Dissertationsvorhaben Begegnung, Bildung und Beratung für Familien im Stadtteil - eine exemplarisch- empirische Untersuchung-



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Transkript:

Code: P02 Institution: DAS HAUS, Leiterin Datum: 14.04.2010 von 13:15 bis 14:30Uhr ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Setting Das Interview fand im offenen Bereich des Hauses statt und verlief ungestört. Eigentlich war ich mit Frau Z. verabredet, aber da diese erkrankt ist, übernimmt die Leiterin Frau B. das Gespräch. Zu Beginn klären wir den Zeitrahmen, die Aufzeichnung des Gespräches und die anonymisierte Verwendung der Daten. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Chronologischer Ablauf des Interviews Wie ist das DAS HAUS entstanden? Das HAUS e.v. ist in der Wendezeit entstanden. Als Pädagogen, Künstler, Psychologen sich zusammen gesetzt haben und überlegt, wir wollen etwas anders machen. Damals war es eine sehr umtriebige Zeit, in der viel möglich war. Geprägt war die Anfangszeit auch von der Hausbesetzerszene. Dann begann die Suche nach einem Haus, unter dem das Projekt vereint sein sollte. 1992 schauten sie sich dieses Objekt an, welches sehr verwahrlost war aber hatte eben den Vorteil, dass es fast nichts kostete an Miete. So sind wir dann eingezogen mit dem Projekt und haben dann auch gleich begonnen, zu arbeiten. Damals war es die Zielstellung hauptsächlich Freizeitangebote für Kinder zu schaffen mit dem Schwerpunkt auf Kreativität. Kreative Freizeitmöglichkeiten zu bieten, um eben nicht nur kommen und abhängen. Das gibt es auch, aber eben nicht nur. Dann wurden die ersten Projekte mit Schulklassen durchgeführt, als das Haus noch nicht fertig war. Das Haus war schon immer wieder Anlaufstelle für Nachbarn, für Eltern. Es wurde nie ganz die Gratwanderung unterzogen, wir sind nur für Kinder. Zudem ist es ein Bestandteil der Satzung generationsübergreifend zu arbeiten und zu wirken. In den letzten Jahren hat es sich immer mehr entwickelt, dass Eltern und Großeltern in DAS HAUS gekommen sind. Können wir nachmittags hier auch mal 1

Kuchen essen? Klar haben gesagt, machen wir. Und dann wurde das immer mehr. Dann hat sich das herum gesprochen. Dann gab es bspw. eine Elterninitiative aus einer Schule, die sich im FZ treffen wollte und auch gemacht haben. Das lief parallel. Wir hatten dann auch Termine beim Jugendamt, bei der Stadträtin und ich habe erzählt, wie viele Eltern sich hier aufhalten und das ich nicht gewillt bin, die rauszuschmeißen.warum soll ich das machen? Wenn das hier ein schöner Ort ist und die Offenheit da ist. Die vom Jugendamt haben dann auch immer sehr aufmerksam zugehört. Daraus entstand dann ein Konzept, welches sowohl die kreative Arbeit mit den Kindern beinhaltet, als auch den Einbezug der Eltern. Somit ist ein Kinder- und Familienzentrum entstanden. Entsprechend wurden neue Angebote in Richtung Familienarbeit entwickelt. Dann ist von unserer Seite aus die Idee entstanden, nicht nur Kinderzentrum zu sein, sondern Kinder- und Familienzentrum. Das traf natürlich auch vor 2,5 Jahren die aktuellen, jugendpolitischen Diskussionen und dann haben wir uns so in diesen Zweig hinein begeben. Dann haben wir überlegt, was macht man nun in einem Familienzentrum. Entsprechend haben sie sich verschiedene Angebotsformen angesehen. Dann kamen aber auch Eltern und haben Wünsche geäußert. Und da haben wir gut zugehört und überlegt, können wir das leisten? Dann kamen immer mehr Eltern mit kleinen Kindern und fragen nach Angeboten. Gibt es hier auch etwas für mich und mein Kind? Kann ich hier andere Mütter kennenlernen? Darauf ist bspw. eine Krabbelgruppe entstanden. Aus den alten Krabbelgruppen sind dann Spielgruppen entstanden. Es gibt nicht viel an Kontaktmöglichkeiten, Bewegungsmöglichkeiten. Hinzu kommt, dass es im Bezirk einen großen Anteil an alleinerziehenden Müttern gibt. Eine Mutter hat mal formuliert Wo kann ich andere kennen lernen ohne, dass es gleich aufdringlich oder komisch ist Manche sehen das Alleinsein ja auch als Schwäche und dann eben nicht gleich mit seiner Schwäche so hausieren zu gehen. Des Weiteren gibt es die Familienküche, wo Eltern und Kinder schnippeln und kochen miteinander. Dieses Angebot richtet sich an Eltern mit Kindern von 3-6 Jahren. Dabei wird auch vermittelt, wie man bspw. ein Messer hält. Dieses Angebot ist auch auf großen Zulauf gestoßen. In diesem Zusammenhang wurde auch der 2

