Meine Arbeiten sind narrative Installationen und Kurzfilme, in denen ich auf humorvolle und gleichzeitig ernsthafte Weise menschliches Versagen



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Transkript:

Judy Ross

Meine Arbeiten sind narrative Installationen und Kurzfilme, in denen ich auf humorvolle und gleichzeitig ernsthafte Weise menschliches Versagen inszeniere. Durch die offensichtliche Konstruktion der Kulissen und übertriebene theatralische Darstellung der Charaktere möchte ich klassische Strukturen persiflieren, in diesem Fall die des Genrefilms oder der geschichtlichen Mythen. Ziel dabei ist es, durch das Stören der eingeübten Bilder die Erwartungen des Betrachters zu irritieren und seine Sehgewohnheiten in Frage zu stellen. Ein Thema dabei ist die Unfähigkeit zur Kommunikation. Ich arbeite mit den Medien Sprache, Zeichnung, Fotografie, Bildhauerei, Performance, Animation und Video, die ich in raumfüllenden Installationen miteinander verknüpfe. Die Erzählungen und Charaktere entwickeln sich zum Beispiel aus Recherchen zu Themen aus den Bereichen Psychologie, Soziologie und Philosophie. Durch poetische Texte lasse ich persönliche Träume und Erfahrungen in die Geschichten einfließen. In vielen meiner Filme spiele ich den Protagonisten oder fungiere als Erzähler. So entsteht eine komplexe Collage aus der Auseinandersetzung mit individuellen und gesellschaftlichen Themen. In den von mir verwendeten Kulissen und Miniaturwelten verschieben sich Größenverhältnisse und Perspektiven, dies führt zur Verwirrung der Maßstäbe von fiktiver und realer Welt.

Videoinstallation 574x 960x 230 cm 2 Videos als Loop (10:00 Minuten): 1Projektion, 1 Fernseher deutsch 2008 Der Vogt von Elspe

Kein Ort, keine Zeit, ein Trauma, ein Laienspiel Wenn man eine Künstlerin wie Judy Ross, die in ihren raumgreifenden multimedialen Installationen auf dadaistischskurrile Weise Alltagserzählungen entwirft, nach Attendorn einlädt, dann liegt es nahe, dass sie sich mit den lokalen Alltäglichkeiten auseinandersetzen wird. Allerdings agiert Judy Ross nicht als Chronistin, die Historisches in die scheinbar zwingende Logik unseres linearen Geschichtsbewusstseins einebnet, sondern als Erzählerin, die Faktisches mit Fiktion auflädt und mit der unmöglichen Gleichzeitigkeit von historischen Ereignissen verwebt. In der Installation Der Vogt von Elspe werden uns extreme Zeitsprünge präsentiert: Ein 500 Jahre alter, vereinsamter Vogt, eine Kaiserqueen, die eine Mischung zwischen Kaiser Otto III. (980 1002) und Königin Elisabeth II. darstellt, und ein Kurarzt aus dem 19. Jahrhundert namens Dr. Parnemann werden in Beziehung zueinander gesetzt. Während die zwei Letztgenannten durch Laienschauspieler (die Mutter der Künstlerin und die Künstlerin selbst) dargestellt werden, wird der Vogt nur über die Rekonstruktion einer Wohnung in Form einer Filmkulisse repräsentiert. Niemand ist, was er/ es wirklich ist. An keinem Punkt entwickelt die Installation die Illusion des Authentischen. Alle drei sind folglich nur Stellvertreter für etwas Abwesendes, sind Funktionsträger: Der Vogt steht für die mittelalterliche Gerichtsbarkeit, die Kaiserqueen für eine medial idealisierte Herrschaft und der Arzt für Heilung so könnte man spekulieren. Oder offenbart sich im Bild des so vertraut altmodisch wirkenden Nachbaus einer Wohnung und der Stellvertreterschaft Kaiserqueen/ Mutter und Arzt/Tochter ein Generationenkonflikt höchst aktueller Provenienz? In die Außenaufnahmen, die die Königin auf dem Weg nach Elspe zeigen, mischt sich eine Sequenz, die auf vorgefundenem Material beruht. Der Ausschnitt zeigt Bilder eines Schützenfestes in Elspe im Jahr 1939. Das Dorf ist im Stil der Zeit mit Hakenkreuzflaggen übersät. Hier mischt sich eine weitere Zeitebene in die verwirrenden Verschränkungen von Geschichte(n), diesmal allerdings nicht im Stil der fiktionalen Nachbildung, sondern des zeithistorischen Dokuments. Im nächsten Schnitt sitzt die Kaiserqueen betend vor einem ausgestopften Hirschkopf, jener Ikone bürgerlich dörflicher Naturverbundenheit, die im Bild des zur Ewigkeit erstarrten Todes nicht weit von der symbolischen Repräsentation des Gekreuzigten entfernt ist. Nationalismus, Jagdtrophäe und Frömmigkeit: sind dies nicht die Elemente eines Symbolhaushalts, der in der Soziologie als dörflicher Selbstschutzmechanismus gegen ein bedrohlich wirkendes, unübersichtliches Außen beschrieben wird? Judy Ross verwickelt uns fortlaufend in die immerwährende Geschichte einer Vergangenheit, die kein Ende und keine Heilung findet und zwischen Traum und optionaler Wirklichkeit keinen Ort der Begegnung zulässt. Das Laienspiel dient ihr als Form, diese Erfahrung nicht im Theatralen, sondern im Hier und Jetzt zu erzählen. Hans D. Christ Württembergischer Kunstverein Stuttgart Die Videoinstallation wurde mit Hilfe des Attendorner Kulturstipendiums in dem Zeitraum von August bis Oktober 2008 realisiert.

