Kriterien für die Erstellung und Beurteilung von wissenschaftlichen Abschluss- und Hausarbeiten

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Transkript:

Kriterien für die Erstellung und Beurteilung von wissenschaftlichen Abschluss- und Hausarbeiten im Fach Geistig- und Mehrfachbehindertenpädagogik Hinweise zum Umgang mit diesem Text: Der folgende Text soll der Orientierung dienen: Studierende sollten sich beim inhaltlichen Aufbau und bei der formalen Gestaltung ihrer wissenschaftlichen Hausarbeiten wie auch bei Seminararbeiten danach richten. Bei der Beurteilung der schriftlichen Hausarbeit werden diese Aspekte berücksichtigt. Die Lektüre dieses Textes ersetzt nicht das beratende Gespräch mit dem/r betreuenden Hochschullehrer/in. Über diesen Leitfaden hinaus gibt es vielfältige Hilfen in der Literatur zur Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten. Wir empfehlen folgende Titel: Auermann, U./ Drees, M./ Grätz, F. (2006): Wie verfasst man wissenschaftliche Arbeiten? Mannheim: Dudenverlag, 3., völlig neu erarbeitete Auflage. Als kostenpflichtiger Download unter: http://www.duden.de/suche/detail.php?isbn=3-411-05113-2&begriff=wie+verfasst+man+wissenschaftliche+arbeiten- %3F&bereich=produkte&reihe=&log=0) Eco, U. (1993): Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeiten in den Sozial- und Geisteswissenschaften. 6. durchgesehene Aufl. der deutschen Ausgabe. C.F. Müller. Heidelberg. Niederhauser, J. (2006): Die schriftliche Arbeit kurz gefasst. Eine Anleitung zum Schreiben von Arbeiten in Schule und Studium. Mannheim: Dudenverlag, 4., neu überarbeitete Auflage. 1. Was ist eine wissenschaftliche Arbeit? Einige Hinweise hierzu aus dem lesenswerten Buch von Umberto Eco (1989): Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Die Untersuchung behandelt einen erkennbaren Gegenstand, der so genau umrissen ist, daß er auch für Dritte erkennbar ist (Eco 1989, 40) Die Untersuchung muß über diesen Gegenstand Dinge sagen, die noch nicht gesagt worden sind, oder sie muß Dinge, die schon gesagt worden sind, aus einem neuen Blickwinkel sehen (ebd., 41) Die Untersuchung muß für andere von Nutzen sein [... ] (und) ist wissenschaftlich, wenn sie dem etwas hinzufügt, was bisher schon in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit bekannt war und wenn alle künftigen Arbeiten zum gleichen Thema ihre Ergebnisse, zumindest theoretisch, berücksichtigen müssen (ebd., 42) Die Untersuchung muß jene Angaben enthalten, die es ermöglichen nachzuprüfen, ob ihre Hypothesen falsch oder richtig sind, sie muß also die Angaben enthalten, die es ermöglichen, die Auseinandersetzung in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit fortzusetzen. Das ist eine ganz fundamentale Anforderung (ebd., 44).

