Maler, Zeichner, Bildhauer, Grafiker, Filmemacher und Schriftsteller. Installation, Photo Art, Video und Konzeptkunst

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Transkript:

Roth, Dieter, Karnickelköttelkarnickel, 1972, In Hasenform gepresstes Kaninchenstroh, Kaninchenköttel; Auflage 250, 21 x 10 x 19 cm Bearbeitungstiefe Name Namensvariante/n Roth, Dieter Rot, Diter Roth, Karl Dietrich Lebensdaten Bürgerort Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel DE EN * 21.4.1930 Hannover, 5.6.1998 Basel Fahrni (BE) CH Maler, Zeichner, Bildhauer, Grafiker, Filmemacher und Schriftsteller. Installation, Photo Art, Video und Konzeptkunst Malerei, Druckgrafik, Radierung, Holzschnitt, Siebdruck, Objektkunst, Zeichnung, Siebdruck, Book Art, Konzeptkunst, Collage, Lithographie, Kinetische Kunst, Fotografie, Foto Art, Gattungsübergreifend, Industrial Design, Schmuck, Möbel, Keramik, Video, Film, Textilkunst, Multiple, Plastik, Gravure, Illustration, Multi Media, Assemblage, Mixed Media, Literatur, Offset Dieter Roth wächst als Sohn einer Deutschen und eines Schweizers in Hannover auf. Als 13-jähriger wird er aus der durch die alliierten Seite 1/8, http://www.sikart.ch

Seite 2/8, http://www.sikart.ch Bombardements schwer getroffenen Stadt in die Schweiz evakuiert. 1947 folgt die Familie nach und lässt sich in Bellach, 1949 in Gerlafingen, nieder. 1947 1951 Grafikerlehre bei Friedrich Wüthrich in Bern. Freundschaft mit Franz Eggenschwiler. Nach Ende der Lehrzeit Privatunterricht bei Eugen Jordi und Sicherung des Lebensunterhalts durch Gelegenheitsarbeiten. Prägende Bekanntschaften in der aktiven jungen Berner Kunstszene mit Paul Talman, Bernhard Luginbühl und Daniel Spoerri. Plastiken aus Metall und erste Filme. 1953 Herausgeber der Zeitschrift Spirale zusammen mit Marcel Wyss und Eugen Gomringer. 1954 gründet Roth zusammen mit Rolf Iseli, Peter Meier und Walter Vögeli die Galerie 33 in Bern. 1955 Übersiedlung nach Kopenhagen, wo Roth als Textildesigner arbeitet. 1957 Auswanderung nach Island. Heirat mit Sigriður Björnsdóttir. Gründung des Verlags Forlag ed zusammen mit Einar Bragi in Reykjavík. Publikation der ersten Bücher. Geburt des Sohnes Karl. Arbeitet als Schmuck- und Möbelentwerfer, Modellbauer und Werbegrafiker. Beginn eines intensiven Briefwechsels mit Daniel Spoerri. Erste typografische Bücher. 1958 59 mehrmonatiger Aufenthalt in Amerika (New York, Visiting Critic an der Yale University, wo er Josef Albers trifft). Beschäftigung mit Op Art, Fotogrammen, kinetischen Bildern und Objekten. 1960 Aufenthalte in Kopenhagen, Basel (Werbeagentur GGK) und in Paris bei Daniel Spoerri: Teilnahme am Festival d avant-garde in Paris. Trifft Robert Filliou, Jean Tinguely und Emmet Williams. 1960 Preis der William- und Noma-Copley-Stiftung. 1961 Geburt des Sohnes Björn. Beteiligung an der Ausstellung Bewogen beweging in Amsterdam, Kopenhagen und Stockholm. 1963 Geburt der Tochter Vera. Erste Werke aus sich zersetzenden organischen Materialien. 1964 Trennung von seiner Frau. 1964 65 Lehraufträge an der Yale University und an der Rhode Island School of Design, Providence. Trifft die Fluxus-Künstler Dick Higgins, La Monte Young, Nam June Paik und George Brecht. Drucke mit Schokolade. Übersetzt und erweitert die Anekdoten zu einer Topographie des Zufalls von Daniel Spoerri. Ab 1966 Zusammenarbeit mit dem Verleger Hansjörg Mayer (bis 1980). Änderung und Versetzung von Texten anderer. 1967 1974 lebt Roth mit der Künstlerin Dorothy Iannone zusammen. 1968 Ausstellungen in der Galerie Zwirner, Köln (Vergrösserte Kleinigkeiten) und in der Galerie Felix Handschin, Basel (Haufen). Unterricht an der Watford School of Art und (als Kollege von Joseph Beuys) an der Kunstakademie Düsseldorf. 1969 erscheint der erste von bisher 40 Bänden der Gesammelte Werke in der Edition Hansjörg Mayer, Stuttgart. 1969 Ausstellung Fründ, Friends, Freunde und Freunde in der Kunsthalle Bern mit Karl Gerstner, André Thomkins und