Dr. Parnemann: Eure Hoheit, Ihre durchlauchte Kaiserqueen, herzlich willkommen in der Parnemannschen Kaltwasserheilanstalt. Wir sind ja so froh, Eure Majestät in unserer kleinen Kuranstalt begrüßen zu dürfen. Hier im schönen Elspe. Queen: Geehrter Dr. Parnemann, seien sie doch nicht so bescheiden. Auch mir ist es eine Ehre, Euch kennen zu lernen. Der verehrte Vogt von Elspe hat sie äußerst lobend erwähnt. Dr. Parnemann: Der arme Mann, seiner geliebten Frau konnte leider nicht mehr geholfen werden. Queen: Die gute Frau Vogt ist verstorben? Dr. Parnemann: Ja, vor kurzem erst. Sehr tragische Angelegenheit. Der verehrte Herr Vogt scheint seitdem nicht mehr der Alte. Ganz verschroben sei er, das zumindest reden die Leute im Dorf. Dialogausschnitt zwischen Dr. Parnemann und der Kaiserqueen in der Kaltwasserheilanstalt

Videoinstallation 220x 330x 250 cm 6 Videos synchron als Loop (3:00 Minuten): 2 Rückprojektionen, 1 Bodenprojektion, 3 Fernseher voice over, englisch 2007 Erase the image

Erase the image (Löschet die Vorstellung) beschäftigt sich mit der Vergänglichkeit von Erinnerungen und dem Umgang mit Erinnerungen an Verstorbene. Die unterschiedlichen Elemente der Geschichte sind aufgesplittet in ihre Einzelteile, die alle gleichzeitig zu sehen sind. Selbst die projizierten Naturaufnahmen sind in ihre einzelnen Elemente unterteilt. Man kann über die Wolken laufen und schaut je nach Perspektive auf einen verwunschenen Wald oder auf eine sich im Wasser spiegelnde Bergkette. Als Figuren treten auf: die Schneekönigin, die wie ein Fotomodell posiert und in gebrochenem Deutsch das alte Schlaflied singt; der Pianospieler, der sie in einem angrenzenden TV-Studio ekstatisch begleitet und der flüchtig auftauchende Cowboy, der wie ein Traumbild zwischen den Welten wandelt. Wie ein Geist bewegt er sich in einer verklärten Natur. Erase the image zeigt, wie die Erinnerung an einen Verstorbenen langsam verblasst und idealisierte Bilder den Platz dieser Erinnerungen einnehmen.