Eine wissenschaftliche Hausarbeit ist ein wichtiger Bestandteil des Abschlusses Ihres wissenschaftlichen Studiums. Sie soll zeigen, dass sich die/der AutorIn auf wissenschaftliche Art und Weise mit einem relevanten Thema auseinandersetzen und die Ergebnisse verständlich darstellen kann. Die Kriterien für Wissenschaftlichkeit von Eco (1989) sind deshalb im Prinzip auch bei wissenschaftlichen Hausarbeiten anzulegen, auch wenn seine Kriterien auf Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationen zielen: Über einen klar umrissenen Gegenstand wird etwas Neues oder etwas schon Bekanntes aus einem neuen Blickwinkel gesagt, das für andere von Nutzen ist und dessen Gewinnung nachvollziehbar und nachprüfbar ist. Diese Zielsetzung muss natürlich an die Bedingungen angepasst werden, unter denen eine wissenschaftliche Hausarbeit entsteht. In drei Monaten können keine weltbewegenden Erkenntnisse erarbeitet werden. Dennoch ist es möglich und sinnvoll, neue Erkenntnisse zu gewinnen. In vielen Feldern der Geistigbehindertenpädagogik gibt es so wenige empirische Erkenntnisse, dass schon die Auswertung von einzelnen Interviews Aspekte ergeben, die bisher nicht öffentlich gemacht wurden. Auch die Anwendung eines bekannten Konzeptes in einem neuen Feld oder die Kombination bisher nicht miteinander verknüpfter Erkenntnisse stellen einen Erkenntnisgewinn dar. Wird beispielsweise der Frage nachgegangen, wie bestimmte medizinische Erkenntnisse für die Pädagogik genutzt werden können, so ist das eine wissenschaftliche Erkenntnis. In jeder Arbeit sollte also die Zielsetzung erkennbar sein, in irgendeiner Form neue Erkenntnisse zu gewinnen. 2. Inhaltlicher Aufbau Aus diesen Anforderungen ergibt sich, dass im Aufbau der Arbeit folgende Elemente enthalten sein sollten - die Reihenfolge kann im Einzelfall abweichen. 2.1 Titel Ein Titel kennzeichnet das Thema der Arbeit, teilweise auch ihr Anliegen, er kann aber die Fragestellung noch nicht völlig umfassen. Bei einer allgemeinen Themenformulierung kann ein Untertitel den Themenbereich eingrenzen. 2.2 Einleitung mit Fragestellung Die Einleitung führt den Leser in die Thematik ein. Darin werden die Auswahl und die Eingrenzung des Themas sowie dessen Praxisrelevanz begründet. Zudem werden kurz die persönliche Motivation des Autors/der Autorin und der Aufbau der Arbeit dargelegt. Eine gute Arbeit basiert auf einer klaren Fragestellung. Es muss deutlich sein, auf welche wichtige und bisher offene Frage eine Antwort gegeben und auf welchem Weg dies erreicht werden soll. In die Einleitung gehören daher insbesondere Aussagen zur Begründung und Relevanz der Fragestellung. Die Relevanz des Themas kann persönlich begründet werden (... ist mir auf Grund folgender Erfahrungen wichtig geworden ), sollte aber immer auch fachlich begründet sein (z.b.:... diese Thema wurde in der Geistigbehindertenpädagogik bisher zu wenig bearbeitet ). Zielsetzung: Fragestellung, evt. abgeleitete Unterfragestellungen. Die Fragestellung kann bereits in Form einer allgemeinen Hypothese ausgedrückt werden (Beispiel: Ich möchte die Vermutung belegen, dass Projektunterricht auch für SchülerInnen mit geistiger Behinderung eine geeignete Unterrichtsform ist ). Vorgehen: Aufbau der Arbeit und ihre Gliederung, Art der Bearbeitung des Themas (theoretisch, empirisch, Mischform).

2.3 Theoretische Grundlagen und Darstellung des zum Thema bereits Bekannten Kein wissenschaftliches Thema wird völlig neu erarbeitet und bereits Bekanntes muss nicht noch einmal neu erforscht werden. Die zur eigenen Fragestellung gehörende relevante Literatur ist hier zu verarbeiten. Dazu sollte aktuelle und ggf. auch englischsprachige Literatur berücksichtigt werden. Wenn es unterschiedliche Erkenntnisse, Ansätze und Positionen gibt, sollten diese nicht nur nacheinander beschrieben, sondern auch in einem Vergleich gegenübergestellt und in ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten deutlich gemacht werden. Es empfiehlt sich dabei inhaltlich und argumentativ verschiedene Positionen in der Darstellung und Diskussion zu berücksichtigen. Geht es z.b. in einer Arbeit um die Anwendung eines bereits bekannten Konzeptes auf