Medienkompetenz II - Oder: Das sehe ich erst, wenn ich s glaube Prof. Dr. Norbert Schneider I. Betrachtet man die Entwicklung der Medien so, wie man sie alltäglich wahrnehmen kann, dann ist es durchaus logisch, in Abwandlung eines berühmten Satzes von Clausewitz zu sagen: Der digitale Rundfunk ist die Fortsetzung des analogen Rundfunks mit anderen Mitteln. Einem TV-Programm sieht man tatsächlich nur ausnahmsweise an, dass es sich einem digitalisierten Signal verdankt. Das Funktionieren von Schnittstellen, auch die Verschlüsselungen des Signals, wo es sie schon gibt, nimmt man als Nutzer kaum oder gar nicht war. Je nach Gerätegeneration ist der Schlitz, in den man eine Smart Card steckt, so verborgen, dass man ihn erst findet, wenn man ihn suchen muss. Und dann geht ja mit der Digitalisierung auch alles viel langsamer als auf den großen Kongressen immer wieder vorhergesagt wurde. Der Umstieg von analog auf digital soll für das Fernsehen 2010 abgeschlossen sein; und dass es bis dahin eine Simulcastphase gibt, erweckt nicht gerade den Eindruck von Neuigkeit und Dynamik. Und dem Nutzer ist diese Übergangsphase ohnehin kreuzegal. Dem Signal selbst sieht er ja nicht an, aus welcher rückschrittlichen oder fortgeschrittenen technologischen Küche es kommt. Diese Wahrnehmungen, die das Verhältnis von analog und digital mindestens gefühlsmäßig als ein Kontinuum bestimmen, sind keineswegs unangemessen oder gar abwegig. Der Nutzer merkt tatsächlich kaum, dass die Digitalisierung bei Lichte betrachtet tatsächlich eine "Revolution" für die mediale Kommunikation (Manuel Castells) ist. Ein wesentlicher Grund für diese eingeschränkte Wahrnehmung liegt im Paradigma der Digitalisierung selbst. Sie ist überwiegend unsichtbar und sie führt schon allein deshalb zu einer weithin unsichtbaren Revolution. Sie verweigert in wesentlichen Momenten dem menschlichen Auge den klärenden Blick auf das, was neu ist. Hinzu kommt, dass sich die Revolution bis vor ein paar Monaten eher im Tempo einer Schnecke bewegt hat und sich Fakten im Zustand der Ankündigung bewegt haben. Setzt man sich über diese beiden Momente hinweg und begreift das Wort von der Revolution ein bisschen weiter, sieht man sich die Dinge also ein wenig näher an, dann gewinnt die Vermutung rasch an Gewissheit, dass am Ende dieser lang gestreckten und langsamen Revolution, die im Übrigen zuletzt erheblich an Fahrt aufgenommen hat, kein Stein mehr auf dem anderen sein wird. Alle Kennziffern der analogen Welt werden erst unscharf - etwa die Begriffe - und dann unbrauchbar, weil sich in einer Art von medialer Parallelwelt etwas Neues aufbaut, dass nur in einer - freilich unabweisbaren - Hinsicht analog bleiben wird, nämlich durch die Gestalt des Nutzers, den zu digitalisieren bisher niemand vorgeschlagen hat. Er wird auch dann noch analog rezipieren und kommunizieren, wenn das letzte Signal digital ist. II. Das digitale Alphabet, der binäre Code, der nur noch zwei Zeichen kennt, erlaubt es, dass sich Systeme, die bisher völlig getrennt waren - zum Beispiel ein Bildschirm und die Oberfläche eines Notebook - verbinden. Das Schlagwort von der Konvergenz, in Deutschland lange Zeit nicht mehr als eine Kampfvokabel im Profilierungsstreit zwischen dem öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk, gewinnt nun in vielerlei Hinsicht Gestalt. Ein Beispiel ist die Konvergenz von Geräten. Wofür man bis vor kurzer Zeit drei oder mehr Geräte gebraucht hat, braucht man bald nur noch eines. Man erlebt das mit dem mobilen Telefon, mit dem man unter Nutzung eines einzigen Displays spielen, mailen, photographieren, Fernsehsignale empfangen, demnächst vielleicht auch noch den Blutdruck messen, mit dem man übrigens auch telefonieren kann. Noch interessanter ist die Konvergenz von Funktionen, die bisher strikt getrennt waren. War es bisher im Wesentlichen der Sender, der Signaltransporteur und der Empfänger, zwischen denen sich Rundfunk abspielte, und zwar so, dass alle Macht nicht etwa vom Volk ausging,
