KREBS - I MEHR WISSEN WENIGER ANGST März 2010 N 41 FONDATION LUXEMBOURGEOISE CONTRE LE CANCER
Auch wenn es sicher viele Themen gibt, die schöner sind: Manchmal sind wir mit dem Thema KREBS in unserem Umfeld konfrontiert. Doch es gibt viele GERÜCHTE UND LEGENDEN zum Thema, die einen ganz schön verunsichern können. WAS IST WIRKLICH DRAN? >> Wie schätzt Du die Aussagen auf der gegenüberliegenden Seite ein? Als wahr? Als falsch? >> Wir haben einmal nachgeforscht.? RICHTIG ODER FALSCH ES GIBT VIELE ARTEN VON KREBS KREBS IST EINE ANSTECKENDE KRANKHEIT VIELE KINDER ERKRANKEN AN KREBS 2 VIELE KREBSARTEN WERDEN VERERBT 3 DAS RISIKO, AN KREBS ZU ERKRANKEN, LÄSST SICH REDUZIEREN Krebs: Mehr Wissen, weniger Angst. 1 PERSON VON 3 WIRD IM LAUFE IHRES LEBENS VON KREBS BETROFFEN SEIN
ES GIBT VIELE ARTEN VON KREBS VIELE KREBSARTEN WERDEN VERERBT Der Name Krebs ist ein Sammelbegriff für viele bösartige Erkrankungen, die unbehandelt alle eines gemeinsam haben: Zellen, die außer Kontrolle geraten, sich ungebremst vermehren, sich im Körper ausbreiten und die gesundes Gewebe und Organe zerstören. Zur Info: Es existieren so viele unterschiedliche Krebsarten wie es Zellarten im Körper gibt. Die Krebsart hängt von der Ausgangszelle ab, dort findet die Entartung der Zelle statt. Es können rund 200 Krebsarten gezählt werden: Krebs der Lunge, der Brust, des Darms, der Haut, der Prostata, des Knochens, des Bluts (Leukämie), etc. Es gibt sehr seltene Krebsarten, andere sind dagegen häufiger (Brustkrebs, Darmkrebs, Hautkrebs, Lungenkrebs). Nur sehr wenige Krebsarten werden von Eltern auf Kinder direkt vererbt. Das gilt zum Beispiel für den extrem seltenen Fall eines Augentumors im Kindesalter ( Retinoblastom ). Von allen Patienten mit Krebs haben nach heutigem Kenntnisstand höchstens 10% eine erbliche Veranlagung, die den Entartungprozess von Zellen begünstigt. Das heißt: nicht der Krebs selbst, wohl aber die Veranlagung dazu kann vererbt werden. Dies ist beispielsweise für einige Dickdarmkrebsoder Brustkrebsarten bekannt. Eine erbliche Veranlagung kann (muss aber nicht) zu einem Ausbruch von Krebs führen. Erbliche Veranlagung heiβt: Betroffene haben von ihren Eltern ein bereits geschädigtes Gen geerbt oder es verbergen sich Defekte in wichtigen Schutzgenen, die sie erben. KREBS IST EINE ANSTECKENDE KRANKHEIT Solch ein geschädigtes Gen (Defekt) kann sich von Generation zu Generation weitervererben. Dabei kann der einzelne die Kapazitäten seiner angeborenen Gene überlasten oder zusätzlich schwächen. Hat jemand beispielsweise weniger Glück mit seiner genetischen Ausstattung und sind die eigenen Reparaturkapazitäten noch zusätzlich durch externe Risikofaktoren (Beispiel: das Rauchen) massiv überlastet, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Krebs entsteht. Krebs ist keine ansteckende Krankheit in dem Sinn, dass man ihn bekommt, wenn man jemandem die Hand gibt oder einen Patienten umarmt. Aber es gibt ansteckende Viren, die indirekt für Krebserkrankungen verantwortlich sind: Hepatitis-Viren und humane Papillomviren. Hepatitis-B-Viren beispielsweise werden mit einem gesteigerten Leberkrebs- Risiko in Verbindung gebracht. Sie werden über Blut- und Sexualkontakte übertragen. Risikogruppen (etwa medizinisches Personal, Drogenkonsumenten) sollten geimpft werden, alle anderen können sich bei Sexualkontakten durch die Verwendung eines Kondoms schützen. 4 5 Humane Papillomviren spielen bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs eine Rolle. Seit einiger Zeit gibt es in Luxemburg eine Impf-Möglichkeit gegen diese Viren. Dank einer solchen HPV-Impfung sinkt das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Mädchen und junge Frauen sollten geimpft werden, bevor sie sexuell aktiv werden.
