PV-Modul Sicherheitszertifizierung entsprechend IEC 61730:2004 EN 61730:2007

Ähnliche Dokumente
Bauartzertifizierung von PV-Modulen entsprechend IEC 61730

= = M=sçêëíÉääìåÖ=ÇÉê=_ÉíÉáäáÖìåÖÉå=ìåÇ=fåíÉåíáçåÉå=ÇÉê=jçÇìäíÉëíêÉáÜÉI=oΩÅâÄäáÅâ=~ìÑ=ÇáÉ=NK=páíòìåÖ=ìåÇ=ÇáÉ=sçêä~ÖÉ=ÇÉë=

Bauartzertifizierung von PV-Modulen entsprechend IEC 61215:2005 IEC 61646:2008

Bauartzertifizierung von Konzentrator Photovoltaik (CPV)-Modulen und -Anordnungen entsprechend IEC 62108:2007 / EN 62108:2008

Qualitätsanforderungen an PV- Module

10./ Workshop Photovoltaik-Modultechnik - Jörg Althaus

Schutzklasse II-Prüfung von PV-Modulen

Solar Modul Katalog Baureihe ModulTEQ - MTS

11 Ausgewählte Prüfanforderungen an Photovoltaik-Module

Anwendung von Schmelzsicherungen in Photovoltaikanlagen Planung und Auslegung

Brandtechnologische Anforderungen an Photovoltaik-Module nach IEC

Höhere Rendite. Leistung.

Watt. MONOKRISTALLINE MODULE 72x6"

Mehr Leistung durch. High Efficiency. Modulübersicht

240 Watt. Merkmale. Positive Leistungstoleranz Positive Leistungstoleranz von bis zu 5% gewährleistet höhere Erträge

250 Watt. Merkmale. Positive Leistungstoleranz Positive Leistungstoleranz von bis zu 5% gewährleistet höhere Erträge

Leistungs- und Produktportfolio Angebot über 240 Watt polykristalline Paneele

295 Watt. Merkmale. Positive Leistungstoleranz Positive Leistungstoleranz von bis zu 5% gewährleistet höhere Erträge

SOLON SOLraise. Die leistungsoptimierte PV-Lösung für maximale Systemsicherheit.

Polykristallines. PV - Modul 60 Zellen. Hauptmerkmale. Solrif. Sichere Investition. Flexible Produktion* Hochwertige Komponenten

Allgemeine Anforderungen

Ersatzschaltbild zur Messung des Widerstands von isolierenden Fußböden und Wänden

Wissen Technik Service

SOLON SOLraise. Die PV-Lösung für maximale Leistung auch bei teilverschatteten Dächern.

Solar Module Monokristalin BAULICHE EIGENSCHAFTEN ZELLART KONTAKTE ZELLENZAHL PRO MODUL STRUKTUR

Smart-Modul Watt LEISTUNGSBEREICH

Halbzellenmodule Der neue Trend bei den Modulherstellern 2019

XCKJ10513D XCKJ Pos.sch. Rollenh. Met., 1Ö+1S, Sprungf., M12

ZB4BV033 Leuchtmelder, Ø 22, rund, Kalotte, grün

d) EU-Baumusterprüfbescheinigung

ENERGY. TECSUN(PV) PV1-F Leitungen für Photovoltaik

E2F. Zylindrischer Näherungssensor im Kunststoffgehäuse. Anwendungen. Bestellinformationen. Sensoren. Zubehör (gesondert zu bestellen)

Website KOSTAL PIKO Plan

Nur vier Schritte zur passenden Sicherung

4 Alphabetisches Stichwortverzeichnis

DIN 3440, Ausgabe TR T T1. ID:

EOPLLY 125M / 72 ( W) Monokristallines Solarmodul

13. SYMPOSIUM ENERGIEINNOVATION. Leistungssteigerung von Photovoltaikanlagen durch Modulkühlung. DI (FH) DI Alois Niederl Graz, Februar 2014

TECHNISCHES DATENBLATT

PHOTOVOLTAIK SOLAR ENERGIE POLYKRISTALLINE MODULE - SI-ESF-M-NE-P-125W

LISTE FREIGEGEBENER KLEMMEN UND MONTAGESYSTEME FÜR MODULE DER SERIE SL2 UND SL2-F

Inhalt. Art.-Nr.: MSI Sicherheits-Steuerung. Technische Daten Maßzeichnungen Elektrischer Anschluss Schaltbilder Zubehör Hinweise

UV-Leuchte SUPERHELL C 10 A-SH

Schutz gegen den elektrischen Schlag (Teil 1)

Photovoltaik-Modul PVM M250G/R1

Validierung von Software-Werkzeugen Medical Device Day, Dipl.-Phys. Matthias Hölzer-Klüpfel, M.Sc.

