Name:* Seble Tafese Universität: Bordeaux 2 Email:* Land: Frankreich Tel:* Zeitraum: 2010/11 Programm: Erasmus via FB 3 Fächer: Soziologie (* diese Angaben sind freiwillig!) Datum: 31.01.2011 LLP/E R F A H R U N G S B E R I C H T (ausformulierte Version) Anreise Bordeaux ist leider nicht einfach zu erreichen, da es weder per Bus, Bahn noch per Flugzeug eine direkte Verbindung von Frankfurt aus gibt. Die Deutsche Bahn bietet vergünstigte Tickets nach Paris schon für 39 Euro an (ca. 4h). Um mit dem TGV von Paris nach Bordeaux (3.5h/ Preis abhängig von Tageszeit + unter der Woche günstiger als am WE) zu gelangen, ist ein Transfer per Metro (Linie 4, 1.70 Euro) vom Gare de L`Est zum Gare Montparnasse nötig, was mir damals zu umständlich erschien. Ich habe mich dafür entschieden, mit einem One- Way Flugticket der Air France nach Bordeaux über Paris zu fliegen, was mit 140 Euro (Tarif Jeune/bis 24 Jahre) relativ teuer war. In der Regel hat man bei Innereuropäischen Flügen eine Freigepäckmenge von 23 Kilo. Das trifft auf die meisten Fluggesellschaften zu (Ausnahme: Bsp. Ryanair 15 Kilo). Zusätzlich konnte ich auf den Flug ein Handgepäckstück mit maximal 12 Kilo mitnehmen. Vom Flughafen in Bordeaux (Mérignac) kommt man mit dem Bus zum Hauptbahnhof St. Jean (7 Euro/alle 45min). Meiner Erfahrung nach, macht es zeitlich kaum einen Unterschied ob man per Bahn oder per Flugzeug anreist. Preislich gesehen ist es jedoch günstiger mit der Bahn zur fahren. Alle die mit einem schweren Koffer reisen, sollten darüber informiert sein, dass die Pariser Metrostationen kaum bis gar nicht über Rolltreppen, dafür aber über jede Menge Treppen, verfügen. Wenn ihr euch also dazu entscheiden solltet mit dem Zug anzureisen, solltet ihr sicherstellen, dass ihr euer Gepäck durch die Pariser Metrostationen tragen könnt. 1
Wohnen Für alle die günstig wohnen wollen und denen es nichts ausmacht etwas außerhalb der Stadt zu leben, kann ich nur empfehlen sich frühzeitig um ein Zimmer in den Wohnheimen (Villages) der Universität zu bemühen. Anmeldeschluss ist bereits Ende März für das Wintersemester. Der Vorteil in den Villages zu wohnen ist der unschlagbare Mietpreis ab 136 Euro (dazu kommt, dass ihr beim CAF Wohngeldzuschuss beantragen könnt, bis zu 30%). Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ihr schnell Kontakt zu anderen Studenten findet, die euch in eurer Einfindungs- Phase behilflich sein können. Dennoch, die Zustände in den Villages (zumindest in den nicht- renovierten Villages) sind katastrophal. Jede Etage verfügt über eine Küche, die nicht wirklich zum Kochen einlädt, denn bis auf 4 Herdplatten und einem großen Tisch (ohne Stühle) gibt es da wirklich nichts anderes. Kein Kühlschrank, keine Pfannen und Töpfe, geschweige denn irgendwelche anderen Koch- Utensilien. Das müsstet ihr euch dann selbst vor Ort kaufen. Die Zimmer sind schlicht ausgestattet: Bett, Schrank, Schreibtisch und ein Waschbecken. Decke und Kissen sind leider auch Fehlanzeige und müssen vor Ort gekauft oder mitgebracht werden. Es gibt aber auch renovierte Villages. Die Zimmer dort sind wirklich gut bewohnbar und nur um weniges teurer als die Zimmer in den nicht- renovierten