Das himmlische. Wie der Wind unser Leben bereichert. Ein Magazin der Allianz Deutschland AG. Aus erfahrung mehr wissen



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Ein Magazin der Allianz Deutschland AG 1890 Aus erfahrung mehr wissen Das himmlische Kind Wie der Wind unser Leben bereichert Hin! Gerlinde Kaltenbrunner träumt von neuen Gipfeln Weg! Wie die Allianz gestohlene Autos wieder nach Hause bringt Weiter! Fußball-Idol Uwe Seeler über das Glück, alt zu sein

Roeckl IntellIgence SolutionS for your touch DiSplay EDITORIAL MIT FRISCHEM WIND Unser Magazin»1890«geht an den Start Die erste Maschinenversicherung führte die Allianz 1905 ein. 1918 legten wir mit der Autoversicherung nach. Und schon vier Jahre später konnten wir unseren Kunden erstmals Allianz Lebensversicherungspolicen anbieten. Nur mit einem Kundenmagazin haben wir uns etwas länger Zeit gelassen. Nach 122 Jahren ist es soweit. Und Sie sind die ersten, die als Leser davon profitieren: Herzlich willkommen bei der Erstausgabe von»1890«, dem neuen Kundenmagazin der Allianz Deutschland!»1890 will Sie überraschen. Es ist ein Magazin mit dem besonderen Blickwinkel für ganz besondere Kunden.«Dr. Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG Sie dürfen ruhig ein wenig erstaunt sein. Denn genau das will»1890«: Sie überraschen. Mit interessanten Reportagen, Interviews und Kolumnen. Mit beeindruckender Optik. Mit Infografiken, die Ihnen vieles leicht verständlich machen. Es geht um Demografie und besondere Lebenswege, um Naturphänomene und technische Entwicklungen, um alles, was Menschen bewegt, weil es deshalb auch die Allianz bewegt. Es ist unsere tägliche Arbeit, in die wir Ihnen tiefe Einblicke gewähren und unser Wissen teilen. Denn in 122 Jahren haben wir viel Erfahrung gesammelt. Ähnlich wie Uwe Seeler in einem erfüllten Leben oder Gerlinde Kaltenbrunner auf den Gipfeln der Achttausender. Es ist ein Magazin mit dem besonderen Blickwinkel für ganz besondere Kunden. Von nun an vier Mal im Jahr. Und dass wir unsere erste Titelgeschichte dem Wind gewidmet haben ein bisschen Symbolik darf schon sein. Spüren Sie die frische Brise und die neue Energie? Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen! Ihre Meinung ist uns wichtig. Bitte teilen Sie uns unter redaktion.1890@allianz.de mit, wie Ihnen unsere erste Ausgabe gefallen hat. www.roeckl.com ALLIANZ 01 / 2012 3

INHALT INHALT Kraftvoll. Unsichtbar. Unerschöpflich: Wind ist der neue Star der deutschen Energiewende. SEITE 12 Alle Wetter: Die Arbeiter im Windpark Suderbruch dürfen keine Höhenangst haben SEITE 20 Uwe Seeler (75), noch immer mit Ball:»Schuhe binden geht leichter, wenn man darüber lacht.«seite 60 MEHR WISSEN 12 20 26 28 40 DAS HIMMLISCHE KIND An Land und zu Wasser:»Unser«Wind ist der Star der Energiewende DIE ZWEI VOM WINDPARK SUDERBRUCH Die Allianz bringt in der Lüneburger Heide die Rotoren in Schwung BLICK IN DIE ZUKUNFT Das Windkraftwerk von morgen ist ein Luftballon WINDGEFLÜSTER Robby Naish, Udo Walz und Co.: Wie Experten Wind nutzen GESTOHLEN, GESUCHT, GEFUNDEN Auto weg? Die Allianz gibt so schnell kein Diebesgut verloren AUS ERFAHRUNG 30 60 KÖNIGIN DER TODESZONE Gerlinde Kaltenbrunner und ihr steiniger Weg auf die Achttausender»KNACKWURST ESSE ICH IMMER NOCH TOTAL GERNE«Älter werden Fußball-Idol Uwe Seeler und seine Erfahrungen UNSERE WELT 50 56 ANDY WARHOL UNTERM MESSER Die Allianz, Restauratoren und der Werterhalt von Kunst MR. DOCTOR GIBT RABATT Gesundheit ist den USA ein teures Gut, das sich nicht jeder leisten kann PRODUKTWELT 67 UNISEX-TARIFE? DIE SECHS WICHTIGSTEN ANTWORTEN Plus weitere Infos zu Haftpfl icht, Kfz, Berufsunfähigkeit und mehr RUBRIKEN 03 06 08 38 65 74 Editorial Menschen hinter dieser Ausgabe Verrückte Zeit Dellings Kolumne Gewinnspiel Zu guter Letzt GEWINN- SPIEL S. 65 5 2 Karten Bayern Dortmund Auto, Motorrad, Traktor: Die Allianz spürt gestohlene Fahrzeuge auf. Überall. SEITE 40 BILDNACHWEIS Titel: gettyimages/betsie Van der Meer; Illustrationen: Julian Rentzsch; Infografiken: KircherBurkhardt Infografi k; Editorial: Illustration: Julian Rentzsch; S. 4 5: plainpicture (1), Allianz (1), Timmo Schreiber (1); Neumann & Rodt mann (1); S. 6: PR (6), DPA (1), AFP (1); S. 8 9: DPA (1); S. 10 11: gettyimages (2), DPA (1); S. 12 19: Corbis (2), Laif (1), Julia Knop (1), f1online (1), Infografi k: KircherBurkhardt Infografi k; S. 22 25: KircherBurkhardt Infografi k; S. 27: www.nlarchitects.nl (2), Altaeros Energies (1); S. 28 29: Illu s- trationen: Julian Rentzsch; S. 37: Icons Nils Krämer; S. 38: Illustration: Julian Rentzsch; S. 48: Rafael Kroetz; S. 55: KircherBurkhardt Infografi k; S. 64: Ullstein Verlag (2); S. 65: Allianz (2); S. 68 72: gettyimages (2); S. 74: Pressefoto Ulmer/Claus Cremer (1), Privat (1) Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. IMPRESSUM 1890 AUS ERFAHRUNG MEHR WISSEN Ein Magazin der Allianz Deutschland AG Herausgeber: Allianz Deutschland AG Königinstraße 28, 80802 München Verantwortlich für den Inhalt: Chefredakteur: Hermann-Josef Knipper (V. i. S. d. P.) Leiter Unternehmenskommunikation der Allianz Deutschland AG Redaktion: Daniel Aschoff Postanschrift: Allianz Deutschland AG Redaktion 1890 80790 München redaktion.1890@allianz.de Gestaltung, Produktion: KircherBurkhardt Stuttgart GmbH Anzeigen: Anzeigenleitung: Sebastian Veit Telefon: 030 44032-248 Anzeigenverkauf: Dagmar Thater Telefon: 030 44032-1385 anzeigen.1890@kircher-burkhardt.com Druck und Vertrieb: arvato, Wiesbaden Besuchen Sie uns auch unter www.allianz.de 4 ALLIANZ 01 / 2012 ALLIANZ 01 / 2012 5

