Themen Polkowice, 09.04.2015 Klein, aber oho! Volkswagen Motor Polska hat im vergangenen Jahr einen Produktionsrekord aufgestellt: 709 000 Motoren noch nie haben mehr Antriebe das Werk in Polkowice verlassen. Mit wie viel Hingabe die 1280 Beschäftigten an ihren Produkten arbeiten, lesen Sie hier. Am lichtdurchfluteten Haupteingang flattern eine polnische, eine deutsche und eine Volkswagen Flagge im Wind angestrahlt von der Sonne, die sich an diesem Wintertag ihren Weg durch die Wolken bahnt. Sie zaubert ein Lächeln auf die Gesichter der Mitarbeiter, die gerade zur Spätschicht ins Werk strömen. Drinnen ein ähnlich freundliches Bild: Große Fensterfronten und ein heller, glänzender, picobello sauberer Fußboden, beleuchtet von LED-Lampen, aber auch von viel Tageslicht. Willkommen in der Welt von Volkswagen Motor Polska. Willkommen in einem Werk, in dem die Mitarbeiter pro Arbeitstag 2500 Dieselmotoren der neuesten Generation bauen. Zu der Fabrik in der Stadt Polkowice passen gleich zwei Sprichwörter: "Klein, aber fein!" und "Klein, aber oho!" Mit knapp 1280 Beschäftigten in drei Schichten ist Volkswagen Motor Polska eines der kleineren Komponentenwerke von Europas größtem Automobilkonzern, wenn man die Mitarbeiterzahl als Maßstab nimmt.
Gäste aus aller Welt sind beeindruckt Vor allem hochmoderne Maschinen, aber auch die vielen Bildschirme zur Visualisierung von Prozessen und Ergebnissen sind ein Zeugnis dafür, dass es sich bei dem polnischen Standort um ein Werk der Moderne handelt. Nicht nur technisch ist die Fabrik vorn: Besprechungen wie die Frührunde von Geschäftsführung und leitenden Mitarbeitern finden in einem verglasten Besprechungsraum mitten in der Fertigung statt. Hier tauschen sie sich täglich sichtbar und transparent für jeden über die Ereignisse und Resultate des Vortags aus. Geschäftsführer Rainer Schoske leitet Volkswagen Motor Polska seit knapp einem Jahr. Er ist stolz auf das Werk und seine Beschäftigten. Erst vor wenigen Wochen führte er die aus aller Welt angereisten Instandhaltungsleiter der Komponente der Marke Volkswagen durch die Fabrik. "Alle waren begeistert", erzählt der 50-Jährige. Vom Pumpe-Düse-Motor über das Common-Rail-Aggregat bis zum Modularen Dieselbaukasten (MDB) hat das Werk seit seiner Eröffnung vor 16 Jahren alle Entwicklungen in der Dieseltechnologie mitgemacht. Anfangs fertigte die Belegschaft 40 000 Motoren im Jahr. Heute sind es mit 709 000 knapp 20-mal so viele für fünf Konzernmarken und Erfolgsmodelle wie Golf, Passat, Tiguan und Caddy. Der Rekord von 709 000 Motoren soll nicht der letzte Superlativ sein. Schoske: "Wir wollen weiter wachsen." Die Mitarbeiter von Volkswagen Motor Polska hätten sich eine solch rasante Entwicklung nicht träumen lassen. Wodzimierz Broda von der Gewerkschaft Solidarnos'c' räumt ein: "Ich hätte nie gedacht, dass wir je so groß werden." Broda lobt die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und betont: "Für uns ist es wichtig, dass sich die Fabrik weiterentwickelt." Das hat sie und wie! In der neuen Halle 4 zum Beispiel wurde im vergangenen Jahr eine MDB-Zylinderkurbelgehäuse-Linie in Betrieb genommen. Und für die Beschäftigten hat Volkswagen dort vor wenigen Wochen ein Reha-Zentrum eröffnet. "Prävention ist uns wichtig. Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter gesund bleiben", sagt Personalleiterin Joanna Kaniewska, die weiß, wovon sie spricht: Von Zeit zu Zeit arbeitet sie selbst in der Fertigung. "Schließlich muss ich wissen, was unsere Beschäftigten denken und brauchen." Volkswagen jedenfalls braucht qualifizierte Mitarbeiter. "Eine Investition in Wissen bringt immer noch die höchsten Zinsen." Dieses Zitat des amerikanischen Politikers und Wissenschaftlers Benjamin Franklin nimmt sich der Standort im südwestlichen Polen zum Vorbild. Beispiel duale Ausbildung: Diese hat Volkswagen von
Niedersachsen auch nach Niederschlesien exportiert und darüber hinaus als erstes Unternehmen in Polen den Mechatroniker auf die Liste der Berufe setzen lassen. ukasz Gleszczyski hat diese Ausbildung durchlaufen. Voller Begeisterung sagt er: "Volkswagen ist der beste Arbeitgeber überhaupt. Ich wollte schon immer hier arbeiten und habe in meiner Ausbildung gelernt, wie man den perfekten Motor baut. Jetzt kann ich durchstarten." Neben der Industrie bietet vor allem der Bergbau den Menschen im 22 000 Einwohner zählenden Polkowice Arbeit. Die Region um den Volkswagen Standort, rund 100 Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt, ist Polens größtes Abbaugebiet von Kupfererz. Kompetenz, Effizienz, Perfektion unter dieses Motto stellt Volkswagen Motor Polska seine Arbeit. Das im vergangenen Jahr eröffnete Kompetenz-Center "Autonome Instandhaltung" leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass dieses Motto gelebt wird. Dort qualifiziert das Unternehmen seine Anlagenbediener, um unabhängiger von Dienstleistern zu sein und den Großteil der Instandhaltungs-Arbeiten selbst ausführen zu können. Fertigungsleiter Jacek Rostkowski lobt die Belegschaft: "Das große Engagement der Mitarbeiter und ihre Kreativität zeichnen uns aus."