XCKM121 XCKM Pos.sch. Rollenst. Kunstst.r., 1Ö+1S, Sprungfunktion, Pg 11

Qualität von Photovoltaikanlagen: DC-Steckverbinder und DC-Leitungen/Kabel

SOLON SOLbond Integra. Das innovative Solardach-System.

Sonnenenergie Lösungen von CSUN WELTWEITE VERSORGUNGS-KETTE

UV-Leuchte SUPERHELL C 10 A-HE

XCKS159H29 XCKS Pos.sch. Polyamidstab Ø 6 mm, 1Ö+1S, Sprungfunktion, M20

DALI PS. Datenblatt. DALI Power Supply Unit. DALI Busversorgung. Art. Nr , Lunatone Industrielle Elektronik GmbH DALI PS

Factsheet PIKO 36 EPC

Einbruchhemmende Türschilder

SOLON SOLfixx. Photovoltaik-System für Flachdächer.

Die LED-Alternative zu AR111-Halogen-Reflektorlampen

Qualitätsmerkmale und Zertifikate

Funktionsweise Module Aufbau IV-Kennlinie / Verschaltung Einflüsse auf die Kennlinie Alterung / Tests Leistungsmessung

SOLON SOLraise. Die PV-Lösung für maximale Leistung auch bei teilverschatteten Dächern.

UV-Leuchte SUPERLIGHT C 10 A-HEK

und Berechtigung zur Führung des Österreichischen Prüfzeichens Zertifikat Nr.: Gültig von: bis:

NACHWEIS DER ERWÄRMUNG IN DEN UNIVERSAL-VERTEILERN 46

Zertifikat: / 29. April 2014

Betriebsanleitung ATEX FK-Verteiler E7377A

Energieeffiziente Klimaanlagen / Klimageräte. Fachvereinigung Krankenhaustechnik im Haus

Sustainable Energy COncepts

DALI RTC Timer. Datenblatt. Control Device. DALI Echtzeituhr mit Schaltfunktion. Art. Nr Art.Nr HS

TÜV SÜD. Center of Competence Feuerungs- und Wärmetechnik. Leistung Kompetenz Mehrwert. Leistungsportfolio im Überblick

U LED-Module, Konverter und -Systeme ALLGEMEINBELEUCHTUNG. Umodule TAPE FD101 + B- G- R- 2,2±0,2 11,5±0,3. Bestelldaten

Prüfung elektrischer Anlagen in Tettnang

Zertifizierung von Fenstern und Abschlüssen in Frankreich

ZB5AA334 Frontelem., rund f. Drucktast. Ø 22, o. Rastung, weiß, flach, Pfeil n. oben

Galvanische Isolation (SELV) 1 Kanal Wählbarer Strom

DALI PS2 30mA. Datenblatt. DALI Power Supply Unit. DALI Busversorgung. Art. Nr

Inhalt. Vorwort Einleitung... 13

Betriebsanleitung ATEX T-Verteiler V4A E7354A

Bizerba GmbH & Co. KG Prüflabor BT-T / L : Telefon 07433/ Wilhelm Kraut-Str. 65 Fax 07433/ Balingen

APPVL INST F100 CRYO ETO ATEX DEUTSCH

Normenreihe DIN EN 61439

Technische Daten. Allgemeine Daten. Schaltabstand s n 7 mm

Sprinklerabschirmhauben

Anweisung für die Verwendung von Kaneka PV Modulen: Kaneka K120

SOLON SOLraise. Die PV-Lösung für maximale Leistung auch bei teilverschatteten Dächern.

Mehr Informationen zum Titel

Conergy PowerPlus MC. Die neue Kompakt-Klasse NEU. Positive Leistungstoleranz

RXM4AB2P7 Miniaturrelais RXM, 4 W, 6 A, 230VAC, LED

das unschlagbare Flachdach System

BYD BATTERY-BOX DIE BATTERIE FÜR JEDE ANWENDUNG

Grundsätze für die Prüfung und Zertifizierung von staubbeseitigenden Maschinen und Geräten

UV-Leuchte C 10 A-S-COOL-

Prüfgegenstand : PKW-Sonderräder Typ : siehe 1.1. Auftraggeber : bd breyton design GmbH, Stockach TECHNISCHER BERICHT NR.

Battery Safety Organization. Hannes Neupert President BATSO e.v.