MENSCHEN HINTER DIESER AUSGABE FÜR ALLE, DIE ZUM AUFTANKEN NACH HAUSE KOMMEN. WERNER HEESE Bevor er zum Offshore- Windpark in der Nordsee aufbrach, musste er hart trainieren: Überleben in kaltem Wasser, Verhalten bei Notwasserung und Abseilen vom Helikopter aus zehn Metern Höhe. Wer behauptet da noch, technischer Sachverständiger bei der Allianz sei ein langweiliger Beruf? SEITE 12 TIMMO SCHREIBER Der fußballbegeisterte Fotograf stammt aus Würzburg, lebt in Hamburg und ist Bayern-Fan. Die Begegnung mit dem altersweisen Fußball-Idol Uwe Seeler sorgte neben wunderschönen Fotos auch für neue Blickwinkel. Schreiber:»Seeler hat mir den Hamburger SV etwas näher gebracht.«seite 60 GEORG V. GUMPPENBERG Der Prokurist und Kunstsachverständige der Allianz kennt sich aus mit teuren Objekten, sensiblen Sammlern und bösen Buben. Denn bei allen Schäden, die Kunstwerke im Lauf der Jahre über sich ergehen lassen müssen, weiß der Versicherungsfachmann:»Unser größtes Problem sind Fälschungen.«SEITE 50 KATJA LEHMANN Sie ist die Frau fürs Happyend bei der Allianz und holt gestohlene Fahrzeuge zurück nach Berlin aus Tschechien, Spanien oder Ghana. Die Fundstücke, die sie zurück bewegt, reichen vom John- Deere-Traktor bis zum Ferrari.»Endlich machen sich meine Fremdsprachenkenntnisse bezahlt«, sagt sie. SEITE 40 GERHARD DELLING Dass seine Interessen weit über Sport und Fußball hinausgehen, hat der ehemalige»doppelpartner«von Günter Netzer in der ARD längst bewiesen. Für»1890«hinterfragt der TV-Journalist in jeder Ausgabe in seiner Kolumne Entwicklungen in unserem sich ständig ändernden Alltag. SEITE 38 ANDRÉ SCHÜRRLE Der Profi aus Leverkusen zählt zu den Hoffnungen in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und ist seit 2011 Kunde der Allianz. Bei der EM 2012 überbrachte er den Teamkollegen im Auftrag der Allianz zehntausende von Fan-Botschaften. In»1890«erzählt er von seinem liebsten Kleidungsstück. SEITE 74 ULRIKE VON BÜLOW Die freie Journalistin (u. a. stern, Brigitte, SZ) lebt seit fünf Jahren in New York und kann einiges über das US-Gesundheitssystem erzählen. Nach ihrer Bandscheiben-OP wurde sie trotz Protest im Rollstuhl aus dem Hospital geschoben:»die hatten Angst, ich falle hin und verklage sie.«seite 56 REINER SCHLOZ Über Kunst wusste der»1890«- Redakteur bisher nicht viel. Mit kaputten Sachen kennt er sich besser aus. Seit dem Besuch bei Kunst-Restauratorin Anett Quast weiß er aber:»kunstwerke haben ebenso starke Geschichten wie gute Bücher. Besonders dann, wenn sie beschädigt worden sind.«seite 50 Zuhause angekommen kann man innere Ruhe mit anderen teilen. Denn nichts ist schöner, als die Aussicht auf genussvolle Momente. Mit den Kindern. Mit dem Partner. Oder sich einfach nur zurückziehen und die Füße hochlegen. Dafür hat RECARO eine außergewöhnliche Relax-Sessel-Kollektion geschaffen. Im Blickfeld: RECARO Sydney - meisterhaft gefertigt in anschmiegsamen Lederqualitäten oder Stoffen. Maßgeschneidert für Ihre individuellen Mußestunden, Fixpunkt und komfortabler Logenplatz zugleich. RECARO steht seit Jahrzehnten für intelligente Sitzlösungen, die aus Qualität Lebensqualität machen. Jetzt auch mit Ideen jenseits von Straße und Flugroute. Mit unserem Anspruch an höchsten Sitzkomfort erhält die RECARO Philosophie nun Einzug in Ihre vier Wände. Kurzum: Es ist Zeit für Entspannen auf Probe live bei unseren Partnern im Handel. 6 ALLIANZ 01 / 2012 www.recaro-home.com

Verrückte Zeit Verrückte Zeit Wenn die Erde bebt Die Schadenakte des britischen Geheimagenten, tödliche Geburtstage und das Beben, das selbst die Allianz erschütterte: Da sage noch einer, die Versicherungswelt sei langweilig. Im Auftrag ihrer Majestät Ein Quantum Schaden 007 lässt s krachen. Gut, dass»m«nicht für die Regulierung aufkommen muss. Wenn im November der neue James-Bond- Blockbuster»Skyfall«in die Kinos kommt, bleibt vermutlich wieder kein Stein auf dem anderen. Hauptdarsteller Daniel Craig hat ja auch bei seinem letzten großen Auftritt in»ein Quantum Trost«reichlich Spuren hinterlassen. In der Hollywood-Schadenakte tauchen unter anderem auf: ein Aston Martin DBS V 12, zwei Alfa Romeo 159, ein Jeep der Polizei, ein Kipplaster, eine Hotelzimmereinrichtung, drei Holzsärge, eine Motoryacht, zwei Schlauchboote, die Küchen einrichtung der Bregenzer Festspiele, ein Flugzeug vom Typ Douglas DC-3, ein Ökohotel sowie diverse Mittelklasse-Fahrzeuge in einer Tiefgarage. Was der Spaß kostet? Die Schadenregulierer der Allianz nahmen das Schlachtfeld, entstanden im Auftrag Ihrer Majestät, mit einem Augenzwinkern unter die Lupe. Am Ende der Rechnerei kamen unsere Experten auf die überschlagene Summe von: 4.702.150 8 ALLIANZ 01 / 2012 ALLIANZ 01 / 2012 9

VERRÜCKTE ZEIT VERRÜCKTE ZEIT ABLeNKuNg Schnitt FÜR Schnitt Ihr Auto ist für manche Menschen ein Beauty-Salon auf vier Reifen. My car is my castle: Manche Autofahrer fühlen sich in ihrem Fahrzeug offenbar so wohl, dass sie während der Fahrt dinge tun, die sich sonst in den eigenen vier Wänden abspielen. So gaben bei einer Allianz befragung sieben Prozent der Autofahrer zu, sich hinter dem Steuer zu rasieren oder die Frisur zu richten. Frauen schminken sich gerne, wenn sie im Auto unterwegs sind das Unfallrisiko steigt um das dreifache. Auch als Umkleide dient das Auto: ein Fünftel der befragten gab zu, Schuhe oder Kleidung während der Fahrt zu wechseln. medizin I VORSicht, BiSSiG! Hunde sind für die Angestellten dieser Klinik nicht das Problem. Im Krankenhaus der Ann-Arbor- Universität im US-bundesstaat Michigan müssen Ärzte und Pfl eger damit rechnen, von ihren Patienten gebissen zu werden. 17 Angestellten der Klinik ist das laut Jahresbericht passiert. Von einem Hund wurde dagegen nur ein Angestellter gebissen, ein bienenstich wurde ebenfalls nur ein Mal verzeichnet. Vielleicht sollte die Klinikleitung über Warnhinweise nachdenken:»vorsicht, bissiger Patient«, könnte darauf stehen. medizin II tödlicher GEBuRtStaG Sie wollen mit Freunden feiern? Lassen Sie es lieber bleiben. Alarmstufte rot: Geburtstage können tödlich sein! denn die Wahrscheinlichkeit, an seinem eigenen ehrentag zu sterben, ist 14 Prozent höher als an jedem anderen tag im Jahr. ein tödlicher Herzinfarkt tritt sogar 18,6 Prozent häufi ger ein. Und bei Frauen ist das risiko eines Gehirnschlags um 21,5 Prozent erhöht. einen simplen Grund für das Geburtstags-risiko fanden die Forscher der Universität Zürich, die die Sterbedaten von zwei Millionen Personen ausgewertet hatten, auch: Übermäßiger Geburtstags-Stress und mitunter zu viel Alkohol. DIe grossen VersICheruNgsfäLLe San FRanciScO in trümmern Das nächste Beben kommt bestimmt. Normalerweise sind es Versicherer, die vor den finanziellen Folgen eines Erdbebens schützen. Nicht so beim großen Beben in San Francisco, wo die Allianz über ihre amerikanische Tochter Fireman s Fund zum Opfer wurde. Das Beben der Stärke 8,3 und das Großfeuer zerstörten 1906 weite Teile ihres Hauptsitzes. Nahezu alle Policenunterlagen gingen verloren, Sachschäden in Höhe von zehn Millionen Dollar mussten beglichen werden. Alle Policen wurden ausbezahlt. Fünf Sekunden nach 5:12 Uhr hatte am 18. April 1906 die Erde begonnen zu beben. 200.000 Menschen stürmten aus der Stadt. 3000 Menschen starben. 250.000 wurden obdachlos. Kali fornien liegt in der größten Erdbebenregion der Erde. Alle 22 Jahre ist mit einem größeren Beben zu rechnen. 10 ALLIANZ 01 / 2012