Kontakt zu den umliegenden Kitas hergestellt, die solch ein Projekt sehr befürworten weil es gibt Probleme mit der gesunden Ernährung und wir versuchen mit den Eltern zu reden, aber das bringt oft nichts. Auch Mitarbeiter vom RSD haben uns Eltern vermittelt, bei denen Hilfen ausgelaufen sind, die aber Anknüpfungs-, Andockungsmöglichkeiten suchen oder gebrauchen können. Diese Familien wurden mit in die Familienküche genommen. Mittlerweile werden auch Familienbildungsangebote mit in das FZ genommen wie bspw. griffbereit oder FuN. Das Bildungsprogramm FuN beinhaltet verschiedene Elemente. Nun startet FuN Baby für Familien, bei denen bspw. die Nachsorge durch die Hebamme ausläuft. Es kann sein, dass die Hebammen dann sagen da liegt einiges an sozialen und erzieherischen Kompetenzen im argen, aber ich Hebamme kann da nichts machen, weil ich habe keinen Gesundheitsauftrag mehr. An diesem Punkt soll das Projekt ansetzen, um Stärkung von Erziehungskompetenzen anzuregen und zu vermitteln. FuN geht davon aus, das man Eltern erst mal als kompetente Partner auch sieht sondern man guckt erst mal und holt die Eltern auch da ab, wo sie sind. Das Projekt wird durch zwei Fachkräfte durchgeführt, welche eine entsprechende Schulung erhalten haben. Des Weiteren werden sie von dem Institut begleitet und erhalten Supervision. Es gibt eine Kooperation mit dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, welche auch Familien entsprechend für Angebote wie FuN Baby vermitteln. das ist eine super Zusammenarbeit auch geworden in den letzten zwei Jahren, weil sie auch ganz froh sind, dass es solche Zentren gibt, wo sie auch sagen können: Wissen sie was Frau Meier, gehen sie doch da mal hin, die sind wirklich nett da. Es gibt auch offene Angebote und eine große Nachfrage danach. Wo man nicht irgendwo teuer in einem Café sitzt, weil das oft einfach gar nicht leistbar ist und wo die Kinder dann hier evtl. auch noch sinnvoll betreut werden. Das nutzen die Eltern total gerne. Das heißt nicht, dass wir den Eltern für die Zeit die Kompetenz, den Erziehungsauftrag abnehmen, sondern wir sehen es eher als ein erziehungsentlastendes Angebot. Bspw. gibt es einen Tanzkurs für Kinder. Dann kommen die Eltern mit den Kindern gemeinsam. Die Kinder besuchen den Tanzkurs 3

