Christian Schwöbel, FB 13 Bauingenieurwesen Erasmus an der Universidad Politécnica de Valencia Vorbereitung Wenn man sich entschließt, ein ERASMUS-Programm zu machen, sollte man seine Vorbereitungen am besten schon ein Jahr vorher starten, um keine Eile zu haben bei der Auswahl der Universität und beim Beschaffen der Dokumente. Der Papierkrieg hält sich jedoch in Grenzen, da das ERASMUS Programm recht gut organisiert ist und viele Vorgänge automatisiert sind. Auch Frau Astheimers Hilfe trägt zum reibungslosen Ablauf bei. So war es auch kein Problem, an der UPV genommen zu werden, obwohl es für Bauingenierstudenten direkt zu meinem Bewerbungszeitpunkt keine Plätze gab und ich deshalb als Geodäsiestudent angemeldet wurde. Das war aber wie gesagt kein Problem und mit ein paar E-Mails an das International Office der beiden Fachbereiche in Valencia konnte ich ihnen auch klar machen, dass ich Bauingenieurwesen studiere und auch vorhabe, das dort zu studieren. Wer sich in seinem Ausland Studienleistungen anerkennen lassen will, sollte das am besten schon im Voraus abklären. Ein Transcript of Records ist ohnehin verpflichtend und muss vom Fachbereichskoordinatior unterzeichnet werden. Bevor man dies tut, sollte man allerdings mit den entsprechenden Professoren reden und sich von ihnen die Anerkennung der Fächer schriftlich bestätigen lassen. Die Professoren verlangen meist eine genaue Beschreibung der Vorlesungsinhalte möglichst auf deutsch übersetzt und eine Information über die ECTS, die das Fach wert ist. Die spanischen Credits entsprechen übrigens nicht den ECTS sondern sind ein bisschen weniger wert. Den Umrechnungsfaktor kann man beim International Office in Valencia erfragen. Anreise und Abreise Die Anreise trat ich damals mit LTU von Düsseldorf aus an, da damals Ryanair noch keine Flüge nach Valencia anbot. Ich war äußerst zufrieden mit dem Service, da ich wenn ich mich recht entsinne 30kg Freigepäck zur Verfügung hatte und sogar meine Gitarre ins Handgepäck mitnehmen konnte und eine ganze Sitzreihe für mich alleine bekam, da der Flieger nicht ausgebucht war. Allerdings war der Flug natürlich ein bisschen teurer als die Billigflieger, aber wenn man die Preise für das Zusatzgepäck mit einrechnet könnte man fast auf den gleichen Betrag kommen. Außerdem gibt es auch noch die Möglichkeiten von Hahn aus mit Ryanair nach Valencia zu fliegen oder von Stuttgart aus mit Tuifly. Das Freigepäck bei Ryanair beträgt (Stand Juli 07) 15kg und bei tuifly 20kg. Meinen Rückflug trat ich mit tuifly an und hatte 4kg Übergepäck, für die mir jedoch trotz angekündigter 7 pro kg nichts berechnet wurde. Soweit ich weiß ist man bei Ryanair strenger mit der Freigepäckgrenze.
