Predigt Epheser 2, 17-22 Ein (jüdischer) Rabbi überraschte seine Schüler mit der Frage: Wo wohnt Gott? Sie lachten und sagten: Die Welt ist doch voll von seiner Herrlichkeit! Rabbi aber sagte: Gott wohnt, wo man ihn einlässt! Wo wir seine Liebe in unser Herz lassen, wo sein Segen in unser Leben strömt und dieser Segen weiterfliesst zu allen Menschen und hinein in die ganze Schöpfung; wo der Segen zurückfliesst zu Gott im Lob (in einer grossen Bewegung von Gott zu uns, von uns zueinander und zurück zu Gott), da wohnt Gott. (Segnen und Loben ist im hebr. und gr. das gleiche Wort: barach; eulogein) Darum heisst es: Gott wohnt im Lobpreis seines Volkes. (Psalm 22,4) So will Gott durch seinen Segen und unseren Lobpreis seine Wohnung, sein Haus, seinen Tempel ausbauen. Alle und alles möchte er hinein nehmen in sein Haus. (Jesus machte deutlich: Es soll sein ein Haus des Gebets: Ort der Gottesbeziehung; Haus der Heilung und Gesundung; Haus des Lobes) So wollen wir losen auf den Predigttext und dann nochmals in ein Lied einstimmen. Ich lese aus dem Epheserbrief, einem Rundbrief an die ersten Christen in Kleinasien. Das zentrale Thema des Briefs: die weltweite Kirche, wo Menschen wie in einem grossen Haus, in einer grossen neuen Familie miteinander verbunden; die alte Feindschaft, die Trennwand zwischen Juden und Heiden ist überwunden, weil Christus Frieden gestiftet hat. Eph 2, 17-22: 17Und er (J.C.) kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen - und Frieden den Nahen. 18Denn durch ihn haben wir beide in einem Geist Zugang zum Vater. 19Ihr seid also nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, ihr seid vielmehr Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, 20aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten - der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. 1
21Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, 22durch ihn werdet auch ihr mit eingebaut in die Wohnung Gottes im Geist. Lied 10 000 Reasons (Band und Orgel) Gott wohnt, wo man ihn einlässt! Wo wir seine Liebe in unser Herz lassen, wo sein Segen und Frieden in unser Leben strömt und dieser Segen und Frieden weiterfliesst im Lob und der Liebe, da wohnt Er. In diese Wohnung, in sein Haus möchte Gott alle und alles mit hinein nehmen. Sein Haus, das grösser ist als unser Herz. Es ist das Haus Gottes, das ist wie das Haus des barmherzigen Vaters, von dem Jesus uns (im Gleichnis) erzählt hat (Lk 15!): Seinem jüngeren Sohn, der das ganze Erbe verprasst hat und mausarm und zerlumpt zurück kommt, läuft dieser barmherzige Vater entgegen, umarmt ihn, gibt ihm Schuhe, eines neues Gewand und einen Ring und macht ein Fest im Haus. Und seinen älteren Sohn, der immer daheim geblieben ist und treu gearbeitet hat, der denkt und sagt: Also, dieser hat doch nichts mehr zu suchen hier in unserem Haus! diesen lädt der barmherzige Vater ein, mitzufeiern; sich zu freuen, dass der jünger Bruder noch lebt und da ist. So viel grösser als unser Herz, das manchmal sich selbst und manchmal andere ausschliesst, ist dieses Haus von Gott. Weil Jesus kam und uns das Evangelium, die frohe Botschaft gebracht hat: Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen - und Frieden den Nahen. (Eph 2, 17) Frieden dem jüngeren und dem älteren Sohn. Frieden seinem Volk der Juden, die Gott schon nahe waren; und Frieden den Heiden, die auch zu Gottes Volk gehören dürfen. Frieden den Reichen und den Armen, den Jungen und Alten, den coolen, zwägen Typen und den unsympathischen 2
Frage ist: kann Gott mit dieser Botschaft bei uns landen? Kann der Frieden Raum bekommen unter uns? Wir sind ja beides: Empfangende und Botschafter. Wo Jesus (in Lk 10 ist es beschrieben) 70 Jünger mit seiner Friedens-Botschaft losschickt, sagt er ihnen: Geht hin!... Tragt weder Börse noch Tasche noch Sandalen, und grüsst niemand auf dem Weg! (geht verletzlich, transparent, einfach, zeigt euer Herz mit dieser dringende Botschaft, die Welt braucht!. In welches Haus ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen und sprecht: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen. (Lk 10, 3-9) In Ihm, J.C. selber, ist uns das Reich Gottes nahe gekommen. In Ihm, Jesus, der der Weg und die Türe in dieses Haus des Vaters ist. Denn durch ihn, J.C, haben wir beide in einem Geist Zugang