Predigt zu 2. Timotheus 3,14-17

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Transkript:

Predigt zu 2. Timotheus 3,14-17 Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. In unserem Herrn und Heiland Jesus Christus! Bleib wie du bist! Das hätte der Apostel Paulus seinem Schüler Timotheus vielleicht in seinem Abschiedsbrief schreiben können. Treu war der Schüler, fleißig und begabt. In vielen Fällen hatte sich Timotheus als ein bewährter Arbeiter im Reich Gottes gezeigt. Aber Paulus gibt dem Timotheus einen anderen, besseren Rat. Christen sollen nicht einfach bleiben, wie sie sind, sondern vielmehr dort bleiben, wo sie sind. Hier ist natürlich nicht der Wohnort oder Arbeitsplatz gemeint, sondern der geistliche Stand. Das Leben eines Christen ruht auf den Worten des Herrn. Was Paulus in seinem Abschiedsbrief dem Timotheus ans Herz legt, ist uns allen eine wichtige Mahnung. Die Verse unseres Predigtwortes sollen uns helfen, selbst eine Standortbestimmung vorzunehmen und darauf zu achten, dass wir dort bleiben, wo wir hingehören. Durch die Worte des Apostels ruft Gott uns allen zu: Bleibt bei dem, was ihr gelernt habt! I. Denn ihr wisst, von wem ihr gelernt habt! II. Und ihr wisst, wozu ihr gelernt habt! Timotheus war ein junger Mann, als Paulus ihn auf seiner zweiten Missionsreise in Lystra traf. Sein Vater war ein Grieche, seine Mutter Eunike aber war eine Jüdin. Bei ihr und bei seiner Großmutter hatte Timotheus den jüdischen Glauben gelernt und von Herzen ergriffen. Paulus wusste viele Jahre nach dem ersten Kennenlernen noch zu schreiben: Denn ich erinnere mich an den ungefärbten Glauben in dir, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiss, auch in dir. In Timotheus durfte Paulus einen Mitarbeiter finden, dem er wenige Verse vor unserem Predigtwort das Zeugnis gab: Du aber bist mir gefolgt in der Lehre, im Leben, im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld, in den Verfolgungen, in den Leiden, die mir widerfahren sind in Antiochia, in Ikonion, in Lystra. Ja, allen Grund hätte Paulus gehabt, dem Timotheus zu sagen: Bleib, wie du bist! Doch der Apostel wollte es viel tiefgründiger haben. Was Timotheus und mit ihm alle treuen Christen sind, das sind sie durch das, was sie haben und worauf ihr Leben fußt. Darum bleibt bei dem, was ihr gelernt habt! Was hatte denn der Schüler und Mitarbeiter Timotheus gelernt? Nichts mehr und nichts weniger als das Wort Gottes. Er kannte die Schriften des Mose und der Propheten. Seine Mutter und seine Großmutter werden es ihm schon in Kindertagen beigebracht haben. Paulus hat später den Unterricht fortgesetzt. Zu dem Wissen um die Schriften des Alten Bundes kam nun auch die Erkenntnis der Erfüllung in Jesus Christus. So wurde Timotheus als erstes ein Christ, der seinen Heiland lieb hatte und darüber hinaus wurde er ein treuer Diener seines Herrn, der auch in den bösen Tagen, die sein Amt mit sich brachte, fest blieb. Ja, aus dem Schüler Timotheus wurde ein 1

Lehrer, der selbst dazu beitrug, dass Menschen den heilsamen Grund fanden, auf dem sie ihr Leben ausrichten konnten. Bleibt bei dem, was ihr gelernt habt! Denn ihr wisst, von wem ihr gelernt habt. Von wem haben wir gelernt? Ganz gewiss von denen, die vor uns waren, die in der Erkenntnis und dem Wissen der Schrift so bewandert gewesen sind, dass sie uns unterweisen konnten. Wenn wir an unsere Eltern und Großeltern denken und daran, was sie uns in Kindertagen Gutes getan haben, dann wollen wir vor allem daran denken, dass sie uns den Glauben gelehrt haben. Sie haben uns die biblischen Geschichten