Chinesische Medizin damals und heute 1 1. Organisation Qualität Abrechnung 141 3. Chinesische Arzneitherapie 549 7



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Transkript:

Inhalt Chinesische Medizin damals und heute 1 1 Theoretische Grundlagen 35 2 Organisation Qualität Abrechnung 141 3 Diagnostik 157 4 Akupunktur 255 5 Tuina 5 6 Chinesische Arzneitherapie 549 7 Chinesische Diätetik 767 8 Qigong und Taijiquan 865 9 Therapiegrundlagen 909 10 Therapie nach Zang-Fu-Syndromen 943 11 Shang Han Lun und Wen Bing Lun 1041 12 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose 1071 Pädiatrie 1697 14 Das Leben nähren (Yang Shen) 1783 15 Sterbebegleitung 1797 16 Anhang / Register 1821 Akupunkturpunkte und Meridiane (chin. Bezeichnung) 1822 Symbole für Behandlungsmethoden der Akupunkturpunkte 1822 Abkürzungen 1823 Literatur 1825 Glossar 1839 Arzneimittel (lat. Name) 1841 Arzneimittel (Pinyin-Name) 1845 Rezepturen 1849 Akupunkturpunkte (Pinyin-Name) 1851 Akupunkturpunkte (numerische Bezeichnung) 1854 Sachregister 1857 Plus im Web unter (www.elsevier.de)

00 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose (.11.5); Spermaanomalien (.11.6); Erkrankungen der Hoden und Nebenhoden (.11.7); Erkrankungen der Prostata (.11.8); Infertilität des Mannes (.11.9)..11.1 Erektile Dysfunktion Bei der erektilen Dysfunktion (auch als Erektionsstörung, Potenzstörung, oder Impotenz bezeichnet) gelingt es einem Mann über einen gewissen Zeitraum hinweg in der Mehrzahl der Versuche nicht, eine für ein befriedigendes Sexualleben ausreichende Erektion des Penis zu erzielen oder beizubehalten. Tab..64 Syndrom-Differenzierung bei erektiler Dysfunktion Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Nieren Mangel- Syndrome (.11.1.a) Nieren-Yang- Mangel ( 11.9.2) (S. 05) Zunge: blass. Puls: tief, schwach, evtl. langsam Nieren-Yin- Mangel ( 11.9.6) (S. 06) Nieren-Essenz-Jing und Nieren-Yang sind die Grundvoraussetzungen für Erektion und Ejakulation; bei Nieren-Yang-Mangel kann weder Essenz erzeugt noch der Penis gewärmt und erregt werden Bei Mangel an Yin, Essenz und Körperflüssigkeiten können die Genitalien nicht genährt und befeuchtet werden Erektionsschwäche oder ausbleibende Erektion, verminderte Libido. Begleitsymptomatik: Lendenschmerzen, Schwäche der Lenden und Knie, kalte Extremitäten (v.a. Füße, Knie), Kälteempfindlichkeit, Erschöpfungsgefühl, Kraftlosigkeit, Blässe, Schwindel, Tinnitus Erektionsschwäche oder ausbleibende Erektion. Begleitsymptomatik: Lendenschmerzen, Schwäche der Lenden und Knie, Schwindel, Tinnitus, Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit, traumgestörter Schlaf, Hitze in den fünf Zentren, Nachtschweiß, Mundund Halstrockenheit, Obstipation, Erschöpfungsgefühl, Kraftlosigkeit Zunge: rot; wenig, abgeschälter oder fehlender Puls: dünn, evtl. schnell

.11 Andrologie.11.1 Erektile Dysfunktion 01 Tab..64 Syndrom-Differenzierung bei erektiler Dysfunktion (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Leber-Qi- Stauung (.11.1.b) Nieren-Yin- Mangel mit heftig loderndem Leere-Feuer ( 11.9.6) (S. 06) Gleichzeitiger Nieren- Yin- und Yang-Mangel ( 11.11.22) (S. 06) Leber-Qi- Stauung ( 11.7.2) (S. 06) Yin, Essenz und Körperflüssigkeiten werden durch das Leere- Feuer in einem Circulus vitiosus noch weiter erschöpft, sodass die Genitalien noch weniger genährt und befeuchtet werden können; stattdessen wirkt das verwaiste Yang agitierend und bedingt eine sexuelle Übererregung Kombination aus Nieren-Leere und Nieren- Yang-Mangel bei erektiler Dysfunktion Die Leber ist für die Sehnen und das Ausbreiten des Qi verantwortlich und die Leber-Leitbahn zieht durch die Genitalregion; der Penis ist eine muskulär-sehnige Struktur, die vom Leber- und Nieren-Qi kontrolliert wird; für die Erektion ist v.a. die ausbreitende und ausstoßende Funktion der Leber wichtig; bei gestautem Leber- Qi kann die Erektion beeinträchtigt sein Es kommt leicht zur Erektion, doch hält sie nicht lange an; häufig sind diese Patienten sexuell übererregt, haben eine übersteigerte Libido, doch neigen sie zu frühzeitigem oder vorzeitigem Samenerguss und zu Pollutionen. Begleitsymptomatik: Wie bei Nieren-Yin-Mangel, doch sind Schlaflosigkeit, traumgestörter Schlaf, Hitze in den fünf Zentren, Nachtschweiß, Mund- und Halstrockenheit und Obstipation stärker ausgeprägt Erektionsschwäche oder ausbleibende Erektion; zu Beginn des Geschlechtsverkehrs evtl. Erektion, die aber nur kurz anhält. Begleitsymptomatik: Lendenschmerzen, Schwäche der Lenden und Knie, Schwindel, Tinnitus; tagsüber kalte Hände und Füße, aber abends und nachts Hitze in den Handflächen und Fußsohlen Erektionsschwäche oder ausbleibende Erektion. Begleitsymptomatik: häufiges Seufzen bzw. tiefes Durchatmen, Druck- und Beklemmungsgefühl in Brust, Flanken und Oberbauch, Niedergeschlagenheit, depressive Verstimmung, Frustrationsgefühle, Patient wirkt gehemmt und introvertiert, Kloßgefühl im Hals Zunge: rot; wenig, abgeschälter oder fehlender Puls: dünn, schnell Rote Zungenspitze; dünner, weißer Puls: dünn und kraftlos, evtl. schnell Zunge: unauffällig, evtl. gerötete Ränder. Puls: saitenförmig oder tief und saitenförmig