WIND STÄRKE 7 steifer Wind MEHR WISSEN GESCHWINDIGKEIT Bis zu 17,1 Meter pro Sekunde. WIRKUNG Die See türmt sich, Bäume sind in Bewegung. Das Gehen fällt schwer. Mützen können wegfliegen. GEFAHRENPOTENZIAL Mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit nur in Waldgebieten und auf offenem Meer. LUSTPOTENZIAL Kitesurfer, auch mit kleinem Segel, tummeln sich im Grenzbereich. DAS HIMMLISCHE KIND Kraftvoll. Unsichtbar. Unerschöpflich. Ausgerechnet Wind ist der neue Star der deutschen Energiewende: Allein auf dem Festland würde seine Kraft ausreichen, um Deutschlands Atomkraftwerke für immer vergessen zu machen. Doch der größte Zauber geht vom Meer aus. Ein Blick auf Deutschlands stürmische Zukunft. TEXT DANIEL ASCHOFF

MEHR WISSEN WIND STÄRKE 5 frische Brise Wenn man ehrlich ist, haben wir seine Qualitäten viel zu lange unterschätzt. Gut, wir haben ihn oft genug besungen. Haben mit seiner Hilfe Wäsche getrocknet. Drachen steigen lassen. Segelboote bewegt. Aber mal ehrlich: So richtig Kenntnis von ihm haben wir nur genommen, wenn er mal kräftig losgelegt hat. Wenn er Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, oder über die Jahrhunderte sogar Felsen gehöhlt oder ganze Landschaften modelliert hat. Dann haben wir gemerkt, dass Wind durchaus zu Großem fähig ist. Nur so richtig erwachsen werden und für uns sorgen, das wollte das himmlische Kind nicht. Oder zumindest trauten wir es der Windenergie lange Zeit nicht zu. Dabei waren wir uns seiner unheimlichen Kraft durchaus bewusst. Die Babylonier waren über 1000 Jahre vor Christus die Ersten, die mit Windkraft Musikinstrumente antrieben. Segel und Schaufel drehten sich auch im alten China und in Persien. Im vorindustriellen Europa war die Windmühle sogar die wichtigste Kraftmaschine und bereits im 13. Jahrhundert eine gewohnte Erscheinung. Doch den ganz großen Wurf die Energieversorgung für Millionen wollten wir der Windenergie dann doch nicht allein überlassen. Stattdessen brauchte es schon eine Fukushima-Katastrophe, ehe die Energiewende gesellschaftlicher Konsens wurde und die unscheinbare Kraft zum Superstar der deutschen Energiewende machte. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, gilt seitdem als wichtigster Stützpfeiler des deutschen Atomausstiegs. Herbert Schwartz überrascht das wenig. Er ist seit Jahrzehnten von den Fähigkeiten seines unsichtbaren Untersuchungsobjekts überzeugt. Schwartz ist Windgutachter, einer der Besten seines Fachs, weltweit aktiv, und auch von der Allianz immer wieder beauftragt, wenn es GESCHWINDIGKEIT Bis zu 10,7 Meter pro Sekunde. WIRKUNG Der Wind ist deutlich hörbar. Kleinere Laubbäume schwanken. Mäßige Wellen von großer Länge mit Schaumkämmen. GEFAHRENPOTENZIAL Niedrig. LUSTPOTENZIAL Man kann seine Kräfte mit dem Wind messen und bleibt in aller Regel Sieger. 14 ALLIANZ 01 / 2012

WIND STÄRKE MEHR WISSEN darum geht, die Ertragskraft potenzieller oder bestehender Anlagen zu analysieren. Auf über 2000 solcher Gutachten kommt der Inhaber der anemos-jacob GmbH im niedersächsischen Oldershausen mittlerweile und kann sich vor neuen Aufträgen kaum retten:»der Wunsch, zu wissen, wo der Wind weht, ist größer denn je.«deshalb ist Schwartz auch viel unterwegs: auf den schneebedeckten Hängen der Schweizer Hochalpen. In Bosnien-Herzegowina, in Kanada oder in Schweden, wo er sich bei seiner Arbeit auch mal vor wilden Bären in Acht nehmen muss. Denn Schwartz verlässt sich bei seinen Ertragsanalysen niemals nur auf die Daten, die seine Computer ausspucken. Wichtiger ist für ihn die Begutachtung des Windfeldes vor Ort. Nur so kann er die Geschichten, die der Wind schreibt, auch wirklich lesen:»man muss immer dafür offen sein, dass er sich anders verhält, als es die bisherigen Erfahrungen vermuten lassen«, erzählt er:»wind ist immer für eine Überraschung gut.«16 ALLIANZ 01 / 2012 Kaltenkirchen schwache Brise Hamburg Emden/Borssum Bremen Berlin Wehrendorf GESCHWINDIGKEIT Bis zu 5,4 Meter pro Sekunde. Osterath WIRKUNG Was leicht und nicht niet- und nagelfest ist (Handtuch, Papier) fängt jetzt an zu fliegen. Lauchstadt Düsseldorf Erfurt GEFAHRENPOTENZIAL Praktisch gleich null wenn man seine Geldscheine sicher verwahrt hat. Grafenrheinfeld Urberach W indenergie galt lange als grüne, typisch deutsche Spinnerei. Doch spätestens nach Fukushima-Katastrophe und Atomausstieg bewegt sich Deutschland Gigawatt für Gigawatt Richtung Windstromland. In zehn Jahren wird voraussichtlich der letzte deutsche Meiler vom Netz gehen. Dann sollen nach Vorstellungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem neuen Umweltminister Peter Altmaier mehr als 35 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen stammen. Als größter Stromlieferant sind die jahrzehntelang heftig umstrittenen Spargelstangen zu Lande und zu Wasser gesetzt. Rund 22.300 davon drehen sich bereits heute in Deutschland. Bis 2020 sollen noch einmal rund 7200 neue Rotortürme dazukommen. Zu optimistisch? Zumindest weht die steife Brise in Hülle und Fülle. Auch in Deutschland. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Systemtechnik könnten allein die Windräder am Land jährlich rund zwei Drittel des deutschen Strombedarfs decken und damit die Atomenergie problemlos ersetzen. Weltweit würde Windenergie sogar ausreichen, um die Erde gleich fünfmal mit Strom zu versorgen. Ganze 72.000 Gigawatt könnten Windanlagen laut einer Studie der Universität Stanfort an Land und in Küstennähe weltweit produzieren. Wer Wind sät, wird Strom ernten. Soweit die Theorie. In der Praxis entpuppt sich die Energiewende als Megabaustelle, über die in Deutschland sehr kontrovers diskutiert wird. Im Kern geht es dabei 3 Wilster Brunsbüttel Großgartach Philippsburg LUSTPOTENZIAL Ja wenn man im Cabrio ein bisschen Gas gibt. Goldshöfe Stuttgart Meitingen München HIER WEHT DER WIND Eignung der Standorte nach Windgeschwindigkeit in 80 Metern Höhe Geplante Stromtrassen Ertrag größer als Referenzertrag Referenzwindgeschwindigkeit (6,4 m/s) Ertrag kleiner als 60 % des Referenzertrags ENERGIEQUELLEN 2011 Prozentuale Anteile in Deutschland Restliche erneuerbare Energien 12,3 Windenergie 7,6 % EINSPARUNG Jede durch Windenergie erzeugte Kilowattstunde reduziert den Ausstoß von Kohlendioxid Andere Energiequellen 80,1 29,1 WINDENERGIELEISTUNG 25 Deutschlandweit potenzielle Leistung durch installierte Windparks in Gigawatt (1 GW = 1000 MW) 20 15 10 5 0 1996 2001 2006 2011 Quelle: Deutscher Wetterdienst, AGEB, BDEW, DEWI, BWE, VDMA