erzählt, haben uns im Beten unterwiesen. Ja, sie haben uns zur Taufe gebracht und Sorge dafür getragen, dass wir von Beginn an im Glauben stehen durften. Wir wollen aber auch an unsere Prediger denken, die bei allen menschlichen Schwächen doch dafür gesorgt haben, dass uns das Wort Gottes immer und immer wieder gesagt wurde. Und wenn sie uns als Kinder und Jugendliche mit dem Gesangbuch, dem Katechismus oder der Kinderbibel unterwiesen haben und auch verlangt haben, dass wir uns Mühe geben und auswendig lernen, dann haben sie das ja nicht getan, um uns etwas böses zu tun, sondern um uns festzumachen in den Dingen, auf denen unser zukünftiges Leben fußen sollte. Ja, wenn es darum geht, zu wissen, von wem wir gelernt haben, dann denken wir natürlich zuerst an die Menschen, die uns im Wort Gottes unterwiesen haben. Zu dieser Erinnerung sind wir auch durch die Heilige Schrift angehalten: Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach. Darüber hinaus gilt es, dankbar auf das Wirken Gottes zu blicken. Alle Schrift, von Gott eingegeben Was wüssten wir von dem gnädigen und barmherzigen Gott, wenn er sich uns Menschen nicht offenbart hätte? Welche Gewissheit könnten wir im Glauben haben, wenn nicht Gott selbst hinter aller Offenbarung stehen würde? Doch mit Kenntnis allein ist es noch lange nicht getan. Zur Kenntnis muss auch die Erkenntnis kommen. Es reicht nicht, die Zehn Gebote zu kennen. Wenn sie nicht auch als der unbedingte Wille Gottes an uns ganz persönlich erkannt werden, werden wir uns auch nicht unserer eigenen Schuld und der drohenden Verdammnis bewusst werden. Es reicht aber auch nicht, die Berichte vom Leiden und Sterben Jesu zu kennen. Wenn wir nicht erkennen, dass all das für uns selbst geschehen ist, dann gehen wir sehenden Auges verloren. Denn was uns selig macht ist nicht das Wissen vom Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu, sondern der Glaube daran, dass dieses Opfer uns gilt und uns von aller Schuld vor Gott befreit hat. Pfingsten ist noch gar nicht so lange her. Der beste Lehrer ist für einen Christen der Heilige Geist. Er ist es, der uns Erkenntnis gibt, der uns durch das Evangelium zum Glauben beruft und im Glauben erhält. Durch sein Wirken haben die Worte, die wir von unseren Eltern und Paten, von unseren Großeltern und Pastoren gehört haben, die Kraft bekommen, unsere Herzen zu verändern. Die Liebe zu Gott, der Glaube an Christus als unseren Heiland hat kein Mensch in uns anfangen können. Der Geist Gottes war es. Was wir von ihm gelernt haben, das lasst uns festhalten und dabei bleiben. Bleibt bei dem, was ihr gelernt habt! Denn ihr wisst, von wem ihr gelernt habt! 2

II. Und ihr wisst, wozu ihr gelernt habt! Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte. Diese Worte sind dem Propheten Jeremia nicht am Schreibtisch eingefallen. Nein, zu dieser Erkenntnis fand er durch den Heiligen Geist in Zeiten größter Anfechtung. Als Prophet, der das Gericht verkünden musste, wurde ihm sein Amt oft sauer und er empfand es als eine Last, unter der er zu verschmachten drohte. Doch auch Timotheus musste schwere Kämpfe durchstehen. Dabei war seine Botschaft gar nicht die von Krieg und Verderben, sondern die Botschaft von Sieg und Frieden. Timotheus hatte das Evangelium gepredigt und doch musste er manche Anfeindung erdulden. Da wird es ihm ähnlich gegangen sein, wie dem Propheten aus längst vergangenen Zeiten. Auch Paulus kannte diese Not nur allzu gut. Darum rät er seinem Schützling: Bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist. Was hat das Wort des Propheten mit