Therapie von Angststörungen ein Überblick über sporttherapeutische Behandlungskonzepte verschiedener Kliniken (Internetrecherche Januar 2010)



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Fragebogen Seite 1 von 7

Transkript:

Therapie von Angststörungen ein Überblick über sporttherapeutische Behandlungskonzepte verschiedener Kliniken (Internetrecherche Januar 2010) Klinikgruppe Enzensberg Parklandklinik Angststörungen - Angsterkrankungen - Phobien Angst schränkt ein und raubt den Betroffenen die Freiheit. Konkrete Begegnungen der individuellen Ängste im Klinikalltag sind die Basis für eine erfolgreiche Therapie. Ängste verschiedenster Facetten schränken die/den Betroffene/n ein und haben einen Verlust der Lebensqualität zur Folge, obwohl die Ängste letztlich harmlos und ungefährlich sind. In der Behandlung lernt die/der Betroffene, dass er durch die Konfrontation mit seinen Ängsten im Klinikalltag seine Freiheitsgrade langsam wieder ausdehnen kann. Zudem lernt er, "normale" - weil alle Menschen betreffende - Ängste von den Ängsten zu unterscheiden, die auf irrationalen Überzeugungen beruhen. Die Behandlung der Angsterkrankungen und -störungen beruht auf einer Kombination aus Pharmakotherapie, Psycho- und Körpertherapie, ergänzt durch Förderung der Entspannungsfähigkeit. Die verhaltenstherapeutische Behandlung von Angststörungen in der Parklandklinik erfolgt vorwiegend in der Gruppe nach bekannten verhaltenstherapeutischen Behandlungsmodellen (beispielsweise Teufelskreismodell, Angstkurve). Einzeltherapeutische Gespräche unterstützen die Übertragung des Erlernten auf das individuelle Problemverhalten. Ein tiefenpsychologisch orientiertes Vorgehen erfolgt mit den erlebnisaktivierenden Methoden der Gestaltungstherapie oder der Konzentrativen Bewegungstherapie (beispielsweise Entdecken von Körperbeschwerden als Angstäquivalente). In der Sporttherapie wird ein Kurs zum Erlernen des Schwimmens für Angstpatienten angeboten. http://www.enzensberg.de/index.shtml?spezialisierung&infosys=angststoerungen AMEOS Kliniken, Bremen Psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung für Menschen mit Depressionen und Angststörungen Für wen wir da sind Wir behandeln Menschen, die unter Panikattacken, generalisierten Angststörungen oder ausgeprägten Phobien leiden. Unter dem Druck der Angst oder durch negative Zukunftserwartungen kommt es zu einem zunehmenden sozialen Rückzug, der wiederum das Selbstvertrauen und die soziale Kompetenz untergräbt: Ein Teufelskreis, in dem die Betroffenen sich oftmals durch Alkohol oder Beruhigungsmittel zu behelfen suchen. Was wir anbieten Wir setzen der Rückzugsbewegung, die durch Ängste und Depressionen ausgelöst wird, das Konzept einer aktiven Problembewältigung entgegen. Das Konzept in vier Schritten: 1.Genaue Problemanalyse Aufklärung über die Bedingungen, die die Störung aufrechterhalten 2. 3.Erarbeitung von neuen Sichtweisen und Handlungsformen 4.Systematisches Einüben der neuen Verhaltensweisen Beispielsweise geht es im Fall einer von Todesangst begleiteten Panikstörung darum, nach sorgfältiger therapeutischer Vorbereitung den Teufelskreis von Befürchtung und Vermeidung zu durchbrechen und sich der angstauslösenden Situation zu stellen. In der Behandlung einer Depression werden Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit wieder aufgebaut. Die kognitive Verhaltenstherapie

