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Transkript:

Hintergrundinformation Das Leben und Werk Prof. Heinz Sielmanns Tierfilmer aus Berufung Heinz Sielmann wurde am 2. Juni 1917 in Rheydt (Mönchengladbach) geboren. Bereits 1924 siedelten seine Eltern nach Königsberg in Ostpreußen um. In der malerischen Landschaft zwischen Kurischer Nehrung und Masuren ließ sich der Schüler, der zunächst Theologie studieren wollte, zunehmend von der Schöpfung faszinieren. Von seinem Vater, der selbst ein großer Naturfreund war, erhielt Heinz Sielmann viele wertvolle Hinweise und schließlich schenkten die Eltern ihrem bereits vollauf naturbegeisterten Sohn seine erste eigene Filmkamera. Sein Entschluss, Tierfilmer zu werden, stand für den Abiturienten fest. Sielmanns erstes Werk Vögel über Haff und Wiesen erschien bereits 1938 als Film und 1943 als Buch. Nach dem Wehrdienst und der Ausbildung zum Funker studierte Heinz Sielmann zunächst von 1941-1942 Biologie an der Universität in Posen. Auf Vermittlung von Prof. Erwin Stresemann, Generalsekretär der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, übernahm Heinz Sielmann ab 1943 die Dreharbeiten seines großen Vorbildes, des kurz zuvor verstorbenen Horst Siewert, auf Kreta. Er geriet dort 1945 in britische Kriegsgefangenschaft und wurde über Kairo nach London gebracht, wo er mit wohlwollender Unterstützung der Militärverwaltung sein Filmmaterial für eine dreiteilige Dokumentation bearbeiten konnte. Nach dem Verlust von Heimat und Angehörigen seine Eltern waren infolge des Krieges in Königsberg umgekommen kehrte er 1947 nach Deutschland zurück. Hier arbeitete er zunächst bei der British Film Division und erhielt auf Empfehlung der britischen Militärverwaltung eine Anstellung als Kameramann und Regisseur beim Institut für Film und Bild in Hamburg. Dieses wurde 1951 als Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) neu gegründet und nahm seinen Sitz in München. In den Studios des Nordwestdeutschen Rundfunks begegnete Heinz Sielmann der jungen Volontärin Inge Witt, die 1951 seine Frau wurde. Im selben Jahr siedelte das Ehepaar nach München an den Standort des FWU 1

über. Während der oft mehrmonatigen Auslandsreisen Heinz Sielmanns in den folgenden Jahren sichtete seine Frau Inge Sielmann das eingehende Filmmaterial in München und nahm den Grobschnitt vor. Ebenso organisierte sie die Film- und Buchpräsentationen, Vortragsreisen und das operative Geschäft der 1960 gegründeten Heinz Sielmann Filmproduktion. Der gemeinsame Sohn Stephan, der 1954 geboren wurde, verunglückte 1978 tödlich. Dieses leidvolle Ereignis trug später zu der Entscheidung des Ehepaars Heinz und Inge Sielmann bei, ihr Lebenswerk im Rahmen einer Stiftung in die Zukunft zu tragen und besonders die jungen Generationen für die Bewahrung der Natur zu begeistern. Dreharbeiten für Kino, Fernsehen und Unterricht Mit seinem filmischen Schaffen von Anfang der 1950er bis in die 1990er Jahre schrieb Heinz Sielmann Kino- und Fernsehgeschichte. Ihm gelangen sensationelle Aufnahmen von heimischen wie exotischen Tierwelten, die ihren Platz im Bewusstsein der Öffentlichkeit fanden. Seine Kinofilme wurden weltweit in 25 Sprachen gezeigt und sind untrennbar mit seinem Namen verknüpft. Für die legendäre Serie Expeditionen ins Tierreich produzierte Heinz Sielmann von den 1960er Jahren bis 1991 über 170 Folgen für die ARD. Nach den ersten Kinoerfolgen mit Lied der Wildbahn (1950) und Quick, das Eichhörnchen (1952) gewann Heinz Sielmann Anfang der 50er Jahre neue Impulse aus der Zusammenarbeit mit Verhaltensforschern wie Konrad Lorenz und Irenäus Eibl-Eibesfeld: Er wollte das angeborene Verhaltensrepertoire von Tieren under controlled conditions - in einem naturidentisch gestalteten Lebensraum - dokumentieren. Sein erster großer Erfolg wurde der Spechtfilm Zimmerleute des Waldes (1954, ausgezeichnet mit dem Bundesfilmpreis) und Wiesensommer (1955, ausgezeichnet mit dem 1. Preis für den besten Naturfilm auf den Filmfestspielen in Cannes). Sein Wissen und Können stellte der Filmer mit großem Engagement in den Dienst der Umweltbildung: Für das FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) und das IWF (Institut für den Wissenschaftlichen Film) drehte er seit den 1950er Jahren zahlreiche Unterrichtsfilme und Dokumentationen, die für Generationen von Schülern zu den einprägsamsten Erinnerungen des Naturkunde-Unterrichts wurden. 2