MEHR WISSEN WIND STÄRKE 1 leichter Luftzug GESCHWINDIGKEIT Ab 0,3 Meter pro Sekunde. WIRKUNG Glatte See mit Ansätzen von kleinsten Wellen. Aufsteigender Rauch wird leicht abgelenkt. GEFAHRENPOTENZIAL Nicht vorhanden. LUSTPOTENZIAL Ein Hauch von Zärtlichkeit. Auf der Suche nach dem perfekten Wind: Herbert Schwartz testet das Energiepotenzial der Natur um nichts Geringeres als die Zukunft der deutschen Energieversorgung. Es geht um die Frage, ob Energie bezahlbar bleibt. Es geht um neue Stromleitungen und um Reservekraftwerke. Und um viel Geld. Allein der Ausbau des Hochspannungsnetzes rund 4000 Kilometer neue Trassen sind notwendig, um Windstrom von Nord- und Ostsee nach Süddeutschland zu transportieren soll rund 20 Milliarden Euro kosten. Die Allianz engagiert sich auf diesem Markt gleich doppelt: als Versicherer, der sich als professioneller Risikoträger in den Prozess des Risikomanagements einbringt. Und als Investor, der in den modernen und ertragreichen Windparks gute Renditemöglichkeiten sieht. Denn um die langfristigen Zinsgarantien gegenüber ihren Kunden zum Beispiel in der Lebensversicherung erwirtschaften zu können, sind Versicherer auf ertragreiche und sichere Anlagemöglichkeiten angewiesen. Dazu zählten in der Vergangenheit neben Bankanleihen und Pfandbriefen auch Staatspapiere, die sich seit langem jedoch auf sehr niedrigem Niveau bewegen. Investitionen in Windenergieanlagen versprechen dagegen höhere Erträge. Über ihre Beteiligungssparte Allianz Capital Partners hat die Allianz seit 2005 mittlerweile rund 1,3 Milliarden Euro in Wind- und Solarparks gesteckt. Insgesamt werden aktuell 34 Wind- und 7 Solaranlagen in Deutschland, Frankreich und Italien mit einer Gesamtleistung von über 700 Megawatt verwaltet das entspricht dem Strombedarf von fast 350.000 Haushalten und würde ausreichen, um eine Stadt wie Köln mit Strom zu versorgen. Doch so richtig in Fahrt kommt Wind erst, wenn er auf Wasser trifft. Wenn sich keine Hügel, keine Wälder, keine Häuser in seinen Weg stellen. Jahrtausende bewegte der Wind griechische Galeeren, Segelschiffe der Wikinger oder Koggen der Hanse. Jetzt sind die Windräder dran. Mehr als 90 Windparks sind aktuell in der Nord- und Ostsee geplant. Denn Offshore-Windkraft ist als einzige regenerative Energiequelle in der Lage, konventionelle Großkraftwerke zu ersetzen und die Hälfte des deutschen Strombedarfs abzudecken. Beschauliche Inseln wie Borkum oder Amrum rücken so ins Zentrum des Geschehens. 26 Windparks sind bereits in der Nordsee genehmigt. Beim aktuell größten, BARD Offshore 1, ist die Allianz Deutschland seit Beginn als führender Versicherer dabei und am Risikomanagement beteiligt. 80 Anlagen auf 60 Quadratkilometern sollen sich bis 2013 im Nordsee- Sturm rund 90 Kilometer nordwestlich von Borkum drehen. 24 Anlagen sind bereits fertiggestellt.»der Bau eines Windparks ist ein logistisches Meisterstück.«WERNER HEESE Technischer Sachverständiger der Allianz Was es heißt, 90 Kilometer vor der Küste seiner Arbeit nachzugehen, hat Werner Heese bereits am eigenen Magen erfahren. Über zehn Meter schlugen die Wellen hoch, als er im Dezember auf der maritimen Baustelle die Nacht verbringen musste. Heese ist technischer Sachverständiger der Allianz und von Anfang an für die Risikoeinschätzung und Schadenbearbeitung zuständig. Er begleitet eine Vielzahl technischer Herausforderungen und bespricht sich zu diesem Zweck regelmäßig mit der Projektleitung.»Der Bau eines Windparks ist auch ein logistisches Meisterstück«, weiß Heese. Fundamente, Turbinen und Rotorblätter müssen vom Werk zum Vormontageort am Hafen und von dort weiter zum finalen Bauort transportiert werden.»das bedarf geeigneter Hafenanlagen und Spezialschiffe und nicht zuletzt qualifizierten Fachpersonals.«Das größte Risiko bergen jedoch Schäden an den See- kabeln oder der Umspannplattform, vor allem wenn ein derartiger Schaden gleich mehrere Windparks lahmlegt und womöglich erst im November eines Jahres passiert.»dann beginnt die stürmische Winterphase mit hohem Wellengang, weshalb die Reparaturarbeiten kaum vor März oder April beginnen könnten.«reparaturen auf dem offenen Meer sind nicht nur kompliziert, sondern auch teuer. Wenn etwa eine Turbine repariert werden muss, dann schlagen allein die Kosten für das notwendige Spezialschiff mit rund 100.000 Euro zu Buche und zwar pro Tag.»Dazu kommt, dass belastbare Erfahrungen bisher weder für die Risiken in der Baunoch für die spätere Betriebsphase bei Offshore-Windparks vorliegen«, erklärt Dr. Wolfram Pazur, Leiter Technische Versicherung bei der Allianz Versicherungs- AG. Offshore-Windparks gelten anders als die Anlagen auf Land noch immer als»prototypische Technologie«, deren Risiken schwer abschätzbar sind. Auch deshalb wird Herbert Schwartz weiter an Land nach dem perfekten Standort suchen. Dass er zunehmend windschwächere Regionen ins Visier nehmen muss, weil die Filetstücke vergriffen sind, macht die Arbeit eher noch interessanter. Manchmal muss aber selbst er passen:»neulich wollte ein Betreiber sein Windrad im Tal, direkt zwischen zwei Berghängen, in absoluter Windstille aufstellen«, erzählt er,»ich habe davon abgeraten.«18 ALLIANZ 01 / 2012 ALLIANZ 01 / 2012 19

MEHR WISSEN DIE ZWEI VOM WINDPARK SUDERBRUCH In der Lüneburger Heide treibt die Allianz die Energiewende voran. Mit den Hightech-Windmühlen können bis zu 10.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Sascha Oliver Jacobsen und Helge Schmietendorf sorgen dafür, dass sie sich zuverlässig drehen. TEXT WOLFGANG BIEREICHEL FOTOS PETER PITROWSKI Faszinierender Arbeitsplatz in 105 Meter Höhe: Helge Schmietendorf (r.) und Sascha Oliver Jacobsen

MEHR WISSEN Hamburg DEUTSCHLAND Bremen Niedersachsen Minden Windpark Suderbruch Wolfsburg 20km Der Wind bläst mit Stärke drei, vielleicht auch vier. Tendenz weiter steigend. Am Himmel verlieren sich ein paar Wolken, aber die Sonne setzt sich durch. Gut, dass es der Regen über Husum noch nicht bis hier raus nach Suderbruch geschafft hat.»heute Nachmittag könnte es ungemütlich werden«, sagt Helge Schmietendorf,»wenn ein Gewitter aufzieht, der Wind auffrischt und wir Böen bekommen.«der WKN- Projektleiter im Windpark Suderbruch mitten in der Lüneburger Heide mahnt zur Eile. Die technische Anlagenüberwachung in Husum meldete eine Störung in Turm vier. Die Rotoren stehen still. Der erfahrene Service- 22 ALLIANZ 01 / 2012 Freie Sicht über die Lüneburger Heide: für Helge Schmietendorf noch immer ein schöner Anblick