geht davon aus, dass negative Denkmuster depressive Gefühle hervorrufen, die wiederum das eigene Verhalten und die Sichtweise bestimmen. In der Therapie werden negative Vorannahmen in Richtung produktiverer Einstellungen verändert. Wir unterstützen unsere Patienten durch Anleitung zu genauer Selbstbeobachtung, bei der Entwicklung alternativer Verhaltensweisen und durch vielfältige aktivierende Maßnahmen. Bausteine unserer Therapie Verhaltenstherapeutische Psychotherapie in Gruppen begleitende Einzelgespräche Expositionen in vivo (Übungen zur Bewältigung bisher vermiedener Situationen) Soziales Kompetenztraining Progressive Muskelentspannung nach Jacobson gegebenenfalls Pharmakotherapie Bewegungs- und Sporttherapie Atem- und Lösungstherapie Kunsttherapie http://www.ameos.eu/klinikum-bremen-vtp.pdf HARDTWALDKLINIK II, BAD ZWESTEN Angstbewältigungsgruppe Für Patienten mit Panikattacken und Agoraphobie werden in der Angstbewältigungsgruppe Informationen zu psychophysiologischen Zusammenhängen der Angstreaktion vermittelt. Dysfunktionale Bewertungen körperlicher Symptome und Befürchtungen werden in der Gruppe hinterfragt und realitätsangemessenere Bewertungen erarbeitet. Die Patienten werden angeleitet, sich übend mit den angstauslösenden Situationen vertraut zu machen, um so zu erfahren, dass Angstbewältigung ohne Flucht oder Vermeidung möglich ist. Diese Übungen werden zunächst in Begleitung eines Therapeuten, später zunehmend ohne Therapeuten durchgeführt. http://www.hardtwaldklinik2.de/media/files/hwk_ii-hauspro-apr-05.pdf AHG Klinik Bad Dürkheim In der AHG Klinik für Psychosomatik Bad Dürkheim erhält jeder Patient ein Basissportangebot an dem er zweimal in der Woche eine Stunde lang teilnimmt. Hier wird ein breites Sportspektrum, je nach körperlicher Ausgangslage, angeboten. Neben der Steigerung der physischen und sozialen Leistungsfähigkeit können die Patienten zusätzliche Erfahrungen bezüglich ihres Körpererlebens während der unterschiedlichen Stundeninhalte machen. Beim anschließenden Reflektieren der soeben absolvierten Sportstunde wird die eigene Wahrnehmung (beispielsweise des aktuellen sensorischen Kontakts z.b. mit Gegenständen und Abläufen des Augenblick und die Wahrnehmung innerer Vorgänge z.b. Muskelspannungen, körperliche Manifestationen von Gefühlen und Emotionen, Unbehagen usw.) mit der der Mitpatienten und der Fachkraft gegenüberstellt. So kann herausgefunden werden, welche Verhaltensweisen und Erfahrungen welche Konsequenzen haben, wo Veränderungen erforderlich sind und geübt werden können. Die Sporttherapie mit ihren Elementen versteht sich resourcenorientiert. Körpererfahrung bei Angststörungen Bei den Angststörungen werden durch die sporttherapeutischen Maßnahmen in erster Linie die angstvoll wahrgenommenen sympathischen vegetativen Körpersymptome (z.b. Herzrasen, Schwindel, Schweiß), als normale und gesunde Symptome eines leistungsbereiten Körpers erfahren. Vertrauen in die Stabilität der entsprechenden Körperfunktionen wird gelernt und die mit ihnen verbundenen, angstgefärbten Assoziationen durch positiv vitale Assoziationen wie Freude, Erfolg, Stolz, etc. ersetzt.

Angstbewältigungstechniken werden in spezifischen Bewegungsübungen und im gruppendynamischen Setting (z.b. rückwärts fallen und aufgefangen werden, blind führen und folgen) eingeübt. Zusätzlich wird das Expositionstraining innerhalb der Sporttherapie angeboten. Die Angstbewältigungstechniken werden dann in den angstauslösenden Realsituationen kontrolliert vor Ort (Kaufhaus, Brücke, Fernmeldeturm, Straßen und Plätze) erprobt und trainiert. Die anfangs therapeutisch begleitenden Übungen werden zunehmend eigenverantwortlich durchgeführt. http://www.ahg.de/ahg/standorte/bad_duerkheim/klinik/wie_behandeln_wir/spezielle_angebote/ko