Stephansdom. Unser DIE HEILIGEN VON ST. STEPHAN. Wenn man die vielen Bilder und Statuen der Heiligen UND IHRE BEDEUTUNG. Nr. 97 / SEPTEMBER 2012

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Transkript:

Unser Stephansdom Nr. 97 / SEPTEMBER 2012 VEREIN ZUR ERHALTUNG DES STEPHANSDOMS, 1010 WIEN DIE HEILIGEN VON ST. STEPHAN UND IHRE BEDEUTUNG Wenn man die vielen Bilder und Statuen der Heiligen im Dom betrachtet, dann drängt sich die Frage auf: Warum genügte es den Menschen des Mittelalters nicht, sich mit Dank und Bitte an den einen Gott in drei Personen Gottvater, seinen Sohn Jesus Christus und den Heiligen Geist zu wenden? Warum waren den Menschen vergangener Zeiten die Heiligen so wichtig? Die Verehrung der Heiligen im Mittelalter, als unser Dom erbaut wurde, hatte ihren tieferen Grund im Lebensgefühl und, daraus resultierend, im Gottesbild der Menschen von damals: ein Gott von erhabener Größe, weit ab von den Menschen. Diesen Gott, der hoch über Himmel und Erde in der ewigen Herrlichkeit thronte, traute man sich nicht di- Heiliger am Aufsatz des Franz-Seraphicus-Altares rekt anzusprechen. Das gab den Heiligen ihre überaus große Bedeutung. Sie waren die Mittler zu diesem großen Gott, zu dem man kaum die Augen zu erheben wagte. Das war man ja auch aus dem alltäglichen Leben gewohnt. Ein Durchschnittsmensch des Mittelalters, ein Handwerker, ein Bauer, sah seinen Herrscher, den Kaiser, der im fernen Aachen residierte, kaum je einmal in seinem Leben. Gelangte er einmal in eine Lebenssituation, wo er auf die Gnade des allmächtigen Herrschers angewiesen war, wenn es zum Beispiel um Leben und Tod ging (z.b. um Begnadigung), dann konnte er nicht so einfach bei diesem vorsprechen. Was machte er? Er ging zu einem Mittler, dem Vogt, dem Grafen, dem Fürsten, den er bitten konnte: Sprich du für mich! Dieser konnte dann hoffentlich helfen.

Unser Stephansdom Apostel im rechten Gewände des Riesentores Apostel Johannes vom Taufbecken in der Katharinenkapelle DIE HEILIGEN ALS MITTLER Diese Vorstellung aus ihrem Lebensalltag übertrugen die Menschen des Mittelalters auch auf ihr Verhältnis zu Gott und seinen Heiligen. Jedem von ihnen wurde eine bestimmte Aufgabe zugewiesen, für die sie geeignet erschienen. Daher war es wichtig, sich mit den Heiligen gut zu stellen. Das ist eine bedeutende Wurzel der Heiligenverehrung, die aus dem praktischen Leben herrührt. Eine besondere Stellung hatte daher auch die Verehrung der Reliquien als eine unmittelbare, gewissermaßen handgreifliche Erinnerung an die Heiligen, die uns vorausgegangen sind und nun für uns eintreten. Darstellungen von Heiligen schmückten sicher auch bereits die romanische Stephanskirche. Was wir heute noch sehen können: Den Besucher des Domes begrüßten damals, abgesehen von Christus, dem Hausherren, die zwölf Apostel. Der sozusagen planmäßige Einzug der Heiligen nach St. Stephan begann mit dem gotischen Chorbau am Beginn des 14. Jahrhunderts. Sie wurden bereits damals schon entsprechend der Bestimmung der Hallen geordnet: der Muttergottes zugehörige Heilige im Norden, die Zwölfpoten (Apostel) im Süden und im Mittelchor die heiligen Nothelfer. Hl. Georg Hl. Johannes d. Täufer Hl. Magdalena Schutzman Darüber hinaus begleiten und unterstützen die heiligen Apostel und Evangelisten an der Wand des marmornen Taufsteines in der Katharinenkapelle die Neugetauften. Wiener Neustädter Altar Ansicht mit geschlossenen Flügeln Tafeln mit 24 Abbildungen von Heiligen samt ihren Attributen Da sich von den mittelalterlichen Altären St. Stephans kaum etwas erhalten hat, können wir sie stellvertretend am Wiener Neustädter Altar, der ja erst im 19. Jahrhundert in den Dom kam, erkennen. Auf den darauf befindlichen, gemalten Tafelbildern der Allerheiligenlitanei entsprechend sind insgesamt 72 Heilige angeordnet. Die Zahl 72 bedeutet in der mittelalterlichen Zahlenmystik so viel wie alle. Wir sehen sie hier als Leidende: Achatius, Afra

