VERSUCHSANORDNUNG FOTOGRAFIEREN

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Transkript:

Versuchsanordnung FOTOGRAFIERENmit einem Beitrag von Felix Dobbert Methoden - Atlas künstlerisches Arbeiten Courtesy Darja Minkina. 2008 VERSUCHSANORDNUNG FOTOGRAFIEREN Worin unterscheidet sich Fotografie beispielsweise von Malerei oder Graphik? Die Einstiegshürde ist nicht vorhanden: es gibt kein leeres Blatt, keine weiße Leinwand. Wenn man durch den Sucher guckt, sieht man bereits ein Bild. Das macht die Sache scheinbar recht simpel. Courtesy Nadine Krieger. Hochhaus. 2008

Das Bild im Kopf - Das Bild, das man machen will - Experiment - Das Momenthafte - Alltag Schon im Jahr 1888 warb Kodak mit dem Slogan You push the button, we do the rest. Auf den Knopf drücken, fertig. So einfach kann es gehen, aber genauso schnell stellt sich die Enttäuschung ein. Mit der Kamera nehmen wir nämlich nicht nur einen Ausschnitt aus der Welt, sondern schneiden auch alles andere ab, was uns möglicherweise dazu veranlasst hat, die Situation festzuhalten vielleicht eine freudige Stimmung mit Musik und schönen Gerüchen an einem lauen Sommerabend. Dann der Druck auf den Auslöser, der Blitz schaltet sich dazu und die Situation wirkt auf dem Foto taghell, die Personen entstellt, wie eingefroren. Das könnte sogar gewollt sein. Aber wenn nicht, sollte man noch mal nachdenken. Trotz aller Spontaneität der Fotografie befindet sie sich an diesem Punkt ganz nah bei den anderen künstlerischen Ausdrucksformen, denn man muss das Bild, das man machen will, bereits im Kopf haben oder während des Fotografierens eingreifen, korrigieren. Das digitalisierte Medium erlaubt uns nachträglich und präzise, jeden einzelnen Bildpunkt zu steuern. Doch auch die gegenteilige Methode ist denkbar: Sich vom Experiment, vom Zufall überraschen lassen. Versehentlich auf den Auslöser gedrückt, ein unscharfes Motiv, Überbelichtung manchmal wird aus einem vermeintlichen Fehler die entscheidende neue Idee geboren. Solche Bilder sollte man nicht zu voreilig von der Speicherkarte löschen. Fotografie lebt vom Momenthaften. Das Festhalten in Bruchteilen von Sekunden, das zeitliche Einfrieren einer Situation dies vermag nur die Fotografie. Diese Präzision kann etwas darstellen, das uns mit bloßem Auge entgangen wäre. Das lässt sich leicht nachvollziehen, wenn man den Sportteil der Tageszeitung aufschlägt. Der Aspekt der zeitlichen Fixierung ist in der Fotografie jedoch auch abseits des Schnappschusses stets präsent: Das Momenthafte kann gerade durch schlichte und stille Motive betont werden, wenn sich mittels des dokumentarischen Wertes der Moment in die Unendlichkeit verlängert. Wann fotografiert man klassischer Weise? Klar, im Urlaub und zu feierlichen Anlässen, Hochzeiten und Geburtstagen. Warum eigentlich, wenn doch oft die spannenden Dinge im Alltag geschehen? Man sollte prüfen, was einen wirklich interessiert und das zum Thema machen. Denn banale Objekte oder Situationen haben oft das Potenzial, besonders spannend zu werden.

Courtesy Antje Jochstaedt. 2008 Eingreifen und Regie Das Eingreifen bezieht sich aber nicht nur auf die technischen Funktionen der Kamera, zum Beispiel auf die Regelung des Blitzes oder auf die Wahl der Blende, sondern auf die ganze Situation. Der Fotograf ist zwar ein Beobachter, aber meist kein unbemerkter. Anstatt sich auf die Rolle des zurückhaltenden, bescheidenen Beobachters zu beschränken oder noch längere Teleobjektive zu kaufen, kann man sich seine Präsenz auch zu Nutze machen und Regie führen. Menschen neigen nämlich dazu, für die Kamera Dinge zu tun, die sie normalerweise nicht tun würden. Wenn die Variation der Perspektive und des eigenen Standpunkts nicht ausreicht, lässt sich doch meist die Anordnung von Personen und Dingen ändern, um so dem Bild näher zu kommen, welches man im Kopf hat.

Courtesy Lena Loose. Else. Frede. 2008

Courtesy Lena Loose. Janet. Jason. 2008

Courtesy Lena Loose. Sabel. Simone. 2008

PHOTOSHOP Courtesy Stefan Gutsche. 2008 Auch Photoshop als Werkzeug der Fotografie kann dazu dienen, seine Bildvorstellung zu erreichen. Das Spektrum der Möglichkeiten reicht von einfachen Retuschen, dem so genannten Ausflecken, über Tonwertkorrekturen bis hin zu komplexen Bildmontagen. Doch man sollte sich nicht von den scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten blenden lassen und lieber geschickt und subtil vorgehen. Denn wildes Zerren an den Farbreglern oder der exzessive Einsatz von Filtereffekten kaschiert meist nur die Ideenlosigkeit des Fotografen und wirft ihn schnell auf die Frage zurück, was das inhaltliche Anliegen war.