KREBS=TOD Oft hört man zwar von tragischen Krankheitsfällen in der eigenen Straße oder im eigenen Dorf - aber über die vielen Erkrankten, die geheilt werden, wird selten gesprochen. Generell lässt sich sagen: Heute kann bei Erwachsenen mehr als die Hälfte der Krebserkrankungen geheilt werden, bei Kindern mehr als 80%. Faktoren, die für den Heilungserfolg eine wichtige Rolle spielen, sind die Krebsart, das Stadium der Krebserkrankung sowie der allgemeine Gesundheitszustand und das Alter der jeweiligen Person. 1 PERSON VON 3 WIRD IM LAUFE IHRES LEBENS VON KREBS BETROFFEN SEIN Nach derzeitigem Wissensstand muss jeder Dritte (in den westlichen Industrieländern) damit rechnen, irgendwann im Laufe seines Lebens an Krebs zu erkranken. Aufgepasst: die Betonung liegt auf im Laufe seines Lebens, und hier ist vor allem das fortgeschrittene Alter gemeint. Es bedeutet nicht, dass 1 von 3 aktuell Krebs hat! Übrigens: Steigt die Zahl der Krebsneuerkrankungen eigentlich? Ja. Ein Grund dafür ist, dass die Menschen immer älter werden. Wie auch auf Seite 11 zu sehen ist: Das Alter ist der wichtigste Risikofaktor für Krebs. Wird Krebs immer tödlicher? Nein. Die Statistiken zeigen vielmehr, dass die Sterblichkeit seit den letzten Jahrzehnten zurückgeht. Früherkennungsmethoden sowie neueste Behandlungsmethoden haben in den letzten Jahren dazu beigetragen. ZU BEGINN EINER KREBSER- KRANKUNG TRETEN SYMPTOME UND SCHMERZEN AUF Die Anfänge einer Krebserkrankung sind weder von Schmerzen noch von Symptomen begleitet. Umso wichtiger ist das Thema Früherkennung, denn generell gilt: Je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto leichter lässt sie sich heilen. 6 7 Stichwort Früherkennung : Jungen Mädchen wird in den ersten Jahren der sexuellen Aktivität und später regelmäßig empfohlen, einen sogenannten Pap-Test (Gebärmutterhalsabstrich) beim Frauenarzt durchführen zu lassen. Der Pap-Test ist eine Möglichkeit, die Zellen des Gebärmutterhalses auf Veränderungen hin zu überprüfen, die zu Krebs führen können. Mädchen und Jungen sollten auf ihre Haut und ihre Schönheitsflecken / Muttermale achten, um frühzeitig ein bösartiges Melanom zu erkennen. Die meisten Früherkennungsmaßnahmen werden ab einem Alter von 50 Jahren empfohlen.
Risiko-Faktoren als Verursacher von Krebs-Todesfällen Welche Risikofaktoren gelten als Verursacher von Krebs-Todesfällen? Guck Dir mal folgende Übersicht der Krebsforschungsagentur IARC an und ziehe Deine eigenen Schlüsse daraus: KREBS IST EINE MULTI- FAKTORIELLE ERKRANKUNG Bei Krebs, einer sehr komplexen Krankheitsform, spricht man von einer sogenannten multifaktoriellen Krankheit. Warum? Weil mehrere Faktoren zusammentreffen müssen. Externe (=äuβere) Risikofaktoren sind zum Beispiel: Giftstoffe im Tabakrauch Fehlernährung Alkoholkonsum Sonnenstrahlung / UV-Licht Radioaktivität manche Chemikalien Virusinfektionen (HPV, usw.) Endogene (=innere) Faktoren sind: erbliche Veranlagung ( genetische Prädisposition ) direkte Vererbung. unbekannt oder ungewiss (Ernährung, Erbanlagen, etc.) 57% Tabak 24% Quelle: Internationale Krebsforschungsagentur IARC 2007 Alkohol 7% 4% Infektionen 3% Bewegungsmangel/Übergewicht 2% 3% Einflüsse am Arbeitsplatz Diverse sonstige Und was ist mit den Umweltfaktoren? Ja, namhafte Wissenschaftler interessieren sich auch für dieses Thema! Doch sie tun sich bis heute äußerst schwer, krebsbegünstigende Umwelteinflüsse (Luftschadstoffe, Schwermetalle, elektromagnetische Strahlen, etc.) signifikant nachzuweisen, das heißt, ihre genaue Rolle bei der Krebsentstehung zu ergründen. Ausnahme ist laut Wissenschaftler eines der wichtigsten krebserzeugenden Umweltgifte der Zigarettenrauch! Auf ihn geht ein großer Teil der krebsbedingten Todesfälle zurück. 8 9 Wenn die Menschen nicht rauchen würden, wäre Krebs eine deutlich seltenere Krankheit.
