KLANG DER KULTUREN - FRANKREICH



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Transkript:

KLANG DER KULTUREN - FRANKREICH Georg Muffat aus Lieblicher Balletstücken Anderter Blumenbund Anderte Partie in G Fröhliche Dichtschul (1692) Ouverture, Les Poetes -Die Poeten), Jeunes Espagnols-Junge Spanier, Autre pour les memes - Ein anders für dieselbige, Les Cuisiniers-Die in ihren Häfen etwas abrührende Köch, Le Hachis-Das Fleischgehack, Le Marmitons-Die Küchenjungen J.J.Stupan von Ehrenstein aus: Rosetum Musicum (1702) Ouverture d-moll Ouverture, Aria, Rondeau, Menuet, Passacaille Gottlieb Muffat Concerto ex B per il clavicembalo col violino unisono e bass Vivace, Adagio, Spiritoso J.J.Fux aus: Concentus Musico-Instrumentalis (1701) Ouverture C-Dur Ouverture, Aria, Menuet, Aire la Volage, Marche des Ecurieus, L inegalitè * * * W.L.Freiherr von Radolt aus Die Aller Treüeste Verschwigneste und so wohl fröhlichen als Traurigen Humor sichrichtente Freindin /Vergesellschafft sich mit anderengetreüen Fasalen Unserer Inersten Gemuets Regung (1701) Toccata, Ouverture, Aria Pastorale, La Querelle des Amantes, Menuette en Canon, Capricio en Canon, Guigue, Menuette B.A.Aufschnaiter aus Concors Discordia (1695) Serenade R.I.Mayr aus Pythagorische Schmids-Füncklein (1692) Suite in B-Dur Passagaglia, Gavotte, Menuet, Rondeau ARS ANTIQUA AUSTRIA, Leitung: Gunar Letzbor, Violine

Georg Muffat, Ein paneuropäischer Komponist mit politischem Weitblick Georg Muffat wurde in Savoyen geboren, verbrachte seine Kindheit im Elsaß und tätigte seine Studien in Paris. Schließlich flieht er vor dem Französisch - Österreichischen Krieg nach Wien und Prag (Sonata auß. D, 1766). 1678 tritt er in die Dienste des Salzburger Erzbischofs Max Gandolf ein, der ihn zu Studien nach Italien schickt (Armonico Tributo, 1682). 1690 widmet er Kaiser Leopold I seinen Apparatus anläßlich der Krönung von Erzherzog Joseph zum römischen König in Augsburg (Coronatio Augusta), im selben Jahr tritt er in die Dienste des Passauer Bischofs Johann Philipp von Lamberg ein (Florilegien 1695 und 1698, Instrumental-Music 1701). Im Vorwort zum Florilegium I legt er seine politischen Ansichten, seine Visionen vom Zusammenleben aller Völker in Eintracht dar: Die Kriegerische Waffen und ihre Ursachen seyn ferne von mir; Die Noten, die Seiten, die liebliche Music-Thonen geben mir meine Verrichtungen, und da ich die Französische Art der Teutschen und Welschen einmenge, keinen Krieg anstiffte, sondern vielleicht deren Völker erwünschter Zusammenstimmung, dem lieben Frieden etwann vorspiele. Das war eine Vision, die sicherlich auch für die viersprachige (lateinisch, englisch, französisch und deutsch) Ausführung seiner letzten drei im Druck erschienenen Compendien verantwortlich zeichnet! Wie vielen Propheten war es auch G. Muffat nicht vergönnt, die Früchte seiner politischen Visionen selbst zu erleben. Am 11. Jänner 1704 besetzten Truppen des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern Passau, ein Geplänkel im Spanischen Erbfolgekrieg. - 1688 hatte Muffat anläßlich eines Todesfalles im Zuge der Eroberung Belgrads (ein Bruder seines Dienstherren Graf Maximilian von Scherffenberg wurde