzelne hochgradige Risikofaktoren, die in Kombination mit einer Knochendichtemessung eine besondere Gefährdung auch bei knochengesunder Lebensweise erkennen lassen. Frauen nach den Wechseljahren oder ältere Männer können mit der folgenden Checklis te feststellen, ob bei ihnen eine solche besondere Gefährdung besteht. Körpergrößenabnahme um mehr als 4 cm Plötzliche und über Wochen anhaltende oder häufig wiederkehrende Rückenschmerzen HI E R S O L LT E D I E WI R B E L SÄU L E G E RÖ N TGT W E R D E N, U M Z U S E H E N, O B E I N BRU CH D I E UR SACH E D E R GRÖ ß E NA B NA H M E O D E R D E R SCH M E R Z E N I ST. IST D I E S D E R FA L L, S O L LT E E I N E OST E O P O RO S E D I AG NO ST I K E R F O LG E N (S I E H E SE I T E 12 ). Während Wirbelkörperbrüche bei einer Osteoporose schon bei alltäglichen Verrichtungen wie Bücken oder Heben von leichten Gegenständen auftreten können, steht der Sturz als Auslöser eines Bruchs der Arm- und Beinknochen mit zunehmendem Alter immer mehr im Vordergrund. Für den gefürchteten Schenkelhalsbruch ist fast immer ein hilfloser Sturz auf die Seite der unmittelbare Auslöser. Die Osteoporose ist auch hier oft eine Mitursache des Bruchs, aber die Folgen der Osteoporose kann man hier wirkungsvoll durch die Vermeidung von Stürzen verhindern. Umgekehrt sollte bei einer hohen Sturzgefahr geprüft werden, ob eine behandlungsbedürftige Osteoporose vorliegt. Weitere Sturzrisiken sind: S T O L P E R F A L L E N I M A L L T A G z.b. rutschende Teppiche, herumliegende Kabel, unzureichende Beleuchtung, Bodennässe, Glatteis, falsches Schuhwerk S E H B E H I N D E R U N G E N z.b. nicht optimale Brille 10 Knochenbruch bei geringer Gewalteinwirkung nach dem 50. Lebensjahr Stürze im letzten Jahr ohne Einwirkung äußerer Kräfte (mehr als zweimal im halben Jahr) Body Mass Index (BMI) unter 20 (BMI = Körpergewicht in kg : Körpergröße x Körpergröße in m) Ungewollte Körpergewichtsabnahme in den letzten Jahren um mehr als 10% HI E R S O L LT E E I N E OST E O P O RO S E D I AG NO ST I K D U RCH G E F Ü H RT W E R D E N (S I E H E SE I T E 12 ). G E H B E H I N D E R U N G E N S C H W I N D E L G E F Ü H L U N D G A N G U N S I C H E R H E I T z.b. Psychopharmaka, Beruhigungs- und Schlafmittel, Kreislaufstörungen, Unterzuckerung. Diese Sturzrisiken sind zu beachten und wenn möglich zu beseitigen. Bei einem St u rz kann das Tra gen von Hüft p rote k to ren vor einem Oberschenkelhalsbruch bewahren. Diese bestehen aus Kunststoffschalen, die in der Wäsche eingenäht oder über ein Pflaster mit Klettverschluss selbstklebend über den Hüften platziert werden. Sie fangen bei einem Sturz auf die Hüfte die Aufprallenergie auf, wodurch die Zahl der Schenkelhalsbrüche um 60% vermindert werden kann. 11

D I A G N O S E D E R O S T E O P O R O S E 12 Die Diagnostik der Osteoporose setzt sich zusammen aus: Arzt-Patient-Gespräch (Anamnese) Klinischer Untersuchung Wirbelsäulenröntgen Knochendichtemessung Laboruntersuchungen A R Z T - P A T I E N T - G E S P R Ä C H Erfragt werden Osteoporosefälle in der Familie, Schmerzen, Auftreten von Knochenbrüchen und Risikofaktoren. K L I N I S C H E U N T E R S U C H U N G Erfasst werden Körpergröße und Gewicht, Wirbelsäulenverformungen wie Rundrücken, Muskelhartspann der Rückenmuskulatur, Behinderungen und Sturzgefährdung. W I R B E L S Ä U L E N R Ö N T G E N Bei Ve rd a cht auf Wirbelkö rp e r b r ü che (Größenabnahme > 4 cm, Rückenschmerzen) sind Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule erforderlich, um