Kollision MS GINA-R. FK LIEBE

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Quelle >> fenlotsen.html

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Transkript:

Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Summarischer Untersuchungsbericht 40/03 4. Juli Schwerer Seeunfall: Kollision MS GINA-R. FK LIEBE am 14. Februar 2003 vor Fehmarn

Inhaltsverzeichnis Seite 1 Zusammenfassung des Seeunfalls... 3 2 Unfallort... 3 3 Schiffsdaten und Fotos 3.1 MS GINA-R.... 4 3.2 FK LIEBE... 5 4 Untersuchung Reiseverlauf / Unfallhergang 4.1 MS GINA-R.... 6 4.2 Aussagen Kapitän des MS GINA-R.... 6-7 4.3 Fischkutter LIEBE... 7 4.4 Aussagen des Kapitäns des FK LIEBE... 7-8 4.5 Radarbilder von Bord Fähre PRINZ RICHARD... 8-10 4.6 Ausdruck elektronische Seekarte von Bord FK LIEBE... 11 4.7 Unfallskizze von Bord MS Gina-R.... 12 5 Schadenszusammenfassung / Schadensbilder... 13-15 6 Zusammenfassung Unfallgeschehen... 16 Seite 2 von 16

1 Zusammenfassung des Seeunfalls Am 14. Februar 2003 gegen 10:00 Uhr kam es bei Sichtweiten um 50 m im Fehmarnbelt W-lich von Puttgarden innerhalb des Küstenmeeres zu einer Kollision zwischen dem Frachtschiff MS GINA-R. und dem Fischkutter LIEBE. Das MS GINA-R. stieß mit dem Bug mittschiffs gegen den Fischkutter und beschädigte diesen schwer. Der Fischkutter wurde mittels Lenzpumpen über Wasser gehalten und zu einem längeren Reparaturaufenthalt nach Heiligenhafen verbracht. 2 Unfallort Art des Ereignisses : Schwerer Seeunfall Datum : 14. Februar 2003 Ort : Fehmarnbelt, Position 54 33,394 N, 011 12,295 E Seite 3 von 16

3 Schiffsdaten und Fotos 3.1 Schiffsdaten MS GINA-R. Schiffsname: GINA-R. Reederei: Unika, Arnis Heimathafen: St. John s Nationalität / Flagge: Antigua and Barbuda IMO Nummer: 7125225 Unterscheidungssignal: V2PC6 Schiffstyp: Frachtschiff General Cargo Ship Besatzung: 6 Personen Klassifikation: Germanischer Lloyd Klasse: 100 A5 E2 FBD 2,962 Baujahr: 1971 Bauwerft: Schiffswerft Hugo Peters, Wewelsfleth Länge ü. a.: 76,95 m Länge pp: 69,77 m Breite ü. a.: 12,80 m Tiefgang vorne / hinten: 3,70 m / 4,00 m Seitenhöhe: 7,00 m BRZ: 1773 Tragfähigkeit: 1500 t Hauptmaschine: Krupp MaK 8 Zylinder Maschinenleistung: Gedrosselt auf 600 PS / 430 kw Propeller: Festpropeller / rechtsdrehend Geschwindigkeit: 10,5 kn Ruderanlage: Halbschweberuder Seite 4 von 16

3.2 Schiffsdaten FK LIEBE Schiffsname: LIEBE Reederei und Eigner: (Nachname), Heiligenhafen Heimathafen: Heiligenhafen Nationalität / Flagge: Bundesrepublik Deutschland Fischereizeichen: SH 8 - SSR 1112 Unterscheidungssignal: DKAF Schiffstyp: Fischkutter Seitenfänger- Besatzung: 3 Personen Klassifikation: Fahrterlaubnisschein See-BG v. 30.7.1999 gültig bis zum 20.7.2003 Baujahr: 1951 Bauwerft: Schiffswerft Sakuth, Heiligenhafen Länge ü. a.: 21,31 m Länge pp: 19,80 m Breite ü. a.: 5,77 m Tiefgang: Seitenhöhe: 2,55 m BRZ: 62 Baumaterial: Holz Hauptmaschine: Deutz / MWM TBD 234 V Maschinenleistung: 220 kw Propeller: Festpropeller Geschwindigkeit: 9 kn Ruderanlage: Handhydraulik Seite 5 von 16