Er fing 1999 als normaler Werker bei Volkswagen Motor Polska an der Linie an und ist inzwischen Fertigungsleiter. "Ich hätte vorher nie gedacht, dass das Werk so schön und sauber und Volkswagen so ein guter Arbeitgeber ist." Was gefällt ihm besonders in Polkowice? "Die flachen Hierarchien. Für mich ist es ein Vorteil, dass ich fast alle Mitarbeiter kenne. Wir sind wie eine große Familie." In der tragen fast alle weiße Arbeitsjacken mit der Aufschrift Volkswagen Motor Polska auch die Frauen und Männer aus indirekten Bereichen wie der Finanz. Manager wie den Fertigungsleiter Rostkowski und die Personalleiterin Kaniewska, Mitarbeiter der ersten Stunde, trifft man immer wieder in dem jungen Werk. Kaniewska hat die Personalnummer 38, Rostkowski die 236. Den Pioniergeist tragen die Mitarbeiter in sich Mit der Nummer 85 liegt Jarosaw Sciana dazwischen. Der Mann aus dem Werkzeugmanagement war bis vor Kurzem in Mexiko. Er ist stolz, dort zwei Jahre sein Wissen an Kollegen im Werk Silao weitergegeben zu haben. "Ich habe immer davon geträumt, eine andere Kultur kennenzulernen und im Ausland Berufserfahrung zu sammeln", sagt er mit leuchtenden Augen. "Dieser Traum hat sich erfüllt." Dorota Bobik trägt diesen Pioniergeist ebenfalls noch immer in sich. "Ich baue gern Neues auf", betont die Frau, die unter anderem schon in der Qualitätssicherung und in der Planung tätig war und maßgeblich die Bewerbung um den EFQM-Preis vorantrieb, den europäischen Preis für Qualitätsmanagement. Volkswagen
Motor Polska hat nicht nur diesen Titel gewonnen, sondern kann sich auch mit dem Preis "Fabrik des Jahres" in der Kategorie "Hervorragendes Qualitätsmanagement" schmücken. Viel Anerkennung gibt es darum auch von der polnischen Regierung. Vize-Premier und Wirtschaftsminister Janusz Piechociski zum Beispiel zeigte sich beeindruckt bei der Eröffnung der neuen Halle 4. Anerkennend stellte er fest: "Wir befinden uns im modernsten Werk der Automobilindustrie in Polen." Worte, die Geschäftsführer Schoske gern hört. Er hat erfreut registriert: "Volkswagen wird hier in Polen extrem positiv wahrgenommen." Das weiß auch Joanna Czyz. Auf ihrem grau-weißen Werkausweis steht außer vier Nullen nur eine Ziffer: die Eins. Sie ist die Mitarbeiterin mit der Personalnummer 1 von Volkswagen Motor Polska. Im Juli 1998 fing sie dort an, in der Aufbauphase in einem Büro in der Innenstadt. "Hier waren nur Wald und Wiese", sagt sie und blickt durch die Fensterfront auf das stetig gewachsene und so sauber-freundliche Werkgelände am Rande von Polkowice: "Es ist unglaublich, was hier entstanden ist. Darauf sind wir alle stolz." Text von Marc Rotermund Blättern: Die CO2-neutrale Fabrik Blättern: "Wir haben eine Spitzenmannschaft"