MEHR WISSEN mann Sascha Oliver Jacobsen hat die Lage bereits sondiert. Die Diagnose: ein Thyristor, ein elektronisches Bauteil in der Anlagensteuerung, ist ausgefallen. Jacobsen und Schmietendorf, mit Ösen und Karabinerhaken ausgestattet wie Bergsteiger, machen sich auf den Weg ins Maschinenhaus. Der Lift in der Röhre bietet gerade Platz für zwei Personen. Und er steigt so langsam auf, dass man nebenher die Sprossen der Notleiter zählen kann. Für Jacobsen ein gewohntes Bild. Er ist immer wieder da oben. Denn die Technik im Inneren der Windkraftanlagen ist hochkomplex und gewaltigen Kräften ausgesetzt.»da kommen solche Störungen ab und zu vor«, sagt der Servicemann. Wichtig ist nur, dass sie schnell behoben werden. Rotorblatt Anemometer Mit dem Anemometer wird die Windgeschwindigkeit gemessen. Sie beeinfl usst die Arbeit der Anlage ebenso wie die Windrichtung. Kühlereinheit (CoolTop ) Maschinenhausverkleidung Einen zweistelligen Millionenbetrag hat die Allianz investiert, um den Windpark Suderbruch im März dieses Jahres zu übernehmen. Neben der Aussicht auf attraktive Renditen ging es dem Versicherungskonzern dabei auch um die Sache selbst. Denn gerade der Mix aus gesellschaftlicher Verantwortung und unternehmerischer Strategie zeigt den Weg, auf dem die Energiewende in der geplanten Zeit zu schaffen sein könnte. Gerade hier, auf dem flachen Land. Acht Hightech-Windmühlen hat die WKN AG in der Lüneburger Heide für die Allianz errichtet, eindrucksvolle Giganten von 105 Metern Höhe. Die fünf Tonnen schweren Rotoren mit einem Aktionsradius von 90 Metern sorgen dafür, dass die rohe Kraft des Windes nicht sinnlos waltet, sondern in Energie umgewandelt wird. 16 Megawatt beträgt die Kapazität der gesamten Anlage, womit sich mehr als 10.000 Haushalte mit Strom versorgen lassen. Wenn sich alle Rotoren drehen 500 Sprossen, vier Zwischendecks und vier Minuten später hat der Lift sein Ziel erreicht. Noch zwei Treppen, die zu Fuß zu nehmen sind, dann öffnet sich die Luke zum Maschinenhaus. So müssen sich Astronauten fühlen, die in ihre Kapsel steigen. Vor dem Weg in die große Freiheit gilt es, Enge zu ertragen. Ziemlich heiß ist es hier oben, weit über 30 Grad. Und selbst diese Temperatur ist noch dem Top-Cooler zu verdanken, der gegen die vom Generator erzeugte Hitze ankämpft.»aber zehn Grad höher als am Boden ist die Temperatur hier immer«, sagt Jacobsen. Die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Jeder Schritt muss sitzen, wenn man sich zwischen Transformator, Generator, Kupplung, Getriebe und Nabe in Position bringen und die Luke am anderen Ende erreichen will. Wer sie öffnet, sieht die Welt endlich von oben. Der»Bei orkanartigen Winden fühlst du dich da oben in 105 Meter Höhe wie auf einem Schiff in Seenot«SASCHA OLIVER JACOBSON Servicemann im Windpark Suderbruch VIEL ENERGIE, WENIG EMISSIONEN Im Windpark Suderbruch erzeugen acht Zwei-Megawatt- Anlagen vom Typ»Vestas V90 Gridstreamer«umweltfreundlichen Strom. 2011 produzierte Deutschland insgesamt 50,7 Mrd. kwh Windenergie und vermied damit 36,1 Mio. Tonnen an CO 2 -Emissionen. Rotornabe Getriebe Azimuteinheit Turm mit Aufgang Generator RAUMGREIFEND Schlank und grazil, aber trotzdem ziemlich mächtig: Die Windkraftanlagen in Suderbruch sind bei entsprechender Stellung des Rotors 150 Meter hoch. ø 90 m Transformatorraum Transformatorraumtrennwand 150 m 105 m Quelle: Vestas Central Europe; Infografi k: KircherBurkhardt Infografi k 24 ALLIANZ 01 / 2012

MEHR WISSEN Blick reicht bis zum Horizont, über satte Wiesen, Wälder und Felder. Ein fantastisches Panorama. Und in sicherer Entfernung steht der nächste Turm, dessen Rotoren sich träge, aber gleichmäßig drehen. Jacobsen und Schmietendorf haben keine Zeit, den Blick aus der 105 Meter hohen Perspektive eines amtlich registrierten Luftfahrthindernisses zu genießen. Routiniert machen sie sich mit zwei Karabinerhaken an den Metallösen fest und steigen hinauf aufs Deck des Maschinenhauses. Die Herren sind klinisch schwindelfrei. Vom angekündigten Gewitter ist nichts zu sehen.»gut, dass es einigermaßen windstill ist«, sagt Jacobsen. Er kennt das anders. Das Wetter hält sich nicht an Arbeitspläne. Er war schon hier oben bei orkanartigen Winden, Phasen, in denen es ziemlich ungemütlich werden kann.»du fühlst dich wie auf einem Schiff in Seenot«, sagt Jacobsen,»die Gondel schwankt dann ordentlich hin und her. Aber ein Husumer wird nicht seekrank.«hightech, Mensch und Wetter ergeben keine perfekte Symbiose, aber man arrangiert sich so gut es geht. Jacobsen und seine Kollegen sind schließlich keine Windmacher, eher Windfänger mit Hilfe gigantischer Technik. Und diese Technik folgt im Gegensatz zum Wind klaren Regeln. Alle zehn Minuten schickt jede Anlage ihren aktuellen Zustand an die Zentrale: Windgeschwindigkeit, Anzahl der Betriebsstunden, die produzierte Leistung. Dreht der Wind, stellt sich die Nabe entsprechend ein und die Rotoren verändern ihren Winkel. Bläst der Wind langsamer als drei Meter pro Sekunde, schalten die Anlagen automatisch ab. Pfeift der Wind mit mehr als 25 Meter pro Sekunde über die Lüneburger Heide, was ungefähr 87 km/h entspricht, wird aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.»eine Vorsichtsmaßnahme, um eine Überhitzung zu vermeiden«, sagt Jacobsen. Am meisten aber leidet ein Projektleiter wie Schmietendorf, wenn der Wind so richtig bläst und die Anlage netzseitig gedrosselt wird. Er könnte dann in Suderbruch mehr Energie erzeugen als die meist alten Überlandleitungen zum Transport vertragen.»der Netzausbau«, klagt er,»hinkt der Leistungsfähigkeit unserer Anlagen immer noch hinterher.«der Fehler ist behoben. Der Lift bewegt sich wieder langsam aber sicher nach unten. Es ist schön, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Es ist kühl geworden, der Himmel macht zu, aber vom Gewitter noch immer keine Spur. Wird wohl doch nicht mehr kommen. Der Wind bläst mit Stärke drei, vielleicht auch vier.»ein ganz normaler Tag«, sagt Jacobsen und lächelt. Man hört den Singsang der Rotoren, die sich im Wind drehen. Turm vier arbeitet. Die frische Brise aus dem Norden sorgt wieder für neue Energie. DAS FLIEGENDE KRAFTWERK Schön und stark: Wer gut aussieht, hat s leichter. Das Windkraftwerk von morgen ist ein Luftballon. Ein echter Hingucker: Das in Massachusetts ansässige Unternehmen Altaeros Energies lässt sein Kraftwerk abheben. In der Mitte ist ein Windrad angebracht, die Kammer am Rand ist mit Helium gefüllt. Durch die Leine, mit der der Luftikus am Boden befestigt ist, fl ießt der Strom zur Erde. Auch die Niederländer nl.architects mögen es schön und gleichzeitig effi zient: Ihre Kraftwerke heißen Power Flowers. Die Rotoren hängen an Ästen, die von einem Stamm ausgehen. Zurück zur Natur lautet hier die Zauberformel für die optische Gestaltung dieser neuen Windkraftwerke. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen die Niederländer auch mit dem 300 Meter hohen Tower of Power (siehe Bilder rechts): Im Turm sind Büros, ein Museum und eine Aussichtsplattform untergebracht, gleichzeitig drehen sich Rotoren und erzeugen die Energie der Zukunft. 300 METER WO DER WIND WEHT Das US-amerikanische Unternehmen Altaeros Energies hat ein fl iegendes Windkraftwerk entwickelt, das optisch ein bisschen an die Allianz Arena in München erinnert. Die Idee leuchtet ein: In der Höhe weht der Wind stärker als in Bodennähe, wo er durch Reibung abgebremst wird. Mit einem Kraftwerk in 300 Metern Höhe lässt sich folglich mehr Strom gewinnen. 8 MW EDDY, DER KRÄFTIGE Für Taichung in Taiwan haben niederländische Architekten einen Turm entworfen, der aussieht, als hätte ihn Christo verhüllt. Die äußeren Rotoren und der Rotor Eddy, der sich im Inneren um seine eigene Achse dreht, erzeugen 8 Megawatt. 26 ALLIANZ 01 / 2012

