Therapeu(sche Kommunika(on Duale Gesprächstherapie Marlen Schröder, Fachärz1n für Allgemeinmedizin Hartmut Schröder, Professor für Sprachgebrauch und Therapeu1sche Kommunika1on www.therapeium.de w Therapeium Zentrum für Natur- und Kulturheilkunde www.therapeium.de
Wirksam ohne spezifischen Wirkstoff? Das Beispiel der Psychotherapie Psychotherapie ist hoch wirksam, obwohl sie keine spezifischen Wirkstoffe verwendet nur das Wort und die Beziehung! Die spezifische Behandlungsmethode (Verfahren) ist dabei kein Faktor alle Verfahren wirken Theoretische Grundlage und genutzte Techniken sowie deren strikte Einhaltung sind kein Faktor Die Kraft des Therapeuten und seine Überzeugung von der Effektivität des Ansatzes sind Wirkfaktoren Die Persönlichkeit des Therapeuten ist ein signifikanter Faktor Das Bündnis zwischen Patient und Therapeut (Vertrauen und Motivation, Zusammenarbeit und Mitarbeit sowie Empathie) ist der Schlüsselfaktor. (Bruce E. Wampold, 2001)
Forschungsstand: Sprache in der Heilung Beziehungsmedizin und das Arzt-Patienten-Gespräch können heilende Effekte auslösen und die Selbstheilungsprozesse fördern (Di Blasi/Kleijnen 2003) Mit Hilfe der Psychoneuroimmunologie kann auch in einem naturwissenschaftlichen Modell erklärt werden, warum Sprache im Heilprozess so wichtig ist: Sie ist Teil des Resonanzsystems! (Joachim Bauer) Sprache innerhalb einer emotional wichtigen Beziehung ist ein Schlüssel zur Veränderung neuronaler Netzwerke (Louis Cozolino 2002)
Ausgangsthese Therapie ist im Grunde genommen nichts anderes als das Anstoßen des inneren Heilers und das gemeinsame Versuchen einer Passungsherstellung. Kommunikation ist dabei Teil einer jeden Therapie und wirkt sowohl spezifisch als auch unspezifisch. Therapeutische Kommunikation zielt auf das Entstehen eines WIR-Gefühls und eines Feldes, in dem das ES heilt.
Passungsstruktur wieder herstellen auf der somatischen Ebene (zwischen Zellen, Geweben, Organen), auf der Ebene des Organismus (zwischen Körper und seiner physischen Umgebung), auf der Ebene des Individuums (zwischen dem Patienten und seinen psychischen Problemen) auf der Ebene des Sozialen (zwischen dem Patienten und seiner mitmenschlichen Umgebung
Wirkfaktoren eines komplexen Therapieansatzes (Wolfgang Loesch)! - Achtsamer Umgang mit sich selbst" - Prinzipien Hoffnung" und Mut" (besonders auch des Therapeuten: ich traue Dir Gesundung zu")" - eine gute therapeutische Beziehung" - Erarbeitung einer individuellen Heilsymbolik" - Einsicht in systemische Verflechtungen" - Nutzung von Gruppe und Familie als Ressource" erfahrungsmedizinisch und durch Forschung gut belegt!
Heilung als Passungsherstellung Wirkfaktoren! Wirkmittel: Spezifische Wirkungen? Patient: Unspezifische Wirkungen? Therapeut: Unspezifische Wirkungen? Systemische Faktoren: Unspezifische Wirkungen?