Menschen herunter und rufen sich immer wieder als Freunde Gottes in Erinnerung. Über den Eingängen der Fürstentore wachen die Heiligen nach dem Geschlecht getrennt und begrüßen alle Eintretenden: heilige Frauen im Bischofstor und Apostel im Singertor. Nr. 97 / SEPTEMBER 2012 telmadonna Hl. Anna Hl. Sophia Hl. Judas Thaddäus und die unschuldigen Kindlein; als freudige Vorbilder: Maria Magdalena, Lucia, Koloman, Christophorus, Martin, Benedikt; als Helfer: Apollonia, Elisabeth, Florian, Fridolin. Sie erzählen ihre Geschichte in Bildern Heilige sind Menschen, die Mut machen. Apostel, Kirchenväter und im Volk bekannte Heilige untermauern am Kanzelfuß das vom Priester auf der Kanzel dem Volk Verkündete. Die Heiligen blicken seit dem Ende des Mittelalters von den Pfeilern des Langhauses auf die Die vier Kirchenväter an der Domkanzel: hl. Ambrosius, hl. Augustinus, hl. Hieronymus, hl. Gregor Hl. Barbara, hl. Maria mit Jesuskind und hl. Katharina vom Innenschrein des Wiener Neustädter Altares Verschiedene heilige Frauen und Männer blicken freundlich von Altarbildern und barocken Altaraufsätzen herab und zeigen sich als Communio Sanctorum, als Gemeinschaft der Heiligen. DIE NOTHELFER Das Leben der Menschen im Mittelalter war sehr unsicher. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts erbat man sich daher, für alle möglichen Gefahren, Hilfe aus der Not beim jeweils zuständigen Heiligen den sogenannten Nothelfer. Dieser Kult verbreitete sich sehr rasch im ganzen deutschen Sprachraum. Es waren insgesamt elf männliche und drei weibliche Heilige aus der Frühzeit des Christentums: Achatius, Ägidius, Blasius, Christophorus, Cyriacus, Dionysius, Erasmus, Eustachius, Georg, Pantaleon, Vitus und drei Frauen: Barbara, Margareta und Katharina. Sie waren allesamt Christen aus dem 2. bis 4. Jahrhundert und starben alle, bis auf Ägidius, als Märtyrer. Viele von ihnen begegnen uns auch im Dom. Zu den drei Nothelferinnen erfand der Volksmund den Merkvers, der von ihren Attributen herrührte: Barbara mit dem Turm, Margareta mit dem Wurm, Katharina mit dem Radl das sind die drei heiligen Madl. Zwei heilige Jungfrauen am Aufsatz des Johannesaltares