02 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Tab..64 Syndrom-Differenzierung bei erektiler Dysfunktion (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Leber-Qi- Stauung (.11.1.b) (Forts.) Leber-Qi- Stauung und Nieren- Mangel (S. 07) Zunge: rot; weißer bis gelber Puls: saitenförmig und kraftlos Leber-Qi- Stauung und Feuchtigkeit-Hitze (S. 07) Die Leber ist für die Sehnen und das Ausbreiten des Qi verantwortlich; die Leber- Leitbahn zieht durch die Genitalregion. Die Nieren sind für die Fortpflanzung und die Genitalien verantwortlich. Der Penis ist eine muskulär-sehnige Struktur, die vom Leber- und Nieren-Qi kontrolliert wird. Die Erektion hängt neben dem Nieren-Qi auch vom Leber-Qi ab; bei Nieren-Leere können Essenz und Blut die Genitalien nicht nähren; bei gestautem Leber-Qi kann es zu keiner kraftvollen Erektion kommen. Die Leber ist für die Sehnen und das Ausbreiten des Qi verantwortlich; die Leber- Leitbahn zieht durch die Genitalregion; bei gestautem Leber-Qi kann die Erektionsfähigkeit beeinträchtigt sein. Außerdem wird dadurch die Umwandlungs- und Transportfunktion der Milz beeinträchtigt, wodurch Feuchtigkeit entsteht. Durch Stauungs-Feuer entsteht Feuchtigkeit- Hitze, die nach unten fließt und den Qi- Fluss in den Genitalien blockiert Erektionsschwäche oder völlig ausbleibende Erektion. Begleitsymptomatik: aufbrausendes Temperament, Neigung zu Wutausbrüchen, häufiges Seufzen bzw. tiefes Durchatmen, trockener Mund mit bitterem Geschmack, Druck- und Beklemmungsgefühl in Brust und Flanken, Lendenschmerzen, Schwäche der Lenden und Knie, allgemeine Kraftlosigkeit, Schwindel, Tinnitus Erektionsschwäche oder ausbleibende Erektion. Begleitsymptomatik: aufbrausendes Temperament, Neigung zu Wutausbrüchen, häufiges Seufzen bzw. tiefes Durchatmen, trockener Mund mit bitterem Geschmack, Druck- und Beklemmungsgefühl in Brust und Flanken, Kraftlosigkeit, Lethargie, Schweregefühl im Kopf, Schwindel, Tinnitus, traumgestörter Schlaf, dunkler Urin, weicher Stuhl (oft erst harter, dann weicher Stuhl), Blähungen; Hoden: feuchtwarm (evtl. mit Ekzem und Juckreiz), evtl. Druckschmerz oder Hitzegefühl Zunge: geschwollen, mit Zahneindrücken, rote Ränder; schmieriger, gelber Puls: saitenförmig und schlüpfrig, evtl. etwas schnell

.11 Andrologie.11.1 Erektile Dysfunktion 03 Tab..64 Syndrom-Differenzierung bei erektiler Dysfunktion (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Yangming-Feuchtigkeit (Feuchtigkeit-Hitze in Milz und Magen) ( 11.5.6,.11.1.c) Herz- und Milz-Qi-Mangel ( 11.11.5,.11.1.d) Yangming besteht aus Magen und Dickdarm; der Magen ist das Meer der sechs Durchgangsorgane (Fu-Organe) und ist auch für die befeuchtende Ernährung des Penis verantwortlich. Faktoren wie Grübeln, Streben nach unerreichbaren Zielen, exzessives Sexualleben oder Masturbation können dazu führen, dass der Penis nicht ausreichend ernährt wird; stattdessen entsteht bei beeinträchtigter Unwandlungs- und Transportfunktion der Mitte Feuchtigkeit, die sich mit der Zeit in Feuchtigkeit-Hitze umwandelt, die den Penis erschlaffen lässt und den Menschen träge macht Das Herz ist Träger des Herrscher-Feuers; sind Herz-Qi und das physiologische Herz- Feuer schwach, kann das Herz nicht das ministerielle Feuer der Niere unterstützen. Dadurch kann der Penis nicht gewärmt und erregt werden. Bei Milz-Qi-Mangel kann die Nahrung nicht in Essenz und Qi umgewandelt werden; somit fehlt auch den Sexualorganen die nährende Basis; daher ist der Penis schlaff und die Libido vermindert Erektionsschwäche oder völlig ausbleibende Erektion, verminderte Libido. Begleitsymptomatik: Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, pappiger Geschmack im Mund, zäher Speichel, trockener Mund ohne Bedürfnis zu trinken, Schweregefühl in den Gliedern und im Kopf, Schwindel, Kraftlosigkeit, Lethargie, spontanes Schwitzen, dunkler Urin, weicher Stuhl (oft mit einem Gefühl der unvollständigen Entleerung), Blähungen Erektionsschwäche, verminderte Libido. Begleitsymptomatik: Herzklopfen, Unruhe, Angst, Panikattacken, Schlaflosigkeit, traumgestörter Schlaf, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Kraftlosigkeit, weicher Stuhl Zunge: rot und geschwollen; schmieriger, weißer oder gelber Puls: schlüpfrig, evtl. schnell Zunge: blass und feucht; etwas zu dicker, weißer Puls: tief, schwach