und die Eltern sitzen hier. Dann entstehen auch Gespräche am Rande. Ich gehe dann manchmal mit rein es ist jetzt kein Beratungstermin zu dem man sich vorher anmelden muss, sondern es entstehen wirklich viele Gespräche aus der Situation heraus Die Eltern unterhalten sich dann auch über die Tische hinweg. Was haben Sie gerade gesagt? Was ist in der Kita da? Solche Fragen tauchen dann hier auf. Diese Möglichkeit gibt es immer Dienstag und Donnerstag. Man kann auch immer gut hören, wo sind hier gerade Wünsche und Bedarfe. Und aus manchen Bedarfen heraus versuchen wir dann wiederum Angebote zu entwickeln. Eltern, die ich nicht kenne, spreche ich natürlich auch an und sage: ach so ich habe Sie ja hier noch gar nicht gesehen? Und dann erzählen sie meist auch gleich oder fragen: sagen Sie mal, haben Sie auch nicht hier so und so was. Von einigen Eltern mit größeren Kindern wurde jetzt öfter genannt, dass diese mit ihrem Partner manchmal unterschiedlicher Meinung sind, was denn normal sein für die Kinder. Daraus ist nun ein Themenabend Pubertät entstanden. Wir gucken so, was können wir leisten, wie können wir das aufgreifen und versuchen dann die Eltern anzusprechen. Zur Beratung zum Thema Pubertät wollten die nämlich nicht kommen. Von daher schien ein offener Themenabend aus Sicht der Mitarbeitenden passender. Daraus ergeben sich dann möglicherweise auch Beratungsbedarfe. Es ist sehr offen hier und wir gehen auch sehr situationsbezogen vor. Das ist auch ein großer Vorteil. Gibt es auch Angebote für Jugendliche? In der Theatergruppe oder im Keramikangebot gibt es teilweise auch Jugendliche. das ist gar nicht so einfach, das auch deutlich zu trennen, dass wir keine Jugendeinrichtung mehr sind, also von 11 auf 16 übergegangen sind. Was macht denn ein Familienzentrum oder auch Kinder- und Familienzentrum aus? Es muss Angebote bereit halten, um möglichst viele, alle, viele Familien der Region anzusprechen, also eine Angebotsvielfalt. 4

Es sollte eine Ausstrahlung haben, die Kinder und Familien anspricht. Ich finde ein Familienzentrum sollte auch bemüht sein von den Mitarbeitern her das Ohr immer an der Familie zu haben. Das finde ich zum Beispiel wichtig. Manchmal ist es ja schick, sich tolle Programme zu überlegen und dann will die aber keiner. So eine freundlich, einladende Atmosphäre. Das die Mitarbeiter, die im Familienzentrum sind auch ein Bild von Familie haben, was auch den Gegebenheiten und heutigen Bedingungen entspricht. Das ist oft schwer, gerade wenn man mit zusätzlichen Kräften arbeitet, also ABM Stellen, die dann vielleicht noch eigene Familienbilder im Kopf haben, aber die noch gar nicht oder nicht mehr unbedingt angesagt sind Was auch gar nicht zu bewerten ist, weil eine Familie stellt sich natürlich sehr vielfältig auf heutzutage. Die Nutzer des FZ sind sehr unterschiedlich. Da ist das klassische Vater, Mutter, Kind fast eine Minderheit. Es gibt viele Alleinerziehende, viele, die sich die Erziehung teilen und nicht als Paar zusammenleben, soziale Eltern, Regenbogenfamilien. Familien mit biologischen und sozialen Vätern. Es gibt auch vielfältige Familien mit Migrationshintergrund, aber gar nicht vergleichbar mit Kreuzberg. Allen gerecht zu werden, schafft man auch nicht für alle hat man nicht das passende Angebot obwohl der Anspruch da ist. Wie kommen die Familien zu Ihnen? Das FZ hat einen hohen Bekanntheitsgrad da es bereits seit 1992 an diesem Standort ist. Wenn Projekte mit Schulklassen durchgeführt werden, dann erzählen die Kinder natürlich zu Hause oder die Kinder bekommen Flyer mit. Wir haben draußen diesen kleinen Aufsteller, der ist wichtig, weil wir uns in einem Hinterhof befinden und mit dieser Hausnummerierung da ist man manchmal verwirrt. Also um auch Menschen anzusprechen, die nicht auf diesen Hof kommen. Vorangegangen sind lange Diskussionen mit der Wohnungsbaugesellschaft, dass der Aufsteller aufgestellt werden ohne zusätzlich dafür zahlen zu müssen. In lokalen Blättern wird auf besondere Angebote aufmerksam gemacht, was viele Familien lesen, weil es wird ja in die Briefkästen gesteckt. 5