4 Untersuchung Reiseverlauf / Unfallhergang 4.1 MS GINA-R. Das MS GINA-R. befand sich auf der Reise von Amsterdam/NL via Nord-Ostsee-Kanal (NOK) nach Kalmar/S. Das Schiff verließ am 13. Februar um 07:08 Uhr Brunsbüttel Schleuse und befuhr als Freifahrer den NOK. Schleuse Kiel wurde um 15:00 Uhr verlassen und anschließend am Thiessen Kai in Holtenau für die Nacht festgemacht. Am 14. Februar 2003 um 05:00 Uhr verließ das MS GINA-R. Kiel mit Kurs Fehmarnbelt. Die Brücke war mit dem deutschen Kapitän und Eigner sowie dem russischen 1. Steuermann besetzt. Beide UKW Geräte waren auf Kanal 16 und das Radargerät Typ Koden auf den 3-sm- Bereich voraus geschaltet. Querab Fehmarnbelt lief ca. 3 sm voraus ein dem Kapitän bekanntes holländisches Kümo mit gleichem Ostkurs. Die Sichtverhältnisse waren durch dichten Nebel zwischen 50 bis 100 m beeinträchtigt. Der Wind kam aus NW mit einer Windstärke von 2 Bft. Die See war ruhig. Gegen 10:00 Uhr stieß das MS GINA-R. gegen die Bb.-Seite des Fischkutters LIEBE. Die Geschwindigkeit des MS GINA-R. betrug zum Zeitpunkt der Kollision 9 kn und die des FK LIEBE 3,7 kn. 4.2 Aussagen des Kapitäns des MS GINA-R. Bei anliegendem Kompasskurs von 105 wurde mit einer Geschwindigkeit von 9,8 kn gefahren. Die Sicht war zu der Zeit praktisch gleich null. Es herrschte viel Verkehr auf dem Hauptweg der Route T. Die Tonnen im Schutzgebiet waren Stb. Voraus. Die stb.- seitige Ruderhaustür war geöffnet. Da der Hauptmotor sehr leise lief, waren alle anderen Geräusche leicht zu hören. Um 9:55 Uhr reduzierte der 1. Stm. die Fahrt auf ca. 7,5 kn, da die Sicht nur noch 50 m betrug. Es wurde Achtung Signal gegeben. Wegen der Reduzierung der Umdrehungen der Hauptmaschine unterbrach der Kapitän sein Frühstück und ging auf die Brücke. Der Ausguck an Deck bekam den Auftrag, das Ankergeschirr klarzumachen. Beim ersten Blick auf das Radar waren die einlaufende Fähre nach Puttgarden und die Tonnen im Fischschutzgebiet gut zu erkennen. Er gab ferner an, dass auf dem Radarschirm weder ein Echo von dem Holzkutter zu sehen noch ein Schallsignal bzw. ein Warnruf auf UKW Kanal 16 zu hören war und der FK LIEBE plötzlich vor seinem Vorsteven klebte. Die Crew des Kutters konnte bei der Havarie über den Steven an Deck der Gina-R. gelangen, und der unbemannte Kutter lief mit voller Fahrt und Schleppnetz weiter und war gleich außer Sichtweite. Der Kutter drehte eine Runde nach Stb. und kam mit voller Fahrt in Höhe des Maschinenraums auf das MS GINA-R. zu. Daraufhin gab er ein Vorausmanöver. Der Kutter fuhr ca. 0,5 m hinter dem Heck vorbei und kam schnell wieder außer Sichtweite. Der Motor vom MS GINA-R. wurde gestoppt. Unglücklicherweise verhakte sich die Schleppleine am Ruder oder Propeller, so dass das MS GINA-R. langsam achteraus geschleppt wurde. Durch Fallenlassen des Stb.-Ankers und Stecken von drei Längen Kette konnte der Kutter gestoppt werden. Um 10:50 Uhr ging der Rettungskreuzer EDUARD ZIMMER längsseits und setzte die Kuttercrew zum Kutter über. Das Schleppgeschirr wurde gekappt, und der Kutter fuhr nach Heiligenhafen. Die Sicht wurde langsam besser, ca. Seite 6 von 16