ein neues Feld, so ist dieses zu beschreiben und auch - wenn vorhanden - von anderen Konzepten abzugrenzen, sodass seine Eigenart deutlich wird. Umfang der Darstellung des Bekannten Der Umfang der Darstellung des Bekannten hängt davon ab, wie viel Literatur es dazu überhaupt gibt und welchen Umfang die Erarbeitung eigener Erkenntnisse in der Arbeit einnehmen wird. Bei einer Interviewerhebung in einem Feld, zu dem es kaum Literatur gibt, kann dieser Teil mit fünf bis zehn Seiten ausreichen, in einer reinen Literaturarbeit (theoretische Arbeit) ohne jeden empirischen Teil wird die Darstellung und Gegenüberstellung vorhandener Positionen sowie der daraus gewonnenen Erkenntnisse den weit überwiegenden Teil ausmachen. Bei der Klärung von Begriffen oder Definitionen mit unterschiedlichen Positionen sollte jeweils deutlich werden, welche Definition der vorliegenden Arbeit zugrunde liegt. Schlussfolgerungen aus dem Bekannten Die Darstellung vorhandener Konzepte, Positionen und empirischer Ergebnisse sollte mit einem Fazit abschließen, aus dem deutlich wird, was bisher schon bekannt ist. Daraus sollten sich deutlich die Notwendigkeit neuer Erkenntnisse und damit die Fragestellung ergeben. Dies ist dann der Fall, wenn in den bisherigen Positionen und Erkenntnissen Widersprüche stecken, die nun mit der eigenen Arbeit aufgeklärt werden sollen; sich bei der Bearbeitung Lücken zeigen, die nun gefüllt werden sollen; sich aus der bisherigen Literatur Hypothesen ergeben oder nahe legen, die aber noch nicht überprüft sind (Beispiel: Wenn Verhaltensauffälligkeiten häufig mit Beeinträchtigungen der Kommunikation zusammenhängen und ein bestimmtes Konzept Kommunikation fördert, dann müssten sich in der Folge auch weniger Verhaltensauffälligkeiten zeigen ); Erkenntnisse oder Konzepte bisher nur auf bestimmte Felder bezogen wurden, ihre Übertragung auf andere Bereiche aber wichtig erscheint ( Ich möchte erproben, ob die Nutzung des Internets auch bei SchülerInnen mit geistiger Behinderung sinnvoll und möglich ist ). 2.4 Eigene Ergebnisse Eigene Erkenntnisse, die mit der wissenschaftlichen Arbeit gewonnen werden, basieren auf dem Versuch, die Fragestellungen zu beantworten. Hierbei ist ein theoretisches ( Literaturarbeit ) oder ein empirisches Vorgehen zu unterscheiden. In beiden Fällen ist jedoch nach dem Grundmuster

Hypothese(n) formulieren Hypothese(n) überprüfen (verifizieren oder falsifizieren) oder auf qualitativem Wege neue Hypothesen herleiten Ergebnisse der Hypothesenprüfung reflektieren: Ist/sind diese ganz oder teilweise bestätigt oder widerlegt? vorzugehen. Bei empirischen Arbeiten werden zur Überprüfung der Hypothesen verschiedene Methoden wie Fragebögen, systematische Beobachtungen, quantitativ oder qualitativ ausgewertete Interviews etc. eingesetzt. In diesen Fällen sollte die Entstehung der Erhebungsinstrumente anhand des Operationalisierungsprozesses, die Rahmenbedingungen deren Einsatzes im Feld und Hinweise zur Methodenkritik im Nachgang der Durchführung beschrieben werden. Ebenfalls sollten die eingesetzten Auswertungsmethoden dargestellt werden. Bei theoretischen Arbeiten werden in der Literatur Belege oder Widerlegungen in Bezug auf die Hypothesen gesucht, dargestellt und diskutiert. Die Aussagefähigkeit sowohl empirischer als auch theoretischer Belege sollte jeweils beachtet und reflektiert werden. Aussagen wie es ist bekannt, dass oder Prof. XY hat gesagt sind weniger überzeugend als inhaltliche Begründungen. Dennoch kann eine Aussage wie dazu gibt es in der mir bekannten Literatur nur diese Position akzeptabel sein, weil eine solche Arbeit damit überfordert wäre, alle Annahmen selbst zu überprüfen. Bei empirischen Arbeiten ist immer zu reflektieren, welche Schlüsse und Verallgemeinerungen die Art des Vorgehens zulassen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Wikipedia als Bezugsquelle mit Vorsicht zu nutzen ist, da dies keine verlässliche und geprüfte Quelle darstellt. Es empfiehlt sich, die auf die in den Texten verwiesene Grundlagenliteratur selbst zurückzugreifen und dann die jeweiligen Zitierregeln von Wikipedia zu nutzen. Die Ergebnisse sollen zunächst klar und übersichtlich mit geeigneten gestalterischen Methoden (Grafiken, Tabellen, Texten) dargestellt werden. Bei der anschließenden Reflektion der Ergebnisse geht es hier zunächst um die Frage, ob die eigenen Annahmen, die am Beginn der empirischen oder theoretischen Untersuchung standen, bestätigt oder widerlegt wurden. Da es bei empirischen Untersuchungen, die mit Menschen zu tun haben, keine absolute Wiederholbarkeit von Experimenten geben kann, sind hier die Kriterien der Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit an das methodische Vorgehen zu stellen. 