Wirbelkörperbrüche zu erkennen und andere Knochenstoffwechselstörungen, Verschleißerkrankungen, Entzündungen oder Tumorleiden abzugrenzen. K N O C H E N D I C H T E M E S S U N G Zur Messung der Knochendichte wird als Goldstandard" die DEXA-Messung (in D: DXA) Dual Energy X-ray Absorptiometry an Lendenw i r b e l s ä u l e und/oder Hüfte empfohlen. Damit wird der Mineralgehalt des Knochens mittels Röntgentechnik bei einer äußerst niedrigen Strahlenbelastung bestimmt. Die Beurteilung der Knochenbrüchigkeit mit Hilfe der DEXA-Messung erfolgt anhand des "T-Wertes". Der T-Wert gibt an, wie niedrig die Knochendichte im Vergleich zu derjenigen eines jungen gesunden Erwachsenen ist. Je niedriger der T-Wert ist, desto höher ist das Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden. Ist eine DEXA-Messung bei Patienten mit Hüftprothesen und fortgeschrittenen Abnutzungserscheinungen der Lendenwirbelsäule nicht durchführbar, kann die Quantitative Computertomographie (QCT) zur Durch f ü h rung einer Knochendichtemessung hilfreich sein. Bei dieser Methode bestehen allerdings noch ungeklärte Fragen bezüglich der Aussagekraft der Messwerte. U l t r a s c h a l l m e s s u n g e n des Knochens erfassen best i m m te Aspekte der Knochenqualität, die unabhängig von der Knochenmasse die Bruchfestigkeit des Knochens mitbestimmen. Mit gut untersuchten Gerätetypen kann das Risiko von Knochenbrüchen ähnlich gut vorhergesagt werden wie mit der DXA Methode. DI E UL T R A S C H A L L M E S S U N G I S T K E I N ER S A T Z F Ü R E I N E KN O C H E N D I C H T E M E S S U N G U N D N A C H D E R Z E I T I G E M WI S S E N S S T A N D A L L E I N E N I C H T G E E I G N E T F Ü R D I E BE U R T E I L U N G, O B E I N E M E D I K A M E N T Ö S E TH E R A P I E S I N N V O L L I S T O D E R N I C H T. L A B O R Laboruntersuchungen dienen nicht zur Diagnose der Osteoporose. Sie haben zum Ziel, andere Knoch e n sto ff we ch s e l stö ru n gen mit erh ö h te r Knochenbruchgefahr zu erkennen oder eine sekundäre Osteoporose auszuschließen. Bei den folgenden Erkrankungen besteht ein überdurchschnittlich hohes Osteoporoserisiko: - Typ I Diabetes mellitus (Jugendlicher Diabetes) - primärer Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) - Zustand nach operativer Magenentfernung - Perniziöse Anämie (Blutarmut bei Vitamin B12 Mangel) - Anorexia nervosa (Magersucht) - lang andauernde Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) - Alkoholismus - fortgeschrittene Schädigungen der Niere - ch ro n i s ch - e n t z ü n d l i che Darm e rk ra n ku n gen (Morbus Crohn, Colitis ulcero s a ) - Zeit nach Organtransplantation - Chronisch entzündliche Rheumaerkrankungen (vor allem unter einer Glucocorticoidbehandlung) - Cushing Syndrom (Cortisolüberschuss durch Medikament oder Bildung im Körper) - Antiepileptika (Medikamente gegen Krampfanfälle). 13

B E H A N D L U N G D E R O S T E O P O R O S E M E D I K A M E N T Ö S E B E H A N D L U N G Liegt aufgrund der oben beschriebenen Diagnostik - Risikofaktoren und K n o ch e n d i ch temessung - eine deutlich erh ö h te Bru ch ge fä h rdung durch Osteoporose vor, bleiben die erwähnten vorbeugenden Maßnahmen wichtige Elemente der Behandlung. Eine Monotherapie mit Kalzium und Vitamin D reicht in den meisten Fällen hier aber zur Behandlung einer Osteoporose nicht aus. Ergänzend sind Medikamente zur Vermeidung von Knochenbrüchen erforderlich. Die Osteoporosebehandlung ist eine Langzeittherapie, die in der Regel über einige Jahre erfolgen sollte. Nach heutigem