dabei getötet) ein Concerto mit dem Titel Trauriger Sieg verfaßt. Jetzt hatte er keine Gelegenheit, ein weiteres Werk etwa mit dem Titel Fröhliche Niederlage anzufügen. - Im Totenbuch der Stadt ist vermerkt: Am 23. Februar 1704, verschied der Edl Gestrenge und Kunstreiche Herr Georg Muffat, Sr. Hochfürstlichen Eminenz zu Passau, etc. gewester Kapellmeister. Er wurde bei den hohen Dombstift in dem Creizgang beigelegt. G. L. Johann Jakob Stupan von Ehrenstein Wurde 1664 geboren und starb 1739 in Wien. Im dem Titelblatt zur Armonia Compendiosa (Sammlung von Violinsonaten) von 1703 wird Stupan von Ehrenstein als Gentilhuomo a Graz genannt. Ein weiteres Zeugnis aus seinem Leben finden wir im Wiener Diarium Num. 626 (1709). Hier wird berichtet: dabey dann allerhöchst besagte Kayserliche Majestäten über die fürtreffliche Music, welcher Ihrer Hochfürstlichen Durchlaucht Printz Maximilian Wilhelm Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg ec. Secretarius Herr Stupan von Ehrenstein angeordnet ein allergnädigstes Belieben gezeiget. Kaiser Joseph I. war also beim Besuch der Jesuiten von der Schauspielmusik zu Martis exilium angetan.

Eine weitere Eintragung im Wiener Diarium Num. 670 bezeugt die Aufführung einer Schauspielmusik zum verlorenen Jesuitendrama Radimiris ex Reo Rex (1710). Am 1.Jänner 1711 wird seine einzige erhaltene Schauspielmusik, die zu Nundinae deorum aufgeführt. Den Höhepunkt seiner diplomatischen Kariere erreicht Stupan von Ehrenstein mit der Berufung zum Truchseß bzw. zum Hofrat der verwitweten Kaiserin Amalie. In den Ouverturensuiten vom Rosetum Musicum zeigt Stupan eine reiche Kenntnis des französischen Stils und ein für einen dilletierenden Adeligen außerordentlich hohes Niveau der Satztechnik. Trotz einfachster Medlodiebildung erzielt der Komponist durch geschickte harmonische oder melodische Wendungen außergewohnliche Klangerlebnisse, die auch an innerösterreichische Volksmusik erinnern. Gottlieb Muffat Der frühe Tod Georg Muffats hat leider verhindert, daß der offensichtlich begabte Gottlieb (1690-1770) durch seinen Vater in die hohe Kunst der Komposition eingeweiht wurde. Mit vierzehn Jahren übersiedelte Gottlieb nach Wien. Nachdem er in die kaiserliche Hofkapelle aufgenommen worden war, studierte er bei J.J Fux weiter. 1717 wurde er schließlich als Organist angestellt, bekam gleichzeitig Geld für eine Studienreise. Wohin sie ging, ist bisher nicht bekannt. Jedenfalls scheint Gottlieb bei allen wichtigen Aufführungen der kaiserlichen Kapelle am Tasteninstrument mitgewirkt haben. 1741 wurde er schließlich von Kaiserin Maria Theresia zum 1.Organisten berufen. Er war gleichzeitig Organist an der Kapelle der Kaiserin Amalia (Witwe JosephI.) und unterrichtete u.a. G.Ch.Wagenseil, auch die Kaiserin wurde von ihm unterwiesen. Als Komponist für Tasteninstrumente war er sehr beliebt und seine beiden Drucke waren weitverbreitet. Sein handschriftlicher Nachlaß wurde leider weitgehend zerstreut. Bis heute tauchen immer wieder neue Werke Gottlieb Muffats in Bibliotheken auf. Ein besonderer Fund wurde kürzlich in Kiev gemacht. Die drei Cembalokonzerte gelten heute als die frühesten Zeugnisse dieser Form, die in