.11 Andrologie.11.9 Infertilität des Mannes 55 bergii Bb. (Zhe Bei Mu), Typhae Pollen (Pu Huang) je 9 g, Hirudo (Shui Zhi) 6 g, Patriniae Hb. (Bai Jiang Cao) 18 g, Curcumae longae Rz. (Jiang Huang), Linderae Rx. (Wu Yao) je 6 g. Exzessives Minister-Feuer Therapieprinzipien Feuer drainieren, Blut kühlen, Blut bewegen Rezept: Zhi Bai Di Huang Wan ( 7.6.10.d) und zusätzlich Fritillariae thunbergii Bb. (Zhe Bei Mu), Typhae Pollen (Pu Huang) je 10 g. Akupunkturbehandlung Die Akupunkturbehandlung der abakteriellen Prostatitis entspricht der der akuten oder chronischen bakteriellen Prostatitis (.11.8.b,.11.8.c). Häufig bei Prostatitiden jeder Art angewandte Punkte sind: Ren 1 (Huiyin), Ren 2 (Qugu), Ren 3 (Zhongji), Ren 4 (Guanyuan), Mi 6 (Sanyinjiao), Mi 9 (Yinlingquan), Mi 10 (Xuehai), Mi 12 (Chongmen), Ma 28 (Shuidao), Ma 30 (Qichong), Ma 36 (Zusanli), Bl 23 (Shenshu), Bl 32 (Ciliao), Bl 33 (Zhongliao), Bl 54 (Zhibian), Le 1 (Dadun), Le 2 (Xingjian)..11.9 Infertilität des Mannes Tab..83 Syndrom-Differenzierung bei Infertilität Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Nieren-Yang- Mangel (mit Addendum Milz- und Nieren-Yang- Mangel) (.11.9.a) Nieren-Yin- Mangel ( 11.9.6,.11.9.b) Hierbei mangelt es sowohl an Nieren-Essenz als auch an Nieren-Yang; damit fehlt die materielle und funktionelle Grundlage für die Bildung und effektive Ausstoßung des Samens Hierbei mangelt es sowohl an Nieren-Essenz als auch an Nieren-Yin; damit fehlt die materielle Grundlage für die Bildung des Samens, weshalb nur wenig Sperma gebildet werden kann; durch die Leere-Hitze wird die Spermienqualität weiter beeinträchtigt Dünnes klares Ejakulat, große Anzahl abgestorbener oder unbeweglicher Spermien, verminderte Anzahl und Beweglichkeit der Spermien, verminderte Libido, erektile Dysfunktion, vorzeitiger Samenerguss, schwache Ejakulation mit verminderter Intensität des Orgasmus. Begleitsymptomatik: Lendenschmerzen, Schwäche der Lenden und Knie, Blässe, häufige Miktionen mit klarem Urin, häufige nächtliche Miktionen, Kälteabneigung, kalte Extremitäten, Schwindel, Tinnitus, Vergesslichkeit, Kraftlosigkeit Übersteigerte Libido, häufige Erektionen, häufiger Geschlechtsverkehr, vorzeitiger Samenerguss, Pollutionen, geringe Ejakulatmenge, verzögerte Spermaverflüssigung, verminderte Spermienzahl, große Anzahl abgestorbener Spermien, erhöhte Anzahl fehlgeformter Spermien. Begleitsymptomatik: Lendenschmerzen, Schwäche der Lenden und Knie, Schwindel, Tinnitus, Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit, traumgestörter Schlaf, Hitze in den fünf Zentren, Nachtschweiß, Mund- und Halstrockenheit, Obstipation, Abmagerung Zunge: blass und geschwollen; weißer, feuchter Puls: tief, dünn und schwach Zunge: rot; wenig, abgeschälter oder fehlender Puls: dünn, evtl. schnell

56 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Tab..83 Syndrom-Differenzierung bei Infertilität (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Qi- und Blut- Mangel (.11.9.c) Leber-Qi- Stauung und Blut- Stase (.11.9.d) Blut-Stase (.11.9.e) Feuchtigkeit-Hitze in der Leber- Leitbahn (.11.9.f) Schleim- Feuch tigkeit-obstruktion (.11.9.g) Aus Qi und Blut wird die nachgeburtliche Nieren-Essenz gebildet; mangelt es an Qi, Blut und Essenz, kann nicht ausreichend Samen aufgebaut werden bzw. ist die Samenqualität mangelhaft Bei gestautem Leber- Qi können Erektion und Samenbildung beeinträchtigt sein; langfristig entwickelt sich aus der Qi-Stagnation auch eine Blut-Stase Blut-Stase kann sich aus langfristig bestehender Qi-Stagnation entwickeln oder traumatischer Genese sein; oft praktizieren diese Patienten über lange Zeit Coitus interruptus zur Verhütung Die Leber-Leitbahn zieht durch die Genitalregion; Feuchtigkeit-Hitze in der Leber- Leitbahn, die meist aus Stauungshitze und Diätfehlern (Alkohol, scharfes oder fettes Essen) resultiert, erhitzt die Samenkammer, wodurch die Samenbildung beeinträchtigt wird Aufgrund von Milz- Qi-Schwäche und Diätfehlern sammeln sich Feuchtigkeit und Schleim innerlich an und obstruieren die Samenkammer Geringe Ejakulatmenge, dünnes Ejakulat, verminderte Spermienzahl und -motilität, evtl. erektile Dysfunktion. Begleitsymptomatik: Kraftlosigkeit, Blässe, Kurzatmigkeit, Schwindel, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, kalte Glieder, weicher Stuhl Erektile Dysfunktion, evtl. ausbleibender Samenerguss, Ziehen oder Schmerzen im Hoden, Knötchen im Hoden oder Nebenhoden, Varikozele. Begleitsymptomatik: häufiges Seufzen bzw. tiefes Durchatmen, Druckgefühl in Brust, Flanken und Oberbauch, Neigung zu Wutausbrüchen Druckgefühl und Schmerzen im Hoden, die ins Perineum oder in den Unterbauch ausstrahlen, Varikozele, Schmerzen beim Samenerguss, verminderte Spermienzahl und -motilität, große Anzahl fehlgeformter oder unbeweglicher Spermien, Erythrozyten im Sperma. Begleitsymptomatik: weitere Blut-Stase- Zeichen Schwellung, Druckgefühl oder Schmerzen im Hoden, evtl. Rötung des Skrotums, evtl. Schmerzen beim Orgasmus, evtl. blutiges Sperma, zähes und gelbliches Ejakulat, verzögerte Verflüssigung des Spermas, große Anzahl abgestorbener Spermien, Leukozyten im Sperma. Begleitsymptomatik: unangenehm riechender Schweiß am Skrotum, bitterer Geschmack im Mund, Augenrötung, Gesichtsrötung, dunkler Urin Dünnes Ejakulat, verminderte Spermienzahl, verminderte Libido, evtl. ausbleibender Samenerguss. Begleitsymptomatik: Übergewicht, Blässe, Lethargie, Müdigkeit, Kurzatmigkeit Zunge: blass; weißer Puls: dünn und schwach Zunge: alt, dunkel. Puls: saitenförmig oder tief und saitenförmig Zunge: bläulich, alt, dunkel, evtl. mit Staseflecken. Puls: tief und rau oder dünn und rau Zunge: rote Ränder; schmieriger, gelber Puls: saitenförmig und schlüpfrig, evtl. schnell Zunge: blass; weißer, schmieriger Puls: tief und dünn oder schlüpfrig