Wir gehen natürlich auch auf Kiezfeste oder Stadtteilfeste und machen dort einen Kreativstand oder ein Bastelangebot oder einen Schminkstand und machen dann auf unsere Angebote aufmerksam. Wir arbeiten eng mit den umliegenden Kitas und Grundschulen zusammen und verteilen dort auch immer und regelmäßig unsere Werbung. Diese Vernetzungsebene sind auch wichtig also die Sozialraum AG etc. Und dann die individuellen Kontakte zum Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, zur Schwangerenberatung, zum RSD, die sind da und auch ganz wichtig, gerade wenn man an die Familien aus den sozial schwächeren möchte weil die würden sonst nicht so hier reinkommen. Aber auch Familien aus dem mittelständischen Bereich, die haben uns schon gesagt, ach wir wussten gar nicht, dass wir auch in das HAUS gehen können. Wir dachten das ist nur etwas für sozial Schwache. Sie berichtet, dass die Mütter aus dem Krabbelgruppen oft erzählen Es ist so wichtig, dass wir uns hier einmal die Woche treffen, weil ich bin alleinerziehend mit meinem Kind und wenn ich dann mit meinem Kinderwagen so los schiebe, dann spreche ich auch keinen an. Also wenn man in so eine neue Situation kommt mit einem Kind, dann ist man anscheinend auch erst mal eher isoliert. Wenn die Kinder dann auf dem Spielplatz spielen, dann ist es einfacher Kontakt herzustellen. Dieses erste Jahr ist wirklich sehr isolierend. Das bestätigen uns die Mütter auch. Sie berichtet von Müttern, die oft aus den alten Bundesländern nach Berlin gezogen sind und Niemanden kennen. Zudem haben sie oft keine Familie da, die unterstützen kann. Jetzt aus der Krabbelgruppe kennen sie sich, gehen spazieren und sagen dann: Dich habe ich doch letzte Woche da gesehen. Wenn Sie zusammenfassen müssten, was die Zielstellung ihrer Arbeits ist, wie würden Sie das beschreiben? Ich würde es schön finden, wenn wir hier mit dem Kinder- und Familienzentrum einen Beitrag leisten können, damit diese Stadt familienfreundlicher wird. Aber wie schwer das immer ist für Familien etwas zu tun, was sinnvolles, was kostengünstiges, was ihre Bildung bereichert, ihre Freizeitangebote bereichert, 6

Familienkompetenzen fördert, liegt brach. Dies ist nicht allein von einem Zentrum umzusetzen, bspw. wenn die Mieten steigen, dann ziehen mehr weg. Merken Sie Veränderungen hier im Kiez in den letzten Jahren? Es gibt auf alle Fälle mehr junge Familien die in den Bezirk gezogen sind oder dort leben. Es gibt wieder ein anwachsen. Ob die Familien bleiben, wenn die Kinder dann zur Schule kommen, das weiß man nicht. 2008 gab es eine Recherche im Kiez bzgl. der Familien, wobei auch Kitas befragt wurden. Es gibt nach wie vor sozial schwache Familien, oft mit vielen Kindern, oftmals mit Migrationshintergrund, die hier im Kiez leben, hier hergezogen sind, sich hier aufhalten. Von Hartz IV betroffen, oft auch schon in der 2. Generation. Und dann gibt es noch die sogenannten überengagierten Familien die auch hierherkommen und dann zum Beispiel sagen: Warum habt Ihr eigentlich kein Angebot Französisch lernen für Kinder von 2 bis 5 Jahren? Es gibt also auch Kinder, die durchgeplante Wochen haben. Dazwischen gibt es nicht so viel eher Extrema. Im Kiez gab es kein Quartiersmanagement und es war kein Sanierungsviertel, was sich nun auch abzeichnet. Durch die Sanierung im Samariterviertel sind viele Senioren weggezogen. Wie viele Mitarbeiter gibt es denn im HAUS? Es gibt 5 Mitarbeiter, die über das Bezirksamt und andere Förderprogramme finanziert sind. Eigentlich muss man sagen 4, ¼ Die Mitarbeiterinnen sind sozusagen die Säulen in den verschiedenen Bereichen und darum herum sind dann angedockt die jeweiligen Beschäftigungsmaßnahmen, also ABM, 1Euro Jobber, Praktikanten. Für jedes festes Angebot gibt es einen festen Mitarbeiter und zudem unterstützende Kräfte. Es gibt kleine Honorarmittel für einige Kurse und Ehrenamtliche. Einige Ehrenamtliche sind bereits lang engagiert und bringen sich viel ein. Also ohne die zusätzlichen und ehrenamtlichen Kräfte würde das nicht gehen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- An das Interview anschließend besprechen wir das weitere Vorgehen und die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. 7

Frau B. freut sich über die Möglichkeit einer externen Begleitung und auch diesbezüglich eine Rückmeldung zu erhalten. Zumal sie das Gefühl hat noch in der Entwicklungsphase zu sein und überlegt, ob nicht ein grundlegendes Konzept für DAS HAUS passend wäre. Andererseits ist aus ihrer Sicht auch das offene Konzept passend. 8