Stand der Wissenschaft sind Bisphosphonate und SERM s am besten belegt und deshalb erste Wahl. Beide Substanzgruppen hemmen die Knochenabbauzellen und damit den Knochenabbau. Raloxifen (Evista ; Optruma - nur in D): Für Raloxifen ist belegt, dass es bei Frauen nach den We ch s e l j a h ren Wirbelkö rp e r b r ü che ve rh i n d e rn ka n n. Raloxifen steht als Tablette in einer täglichen Dosierung von 60 mg zur Verfügung. Die Ra l ox i feneinnahme ist unabhängig von der Ta geszeit und den Mahlzeiten, Nebenwirkungen von Raloxifen können Beinvenenthrombosen und Hitzewallungen bei Frauen kurz nach den Wechseljahren sein. Für Raloxifen sind Wirkungen außerhalb des Knochenstoffwechsels belegt: Frauen, die im Rahmen einer Osteoporosestudie Raloxifen eingenommen haben, erkrankten seltener an Brustkrebs. K A L Z I U M / V I T A M I N D 14 B I S P H O S P H O N A T E Alendronat (Fosamax ), Risedronat (Actonel ). Für beide Präparate ist belegt, dass sie Wirbelkörper- und Oberschenkelhalsbrüche sowie Brüche anderer Knochen bei Frauen nach den Wechseljahren vermindern können. Beide Präparate stehen als Tablette in einer täglichen Dosierungsform (Fosamax 10 mg, Actonel 5 mg) und in einer einmal wöchentlichen Dosierungsform (Fosamax 70 mg, Actonel 35 mg) zur Verfügung. Für die Osteoporose des Mannes ist Alendronat zugelassen. Alendronat und Risedronat sollten wenigstens 30 Minuten vor dem Frühstück mit einem großen Glas Leitungswasser (200 ml) in aufrechter Körperhaltung eingenommen werden. Anschließend nicht wieder hinlegen, keine Zufuhr anderer Getränke, Nahrung oder Medikamente. Ne b e nw i rku n gen der Bisphosphonate können Mage n - D a rm - Unverträglichkeiten und Entzündung der Speiseröhre (bei korrekter Einnahme sehr selten) sein. S E R M s (Selektive Östrogen Rezeptor Modulatoren) sind keine Hormone, wirken jedoch auf den Knochen ähnlich positiv wie Östrogene. Eine Behandlung mit Bisphosphonaten und Raloxifen sollte immer mit einer ausreichenden Versorgung von Kalzium und Vitamin D3 verbunden sein. Die notwendigen Kalzium / Vitamin D Einnahmen müssen bei Bisphosphonaten zeitversetzt, z.b. am Mittag und / oder Abend, frühestens 30 Minuten nach der Einnahme von Bisphosphonaten oder bei Etidronat (s. Alte rn a t i ve Medikamente) nur in der bisphosphonatfreien Zeit erfolgen. A L T E R N A T I V E M E D I K A M E N T E Kommen die oben genannten Medikamente nicht in Betracht gibt es folgende Alternativen: Hormone (s. Seite 9) Calcitonin aktive Vitamin D Präparate (Calcidiol, Calcitriol) Fluoride (Natriumfluorid, Monofluorphosphat) Andere Bisphosphonate: als Tabletten Etidronat 400 mg für jeweils 14 Tage pro Quartal als Infusion Pamidronat, Ibandronat, Zoledronat für spezielle Fälle Teriparatid: als Injektionsbehandlung bei fortgeschrittener Osteoporose nur spezielle Fälle 15

MAßNAHMEN NACH KNOCHENBRÜCHEN S O N D E R F O R M 16 MEDIKA MENTÖ SE BEHANDLUNG DER OSTEOPOROSE UNTER LANGZEIT- GLUCOCORTICOIDBEHANDLUNG Auch hier bleiben die zuvor erwähnten vorbeugenden Maßnahmen wichtige Elemente der Therapie. Wegen der besonders hohen Bruchgefährdung muss die medikamentöse Therapie bereits frühzeitiger einsetzen. Bisphosphonate in Tablettenform sind Mittel der Wahl. Es gibt länderspezifische Zulassungen. Deutschland: Risedronat und Etidronat Österreich: Alendronat und Risedronat CH: Risedronat B E H A N D L U N G S K O N T R O L L E N Lebensqualität Klinischer Befund (s. Seite 12) einschließlich Körpergröße Neue Knochenbrüche Knochendichtemessung ( möglichst mit dem selben