100 bis 200 m. Der Steuermann und ein Matrose der Gina-R. stellten bei der Suche nach einem Radarreflektor des Kutters fest, dass das Radargerät (Scanner) des Kutters wieder lief, was bei der Havarie nicht der Fall gewesen war. Die Crew des MS GINA-R. berichtete dem Kapitän, dass von Bord des Kutters Radiomusik zu hören gewesen sei. Weiter gab er an, dass das MS GINA-R. auf dem Radarschirm ein großes Echo abgegeben habe. Nach der Klarmeldung des Tauchers über Ruder und Schraube setzten sie ihre Reise nach Kalmar fort. 4.3 Fischkutter LIEBE Der Fischkutter LIEBE war seit dem 11. Februar 2003 auf Fangreise. Besetzt war das Schiff mit dem Kapitän und Eigner, Patent BKü und C-Mot, sowie zwei Matrosen. Gefischt wurde erst in der Howachter Bucht und anschließend vor Fehmarn. Es waren insgesamt sechs Hols an Bord, der letzte Hol wurde um 6:00 Uhr an Bord genommen. Am 14. Februar 2003 gegen 7:00 Uhr morgens wurde ca. 1 sm S-lich der Tn. K.O. 6 das Netz ausgebracht und in SO-licher Richtung ca. 1 sm S-lich des Weges H gefischt. Ab ca. 9:00 Uhr verschlechterte sich die Sicht auf ca. 0,5 sm, ein Matrose war mit auf der Brücke. Gegen 9:30 Uhr wurde gedreht und in NW-licher Richtung mit ca. 310 geschleppt. Seit dem Auslaufen aus dem Hafen liefen beide Radargeräte mit. Auf ca. 3 sm Entfernung wurde ein Fahrzeug an der Bb.-Seite, vom Westen kommend, auf dem Radargerät gesehen. Die Sicht verschlechterte sich zunehmend, und es wurde, nachdem das andere Fahrzeug sich mit gleichbleibendem Kurs näherte, bei ca. 0,5 sm Entfernung das Nebelsignal lang-kurz-kurz für schleppendes Fischereifahrzeug gegeben. Als das Schiff in Sicht kam, wurde um einer Kollision zu entgehen, die Maschine auf Volle Fahrt Voraus gestellt, und im gleichen Augenblick kam es zur Kollision. Beim Verlassen des Schiffes wurde diese Stellung des Fahrthebels nicht verändert und die Maschine nicht ausgekuppelt. 4.4 Aussagen des Kapitäns des FK LIEBE Der Kapitän sagte aus, dass er bei Erkennung des anderen Fahrzeugs in 3 sm Entfernung als vorfahrtberechtigtes Fahrzeug seinen Kurs und die Schleppgeschwindigkeit beibehalten habe, um das andere Fahrzeug nicht zu irritieren. Das andere Schiff sei bei der Kollision noch voll in Fahrt gewesen und habe sich mit dem Ruderhaus verkeilt, so dass die Gefahr bestanden habe, seinen Kutter unterzufahren. Durch gegenseitige Hilfe habe er sich und seine zwei Mann Besatzung auf das Kümo gerettet. Er sei dann auf die Brücke gegangen und habe den Kapitän sinngemäß gefragt, ob dies denn nun sein musste. Worauf der Kapitän des Kümos geantwortet habe, ihn weder gesehen noch ein Signal von ihm gehört zu haben, während er an einem der Radargeräte herumgestellt habe. Von beiden Radargeräten war nur eins in Betrieb, und das Radarbild war katastrophal, so dass gar nichts zu erkennen war. Der Kapitän des Kümos meinte, er werde erst mal das zweite Radargerät einschalten, und erst nach wiederholter Aufforderung wurde eine Seenotmeldung abgesetzt. Seite 7 von 16

Während dieser Zeit sei der Kutter herrenlos weitergefahren, bis sich das Fanggeschirr im Heck verfangen, das Kümo in Fahrt versetzt hätte und der Kapitän Anker werfen ließ. Nachdem der Kapitän des Kümos erneut am Radargerät herumstellte, war der Kutter in ca. 200 m Entfernung gut auf dem Radarbild zu erkennen. Das Rettungsboot EMIL ZIMMERMANN aus Puttgarden war mittlerweile eingetroffen und übernahm ihn und seine Mannschaft und brachte sie zum Kutter zurück, um die Maschine zu stoppen. Bei der Inspektion des Schiffes wurde festgestellt, dass im Fischraum 0,5 m Wasser stand. Das Fanggeschirr konnte nicht geborgen werden, da die Hydraulikleitungen abgerissen waren und gekappt werden mussten. Das komplett aus der Verankerung gerissene Radargerät war noch intakt. Mit einer zusätzlich vom Rettungsboot übernommenen Lenzpumpe und unter Begleitung des Rettungsbootes erreichte das Schiff mit eigener Kraft um 13:45 Uhr den Heimathafen Heiligenhafen. 4.5 Radarbilder von Bord der Fähre PRINZ RICHARD Die Radarbilder vom Verlauf der Kollision sind an Bord der Fähre PRINZ RICHARD aufgezeichnet und gespeichert worden. Target 20 (rot) ist das MS GINA-R. und Target 11 (gelb) ist der FK LIEBE Seite 8 von 16