Unser Stephansdom Hl. Christophorus von Niclas Gerhaert van Leyden im Mittelchor LEBENSGESCHICHTEN VON HEILIGEN Man sieht nur, was man weiß dieses Sprichwort wird auch hier deutlich. Wenn man es weiß, dann kann man viele dieser Geschichten auch im Dom hören. Zum Beispiel Christophorus im Mittelchor: er war ein Riese, hieß ursprünglich Offerus und trug Reisende über einen Fluss. Er wollte aber dem mächtigsten Herrscher der Welt dienen. Eines Tages trug er ein Kind über den Fluss, das plötzlich immer schwerer wurde. Auf seine Frage sagte das Kind: Du trägst Jesus, der die Last der ganzen Welt auf sich genommen hat! Als Offerus mit dem Kind am anderen Ufer angekommen war, sagte dieses zu ihm: Weil du Christus getragen hast, darfst du ab jetzt Christofferus heißen! Da die Menschen glaubten, dass ein Blick auf Christophorus sie vor einem plötzlichen Tod bewahrt, kann man oft an den Außenwänden von Kirchen seine Abbildung sehen. Aus diesem Grund führten die Gläubigen auch ein Bild von Christophorus auf Reisen mit. Daher ist er auch der Patron der Autofahrer. Katharina, die man im Dom an mehreren Orten finden kann, besonders schön in der Katharinenkapelle unter dem hohen Turm, ist die Schutzpatronin der Schulen und Universitäten. Sie hilft aber auch bei Zungenleiden und Sprachschwierigkeiten. Der frommen Legende nach bekehrte sie im 4. Jahrhundert mit ihrer Klugheit 50 heidnische Universitätsprofessoren zum Christentum. Dafür wurde sie zum Märtyrertod verurteilt. Das Folterrad, auf das sie gebunden werden sollte, zerstörte ein Engel. Als sie dann enthauptet wurde, floss aus ihren Wunden Milch statt Blut. Ihre sterblichen Überreste brachten Engel zum Berg Sinai, wo heute noch das Katharinenkloster an sie erinnert. Besonders schön kann man am frühbarocken Hochaltar von St. Stephan erkennen, welche Heiligen man zum Beispiel um die Mitte des 17. Jahrhunderts ganz besonders brauchte. Das Hauptbild des hl. Erzmärtyrers Stephanus begleiten überlebensgroße Figuren des hl. Landespatrons Leopold, des hl. Florians, den Bewahrer vor Feuersbrünsten, sowie der beiden Pestheiligen Rochus und Sebastian. Der hl. Rochus soll der Legende nach im 13. Jahrhundert auf der Pilgerfahrt nach Rom vielen Pestkranken geholfen haben. Als er dann selbst erkrankte, soll ihn ein Engel gepflegt und ein Hund ihn mit Brot versorgt haben. Rochus war ein ganz besonders verehrter Heiliger, denn die Pest war eine furchtbare Geißel der Menschen. Viele ihm gewidmete Kapellen, Wallfahrten und Bruderschaften geben Zeugnis davon. Hl. Katharina mit Rad und Schwert hä Hl. Laurentius der Diakon, hl. Stephanus der Kirchenpatron, hl. Michael der Gerichtsengel, hoch oben an der Westfassade Die Heiligen begleiten die Scheidenden auf ihrem letzten Hl. Rochus am Hauptaltar auf seine Pestbeule weisend