Villages. Zwar kann man bei der Bewerbung angeben in welchem Village man am liebsten wohnen möchte, dennoch gibt es keine Garantie, dass ihr eurem Wunsch gemäß zugeteilt werdet. Ein möbliertes Zimmer im Centre Ville kostet zwischen 300 und 400 Euro. Die beliebtesten Viertel sind St. Michel und St. Pierre und natürliche alles um den Place de la Victoire herum. Sobald ihr einen Mietvertrag habt, solltet ihr Caisse d Allocations Familiales (CAF) beantragen, denn damit könnt ihr bis zu 30 % Wohngeldzuschuss bekommen. Um das CAF zu bekommen ist de Eröffnung eines französischen Bankkontos unerlässlich. Ich kann euch die Bank BNP Paribas empfehlen: Freundliche Mitarbeiter, viele Filialen und zusätzlich bekommt man als Student 40 Euro bei Eröffnung eines Kontos geschenkt. Ich selbst habe mein Zimmer über die Website http://www.info-jeune.net/ gefunden und war damit auch sehr glücklich, da es zentral gelegen war. Da ich nur ein Semester bleiben sollte, war es für mich wichtig im Centre Ville zu leben, um nichts 2
was Kulturveranstaltungen und Nachtleben betraf zu verpassen. Von meinem zu Hause konnte ich alles per Fuß erreichen und war damit nicht auf die Tram angewiesen, die nur bis 1 Uhr Nachts fährt. Studium Ich kann jedem nur empfehlen, so früh wie nur möglich nach Bordeaux zu reisen. So könnt ihr euch zum einen an die neue Umgebung gewöhnen und zum anderen könnt ihr die ersten wichtigen Angelegenheiten erledigen- beispielsweise Einschreibung. Haben die Vorlesungen erstmals begonnen könnt ihr sicher sein, dass euch überall lange Schlangen erwarten und sehr wahrscheinlich werdet ihr Schwierigkeiten haben eure Kurszeiten mit den Öffnungszeiten der Universitätsbüros unter einen Hut zu bekommen. Für die Einschreibung braucht ihr 2 Passbilder, eine Studienbescheinigung eurer Heimatuniversität, eine Kopie eurer Krankenversicherungskarte und den Contrat Pédagogique (Vergleichbar mit dem Learning Agreement, erhältlich bei der Erasmuskoordinatorin für Soziologie Claire Schiff). Für die Einschreibung wird eine kleine Gebühr von ca. 8 Euro fällig, die ihr nicht vor Ort zahlen könnt, sondern auf das Konto der Universität einzahlen müsst. Der Akt der Einschreibung ist relativ aufwendig. Nicht verzagen- bei mir dauerte die Einschreibung fast 2 Wochen! Das Studium in Frankreich ist folgender Maßen aufgebaut: Licence 1= 1. Studienjahr (sprich 1. + 2. Semester), Licence 2= 2. Studienjahr und Licence 3= 3. Studienjahr. Danach folgen Master 1 und Master 2. Jedes Studienjahr hat einen festen Stundenplan, sodass ihr was die Kursauswahl betrifft sehr eingeschränkt seid. Ihr könnt den Stundenplan für jedes Studienjahr hier finden: http://www.sociologie.u-bordeaux2.fr/. Dementsprechend könnt ihr dann auch euer Learning Agreement ausfüllen. Die Vorlesungen dauern in der der Regel volle zwei Stunden und sind sehr schleppend. Die Professoren lesen einen Text vor und die Studenten schreiben Wort für Wort alles mit. Es gibt keine Semester- begleitende Skripts. Falls es Texte zu lesen gibt, bringt sie der Professor für alle mit. Die Mitschriften sind dann auch die Grundlage dessen, was in den Prüfungen abgefragt wird. Keine Panik! Da ja alle Wort für Wort mitschreiben, spricht der Professor auch dementsprechend langsam. 3