zum Vater. Ihr seid also nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, ihr seid vielmehr Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, (Eph 2, 18 und 19) Die Bilder, die hier im Eph gebraucht werden, sind allen Bewohnern antiker Städte vertraut: Sie sind nicht mehr Fremde, politisch ohne Rechte, sondern haben das volle Bürgerrecht. Und die Vorstellung von der Kirche als Tempel oder Haus war schon bei den ersten Christen weit verbreitet. (Es ist ein Haus der Freude, des Segens und des Lobens.) Dieses Haus ist da, wo Beziehungen von Offenheit und Vertrauen geprägt sind; wo in einem angstfreien Raum ehrliche Begegnungen von Angesicht zu Angesicht möglich sind. So zeigt sich, dass wir als Christen als eine (geistliche) Familie verbunden sind, eingewoben in einen Bund mit Gott, von dem uns nichts und niemand abschneiden kann; getragen in einer Liebe, aus der wir nicht fallen können. Denn unsere Gemeinschaft, dieses Haus der Kirche hat ein Fundament und einen Schlussstein (und auch eine Geschichte). 3
Ihr seid aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten - der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. (Eph 2, 20) Die Apostel und Propheten sind für uns alle die, die das Ev. weitergetragen haben bis heute bis in unsere jüngste Kirchengeschichte, unsere eigene Ittiger- Kirchgengeschichte. Am Ursprung als Grund ist Jesus Christus selbst, der Schlussstein. Das griechische Wort kann den obersten Schlusstein, der z.b. im Portalbogen das Ganze zusammenhält, meinen; und auch den Eckstein im Fundament, der einem ganzen Bau seine Ausrichtung gibt. Im 1. Kor (3, 11): Einen anderen Grund kann niemand legen ausser dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Auf dieser Liebe, in dieser Gnade stehen wir und bauen mit an etwas ganz, ganz (unvorstellbar) Grossem, dem grössten Heils-Werk, das Gott selbst mit uns und durch uns verwirklichen möchte. Es kommt einfach darauf an, dass wir bei dem, was wir tun, diese richtige Sicht haben: 4
Meistens sind es ja ganz kleine Steine, die wir im Alltag am Bearbeiten sind als Einzelne oder miteinander in unserer Kirchgemeinde oder zusammen mit der kath. Gemeinde und anderen Kirchen oder der politischen Gemeinde Aber was wir aus Liebe tun, was wir im Geist seiner Liebe tun (Familie, Kinder, Beruf, Gemeinde ), bleibt bestehen, hat Ewigkeitswert; da nimmt das Haus Gottes schon Gestalt an. Da zeigt das Haus seine Schönheit, die Schönheit von dem, der drin wohnt: Gott selber. Diese Schönheit soll alles durchdringen. Es ist ja ein besonderer Bau, einer, der immer weiter wachsen soll: Durch ihn (Jesus Christus, den Schlusstein) wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, durch ihn werdet auch ihr mit eingebaut in die Wohnung Gottes im Geist. (Eph 2, 21f.) Gott baut seine Wohnungen, sein Haus weiter, in dem Mass, wie sich der Friede Gottes ausdehnt in unsere persönliche Leben, unsere Beziehungen, in alle gesellschaftliche Strukturen, in die Beziehung zur ganzen Schöpfung, zu allem, was lebt. Diese wunderschöne (und herausfordernde) Botschaft des Friedens haben wir zu verkünden und auszuleben. Die Botschaft des Friedens mit Gott, miteinander und der ganzen Schöpfung. Schon in Jes (52, 9) steht: Wie lieblich sind auf den Bergen die Füsse dessen, der frohe Botschaft bringt, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Heil verkündet, der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König. Hebr. Bibel verwendet da den Begriff des Shalom : umfasst Frieden, Gesundheit, Gedeihen, Wohlergehen. Das Heil Gottes ist etwas Ganzheitliches. Es verwirklicht sich in einer intakten Gottesbeziehung (wo Menschen auf ihn hören und sich ihm anvertrauen können), versöhnten Beziehungen unter den Menschen und da, wo auch strukturell Recht und Gerechtigkeit herrschen. Heil ist persönlich, sozial und kosmisch und schliesst die ganze Wirklichkeit ein. Dem ganzheitlichen Heilsverständnis entspricht eine ganzheitliche Mission. Es ist diese grosse, weite (Friedens-) Liebes-Kathedrale Gottes. 5
Sie selber, sie alleine bauen zu wollen, wäre eine Anmassung und eine Überforderung. Aber drein hinein bauen lassen dürfen wir uns; und gemeinsam, miteinander, in der gegenseitigen Ergänzung, Bereicherung und Unterstützung dürfen wir mitbauen. Möge Gott uns dazu segnen! Amen. 6