VIELE KINDER ERKRANKEN AN KREBS Schaut man sich die Medien an, hat man oft den Eindruck: es gibt ganz viele krebskranke Kinder! Doch: Krebserkrankungen bei Kindern sind mit einem Anteil von weniger als 1% aller Fälle zum Glück relativ selten. MANCHE KREBSARTEN SIND HÄUFIGER Die genaue Zahl der Personen, die aktuell mit einem Krebs in unserem Land leben, ist nicht bekannt. Was jedoch bekannt ist: Jedes Jahr entdeckt man in Luxemburg rund 2.000 neue Krebsfälle. Beispiel: Im Jahr 2007 erfasste das luxemburgische Registre Morphologique des Tumeurs 2.098 neue Krebsfälle. Krebs bei Kindern In Luxemburg erkranken laut Schätzungen jährlich rund 15 Kinder neu an Krebs. Wenn Krebs bei Kindern auftritt, dann sind Leukämien (Blutkrebs) die häufigste Krebsart. Die Heilungschancen haben sich in den letzten 30 Jahren deutlich verbessert und liegen heute bei etwa 80%, bei einigen Krebsarten sogar über 90%. Die häufigsten Krebsarten bei Männern sind (2007): 1. Prostatakrebs: 323 Fälle 2. Darmkrebs: 160 Fälle 10 3. Hautkrebs (bösartiges Melanom eingeschlossen): 139 Fälle 4. Lungenkrebs: 119 Fälle 5. Nierenkrebs: 45 Fälle Die häufigsten Krebsarten bei Frauen sind (2007): 1. Brustkrebs: 317 Fälle 2. Darmkrebs: 132 Fälle Krebs bei Erwachsenen In Luxemburg schätzt man bei Erwachsenen rund 2000 neue Fälle von Krebserkrankungen pro Jahr. 65% der neu erkrankten Menschen sind älter als 60 Jahre. Das Alter ist in der Tat der wichtigste Risikofaktor für Krebs. 11 3. Hautkrebs (bösartiges Melanom eingeschlossen): 97 Fälle 4. Gebärmutterkrebs: 54 Fälle 5. Lungenkrebs: 52 Fälle
Krebs vorbeugen An seiner genetischen Ausstattung kann man leider nichts ändern. Aber man kann versuchen, seine Lebensumstände so zu gestalten, dass das persönliche Risiko an Krebs zu erkranken, gesenkt wird. Dazu gehört es, externe Risikofaktoren (wie Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, zu starke Sonnenstrahlen, etc.) zu vermeiden sowie möglichst viele Schutzfaktoren (gesundes Essen, Sport) zu fördern. KREBS IST EINE FATALITÄT, GEGEN DIE MAN NICHTS MACHEN KANN Über die Hälfte der Krebserkrankungen ist vermeidbar. Die Zauberworte lauten Krebs vorbeugen und Krebs früherkennen. Krebs früherkennen In der Regel gilt: Je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto leichter lässt sie sich heilen. Leider gibt es keine singuläre Methode zur Früherkennung aller Krebsarten. Insgesamt gibt es ja rund 200 Krebsarten die einen sind häufiger, die anderen seltener. Vor allem bei häufigen Krebserkrankungen (wie Brust- oder Darmkrebs) kann sich eine Früherkennung als hilfreich erweisen (ab einem Alter von 50 Jahren). Übrigens: Entgegen der landläufigen Meinung ist eine Blutuntersuchung keine universelle Methode zur Krebs-Früherkennung. 12 13