Das Dreieck von Patient, Therapeut und Wirkmittel Im Dreieck von Patient, Therapeut und Wirkmittel ein Feld entstehen lassen, in dem Heilung möglich wird: in dem das ES heilt" Systemische Faktoren einbeziehen: zu Hause, Familie, Arbeit, Umgebung, Umwelt etc." Krankheit als Zeichen umfasst: somatische, psychische und soziale Dimensionen einer Regulationsstörung"
Passung als Herstellung gemeinsamer Wirklichkeit Therapeut ist Teil der individuellen Wirklichkeit des kranken Menschen" => Therapeut und Patient bauen eine gemeinsame Wirklichkeit auf: " in der Begegnung, im Gespräch, im Dialog" im ICH-DU und im WIR "
Patient Therapeut Wirkmittel
Kontext: Raum und Zeit Systemische Faktoren (Familie, Arbeit) Patient Umwelt Umgebung Therapeut Wirkmittel Kultur: Artefakte, Praktiken, Texte, Codes, Normen und Werte
Psychische Dimension Krankheit als Zeichen Soziale Dimension Ausdrucksfunktion: Appellfunktion: Darstellungsfunktion: Somatische Dimension
MediKom: Maximen für die Gesprächsführung... werden nicht nur als solche vermittelt, sondern mit dem Ziel geübt, sie im Einzelnen kontextspezifisch und flexibel anzuwenden... es geht darum eine kommunikative Kompetenz für die Passung verbaler Interventionen zu erwerben (...), und zwar unter vielfältigen Aspekten, die sowohl institutionelle und individuelle Kommunikationsbedingungen als auch die sequenzielle Organisation sowie die Gesamtstruktur von Gesprächen betreffen (Koerfer et al. 2008)
Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen. Albert Camus
Hintergrund der Dualen Gesprächstherapie In der Praxis entstanden Erfahrungsmedizinischer Kontext Wichtig für den Patienten: Sich verstanden fühlen, vertrauen können, sich sicher fühlen Plural Dual Trial
Mögliche Vorteile der Dualen Gesprächstherapie (zwei Therapeuten): Triade, Trinität, Trilog Das Männliche und das Weibliche Das WIR einer Familie Verschiedene Deutungsrahmen Gesprächsdynamik Supervision
Farbspiel M 40 Jahre
Farbspiel M 40 Jahre
Grenzen der Sprache und sprachlichen Kommunikation Sprachliche Kommunikation kann viel, sehr viel bewirken aber es gibt auch Grenzen und Situationen, wo die Sprache versagt, jedes Wort eines zu viel wäre... Bedeutungsvolles Schweigen und künstlerische Therapien können dann als Fortsetzung der Kommunikation mit anderen Mitteln helfen.
Was Worte nicht vermögen, kann die Musik, nämlich Menschen aus ihrer kommunikativen Isolierung herauszuholen. (Ärzte Zeitung für Neurologen und Psychiater, Dezember 2011, Nr. 11/12)
Musik ist ein sanfter, indirekter Kontaktmittler... Und Musik ist eine Sprache... Mit Hilfe der Musik kommt es zum Dialog. (Deutsches Ärzteblatt 2011, 108(27): A-1524/B-1290/C-1286)
Klangbegleitete Trance W 46 Jahre
Klangbegleitete Trance W 46 Jahre
Das Wichtigste in Kürze Den Patienten praktisch und auf der Suche nach (verborgenen oder unbekannten) Ressourcen zu unterstützen gehört ebenso zu unserer Hilfe wie ihn emotional von Anfang bis Ende zu begleiten. Das Wichtigste aber ist und bleibt: da sein, zugegen sein, hier sein mit ehrlichem empathischem Engagement. (Bucka-Lassen: Das schwere Gespräch) Weder ein starrer Paternalismus noch überzogene Vorstellungen von Autonomie und Mündigkeit des Kranken lassen eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung zum Wohle des Kranken gelingen, sondern allein das dialogische Prinzip. Für das Gespräch gibt es keinen Ersatz. (Linus Geisler)
Kompetenzen: Was wir brauchen? Keine Kommunikationstechniken, sondern Kompetenzen, eine innere Haltung, Sensibilisierung für Sprache und Kommunikation Schwingungsfähigkeit, Empathiefähigkeit, in Resonanz treten... Statt professioneller Distanz brauchen wir professionelle Nähe Möglich nur im dialogischen Prozess, extrem subjektorientiert, d.h. der medizinischen Praxis oft entgegengesetzt: aktiv zuhören, beobachten, Fragen stellen, empathisch schweigen können...