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4.6 Ausdruck elektronische Seekarte von Bord des FK LIEBE Bei dem an Bord des FK LIEBE vorhandenen elektronischen Seekartensystem handelt es sich um eine Konfiguration eines nicht vom Bundesamt für Seeschifffahrt zugelassenen Systems. Diese Seekarte wurde zusätzlich zu den vorhandenen Papier- Seekarten als Plothilfe eingesetzt. Die Systemuhr des Seekartenrechners ging um ca. 22 min und 50 sec. vor und korrigierte sich nicht automatisch, da der Rechner nicht am GPS angeschlossen war. Der Zeitpunkt, an dem auf Gegenkurs gegangen wurde, war um 9:08 Uhr und der Kollisionszeitpunkt war mit der Zeitkorrektur danach um 9:59 Uhr lokaler Zeit. Seite 11 von 16

4.7 Unfallskizze von Bord MS Gina-R. Seite 12 von 16

5.0 Schadenszusammenfassung / Schadensbilder Die Schäden am Kümo GINA-R. sind drei kleine Einkerbungen und Farbabschürfungen am Vorsteven. Seite 13 von 16

Der Fischkutter LIEBE wurde erheblich auf Bb.-Seite, im Vorsteven und Steuerhaus beschädigt, so dass ein längerer Werftaufenthalt erforderlich wurde. Beschädigte Bb.-Seite Seite 14 von 16

Ruderhaus Bb.-Seite Hauptdeck Bb.-Seite Seite 15 von 16

6.0 Zusammenfassung Unfallgeschehen Ein technisches Versagen der Navigationsgeräte und Hilfsmittel an Bord von beiden Schiffen wurde nicht festgestellt. Ob alle Schallsignale nach KVR Regel 35 Schallsignale bei verminderter Sicht gegeben und auch von den Kollisionsgegnern gehört wurden, konnte abschließend nicht ermittelt werden. Der Kapitän des Fischkutters LIEBE gibt in seiner schriftlichen Aussage an, er habe als vorfahrtberechtigtes Fahrzeug seinen Kurs und seine Schleppgeschwindigkeit beibehalten, um das andere Fahrzeug nicht zu irritieren. Die Regeln 15 Kreuzende Kurse, 17 Maßnahmen des Kurshalters und 18 Verantwortlichkeiten der Fahrzeuge untereinander KVR werden durch die Regel 19 Verhalten von Fahrzeugen bei verminderter Sicht KVR außer Kraft gesetzt. Der Kapitän des MS GINA-R. gibt an, dass er kurz vor der Kollision die Dienstgeschwindigkeit reduziert habe. Nach den gespeicherten Radarbildern von Bord der Fähre PRINZ RICHARD sind beide Schiffe trotz Sichtweiten um 50 m bis zum Kollisionspunkt mit unverminderter Geschwindigkeit gefahren. Bei der vorhandenen Verkehrs- und Wetterlage nutzten beide Schiffsführer nicht alle ihnen gegebenen Möglichkeiten um einen vollständigen Überblick über die Lage und die Möglichkeit der Gefahr eines Zusammenstoßes zu erhalten. Die Regeln 6 Sichere Geschwindigkeit und 7 Möglichkeit der Gefahr eines Zusammenstoßes KVR wurden auf beiden Fahrzeugen nicht genügend beachtet. In der Nahbereichslage und Ortung lediglich durch Radar hätten beide Schiffe frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen müssen. Die Untersuchung wurde in Übereinstimmung mit dem Gesetz zur Verbesserung der Sicherheit der Seefahrt durch die Untersuchung von Seeunfällen und anderen Vorkommnissen (Seesicherheits-Untersuchungs-Gesetz-SUG) vom 24. Juni 2002 durchgeführt. Danach ist das alleinige Ziel der Untersuchung die Verhütung künftiger Unfälle und Störungen. Die Untersuchung dient nicht der Feststellung des Verschuldens, der Haftung oder von Ansprüchen. Herausgeber:, Bernhard-Nocht-Str. 78, 20359 Hamburg, Direktor: Dieter Graf Tel.: +49 (0)40 3190-8300, Fax.: +49 (0)40 3190-8340 Seite 16 von 16