Der Spechtfilm Zimmerleute des Waldes eröffnete Heinz Sielmann 1954 auch den Kontakt mit dem bekannten Tierfilmer des englischen Fernsehens, David Attenborough, der Sielmann in seine Sendung bei der BBC einlud. In der Folge sendete der BBC drei Jahre lang sämtliche Tierfilme, die Sielmann für das FWU gedreht hatte. Über diesen Sender gelangten seine Fernsehfilme auch in die USA und legten den Grundstein für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der National Geographic Society in späteren Jahren. Expeditionen rund um den Globus Die zunehmende internationale Beachtung in wissenschaftlichen Fachkreisen ermöglichte es Heinz Sielmann in den 1960er Jahren, Filmprojekte auf dem gesamten Globus zu realisieren in Afrika, in der Inselwelt des Pazifik, in Neuguinea und Australien, in Asien und der Arktis. Den Auftakt bildete der Film Herrscher des Urwalds (Kinostart 1959) über die Gorillas im Kongo, den Sielmann im Auftrag des belgischen Königshauses drehte: Vom Regenwald und der Savanne bis zu den Gipfeln des Ruwenzori führten ihn seine Filmaufnahmen. Der für einen Naturfilmer nötige Mut zum Risiko führte oftmals zu gefährlichen Situationen wie etwa Attacken eines Elefantenbullen oder eines Flusspferdes, denen der Naturfilmer jeweils knapp entging. Es folgte 1960 der legendäre Film Galápagos Trauminseln im Pazifik, für den Sielmann fast ein Jahr lang auf den Galápagosinseln drehte und als Auszeichnung 1962 den Silbernen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin erhielt. Seine absehbar lange Anwesenheit auf den Inseln und die Aussicht, den Film in Kooperation mit in- und ausländischen Fernsehsendern realisieren zu können, führten Heinz Sielmann im Vorfeld zu einer wichtigen Entscheidung: Er wagte 1960 den Schritt in die Selbstständigkeit und er gründete seine eigene Filmproduktionsfirma, unter deren Dach von nun an seine weiteren Filme entstanden. Um stets flexibel zu sein, arbeitete Heinz Sielmann bei den Dreharbeiten mit einem kleinen Team, meist nur ein weiterer Kameramann und wenige Helfer für die Logistik. Bei seinen größeren Expeditionen drehte er meist im Sommer- wie im Winterhalbjahr vor Ort und wiederholte die Aufnahmen im Folgejahr, um gesichertes Material zu gewinnen. Eine insgesamt zweijährige Expedition führte den Tierfilmer 1963/64 nach Australien und nach Papua-Neuguinea, um die damals noch kaum 3