sondern vom Sender, sodass Intendantenwahlen den Rang von politischen Großereignissen hatten (dem Empfänger jedoch der in den 50er Jahren von Springer erfundenen Rundfunk- Imperativ "Hör zu!" entgegenschallte), so ist diese Machtposition der Sender in der digitalen Welt im Schwinden. Es sieht so aus, als sei jetzt der Vermarkter, in aller Regel also der Plattformbetreiber, derjenige, der den Endkunden adressieren kann, der in diese Rolle einrückt. Und zwar dadurch, dass er Funktionen kumuliert. Er verfügt über Inhalte, über ein Netz und über die Beziehung zum Endkunden. Damit hat er mehr Macht als sie ein Sender im analogen Zeitalter je hätte haben dürfen. Ein Beispiel wie das von Arena, bei dem vor allem der Rundfunkveranstalter Premiere Federn lassen musste, zeigt im Ansatz, wohin sich die Funktionsverschmelzung entwickeln und wer dabei Federn lassen wird. Aber nicht nur die Verteilung der Rollen und die neue Entwicklung von Marktmacht zeigen eine neue Zeit an. Sie dokumentiert sich auch im Auftreten völlig neuer "Fahrer" auf den Highways durch die Medienlandschaft. An der Spitze muss man hier mit Blick auf die ökonomischen Rahmenbedingungen die Banken nennen, die Finanzinvestoren, die noch vor fünf Jahren einen weiten Bogen um die Medienlandschaft gemacht haben. Nun, da der Endkunde direkt adressiert werden kann und verspricht, für spezielle Leistungen auch speziell zu bezahlen, haben sie Witterung aufgenommen, sind dabei, Medien zu kaufen und drücken nebenbei ihre Usancen und Regeln der Entwicklung auf. Neue Spieler sind aber auch - gerade für das Gebiet Fernsehen - die großen Internetportale, die sich schmücken, um bei dem, was man ein wenig despektierlich die Hochzeit von Glotze und Netz nennt, möglichst als Braut dabei zu sein oder doch wenigstens als Trauzeuge. Einige dieser Verbindungen fürs Medienleben sind bereits geschlossen (etwa zwischen Apple und NBC), auch solche zwischen TV-Veranstaltern und Plattformbetreibern (wie zum Beispiel zwischen CBS und Comcast oder NBC und Direct TV) und die Telcoms sind derzeit fast alle dabei, sich nach TV-Partnern mit Programmschätzen umzusehen, damit sie ihre Pläne realisieren können, über das Internet Protokoll und eine kapazitätsstiftende VDSL- Technologie das vermutlich am meisten umwälzende Fernsehen, IP-TV, anbieten zu können, auch wenn der Regelbetrieb noch einige Jahre auf sich warten lassen wird. Es wäre nicht besonders schwierig, die Aufzählung der anstehenden Veränderungen, in denen sich die digitale Revolution konkretisiert, bis Sonnenuntergang fortzusetzen. Etwa, um auf all das hinzuweisen, was die Digitalisierung im Bildungsbereich umwälzen wird, was sie für die alltäglichen Abläufe heute schon bedeutet. Für Gesundheit, für Haus und Garten und für die globale Ökonomie, das Bankenwesen, das Verkehrswesen, das Energiewesen. Würde man hier den digitalen Stecker herausziehen, würde zumindest die westliche Welt innerhalb von Stunden in einem Chaos versinken. Mir liegt hier nicht an Vollständigkeit. Meine Hinweise haben nur einen einzigen Zweck. Ich will mit ihnen zeigen, dass digitales Fernsehen alles andere als die Fortsetzung des analogen mit anderen Mitteln ist. Wir stehen mitten in einer Entwicklung, in der jetzt schon klar wird: Nichts wird so bleiben, wie es ist. III. Diese Annahme hat Folgen. Wenn die digitale Welt nicht die Fortsetzung der analogen Welt mit anderen Mitteln ist, dann sind weder die Maßnahmen, die sich in der analogen Welt mit Blick