habsburgischen Landen entstanden sind. Gottlieb zeigt sich hier als stilverbindender Neuerer. Französische Elemente (Harmonik, Ornamentik) sind bereits durchgehend mit italienischen Merkmalen ( Form, Melodiebildung) verschmolzen. Gekonnt durchdringt der Komponist den Cembalosatz mit komunizierenden Einwürfen der Violine. Eine weitere klangliche Abwechslung erzielt er durch eine durchdachte zeitweilige Verstärkung des Cembalobasses durch einen Streichbass. In seinen übrigen Werken für Tasteninstrumente besticht Gottlieb durch die kunstvolle Einflechtung des Kontrapunktes in die sonst sehr modern gehaltenen Kompositionen. Hier verzichtet er weitgehend auf solche Kunststücke, er vertraut auf die Kraft einfacher, gutstrukturierter Melodien und plaziert sich so als zukunftsweisende Kraft im sonst eher konservativen Habsburgerhof. Johann Joseph Fux wurde1660 in Hirtenfeld bei St. Marein am Pickelbach (Oststeiermark) als Sohn eines Bauern geboren. Er starb am 13. Februar 1741 in Wien. Über Jugendzeit und Lehrjahre wissen wir nichts. Er wurde wahrscheinlich frühzeitig vom Kaiserhaus unterstützt. 1681 wurde er in das Internat des Grazer Ferdinandeums als kaiserlicher Stipendiat

aufgenommen. Von dort scheint er frühzeitig geflohen zu sein. Wahrscheinlich wandte er sich nach Italien, wo er seine hauptsächlichen Studienjahre verbrachte. 1696 finden wir Fux als Organist an der Wiener Schottenkirche.1698 wird er von Kaiser Leopold zum Hofkompositor ernannt. Der Hofkapellmeister Pancotti erwähnt 1701»daß der Supplicant ein meritiertes Subjectum von gar guetten Qualitäten, vondt einer sonderbahren Geschicklichkeit sey, alles dasjenige zu verrichten, was ihm auffgetragen wird«. Im selben Jahr wird der Concentus Musico-Instrumentalis gedruckt. Hier zeigt sich nicht nur die außergewöhnliche Meisterschaft des jungen Komponisten im Umgang mit dem französischen Stil. Er positioniert sich auch als einer der wichtigsten Vorstreiter für die Entwicklung des gemischten Geschmacks, in dem französische und italienische Stilelemente miteinander verbunden werden. 1715 erreicht Fux den Höhepunkt seiner Kariere, er wird zum Hofkapellmeister ernannt. Als er schließlich 1741 starb, hatte er drei Kaisern (Leopold, Joseph und Karl) gedient. Trotz seiner traditionsorientierten Grundhaltung bediente sich Fux aller Neuerungen der europäischen Tonkunst seiner Zeit. Mit der Durchdringung seiner kontrapunktischen Setzweise mit chromatischen Farben, Querständen und Parallelführungen hat Fux einen Stil geschaffen, der aüßerst affektbetont bis heute geradezu modern wirkt. Wenzel Ludwig Freiherr von Radolt wurde 1667 in Wien als Sohn des kaiserlichen Truchseß Franz Clement Galeazzo Freiherrn von Radolt geboren. Er ist ebendort im Jahre 1716 gestorben. Sein adeliger Stand und sein relativer Reichtum erlaubten es ihm, seinen Neigungen des Lautenspiels und der Komposition volle Aufmerksamkeit zu widmen. Der Aller Treüesten Freindin. diese Sammlung ist heute über mehrere Bibliotheken verstreut. Es gelang erst kürzlich, alle erforderlichen Stimmhefte aufzufinden. Gedruckt wurde sie 1701 in Wien bei Jann Michaël Nestler, gewidmet ist sie Joseph I., zu dieser Zeit noch Römischer König. Ein