Transkript:

PV-Modul Sicherheitszertifizierung entsprechend IEC 61730:2004 EN 61730:2007 TÜV Rheinland Energie und Umwelt GmbH Geschäftsfeld Regenerative Energien Oktober 2010

Überblick Die Alterungs- und Beständigkeitsprüfungen der EN IEC 61215 (respektive EN IEC 61646) berücksichtigen den Aspekt der elektrischen Sicherheit nur unzureichend. In der Vergangenheit hat daher, zusätzlich zur Bauartzertifizierung nach EN IEC 61215, die vom TÜV Rheinland entwickelte interne Prüfprozedur zur Qualifizierung von PV-Modulen als Betriebsmittel der elektrischen Schutzklasse II (doppelte oder verstärkte Isolierung) internationale Anerkennung gefunden. Große Teile dieser TÜV-Prüfgrundlage wurden zusammen mit weiteren internationalen Prüfanforderungen 2004 als internationale Norm IEC 61730 Photovoltaik(PV)-Module Sicherheitsqualifikation der Internationalen Elektrotechnischen Kommission übernommen und mit leichten Modifikationen 2007 auch als europäische Norm EN 61730 ratifiziert. Die EN/IEC 61730 besteht aus 2 Teilen: - Teil 1: Anforderungen an den Aufbau - Teil 2: Anforderungen an die Prüfung Teil 1 der EN/IEC 61730 definiert zwingende Konstruktionsmerkmale der Module (z. B. minimale Abstände leitender Teile zum Modulrand, Wanddicken der Anschlussdosen, etc.), Anforderungen der im Modul eingesetzten Materialien (UV-Beständigkeiten, Temperaturkennwerte, Schutzart, etc.) sowie Anforderungen an die Dokumentation. Im Rahmen einer Zertifizierung werden diese Anforderungen anhand von technischen Zeichnungen und vom Hersteller beizubringenden Nachweisen überprüft. Fehlende Nachweise können durch Ergänzungstests abgedeckt werden. Teil 2 der EN/IEC 61730 definiert drei verschiedene Anwendungsklassen für eine Modulbauart, welche die Einsatzart, die damit verbunden Qualifikationstests sowie die daraus resultierende Schutzklasse festlegt: Anwendungsklasse Systemspannung nach IEC 61730 nach EN 61730 Schutzklasse A: Allgemeine Anwendungen > 50 V DC > 120 V DC II B: Eingeschränkte Zugänglichkeit > 50 V DC > 50 V DC 0 C: Kleinspannungsbereich < 50 V DC < 120 V DC III 3 / 7

Die beschriebenen Tests werden sowohl an kompletten Solarmodulen (gerahmt und ungerahmt) als auch an einzelnen Modul-Komponenten (Anschlussdosen, Rückseitenfolien) durchgeführt. Eine Besonderheit der EN/IEC 61730 ist, dass die Prüfmuster vor den eigentlichen Sicherheitsprüfungen bereits durch Umweltprüfverfahren der EN IEC 61215/61646 (Bauartzertifizierung von PV-Modulen) vorgealtert sein müssen ( preconditioning ). Daher ist es Empfehlenswert, die Laborprüfungen nach EN IEC 61215/61646 und EN/IEC 61730 kombiniert durchzuführen, so dass Prüfmuster welche bereits erfolgreich die Umweltprüfungen der IEC 61215/61646 Bauartzertifizierung durchlaufen haben, anschließend für die Sicherheitstest der EN/IEC 61730 verwendet werden können. Diese Kombination bedingt einen Prüfbaum, welcher die Prüfabläufe beider Standards in optimaler Weise abdeckt: 4 / 7