2.5 Reflexion der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellung Die Reflexion der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit bezieht sich auf die Ergebnisse der Literaturanalyse ebenso wie auf eigene Ergebnisse. Es wird dargelegt, inwiefern die einleitenden Fragen beantwortet werden konnten. Dabei zeigt sich in der Regel, dass sich daran weiterführende Fragestellungen anschließen, da ein Thema in einer solchen begrenzten Arbeit nie voll umfassend erledigt werden kann. Es können Hypothesen formuliert werden, deren Be- oder Widerlegung sinnvoll angeschlossen werden könnte. Der logische Aufbau der ganzen Arbeit lässt sich demnach als Weg von der Fragestellung bis zur Reflexion darstellen, in der festgestellt wird, inwiefern relevante Antworten auf die Ausgangsfrage gefunden wurden. Manchmal kann sich dabei auch herausstellen, dass die Ausgangsfrage modifiziert werden muss, meist stellen sich am Schluss weitere noch offene Fragen.

2.6 Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit (schematisch) Einleitung Theoretische Hypothese(n) Hypothese(n) Ergebnisse Reflexion der (Aufbau, Grundlegung, formulieren überprüfen darstellen, Ergebnisse in Bezug Thema, Analyse des (verifizieren interpretieren auf die Fragestellung bisher oder und Gesamtfragestellung, der Arbeit) Bekannten falsifizieren) reflektieren des methodischen Vorgehens und Ausblick 3. Formale Aspekte Formale Aspekte lassen sich nach solchen unterscheiden, die inhaltliche Bedeutung für die Beurteilung haben und solchen, die Geschmackssache sind und beispielsweise die Lesbarkeit erleichtern. Zu den ersteren gehören: 3.1 Verwendung von Literatur Allgemeines Allgemein sollte eine Quellenangabe inhaltlich wie wörtlich übernommene Positionen den Namen des Autors, die Jahreszahl und die Seitenzahl enthalten (Siehe hierzu die Angaben aus dem Duden-Leitfaden: Die schriftliche Arbeit kurz gefasst. 2006, 103 f). Zitate von Zitaten sind auf Einzelfälle zu beschränken, in denen die zitierte Literatur nicht erreichbar ist. Sonst sollte die Originalliteratur berücksichtigt werden, vor allem wenn es um bewertende Darstellungen geht. Wörtliche Zitate sollten so kurz wie möglich gehalten werden: Auf einer Seite sollten Zitate nie mehr als ein Drittel des Textes ausmachen. Wörtliche Zitate sind notwendig, wenn der Sachverhalt selbst nicht besser ausgedrückt werden kann oder damit ein wichtiger Beleg für eine Aussage angeführt wird, der damit glaubwürdiger wird. Prinzipiell ist es möglich, die Quellenangaben im Text und in Fußnoten anzugeben. Im Fach wird ersteres bevorzugt. Wörtliche Zitate bis zu zwei Zeilen werden in den Text eingebaut, nur aus längeren wird ein eigener Absatz gemacht. Beispiel: Müller (2003) nennt eine wissenschaftliche Hausarbeit eine Spaß bringende, unterhaltsame Angelegenheit (34), die er niemandem vorenthalten möchte. Dem steht Maier (2005) entgegen, von dem folgende prägnante und detaillierte Darstellung stammt: Eine wissenschaftliche Hausarbeit ist eine ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame, ernsthafte, mühsame Angelegenheit, die in eine Reihe zu stellen ist mit... (685). Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis befindet sich am Ende der Arbeit und umfasst sämtlich verwendete Literatur (aber nichts darüber hinaus!). Die Angaben sind alphabetisch geordnet und enthalten Namen, Erscheinungsjahr, Titel, ggf. Herausgeberwerk, Erscheinungsort und Verlag bzw. Zeitschrift (Band und Seitenzahlen). Sind von einer/m AutorIn mehrere Texte im selben Jahr erschienen, so werden diese nach dem Titel alphabetisch geordnet und mit a, b etc.