Gerät) Bei Bedarf Röntgen Änderung der Lebensgewohnheiten und Eigeninitiativen Regelmäßigkeit der Medikamenteneinnahme und Verträglichkeit Knochendichtemessungen zur Verlaufsbeurteilung sind im Regelfall frühestens alle 2 Jahre sinnvoll. B E H A N D L U N G S A R T E N O H N E G E S I C H E R T E W I R K S A M K E I T FÜ R VE R F A H R E N W I E MA G N E T F E L D T H E R A P I E U N D AK U P U N K T U R G I B T E S K E I- N E N G E S I C H E R T E N NA C H W E I S D E R WI R K S A M K E I T. Ein Knoch e n b ru ch aus ge ri n g f ü g i gem Anlass sollte immer eine Osteoporoseabklärung nach sich ziehen. Bei Bestätigung der Diagnose Osteoporose muss neben allen vorbeugenden Maßnahmen eine konsequente medikamentöse Behandlung eingeleitet oder fortgesetzt werden. S C H M E R Z B E H A N D L U N G In der frischen Phase eines Knochenbruches ist es sehr wichtig, konsequent die Schmerzen zu lindern und damit die Voraussetzung für eine rasche Wiederherstellung der vollen Beweglichkeit zu erreichen. - Individuelle Medikation: "so wenig wie möglich so viel wie nötig" - vor dem Wiedera u ft reten von Sch m e rzen nicht "im Bedarfs fa l l " - Einnahme nach einem festen "Zeitschema" - regelmäßige Dokumentation der Schmerzintensität Ergänzende Maßnahmen / Medikamente zur Entspannung von Muskulatur ( W ä rm e p a cku n gen, aber auch Kä l te a p p l i kation) und Seele ( P s ych o p h a rm a ka) sind manchmal hilfre i ch zur Reduktion vo n Schmerzmitteln. Zur Unterstützung ist nach akuten Wirbelkörperbrüchen auch eine Orthese (Korsett) sinnvoll zur schnellen Mobilisierung und Vermeidung der vor allem im Alter gefürchteten Komplikationen einer Bettlägrigkeit. Bereits in dieser frühen Phase ist eine Physiotherapie (Krankengymnastik) zum Erhalt von Muskelkraft und Beweglichkeit erforderlich. Eine frühzeitige Schmerzbehandlung verhindert eine Chronifizierung von Schmerzen, die später schwer zu behandeln sind. V E R T E B R O - / K Y P H O P L A S T I E Bei der Vertebroplastie handelt es sich um eine Stabilisierung zusammengeb ro chener Wirbelkö rper mit Hilfe einer speziellen Ku n st sto ff m a s s e ("Knochenzement"), die unter Röntgenkontrolle in den Wirbelkörper eingespritzt wird. Bei der Kyphoplastie wird zunächst ein kleiner Ballon in den Wirbelkörper eingeführt, der dann anschließend mit der Kunststoffmasse aufgefüllt wird, so dass sich der verformte Wirbelkörper etwas aufrichtet. Es kommt zu Verbesserungen der Schmerzsymptomatik. DI E RI S I K E N U N D D I E L A N G F R I S T I G E N ER F O L G E S I N D N O C H U N Z U R E I C H E N D U N T E R S U C H T. 17

S E L B S T H I L F E G R U P P E N R E H A B I L I T A T I O N 18 Die Verbesserung und Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit durch gezielte Rehabilitationsmaßnahmen ist wissenschaftlich belegt. Körperliche Aktivität und Muskelkräftigung sind besonders wichtig. Patienten, die noch berufstätig sind, sollten mit ihrem Arzt besprechen, welche Arbeiten für sie geeignet sind. So ist das Heben schwerer Lasten mit dem hohen Risiko weiterer Wirbelbrüche verbunden. Rehabilitationsmaßnahmen sind in der Lage die Lebensqualität wieder herzustellen und Koordination, Gleichgewichtsgefühl sowie Gangsicherheit gezielt zu verbessern und damit Stürze und weitere Knochenbrüche zu vermeiden. Osteoporose-Selbsthilfegruppen bieten diese Hilfe zur Selbsthilfe an. A D R E S S E N D V O / D O P Anregungen und Kommentare zu dieser Leitlinie sind willkommen. Wie bei einem Leserbrief werden wir alle Kommentare (im Internet) veröffentlichen. Sie können direkt unter www.bergmannsheil.de/leitlinien-dvo einen Kommentar ins Netz stellen. Oder Sie senden Ihren Kommentar an folgende Adressen: DVO: Prof. Dr. med. Johannes Pfeilschifter Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil Universitätsklinik Bochum Bürkle-de-la-Camp-Platz 1 D-44789 Bochum e-mail: Johannes.Pfeilschifter@ruhr-uni-bochum.de DOP: Dr. med. Jutta Semler Immanuel Krankenhaus Rheumaklinik Königstr. 