The snowflakes grew larger and larger. At last it was like a young lady, made of a million flakes, like stars. She was beautiful, but out of ice: sparkling ice And, as it seemed to her, the waves nodded in a strange manner, she began to cry; but no one heard her except the snow drops; they sunk immediately into the dark earth. The walls of the castle were formed of drifted snow and cutting wind. Empty, vast and cold were the halls of the Snow Queen. In the midst of its empty, endless halls was a frozen lake: the mirror of reason, broken on its surface into a thousand forms. Textausschnitt des voice over Collage aus Hans Christian Andersens Schneekönigin und Franz Schuberts Wiegenlied

Videoinstallation 250x 320x 220 cm 4 Videos synchron als Loop (3:40 Minuten): 2 Fernseher, 1 Wandprojektion, 1 Bodenprojektion deutsch 2006 Pension Rita

Pension Rita ist eine surreale Groteske über eine zerschlissene Familie in einem schäbigen Etablissement in Berlin Neukölln. Als Akteure treten auf: Chantal, ihre Mutter (das Fräulein Rita) und deren Lebensgefährte Professor Geiger. All diese Personen haben sich eine Existenz und die dazu passenden Allüren erdacht - als Rechtfertigung für ihr missglücktes Leben. Mittlerweile glaubt jeder an diese ehemals erfundene Identität und hält sie für real. Die Protagonistin Chantal hat seit Jahren ihr Zimmer in der Pension Rita nicht mehr verlassen und flüchtet sich in ihre Phantasiewelt. Sie hat sich imaginäre Freunde erschaffen, zwei Wale, die im überfluteten Keller des Hauses leben. Chantals Zimmer bleibt durch die fehlende Zimmerdecke als Kulisse identifizierbar. Der Raum wirkt wie gerade erst verlassen. Chantal selbst wird nur durch ihre Fußspuren auf dem Boden als Videoprojektion sichtbar. Wie ein Geist läuft sie immer im Kreis: vom Bett zum Fernseher und wieder zurück, nur unterbrochen durch die Besuche von Professor Geiger. Der Raum wird dominiert von einem großen Fernseher, auf dem die Gäste der Pension Rita wie in einer Seifenoper über Chantal reden, als wäre sie ein Haustier. Weder ihre Mutter noch sonst einer der Anwesenden scheint zu wissen, wie mit Chantals Abwesenheit umzugehen ist. So wird das Familiendrama in der Pension Rita zu einem Spiel zwischen Konstruktion und Realitätsverlust.

Rita: Professor Geiger! Sehen Sie, alles piekfeine Leute hier. Setzen Sie sich doch. Geiger setzt sich. Rita schenkt Kaffee ein. Hampel: Chantalchen war doch so ein nettes Mädchen, und jetzt verste... Rita: Aber was soll ich denn machen? Ich kann doch nicht immer mit ihr zum Arzt rennen! Was das alles kostet! Wir können uns glücklich schätzen, dass wir unseren Professor Geiger haben. Bragmann: Ach, und wenn man gute Medizin braucht, muss man die auch noch selber bezahlen! Rita: Und dafür haben wir unser ganzes Leben einbezahlt und das ist jetzt der Dank dafür! Hampel: Vielleicht braucht sie nur einen Freund. Rita zuckt zusammen. Bragmann: Na, aber nicht so einen Verrückten! Sondern etwas Solides. Fräulein Hampel probiert den Kuchen. Hampel: Rita, der Kuchen ist köstlich! Rita (mit vollem Mund): Ja, und ganz ohne Butter! Dialogausschnitt zwischen Fräulein Rita, Fräulein Hampel, Fräulein Bragmann und Professor Geiger beim Kaffeetrinken