erpererfahrung_in_der_sporttherapie/index.html Vogelsbergklinik, Grebenhain Sporttherapie für Patienten mit Angststörungen Im verhaltenstherapeutischen Bereich der Vogelsbergklinik in Grebenhain, Fachklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, erhalten Patienten mit Angststörungen das Angebot einer kombinierten einzel- und gruppentherapeutischen Behandlung. Die Patienten der Angstbewältigungsgruppe nehmen neben den psychotherapeutisch geleiteten Gruppensitzungen zweimal wöchentlich an der spezifischen Sporttherapie für Angstpatienten teil. Es gibt unterschiedliche Formen der Angst. Viele Patienten können ihre Auslösemechanismen und angstbesetzten Situationen genau beschreiben und benennen; andere dagegen erleben die Angst völlig unerwartet und in nicht vorhersehbaren Situationen; die Angst kann auch auf einzelne Körperfunktionen ausgerichtet sein, wie zum Beispiel die Atmung oder den Herzschlag. Alle Angststörungen haben jedoch auch eine große Gemeinsamkeit, nämlich eine ausgeprägte körperliche Symptomatik. Je intensiver die Angst erlebt wird, umso höher ist das physiologische Erregungsniveau. Die Intensität jeder Angst kann sich bis zum sogenannten Panikanfall steigern. Der Begriff Panik bezeichnet eine sehr intensiv erlebte Angst mit massiven körperlichen Symptomen wie Atemnot, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust und das Gefühl zu ersticken. Zusätzlich können Schwindel, Herzrasen, Kribbeln, Verkrampfung der Arme und Hände (Pfötchenstellung) und Spasmen in der Oberlippe auftreten. Die genannten Symptome werden von den Betroffenen natürlich als äußerst unangenehm und als existentielle Bedrohung erlebt, die sich bis zur Todesangst steigern kann. Alle Angstpatienten, die einen Panikanfall erlebten, fühlen sich von diesem Moment an zutiefst verunsichert. Sie können sich die Ursache und Entstehung der Symptomatik nicht erklären, fühlen sich hilflos ausgeliefert und leben in ständiger Angst vor einem weiteren Panikanfall. "Angstsport - was soll das?!" Im alltäglichen Sprachgebrauch in unserer Klinik hat sich der Begriff "Angstsport" fest etabliert. Die Patienten des verhaltenstherapeutischen Bereichs wissen, dass es sich dabei um die Sporttherapie für die Angstpatienten handelt. Zunächst können sich die wenigsten erklären, warum sie zusätzlich zur Angstbewältigungsgruppe noch zum "Angstsport" kommen sollen: "Was für eine Art Sport soll das sein? Was hat Sport mit meiner Angst zu tun? Was kann ich hier lernen? Darf ich mich überhaupt körperlich anstrengen? Machen wir hier Bungee-Springen? Warum ausgerechnet ich?..." So oder ähnlich fragen viele Patienten am Anfang der ersten Stunde nach Sinn und Inhalt dieser Sporttherapie. Es geht dabei natürlich nicht um das Erlernen einer speziellen Sportart oder bestimmter Bewegungsabläufe, sondern vielmehr um eine gezielte Konfrontation mit den körperlichen Symptomen der Angst. Es geht um praktische Übungen zu zentralen Themen wie zum Beispiel die Wahrnehmung und Bewertung körperlicher Symptome, die Entstehung von Panikanfällen, Stress und Entspannungsmöglichkeiten, Vermeidungsverhalten, Vertrauen in die Funktionstüchtigkeit und Belastbarkeit des eigenen Körpers oder auch das Erlernen der Hyperventilationskontrolle. Die Sporttherapie bietet vielfältige Möglichkeiten, die theoretischen Erklärungsmodelle und Informationen aus der Angstbewältigungsgruppe mit praktischen Übungen und Erfahrungen zu ergänzen. Alle Übungen sind natürlich als Vorschläge zu betrachten, und jeder Patient entscheidet selbst, wie weit er zur aktiven Mitarbeit bereit ist.