.11 Andrologie.11.9 Infertilität des Mannes 57.11.9.a Nieren-Yang-Mangel (mit Addendum Milz- und Nieren-Yang- Mangel) Dieses Syndrom tritt häufiger, wenn auch nicht ausschließlich, bei Patienten über 50 Jahren auf. Therapieprinzipien Nieren-Essenz auffüllen, Nieren-Yang kräftigen Rezept: a) Sheng Jing Zhong Zi Tang (Essenz erzeugendes und Samen einpflanzendes Dekokt) enthält: Lycii Fr. (Gou Qi Zi) 12 g, Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi) 6 g, Cuscutae Sm. (Tu Si Zi) 12 g, Rubi Fr. (Fu Pen Zi) 12 g, Mori Fr. (Sang Shen) 12 g, Plantaginis Sm. (Che Qian Zi) 9 g, Astragali Rx. (Huang Qi) 18 g, Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui) 12 g, Polygoni multiflori Rx. (He Shou Wu) 12 g, Epimedii Hb. (Yin Yang Huo) 12 g, Dipsaci Rx. (Xu Duan) 12 g; b) Variationen von You Gui Wan ( 7.6.10.e). Addendum: Bei gleichzeitigem Milz- und Nieren-Yang-Mangel, wenn zusätzlich zu den Nieren-Yang-Mangel-Zeichen noch Milz-Yang-Mangel-Zeichen wie Appetitlosigkeit, dünne Stühle und Hahnenschreidurchfall vorliegen, verwende man eine Rezeptur auf der Basis von Si Shen Wan ( 7.6.) wie z.b. Pi Shen Shuan Bu Wan (Milz und Niere gleichzeitig supplementierende Pille) enthält als Dekokt: Codonopsis Rx. (Dang Shen) 24 g, Morindae officinalis Rx. (Ba Ji Tian) 9 g, Dioscoreae Rz. (Shan Yao) 12 g, Cuscutae Sm. (Tu Si Zi) 9 g, Corni Fr. (Shan Zhu Yu) 9 g, Amomi Fr. (Sha Ren) 6 g, Citri reticulatae Pericarpium (Chen Pi) 4,5 g, Myristicae Sm. (Rou Dou Kou) 9 g, Psoraleae Fr. (Bu Gu Zhi) 9 g, Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi) 6 g, Nelumbinis Sm. (Lian Zi) 12 g..11.9.b Nieren-Yin-Mangel ( 11.9.6) Therapieprinzipien klären Nieren-Yin supplementieren, Essenz auffüllen, Leere-Hitze Rezept: a) Modifizierte Kombination von Zuo Gui Wan ( 7.6.10.d) und Wu Zi Yan Zong Wan enthält: Lycii Fr. (Gou Qi Zi) 12 g, Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi) 6 g, Cuscutae Sm. (Tu Si Zi) 12 g, Rubi Fr. (Fu Pen Zi) 12 g, Ligustri lucidi Fr. (Nü Zhen Zi) 12 g, Plantaginis Sm. (Che Qian Zi) 12 g, Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang) 18 g, Corni Fr. (Shan Zhu Yu) 9 g, Dioscoreae Rz. (Shan Yao) 12 g, Poria (Fu Ling) 9 g; b) bei stärker ausgeprägter Mangel-Hizte: Variationen von Zhi Bai Di Huang Wan ( 7.6.10.d)..11.9.c Qi- und Blut-Mangel Therapieprinzipien auffüllen Milz und Nieren stärken, Qi und Blut supplementieren, Essenz Rezept: Variation von Yu Lin Zhu enthält: Codonopsis Rx. (Dang Shen) 18 g, Atractylodis macrocephalae Rz. (Bai Zhu) 9 g, Poria (Fu Ling) 12 g, Glycyrrhizae Rx. (et Rz.) praep. (Zhi Gan Cao) 6 g, Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang) 18 g, Paeoniae Rx. alba (Bai Shao) 9 g, Chuanxiong Rz. (Chuan Xiong) 9 g, Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui) 12 g, Cuscutae Sm. (Tu Si Zi), Lycii Fr. (Gou Qi Zi), Dioscoreae Rz. (Shan Yao), Juglandis Sm. (He Tao Ren) je 15 g, Morindae officinalis Rx. (Ba Ji Tian), Cervi Cornu Colla (Lu Jiao Jiao), Eucommiae Cx. (Du Zhong), Corni Fr. (Shan Zhu Yu) je 9 g, Zanthoxyli Pericarpium (Hua Jiao) 6 g.

