Bauanleitung für eine 5-Loch Ocarina Schritt für Schritt sehen Sie hier die Entstehung einer handgefertigten Ocarina. Mit einfachsten Werkzeugen aus dem Töpferbereich und dem Haushalt können Sie sich eine Ocarina selber bauen. Ich wünsche Ihnen viel Geduld, Spass und gutes Gelingen! Als Arbeitsplatz dient eine Holzplatte o.ä. als Unterlage, dann wird ein Lappen, ein kleiner Schwamm, etwas Wasser und die verschiedenen Werkzeuge benötigt. 1. Von einem Block Ton wird ein Stück mit einer Nylonschnur abgeschnitten, in einer Grösse die bequem in die Hand genommen werden kann. 2. Aus dem Ton wird von Hand erst eine Kugel gerollt und in die gewünschte Form gearbeitet. Für die Form kann der eigenen Fantasie (fast) freien Lauf gelassen werden. Am besten eignen sich rundliche Hohlkörper. 3. Das Mundstück entsteht durch ein leichtes Ziehen und Drücken mit den Fingern. Halten Sie sich die Ocarina an den Mund, um zu testen, dass die Form und das Mundstück Ihnen gut in der Hand liegt und passt. 4. Mit einer Nylonschnur und Perlen an den Enden wird das Mundstück abgeschnitten und zur Seite gelegt.
5. Mit einer Töpfer-Schlinge wird der Bauch sorgfältig ausgehöhlt. Die Reststücke können später für weitere Arbeiten wieder aufgearbeitet werden. 6. Mit einem Messer werden nun die Kanten eingeritzt und beide Stücke überprüft, ob sie in der Grösse noch zusammen passen. 7. Mit Schlicker (getrockneter Ton der gemörsert und mit Wasser angerührt wurde) werden beide Stücke zusammen gesetzt und vorsichtig angedrückt. 8. So sieht die Ocarina nach dem Zusammensetzen aus.
9. Die Naht muss noch weg und wird dazu mit dem Messer im Reissverschlussprinzip verstrichen. Allenfalls wird eine kleine Tonschlange gerollt und über die Naht gelegt damit die Verbindung stark genug wird. 10. Mit den Fingern wird die Naht wie eine Narbe noch massiert,... 11....und mit dem feuchten Schwamm verschwinden alle Arbeitsspuren. Vor den folgenden Schritte ist es am besten, die Ocarina erst etwas antrocknen zu lassen damit der Ton nicht am Werkzeug klebt. 12. Mit einem dünnen Metallstäbchen oder einem Mikadostab werden die Schnurlöcher im oberen Teil des Mundstücks durchgestochen.
Nun folgt das Mundstück. Diese Arbeitsschritte sind das Kernstück und somit auch das Schwierigste im Ocarinabauen. Denn davon hängt die spätere Klangqualität ab. 13. Auf der Unterseite der Ocarina wird erst mit einem feinen, dünnen und schmalen Holz- oder Metallstäbchen an der vorherigen Nahtstelle ein kleines Viereck ausgestochen. 14. Von der Kante die zum Mundstück zeigt wird nun mit dem Stäbchen sorgfältig der Windkanal durchgestossen. Dabei ist beim Ansetzen des Stäbchens der Winkel zu beachten, damit der Austritt auf der gegenüberliegenden Seite in der Mitte des Mundstücks liegt. Wichtig ist, dass der Windkanal rein und gerade ist, d.h. keine Brösel oder Unebenheiten aufweist. Hier ist zu sehen, dass die Einstichstelle sehr sauber gearbeitet werden muss. 15. Nun wird das so genannte Labium gestochen: Dies ist die Kante wo sich die austretende Luft bricht. Um dies zu gewährleisten, muss diese Kante dünn und sauber gearbeitet werden. Sie liegt genau in der Mitte des Windkanals. Dazu kann von vorne durch den Windkanal geschaut werden um die dahinter liegende Kante zu sehen. Je nach dem muss sie ein klein wenig nach oben oder unten gedrückt werden. Und nun der erste Test: Blasen Sie vorsichtig ins Mundstück - töntʻs? Dann bravo! Tönt sie nicht, müssen Sie das Mundstück weiter verfeinern. Geduld, Beobachten und Genauigkeit! Jetzt kommen die Fingerlöcher: 16. Nehmen Sie die Ocarina an den Mund und zeichnen Sie mit einem Stift ein wo die Finger zu liegen kommen.
1. Fingerloch: 17. Mit einem dünnen Rundstäbchen (ca. 1.5mm Durchmesser) wird das erste Loch wie abgebildet durchgestochen. 2. Fingerloch: 18. Mit demselben Stäbchen wird das zweite Loch gestochen und in der Grösse knapp verdoppelt. 3. Fingerloch: 19. Mit einem Lochschneider oder einem Werkzeug wie abgebildet werden die nächsten Fingerlöcher geschaffen. Das dritte Fingerloch ist etwa so gross wie das erste und zweite zusammen. 4. Fingerloch: 20. Das vierte Fingerloch ist noch etwas grösser als das dritte.
1. Daumenloch 21. Auf der Unterseite wird für den rechten Daumen das Daumenloch gestochen. In der Grösse ist es etwa wie das dritte Fingerloch. Nun das genaue Stimmen: 22. Mit einem Stimmgerät und der Grifftabelle wird nun jedes Loch gestimmt. Aufbauend auf dem Grundton der Ocarina (wenn alle Löcher zugedeckt sind) wird jeder Ton in der Reihenfolge der Tonleiter angespielt und auf seine Stimmung geprüft. Ist der Ton zu tief, wird das Loch etwas vergrössert, ist er zu hoch, muss er durch zusammendrücken oder mit angepinseltem Schlicker verkleinert werden. (Sehen Sie zum Stimmen die Grifftabelle für Kinder-Ocarinas im Menü Spielanleitung / Grifftabelle). Tipp: Falls die oberen Töne nicht mehr Klingen, liegt es am Mundstück (Windkanal und Labium) das noch mal verfeinert werden muss. 23. Zum Schluss werden mit einem feuchten Schwamm die Arbeitsspuren verwischt und es entsteht eine gleichmässige feine Oberfläche. Soll eine Gravur eingeritzt werden ist jetzt der richtige Moment dazu. 24. Die Ocarina muss jetzt langsam trocknen bevor sie im Brennofen bei ca. 960 rohgebrannt wird. Vor dem Brennen wird die Stimmung nochmals überprüft, da die Ocarina während dem Trocknungsprozess ca. 7% schwindet und sich die Grösse der Löcher verändert. Das Korrigieren erfolgt jetzt mit einer feinen Feile (zum vergrössern) oder etwas Schlicker (zum verkleinern).
Weitere Informationen zur Tonentstehung bei der Ocarina und zu Faktoren welche die Tonhöhe und Tonqualität beeinflussen finden Sie im Menü Musikalisches. Nach dem Brand wird ein Lederbändel durch die Schnurlöcher gezogen und fertig ist das Kunstwerk! Mit Keramikfarben und Glasuren (wie abgebildet) kann die Ocarina weiter ausgeschmückt werden. Zur Not gehen natürlich auch Acrylfarben und ein giftfreier Lackspray. Play music and be happy! Jasmina Meier, Earthsong Ocarinas 2008