Video (3:16 Minuten) englisch 2006 Happy Animation with Bob Ross

Seit Anfang der achtziger Jahre demonstriert der amerikanische Maler Bob Ross in seiner Fernsehsendung The Joy of Painting, wie jeder malen lernen kann. Mit melodiösem Singsang erklärt er seinem Publikum immer wieder aufs Neue We don t make mistakes here, we just have happy accidents. Die Bob Ross Foundation ist inzwischen zu einem Imperium herangewachsen und man kann ein Vermögen ausgeben, um zu erlernen, wie man fröhliche Baumfreunde oder Katzen im Körbchen malt. Happy Animation with Bob Ross ist eine Persiflage dieser Fernseh-Malstunden. Jeder kann nicht nur malen wie Bob Ross, nein, jeder kann auch aussehen wie Bob Ross. Man muss nur seine Philosophie verinnerlichen und immer schön lächeln. Denn auch ohne Bob Ross-Malkasten kann man herrliche Unfälle inszenieren.

Videoinstallation 280x 530x 480 cm 6 Videos synchron als Loop (6:50 Minuten): 3 Wandprojektionen, 3 Fernseher; 25 Diaprojektionen auf Karton voice over, deutsch 2005 Dr. Gordon

Dr. Gordon ist ein dreidimensionaler, begehbarer Science Fiction und eine mediale Überforderung. Auf und durch Kartons hindurch werden Bewegt- wie Standbilder projiziert, die fiktionale und reale Stadtansichten zeigen. Angelehnt an literarische und filmische Klassiker wie Neuromancer, 1984, Futurologischer Kongress oder Blade Runner entsteht ein Ensemble überbordender Bildverweise, die der Erzähler Dr. Gordon mit seinen Geschichten zur Überwachung und der Auflösung des Privaten begleitet. Text von Hans Christ, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart

Damals als die Menschen noch voller Hoffnung in Venedig in die Gondeln stiegen den grünen Schleim einfach ignorierten die kugelrunden Bäuche sich in die Kinderwagen ergossen Als man noch makellose Haut aufblitzen genießend sich gewahr wurde das Schallen der Absätze einen durch die Ohren erreichte und nicht durch Pillen und Schläuche simuliert Als die Mutter noch stundenlang am Herd stand um das letzte Zebra zum Verzehr zu servieren man die Hufe vor der Tür vergrub aus altem Glauben so würde alles wieder gut Textausschnitt des voice over

Animationsvideo 1 Video als Loop (6:30 Minuten) voice over, deutsch, dänisch, englischer Untertitel 2004 På udkig efter berømmelse og rigdom

Der Trickfilm Auf der Suche nach Ruhm und Reichtum erzählt eine Geschichte über die Nachfahren der Wikinger. Die Figuren entstammen der nordischen Mythologie, sind aber in die Gegenwart versetzt. Die Wikingerfilm-Persiflage ist eine humorvolle Kritik an der modernen Gesellschaft, die aus lauter Langeweile dem Konsum frönt.

Ihre Seele war nichts weiter als ein Schiff, das in einer trüben Winternacht steuerlos dahin trieb. Textausschnitt des voice over

Performance 1 Videoprojektion im Freien (9:15 Minuten) Dialog mit voice over, deutsch 2003 Die Freiheit fliegt nicht

Die Theater-Performance handelt von einem Zwiegespräch des Erbauers der Freiheitsstatue mit seinem Gewissen, einer Nebelkrähe als Videoprojektion. Der Dialog analysiert die Bedeutung des Begriffs Freiheit und den heutigen Umgang mit La liberté illumine le monde (Die Freiheit erleuchtet die Welt).