wichtiger Grund für das mehrheitliche Fehlen von gedruckten Ausgaben der Kompositionen dieser Zeit dürfte in dem "Besitzanspruch" der Auftraggeber an den Kompositionen liegen. Die vorliegende Ausgabe hingegen entstand trotz ihrer Widmung an den Hof für den bürgerlichen Musikmarkt und findet sich sogar noch im Musikalienkatalog von Johann Michael Christophori des Jahres 1714 und dem Wiener Diarium von 1732. Es handelt sich um acht Tanzsuiten, Concerte genannt, in der Besetzung Violine I und II, Violine III oder Viola da gamba, Baß sowie Laute I-III. Radolt sagt im Vorwort zur Besetzung: Es gehören zu dißen einen Ersten Opus 5 Büecher: 1.Die Erste Lautten. 2. Die Lautten, so die Mittel-Stimen führet. 3. Die Erste Geigen oder Flautten. 4. Die Mittel-Stimmen in der Geigen oder Gamba. 5. Der Baß. Im Gegensatz zu einigen zeitgenössischen Stücken sind die Oberstimmen nicht eine bloße Verstärkung des Lautensatzes, sondern für die Aufführung der Werke essentiell. Der Kompositionsstil Radolts überrascht durch gekonnte Einführung der kontrapunktischen Setzweise in den sonst rein französisch gehaltenen Stil. Eine besondere Aufmerksamkeit dürfte der Komponist auch auf die klangliche Wirkung seiner Stücke gelegt haben. In seinem Vorwort beschreibt er mehrere Möglichkeiter zur Instrumentierung seiner Tongebilde. Benedikt Anton Aufschnaiter Benedikt Anton Aufschnaiter wurde am 21 Februar 1665 in Kitzbühel / Tirol als Sohn

von Andreas und Salome Aufschnaiter getauft. Außer einem Taufbucheintrag ist kein weiteres Dokument aus semer Kindheit überliefert. Seine musikalische Ausbildung erhielt er wahrscheinlich in Wien, wo er sich bis zu seiner Anstellung als Domkapellmeister in Passau aufhielt. Als seine Lehrer nennt er im Vorwort seines theoretischen Werkes Regulae Fundamentales Musurgiae Jacobus Carissimi, Orlando di Lasso, Kaspar Kerll und Adam Gumpelzhaimer. In einem Brief aus dem Jahre 1724 schreibt er «Ich hab in wienn, allwo ich mich vill jahr befunten die meisten Musiquen auch nur mit 16 oder 18, aber sambentlich perfectis Musicis produziert» Dies läßt vermuten, daß Aufschnaiter in Diensten des Wiener Hofes gewesen sein dürfte. Ebenso nennt ihn der Chronist des Klosters Hradisko (Böhmen) 1701 «Musicus et Componista moderni temporis inter Viennenses non postremus». Im Jahre 1695 starb in Wien seine erste Frau Maria. Diese Ehe blieb kinderlos. Bald darauf heiratete er seine zweite Frau Barbara. Der einzige Sohn Joseph Antonius Franziskus verstarb 36jährig 1734 in Passau. Am 16 Januar 1705 wurde Aufschnaiter durch Fürstbischof Johann Philipp Graf Lamberg als Nachfolger des verstorbenen Georg Muffat an den furstbischoflichen Hof nach Passau als Hof- und Domkapellmeister berufen. Im Gegensatz zu seinem Vorganger Georg Muffat komponierte Aufschnaiter sehr viel für die Figuralmusik im Dom. Daß er aber nicht nur Kirchenmusik schrieb, beweist eine Aufstellung seiner Kompositionen aus dem Jahre 1715, die 5 Sonaten sowie 17 Serenaden, Parthien und Konzerte vermerkt. Trotzdem wurde Aufschnaiter im Jahre 1728 von seinem Bischof wegen seiner wenigen weltlichen Kompositionen getadelt. Aufschnaiter rechtfertigte sich mit der geringen Leistungsfähigkeit der Passauer