1426 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Therapieprinzipien: Blut bewegen, ggf. Blut nähren. Rezept: Xue Fu Zhu Yu Tang ( 7.6.12.a) oder Ge Xia Zhu Yu Tang mit folgenden Modifikationen: Bupleuri Rx. (Chai Hu) im Austausch mit Toosendan Fr. (Chuan Lian Zi). Um die Rezeptur mehr in den unteren Jiao zu bringen, zusätzlich Achyranthis bidentatae Rx. (Niu Xi). Bei einer leichten Neigung zu Ödemen zusätzlich Leonuri Hb. (Yi Mu Cao), das neben der Blut bewegenden Komponente auch leicht diuretisch wirkt. Bei der Entwicklung von Knöchelödemen auch Lycopi Hb. (Ze Lan). Um die Rezeptur mehr in den oberen Jiao zu bringen, zusätzlich Salviae miltiorrhizae Rx. (Dan Shen) und Carthami Fl. (Hong Hua). Bei Blut-Stase mehr im unteren Abdomen mit Obstipation zusätzlich Persicae Sm. (Tao Ren)..12.6.d Muster in der Praxis Qi- und Blut-Mangel Symptome und Befunde: Hitzewallungen, Schlafstörungen, Erschöpfung, Spontanschweiß, Nachtschweiß, Wind- und Wärmeaversion. Zunge: Blass mit Zahneindrücken; Puls: Tief und schwach. Therapieprinzipien: Qi stärken, Blut nähren, adstringieren und Schwitzen beenden, Geist-Shen beruhigen. Rezept: Gui Pi Tang ( 7.6.10.c) und zusätzlich Corni Fr. (Shan Zhu Yu), Ostreae Concha (Mu Li), Polygoni multiflori Rx. (He Shou Wu). Weitere Rezepturen: Bu Zhong Yi Qi Tang ( 7.6.10.a), Ba Zhen Tang ( 7.6.10.c), Shi Quan Da Bu Tang ( 7.6.10.c). Disharmonie von Yin und Yang Symptome und Befunde: Leichte Hitzewallungen, Schlafstörungen, Erschöpfung, Schmerzen, Unruhe, Schweißausbrüche und Schwitzen im Schlaf, Wind- und Wärmeaversion, die Frauen sind kalt und schwitzen dann. Zunge: Blassrot, Belag: Dünn; Puls: schwach. Therapieprinzipien: Yin und Yang harmonisieren. Rezept: Leitrezept ist Gui Zhi Tang ( 7.6.3.a) und zusätzlich Platycladi Sm. (Bai Zi Ren), Albiziae Cx. (He Huan Pi) oder Albiziae Fl. (He Huan Hua), Ostreae Concha (Mu Li). Symptomatik zeigt sich bei kalten Frauen, die schwitzen im Sinne einer Disharmonie zwischen Nähr-Ying-Qi und Abwehr-Wei-Qi (Ying Wei Bu Tiao). Cave: Nicht indiziert bei zu viel Hitze, d.h., diese Rezeptur darf nur bei tatsächlich kalten Frauen in der Menopause eingesetzt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Wärmebilanz insgesamt auf Null kommt. Modifikationen: Zusätzlich Anemarrhenae Rz. (Zhi Mu), um Hitze zu klären (über Wirkung bei Magen-Hitze Chong-Mai-Bezug) und Scrophulariae Rx. (Xuan Shen), das einerseits einer Hitze vorbeugt und andererseits den Geist-Shen beruhigt.. Infertilität der Frau (Bu Yun Zheng) Karin Bervoets..1 Einführung Jedes siebte bis zehnte Paar mit Kinderwunsch bzw. 1,5 2 Millionen Frauen und Männer in Deutschland sind ungewollt kinderlos und dies mit steigender Tendenz. Als Hauptursache muss die Verschiebung des Kinderwunsches in ein meist höheres

. Infertilität der Frau..2 Weibliche Fruchtbarkeit 1427 Alter angesehen werden. Gemäß der Definition der WHO gilt ein Paar als ungewollt kinderlos, wenn sich nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft einstellt. Insbesondere wenn die Frau älter als 35 Jahre ist, sollte daher bereits nach sechs erfolglosen Zyklen eine weiterführende Diagnostik (basis infertility workup) durchgeführt werden, die beide Partner einbindet. In vielen Fällen ergibt die Diagnostik, dass der Weg in die Reproduktionsmedizin unvermeidlich ist. Gründe hierfür sind: Die sich kontinuierlich vermindernde Fruchtbarkeit der Frau ab dem 35. Lebensjahr innerhalb von zehn Jahren Der Tubenfaktor (unbewegliche oder nicht durchgängige Eileiter) Der weiterhin zunehmende Anteil der männlichen Infertilität in der Ursachenabklärung ungewollter Kinderlosigkeit, die gegenwärtig mit mindestens 20 % angegeben wird. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach chinesischer Medizin bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch stetig gestiegen. Ging es in der Vergangenheit eher um die Förderung der natürlichen Fruchtbarkeit, setzt sich gegenwärtig zunehmend die Unterstützung der künstlichen Befruchtung bzw. die Vorbereitung auf einen erneuten IVF-/ICSI-Behandlungszyklus mit den Möglichkeiten der chinesischen Medizin durch. Angesichts dieser neuen Herausforderung hat der Therapeut die Verantwortung, sich sowohl mit dem schulmedizinischen Verständnis der Infertilität wie auch mit den Grundlagen der Reproduktionsmedizin vertraut zu machen, um sowohl die reproduktionsmedizinischen Therapieprotokolle zu verstehen als auch die Situation, in der sich Kinderwunschpaare befinden. Die fachliche Kompetenz spielt eine bedeutende Rolle bei der Aufgabe, ein Paar auf seinem Weg zum Wunschkind adäquat beraten und optimal betreuen zu können. Entscheidende Kriterien für die Infertilitätsbehandlung ausschließlich mit chinesischer Medizin Alter der Frau berücksichtigen (< 35 Jahre), es sei denn, der unerfüllte Kinderwunsch auch bei jüngeren Frauen besteht schon länger als 36 Monate Ausschluss einer endokrinologischen Störung Nachweis der Eileiterbeweglichkeit und -durchgängigkeit Ausschluss einer männlichen Infertilität. Das Thema Kinderwunsch begegnet dem Therapeuten der chinesischen Medizin in einer klinisch ausgesprochen facettenreichen Weise von der Frau um die 30, die nach 15-jähriger Einnahme soeben die Pille abgesetzt hat, bis hin zur Frau um die 40 mit nachgewiesen eingeschränkter Eizellreserve und der Empfehlung zur Eizellspende im Ausland. Hilfreiche Ausführungen zur schulmedizinischen Kinderwunschbehandlung online unter www.wunschkinder.net...2 Grundlagen der weiblichen Fruchtbarkeit In der Theorie der chinesischen Medizin beherrschen die Funktionen der Nieren, des Herzens und des Uterus sowie die zugehörigen Gefäße (Mai) die Fruchtbarkeit: Nieren (Shen): Speichern die vorgeburtliche Essenz (Jing) ( 2.3.4) und das Yuan Qi ( 2.3.1). Sie liefern über die Essenz-Jing die stoffliche Grundlage für die Keimzellen und ihre Reifung (Follikulogenese) und die Bildung des Menstruationsblutes (Jing Shui). Sie steuern mit dem Herzen den Beginn, den Verlauf und das Ende der Fortpflanzungsfähigkeit (Tian Gui)

