Atomausstieg und Atommüll: Mehr als nur ein Atommüll-Problem!

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Transkript:

Atomausstieg und Atommüll: Mehr als nur ein Atommüll-Problem! Peter Dickel, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.v. - Berlin, 21. Februar 2015

Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD können alle natürlichen und juristischen Personen sowie nichtrechtsfähige Vereine werden, die die Ziele des Vereins unterstützen. Auszug aus der Mitgliederliste: Kommunen: Stadt Braunschweig Stadt Wolfenbüttel Landkreis Peine Landkreis Wolfenbüttel Gemeinde Edemissen Gemeinde Lengede Gemeinde Vechelde Jugend und Bildung ASTA der FH Braunschweig / Wolfenbüttel Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt Studierendenschaft der TU Braunschweig Parteien Firmen, Gewerkschaften, Landwirtschaft antec Energiesysteme KG, Hachum Fa. Windstrom, Edemissen Hofgemeinschaft Lindenhof Brot und Gemüse GmbH, Eilum IG Metall Fraktion im Betriebsrat VW Salzgitter Feldinteressentschaft Salzgitter-Bleckenstedt Niedersächsisches Landvolk, KV Salzgitter Bürgerinitiativen, Verbände, Friedensgruppen Aktion Atommüllfreie ASSE II Bürgeraktion sichere Asse (BASA) Umweltschutzforum Salzgitter Vallstedter gegen Schacht KONRAD e.v. Vechelder gegen Schacht KONRAD Naturschutzbund Bezirksgruppe Braunschweig Naturschutzbund, Ortsgruppe Schöppenstedt Peiner Biologische Arbeitsgemeinschaft Carl-Kabat-Haus, Mutlangen Friedenszentrum Braunschweig BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Landesverband Niedersachsen Kreisverbände Braunschweig, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg Ortsverbände Edemissen, Lengede DIE LINKE, Kreisverbände Braunschweig, Salzgitter DKP Kreis Braunschweig/Wolfenbüttel SPD Jungsozialisten, Bezirk Braunschweig Orstverein Vechelde

Schacht KONRAD, Salzgitter, Salzgitter: Der größte Widerstand gegen Schacht KONRAD kommt aus den Betrieben. Viele KollegInnen machen sich Sorgen um ihre Gesundheit und die ca. 20.000 Metall-Arbeitsplätze im näheren Umkreis. Wenn all dies nicht eingeklagt werden kann, bleibt nur politischer Druck und Widerstand. 2000, 2007 und 2010 fanden betriebliche Aktionen gegen Atomenergie statt, an denen sich 5.000 10.000 KollegInnen aus den Betrieben heraus beteiligten.

Der Kampf gegen Atomenergie ist in Deutschland die wohl erfolgreichste Auseinandersetzung der letzten Jahrzehnte. Mit nachhaltigen Auswirkungen für die Zukunft. Die Anti-AKW-Bewegung hat die (politischen) Pläne zum Ausbau der Atomenergie in der BRD politisch gestoppt, Raum geschaffen für die gesellschaftliche Diskussion über Energie-alternativen Die Entwicklung der Zivilgesellschaft nachhaltig geprägt. Peter Dickel, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.v.

Wie war das möglich? Ingredienzien: 1974: 4. Atomprogramm (Staat) 1975: Wyhl (neue Akteure) 1976 / 77: Brokdorf, Gorleben, Grohnde, Kalkar (massenhafte Erfahrungen) 1979: Gorleben-Treck 90er-Jahre: Castor-Transporte erste EE-Förderung (Klaus Töpfer!) Liberalisierung Strommarkt Atomwaffen verlieren an Bedeutung Katastrophen: Harrisburg (79), Tschernobyl (86), Fukushima Atomausstiege 2000 und 2011 Peter Dickel, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.v.

Die Frage ist heute (nicht mehr) Atomenergie vs. Erneuerbare, sondern: Wer beherrscht die Entwicklung und den Einsatz der Erneuerbaren? Atom-Pläne 70er Jahre Realität 2015 Peter Dickel, Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.v.

Peter Altmaier: Eine der umstrittensten Fragen in unserem Land ist in einem großen politischen Konsens gelöst worden. Es gibt jetzt noch ein Problem: Das Endlager für den Atommüll.???