Daniel Spoerri. Ausstellung von 40 Käsekoffern in der Eugenia Butler Gallery, Los Angeles. 1972 Teilnahme am 1. Berliner Dichterworkshop zusammen mit Friedrich Achleitner, Gerhard Rühm, Oswald Wiener und anderen. 1973 Ausstellung Books and Graphics in der Londoner Hayward Gallery; 1975 Boeken im Stedelijk Museum, Amsterdam; 1977 Teilnahme an der documenta 6, Kassel; 1980 Ausstellung Graphik, Bücher u.a.m. im Kunstmuseum Luzern; 1982 Film-Installation Diary im Schweizer Pavillon an der Biennale di Venezia. Ab 1984 ständiger Wohnsitz Basel. 1986 Ausstellung Tränenmeer, Museum für Gegenwartskunst, Basel. Lehrauftrag an der Rhode Island School of Design, Providence. 1987 Bilder & Teppichausstellung, Holderbank Management & Beratung; 1988 Dieter Roth. Zeichnungen, Hamburger Kunsthalle, Staatsgalerie Stuttgart und Kunstmuseum Solothurn; 1992 93 Gartenskulptur, Lagerhalle Holderbank; 1995 Dieter Roth. Werke 1951 1961 und das Solothurner Wandbild, Kunstmuseum Solothurn; 1997 Dieter Roth, Musée Rath, Genf; 1998 Gedrucktes, Gebundenes, Gepresstes, Graphische Sammlung, Albertina, Wien; 2000 Die Haut der Welt, Staatsgalerie Stuttgart (anschliessend im Museu d Art Contemporani de Barcelona); 2002 Documenta 11, Kassel; 2003 Roth Zeit. Eine Dieter Roth Retrospektive im Schaulager der Emanuel- Hoffmann-Stiftung, Basel (anschliessend im Museum Moderner Kunst, Stiftung Ludwig, Köln, sowie im Museum of Modern Art, New York); 2009 Dieter Roth Souvenirs, Staatsgalerie Stuttgart. Zu den frühesten Arbeiten Dieter Roths gehören Naturstudien und Selbstporträts sowie eine Serie von sensiblen Landschaftsaquarellen. Gefördert von seinem Lehrer Eugen Jordi, erarbeitet sich Dieter Roth während und nach seiner Lehrzeit ein grosses Repertoire von verschiedenartigen grafischen Techniken (unter anderem Kaltnadelradierung, Holz- und Linolschnitt, Steindruck). Dabei verwendet er bevorzugt billige Materialien, wie alte Bretter für Holzschnitte oder Teedosenbleche für Radierungen. Während der frühen 1950er-Jahre gehört Dieter Roth zu den Protagonisten der jungen Berner Kunstszene. Nach der Auseinandersetzung mit dem Werk von Paul Klee orientiert er sich zunächst an Jean Arp und dessen Gestaltung organischer Formen. 1953 wendet er sich mit der Gründung der Spirale der konkreten Kunst zu. Er beschäftigt sich dabei vor allem mit Reihungen und Permutationsprozessen. Schon früh interessiert er sich für die Darstellung virtueller Bewegungsabläufe und optischer Interferenzen; Seite 3/8, http://www.sikart.ch