bekannten Verhaltensweisen der dortigen Tierwelt auf Zelluloid zu bannen. Während er in Australien Kängurus und Schnabeltiere aus nächster Nähe in Naturschutzgebieten und Wildparks drehen konnte, führte ihn seine Expedition zu den Laubenvögeln Neuguineas bis in die dichten Bergregenwälder auf 1500 Metern Höhe. Allein für erste Aufnahmen des besonders scheuen Maibaum-Laubenvogels musste der Tierfilmer volle zwei Monate in Bergnebel und Dschungelregen mit seiner Kamera ausharren. Es folgte 1966-1968 ein weiterer zweijähriger Aufenthalt, diesmal auf dem nordamerikanischen Kontinent. Diese Expedition führte ihn durch die arktischen und subarktischen Regionen Alaskas und Kanadas, wo Sielmann die Tierwelt am Rande des Polarkreises filmte. Der Film Lockende Wildnis kam 1969 in die deutschen Kinos. Die späten 1960er Jahre brachten für den Naturfilmer eine intensive Zusammenarbeit mit der National Geographic Society : Im Rahmen der Serie NGS Specials liefen in den USA im Jahre 1969 die Fernsehfilme The Winged World, The Mystery of Animal Behaviour und Reptiles and Amphibians. Als seine ihm liebste Expedition bezeichnete Heinz Sielmann stets die Forschungsreise in die Tierwelt der Südpolarregion im Jahre 1988. Die Reise in diese entlegene Weltgegend, zu den Königspinguinen, See-Elefanten und Blauwalen, wurde für ihn zur Erfüllung eines jahrelang gehegten Traumes. Die Tierwelt der Antarktis, in der bis weit in das 20. Jahrhundert intensiv Pelzrobbenjagd und Walfang betrieben wurde, hatte durch den Antarktis-Vertrag und das Verbot des kommerziellen Walfangs einen gewissen Schutz erfahren. Diese Reise bestärkte Heinz Sielmann in seiner Auffassung, dass es möglich ist, eine stark bedrohte Tierwelt zu retten, solange ihr Lebensraum in ausreichender Größe ungestört erhalten bleibt. Der Weg zum Naturschützer Seit den 1970er Jahren nahmen Fragen des Naturschutzes eine immer wichtigere Stellung in der Arbeit von Heinz Sielmann ein. 1981 schloss Sielmann als Herausgeber die Buchreihe Knaurs Tierleben ab und arbeitete ab 1982 neben Bernhard Grzimek als Mitherausgeber der Zeitschrift Das Tier. 1983 trat er als Beirat der deutschen Sektion des WWF bei, für den er 4

zugleich mehrere Auftragsfilme über bedrohte Tierarten und Lebensräume drehte über die indischen Tiger ebenso wie über heimische Auenwälder. Wegweisend für seinen weiteren Lebensweg wurden die Dreharbeiten, die er 1988/89 für den NDR am damaligen innerdeutschen Grenzstreifen vornahm. Der Film Tiere im Schatten der Grenze zeigt die wertvollen Biotope, die sich entlang der ehemaligen Todeszone über Jahrzehnte in einem ansonsten intensiv genutzten Kulturland entwickelt hatten. Er schloss diese Sendung mit den Worten: Ich kann mir kein besseres Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze vorstellen, als einen großen Nationalpark von der Ostsee bis zum Thüringer Wald ein visionärer Vorgriff auf das heutige Grüne Band, von dem die Heinz Sielmann Stiftung das Teilstück Grünes Band Eichsfeld-Werratal als Teilprojekt zur Sicherung des nationalen Naturerbes betreuen wird. In einem zweiten Film Naturschutz in Deutschland Wie retten wir unsere Zukunft? berichtete er über die Arbeit von Natur- und Umweltschutzverbänden wie Greenpeace, WWF, BUND und NABU. Dieser Film bestärkte ihn in seinem Entschluss, sich noch stärker für aktuelle Themen des Umweltschutzes einzusetzen. Im Jahre 1990 flog Heinz Sielmann für eine Dokumentation nach Alaska zum Prince William Sound, um den Spätfolgen des Tankerunglücks der Exxon Valdez nachzugehen. Im darauf folgenden Jahr besuchte er erneut Zaire das frühere Belgisch Kongo und stellte erschüttert fest, dass in den zurückliegenden 33 Jahren nahezu die Hälfte der Regenwälder zerstört worden war. Er wandte sich gegen die Maßlosigkeit der Menschen und ihren Raubbau an der Natur. Dieses Thema zog sich durch seine späteren Fernsehserien Sielmann 2000 Rückkehr in die Zukunft auf RTLplus (ab 1991) und die beiden SAT.1-Produktionen Sielmann-Report (1992/1993) und Sielmanns Abenteuer Natur (1996). In diesen Filmen richtete er den Fokus wieder verstärkt auf heimische Naturschutzanliegen. Es wurde ihm ein Herzensanliegen, den Menschen in Deutschland die Erhaltung wertvoller Naturlandschaften und ihrer Artenvielfalt im eigenen Land nahe zu bringen. 5

