Name Geburtsname Vorname Wohnort Geburtsdatum. 2. Freudenthal geb. Buchheim Berta Marburg (Laisa)

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Es gilt das gesprochene Wort

Transkript:

2. Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger am 31. Mai 1942 vom Hauptbahnhof Marburg ins Sammellager Kassel, am 1. Juni 1942 von Kassel in Richtung Lublin/Izbica (KZ Majdanek) und Weitertransport in das Vernichtungslager Sobibor Namensliste und Begleittext Ortsnamen in Klammern: Wohnort vor der Zwangsumsiedlung Niemand überlebte diesen Transport. Deportierte aus Marburg Stadt Name Geburtsname Vorname Wohnort Geburtsdatum Alter in Jahren 1. Drucker Max Marburg Ockershausen 09.06.1912 29 2. Freudenthal geb. Buchheim Berta Marburg (Laisa) 16.07.1893 49 3. Freudenthal Willy Marburg (Laisa) 01.07.1896 46 4. Freudenthal Ernst Marburg (Laisa) 14.08.1922 19 5. Heß Oskar Marburg (Wetter) 09.04.1909 33 6. Isenberg Berta Marburg (Buchenau 26.11.1888 53 7. Isenberg Selma Marburg 29.07.1890 51 8. Levi Herta Marburg (Treysa) 02.06.1905 36 9. Moses Siegfried Marburg 13.07.1891 50 10. Moses Hugo Marburg 23.02.1887 55 11. Moses Ludwig Marburg 09.05.1899 43 12. Nathan Betty Marburg (Lohra) 12.03.1918 24 13. Oppenheim Agathe Marburg 28.06.1884 57 14. Rosenberg geb. Meyer Stella Marburg 28.04.1895 47 15. Rosenberg Alfred Marburg 10.09.1888 53

16. Rosenberg Walter Marburg 06.12.1929 12 17. Rosenberg Ruth Marburg 02.12.1922 19 18. Schwalm Milling Treysa (Marburg) 02.06.1898 43 19. Seligmann geb. Schönberg Rosa Marburg 27.02.1883 59 20. Sonn Siegbert Neukirchen (Knüll) (Marburg) 01.10.1925 16 21. Stern Betty Marburg 14.02.1878 64 22. Stern Sally Marburg 30.11.1887 54 23. Stern geb. Jakob Karolina Marburg 25.10.1897 44 24. Stern Siegmund Marburg [?] 25.10.1897 44 25. Stern Friedel Marburg 25.10.1932 9 26. Stern Helmut Marburg 29.10.1924 17 27. Walldorf geb. Theisebach Dina Marburg (Ebsdorf) 28.09.1886 55 28. Walldorf Moses Marburg (Ebsdorf) 21.02.1884 58 Stand: 16.01.2015 Deportierte aus dem Altkreis Marburg Name Geburtsname Vorname Letzter Wohnort Geburtsdatum Alter in Jahren 1. Bachenheimer geb. Lehrberger Rosa Wetter 31.05.1893 49 2. Bachenheimer Moritz Wetter 22.08.1888 53 3. Bachenheimer Hildegard Wetter 04.11.1921 20 4. Bachenheimer Paul Wetter 26.12.1930 11 5. Ehrlich geb. Simon Käte Roßdorf 01.10.1888 53 6. Ehrlich Hermann Roßdorf 02.07.1891 50 7. Ehrlich Anita Roßdorf 23.05.1929 13 8. Ehrlich Frieda Roßdorf 19.01.1893 49 9. Goldschmidt geb. Löwenstein Frieda Fronhausen 21.07.1994 47

