Neugier und Weiterbildung
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- Berndt Fromm
- vor 8 Jahren
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1 67 Nichts kommt ohne Interesse zustande. Georg Friedrich Wilhelm Hegel
2 69 wissen Warum braucht ein Unternehmen neugierige Mitarbeiter? Neugier birgt vor allem einen großen Antriebseffekt. Und: Sie hört nicht auf, wenn wir uns einmal eine Frage stellen. Der Weg zur Antwort sowie die Antwort selbst bringen gleichermaßen neue Fragen hervor. Es entsteht also ein Neugier-Kreislauf, in dessen Folge wir immer tiefer in die Fragestellung eintauchen.????????????????? Dies wiederum motiviert, an Themen dranzubleiben und sie weiter zu durchdenken. Die Folge ist eine hohe geistige Aktivität, die Menschen Sinn vermittelt. Dieser Prozess ist selbstverstärkend. Einer der führenden deutschen Neurowissenschaftler, Prof. Gerald Hüther, hat dies während eines Vortrages in Bezug auf Kinder folgendermaßen beschrieben: Hüther sagt, dass 3- bis 4-jährige Kinder pro Tag rund 400 Fragen stellen mit der Auslösung von wahren Begeisterungsstürmen, die zu wahrer Hirn-Entwicklung führen. 1 Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Ihre Mitarbeiter neue Informationen besser merken werden, wenn sie von vornherein neugierig darauf sind, mehr über ein Thema zu erfahren. Neugier wirkt sich also positiv auf den Lerneffekt aus. i Siehe auch Karten: Welchen neurobiologischen Hintergrund hat Neugier? (S. 13) Neugier in Meetings (S. 45) 1 Prof. Gerald Hüther auf dem DVNLP-Kongress im November 2013 in Leipzig
3 70 praxis Weiterbildung im 21. Jahrhundert Das Zeitalter der Digitalisierung und die Vernetzung der Wirtschaft erfordern ein Querdenken: Womit sind unsere Angebote verbunden? Wie können einzelne Bereiche oder Abteilungen unseres Unternehmens ihr Wissen verknüpfen? Die Generation Y und erfolgreiche Start-ups zeigen, wie es geht: Sie teilen Wissen und vernetzen sich. 1 Sorgen Sie also auch in Ihrem Unternehmen für breite Möglichkeiten, Wissen zu teilen, voneinander zu lernen und sich zu vernetzen. So schaffen Sie einen entsprechenden Nährboden für Neugierige. 1 Steinle, A., Naughton, C. (2014)
4 71 praxis Wie können Sie Neugier als Weiterbildungsinstrument in Ihrem Unternehmen etablieren? Wir haben im Folgenden einige Tipps für Sie zusammengestellt: Holen Sie ein 360 Feedback für Ihre Mitarbeiter in Bezug auf deren Stärken ein. Befragen Sie hierzu die Mitarbeiter selbst sowie Kollegen, Führungskräfte, gegebenenfalls Kunden und Kooperationspartner. Bringen Sie die folgenden Neugier-Hypothesen-Fragen zum Einsatz: Was meinen Sie: Worauf könnte Mitarbeiter x besonders neugierig sein? Was denken Sie: Was interessiert Ihren Mitarbeiter besonders und wie kann er das in seinem Job nutzen? Wenn Ihr Mitarbeiter könnte, wie würde er dann seine Tätigkeit im Unternehmen verändern? Wo im Unternehmen könnte diese Veränderung gebraucht werden heute und zukünftig? Wenn Herr X die freie Wahl einer Weiterbildung hätte, was meinen Sie, wofür würde er sich entscheiden? Was alles trauen Sie ihm zu? In welchen Situationen haben Sie ihn als neugierig erlebt?
5 72 praxis Gleichen Sie diese Fragen mit den Antworten des Mitarbeiters aus dem Neugier-Fragebogen zum Einstellungsgespräch und mit den Erfahrungen der in Ihrem Unternehmen gelebten Neugier-Kultur ab. i Siehe auch Karten: Neugier im Einstellungsgespräch (S. 83) Neugier und Unternehmenskultur (S. 35) Werten Sie gemeinsam mit dem Mitarbeiter die Ergebnisse aus und beraten Sie Möglichkeiten für seine Weiterbildung. Hilfreich können hier die 4 W sein, um die optimale Weiterbildung für Ihren Mitarbeiter zu finden: Was, Wie, Warum, Wozu? WAS...will ich lernen? WIE...soll meine Weiterbildung konkret aussehen? WARUM...ist mir das wichtig? WOZU...ist es gut, dass ich diese Weiterbildung mache? Zeit für Rückmeldungen Räumen Sie den Mitarbeitern in Team-Meetings Zeit ein, um über ihre Weiterbildung zu berichten und vor allem auch darüber, in welchen Situationen sie die erworbenen Kenntnisse im Alltag einsetzen wollen.
6 73 beispiel Wissen ohne Grenzen Schnuppertage Viele Unternehmen bieten so genannte Service- oder Schnuppertage an, in denen Mitarbeiter in andere, selbst ausgesuchte Bereiche hineinschnuppern. Geschäftsfeldübergreifende Hospitation (z.b. Deutsche Bahn AG, Metro AG) Diese gehören mittlerweile zum Unternehmensalltag von Konzernen. Ermöglichen kann man sie aber auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Lernerfahrungen außerhalb des Unternehmens sammeln So gibt es zum Beispiel eine mehrjährige Kooperation zwischen der Deutschen Bahn und einer Berliner Gesamtschule. In einem gemeinsamen Führungskräfte-Workshop der Konzernleitung mit den Schülern fand ein Austausch über Parallelen im Verhältnis Lehrer-Schüler und Führungskraft-Mitarbeiter statt. Hier gab es neue Impulse durch mehrere Perspektivenwechsel: zum einen die Sicht auf verschiedene Themen und zum anderen den Blickwinkel einer anderen Generation. 1 1 DB Welt (2015), S. 17
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