gekennzeichnet (auch im Text). Bei Buchbeiträgen werden AutorIn, Titel des Beitrags, HerausgeberIn, und Titel des Buches und die Seitenzahl angegeben. Beispiel: Müller, Richard (2003a): Die wissenschaftliche Hausarbeit. In: Schulze, Bernd (Hrsg.): Wissenschaftliches Arbeiten. Müllhausen. S. 19-49 Müller, Richard (2003b): Fröhliches Forschen. In: Die Forscherpost (33) Heft 3, S. 55-66 Es kann als Quelle auch auf a) unveröffentlichte wissenschaftliche Hausarbeiten und b) Zitate aus dem Internet, wenn Literatur nur dort vorfindbar war, zurück gegriffen werden. Dabei ist zu beachten: Angabe von Autor, Titel und /oder Jahreszahl: Beispiel: Heinen, N. (Hrsg.): Reader Frühgeburt und geistige Behinderung. URL: http://www.uni-koeln.de/hp-fak/gb/service/mitarb/heinen/reader.html. Entnommen 04.03.1999 Beispiel: Fach Geistig- und Mehrfachbehindertenpädagogik, Fakultät I der Pädagogischen Hochschule Heidelberg: Auf Quellen, bei denen weder ein Autor noch eine Jahreszahl zu finden ist, sollte verzichtet werden. 3.2 Sonstige Formalia Gliederung und Inhaltsverzeichnis Überschriften werden nummeriert (z.b. 4. 2. 3). Der Text sollte nicht durch zu viele Überschriften-Ebenen zergliedert werden. Drei bis vier Ebenen reichen meist aus. Das Inhaltsverzeichnis enthält alle Überschriften mit Seitenangaben und befindet sich vor dem Text. Tipp: Schreiben Sie Ihren Text mit der Überschriftenfunktion des jeweiligen Schreibprogramms, dann wird das Inhaltsverzeichnis automatisch erstellt und bei Änderungen aktualisiert, das spart sehr viel Zeit. Anmerkungen und Fußnoten Anmerkungen befinden sich jeweils am unteren Seitenrand. Seitenformat, Schriftgröße, Zeilenabstand etc. Die Seiten der Arbeit müssen doppelseitig bedruckt sein. Der Seitenrand soll folgenden Maßen entsprechen: innen 3 cm und außen 2 cm oben 2,5 cm und unten 2 cm Kopfzeile 1,5 cm vom Blattrand Fußzeile 1,25 cm vom Blattrand Schrift: Times New Roman oder Arial, Schriftgröße 12 pt, Zeilenabstand 1,5-zeilig. Am besten nutzen Sie ein Schreibprogramm und nutzen dessen Voreinstellungen und vor allem Formatvorlagen. In Stud.IP finden Sie unter den Namen der Fachvertreter einen Ordner mit Materialien für Examenskandidaten, darin sind auch mögliche Formatvorlagen enthalten. Nutzen Sie für die Überschriften die Formatvorlage Überschrift 1, 2, 3, dann können Sie problemlos Ihr Inhaltsverzeichnis anschließend vom PC erstellen lassen.