Krähe: Karrk, Karrk. Eure Madame im Heiligenschein, sollte doch ein Leuchtturm sein! Und jetzt, steigen zahlende Touristen in ihren Kopf hinauf. Bartholdi: Werd nicht frech! Ihr fliegendes Volk seid nicht zu Höherem aufgestiegen, weil eure Flügel zu nichts anderem taugen, als zum fliegen! Krähe: Nicht ablenken, alter Mann. Karrk Ihr habt eure Madame aus der Antike hergeschifft. Ihr seid so arm an Ideen. Hoffnungslos, mit euch zu reden. Ihr und euer Monument Ihr seid zu schwer zum fliegen. Dialogausschnitt zwischen Frédéric August Bartholdi und der Krähe

Videoinstallation 280x 530x 480 cm 1 Video als Loop (11:40 Minuten): 1 Wandprojektion; Modell, Büromöbel deutsch 2003 Detektiv Ross

Ein anonymer Anrufer hat die Polizei benachrichtigt. Eine Leiche liegt aufgequollen in der Badewanne. Kommissar Struwe ermittelt. Der Besucher betritt den Tatort durch einen Bastvorhang und kann neben den Filmrequisiten auch das Miniaturmodell der Detektei Ross und deren Nachbarschaft untersuchen. Das Video über die Ermittlungen von Kommissar Struwe und seine psychologischen Spitzfindigkeiten werden an die Wand projiziert. Der Krimi spielt gleichzeitig im Miniaturmodell der Detektei im Maßstab 1:10 und in der real gebauten Kulisse des Detektivbüros. Gesucht wird Detektiv Ross, der im Verdacht steht, seine Sekretärin Ramona Kranz ermordet zu haben. Der Tatort ist verwüstet und Struwe selbst ist mitnichten vertrauenserweckend. Man bekommt gar den Eindruck, der Kommissar habe noch eine alte Rechnung mit dem Flüchtigen zu begleichen. Die wechselnden Größenverhältnisse und die offensichtlich sinnentleerte Spurensuche führen ein Genre ad absurdum, in dem Logik ein wichtiger Bestandteil sein sollte und doch nicht ist.

Aus älteren Akten erfährt man Näheres über die Vergangenheit von Detektiv Ross: Bei einer Razzia in einem Bordell wurde er als Sechzehnjähriger in einem Wandschrank entdeckt, in dem er schon zwei Wochen gelebt hatte. Durch kleine Löcher in der Tür konnte er das Treiben der Prostituierten mit ihren Kunden bestens beobachten. Damals gab es Stress mit dem Jugendamt, weil seine senile Mutter nicht bemerkt hatte, dass ihr Sohn nicht auf der katholischen Jugendfreizeit war. Von dem eigentlichen Reisegeld hatte er sich eine MXN 32 gekauft, eine astreine Spionagekamera. Als er damals erwischt wurde, hatte er zwei der Filme geschluckt und war an den allergischen Reaktionen fast krepiert. Aber das Geld aus den folgenden Erpressungen sicherte ihm die finanzielle Grundlage für den Aufbau seiner Detektei. Textausschnitt des Monolog von Kommissar Struwe

Video 1 Videoprojektion (5:40 Minuten) deutsch 2002 Hasi

Der Kurzfilm handelt von einer verzweifelten Hausfrau, die Liebe und Geborgenheit bei einem Kaninchen sucht. Hasi ist eine tragische Geschichte, weil das Objekt der Begierde ein Angsthase ist und von seinem Konkurrenten, dem Eisbären, zum Abendessen verkocht wird.