unseren Predigtversen zu tun? Beide reden über ein und dieselbe Sache. Wie der Baum am Bach den Stürmen und der Hitze widerstehen kann, so widerstehen auch wir allen Kämpfen des Lebens, allen Anfechtungen des alten Menschen, allen Anfeindungen des Teufels und der gottlosen Welt, wenn wir bei dem bleiben, was wir gelernt haben. Der Bach, der uns die nötige Kraft verleiht, ist das Wort unseres Herrn. An dieses Wort sind wir durch den Heiligen Geist gepflanzt worden und aus dem Wort ziehen wir nun die Nährstoffe, die unser Glauben so dringend benötigt. Jeremia erinnert daran, dass Bäume von Natur aus ihre Wurzeln dahin ausrichten, wo sie Wasser finden können. So auch wir: Wollen wir bei dem bleiben, was wir gelernt haben, dann müssen wir uns nach dem Wort Gottes ausrichten. Das ist das erste, wozu wir Gottes Wort gelernt haben. Wir sollen im Wort Nahrung für den Glauben finden. Berauben wir uns dieser Quelle, indem wir nicht mehr auf das Wort hören, so wird unser Glaube verdursten, wie ein Baum, dessen Wurzeln kein Wasser mehr finden. Paulus belässt es in unseren Predigtversen nicht dabei, grundsätzlich darauf hinzuweisen, dass das Wort Gottes gesund und wichtig ist. Nein, er beschreibt uns auch, worin der Nutzen des Wortes im Einzelnen liegt. Das Wort ist nütze zur Lehre. Lehre klingt nach trockenen Glaubenssätzen. Gemeint ist aber die heilsame Lehre, die uns selig machen kann. Wenn es darum geht, den Glauben weiterzugeben, dann ist es nötig, dass man sich an die Worte der Schrift hält und diese Worte bekannt macht und erklärt. Denken wir an Philippus, wie er dem Kämmerer aus Äthiopien das Buch des Propheten Jesaja auslegte. Anhand dieser Schriftworte lehrte Philippus und im Herzen des Kämmerers wurde der Glaube an Jesus entfacht. Am Ende ließ er sich taufen und zog fröhlich seiner Wege. Ja, nur dann, wenn eine Unterweisung anhand der Schrift erfolgt, kann sie auch zum wahren Glauben führen. Das Evangelium von Christus sollen wir auf eine ganz bestimmt Art und Weise weitersagen: lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe so heißt es im Missionsbefehl. Aber auch in der Kirche soll kein anderes Evangelium gelten als das, was in der Schrift zu finden ist. Die rechte Lehre festzuhalten und nicht davon abzuweichen, ist heute wichtiger denn je. Auf der Lehre ruht die Kirche und darum hat sie auch sehr darauf zu achten, dass sie bei dem bleibt, was sie gelernt hat. 3

Lehre ist aber kein Selbstzweck. Aus der Lehre folgt die Anwendung im Reden und Handeln. So ist auch die Zurechtweisung etwas, was nur auf Grund der Schrift geschehen kann. Wenn wir unseren Mitchristen auf eine Verfehlung hinweisen wollen, wenn wir vor falschen Wegen warnen, dann ist es nötig, dass wir das auf Grund der Schrift tun. Nicht unsere eigenen Ansichten, unser eigener Geschmack oder unser eigenes Rechtsempfinden sollen hier eine Rolle spielen, sondern allein der Wille Gottes. Den aber hat er uns in der Schrift offenbart. Es ist schon nicht verkehrt, wenn wir das erste Hauptstück des Katechismus kennen und wir die Gebote samt den Erklärungen Martin Luthers schon in Kindertagen gelernt haben. So können wir selbst unser Leben im Spiegel der Gebote Gottes prüfen aber auch unseren Mitchristen helfen, wenn sie in der Gefahr stehen, auf falschen Wegen von dem abzuweichen, was sie einmal gelernt haben. Ein großes und wichtiges Thema ist es auch immer wieder, wie wir unser christliches Leben im Alltag führen. Was tut ein Christ? Was tut ein Christ nicht? Wie können wir ein Leben führen, das unserem Heiland gefällt und ihm den Dank erweist, den