Abbildungen, Tabellen Bei Abbildungen, Tabellen etc. sollte beachtet werden, dass solche Darstellungen etwas erläutern und veranschaulichen, in der Regel aber nichts belegen oder gar beweisen können. Also keine Abbildungen statt Begründungen, sondern höchstens zusätzlich. Zudem sollten Abbildungen in den jeweiligen Text inhaltlich eingebunden sein bzw. in diesem kurz beschrieben werden. Umfang Der Umfang hängt von Inhalt und Vorgehen ab. Als Richtgröße können 80 Seiten angestrebt werden, eine knappe und präzise verfasste Arbeit kann aber auch mit 60 Seiten Text auskommen. Aus Gründen der Lesbarkeit sollte der Textteil 100 Seiten nicht überschreiten. Anhang In den Anhang gehören die Dinge, die zum Verständnis der Arbeit notwendig sind, aber den Text sprengen und unlesbar machen würden, wenn sie dort integriert wären. Bei empirischen Arbeiten enthält er z.b. den Fragebogen (nicht alle ausgefüllten, sondern nur einen leeren), die statistischen Ergebnisse, Konzeptionen von untersuchten Institutionen. Umfängliches Darstellungsmaterial sollte ebenfalls in den Anhang geheftet werden. Erklärung Die Arbeit enthält eine Erklärung darüber, dass sie selbständig verfasst wurde und dass alle verwendeten Quellen angegeben sind. Äußere Gestaltung Die Arbeit wird in DIN A 4 Format verfasst und gebunden abgegeben. Die Titelseite umfasst Hochschule und Fakultät, Bezeichnung der Arbeit (Wissenschaftliche Hausarbeit...) und Zeitpunkt (z.b. Herbst 1998), VerfasserIn, Titel, beide Studienfachrichtungen (Haupt- und Nebenfach), beide GutachterInnen. Verwenden Sie möglichst eine helle Farbe und drucken Sie die Titelangaben vorne auf bzw. benutzen Sie eine Folie, sodass man den Titel erkennt, ohne erst aufschlagen zu müssen. Abgabe Geben Sie Ihre wissenschaftliche Hausarbeit entsprechend der Vorgaben vom Prüfungsamt ab. Bitte geben Sie außerdem eine CD mit Ihrem Werk (Word-Format ggf. zusätzlich als Pdf.) und ein Abstract bei beiden Gutachtern ab. Bewertungskriterien Die Bewertung erfolgt anhand der genannten Hinweise und folgt insbesondere den Kriterien der Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit. Dabei wird berücksichtigt, was in der begrenzten Zeit von drei Monaten leistbar ist. Einbezogen werden v.a. folgende Fragen: Ist die Fragestellung klar und wird deutlich, inwieweit diese beantwortet wird? Ist die Aufarbeitung des bisher Bekannten klar und verständlich, ist genügend relevante Literatur verwendet und zutreffend wiedergegeben? Wird eine eigene Position herausgearbeitet? Sind die Schlüsse, Hypothesen, Fragestellungen, die aus dem bisher Bekannten gezogen werden, beschrieben und nachvollziehbar?

Wurden eigenständige Wege zum Gewinnen neuer Erkenntnisse gegangen, wie überzeugend ist deren Darstellung (empirische Erhebung, Anwendung von Konzepten, theoretische Erarbeitung)? Ist der rote Faden jeweils zu erkennen oder muss die/der LeserIn durchgängig selbst überlegen, was wie zusammengehört? Findet eine Reflexion der Ergebnisse (Interpretation, methodische Reflexion, Schlussfolgerungen, Implikationen, ungeklärt gebliebene Fragen) statt? Sind formale Anforderungen (inhaltlich, sprachlich, grammatikalisch, orthographisch und formale Gestaltung) insofern berücksichtigt, dass deutlich wird, welche Anteile (Gedanken, Überlegungen, Ergebnisse) von der/dem AutorIn stammen? Ist die Arbeit flüssig lesbar, also verständlich und nachvollziehbar? Werden im Rahmen der Arbeit innovative Inhalte und/oder anspruchsvolle bearbeitet, welche eine besondere Bedeutung für die Geistigbehindertenpädagogik haben? In welcher inhaltlichen Tiefe und Breite wird das Thema behandelt?