Das trialogische Prinzip : Statt einer Methode...? Sein lassen, wachsen lassen nicht werten, nicht beurteilen, nicht drängen warten, begleiten, mitschwingen. Und am Ende vielleicht ein bisschen mitfreuen, wenn sich etwas bewegt hat. (aus der Musiktherapie)
These 1 Kommunikation ist das einzige Therapeutikum, das in fast jeder Untersuchung (als unspezifischer Effekt bzw. Placebo) erfasst wird und dennoch weitgehend in seiner Wirkweise unerforscht ist sowie oft als unspezifisch missverstanden wird. Kommunikation ist intendiert oder nichtintendiert Begleiter einer jeden Therapie und kann sowohl positive als auch negative Effekte auslösen.
These 2 Kommunikation kann wie in der Psychotherapie auch in der somatischen Medizin zum spezifischen Wirkmittel werden, d.h. sie kann therapeutisch eingesetzt werden. Dabei ist (und bleibt) therapeutische Kommunikation in ihrem Selbstverständnis und in ihrer Wirkweise eher psychotherapeutisch und kann medikamentöse, invasive und manuelle Therapien sinnvoll begleiten und ergänzen.
These 3 Da das menschliche Gehirn nicht zwischen Imagination und Wirklichkeit trennt, können sprachlich vermittelte und nur suggestiv vorgestellte Inhalte Wirklichkeit strukturieren und erzeugen. Der Macht der Sprache besteht darin, dass Zeichen (Wörter, Sätze, Texte) in einem bestimmten Kontext und für eine bestimmte Person so bedeutungsgeladen bzw. bedeutungsstark sein können, dass sie gleichzeitig wirkmächtig werden. Die Wirkmacht eines Wortes kann so groß sein, dass es die Welt so erscheinen lässt wie der Inhalt des Wortes es vorgibt. Durch ein anderes Wort lassen sich die Dinge an sich zwar nicht ändern, aber die andere Sicht auf die Dinge kann diese doch anders wirken lassen.
These 4 Effekte therapeutischer Kommunikation sind nur begrenzt planbar und nur bedingt wiederholbar. Sie sind äußerst kontextsensitiv und subjektbezogen, da sie erst im Dialog zwischen Patient und Therapeut und durch Passungsherstellung entstehen. In dieser Hinsicht ist therapeutische Kommunikation mit den künstlerischen Therapien vergleichbar. Wie diese kann sie Ziele der Heilung, Linderung, Tröstung, Begleitung verfolgen und zur Wiederherstellung bzw. Erhaltung von Gesundheit beitragen.
These 5 Therapeutische Kommunikation ist Empathiefähigkeit, Kunstfertigkeit und Technik. Sie erfordert eine Passung seitens des Therapeuten mit der gewählten Methode (als spezifischem Wirkmittel) und die aktive Mitarbeit seitens des Patienten durch eine achtsame Kommunikation mit sich selbst.
These 6 Zu einer gelingenden therapeutischen Kommunikation gehören neben der passenden Beziehung zwischen Therapeut und Patient passende systemische Bedingungen (Umwelt, Umgebung) und ein gutes Vorstellungsvermögen auf Seiten des Patienten und Therapeuten. Vertrauen und Sicherheit, Erwartungen und Impetus, die Bereitschaft sich auf veränderte Bewusstseinszustände einzulassen sowie innere Bilder zuzulassen beeinflussen die Erfolgsmöglichkeiten. Eine passende Sprache kann die Vorstellungskraft und die Entstehung innerer Bilder anregen, die ihrerseits die Selbstheilungskräfte anregen können.
These 7 Auf Grund der außerordentlich hohen Komplexität der Passungsfaktoren therapeutischer Kommunikation (Passung muss immer wieder aufs Neue hergestellt werden!) kann es nur sehr begrenzt objektivierbare Verfahren geben. Kein Wort hat eine konstante und kontextunabhängige sowie subjektübergreifende Bedeutung Bedeutung ergibt sich immer nur im Kontext und im Dialog. Effekte therapeutischer Kommunikation sind weitestgehend singulärer Art und sind daher nur eingeschränkt reproduzierbar: Alles ist jederzeit bedeutsam, verändert sich ständig und wird insbesondere durch Beobachtung wieder anders.