1428 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Herz (Xin): Beheimatet den Geist (Shen), kontrolliert die Gefäße Mai und die Zirkulation des Blutes (Xue), fördert während der Ovulation die Freisetzung der Eizelle und während der Blutung die Freisetzung des Menstruationsblutes, und beeinflusst somit die zeitgerechte Transformation des Yin/Yang-Aspekts innerhalb des Zyklus. Uterus (Bao Gong): Umfasst neben der Gebärmutter die Ovarien, Eileiter und die Zervix, reguliert die Menstruation, Empfängnis und Schwangerschaft zusammen mit dem Ren und Chong Mai ( 5.4.5), speichert das Menstruationsblut, um es auszuscheiden, beherbergt den Fetus, um ihn und die Plazenta bei der Geburt freizugeben, bildet die physiologische Befeuchtung der Scheide, öffnet den Muttermund, um das Sperma aufzunehmen, veranlasst den Eisprung in den Ovarien und ermöglicht die Befruchtung und Bewegung der Eizelle in den Eileitern. Die öffnende und bewegende Funktion des Uterus ist eng mit dem Herzen/Perikard und der Leber/Perikard verbunden. Die schließende und haltende Funktion hängt besonders mit den Nieren zusammen. Energetische Verbindungen in Hinblick auf die Fertilität, die vom Uterus ausgehen: Mit den Nieren ( 2.4.7) über die Leitbahnen Bao Luo (Huang Di Nei Jing Su Wen, 1.2) Mit den acht außerordentlichen Gefäßen (Qi Jing Ba Mai) ( 5.4), insbesondere mit Ren und Chong Mai, die beide der Niere entstammen, durch den Uterus fließen und ihn versorgen, der Ren Mai mit Qi und Essenz, der Chong Mai mit Blut-Xue Mit dem Herzen ( 2.4.1) über die Leitbahn Bao Mai (Huang Di Nei Jing Su Wen, 1.2), vermutlich ein Ast des Chong Mai Mit der Leber ( 2.4.9) (zum Jueyin gehörend), die das Blut speichert, um es dem Chong Mai und damit dem Uterus zur Verfügung zu stellen Mit dem Magen ( 2.4.6) (zum Yangming gehörend) über den Chong Mai ( 5.4.5) Mit der Milz ( 2.4.5) über den Dai Mai ( 5.4.6). Entwicklung der Geschlechtsreife und Menstruation Mit zunehmendem Wachstum öffnet sich im Kindes- und Jugendalter der Ren Mai und füllt sich mit Qi bzw. erblüht der Chong Mai und füllt sich mit Blut. Die erste Regelblutung oder das Ankommen des Himmlischen Wassers (Tian Gui) im Alter von 14 Jahren signalisiert den Eintritt der Geschlechtsreife und bestimmt die Physiologie einer Frau von der Pubertät bis zur Menopause. Menstruationsblut (Jing Shui) Das Menstruationsblut (Jing Shui) ist die Manifestation eines Zusammenspiels zwischen Qi und Blut (Xue) aus unterschiedlichen Perspektiven und Zusammenhängen. An der Bereitstellung sind mehrere Organe beteiligt: Nieren-Herz: Essenz-Jing, das sogenannte Yin-Wasser der Nieren und seine Umwandlung durch das Feuer des Herzens Nieren-Leber: Essenz-Jing (Blut-Essenz in seiner Potentialität bzw. Vorhandenheit) in der Umwandlung zu Leber-Blut (Blut-Essenz in seiner Aktivität bzw. Bewegung) Nieren-Milz: Nähr-Ying Qi ( 2.3.1) in der Umwandlung zu Blut (Xue) und Essenz-Jing, die beide die Nieren auffüllen.