damit wird er, weitgehend unabhängig von den Pionieren dieser Kunstgattung wie Victor Vasarely oder Yaacov Agam, zum Op Art-Künstler avant la lettre. In Bern entstehen Dieter Roths erste Bücher, das Kinderbuch (mit geometrisch eingeschnittenen Löchern in den Seiten) sowie das Bilderbuch (mit transparenten Farbfolien). Während seines Aufenthalts in Kopenhagen beginnt der Künstler mit den Arbeiten zu seinem ersten typografischen Buch, Bok 1956 59, das in der Verwendung der typografischen Lettern als ideogrammatische künstlerische Gestaltungsmittel einen originären Beitrag zur konkreten Poesie darstellt. Nach der Übersiedlung nach Island entstehen die sogenannten Schlitzbücher, lamellenartig eingeschnittene Kartonbögen, mit denen sich durch Übereinanderlegen Moiré-Effekte erzielen lassen. 1959 erscheinen die Schlitzbücher in der von Daniel Spoerri gegründeten Edition MAT. In den frühen 1960er-Jahren publiziert der Künstler im Eigenverlag eine Vielzahl von Büchern, in denen er die grafischen Mittel perfektioniert. Letzte Beispiele für Roths Auseinandersetzung mit visuellen Effekten sind seine kinetischen Drehbilder zur gleichen Zeit aber entstehen auch Bücher aus gehefteten Seiten von Tageszeitungen oder Comics, die auf neue Orientierungspunkte verweisen: im Austausch mit den Ideen der Nouveaux Réalistes um Daniel Spoerri rückt nun das Interesse für das Triviale der Alltagswelt ins Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung, das Phänomen des Umschlagens von Qualität in Quantität, von Ordnung in Unordnung. Ihren gültigen Ausdruck findet diese Neuorientierung in Snow (1964) und Copley book (1965), die Buchobjekte und eigentliche Sammlungen von Collagen, Grafiken, Fotos und Realfragmenten in einem sind. Sein Interesse an Bewegungsvorgängen in den Bereich des Organischen erweiternd, befasst sich Roth ab Mitte der 1960er-Jahre mit Umwandlungs- und Zersetzungsprozessen bei kunstfremden Materialien wie Fleisch, Käse, Brot oder Schokolade; als Resultat organischer Metamorphosen schimmeln Werke oder werden von Maden zerfressen, verwittern oder zerfallen. Zu dieser Werkgruppe gehören das Hackfleischbild (Reste von verwestem Hackfleisch zwischen Glasscheiben in Holzrahmen, Erde, Draht), die verschiedenen Versionen des Sonnenuntergangs (auf Karton gelegte Salamischeiben unter Plastikfolien) oder kastenartige Bücher in bedrucktem, mit Seite 4/8, http://www.sikart.ch