Gründung der Heinz Sielmann Stiftung Im Jahre 1994 gründete Prof. Heinz Sielmann zusammen mit seiner Frau Inge Sielmann die Heinz Sielmann Stiftung als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts. Sie folgt dem Leitsatz Naturschutz als positive Lebensphilosophie. Ihr Zweck ist es, Maßnahmen zum Schutz der Natur und der Biodiversität zu unterstützen durch Initiierung und Förderung von konkreten Naturschutzprojekten sowie durch umweltpädagogische Programme insbesondere für Kinder und Jugendliche. Heinz Sielmann, der als Jugendlicher seine Begeisterung für die Umwelt selbst entwickelt hatte, war davon überzeugt, dass Menschen, die in ihrer Kindheit die Natur lieben lernen, diese auch im Erwachsenenalter schützen werden. Ein Ansatz, den die Stiftung heute wissenschaftlich untermauert. Auf Gut Herbigshagen, der Zentrale der Stiftung bei Duderstadt (Südniedersachsen), und an den Standorten der Sielmanns Naturlandschaften, haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, an Aktionstagen und Seminaren des Natur-Erlebnisprogramms teilzunehmen. Geschulte Pädagogen vermitteln an diesen Tagen voller Wunder einen sensiblen Umgang mit der Natur. Im Vordergrund steht dabei, die Freude an der vielfältigen heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu wecken und das Wissen über die Natur zu vertiefen. Eine eigenständige Organisation unter dem Dach der Heinz Sielmann Stiftung stellen seit 1998 die Sielmanns Natur-Ranger Deutschland e.v. dar, die mit rund 25 lokalen Jugendgruppen überall in Deutschland eigene lokale Naturschutzprojekte betreuen. Schon 1995 wurde der Heinz Sielmann Schulpreis ins Leben gerufen. Schulklassen und -arbeitsgruppen können sich mit eigenen Natur- und Artenschutzprojekten um den regelmäßig ausgeschriebenen Preis bewerben. Fünf Schulen in Deutschland, die in ihrem eigenen Lehrbetrieb die Naturschutzarbeit personell und pädagogisch fest verankert haben, tragen den offiziellen Namen Heinz Sielmann Schule, Auch der Inge Sielmann Kindergarten ist in die Forschung und in die pädagogische Arbeit der Stiftung integriert. 6

Des weiteren verleiht die Heinz Sielmann Stiftung den Heinz Sielmann Ehrenpreis an Persönlichkeiten, Unternehmen oder Institutionen, die sich in besonderer Weise um den Naturschutz verdient gemacht haben, sowie den Heinz Sielmann Fotopreis. Sielmanns Naturlandschaften Eines der wichtigsten Anliegen der Heinz Sielmann Stiftung ist es, letzte Rückzugsgebiete für seltene Tier- und Pflanzenarten zu bewahren. Dabei sieht die Stiftung den Erwerb bzw. die langfristige Pacht großer zusammenhängender Lebensräume als ein besonders geeignetes Mittel für einen nachhaltigen Schutz bedrohter Arten an. Verbunden mit einer fachkundigen Betreuung wird eine kommerzielle Ausbeutung damit ausgeschlossen. Die Stiftung investiert ausschließlich in solche Projekte, die nach eingehender fachlicher Prüfung einen nachhaltigen Wert für die Natur haben und einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität leisten. Die Realisierung jedes Projektes erfolgt im intensiven Dialog mit den Menschen vor Ort. In den Jahren 2000 bis heute erwarb die Heinz Sielmann Stiftung nach und nach das ehemalige Braunkohle-Tagebaugebiet Wanninchen in der Niederlausitz in Brandenburg. Auf mittlerweile 3.100 Hektar der wüstenähnlichen Bergbaufolgefläche entwickelt sich seither in der Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen eine bemerkenswerte neue Artenvielfalt. Vor allem die entstandenen Feuchtgebiete sind seither jährlich zur Zeit des Vogelzuges Rastplatz für Tausende Kraniche und Wildgänse. Das Heinz Sielmann Naturparkzentrum Wanninchen informiert vor Ort mit mehreren Ausstellungen über die regionale Naturschutzarbeit. Im selben Zeitraum erwarb die Stiftung das brandenburgische Projektgebiet Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen, wo exemplarisch gezeigt wird, wie durch eine nachhaltige Nutzung ökonomische und ökologische Interessen in Einklang gebracht werden können und dadurch die Schönheit unberührter Natur erhalten bleibt. Erfahrungen mit Feuchtbiotopen bilden auch die Grundlage für den Biotopverbund Bodensee, der 2004 mit dem Pilotprojekt Billafinger Weiher startete und der in den nächsten 10 Jahren auf ca. 350 km 2 rund 80 Einzelmaßnahmen miteinander verbinden soll. In den Urstromtälern des nordwest- 7