10. Goldschmidt Gottfried Fronhausen 04.12.1902 39 11. Goldschmidt Julius Fronhausen 24.01.1930 12 12. Goldschmidt Ilse Julie Fronhausen 28.08.1933 9 13. Höxter geb. Nußbaum Rosa Schweinsberg 20.12.1892 49 14. Höxter Erika Schweinsberg 05.11.1924 17 15. Höxter Ilse Schweinsberg 08.10.1926 15 16. Kanter geb. Weinberg Karoline Fronhausen 17. Kanter Abraham Fronhausen 18. Kanter Ludwig Fronhausen 19. Kanter Walter Fronhausen 04.08.1883 58 08.01.1974 67 31.12.1906 35 18.10.1922 19 20. Lilienstein geb. Meier Cilly Goßfelden 30.08.1897 44 21. Lilienstein Gustav Goßfelden 20.11.1888 53 22. Löwenstein Friederike Fronhausen 18.08.1872 69 23. Meyer geb. Stern Recha Amöneburg 04.01.1909 33 24. Meyer Michael Amöneburg 25.12.1899 42 25. Meyer Amon Denny Amöneburg 09.01.1941 1 26. Schaumberg geb. Schirling Flora Schweinsberg 04.09.1895 46 27. Schaumberg Sally Schweinsberg 31.01.1894 48 28. Schaumberg Brunhilde Schweinsberg 14.09.1921 20 29. Schaumberg Siegfried Schweinsberg 15.04.1925 17 30. Strauß geb. Lomnitz Johanna Kirchhain 05.06.1886 55 31. Wertheim geb. Siesel Betty Kirchhain 23.11.1902 39 32. Wertheim Adolf Kirchhain 11.04.1893 49 33. Wertheim Karola Kirchhain 02.06.1932 9 34. Wertheim Martin Kirchhain 26.04.1927 15 Stand: 16.01.2015

Zur 2. Deportation am 31. Mai 1942 nach Lublin Am 31. Mai 1942 ging abermals ein Zug von Marburg nach Kassel, diesmal mit 25 in Marburg lebenden Jüdinnen und Juden. Drei weitere Personen werden im Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 mit dem Wohnort Marburg genannt, Milling Schwalm, Siegbert Sonn und Siegmund Stern. Milling Schwalm hielt sich aber Ende Mai 1942 wohl mit Auguste und Jenny Schwalm in Treysa, Am Angel 18, auf. Siegbert Sonn lebte mit seinen Eltern wohl in Neukirchen (Knüll). Siegmund Stern, geboren am 25. Oktober 1897 in Hausen, lebte laut Gedenkbuch des Bundesarchivs Koblenz in Marburg und wurde am 3. Juni 1942 im Vernichtungslager Sobibór ermordet. Auf der Deportationsliste, die von der NS-Administration als 2. Auswanderungstransport aus dem Reg.-Bez. Kassel [Regierungsbezirk Kassel] vom 1.6.1942" bezeichnet wurde, findet sich sein Name jedoch nicht. Auf seiner Einwohnerkarteikarte steht der Hinweis GESTAPO". Auf der Deportationsliste genannt wird Karoline Stern, mit demselben Geburtsdatum wie Siegmund Stern, dem 25. Oktober 1897, Geburtsort ebenfalls Hausen. Weitere 34 Jüdinnen und Juden kamen aus dem Kreisgebiet Marburg hinzu. Auch sie waren zum Teil schon aus ihren ursprünglichen Wohnorten vertrieben worden. Sie kamen aus den Orten Amöneburg (3 Personen), Fronhausen (9 Personen), Goßfelden (2 Personen), Kirchhain (5 Personen), Roßdorf (4 Personen), Schweinsberg (7 Personen) und Wetter (4 Personen). Die Abfahrtszeit am Marburger Hauptbahnhof war 10:16 Uhr. Zwischenstation war wieder der Schulkomplex in der Schillerstraße in Kassel. Im Schreiben der Gestapo der Staatspolizeistelle Kassel vom 22. Mai 1942 heißt es: Nach den gegebenen Richtlinien kommen für die bevorstehende Aktion nicht 844, sondern nur 522 Juden aus dem Regierungsbezirk Kassel in Frage. Diese Juden werden am 1.6.1942 von Kassel nach dem Osten abgeschoben." Im Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945) wird dieser Deportationszug, der Kassel am 1. Juni 1942 verließ, mit dem Ziel Izbica/Sobibór angegeben. In Halle (Saale) kamen zu den 508 Menschen aus Nord- und Osthessen weitere circa 500 Jüdinnen und Juden aus dem Raum Halle, Merseburg, Chemnitz hinzu. In Lublin stoppte der Zug. Das dortige Ghetto war zu dieser Zeit bereits aufgelöst". Die meisten dort lebenden Juden waren in das Tötungslager Belzec verschleppt und ermordet worden. In dem circa 65 Kilometer südwestlich von Lublin gelegenen Izbica befand sich ein Konzentrationslager, das im Jahr 1942 für wenige Monate als Durchgangslager in die Mordlager genutzt wurde. Auf dem Bahnhof Lublin wurden rund 100 Männer zwischen 15 und 50 Jahren als Zwangsarbeiter ausgesondert" und in das Konzentrationslager Majdanek gebracht. Majdanek ist ein Vorort von Lublin. Der Historiker Tomasz Kranz stuft das Lager als ein multifunktionales Provisorium ohne eindeutige Bestimmung und klare Zielsetzung" ein. Die Lebensverhältnisse waren katastrophal: Krankheiten, schwere Arbeit, schlechte Versorgung. Sieben Männer aus Marburg waren unter denjenigen, die dorthin gebracht wurden. Sie starben zwischen dem 23. Juni und dem 15. September 1942. Auch Milling Schwalm und Siegbert Sonn verloren dort ihr Leben. Der Zug fuhr weiter in das Vernichtungslager Sobibór. Alle Ankommenden wurden dort vermutlich direkt nach der Ankunft am 3. Juni 1942 durch Motorabgase ermordet. Sie mussten sich entkleiden, ihre Wertgegenstände abgeben und durch den sogenannten Schlauch, einen durch Stacheldraht und Zweige begrenzten Weg, zu den Gaskammern gehen. Sie sollten glauben, in Waschräume geführt zu werden. Man gab ihnen sogar Seife in die Hand. Die Ermordeten wurden in Massengräbern verscharrt. Im Spätsommer 1942 wurden alle Ermordeten aus diesen Gräbern herausgeholt und verbrannt, um die Spuren des Verbrechens zu vertuschen. Das Vernichtungslager in Sobibór gehörte zu den Tötungslagern wie Belzec und Treblinka. Alle drei waren im Rahmen der Aktion Reinhardt errichtet worden, um die Ermordung der Juden und Sinti und Roma im besetzten Polen durchführen zu können. Alle drei Lager waren reine Mordstätten. Sobibór wurde Ende