er für sein Opfer und seine tägliche Liebe zu uns verdient hat? Wenn wir bei dem bleiben, was wir gelernt haben, dann werden wir die richtigen Antworten auf diese Fragen erhalten. Denn der Herr selbst hat uns gesagt, was ihm gefällt, was er an seinen erlösten Kindern sehen möchte. Viele der Epistellesungen, die wir im Kirchenjahr hören, geben uns wichtige Hinweise. Denken wir nur an das, was wir heute aus dem ersten Johannesbrief gehört haben. Jesus möchte, dass wir uns an ihm ein Vorbild nehmen in der Liebe, in der Bereitschaft, sich für den anderen aufzuopfern. Er will, dass es unter seinen Jüngern keinen Hass gibt, sondern die Bereitschaft, sich gegenseitig zu tragen und zu helfen. Indem wir dies aus der Schrift hören, die wir gelernt haben und die wir immer weiter lernen wollen, werden wir durch die Schrift erzogen in der Gerechtigkeit, dass wir vollkommen werden, zu allem guten Werk geschickt. Paulus schreibt seinem Schüler Timotheus und jedem von uns: Bleibe bei dem, was du gelernt hast. Er schreibt aber noch mehr: Bleibe bei dem, was dir anvertraut ist. Wozu haben wir die Schrift gelernt und lernen sie unser ganzes Leben hindurch? Dazu, dass wir mit dem anvertrauten Wissen mitarbeiten im Reich Gottes. Je größer unsere Erkenntnis ist, umso fähiger sind wir auch, mit den Worten der Schrift zu arbeiten. Natürlich denken wir hier zu Recht an die Arbeit in der Mission. Menschen das Evangelium nahe bringen, auf ihre Einwände antworten und ein glaubwürdiges Zeugnis von Christus geben, können wir nur, wenn wir selbst die Schrift gelernt haben. Doch die Worte der Schrift sind uns auch dazu anvertraut, dass wir sie untereinander weitergeben. So wie unsere Eltern, Paten und Pastoren uns die Schrift gelehrt haben, so sind wir selbst in der Pflicht, diese Aufgabe an der nächsten Generation zu erfüllen. Ja, die Schrift haben wir gelernt, um zu tun, was Paulus uns im Brief an die Kolosser schreibt: Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Es ist ein wertvoller Dienst, den wir mit den anvertrauten Worten tun können, wenn wir uns an Kranken- oder Sterbebetten gegenseitig trösten können, wenn wir uns in schwierigen Lebenssituationen in der Weisheit der Schrift raten können und uns auch dankbar im Aufblick zu Gott miteinander freuen können. All das können wir tun, wenn wir bei dem bleiben, was wir gelernt haben. 4

Wir können uns in unserer Gemeinde und Kirche mit vielen äußerlichen Dingen befassen und müssen es auch immer wieder tun. Aber darüber sollten wir nie vergessen, was das eigentlich Wichtige ist. Wenn wir bei der Heiligen Schrift bleiben, dann vor allem deshalb, damit wir das ewige Ziel nicht aus den Augen verlieren. Dass wir dieses Ziel nicht deshalb verfehlen, weil wir unseren Glauben durch Ungehorsam, Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit oder Zweifel aufs Spiel gesetzt haben. Darum: Bleibt bei dem, was ihr gelernt hat! Denn ihr wisst, von wem ihr gelernt habt! Und ihr wisst, wozu ihr gelernt habt! Amen. 2. Herr Jesus Christ, mein Leben, / mein Heil und einzig Trost, / dir will ich mich ergeben, du hast mich teuer erlöst / mit deinem Blutvergießen, / mit großem Weh und Leid, / lass mich dies auch genießen 1 / zu meiner Seligkeit. 1 daraus Nutzen ziehen 3. O Heilger Geist, mein Tröster, / mein Licht und teures Pfand, / lass mich meinen Erlöser, / den ich gläubig erkannt, / bis an mein End bekennen, / stärk mich in letzter Not, / von dir lass mich nichts trennen, / gib einen selgen Tod. T: Str. 1 Nikolaus Selnecker 1572, Str. 2-3 Rudolstädter Gesangbuch 1688 M: Valet will ich dir geben 5