MEHR WISSEN WINDGEFLÜSTER MEHR WISSEN MEHR WIND FINDEN SIE UNTER WWW.ALLIANZ.DE Es gab schon immer Menschen, die täglich mit dem Wind zu tun haben. Aus vielerlei Gründen. Sechs Ansichten über das Element, das wir (fast) nicht beeinflussen können. DER DRAUFGÄNGER ROBBY NAISH Ex-Profi, vielfacher Weltmeister und der bekannteste Surfer der Welt DER HUMANIST PO WENG CHENG Professor am Stiftungslehrstuhl Windenergie der Uni Stuttgart DER FORMGEBER UDO WALZ Star-Coiffeur mit dem Gespür für die passende Frisur DER WETTERFÜHLIGE DR. KARSTEN BRANDT Meteorologe und vom Wind sowohl begeistert, als auch abgeschreckt DER THERMIKEXPERTE GÜNTER BERTRAM Segelflieger und Generalsekretär des Deutschen Aero Club e. V. DER SPIELER STEFAN ROGALL Drachenbauer und Chef von inderhoehledesdrachen.de Der Wind ist der rote Faden, die Antriebskraft und die Energie, die sich durch mein ganzes bisheriges Leben zieht und es zusammenhält. Er war und ist meine Kraft, meine Leidenschaft, mein Führer und mein Retter. Windenergie kann helfen, eine bessere Lebensqualität für die Weltbevölkerung zu schaffen. Eine einfache Anlage, die zwölf Watt produziert, reicht in einem armen Land wie Malawi, um das Leben dort spürbar zu verbessern. Wind, oder besser Föhnwind, ist in meinem Beruf allgegenwärtig. Ohne Wind geht gar nichts. Aber Föhnwind kann auch un berechenbar sein und die Frisur zerstören. Rundbürste und Föhn gehören deshalb immer zusammen. Mich fasziniert, dass Wind mal großes Wohlbefinden, mal tiefes Frösteln auslösen kann. Nur am eigenen Körper kann ich Wind nicht spüren. Ich habe keine Ventilatoren im Büro. Durchzug geht gar nicht. Manchmal lässt dich der Wind im Stich. Ein, zwei Mal im Jahr muss man wegen fehlenden Aufwinds zur Außenlandung ansetzen. Letztes Jahr bin ich auf einem Zwiebelfeld gestrandet. Ein merkwürdiger Geruch! Ich liebe es, den Drachen durch die Luft gleiten zu lassen, bei fünf bis fünfzehn Kilometer in der Stunde. Aber es gibt auch Drachen für jede Windstärke und hohe Geschwindigkeiten. Die machen jede Menge Arbeit. 28 ALLIANZ 01 / 2012 ALLIANZ 01 / 2012 29

aus erfahrung Königin der Todeszone Als erste Frau hat Gerlinde Kaltenbrunner alle 14 Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen. Sie ging an ihre Grenzen und erlitt schwere Rückschläge. Eine Geschichte über Lebenspläne, kalkuliertes Risiko und der Traum von neuen Gipfeln. Text Juliette Dreiss FOTOS Ralf Dujmovits, David Goettler Bergsteigen Leben am Limit: Gerlinde Kaltenbrunner prüft bei der Besteigung des K2 die Sicherungsseile ihres Teams D er Aufstieg, der Gerlinde Kaltenbrunners Lebens verändern sollte, beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Es ist der 13. Mai 2007, ein Samstag, als sie den 8167 Meter hohen Dhaulagiri, den sechsthöchsten Gipfel im Himalaya, besteigen will. Es soll ihr zehnter Achttausender werden. Ein weiterer Meilenstein. Und eine neue Herausforderung. Unterwegs ist sie mit ihren drei spanischen Freunden. Gegen Nachmittag erreichen die vier das Lager II, auf 6650 Meter Höhe, und schlagen dort ihre Zelte auf. Eiskalt ist es, der Himmel sternenklar. Bis plötzlich Sturm aufkommt. Gegen 9 Uhr löst sich ein Schneebrett und reißt Kaltenbrunners Zelt 25 Meter in die Tiefe. Die Österreicherin wird unter den Schneemassen begraben.»einen Moment lang habe ich gedacht, jetzt ist alles vorbei. Es ist mir wie eine Ewigkeit vorgekommen, bis ich mich nach etwa einer Stunde endlich befreit hatte.«kaltenbrunner hatte enormes Glück. Eine kleine Blase gab ihr genügend Luft zum Atmen und Bewegen, um sich Stück für Stück durch die Schneemassen arbeiten zu können. Ihre beiden spanischen Kollegen Santiago Sagaste und Ricardo Valencio überlebten das Unglück nicht, sie wurden von den Schneemassen regelrecht erdrückt und völlig einbetoniert.»es war ein Alptraum. Ich habe unentwegt geschrien und zusammen mit Javi nach unseren Freunden geschaufelt und geschaufelt, obwohl ich wusste, dass sie tot sind.«allianz 01 / 2012 31

aus erfahrung»unter Schneemassen begraben. Ich dachte einen Moment lang, jetzt ist alles vorbei.«die frühere Krankenschwester brauchte lange, um diese Tragödie zu verarbeiten. Immer wieder dachte sie darüber nach, warum sie überlebt hat und ihre Freunde sterben mussten. Heute fällt es ihr leichter, über diese Erlebnisse zu berichten. Angst vor dem Tod hat sie ohnehin nicht mehr. Und wenn sie klettert, denkt sie über die möglichen Gefahren und Risiken nicht nach.»ich habe dem Tod viel zu oft ins Auge gesehen«, sagt sie. Nicht ganz auf 8000 Meter, aber glücklich: Kaltenbrunner auf dem Gipfel des Nuptse im Himalaya D ie Geschichte von Gerlinde Kaltenbrunner ist eine Geschichte von der großen Leidenschaft für die Berge und dem Drang, Grenzen zu überwinden. Als einzige Höhenbergsteigerin der Welt hat sie in den vergangenen 17 Jahren alle vierzehn Achttausender ohne Hilfe von künstlichem Sauerstoff erklommen. Eine kaum vorstellbare Leistung. Das gelingt nur, wenn man eine außergewöhnliche körperliche wie mentale Disziplin besitzt und sich mit den Risiken im Vorfeld akribisch auseinandersetzt. Kaltenbrunner hat alles davon im Überfluss, schlicht deshalb, weil das Besteigen großer Berge ihr Leben ist.»ganz tief zufrieden bin ich, wenn ich auf dem Berg bin. Es ist so kraftvoll, die Natur zu spüren und das auch aus eigener Kraft zu schaffen. Das sind unbeschreibliche Erlebnisse. Nicht nur auf den Achttausendern, auch bei uns in den Alpen, da geht es mir richtig gut«, erklärt die Extremsportlerin anschaulich. Bis an die Grenze zu trainieren, um das Unvorstellbare zu erreichen, das treibt die Extremsportlerin Tag für Tag an. So ist sie fortwährend in Bewegung, testet ihre eigenen Grenzen aus, bis zum Limit, begibt sich seit nunmehr 18 Jahren stets freiwillig in extreme Situationen, in denen man die Gefahr nie gänzlich ausschalten kann. Selbstverständlich jedoch ist es für Kaltenbrunner und ihr Team, sich vor jeder Expedition mit den möglichen Risiken auseinanderzusetzen. Wo sollte man in der Nacht aufsteigen, um weniger Steinschläge abzubekommen, wo könnten Lawinen abgehen, welche Routen sind weniger anstrengend, wie groß ist das höchstmögliche Risiko an steilen Eiswänden, wie sind tiefe Gletscherspalten schadlos zu überqueren oder wie kann man bei minus 40 Grad in 8000 Meter Höhe überleben? Das alles sind lebenswichtige Überlegungen.»Und trotzdem, selbst 32 ALLIANZ 01 / 2012