Kombinierte Prüfsequenz EN IEC 61215/IEC 61730 5 / 7

Übersicht der einzelnen Prüfungen nach IEC 61730 Teil 2 Kennung Testbezeichnung Testbeschreibung / Anerkennungskriterien MST 01 Sichtprüfung Entsprechend detaillierter Liste MST 11 Berührungsprüfung Widerstand immer >1 M zwischen Prüffinger (nach IEC 61032) und stromführenden Modulteilen MST 12 Kratzprüfung Einhaltung der Isolationswerte nach definierten Kratzlinien auf der Modulrückseite MST 13 Erdungs-Kontinuitätstest Widerstand < 0,1 zwischen markierter Erdungsstelle und entfernten Rahmenpunkten bei 2,5fachen Strom des angegebenen max. Überstromschutzes (für 2 Minuten) MST 14 Stoßspannungstest Stoßspannungs-Impuls in Abhängigkeit von Anwendungsklasse und max. Systemspannung auf ein in Kupferfolie eingewickeltes Prüfmuster MST 15 Teilentladungstest Ermittlung der Teilentladungsfestigkeit des Rückseiten-Folienverbundes MST 16 Prüfung der Isolationsfestigkeit Hochspannungstest bei 2000 V Gleichspannung + 4 x max. Systemspannung bei STC für 1 min (Leckstrom <50 A), MST 17 Kriechstromprüfung unter Benässung Eintauchen in Wasserbad bis zu den Dosenanschlüssen, Kriechstrommessung bei 500 V d.c. MST 21 Temperatur-Test Einhaltung der maximal zulässigen Materialtemperaturen (entspr. IEC 61730, Tabelle 9) unter dauerhafter Einstrahlung > 700 W/m², Windgeschwindigkeiten < 1 m/s, Umgebungstemperatur 20 55 C MST 22 Hot-Spot Test 5 einstündige Dauerprüfungen bei einer Bestrahlungsstärke von 1000 W/m² unter ungünstigsten Hot-Spot-Bedingungen MST 23 Feuertest Nachweis nach ANSI/UL790, dass das Modul mindestens den Anforderungen der Brandschutzklasse C entspricht. MST 25 Bypassdioden Test Prüfung der Eignung der thermischen Auslegung der Bypassdioden bei 1.25 x Isc Diodenstrom und 75 C Modultemperatur MST 26 Rückstromprüfung Rückstrom durch das Modul von 135 % des angegebenen max. Überstromschutzes für 2 Stunden MST 32 Modulbruch Prüfung Schlag gegen Modulvorderseite mit 45,5 kg schweren Prüfsack (ca. 540 J kinetische Energie); Anforderungen an Bruchstücke (< 6,5 cm²) MST 33 MST 42 MST 44 MST 51 a/b Kabelverrohrungs- Biegeprüfung Festigkeitsprüfung der Anschlüsse Anschlussdosen- Ausschlagprüfung Temperaturwechselprüfung Prüfung der Biegefestigkeit möglicher fest an die Anschlussdose angebrachten Kabelrohre (220 bis 490 N, abhängig vom Durchmesser) Zugbeanspruchung 40 N, Drehmomentbeanspruchung von Schraubklemmen abhängig vom Gewindedurchmesser (z.b. 2 Nm bei 5 mm) Prüfung der Eignung möglicher vorgestanzter Öffnungen/Durchbrüche für Kabelverschraubungen an der Anschlussdose 50 und 200 Temperaturzyklen von -40 C bis +85 C MST 52 Luftfeuchte / Frost Prüfung 10 Temperaturzyklen von -40 C bis +85 C bei 85 % relative Luftfeuchte MST 53 Feuchte/Wärme Prüfung 1000 h bei +85 C und 85% relative Luftfeuchte MST 54 UV Bestrahlungstest >15 kwh/m² Bestrahlung mit UV-A Licht, 7.5 kwh/m² Bestrahlung mit UV-B Licht, Modultemperatur = 60 C 6 / 7

Zertifizierung und Prüfzeichen Zur Erlangung eines Prüfzertifikates müssen sowohl alle relevanten Anforderungen an Design, Materialien und Dokumentation entsprechend den Vorgaben der EN/EC 61730-Teil 1, als auch die jeweiligen Anerkennungskriterien der einzelnen Sicherheitsprüfungen entsprechend EN/IEC 61730-Teil 2 erfüllt sein. Wie auch bei der Bauartzertifizierung nach EN IEC 61215/61646 bezieht sich ein Prüfzertifikat immer auf die Modulbauart, die den Prüfungen zugrunde lag. Diese Bauart sollte den Worst-case einer PV-Modul Typenfamilie repräsentieren, welcher in der Regel (Abweichungen hiervon sind möglich) definiert ist durch: - Größte Modulabmessungen - Maximale Ausgangsleistung - Minimale Zell-, String- und Randabstände - Statisch kritischstes Moduldesign und Modulbefestigung Ein ausgestelltes Zertifikat kann dann auch kleinere, bzw. weniger kritische Module der Typenfamilie mit ansonsten identischem Design (d. h. gleiche Komponenten und Materialien) abdecken. Nach einer abgeschlossenen Zertifizierung mit durchgeführter Firmeninspektion wird das unten abgebildete TUVdotCOM -Prüfzeichen vergeben und dem Modulhersteller zur eigenen Verwendung zur Verfügung gestellt. Über die vergebene individuelle ID-Nummer ist auch ein direkter produktbezogener Zugriff im globalen TÜV Internet Portal (www.tuv.com oder www.tuvdotcom.com) möglich, wo die zertifizierten PV-Modul-Typen, zugehörige Prüfgrundlagen und auf Wunsch auch Leistungsmerkmale und weiterführende Produkt- und Herstellerinformationen hinterlegt sind. Qualified, IEC 61215 Safety tested, IEC 61730 Periodic inspection 7 / 7