63 D-14109 Berlin e-mail: semler@osteoporose-dop.org Selbsthilfegruppen unterstützen die eigenverantwortliche Bewältigung der Erkrankung und tragen so wesentlich zur Lebensqualität Betroffener bei. Neben dem regelmäßigen Austausch von Erfahrungen bieten diese Gruppen ein breites Angebot an Fort- und Weiterbildungs-Veranstaltungen, gemeinsamen Aktivitäten sowie Funktionstraining und Rehabilitationsmaßnahmen an. Ein aufgeklärter Patient ist eher bereit eine knochengesunde Lebensweise einzuhalten und eine konsequente Behandlung durchzuführen. Ihre gemeinsame Aufgabe sehen die Selbsthilfegruppen in einer Verbesserung der Versorgung Betroffener und Wahrung der Patientenrechte auf qualifizierte, dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechende Diagnostik und Behandlung. Es gibt viele regionale Osteoporose-Selbsthilfegruppen, die zum Großteil in nationale Osteoporose-Organisationen eingebunden sind und einen hohen Qualitätsstandard garantieren. Der DOP ist der Zusammenschluss der nationalen Verbände Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. DOP Geschäftsstelle und DOP Kontakt Österreich: c/o Aktion gesunde Knochen Breitenweg 7c A-8042 Graz Tel: +43 (316) / 46 43 48 Fax: +43 (0)316 / 47 42 66 e-mail: office@osteoporose-dop.org DOP Kontakt Schweiz: c/o donna mobile Waldeggstraße 27 Postfach 77 CH-3097 Bern e-mail: geier@osteoporose-dop.org DOP Kontakt Deutschland: DOP Öffentlichkeitsarbeit Im Kilian, Schuhmarkt 4 D-35037 Marburg e-mail: kommunikation@osteoporose-dop.org 19

M I T G L I E D E R D ER A R B E I T S GR U P P E " O S T E O P O R O S E P A T I E N T EN - L E I T L I N I E " Herta Eibel Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.v. Beatrice Geier Arbeitsgemeinschaft Osteoporose Schweiz, donna mobile Peter Herter Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e.v. Helga Jaeniche Deutsche Rheuma-Liga e.v., Bundesverband Hildegard Kaltenstadler Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.v. Karin G. Mertel Netzwerk Osteoporose e.v. Elfriede Michelfeit Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.v. Gudrun Möller Deutsche Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung e.v. Veronika Müller DVO-Leitlinienerstellung "Glucocorticoidinduzierte Osteoporose" Prof. Dr. Johannes Pfeilschifter Gesamtkoordinator der DVO-Leitlinien zur Osteoporose Prof. Dr. Ludger Pientka DVO-Leitlinienerstellung "Osteoporose des älteren Menschen" Dr. Christa Scheidt Nave DVO-Leitlinienerstellung "Postmenopausale Osteoporose" Luise Schulte Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e.v. Dr. Jutta Semler Kuratorium Knochengesundheit e.v. Gabriele Suppan Aktion gesunde Knochen Prof. Dr. Kurt Weber Aktion gesunde Knochen Dachverband der österreichischen Osteoporose-Selbsthilfegruppen DVO DVO DVO DVO Wir danken allen Beteiligten für die Unterstützung bei der Erstellung der Osteoporose - Patientenleitlinie. Inhalt und Design unterliegen dem Urheberrecht. Reproduktion und Vervielfältigung, auch auszugsweise, bedürfen einer schriftlichen Genehmigung durch DVO und DOP. 2003 DOP / DVO