auf Medienkompetenz ergeben haben, noch die Projekte einfach übertragbar. Man kann sie nicht einfach fortschreiben wie man die Entwicklung eines Dorfes zur Kleinstadt fortschreiben kann. Vielmehr wird man dem Umstand ins Auge sehen müssen, dass auch das Projekt Medienkompetenz, dessen Sitz im Leben das analoge Sender-Empfänger- Modell war (und ja auch noch ist), neu aufgelegt werden muss. Und zwar nicht, weil sich die Zielvorstellungen geändert hätten. Der mündige Medienbürger ist nach wie vor die Vorstellung, an der sich jede Art von Medienkompetenz ausrichten sollte, so wie sich auch
jede Regulierung, die der Vielfalt dienen soll, am Artikel 5 der Verfassung ausrichtet, und das gerade auch dann, wenn sich die konkrete Situation völlig verändert. Was sich ändert, sind die Prozesse, die schwarzen Kästen, die aufzubrechen und zu beleuchten eine bildungspolitische Kernaufgabe in einer Informations- oder Wissensgesellschaft ist. Was sich ändert, sind die Beziehungen zwischen den Einrichtungen und den Sachen (Personen treten stark zurück!). Sie zu analysieren ist - wenn es jetzt einen adressierbaren Endkunden gibt - eine völlig andere Arbeit, als es zum Beispiel die Analyse eines durchschnittlichen Zuschauers war, wie sie von der empirischen Sozialforschung bisher geleistet worden ist. Was sich ändert, ist das Verhältnis zwischen denen, die aktiv und denen, die passiv sind. Was sich ändert, ist die Qualität des Interaktiven. Nicht zuletzt, sondern eher ganz zu Beginn muss die Befassung mit einer toto coelo neuen Technologie, einem neuen technischen Dispositiv stehen, eben dem digitalen Paradigma. Damit meine ich ganz ausdrücklich nicht, dass man alles rund um das Internet unter die Lupe nimmt, vom Programmieren bis zur Suchmaschine, vom Kaufverhalten im Zuge von E- Commerce bis zur Differenzierung der Nutzung nach Geschlechtern oder Altersklassen. Da passiert schon eine ganze Weile eine ganze Menge. Das läuft gewissermaßen von selbst. Eine neue, kaum wahrgenommene Aufgabe ist es dagegen - und von ihr spreche ich -, das mediale Durcheinander, die Mischungen, die das Merkmal des Digitalen sind, die Konvergenzen, also die Interaktion der einzelnen Medien unter der Fragestellung zu betrachten, wie der Nutzer mit ihr umgeht, mit einer Komplexität, die ihresgleichen sucht und der gegenüber die isolierte Betrachtung des Internet eher schon wieder eine einfache Sache zu sein scheint. Ich möchte dieses Neue noch ein wenig näher betrachten. IV. Um das Neue an einem und für ein Projekt Medienkompetenz II zu erkennen, ist es unabdingbar, sich mit dem Umstand zu befassen, dass die Digitalisierung anders als das Analoge - also das, in dem sich etwas entspricht, ein Bild einem Abbild, das Große dem Kleinen usw. - eine Angelegenheit von Zahlen ist, etwas im Vergleich zum Analogen extrem Abstraktes, das sich überwiegend unsichtbar abspielt. Man kann der Digitalisierung nicht bei der Arbeit zuschauen. Sie ist in vielerlei Hinsicht auch gar nicht mehr menschliche Arbeit. Sie vollzieht sich weithin als Kommunikation von Rechnern mit Rechnern. Sie realisiert Algorithmen, die zu erklären schon Experten der abstrakten Mathematik Schwierigkeiten haben. Schon allein der Aspekt der Unsichtbarkeit demonstriert, paradox gesagt, ad oculos, dass die Vermittlung von Medienkompetenz in digitalen Zeiten einen neuen Ansatz erfordert, der sich der um ein Vielfaches gesteigerten Komplexität annimmt, die durch die Digitalisierung entstanden ist und weiter entstehen wird. Der Vorgang der Digitalisierung des Signals und seines Transportes, seiner Verknüpfung mit anderen Signalen, seiner Codierung und seiner Decodierung, ist für die meisten Nutzer dieser Vorgänge undurchsichtig, undurchschaubar, eben unsichtbar. Er