Hammelkoteletts gefülltem Staniol (Poemetrie). Einen wichtigen Stellenwert in Roths Œuvre erlangt ab den 1960er- Jahren die literarische Produktion: Ausgehend von einem Bilderalphabet mit 23 Stempeln entwirft der Künstler in Mundunculum, seinem Tentativen logico-poeticum oder Mytherbarium für Visionspflanzen, einen ausufernden Zeichenkosmos aus Bildern und Texten. Dieter Roths Lyrik in Gedichtbänden wie Scheisse (1966) oder 80 Wolken (1967) oszilliert zwischen dem Rekurs auf romantisch sentimentale Topoi und deren ironischer Brechung. Zu Ideensammlungen und Protokollen der Selbstwahrnehmung werden von den 1960er-Jahren an die teilweise veröffentlichten Notiz- und Tagebücher. Auch in seiner Buchproduktion beschäftigt sich der Künstler mit den Möglichkeiten der Umformung und Verwandlung, indem er das Ausgangsmaterial im Zuge weitläufiger Buchverzweigungen in der Abfolge verändert und durch Überdrucken und Überschmieren, durch Kopieren und Umstellen von positiv und negativ ständig weiterbearbeitet. Diese Verfahren wendet Roth auch in seinen grafischen Blättern an; dabei perfektioniert er zeitgemässe fotografische Reproduktions- und Siebdrucktechniken. Zu einem zentralen Anliegen während der 1970er-Jahre wird der Austausch mit befreundeten Künstlern. Die Zusammenarbeit erfolgt nicht selten in performance- oder happeningartigem Rahmen und unter Einbezug verschiedenartigster Medien. Dokumentiert werden diese Projekte und Aktionen mit Künstlern wie Richard Hamilton, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Oswald Wiener, Emmet Williams oder dem Sohn Björn Roth in Büchern, Filmen, Videos oder auf Schallplatten. Ab den 1970er-Jahren bewahrt der Künstler Dinge auf, die man üblicherweise wegschmeisst: im Laufe der Jahre ist so eine umfangreiche und sich ständig vergrössernde Sammlung flachen Abfalls entstanden, ein Korpus aus schliesslich mehreren hundert Ordnern, in denen der Künstler Alltagsfragmente aufbewahrt. Dieter Roths Zeichnung und Malerei der 1970er- und 1980er-Jahre ist von gestischer Impulsivität: in Werkgruppen wie den Telefonzeichnungen oder den zweihändigen Schnellzeichungen lässt er dem Stift freien Lauf und bearbeitet den Bildträger in runden grossflächigen Bewegungen. Seine Malerei erweitert er zu Assemblagen, in die er Alltagsgegenstände, technische Geräte und Abfall mit einbezieht und diese gestisch übermalt oder überschmiert. Seite 5/8, http://www.sikart.ch

Nach seiner Videoinstallation an der Biennale di Venezia von 1982 nutzt Roth die neuen visuellen Dokumentationsmedien Video und Polaroid, um Splitter seiner Lebenswelt einzufangen. Diese bilden während der 1990er-Jahre gemeinsam mit einer Fülle gesammelten oder wiederaufbereiteten Materials sowie mit Musikapparaten und Instrumenten die Grundlage für aufwendige multimediale Ausstellungsprojekte in Fabrikhallen oder Museen, an denen der Künstler gemeinsam mit seinem Sohn Björn und zahlreichen Helfern über Monate arbeitet. Diese Installationen werden zu begehbaren Environments, deren prozesshafte Entstehungsgeschichte dokumentiert und für den Besucher nachvollziehbar wird. Werke: Kunstmuseum Bern; Kunstmuseum Solothurn; Staatsgalerie Stuttgart, Archiv Sohm; Wien, Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig. Michael Baumgartner, 1998, aktualisiert 2010 Literaturauswahl - Wait, Later This Will Be Nothing: Editions by Dieter Roth. [Texte:] Sarah Suzuki. New York: The Museum of Modern Art, 2013 - Dieter Roth. Selbste. Aargauer Kunsthaus Aarau, 2011. Herausgegeben von Dirk Dobke und Stephan Kunz. Köln: Walther König, 2011 - Dieter Roth: Souvenirs. Kunstmuseum Stuttgart, 2009-10. [Texte:] Jan Voss, Ina Conzen und Ruth Diehl. Ostfildern: Hatje Cantz, 2011 - Benjamin Meyer-Krahmer: Dieter Roth. Selbstbeobachtung als künstlerischer Schaffensprozess. München: Silke Schreiber, 2006 [zugleich Dissertation Freie Universität Berlin, 2006] - Dirk Dobke: Dieter Roth in print. Artists' Books / Künstlerbücher. New York, Carolina Nitsch Contemporary Art; Josée Bienvenue Gallery, 2006. Concept / Konzeption: Dirk Dobke and Matthew Zucker. New York: Zucker Art Books, 2006 [Published on the occasion of the two-part exhibition Dieter Roth - Unique Editions at Carolina Nitsch Contemporary Art and Josée Bienvenu Gallery, New York] - Dieter Roth. Druckgraphik. Catalogue Raisonné 1947-1998. Bearbeitet von Dirk Dobke. London: Edition Hanjörg Mayer, 2003 - Dieter Roth. Originale. Bearbeitet von Dirk Dobke mit einer Einführung von Laszlo Glozer. London: Edition Hansjörg Mayer, 2002 - Dieter Roth - Gesammelte Interviews. Text: Tomas Schmit. London: Hansjörg Mayer, 2002 - Dieter Roth: Druckgrafik und Bücher = Prints and Books 1949-1979. Seite 6/8, http://www.sikart.ch