DAS RISIKO, AN KREBS ZU ERKRANKEN, LÄSST SICH REDUZIEREN. Es gibt zwar keinen 100%igen Schutz gegen eine Krebserkrankung, aber man kann seine Chance erhöhen, nicht an Krebs zu erkranken, wenn man einige Regeln befolgt: GESUND ESSEN: Die Experten empfehlen, pro Tag mindestens 5 Portionen Obst und Gemüse zu essen - am besten unterschiedlicher Art und Farben - sowie nicht zuviel Süßes und Fettes zu konsumieren. Zuviele Kilos und Übergewicht sind Risikofaktoren für verschiedene Krebsarten (Darm-, Brustkrebs) sowie für zahlreiche andere Erkrankungen (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etc.). Um zu berechnen, ob Normalgewicht oder Übergewicht vorliegt, ist der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) hilfreich. SICH VOR DER SONNE SCHÜTZEN: Die UV-Strahlen der Sonne können Hautkrebsarten verursachen (Karzinome und Melanome). Empfohlen wird ein entsprechender Sonnenschutz oder die Meidung von Sonnenstrahlen. Solarien sind genauso gefährlich wie die Sonne. Sie bereiten entgegen der Meinung vieler Leute die Haut nicht auf die Sonne vor. NICHT RAUCHEN: Weltweit ist rund ein Drittel aller Krebsfälle mit Todesfolge auf das Rauchen zurückzuführen. Kein Wunder: Im Tabakrauch sind unter anderem mehr als 50 krebserregende Substanzen enthalten. Da ist es besser, schnellstmöglich aufzuhören oder gar nicht erst anzufangen. Auch sollte man sicherstellen, dass man keinem Tabakrauch (Stichwort: Passivrauchen) ausgesetzt ist. Körpergewicht in Kilogramm BMI = (Körpergröße in Meter) 2 Der BMI eines Erwachsenen sollte im Normalbereich (zw. 18,5 und 25) liegen. Bei Jugendlichen ist es komplizierter. Am besten mit dem Arzt sprechen, wenn Du einmal bei ihm bist. ALKOHOL MEIDEN: Bei Menschen, die viel Alkohol trinken, steigt das Risiko für verschiedene Krebsarten. Allgemein gilt: Alkohol wirkt im Körper als Zellgift, das Organe schädigt. Bei jungen Menschen beispielsweise verursachen schon geringste Alkoholmengen dauerhafte Veränderungen und Schädigungen am Gehirn, das sich noch bis zum 20. Lebensjahr stark entwickelt. Jugendliche sollten deshalb überhaupt keinen Alkohol trinken. 14 15 VIEL BEWEGEN: Täglich eine Stunde Sport oder gemäßigte körperliche Aktivität zu betreiben schützt vor bestimmten Krebsarten (z.b. Brust- oder Darmkrebs). Dabei kannst Du verschiedene Aktivitäten über den Tag hinweg zusammenzählen. So kommt auch der Spaß nicht zu kurz!
Wer / was ist eigentlich die Fondation Luxembourgeoise Contre le Cancer? Es ist die größte Krebshilfe-Organisation in Luxemburg. Sie entstand 1994 aus einer Privatinitiative heraus, ist unabhängig und neutral und finanziert sich zu 90% durch Spenden der Bevölkerung. Sie informiert (z.b. mit ihren Zeitschriften Info-Cancer und Den Insider, ihrer Internet- Seite www.krebs.lu sowie ihren Konferenzen und ihren Kampagnen). Sie hilft Patienten, die an Krebs erkrankt sind, sowie deren Angehörigen (mit praktischer, sozialer und finanzieller Unterstützung). Sie unterstützt die Forschung, um die Krankheit zu bekämpfen und um die Behandlungsmethoden zu verbessern. Sie organisiert jedes Jahr den Relais pour la Vie, eine große Solidaritätsveranstaltung zum Thema Krebs. Konzept und Text: Fondation Luxembourgeoise Contre le Cancer. Alle Rechte vorbehalten. Fotos: fotolia.de photocase.de aboutpixel.de Layout: Stefan Thelen, www.modelldesign-trier.de Luxembourg-1 Port payé P/S. 277 Absender: c/o Fondation Luxembourgeoise Contre le Cancer 209, route d Arlon L-1150 Luxembourg www.cancer.lu email: flcc@pt.lu Tel.: 45 30 331