Die im folgenden beschriebenen Inhalte und Übungen können die Expositions- und Konfrontationsübungen in den angstbesetzten Alltagssituationen nicht ersetzen; sie können jedoch überaus günstige Voraussetzungen für deren erfolgreiche Durchführung schaffen. Der "Paradigmawechsel" Ein erster sehr wichtiger Schritt ist auch in der Sporttherapie der Wechsel von einem rein organischen Krankheitsmodell hin zu einem psycho- physiologischen Krankheitsmodell. Dieser Schritt ist für viele Patienten sehr schwierig, und leider gibt es immer wieder Patienten, denen auch nach mehreren Therapien - und zwar unabhängig vom jeweiligen therapeutischen Verfahren - dieser Schritt nicht gelingt. Viele Angstpatienten haben zunächst die feste Überzeugung, dass mit der Funktionstüchtigkeit ihres Körpers etwas nicht in Ordnung ist. Mit dieser Überzeugung leben sie nun schon seit Jahren. Die intensiven und überaus bedrohlichen Symptome der Angst, wie zum Beispiel Atemnot, Herzrasen, das Gefühl ohnmächtig zu werden, Schwitzen, Engegefühl in der Brust oder Schwindel, werden als Anzeichen für das Vorliegen einer organischen Krankheit interpretiert. Diese Überzeugung aufzugeben und durch ein neues Erklärungsmodell zu ersetzen, fällt keinem der Betroffenen leicht. Auch nach mehrfachen eingehenden internistischen Untersuchungen, die in der Regel keinen Hinweis auf das Vorliegen einer organischen Krankheit liefern, fühlen sich die meisten Angstpatienten nicht spürbar entlastet. Im Gegenteil: Bei vielen Betroffenen wird die Unsicherheit dadurch noch verstärkt. "Die Ärzte behaupten zwar, dass ich gesund bin, aber ich spüre doch immer wieder, dass es mir körperlich schlecht geht! Da muß doch eine Ursache zu finden sein! Am Ende habe ich eine unbekannte Krankheit..." Die angemessene Erklärung für die Entstehung der Symptome ist für viele Angstpatienten im ersten Moment nicht besonders überzeugend: Die zum Teil als lebensbedrohlich erlebten Körpersymptome sind Ausdruck der Angst und nicht die Anzeichen für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. An dieser Stelle kann es hilfreich sein, sich zu verdeutlichen, dass Angst ein Gefühl ist, und dass alle Gefühle - unabhängig davon, ob wir sie als angenehm oder unangenehm bewerten - ein gemeinsames Merkmal aufweisen: Alle Gefühle haben körperliche Veränderungen zur Folge. Egal, ob es sich dabei um Angst, Wut und Trauer oder um Liebe, Freude und Glück handelt - das physiologische Erregungsniveau verändert sich dabei immer. Diese Zusammenhänge sind offensichtlich so selbstverständlich, dass ihnen häufig keine Beachtung geschenkt wird. In der psychosomatischen Behandlung werden deshalb Methoden, wie zum Beispiel das Biofeedback, eingesetzt, um die psycho-physiologischen Zusammenhänge (wieder) zu erlernen. Hyperventilationsübungen Bei der Entstehung eines Panikanfalls scheint die Atmung eine wichtige Rolle zu spielen. Da sich die Atmung im Gegensatz zu anderen Körperfunktionen nicht einer willkürlichen Kontrolle entzieht, bilden Atemübungen einen Schwerpunkt in der Sporttherapie für Angstpatienten. Dabei hat sich die regelmäßige Durchführung sogenannter Hyperventilationsübungen als sinnvoll erwiesen. Intensiv erlebte Angst hat in der Regel eine Anregung der Atmung - über den aktuellen Bedarf des Körpers hinaus - zur Folge, welche man als Hyperventilation bezeichnet. Fast alle bei einem Panikanfall auftretenden Symptome kann man jederzeit durch eine absichtlich herbeigeführte Hyperventilation auslösen, indem man schnell und tief atmet. Besonders eine stark forcierte Ausatmung führt nach kurzer Zeit zu den genannten körperlichen Veränderungen. Die physiologischen Mechanismen, welche dabei eine Rolle spielen, kann man bis ins kleinste Detail erklären, und jeder Mensch kann bei sich selbst durch Hyperventilation jederzeit einen "künstlichen Panikanfall" erzeugen. Als Hintergrundinformation zu den physiologischen Mechanismen seien nur kurz einige wesentliche Punkte genannt: Obwohl das Gefühl der Atemnot häufig sehr intensiv erlebt wird, entsteht bei einer Hyperventilation kein Sauerstoffmangel. Durch das stark forcierte Ausatmen kommt es zu einem Absinken des Kohlendioxidspiegels im Blut, was zwangsläufig zu einer Verengung einiger Blutgefäße und damit zu einer Minderdurchblutung des Gehirns führt. Die Folgen sind Schwindel, Konzentrationsstörungen und leichte Bewußtseinstrübungen. Durch das Abatmen des Kohlendioxids steht im Blut vorübergehend weniger freies Calcium zur Verfügung. Diese Verschiebung der Calciumkonzentration kann die als Hyperventilationstetanie bekannten Muskelkrämpfe zur Folge haben.