Wien, Graphische Sammlung Albertina, 1998. [Texte:] Felicitas Thun und Ferdinand Schmatz. Köln: Oktagon, 1998 - Michael Baumgartner: Dieter Roth. Das Frühwerk. Dissertation Universität Bern, 1997 - Dieter Roth. Biennale di Venezia, Schweizer Pavillon,1982. [Text:] Dieter Roth. Bern: Bundesamt für Kulturpflege, 1982 [erscheint zur Ausstellung im Schweizer Pavillon anlässlich der 40. Biennale von Venedig] - Dieter Roth: Gesammelte Werke. Stuttgart, London, Reykjavik: Edition Hansjörg Mayer, 1969-[1987], [40 Bde. geplant; erschienen: Bde. 1-20, 36-40] Nachschlagewerke - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - The Dictionary of Art. Edited by Jane Turner. 34 volumes. London: Macmillan; New York: Grove, 1996 - Künstlerverzeichnis der Schweiz. Unter Einschluss des Fürstentums Liechtenstein. Répertoire des artistes suisses, la Principauté du Liechtenstein incluse. Dizionario degli artisti svizzeri, incluso il Principato di Liechtenstein. 1980-1990. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Frauenfeld: Huber, 1991 - Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler. Dictionnaire des artistes suisses contemporains. Catalogo degli artisti svizzeri contemporanei. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Hans-Jörg Heusser. Frauenfeld: Huber, 1981 - Künstlerlexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert, Hrsg.: Verein zur Herausgabe des schweizerischen Künstler-Lexikons; Redaktion: Eduard Plüss. Hans Christoph von Tavel, Frauenfeld: Huber, 1958-1967, 2 Bde. [unveränderter Neudruck 1983]. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Unter Mitwirkung von Fachgelehrten des In- und Auslandes bearbeitet, redigiert und herausgegeben von Hans Vollmer. 6 Bände. Leipzig: Seemann, [1953-1962] [unveränderter Nachdruck: München: Deutscher Seite 7/8, http://www.sikart.ch

Taschenbuch Verlag, 1992] Archiv SIK-ISEA, Schweizerisches Kunstarchiv, HNA 210 Direktlink Normdaten http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000336&lng=de GND 118603086 Deutsche Biographie Letzte Änderung 23.04.2015 Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Das Copyright für den redaktionellen Teil, die Daten und die Datenbank von SIKART liegt allein beim Herausgeber (SIK-ISEA). Eine Vervielfältigung oder Verwendung von Dateien oder deren Bestandteilen in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung von SIK-ISEA nicht gestattet. Empfohlene Zitierweise AutorIn: Titel [Datum der Publikation], Quellenangabe, <URL>, Datum des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom 13.9.2012. Seite 8/8, http://www.sikart.ch