setzt, ganz anders als in der analogen Welt, ein Maß an Vertrauen an diejenigen voraus, die das alles ins Werk setzen, das beträchtlich und das für Enttäuschungen ebenso stark anfällig ist. Das gilt für das "Das Ich und die Netzwerkgesellschaft" (Castells) ebenso wie für die medialen Bastarde, mit denen man es zunehmend zu tun bekommt. Die Unsichtbarkeit der Digitalisierung sorgt dafür, dass es einen neuen Typ von Experten gibt, der einem die digitale Welt wenigstens halbwegs ordnet, in seltenen Fällen sogar erklärt. Anthony Giddens spricht von der Expertokratie, die sich der von Max Weber seinerzeit beschriebenen Bürokratie als ein ebenfalls ordnendes Moment an die Seite stellt. Man muss, um dies erst einmal ganz tief zu hängen, nur einmal den leidvollen Moment eines PC-Absturzes oder des Ausfalls des Internetanschlusses ausgekostet haben, um eine
Vorstellung davon zu gewinnen, was es allein in technologischer Hinsicht heißt, dass man nichts sieht und den Experten ausgeliefert ist. Dabei habe ich nicht die Vorstellung, dass längst jeder imstande sein müsste, aufgrund seiner digitalen Kompetenz sich seine eigenen Programme zu schreiben oder wenigstens detailliert begründen zu können, welche Set-Top-Box er braucht, wenn er IP-TV haben möchte (oder vielleicht auch gar keine?). Ein gewisses Maß an Ausgeliefertsein gab es immer schon, und ein Minimum an Vertrauen hat man auch bisher in seinen Fernsehhändler setzen müssen. Doch nun nimmt eine neue Qualität Platz: die Unsichtbarkeit. Der Held in Paul Austers letztem Roman Brooklyn Revue, der 60jährige Nathan, der im Ruhestand lebt, verbringt seine Zeit auch damit, dass er für ein Buch der menschlichen Torheiten zu sammeln beginnt. Unter den Sätzen, die er sich dafür notiert, ist auch dieser: "Das sehe ich erst, wenn ich's glaube." (Paul Auster, Brooklyn Revue, Reinfeld 2006, S. 13). Ich bin bisher - auch wenn Auster mit Medienkompetenz II nichts im Sinn hat - auf keine kürzere und treffendere Beschreibung dessen gestoßen, wozu sich der Mensch im digitalen Zeitalter durchringen muss, mit welchem Paradox er zu leben hat. Das gilt gleichermaßen für einen Aspekt wie die Vernetzung, die einen Abschied von einer linear oder hierarchisch gegliederten Kommunikation zu bedeuten scheint, vielleicht sogar wirklich bedeutet - sodass sich die Frage stellt, ob Kommunikation keine solchen Strukturen mehr kennt und braucht. Vermieden werden sollte, dass sich hierarchische Strukturen dann an anderen Orten einnisten, und fürs Erste unidentifiziert, also unsichtbar, bleiben. Gibt es zum Beispiel nun nicht einen Wettbewerb, sondern eben auch eine Hierarchie der Anbieter? Oder erledigt sich das Thema durch einen Verweis auf solche, die im Zweifel mehr erklären können als ich - ich rede von den schon einmal erwähnten Experten, deren Weizen immer dann besonders blüht, wenn die Unübersichtlichkeit des Alltags nach einfachen Verhältnissen ruft. Und ich rechne dazu auch die Suchmaschinen, die verglichen mit menschlichen Experten bessere Führer durch die Speicher sind, als es Menschen sein könnten - Suchmaschinen, die mich als Nutzer jederzeit beherrschen können, sodass das alte Gefälle von Macht und Ohnmacht rasch wiederhergestellt ist, jetzt nur mit hochmodernen - eben digitalen - Maschinen und einem ins Kryptomythische verklärten Algorithmus. Das gilt für den Aspekt des Überflusses, der sich in Naturmetaphern wie Informationsdickicht oder Informationsüberflutung sprachlich Bahn bricht. Wie geht man mit diesem Überfluss, mit der potenziellen Verfügung über tausende von Speichern auf eine Weise um, die weder Buridans digitalem Esel folgt, der zwischen nun hundert Heuhaufen verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann, noch