Wer die Freigepäckgrenze stark überschreitet, kann mit dem Gedanken spielen, sich einen Teil des Gepäcks per Post oder Versanddienst nach Valencia schicken zu lassen, sobald man eine feste Adresse hat. Von Valencia aus ist meines Wissens der billigste Anbieter Nacex, deren Annahmestelle sich in der C/ Lebon in der Nähe der Avenida del Puerto Kreuzung C/ Doctor Manuel Candela befindet. Ich bezahlte 80 für 24kg in einer großen Reisetasche (80cm x 40cm x 40cm). Sprachkurse Die UPV bietet einen Sprachkurs in Gandía - einem weiteren Campus der UPV an, der in der Regel in den ersten zwei Septemberwochen vor Beginn des Semesters stattfindet. Gandía liegt etwa 60km südlich von Valencia und die Sprachkursteilnehmer sind dort in zwei großen Apartmenthäusern untergebracht, die mit Swimmingpool ausgestattet sind und sich in unmittelbarer Nähe zum Strand befinden. Wenn man Zeit hat für den Sprachkurs, sollte man ihn auf jeden Fall machen. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, mit einem Riesenhaufen gut gelaunter Erasmusstudenten zu feiern, die Sprache zu verbessern und einfach schon mal ein paar Kontakte zu knüpfen für Valencia. Es ist eine unglaublich gute Starthilfe und vielleicht findet man sogar ein paar Leute, mit denen man eine WG gründen kann. Der Sprachkurs findet vormittags statt und am Nachmittag organisiert das Organisationsteam diverse sportliche Aktivitäten, wie z.b. Surf- und Segelkurse oder Beachvolleyball und Fußballturniere oder aber Abendessen, sowie einen Abend, an dem jeder Student eine landestypische Spezialität kochen soll. Den Spanischkenntnissen hilft der Kurs natürlich auch und außerdem kann man auch mit den Erasmusstudenten schon einmal die praktische Anwendung der Sprachkenntnisse testen. An der UPV kann man auch während des Semesters noch kostenlose Sprachkurse machen. Für diese sollte man sich am besten möglichst früh anmelden (was übrigens auch für den Sprachkurs in Gandía gilt), um noch einen Platz zu bekommen, aber mit etwas Glück bekommt man auch als Nachrücker noch einen Platz. Die Kurse, die kostenlos angeboten werden sind semesterbegleitend und werden für die Niveaus A1 bis B2 angeboten. Für die höheren Stufen muss man an externe Sprachschulen gehen, was kostenpflichtig ist aber auch nicht zu teuer. Ein kleiner Tipp noch für den Einstufungstest, den man machen muss: die Spanier haben es nicht so mit guter Homepageprogrammierung für verschiedene Browser, deshalb sollte man wenigstens für den Test den Internet Explorer mit einer stabilen, unterbrechungsfreien Internetverbindung nutzen, da es mir allzu oft passiert ist, dass nach einer Viertelstunde, nachdem ich den Test endlich beendet hatte, die Session mit einem Fehler beendet wurde.
Unterbringung Für die ersten Tage sucht man sich am besten eine Bleibe in einem Hostel. Die Hostels kann man z.b. über www.hostelworld.com buchen. Ich hauste meine ersten zwei Tage im Red Nest Youth Hostel, was ich nur wärmstens empfehlen kann. Wer vorhat, während der Tomatina, die in der Nähe von Valencia stattfindet, in Valencia zu verweilen sollte seine Hostelzimmer lange im Voraus buchen, da zu dieser Zeit recht viel belegt ist in Valencia. Die beste Möglichkeit sich eine Wohnung zu suchen ist über die Seite der UPV. Hier bekommt man größtenteils Angebote von Studenten, Makler haben sich hier nur wenige eingeschlichen. Den Link zu der Seite erfragt man sich beim besten beim International Office oder man klickt sich mit viel Geschick und Glück über die Website der UPV zum Ziel. Wenn man die Seite gefunden hat, sortiert man sich die Ergebnisse am besten nach Datum und fängt bei den aktuellsten an zu suchen. Wenn man aus dem Gespräch herausgefiltert hat, wann und wo man sich trifft, sollte man auf keinen Fall vergessen, nach der Puertanummer zu fragen, sonst steht man vor der Haustür, weiß nicht wo man klingeln soll und darf erneut anrufen. Eine weitere Möglichkeit, an Wohnungsanzeigen zu kommen ist der Campus Tarongers der Universitat de Valencia. Hier sind sämtliche Laternenmasten mit Abreißzetteln beklebt. Was man aber auf keinen Fall manchen sollte ist, sich einem Makler anzuvertrauen, denn die verlangen meistens horrende Vermittlungsgebühren und Kautionen. Selbst wenn man noch so viel Angst hat, keine Wohnung zu bekommen es ist immer besser vor