Installation Hörspiel als Loop (20:40 Minuten) 20 Skulpturen aus Knetwachs voice over, deutsch 2001 Träume

Der Besucher betritt die Installation durch einen Bretterverschlag und gelangt in eine nur spärlich beleuchtete Abstellkammer. Zwischen den Säcken und Kisten hocken einige 35 cm große Wachsfiguren im Staub und lauschen den Träumen vergangener Nächte. Die unheimlichen, wie absurden Geschichten sind mit einer beunruhigenden Geräuschkulisse untermalt, die den Betrachter in einen traumähnlichen Zustand versetzt.

Ich stehe in einem Wintergarten umzingelt von Pflanzen und Korbmöbeln Eine Frau öffnet eine Schleusentür und der Atlantik strömt herein Als uns das Wasser bis zu den Knien reicht, lädt sie mich zum Essen ein Textausschnitt des voice over

Dia-Hörspiel-Performance 1 Diaprojektion mit 50 wechselnden Einzeldias (5:40 Minuten) voice over, deutsch 2000 Honey Bunny

Honey Bunny ist eine Live-Performance, bei der eine Bildergeschichte mit voice over in einem abgedunkelten Raum per Diaprojektion präsentiert wird. Die per Hand nacheinander geschalteten Dias sind an einen Text gekoppelt, der in poetischer Form das Hörspiel eines nicht ganz ernst gemeinten Geplänkels zweier Menschen in ein abendliches Großstadtgeflüster verwandelt.

Einige Barockmusiker trafen sich eines Tages in der vor Verrottung verängstigten Ohrmuschel. Dröhnende Tonwelten Der Kronleuchter spiegelte sich in ihrem Whiskeyglas verflossen mit den Fratzen einiger weniger Partygäste. Das philosophische Geschwätz ihres Begleiters steigerte sich ins Unermessliche servierfertig präsentiert für eine kleine Ansammlung vollbusiger Honey Bunnys. Ein Marionettenspiel kollektiver Brüderlichkeit. Textausschnitt des voice over

Judy Ross 1978 Geboren in Finnentrop, Nordrhein - Westfalen Ausbildung / Studium 2006 Meisterschüler von Prof. Stan Douglas, Universität der Künste (UdK), Berlin 2001-2005 Bildende Kunst, Prof. Rebecca Horn, Prof. Stan Douglas, UdK, Berlin 1998-2000 Bildhauerei, Grafik, Alanus Hochschule, Alfter 1994-1997 Gestaltungstechnische Assistentin, Schwerpunkt Grafik, Höhere Berufsfachschule für Gestaltung, Iserlohn Einzelausstellungen 2008 Der Vogt von Elspe, ü.nn_hall, Attendorn 2007 Erase the image, Rice Studio, Banff Centre, Banff, Kanada 2004 På udkig efter berømmelse og rigdom, Q-Gallery, Kopenhagen, Dänemark 2000 Honey Bunny, Galerie Expo 3000, Berlin 1999 Fotoplastik, Schloss Alfter, Alfter Stipendien / Preise / Residenzen 2008 Attendorner Kulturstipendium 2008, Attendorn 2007 Förderpreis für Bildende Kunst der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bonn Artist in Residence, Banff Centre, Banff, Kanada DAAD - Projektstipendium, Kanada 2006 Meisterschülerpreisträgerin, UdK, Berlin 2006-2007 NaföG - Stipendium, Graduiertenförderung des Landes Berlin, Berlin 2003-2004 Erasmus - Stipendium, Royal Danish Academy of Fine Arts, Prof. Torben Christensen, Prof. Ann Lislegaard, Kopenhagen, Dänemark 1999 Steinsymposium, Olsby, Norwegen Lehrtätigkeit / Assistenz (Auswahl) seit 2008 Gastdozentin, Computerwerkstatt für zeitgenössische künstlerische Praxis, UdK, Berlin 2006 Workshop Videokunst, St. Ursula Gymnasium, Attendorn 2005-2006 Betreuung der Computerwerkstatt, UdK, Berlin 1999-2004 Assistentin versch. Künstler: Mike Ballou, Susanne Weirich, Wiebke Siem, Künstlerhaus Bethanien, Berlin Film - Festivals 2006 Stuttgarter Filmwinter Expanded Media. Medien im Raum, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart Kontrast 2006, Bayreuther Filmfest, Bayreuth 2005 Kontrast 2005, Bayreuther Filmfest, Bayreuth Gruppenausstellungen (Auswahl) 2008 Berlin du bist so wunderbar, Löwenpalais Stiftung Starke, Berlin FERMENTE - Positionen junger Kunst, Maerzgalerie, Leipzig *G > R Gedanken zur Revolution, Kommunikationsprojekt, Universal Cube, Leipzig FORGOTTEN BAR PROJECT, kuratiert von Christian Malücher & Jan Muche, Galerie im Regierungsviertel, Berlin East goin west 2, kuratiert von Wolfgang & Irene Merkel, Galerie Hühsam, Offenbach 2007 Countdown Meisterschülerpreisträger der UdK Berlin, Galerie Michael Schultz, Berlin Miniature Show, The other Gallery, Banff Centre, Banff, Kanada Kunststudentinnen und Kunststudenten stellen aus 18. Bundeswettbewerb der Bundesministerium für Bildung und Forschung, Kunst - & Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn

Gruppenausstellungen (Auswahl) 2006 Meisterschülerpreis des Präsidenten, UdK, Berlin Außenvideo, Galerie Art Claims Impulse, Berlin Superstitious Scafolding, Hamish McKay Gallery, Wellington, Neuseeland Polyshäre künstlerische Positionen zur Großstadt, Raumcommander, Berlin Tiger im Löwenpalais Ausstellung der Klasse Prof. Horn, Löwenpalais Stiftung Starke, Berlin 2005 Edition 01#, Projektraum Neuenhausen, Berlin 100 Jahre Sophiensæle Eine halbe Ewigkeit, Ausstellung der Klasse Prof. Horn, Sophiensæle, Berlin Haus im Körper Ausstellung der Klasse Prof. Horn, Galerie am Lützowplatz, Berlin Cusanus, Städtisches Museum Gelsenkirchen, Gelsenkirchen 2004 Fliehende Bücher Ausstellung der Klasse Prof. Horn, UdK, Berlin Mitternacht Tage Ausstellung der Klasse Prof. Horn, Löwenpalais Stiftung Starke, Berlin 2003 Durchzug im Löwenpalais Ausstellung der Klasse Prof. Horn, Löwenpalais Stiftung Starke, Berlin Performance - Sommer 2003, Das Netz Performanceabend der Klasse Prof. Horn, Museum für Kommunikation, Berlin 2002 Kunstsommer 2002 Ausstellung der Klasse Prof. Horn, Garage Oberhausen, Kunstverein Oberhausen, Galerie Tedden, Düsseldorf, Oberhausen Performanceabend Ausstellung der Klasse Prof. Horn, UdK, Berlin 2001 Songlines Ausstellung der Klasse Prof. Horn, UdK, Berlin 1999 Skulpturalerbilderfilm, Cafégalerie Orlando, Bochum Veröffentlichungen 2008 Der Vogt von Elspe Attendorner Kulturstipendium, Attendorn 2007 Kunststudentinnen und Kunststudenten stellen aus 18. Bundeswettbewerb der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Ausstellungskatalog, Kunst - & Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn Meisterschülerpreis des Präsidenten der UdK Berlin, Galerie Michael Schultz, UdK, Berlin 2006 19. Stuttgarter Filmwinter Festival for Expanted Media Mondo Cannibale, Stuttgart Polyshäre künstlerische Positionen zur Großstadt, präsentiert von Raumcommander, Berlin 2003 Durchzug im Löwenpalais Ausstellung der Klasse Prof. Horn, Löwenpalais Stiftung Starke, Berlin 2001 Friedrichshain Anthologie, Galerie Expo 3000, Berlin

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