Aufbrechen des Summenbildes wämeentwickelnd / gering wärmeentwickelnd konditioniert / nicht konditioniert Standortscharfe Erhebung des Mülls der vor Ort anfällt, der vor Ort lagert, der an andere Orte gebracht wurde Die realen Probleme (vor Ort) rücken in den Focus.

Wenn man den Müll konkret betrachtet, stellt sich heraus: Bedeutende Mengen Atommüll, die in Zusammenhang mit deutscher Atomstromproduktion stehen, werden völlig ausgeblendet - Uranerzabbau und aufbereitung - Abgereichertes Uran - Freigemessene Abfälle Rössing-Mine Namibia

Anfallender Müll bei der Herstellung von Brennelementen Jahresbedarf eines 1200 MW-Reaktors: 33t Brennstoff 1. Stufe Uranabbau: 440.000 t Uranerz 2. Stufe Uranerzaufbereitung: 40.000 t Uranerz Auslan d BRD 3. Stufe : Konversion 400 t Yellow Cake 4. Stufe : Anreicherung 220 t Uranhexafluorid 33 t UF 6 angereichert Abfall: 39.600 t Schlämme Abfall: 180 t Atommüll Abfall: 187 t abger. Uran Abfall: 400.000 t Uranerz - Halde Quelle Wolfgang Neumann INTAC

Culmitzsch, Thüringen, 1990 (M. Beleites)

1996 2008: 27.300 t abgereichertes Uran nach Russland Behälter mit Uranhexafluorid

Freimessung / Freigabe Novellierung Strahlenschutzverordnung 20.07.2001: drastische Ausweitung der Freigabe (Beispiel Ba-Wü geordnete Beseitigung kurzlebiger radioaktiver Reststoffe (Halbwertszeiten der Radionuklide < 100 Tage) auf besonderen Antrag, wenn die Mindestlagerzeit von 10 Halbwertszeiten eingehalten wurde. Uneingeschränkte Freigabe zur Wiederverwertung Freigabe zur Deponierung, Verbrennung, Schrottschmelze

Beispiel Abriss AKW Würgassen 255.000 t Abfall 97% Freigemessen 1% Wiederverwertung 2% radioaktiver Abfall Ca. 5.100 t

Wenn man den Müll konkret betrachtet, stellt sich heraus: Die nationale Verantwortung für den Atommüll wird postuliert und trotzdem wurde und wird Müll exportiert. - Vor- und nachgelagerte Uranabfälle - Wiederaufarbeitung - Abfälle zur Verbrennung in die USA - AVR-Brennelemente zur dauerhaften Lagerung in die USA

Atommüllfass im Ärmelkanal, Greenpeace 2000

Von der Wiederaufbereitungsanlage La Hague in Frankreich werden täglich 400 m³ radioaktive Abwässer über eine Pipeline in den Ärmelkanal gepumpt.

Wenn man den Müll konkret betrachtet, stellt sich heraus: Es gibt erhebliche Partien Müll gibt, der gering wärmeentwickelnd ist und nicht nach Schacht KONRAD kann. - Ca. 1.000 t graphithaltige Abfälle - Ca. 100.000 m³ uranhaltige Abfälle - Bauteile aus der Nähe des Reaktorkerns - 150.000-275.000 m³ Abfälle aus der ASSE II

Wie lange dauert der Atomausstieg? 31.12.2022 Abschaltung des letzten dt. AKW Stilllegung / Abriss ca. 20 Jahre / AKW Endlager für hauptsächlich HAW: ab 2050 (nach StandAG), vermutlich wenn überhaupt, dann Jahrzehnte später. Genehmigung Castor-Zwischenlager befristet bis 2034 / 2046 Konsequenzen: Während die Talk-Show in Berlin über die Verheißung eines sicheren Endlagers in Jahrzehnten redet, fallen in Verwaltungsverfahren knallharte Entscheidungen über den Umgang mit Atommüll im Hier und Jetzt. Wir müssen für den Erhalt der kritischen Substanz über Jahrzehnte sorgen, ohne dass es noch einmal einen Impetus wie in den 70er Jahren gibt. Auseinandersetzung über die Verstaatlichung der Kosten und Verteilung der radiologischen Folgen im ganzen Land