lichen Bodenseegebietes werden z. B. begradigte Flussläufe renaturiert oder Teiche nach dem Prinzip von Trittstein-Biotopen neu angelegt. Direkt am westlichen Stadtrand von Berlin liegt das bislang größte Stiftungsprojekt, die 2004 vom Land Brandenburg erworbene Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. Das unzerschnittene Areal mit der eindrucksvollen Größe von 3500 Hektar wurde über einhundert Jahre lang als Truppenübungsplatz genutzt. Hier entwickelten sich Biotope von hohem ökologischen Wert Trockenheiden, Moore, Grasland, Seen und Eichenwälder. Der Erhalt der unterschiedlichsten Biotoptypen stellt eine besondere Herausforderung dar. Zur zukünftigen Pflege der Offenlandschaften wurden 2006 die ersten großen Pflanzenfresser Wisente, Przewalski-Pferde und Rotwild angesiedelt: zunächst in einem Schaugehege, später auch in einer geschützten Kernzone, die zukünftig nur unter fachkundiger Begleitung begehbar sein wird. Die Stiftung fördert außerdem eine Vielzahl von besonders nachhaltigen Artenschutzprojekten: Im russischen Rybatschi (Rossitten) auf der Kurischen Nehrung trägt die Heinz Sielmann Stiftung zum Erhalt der ältesten und bedeutendsten Vogelwarte Europas bei. Die Erforschung des Zugverhaltens ist Voraussetzung wirksamer Schutz- und Überwachungsmaßnahmen. In Süditalien trifft die Heinz Sielmann Stiftung zusammen mit dem Naturschutzbund (NABU) Maßnahmen gegen die Wilderei geschützter Vogelarten. Gefördert wurde ebenso der Start des bundesweiten Altlas deutscher Brutvogelarten (ADEBAR). Die Idee eines Nationalparks von der Ostsee bis zum Bayerischen Wald, die Heinz Sielmann 1988 während seiner Dreharbeiten am innerdeutschen Grenzstreifen äußerte, machte sich die Heinz Sielmann Stiftung zur Verpflichtung. Zur Zeit wird ein acht Kilometer langes Teilstück im Eichsfeld von der Stiftung naturschutzfachlich betreut. In den kommenden Jahren möchte die Stiftung das betreute Gebiet auf insgesamt 130 Kilometer Länge in den Bundesländern Thüringen, Niedersachsen und Hessen ausdehnen, um für die Tierwelt einen Biotopverbund zwischen den Nationalparken Hainich und Harz zu schaffen. Ein entsprechender Antrag mit genauer Planung der Gebietskulisse wurde 2006 beim Bundesamt für Naturschutz eingereicht. Dieses geplante Naturschutz-Großprojekt liegt in direkter Nähe 8

zur Stiftungs-Zentrale und zum Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen bei Duderstadt in Südniedersachsen. Von hier aus, wo Prof. Heinz Sielmann seine letzte Ruhestätte findet, wird der naturschützerische und umweltpädagogische Ansatz seines Lebenswerks nachhaltig in die Zukunft wirken. Weitere Informationen in Text, Bild und Sendematerial erhalten Redaktionen bei: Heinz Sielmann Stiftung Boris Preckwitz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Mauerstr. 93, 10117 Berlin Tel.: 030-263939-015 oder 0171-5598702 Annika Milde Tel.: 030-263939-012 Fax: 030-263939-010 E-Mail: b.preckwitz@sielmann-stiftung.de a.milde@sielmann-stiftung.de Internet: www.sielmann-stiftung.de 9