. Infertilität der Frau..3 Infertilitäts-Diagnostik 1429..3 Infertilitäts-Diagnostik Die klinische Präsentation der Infertilität korreliert oftmals nicht mit den Hauptsymptomen entsprechender Zang-Fu-Syndrome ( 11) moderner TCM -Lehrbücher. Erfahrungsgemäß gibt es neben der Zyklusanamnese häufig keine weiteren Nebensymptome, die eine eindeutige Zuordnung zu einem der Zang-Fu-Syndrome ermöglichen. Ebenso sind Zungen- und Pulsbefunde oft nicht aussagekräftig genug, um eine Diagnose nach Zang-Fu zu unterstützen. Das bedeutet: In der überwiegenden Mehrzahl begegnet ein Therapeut der chinesischen Medizin gesunden Frauen, die, abgesehen von ihrem unerfüllten Kinderwunsch, keine Beschwerden äußern, die pathologisch einzuordnen wären. In der Diagnostik im Bereich der Infertilität geht es also im Wesentlichen um die Wahrnehmung eines jeweils sehr individuellen Musters. Diese Wahrnehmung wird durch die Beobachtung bestimmt, wie sich das Yin und das Yang in den FK Herz und Nieren, das Blut und das Qi im FK Leber und Perikard sowie im Uterus und in den Gefäßen Chong und Ren Mai jeweils zueinander verhalten. Neben der Bewertung körperlicher und vegetativer Zeichen sollte das Augenmerk insbesondere auf der Jing-Shen-Achse ( 2.3.4, 2.3.5), also der Verbindung zwischen Herz (Feuer) und Nieren (Wasser) liegen. Das bedeutet auch, dass im Rahmen der Untersuchung v.a. der psycho-emotionalen Befindlichkeit ein hoher Stellenwert eingeräumt werden darf und sollte. Sie lässt sich neben einer direkten Befragung und Erörterung durch eine begleitende Puls- und Zungendiagnostik recht gut erfassen ( 4.1.6, 4.1.7). Einen besonderen Stellenwert hat auch die Erfassung der allgemeinen Lebensführung und ihre Kultivierung (Yangsheng, 15). Spezifische Infertilitäts-Diagnostik Spezifisch für die Infertilität haben sich heute zwei Untersuchungsverfahren etabliert: Der Verlauf der Basaltemperaturkurve (BTK) und die Zervixfaktoren (Zervixschleim und Zervixweite). Der Zyklus ist wesentlich durch die beiden Vorgänge der Ovulation und der Menstruation gekennzeichnet. Mithilfe der BTK kann ein idealerweise 28-tägiger Zyklus in vier einwöchige Phasen unterteilt werden, wobei die Yin-betonte Follikelphase dem Blut und Yin, die Yang-betonte Lutealphase dem Yang und Qi zugeordnet werden. Der Kurvenverlauf (.12.2, Abb..1) gibt Aufschluss darüber, wie sich die Transformationen Yin Yang (Ovulation) und Yang Yin (Menstruation) darstellen, und ob sich diese Übergänge harmonisch entfalten. Tab..85 Wichtige durch die Zyklusanamnese zu erfassende Kriterien bezüglich der Fruchtbarkeit Blutungsrhythmus Blutungsdauer Blutungsstärke Farbe und Konsistenz der Blutung Ereignisse, die die Blutung verändert haben Resistenzen Zu kurz, zu lang, unregelmäßig, außerhalb des Rhythmus auftretende Blutungen, Zwischen- bzw. Schmierblutung, ausbleibende Blutung Zu lang, zu kurz Zu stark, zu schwach Koagel, Schleim, Schleimhaut Pilleneinnahme, IUP, Geburten, Sectiones, Abrasiones, Fehlgeburten, vorangegangene IVF-/ICSI-Zyklen Myome, Ovarialzysten, Endometriose, Polypen

1430 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Tab..85 Wichtige durch die Zyklusanamnese zu erfassende Kriterien bezüglich der Fruchtbarkeit (Forts.) Entzündungen im Genital- und Analbereich, Pruritus, Brennen, Hautveränderungen Feuchtigkeit der Scheide bzw. vaginale Sekretion, Ausfluss Menge und Qualität des Zervixschleims Körperliches, vegetatives und psychisches Befinden während Ovulation/Menstruation Vorbehandlungen bei IVF/ICSI Laborchemische Befunde Neben Dysmenorrhö, PMS oder anderen wiederkehrenden Beschwerden, v.a. Hitze/Kälte-Zeichen Stimulationsprotokoll, Ovarialfunktion, Anzahl der stimulierten Follikel, Eizell- und Embryonenqualität, Verträglichkeit der Downregulation und der kontrollierten ovariellen Hyperstimulation (KOH), Zeichen einer Überstimulation (OHSS) Schilddrüsenfunktion, polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO), Sexualhormone, Prolaktin Kriterien der Basaltemperaturkurve (BTK) Allgemeines Temperaturniveau Ausgeglichenheit des Kurvenverlaufes Temperaturanstieg nach der Ovulation ( 3 über 6 Regel : Annahme einer stattgefundenen Ovulation nach 6 Tagen niedrigerer Basaltemperatur durch 3 aufeinanderfolgende Tage mit Temperaturerhöhung) Temperaturabfall vor der Menstruation Länge der Follikel- und Lutealphase Synchronisation des Kurvenverlaufs in der Follikelphase mit dem Zervixschleim. Zervixschleim Unter dem zunehmenden Östrogeneinfluss der Follikelphase vermehrt sich der Zervixschleim wie auch das subjektive Feuchtigkeitsgefühl der Scheide. Ab dem sechsten Tag vor dem Eisprung verändert er seine Konsistenz, den Elektrolyt- und ph- Gehalt. Er wird klarer, glasiger und spinnbarer und bereitet somit den Weg v.a. für die hoch beweglichen und morphologisch unauffälligen Spermien durch den Zervikalkanal. Zusätzlich unterstützt sein Milieu die Kapazitation der Samenzelle, ohne die eine Befruchtung der Eizelle nicht möglich ist. Das reichliche Vorhandensein des Zervixschleims gilt in der CM als ein wichtiger Indikator der Fruchtbarkeit. Die stoffliche Basis kann der Essenz-Jing und insbesondere den dichteren Ye-Säften (der Körperflüssigkeiten-Jin-Ye [ 2.3.3]) des Nieren-Yin zugeordnet werden. Die Veränderungen seiner Konsistenz in der Vorbereitung zur Ovulation verstehen sich als Ausdruck des Nieren-Yang und können durch entsprechende Arzneien ab dem zehnten Zyklustag milde gefördert werden. Idealerweise fällt der peak day, der Tag an dem die eiweißartige Konsistenz des Zervixschleims am ausgeprägtesten ist, mit dem präovulatorischen Abfall der BTK zusammen. Ein weiterer Zervixfaktor das Aufrichten der Zervix in der Scheide und die Öffnung des Muttermundes zur Ovulation kann bei entsprechender Eignung der Selbstuntersuchung als ein zusätzliches Merkmal hinzugezogen werden. Veränderungen in Menge und Qualität des Zervixschleims werden als ein subtiles Zeichen nachlassender Fertilität gewertet. Neben der Einflussnahme durch be-