Ort zu schauen und sich Wohnung und Mitbewohner gleich anzuschauen. Am besten ist es, Ende August vor dem Sprachkurs in Gandía schon nach Valencia zu reisen, sich erst einmal in einem Hostel einzuquartieren und dann auf die Suche zu gehen. Manche haben auch das Glück, dass ihr Mentor ihnen bei der WG-Suche hilft. Wer in Gandía erst auf die Suche geht, hat den Nachteil, dass er immer hin und herfahren muss, allerdings besteht die Möglichkeit, sich mit anderen Erasmusstudenten zusammenzutun. Wer Angst hat, wenn er mit Erasmusstudenten zusammenlebt würde er kein spanisch sprechen, dem sei gesagt, dass z.b. Franzosen und Italiener bekanntlicherweise kaum englisch sprechen und man so auch ein bisschen spanisch üben kann. Außerdem sind Erasmusstudenten in der Regel unternehmungslustiger. Die ersten Tage Am ersten Tag an der UPV begibt man sich erst einmal zum allgemeinen International Office, wo man sein Startpaket ausgehändigt bekommt. Verschiedene Broschüren, Busfahrpläne, einen Terminplaner etc. Desweiteren bekommt man ein Formular, das man ausfüllen soll und damit zum International Office des Fachbereichs gehen soll. Bei den meisten Fachbereichen allerdings wird dieses Dokument gar nicht verlangt und man kann sich einschreiben, wenn man alle notwendigen Dokumente bei sich hat. Hat man das getan, bekommt man einen
vorläufigen Studentenausweis und seine Zugangsdaten zum Uninetz. Den richtigen Studentenausweis bekommt man dann etwa vier Wochen später, was für spanische Verhältnisse wieselflink ist. Wer ein Konto bei der Deutschen Bank hat, kann mit der Bankkarte bei spanischen Filialen der Deutschen Bank kostenlos Geld abheben. Oder aber man eröffnet sich ein kostenloses Girokonto beispielsweise bei der Bancaja, mit deren Filialen ganz Valencia gespickt ist. Es gibt sogar eine Filiale im Campuszentrum, wo man sich recht gut mit Erasmusstudenten auskennt, also ist es empfehlenswert, sich an diese Filiale zu wenden, um sein Konto zu eröffnen. Auf dieses Girokonto kann man sich dann vom heimischen Konto kostenlos Geld überweisen. Der einzige Nachteil ist, dass es etwa vier Tage dauert, bis das Geld ankommt, aber man kann ja vorausschauend planen. Ein Vorteil ist auch, dass die Bankkarte gleichzeitig eine Visakarte ist. Vom Onlinebanking der Bancaja sollte man jedoch meiner Meinung nach die Finger lassen, da deren System ohne TANs und nur mit der PIN funktioniert, was äußerst unsicher ist. Da man heutezutage ja nicht ohne Mobiltelefon auskommt, empfiehlt es sich, eine Prepaidkarte zu kaufen. Einen Überblick über die billigsten Tarife habe ich nicht, allzu billig sind sie jedoch alle nicht. Man kann sich die Prepaidkarten entweder in den entsprechenden Geschäften kaufen (Vodafone, Movistar etc) oder in den Locutorios, in denen man übrigens auch telefonieren oder Internetcomputer bedienen kann. Billige Alltagsgegenstände bekommt man am besten in einem der zahlreichen Chinesenläden, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Hier kann man alles kaufen, vom Bettbezug bis zum Büroartikel. Wichtig ist in Valencia auch der Besitz eines Fahrrads. Man bekommt gebrauchte Fahrräder z.b. sonntagmorgens auf dem Rastro, dem Flohmarkt vor dem Stadion Mestalla. Wenn man hier ein Fahrrad kaufen will, sollte man keine Skrupel haben, denjenigen Geld in die Tasche zu stecken, die einem später wieder das Fahrrad klauen werden, außerdem steigen die Preise zu Beginn der Semester auf ca. 50 für ein Mountainbike. Wer einigermaßen sicher sein will, dass er kein geklautes Fahrrad kauft, kann sich gebrauchte Fahrräder in diversen Fahrradläden kaufen, von denen es z.b. in Blasco Ibañez ein paar gibt oder gleich ein neues Fahrrad im Carrefour (Einkaufszentrum El Saler) für 75. Wenn mal eine Reperatur fällig wird und man noch nicht so gut spanisch spricht kann man es sich leicht machen und in den Turyciclo in der Nähe der U-Bahnhaltestelle Angel Guimerá gehen, denn hier arbeitet ein Deutschspanier und hier gibt es auch hin und wieder gebrauchte Fahrräder, die jedoch meist mehr als 70 kosten. Allerdings repariert man hier nicht mit deutscher Gründlichkeit und Schnelligkeit. Uni und Vorlesungen Zu Beginn des Semesters hat man meistens Zeit, erst einmal in die Vorlesungen reinzuschnuppern, bevor man sich entscheidet, was man belegen möchte. In der ersten Woche sind meist noch keine Pflichtveranstaltungen. Zu beachten ist, dass die verschiedenen Fachbereiche meist zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit dem Semester beginnen. Wer also Vorlesungen an anderen Fachbereichen besuchen will