sich einen blinden Datenkonsum zum Leitbild macht, wie er dem maritim veredelten Begriff des Surfens (wer denkt hier nicht an Hawaii!) innewohnt? Den Mangel haben die Menschen Zeit gehabt zu lernen. Sie haben Verhaltensweisen entwickelt, um mit ihm umgehen zu können. Versicherungen und Banken verdanken diesem Zwang ihre Blüte und haben den Mangel weithin unsichtbar gemacht. Aber wie man mit zuviel umgeht, muss erst noch gelernt werden - ein schönes und zentrales Thema für die Medienkompetenz II. Der Aspekt der Konvergenz, einer nicht nur technologischen, sondern auch institutionellen und zuletzt inhaltlichen Konvergenz, die Prozesse horizontaler und vertikaler Integration, die Grundtendenz zum Gemischten, bei dem schier nichts für unmöglich gehalten werden darf, der Abschied von allen Reinheitsgeboten, der galoppierende Begriffsverlust - was eigentlich ist unter digitalen Prämissen Rundfunk? -, das Zusammenschießen von Benutzeroberflächen und die Auswirkungen all dessen auf die ganz alltägliche Kommunikationslage, auf die Gewohnheiten beim Sehen, beim Hören, beim Schreiben - dies alles verbunden mit dem Erfordernis einer Minimalkenntnis von Geräten macht ein Projekt Medienkompetenz II zu einer unabweisbaren Anstrengung.
Sie wird in vielem - vor allem den handelnden Personen - an die Medienkompetenz I aus analogen Zeiten anknüpfen können. Aber sie wird es mit einem in wesentlichen Punkten neuen Objekt zu tun haben, für das die adäquaten Umgangsregeln, also der erwähnte mündige Umgang, erst noch ermittelt werden - und dann vermittelt werden muss. Die Landesanstalt für Medien NRW wird sich dieser Aufgabe mit demselben Engagement stellen, mit dem sie sich bisher auf diesem Kompetenzfeld bewegt hat. Der Gesetzgeber hat ihr den Auftrag mit auf den Weg gegeben, den Übergang von analog zu digital zu fördern. Wir verstehen diesen Imperativ auch so, dass es darum gehen muss, nicht nur die Veranstalter, die Plattformbetreiber, die Inhalteanbieter, also Institutionen aller Art, sondern auch die Menschen, die Nutzer, mitzunehmen. Nur wenn sie all das annehmen, was sich entwickelt oder schon zu haben ist (aber keiner weiß es), wird sich die Digitalisierung im Übrigen auch wirtschaftlich durchsetzen können. Denn Medienkompetenz II ist neben allem anderen auch eine Voraussetzung für eine wirtschaftlich gute Entwicklung der Medien und nicht, wie manche immer noch spotten, die fixe Idee von Pädagogen, die dem Zeitgeist auf den Leim gegangen sind. Nutzer, die nicht wissen, was sie da nutzen, nutzen nicht. Diese nützliche Einsicht sollte am Ende auch jene überzeugen, die alles am liebsten dem Markt überlassen würden. Wenn die Medienwirtschaft, wofür einige Indikatoren sprechen, dabei ist, die Leitwirtschaft des 21. Jahrhundert zu werden, dann ist keine Anstrengung zu groß, sich auch um den Nutzer und seine Kompetenz zu bemühen: die Komplexität so weit zu transformieren, alltagstauglich zu machen, dass mögliche schlechte Gefühle, Ohnmachtgefühle, das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, erst gar nicht entstehen können. Medienkompetenz II ist auch unter manchem anderen eine Einübung in die Globalisierung, der man nicht dadurch gerecht wird, dass man jederzeit ihre Segnungen mitnimmt, um dann bei entsprechenden Veranstaltungen gegen sie zu polemisieren. Nicht zufällig ist - im Kontext globaler Prozesse - Transparenz zu einem produktiven Schlagwort für politisches Handeln geworden. Sie könnte auch ein Schlüsselbegriff für das Projekt Medienkompetenz II sein. Sie macht ein Angebot dafür, was geeignet ist, Ängste zu zerstreuen und drückt allgemein aus, was Medienkompetenz speziell im Blick auf Medien im Sinn hat. Es gibt nicht viele Aufgaben, die interessanter wären als diese.