. Infertilität der Frau..4 Behandlungsstrategien 1431 stimmte Medikamente, wie z.b. Clomifen (Antiöstrogen zur Stimulation der Eizellreifung) treten sie häufiger bei Frauen nach oraler Langzeitkontrazeption auf...4 Allgemeine Behandlungsstrategien Die Behandlung der Infertilität besteht vorrangig in der Regulierung des Zyklus (Tiao Jing Zhong Zi). Die Behandlung beinhaltet neben der Regulation vorhandener hormoneller Ungleichgewichte und dem Fördern einer Ovulation insbesondere die Einflussnahme auf den Menstruationsfluss. Nur wenn die Blut-Essenz im Überfluss vorhanden ist und unbehindert zur und durch die Gebärmutter fließen kann, sind die notwendigen Voraussetzungen für eine Empfängnis gegeben. Grundsätzlich sind die folgenden Therapiegrundsätze zu berücksichtigen: Die klinische Präsentation der weiblichen Infertilität beinhaltet nicht selten scheinbar widersprüchliche Zeichen. Dies gilt insbesondere für Hitze/Kälteoder auch Fülle/Leere-Zeichen Den Zyklus immer als Prozess bzw. als Kontinuum verstehen. Bei der Behandlung der Infertilität hängt sprichwörtlich alles mit allem zusammen, das Ganze ist etwas anderes als die Summe seiner Teile : Ein Yin-Mangel bzw. eine Yin-Schwäche (Yin Xu) zieht meist einen Yang- Mangel bzw. eine Yang-Schwäche (Yang Xu) nach sich Verkürzte Zyklen können Ausdruck von Hitze durch Yin-Mangel, aber auch eines gleichzeitig vorliegenden Yang-Mangels sein Verlängerte Zyklen weisen auf Kälte, Feuchtigkeit-Schleim, aber auch auf Yin- und Blut-Mangel hin Insbesondere bei Hitzemustern ist eine physiologische Entfaltung des Yang oft nicht mehr gegeben. Daher ist das Klären bzw. Ausleiten von Hitze bei der Infertilitätsbehandlung immer an die Stärkung des physiologischen Yang gebunden Die Ausleitung pathogener Faktoren (Xie Qi) über die Monatsblutung kann auch als sinnvoller Versuch betrachtet werden, sich selbst zu regulieren. Die Monatsblutung scheidet überschüssige Hitze des Blutes aus oder löst eine Qi- Stagnation oder eine Blut-Stase auf Altes Blut sollte vollständig ausgeschieden werden, damit neues Blut gebildet werden kann. Die Behandlung während der Menstruation mit bitteren, kalten, sauren oder adstringierenden Arzneien verlangsamt den Blutfluss und sollte nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden Die Behandlung der weiblichen Infertilität gelingt häufig besser, wenn Therapiekonzepte des menopausalen Syndroms (.12.6) mit einbezogen werden, insbesondere bei Patientinnen > 40 Jahre und mehrfachen, erfolglosen IVF-/ICSI- Vorbehandlungen Der alleinige Einsatz der CM ist v.a. bei der Behandlung der funktionellen Infertilität (= ohne erkennbare Ursache) am aussichtsreichsten. Zyklusphasen-adaptierte Behandlung Um die physiologischen Vorgänge der einzelnen Zyklusphasen aufeinander abzustimmen, empfehlen viele Autoren das in den folgenden Abschnitten dargestellte Vorgehen.

1432 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Während der Menstruation Therapieprinzipien Die Menstruation regulieren, das Blut beleben bei zu schwachen Blutungen, Blutungen stillen bei zu starken Blutungen Rezept: Tiao Jing Tang enthält Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Chuanxiong Rz. (Chuan Xiong), Paeoniae Rx. alba (Bai Shao), Leonuri Hb. (Yi Mu Cao), Cyperi Rz. (Xiang Fu), Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Glycyrrhizae Rx. (et Rz.) (Gan Cao). Follikelphase Therapieprinzipien Ab dem dritten Zyklustag: Yin und Blut nähren, den Chong Mai auffüllen, das Endometrium aufbauen Rezept: Cu Luan Pao Tang enthält Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Chuanxiong Rz. (Chuan Xiong), Paeoniae Rx. alba (Bai Shao), Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Dipsaci Rx. (Xu Duan), Polygoni multiflori Rx. (He Shou Wu), Cuscutae Sm. (Tu Si Zi), Lycii Fr. (Gou Qi Zi), Corni Fr. (Shan Zhu Yu). Ab dem zehnten Zyklustag Therapieprinzipien Eisprung fördern, Yin und Blut unterstützen, Qi und Blut sanft regulieren, ggf. das Yang stützen Rezept: Cu Pai Luan Tang enthält Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Salviae miltiorrhizae Rx. (Dan Shen), Lycopi Hb. (Ze Lan), Carthami Fl.(Hong Hua), Leonuri Fr. (Chong Wei Zi), Cyperi Rz. (Xiang Fu), Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Lycii Fr. (Gou Qi Zi), Cuscutae Sm. (Tu Si Zi), Dipsaci Rx. (Xu Duan). Lutealphase Therapieprinzipien Nach dem Eisprung: Die Einnistung fördern, das Yang wärmen und das Blut nähren, die Nieren, Ren und Chong Mai festigen Rezept: Cu Huang Ti Tang enthält: Dioscoreae Rx. (Shan Yao), Atractylodis macrocephalae Rz. (Bai Zhu), Cuscutae Sm. (Tu Si Zi), Lycii Fr. (Gou Qi Zi), Corni Fr. (Shan Zhu Yu), Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Morindae officinalis Rx. (Ba Ji Tian), Epimedii Hb. (Yin Yang Huo). Cave: Die allgemeine Strategie, in der letzten Zykluswoche das Qi und evtl. auch das Blut zu bewegen, die oft bei der Behandlung von Zyklusstörungen (.12.2) zum Einsatz kommt, darf nur angewendet werden, wenn ausgeschlossen ist, dass eine Befruchtung und Einnistung stattgefunden hat. Historisch-soziologischer Kontext Während im heutigen China das Hauptaugenmerk der Infertilitätsbehandlung auf dem Supplementieren der Nieren-Energien liegt, vertreten klassische Autoren oft den Ansatz, die Leber zu harmonisieren und damit das Verhältnis von Qi und Blut- Xue. Die Behandlung weiblicher Unfruchtbarkeit ist daher immer auch vor dem historischen und gesellschaftlichen Kontext der einzelnen Dynastien zu sehen. Einen lesenswerten Überblick gibt Andrea-Mercedes Riegel in Das Streben nach dem Sohn. Fruchtbarkeit und Empfängnis in den medizinischen Texten von der Hanzeit bis zur Mingzeit (1999).