1943 geschlossen, und zur Tarnung der Verbrechen wurde auf dem eingeebneten Lager ein Bauernhof gebaut und ein Wäldchen angelegt. Exemplarisch für die Täter sei an dieser Stelle Franz Stangl genannt. Er war Lagerkommandant zuerst in Sobibór, dann in Treblinka. Im Deutschen Reich hatte er zuvor bei der Ermordung Behinderter mitgewirkt. Erst 1970 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt, nachdem Simon Wiesenthal ihn in Brasilien aufgespürt hatte. Stangl kam ursprünglich aus dem Polizeidienst. Folgendes Zitat von ihm erhellt die Doppelmoral, mit der die Täter dieses Morden rechtfertigten: In der Polizeischule hatten sie uns beigebracht ich erinnere mich genau, es war Rittmeister Leiner, der das immer sagte, daß ein Verbrechen vier Grundvoraussetzungen erfüllen muß: die Veranlassung, den Gegenstand, die Tathandlung und den freien Willen. Wenn eines von diesen vier Prinzipien fehlte, dann handelte es sich nicht um eine strafbare Handlung. Sehen Sie, wenn die Veranlassung die Nazi-Regierung war, der Gegenstand die Juden, und die Tathandlung die Vernichtungen, dann konnte ich mir sagen, dass für mich persönlich das vierte Element, der freie Wille fehlte." Stangl legte gegen das Urteil Revision ein, starb aber am 28. Juni 1971 in der Haft. Von den aus Marburg und dem Landkreis Marburg Deportierten überlebte niemand den Transport vom 31. Mai 1942. Plan des Vernichtungslagers Sobibór www.holocausresearchproject.org Text: Barbara Wagner (Januar 2015)