sollte sich vorher informieren, wie die Modalitäten sind. Man darf 12 Credits pro Semester an anderen Fachbereichen machen. Das System ist ein bisschen verschulter als an deutschen Universitäten. In den meisten Kursen geht die Anwesenheit mit in die Note ein, oder es besteht sogar Anwesenheitspflicht. Außerdem sind in vielen Kursen Semestralleistungen wie Übungen, Praktika oder Präsentationen zu erbringen (was allerdings für Bauingenieurstudenten ja vollkommen normal ist). Bemerkenswert ist der Unterschied im Umgang mit den Professoren. Die meisten Professoren duzt man, was bei uns vollkommen undenkbar wäre. Außerdem haben die meisten Professoren keine Sprechstunden, sondern man schaut einfach bei ihnen vorbei oder macht vorher einen Termin aus. Bei einem Fach war es aber auch so, dass die Sprechstunden für das Anfertigen einer Übung beschränkt waren, sodass man beispielsweise nur fünf Termine hatte, um die notwendigen Fragen zu stellen. Ausgeh- und Reisetipps Meine Ausgehtipps werden nur für die Freunde rockiger oder alternativer Musik interessant sein. Die anderen Ausgehmöglichkeiten bekommt man ohnehin auf anderem Wege mit, wer z.b. unbedingt seine Handynummer den Leuten von erasmusvalencia.com anvertrauen will, der wird fast täglich auf dem laufenden gehalten, wo die Erasmusparties stattfinden. Wer z.b. deshalb montags im Studio am Plaza Honduras landet und sich dort unwohl fühlt, kann sich gleich nebenan ins Kraken flüchten. Hier kann man gepflegte Rockmusik hören und sogar deutsches Weizenbier trinken. Wenn man vom Plaza Honduras aus Blasco Ibañez überquert gelangt man zum Plaza del Cedro. Hier gibt es das Wahwah, in dem oft Konzerte stattfinden und nebenan ist das Velvet. Wer es gerne eng und stickig mag, kann am Wochenende ins Pinball gehen, hier ist die Musik meistens ganz gut, doch wie gesagt der Andrang auch recht groß. Sehr empfehlenswert im Barrio del Carmen ist auch das Turmix, welches sich in einer Querstraße (bei der Polizeiwache) zur Calle Alta (oder Carrer de Dalt) befindet. Wer gerne ein bisschen spanische Kultur erleben möchte, kann sich sonntags und montags im La Claca (Plaza de la Reina) oder dienstags im Radio City (Carmen) Flamencokonzerte anschauen. Wenn sogar jemand Lust hat, Flamencogitarre zu erlernen, schreibe er/sie mir bitte eine E-Mail (mail@plonga.de). Ich kann die Telefonnummer des Lehrers weitergeben, der mir ein Jahr lang die wichtigsten Rhythmen und Techniken beigebracht hat. Am besten ist es natürlich, wenn man schon ein paar Grundlagen in klassischer Gitarre hat. Ein absoluter Tipp für die Liebhaber ausgefallener Musik ist das Tanned Tin Festival in Castellón, das jedes Jahr Anfang November in Castellón stattfindet. Ein kleines Festival gibt es auch in Valencia im April, das sich Observatori nennt und eher elektronische Musik im Visier hat. Ansonsten gibt es natürlich noch die großen Festivals wie Summercase und Sonar in Barcelona oder das Benicassim-Festival. Wer gerne reist, tut dies am besten mit Auto oder Bus. Für weitere Strecken sind Zugfahrten einfach zu teuer. Busfahrten nach Madrid bekommt man schon für 25 oder nach San Sebastian für 30. Wenn man genug Leute beisammen hat lohnt es sich auch, ein Auto zu mieten. Das gibt es schon ab 20 pro Tag beispielsweise bei
Auriga Crown in der Nähe des Flughafens. Der Vorteil ist natürlich, dass man sich auch kleinere, abgelegenere Orte anschauen kann, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu erreichen wären. Wenn man an einem Wochenende mit Brückentag reist, sollte man auf jeden Fall zeitig an eine Unterkunft denken, denn sonst kann es vorkommen, dass man eine Nacht im Auto verbringen darf. Entweder man bucht ein Hostel oder eine Jugendherberge, für die man noch einen Ausweis benötigt, den man sich aber vor Ort ausstellen lassen kann (http://www.reaj.com/ ). Wer noch weitere Erlebnisse aus meinem Erasmusjahr in Valencia lesen will, sei herzlich auf meine Homepage eingeladen: http://plonga.de/blog/?cat=4 und bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: mail@plonga.de