aus erfahrung Die gipfelstürmerin Kaltenbrunners aufstieg am k2 Die Besteigung erfolgt über Camps in verschiedener Höhe. Seinen Namen erhielt der K2 1865 von dem britischen Forscher T. G. Montgomerie. Gipfel 8611m 23. August 2011 Bivak 8300m 22. August PAKISTAN K2 NEPAL CHINA»Unbeschreibliche Erlebnisse. Nicht nur auf den Achttausendern, auch in den Alpen.«INDIEN Bergfoto und Quelle: National Geographics; Infografik: KircherBurkhardt Infografik 24 285 Shishapangma 8027 m 20 872 Gasherbrum II 8034 m Camp 4 7950m 21. August Zeltlager 7900m Camp 3 7250m 20. August Camp 1 5300m Aufstieg 16. August 2011 20 385 Broad Peak 8051 m Camp 2 6600m 19. August 26 298 Hidden Peak 8080 m Zeltlager 7300m Shoulder Depot Camp 6250m 18. August Mittellager 5950m 60 157 Annapurna I 8091 m 68 326 Nanga Parbat 8125 m Skizzen Stadium 58 297 Manaslu 8163 m 62 417 Dhaulagiri 8167 m 43 2790 Cho Oyu 8188 m 29 323 Makalu 8485 m 12 396 Lhotse 8516 m 40 243 Kangchendzönga 8586 m Der Todesgipfel Todesfälle Achttausender das dach der welt 14 Riesen in vier ländern Die höchsten Berge der Welt liegen in Indien, Nepal, Pakistan und China. Die Volksrepublik steht dabei an der Spitze acht der höchsten Berge gehören zum Teil zu China, der Shishapangma liegt ganz auf chinesischem Staatsgebiet. Außerhalb der beiden Hochgebirgsketten Himalaya und Karakorum gibt es auf der Erde keine Acht tausender. Besteigungen 80 302 K2 8611 m Ein eiskaltes grab Viele, die ihn besteigen wollten, haben den Versuch mit ihrem Leben bezahlt: von 157 Besteigungen endeten am Annapurna I sechzig tödlich. Zum Vergleich: Am Mount Everest starben bei 4571 Besteigungen 216 Menschen. 216 4571 Mount Everest 8848 m 8600 8400 8200 8000 wenn wir im Vorfeld die Risiken rauf und runter kalkulieren, wissen wir alle, wenn wir da hinaufsteigen und sicher wieder herunter kommen wollen, ein Stück Restrisiko bleibt immer. Also braucht es eine gewisse Bereitschaft, auf Gefahrensituationen einzugehen«, erläutert die Grenzgängerin zwischen Himmel und Erde. Nicht nur die akribische Auseinandersetzung mit der Route gibt der 41-Jährigen eine gewisse Sicherheit. Kaltenbrunner bereitet sich außergewöhnlich diszipliniert auf ihre Expeditionen vor. Geht auch da bis an ihre Grenzen. Trainiert unermüdlich. Auf diese Weise halte sie das Unfallrisiko möglichst klein:»das ist ein ganz wichtiger Punkt, das gibt mir sehr viel Sicherheit. Aber mal ganz ehrlich, wir gehen da freiwillig hin, niemand zwingt uns dazu, es ist unser Traum, und wir wissen, dass immer etwas passieren kann.«z wei Monate nach dem Drama im Himalaya bricht sie wieder auf in die Berge, in den Karakorum nach Pakistan, weil sie die Bilder und das Gefühl vollkommener Hilflosigkeit nicht loslassen.»ich musste das genau so machen, denn erst dort konnte ich den Unfall akzeptieren, dort in den großen Bergen, wo ich mich am wohlsten fühle. Es ist passiert. Ich hab es dann so stehen lassen können, hatte aber Monate lang noch einen Kontrolltick, ob mein Zelt auch richtig befestigt ist.«diese Grenzerfahrung hat sie geprägt.»ja klar, man wird vorsichtiger im Umgang mit dem Risiko und der Gefahr, obwohl ich immer schon eine eher vorsichtige Bergsteigerin gewesen bin.«und noch ein Erfolgsrezept hat sie. Sie weiß genau, wann sie weitergehen kann und wann sie umkehren muss. Aber noch etwas sei sehr wichtig:»das Andere«, wie sie es mittlerweile voller Leidenschaft bezeichnet,»das Urvertrauen! Das hat man oder man hat es nicht. Ich horche ganz oft auf mein Bauchgefühl. Es hat mich bisher noch nicht im Stich gelassen. So gab es viele Situationen, wo ich umgedreht bin, weil mir mein Gefühl sagte, dass es sehr gefährlich werden könnte.«diese starke Charaktereigenschaft erklärt unter anderem, warum sie für die Besteigung des sagenumwobenen K2 so viele Anläufe nehmen musste. Der 8611 Meter hohe Gigant zwischen Pakistan und China hat ihr im 34 ALLIANZ 01 / 2012 ALLIANZ 01 / 2012 35