Nr. 97 / SEPTEMBER 2012 Weg stellvertretend zu sehen am Friedrichsgrab: Apostel, Evangelisten, Nothelfer und weitere im Volk bekannte und beliebte Heilige. Schließlich bewachen eigens dafür bestimmte Heilige auch den Kirchenbau seit alters her außen an der Westwand: Laurentius, der Diakon, Stephanus, der Kirchenpatron, und Michael, der Gerichtsengel. Der Erzengel Michael erschien besonders geeignet, den Kirchenbau zu beschützen. Im Neuen Testament, im Buch der Offenbarung, besiegt er den Teufel in der Gestalt eines Drachen und stößt ihn auf die Erde hinunter. Michael ist auch im Judentum und im Islam bekannt. Er gilt als der Patron der wehrhaften Kirche und daher auch der Soldaten im Allgemeinen. Er ist aber auch der Gerichtsengel und der Wächter vor dem Paradies. Er wurde oft als Seelenwäger dargestellt, der entscheidet, ob ein Mensch würdig genug ist, um das Paradies zu erreichen. ngender Schlussstein in der Taufkapelle DIE HEILIGEN HEUTE VERSTEHEN Heute wissen wir: Das Bild der Heiligen ist zeitbedingt und wandelbar, so bunt und vielgestaltig, als es Menschenleben gibt. Immer ist es aber die Gnade Gottes, die aus einem fehlbaren Menschen einen Heiligen macht. So kann man generell wohl sagen: Die Heiligen haben allesamt ein erfülltes Leben vorzuweisen. Schlusssteine in der Bartholomäuskapelle Erzengel Michael als Drachentöter und als Seelenwäger serer Zeit sozusagen hineinzudenken. Sie beschreibt, dass die Heiligen in den Kirchen, hoch oben auf ihren Podesten stehend das Gefühl haben, dass die Menschen tief unten sie gar nicht mehr wahrnehmen. Sie beginnen sich zu fragen, ob es überhaupt noch Sinn macht auszuharren? Aber sie tun es doch, der Kinder wegen, die sie als Einzige noch manchmal wahrnehmen. Der Kinder wegen behalten sie den goldenen Reif auf dem Kopf, den goldenen Reif, der wichtiger ist als die Milch. Denn wir essen Brot, aber wir leben vom Glanz. Die Kinder können diesen Satz noch verstehen. Wir Erwachsenen sollten uns fragen: Wann haben wir das letzte Mal vom Glanz gelebt? Wann wurde uns das letzte Mal bewusst, dass Liebe und Freundschaft mehr wert sind als Geld und Macht? Auch das ist eine Botschaft der Heiligen von St. Stephan. Hl. Leopold am Friedrichsgrab Die deutsche (jüdische) Lyrikerin Hilde Domin hat ihre Existenzberechtigung ganz wunderbar beschrieben, indem sie in einem Gedicht versucht hat, sich in die Heiligen in un- Dr. Annemarie Fenzl Leiterin des Diözesanarchivs Hl. Stephanus im Augenblick seines Todes Obere Sakristei

Nr. 97 / SEPTEMBER 2012 EINIGE HEILIGENDARSTELLUNGEN 1 2 Obere Sakristei 15 O 11 12 14 16 Hochaltar 13 Katharinenkapelle Gottvater Schutzmantelmadonna Hl. Christophorus Hl. Johannes 3 4 11 12 13 14 N Nordturm Südturm S 9 8 10 Hl. Hieronymus Hl. Stephanus 7 Hl. Leopold Hl. Rochus 5 6 1 2 3 4 6 15 16 Riesentor 5 Apostel im Riesentor 7 Hl. Antonius 8 9 10 W Hl. Stephanus Impressum Hl. Barbara Medieninhaber und Herausgeber: Unser Stephansdom Verein zur Erhaltung des Stephansdoms 1010 Wien, Stephansplatz 3, Tel. 01/513 76 48, Fax 01/51 552 3746 www.stephansdom.at, office@stephansdom.at Grundlegende Richtung des Mediums: Rettung des Stephansdoms: Mittel aufzubringen, die der baulichen Erhaltung der Metropolitankirche St. Stephan in Wien dienen. Verantwortlich: Doris Feldbacher, Generalsekretärin Beitrag: Dr. Annemarie Fenzl, Leiterin des Diözesanarchivs Fotos: Mag. Roman Szczepaniak, Verein Unser Stephansdom Grafik: Mag. Roman Szczepaniak Druck: Zimmer & Zimmer GmbH Hl. Katharina Hl. Anna Einer der Hl. Drei Könige Hl. Sebastian Auflage: 30.000 Erscheint viermal jährlich ZVR 548965601 Spendenkonto: PSK 90.000.900 Fremdbeiträge müssen nicht der Meinung des Vereines entsprechen. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. IBAN: AT126000000090000900 / BIC: OPSKATWW