Das Endergebnis einer Hyperventilation ist schlimmstenfalls eine Ohnmacht. Der Körper schaltet das Bewußtsein aus und reguliert die Atmung quasi "selbständig". Für die meisten Patienten sind diese Übungen überaus aufschlussreich, da dabei die Bedeutung der Atmung für die Entstehung vieler Angstsymptome nicht nur theoretisch erklärt wird, sondern praktisch und am eigenen Körper erfahren wird. Hyperventilationsübungen können aber nicht nur ein Erklärungsmodell liefern, sondern darüber hinaus die Erfahrung vermitteln, dass man selbst Einfluss auf die Symptome nehmen und damit die Kontrolle über seinen Körper gewinnen kann. Deshalb fühlen sich viele Patienten nach ihrer ersten Hyperventilationsübung ungeheuer entlastet. Bei manchen Patienten werden während der intensiven Atmung sehr lebhafte und bedrohliche Erinnerungen wachgerufen. In diesem Fall bespricht der zuständige Therapeut mit dem Betroffenen unter anderem, ob die weitere Teilnahme an den Übungen zum aktuellen Zeitpunkt sinnvoll erscheint. In der Vogelsbergklinik füllen die Patienten unmittelbar nach jeder Hyperventilationsübung einen kurzen Fragebogen aus. Nach mehreren Hyperventilationsübungen sind deutliche Veränderungen erkennbar. So reduziert sich zum Beispiel die Angst vor der Hyperventilation erheblich (zum Teil vollständig), es werden mehr und in ihrer Ausprägung intensiver Symptome toleriert und die Sicherheit, die Hyperventilation selbständig beenden zu können, nimmt deutlich zu. Das Erlernen der Hyperventilationskontrolle bedeutet natürlich nicht, dass man von nun an keine Angst mehr hat und mit Hilfe der Bauchatmung alle angstbesetzten Situationen problemlos meistern kann. Wenn man die Bauchatmung in der sicheren und geschützten Umgebung einer Turnhalle unter Anleitung und im Rahmen eines stationären Aufenthaltes anwenden und damit seine Angstsymptome reduzieren kann, so bedeutet das leider nicht, dass man diese Fähigkeit auch jederzeit im Alltag einsetzen kann. Dieser Transfer ist nicht automatisch gewährleistet und bedarf besonderer Übung in den entsprechenden Situationen. Viele Patienten gewinnen durch die Hyperventilationsübungen jedoch wieder mehr Sicherheit und Vertrauen in ihre körperliche Belastbarkeit. Sie fühlen sich ihrer Angst nicht mehr hilflos ausgeliefert, und die Durchführung gezielter Expositionsübungen fällt oftmals leichter. Sport, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit Viele Patienten haben das Vertrauen in ihre körperliche Leistungsfähigkeit verloren, und anstrengende Tätigkeiten werden häufig als sehr bedrohliche Überforderung erlebt. Die langfristige Folge kann eine massive Einschränkung unterschiedlichster Lebensbereiche sein. Hier bietet der Sport hervorragende Möglichkeiten, umfangreiche Erfahrungen zu sammeln und sich selbst wieder als belastbar und leistungsfähig zu erleben. Die Unterscheidung zwischen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit scheint in der Sporttherapie bei Angstpatienten überaus sinnvoll zu sein. Der Begriff Leistungsfähigkeit beschreibt in erster Linie die körperlichen Voraussetzungen, welche man beispielsweise mittels eines Belastungs-EKG abklären kann. Die Belastbarkeit stellt dagegen diejenige Leistung dar, die ein Patient problemlos erbringen kann. Dabei spielt insbesondere bei Angstpatienten die ängstliche Bewertung normaler körperlicher Veränderungen, die bei Anstrengung unvermeidlich sind, eine wichtige Rolle. Obwohl die meisten Angstpatienten schon umfangreiche medizinische Untersuchungen und Belastungs-EKGs durchführen ließen, die keinerlei Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit erkennen lassen, fühlen sie sich nicht belastbar. Die Wahrnehmung körperlicher Veränderungen (wie zum Beispiel Anstieg der Herzfrequenz, Beschleunigung der Atmung und Schwitzen) wird als bedrohlich erlebt, und viele Alltagssituationen, die mit körperlicher Anstrengung verbunden sind, werden daher vermieden. Den meisten Angstpatienten fällt es sehr schwer, die Intensität körperlicher