Hofmusik. Benedikt Anton Aufschnaiter starb im Januar 1742 in Passau. Sein Grabstein ist nicht mehr vorhanden, dieser wurde beim Abbruch des gotischen Kreuzganges des Domes verkauft. Bisher wurden von mir ca. 300 Kompositionen von Aufschnaiter entdeckt, die aber meiner Meinung nach nur einen Bruchteil seines Gesamtschaffens darstellen. Als Drucke von Instrumentalwerken sind seine 1695 m Nürnberg erschienenen 6 Orchestersuiten Concors Discordia, op. 2 sowie die 1703 in Augsburg veröffentlichten 8 Kirchensonaten Dulcis Fidium Harmoniae, op. 4 erhalten geblieben. Im Jahre 1709 erschienen die Vespern Memnon sacer ab Oriente, op. 5, 1711 seine fünf großen Messen Alaudae V, op. 6, 1719 die 12 Offertorien Aquila clangens, op. 7, und 1728 seine Vespern Cymbalum Davidis, op. 8. Benedikt Anton Aufschnaiter nahm als Kirchenkomponist im großen Kreise seiner deutschen Zeitgenossen einen der oberen Plätze ein, er hielt mit der Entwicklung seiner Zeit Schritt und bildete sich im Sinne der jungen, aufstrebenden Kunst weiter. Daß ihm dies gelang, beweist die Tatsache, daß er trotz des erstaunlich schnellen Aufschwungs der Musik noch in den letzten Jahrzehnten des 18 Jahrhunderts abgeschrieben und aufgeführt wurde. Die meisten erhaltenen Werke sind reine Kirchenmusik. Neben den Werken "quotidiana" finden sich die oben erwähnten Drucke mit Messen, Qffertorien und Vespern. Peter Lechl RUPERT IGNAZ MAYR Über seine Kindheit ist bisher wenig bekannt. 1646 wurde Mayr in Schärding am Inn (heutiges OÖ) geboren. Seine erste musikalische Ausbildung wird er wohl im nahen Passau erhalten haben. 1670 finden wir ihn am fürstbischöflichen Hof zu Freising. Als

begabter Violinspieler wurde er bald nach Eichstätt an die Bischöfliche Kapelle berufen. Danach findet man ihn in Regensburg, Passau und schließlich ab 1683 in München. Erst kürzlich wurde bewießen, daß Mayr wahrscheinlich nie außerhalb seiner Heimat studierte. Die gute Kenntnis des französischen Stils hat er sich anscheinend autodidaktisch erarbeitet. Durch Muffat und Kusser war die französische Musik in deutschen Landen schon vorgestellt und so konnte er bei der Aufführung seines Pythagorischen Schmids=Fünkleins mit verständigen Musikern und interessiertem Publikum rechnen. Die bemerkenswerte Sammlung von 7 Streichersuiten von 1692 besticht vorallem durch den aüßerst abwechslungsreichen Aufbau der Suitenform. Kein Satzfolge gleicht der anderen. Als Beispiel für die Experimentierfreudigkeit Mayrs stehen die Formen der Einleitungssätze zu den Suiten: Ouverture, Sonatina, Sinfonia, Ouverture, Prelude, Aria, Passagaglia. In seinem über zwanzigjährigen Wirken in der Münchner Hofkapelle entstanden zahlreiche Werke, die allerdings häufig verloren gegangen sind. Am 26. Juli 1706 wurde er zum fürstbischöflichen Hofkapellmeister in Freising ernannt. Es oblag ihm die Kirchen- und Kammermusik. Ebenso schrieb er eine Reihe von Schulspielen, von denen mehrere in Langs Theatrum gedruckt überliefert sind. Aus dem Freisinger Musikinventar sehen wir, daß Mayr hier die Werke seiner früheren Kollegen am Münchner Hof J. Chr. Pez, J.K. Kerll und Bernabei aufführte. Mayr starb in Freising 1712, sein Nachfolger wurde J.Chr.Pez.