Und wenn ihr trotzdem nicht mitkommt, könnt ihr eure französischen Kommilitonen bitten euch freundlicher Weise ihre Mitschriften zum abschreiben mitzugeben. Alle, die während des Semester einen Sprachkurs machen möchten, müssen mindestens 3 Wochen vor Kursbeginn einen Einstufungstest im Internet machen: http://www.campus-electronique.tm.fr/testfle/. Die Evaluation des Testes müsst ihr dann an Herrn Le Mière schicken, der euch dann mitteilt, in welchen Kurs ihr gehen könnt. Ich kann euch nur empfehlen, die angebotenen Sprachkurse zu machen, denn sie sind sehr effektiv. Das Angebot an Sprachkursen ist sehr breit. So gibt es neben den normalen Sprachkursen, entsprechend eurem Niveau, auch Kurse wie Grammatik, Konversation, Phonetik uvm. Bordeaux Bordeaux ist wirklich eine entzückende Stadt und erfreut sich auf Grund idealer geografischer Lage im Südwesten von Frankreich über einen langen, warmen Sommer und mildem Klima im Winter. Die Stadt an der Garonne ist übersichtlich und dennoch gibt es jede Menge Sehenswertes: Miroir d Eau am Place de la Bourse, Grand Théâtre, die Kathedrale Saint-André uvm. Zu Semester- Beginn wurde von der Universität eine Stadtführung veranstaltet, die von Studenten durchgeführt wurde. Diese Stadtführung klapperte alle Sehenswürdigkeiten der Stadt ab, war kostenlos und ist sehr zu empfehlen. Auch in der Umgebung von Bordeaux gibt es viele Dinge zu erkunden. Ein Muss ist auf jeden Fall das kleine sympathische Weindörfchen Saint- Émilion, 40 km östlich von Bordeaux. Einen Ausflug nach Archachon zu der Dune du Pyla kann ich ebenfalls nur empfehlen. Seid ihr oben auf der Düne angekommen, erwartet euch ein faszinierender Blick über den Pinienwald auf der einen und dem tobendem Atlantik auf der anderen Seite. Zug fahren ist in Frankreich etwas günstiger als in Deutschland. Wenn ihr euch auch noch die Carte 12-25 (einmalig 50 Euro, ein Jahr gültig) kauft, könnt ihr beim Zug fahren bis zu 60 % sparen. Für alle, die kleine Wochenend- Trips in andere französische Metropolen planen (Paris, Marseille, Lyon, Toulouse) ist die Carte 12-25 eine gute Investition. Erhältlich ist diese Carte am Hauptbahnhof St. Jean oder in den Filialen der SNCF- Passfoto nicht vergessen! 4
Bordeaux verfügt über ein wunderbares Straßenbahnnetz aus drei Linien: A, B und C. Von Sonntag bis Mittwoch fährt die Tram bis 24 Uhr, von Donnerstag bis Samstags bis 1 Uhr. Bei den Tbc- Filialen am Place de Gambetta und an der Station Quinconces könnt ihr euer Jahres- bzw. Monatsabonnement (27,50 Euro/Monat) kaufen. Ich kann jedem nur empfehlen sich vor Ort um ein Fahrrad zu bemühen. Ich habe mein Fahrrad über einen Aushang am schwarzen Brett der Universität gefunden. Ansonsten wird man auf dem Flohmarkt in St. Michel auch fündig. Wer sich kein Fahrrad kaufen möchte, kann sich ein Jahr kostenlos bei der Mairie ein Fahrrad ausleihen (bei Verlust oder Beschädigung muss man 180 Euro zahlen). Alle, die vorhaben ihr Erasmus- Semester in Bordeaux zu verbringen, kann ich hiermit nur beglückwünschen!!! Bordeaux ist großartig und die Zeit, die ich dort verbracht habe, bleibt unvergesslich. Bon Courage 5