Belastungen zu beurteilen. In der Regel besteht dabei ein großer Unterschied zwischen der subjektiven Wahrnehmung und der objektiven Messung körperlicher Beanspruchung. Eine aufschlußreiche und sehr leicht zu erlernende Methode ist in diesem Zusammenhang die Pulsmessung. Die Anzahl der Herzschläge pro Minute verändert sich je nach Belastungsintensität und ist ein objektives Maß zur Beurteilung der körperlichen Beanspruchung. Zum Thema Puls und körperliche Belastbarkeit werden immer wieder viele Fragen gestellt: "Was ist ein hoher, was ein niedriger Puls? Wie hoch ist der Puls normalerweise in Ruhe? Ist es gefährlich, wenn der Puls über 150 oder 160 steigt? Bekomme ich bei sehr hohem Puls einen Herzinfarkt oder

Schlaganfall...?" Meistens unterschätzen Angstpatienten ihre körperliche Leistungsfähigkeit erheblich, und relativ niedrige Beanspruchungen werden subjektiv als sehr anstrengend wahrgenommen. Das sporttherapeutische Angebot umfaßt in diesem Zusammenhang sehr viele Möglichkeiten und reicht vom kontrollierten Ergometertraining über alle Varianten des Ausdauertrainings bis hin zum Waldlauf. Ziel ist dabei nicht primär die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern die Verbesserung der Belastbarkeit im Sinne einer angemessenen Einschätzung unterschiedlicher Belastungsintensitäten. Viele Patienten machen so die Erfahrung, dass auch sehr anstrengende Übungen, bei denen der Puls maximale Werte erreicht, keine Bedrohung für ihre Gesundheit darstellen. Aufgrund dieser Erfahrungen können viele Patienten das Vertrauen in ihre körperliche Leistungsfähigkeit zum großen Teil zurückgewinnen und damit ihr Schon- und Vermeidungsverhalten deutlich reduzieren. Die regelmäßige Durchführung eines gezielten Ausdauertrainings scheint für Angstpatienten besonders effektiv zu sein. Die positiven Effekte beziehen sich dabei nicht nur auf eine Verbesserung physiologischer Parameter, sondern insbesondere auf eine deutliche Abnahme von Ängstlichkeit, Spannung und Depressivität. Übungen zur Angstbewältigung In der Sporttherapie bietet sich eine gute Möglichkeit, Situationen zu konstruieren, deren Bewältigung nicht leicht fällt. Es geht nicht darum, dass man dabei keine Angst hat, sondern vielmehr um die Erfahrung, dass man die entsprechenden Situationen trotz Angst und zum Teil erheblicher Bedenken bewältigen kann. Anhand dieser Übungen ist es nicht nur möglich, die bekannten Mechanismen des Vermeidungsverhaltens zu erklären, sondern auch Erfahrungen im Umgang mit angstauslösenden Situationen zu sammeln. Auch wenn die Übungen auf den ersten Blick nichts mit den alltäglichen angstbesetzten Situationen gemeinsam haben, so machen viele Patienten hier wichtige Erfahrungen. Auch dazu seien einige wesentliche Punkte genannt: Die Patienten machen die Erfahrung, dass die erwarteten Katastrophen nicht eintreffen, sie schwierige Situationen trotz intensiv erlebter Angst erfolgreich bewältigen können, die Angst mit wiederholtem Aufsuchen der Situation immer geringer wird. Die Durchführung der beschriebenen Übungen ist nur dann sinnvoll, wenn für die Patienten der Bezug zum Alltag erkennbar wird. Weitere wichtige Themen und Inhalte der Sporttherapie für Angstpatienten sind zum Beispiel der Einfluß von Medikamenten, Übungen zur Schwindelinduktion, Gleichgewichtstraining oder auch der Einsatz von Entspannungsverfahren. Zusammenfassung Inhaltlich lassen sich die Übungen in der Sporttherapie für Angstpatienten in drei Kategorien einteilen: Hyperventilationsübungen, Übungen zur Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit bzw. zur angemessenen Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und Übungen zur Angstbewältigung. Bei allen sporttherapeutischen Möglichkeiten sollte man einen wichtigen Aspekt nicht außer Acht lassen: Die Sporttherapie ist ein Baustein unserer Angstbewältigungstherapie und sollte nicht als isoliertes Verfahren eingesetzt werden. http://angstportal.de/ex03---sporttherapie-fuer-patienten-mit-angststoerungen.html