aus erfahrung aus erfahrung mer wieder auch ihre eigenen Grenzen aufgezeigt und sie zum Umkehren gezwungen. Mehrmals hatte sie es in den letzten Jahren versucht, immer wieder ist sie an dem zweithöchsten Berg der Welt gescheitert. Die Wetterlage war häufig unsicher, Schneestürme, Lawinengefahr, Blankeis, das Risiko wäre schlicht zu groß gewesen. Bei ihrem sechsten Besteigungsversuch 2010 aber ist alles anders. In jenem Jahr hatte sie sich erneut vorgenommen, den für sie letzten der 14 Achttausender der Welt zu besteigen. Dieser Traum endet für Kaltenbrunner jedoch dramatisch. Am 6. August 2010 stürzt ihr Begleiter und guter Freund, der Schwede Frederic Ericsson, auf etwa 8300 Höhenmetern ab. Sie steht nur wenige Meter entfernt am Eishang, schaut in diesem Moment nicht zu ihm hoch, es herrscht dichter Nebel, als ihr vertrauter Kollege plötzlich vor ihren Augen 1000 Meter tief in den Tod stürzt. Sie schreit, steht wie angefroren da und klammert sich an ihren Steileisgeräten fest. Steigt sofort ab und denkt, sie könne ihn noch retten. Sie will es nicht wahrhaben.»zum ersten Mal war ich an einem Punkt angelangt«, erinnert sie sich,»an dem ich nicht mehr wusste, ob ich jemals in die Berge zurückkehren werde.«d ie Bilder des Unglücks und der Tragödie laufen Monate lang immer und immer wieder vor ihren Augen ab. Sie ist geschockt, traumatisiert, traurig. Zu Hause kann sie es nicht verarbeiten und so macht sie sich zwei Monate später erneut auf den Weg und steht tatsächlich wieder auf dem Gipfel eines Berges, auf der Carstensz-Pyramide, dem höchsten Berg Ozeaniens. Kaum zu begreifen für Außenstehende, für Kaltenbrunner schlicht nicht anders möglich. Wer bis an die Grenze seines Könnens geht, erlebt Grenzerfahrungen und möchte lernen, damit umzugehen. Zart und stark zugleich wirkt die beste Höhenbergsteigerin der Welt, die glasklare Gedanken aus diesen Schicksalsschlägen zieht. Denn sie hat einige gute Freunde in den letzten 20 Jahren verloren. Die Höhenbergsteigerin Christina Castagna,»sie war eine sehr gute Freundin, Krankenschwester wie ich. 2009 war es, wir waren auf dem K2 und sie kletterte daneben am Broad Peak. Am Vorgipfel ist sie abgestürzt. Das sind tragische Momente, es war schwer für mich, das zu verkraften. Aber wenn ich dann wieder auf den Berg steige, weiß ich, dass unsere Freunde bei uns sind. In anderer Form, es ist ein Kreislauf. Das gibt mir Trost. Wenn ich nach Schicksalsschlägen immer enorm hadern würde, könnte ich das so nicht weiter führen.wenn ich dann wieder auf den Berg steige, weiß ich, dass unsere Freunde bei uns sind. Das gibt mir Trost.«Ihre Erfahrungen am Berg haben diese feinsinnige Frau in all den Jahren sicher körperlich und mental noch stärker gemacht, ihr aber auch jene auffallend starke Ruhe mitgegeben. Im vergangenen Jahr ist ihr Lebenstraum schließlich perfekt. Sie erreicht den Gipfel des K2, ihren letzten Achttausender, am frühen Abend des 23. August 2011. Um 18 Uhr 18. Tränen fließen, das Panorama ist wunderschön. Alles leuchtet im Abendrot. Die Besteigung des K2 war sicher eine ihrer großen Herausforderungen, mit vielen gefährlichen, aber auch intensiven Facetten. Lawinen gefahr, anstrengende Spurarbeit, immer wieder schlechte Sicht. Dieser Achttausender ist zwar nicht der höchste, gilt aber als der schwerste. 80 Menschen bezahlten den Versuch mit ihrem Leben. Statistisch kommt damit auf vier erfolgreiche Besteigungen ein Todesfall. Und wie geht s nach dieser letzten Herausforderung weiter?»nun möchte ich mich eher auf schöne Sechs- und Siebentausender konzentrieren. Auf abgelegene, seltene oder noch nie begangene Routen.«Den 7861 Meter hohen Nuptse in Nepal hat sie im Mai schon hinter sich gelassen. Der Beginn einer neuen Serie aber keinesfalls die Suche nach etwas Neuem. Denn Gerlinde Kaltenbrunner sucht nicht mehr, sie hat ihr Glück längst gefunden: in den Bergen. 39 % Im Bad und in der Küche zwingt ihn seine Arbeit stets in die Knie: der Fliesenleger. 52 % Meist fehlt der doppelte Boden. Der Gerüstbauer kann sich keinen Fehltritt leisten. 40 % Er bückt sich den ganzen Tag: der Estrichleger. 41 % Hantiert unter anderem mit scharfen Klingen: der Fleisch- und Wurstwarenhersteller. * Quelle: Map-Report 781 783 51 % Vorsicht, Dachdecker: Wer jeden Tag hoch hinaus muss, kann auch tief fallen. wer hart arbeitet, lebt gefährlich Die Top Ten der Berufe mit dem höchsten prozentualen Anteil an der Erwerbsunfähigkeitsrente* 42 % Körperliche Arbeit mit Presslufthammer am Limit: der Pflasterer. 38 % Schwere Steine, zäher Mörtel: Ein Maurer muss viel aushalten. Die Verantwortung fürs Dach hat Gewicht. Der Zimmermann arbeitet mit schwerem Material. 50 % In luftiger Höhe oder tief unter der Erde die Gefahr ist gleich hoch: Bergarbeiter, pass auf! 38 % Sie strecken sich im Dienst der Sache, leider oftmals viel zu sehr: Verputzer und Stukkateure. 38 % 36 ALLIANZ 01 / 2012 ALLIANZ 01 / 2012 37

Kolumne Gerhard Delling Das Tirol Winter in den Bergen Ein alpines Juwel gelegen inmitten der Kitzbüheler Alpen.»Nur der Dumme hat Tabus«Gerlinde Kaltenbrunner ist ein Vorbild für uns alle weil sie sich erst nach D monatelanger Vorbereitung den Gefahren der Berge stellt. ie Geschichte von Gerlinde Kaltenbrunner erinnert mich an einen Satz aus meiner Jugend. Er stammt aus der Feder des Liedermacher-Duos»Schobert und Black«, das in den 70er Jahren für Furore sorgte mit Blödeleien und politisch geprägten Texten:»Wenn Du was machen willst, dann tu s, denn nur der Dumme hat Tabus!«Ein Motto, das mich bis heute beflügelt, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich einen neuen Weg beschreiten soll. Denn man sollte ja wirklich alles machen, was einen reizt vorausgesetzt, es schadet niemandem. Und im besten Fall nicht mal einem selbst. Leidenschaft, die keine Leiden schafft. So wie bei Gerlinde Kaltenbrunner. Sie hat sich ihren Traum erfüllt und die höchsten und schwierigsten Gipfel erobert. Dafür lebt und arbeitet sie. Tag für Tag. Sie hat viel Erfahrung und kennt die Risiken, die in der Steilwand lauern. Sie ist akribisch vorbereitet, wenn sie sich auf den Weg macht. Ganz anders als so viele»möchtegern- Gipfelstürmer«, die in unserem tristen, technisierten Alltag nach neuen Herausforderungen suchen und sich allzu unbedarft in solch ein Abenteuer stürzen. Und»stürzen«ist dabei leider nicht selten wörtlich zu nehmen. Seitdem Edmund Hillary und Tenzing Norgay 1953 erstmals den Mount Everest bestiegen, haben es über 4500 Menschen auf den 8845 Meter hohen Gipfel geschafft. 216 Menschen sind in diesen 60 Jahren am höchsten Berg der Erde ums Leben gekommen. Auch in den vergleichsweise leichter zu erklimmenden Allgäuer Alpen verunglücken immer mehr Menschen. Allein 2011 fast doppelt so viele wie noch ein Jahr zuvor nämlich 22. Der Geschäftsführer der Bergwacht Chiemgau, Ludwig Lang, beschreibt das Phänomen so:»wenn die Autobahn voll ist, passieren mehr Unfälle.«Er verweist dabei auf 900 Rettungseinsätze allein im vergangenen Jahr ein neuer bestürzender Rekord. Viele denken, dass eine teure Ausrüstung und ein schickes Handy als Absicherung schon ausreichen würden. Und so fehle es einer Vielzahl von Menschen, die sich in den Bergen bewegen, an der Vorbereitung und der nötigen Selbsteinschätzung, sagt Alois Glück, Vorsitzender der Bergwacht Bayern. Wer extreme Herausforderungen annehmen will, der muss auch extrem gut vorbereitet sein. Das gilt nicht nur am Berg, sondern genauso in der Politik, in der Wirtschaft, im Journalismus und im täglichen Leben. Sonst gefährdet er sich, nicht selten auch andere und kann auf Dauer nicht erfolgreich sein. Ich meine, wir brauchen wieder mehr Gerlinde Kaltenbrunners, die ihre Visionen gewissenhaft in die Tat umsetzen. Ganz nach dem Motto:»Wenn Du was machen willst, dann tu s, denn nur der Dumme hat Tabus!«Kaltenbrunner, durch ihre Leistungen ins Rampenlicht gerückt, zeigt allen vorbildlich, wie es richtig gemacht wird. Wir brauchen heute solche Vorbilder, die etwas tun, weil sie es können und ganz viel von einer Sache verstehen. Für die Krankenschwester Kaltenbrunner waren ihre Rekordbesteigungen ein absolutes Tabu. Erst als Kletterprofi hat die zielstrebige Frau ihren Traum verwirklicht. Diese Geschichte zeigt, dass man so ziemlich alles erreichen kann, wenn man bereit ist, nachhaltig dafür zu arbeiten. Nur so wird es gelingen. Nur so kann man das Risiko des Scheiterns richtig einschätzen. ERLEBEN SIE EIN EINZIGARTIGES 5* STERNE HOTEL IN DEN KITZBÜHELER ALPEN. Ankommen und entspannen. Der Winter steckt voller Überraschungen und lädt Sie zu sportlichen Aktivitäten und Erholung pur ein. Der 3600 qm große Kempinski The Spa bietet unvergessliche Wellnessmomente und für kulinarische Highlights sorgen das Restaurant Steinberg und das panasiatische Restaurant Sra Bua by Wini Brugger Entdecken Sie unser Angebot unter: www.kempinski.com/tirol *Öffnungszeiten Wintersaison - 04.12.2012-07.04.2013 38 ALLIANZ 01 / 2012