14. Sonntag nach Trinitatis 21. September Thessalonicher 5, Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

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Predigten von Hauptpastor Alexander Röder 14. Sonntag nach Trinitatis 21. September 2014 1. Thessalonicher 5, 14-24 Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Liebe Gemeinde, gehen die miteinander? so fragten wir zu meiner Schulzeit, wenn zwei Klassenkameraden eine engere als die unter jugendlichen Mitschülern übliche Freundschaft geschlossen hatten. Und wenn sie miteinander gingen, wurde natürlich getuschelt und gelästert alles schön pubertär, und manches Mädchen in der Klasse war eifersüchtig oder untröstlich, dass nicht sie mit dem ging, an dem heimlich auch ihr Herz hing, sondern ausgerechnet die andere. Geht ihr miteinander? fragt der Apostel Paulus die Christen in Thessalonich unabhängig von der eben angedeuteten Art der Zuneigung und letztlich doch im Blick auf eine Liebe, die im Griechischen allerdings nicht mit dem Begriff eros, sondern mit dem der agape, der geschwisterlichen Herzensliebe, am treffendsten beschrieben ist. Ist eure Freundschaft untereinander anders als zu Menschen, die nicht zu euch gehören? Ist sie zu allen in der Gemeinde gleich? Ist sie eng, ehrlich und erwartungsvoll? Und ist euch bewusst, dass sie in eurer Berufung gründet, durch die ihr in der Taufe zu neuen Menschen geworden seid? Menschen, die darauf warten, dass der, der euch gerufen hat, alle seine Verheißungen erfüllen wird, weil er treu ist? Das ist ein heißes Eisen, das Paulus als Ermahnung den Thessalonichern zu schmieden gibt. Am inneren Frieden soll und muss die Gemeinde arbeiten ihn bewahren oder wieder finden, um ihn ringen und ihn nicht aus den Augen verlieren. Dieser Friede ist nicht zuerst ein Zeichen gegenüber der Welt, den anderen, den

Predigten von Hauptpastor Alexander Röder Seite 2 Heiden, den Fremden, sondern vor allem soll und muss er das Verhältnis derer prägen, die sich regelmäßig um das Wort Gottes und das Sakrament des Altares versammeln, die sich Frieden wünschen in jedem Gottesdienst, sich die Hand geben und in die Augen schauen, sich vielleicht umarmen oder den heiligen Kuss des Friedens geben und dazu sagen: Friede für dich von Gott und von mir! Paulus gibt und er tut es exemplarisch seiner geliebten Gemeinde in Thessalonich den Auftrag zur Heiligung. Das ist ein Dauerauftrag: Arbeitet an eurer Heiligung! Warum macht er das? Die Thessalonicher sind keine zerstrittene Gemeinde wie die von Korinth. Sie haben sich aber mit einer Frage gequält, die Paulus und seine Mitverfasser des Briefes, Silvanus und Timotheus, beantworten: Was ist mit den Gemeindegliedern, die schon verstorben sind, obwohl Christus noch nicht wiedergekommen ist? Der Apostel und seine beiden Schüler antworten darauf, dass Christus bei seinem Kommen zuerst die Toten rufen wird und dann erst die Lebenden. So wie er tot war und aus dem Tode gerufen wurde zu einem neuen, unvergänglichen Leben, so auch die Verstorbenen in Thessalonich und überall auf der Welt. Wenn Christus kommen wird, ergeht das Gericht zuerst an den Toten und anschließend an den Lebenden. Das übrigens ist der Grund, warum wir auch hier im Michel die Feier des Ostermorgens auf den Gräbern der Verstorbenen in der Krypta beginnen. Von der Auferstehung Christi künden auch wir den Toten zuerst, um es anschließend für uns zu hören und zu feiern. Unser heutiger Textabschnitt, in dem Paulus Gott einen Gott des Friedens nennt und darum die Gemeinde als ganze und jeden einzelnen Christen in seiner Verantwortung vor Gott zum Frieden ermahnt, verbindet unsere, in der Taufe gründende Heiligkeit mit der Wiederkunft Christi am Jüngsten Tag, die Paulus und die Thessalonicher um das Jahr 51, als dieser Brief geschrieben wurde, unmittelbar erwarteten. Der Apostel ist mehr als gewiss, dass der Gott des Friedens jeden Christen bei dem tatsächlich erschreckenden und grundstürzenden Ereignis der Wiederkunft Christi an Körper, Seele und Geist bewahren wird: Treu ist er, der euch ruft; er wird s auch tun für die, die nicht nur mit dem Munde bekennen, dass sie sich für sich und für die Gemeinde um Frieden und Heiligkeit bemühen, sondern es auch aus dem Herzen heraus wirklich tun und bis zu diesem Moment getan haben.

Predigten von Hauptpastor Alexander Röder Seite 3 Die Gemeinde soll bereit sein für die Wiederkunft Christi achtsam und wach. Jeder einzelne in der Gemeinde soll bereit sein und darum eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe pflegen ja, wirklich pflegen, das heißt ständig daran arbeiten mit Körper, Seele und Geist, damit alle miteinander gehen. Das bleibt das Evangelium für die Welt, weil es mit Kreuz und Erscheinung des Auferstandenen am Ostermorgen zu tun hat, mit Erlösung von Sünde und Tod und der Verheißung ewigen Lebens für alle Menschen. Darum sind die Ermahnungen, die Paulus der Gemeinde von Thessalonich als Ermahnungen an alle christlichen Gemeinden zu allen Zeiten bis zur Wiederkunft Christi schreibt, keine Aufforderung, aus der Welt zu fliehen und die Nichtchristen zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Sie rufen gerade nicht zur Sektenbildung der Auserwählten, sondern zum vorbildlichen Leben in der Welt, weil diese Welt Gottes Schöpfung ist, und mit allen Menschen, weil alle Menschen Gottes Geschöpfe sind. Das ist wahre Mission: So geheiligt und so erfüllt von der Verheißung Christi zu leben, dass andere Menschen, die Christus noch nicht kennen, am Beispiel des einzelnen Christen gereizt werden, das Evangelium hören zu wollen, vielleicht selbst das Evangelium für sich annehmen zu wollen. Es ist tatsächlich die einzig würdige Form der Mission, die nichts verschweigt, wovon wir erfüllt sind und was wir glauben, aber zugleich niemanden zwingt und niemandem mit Verwerfung und ewiger Verdammnis droht, der nicht folgen kann oder folgen will. Nicht wir sind die Richter dieser Welt und haben an der Friedens- und Heiligungsarbeit an uns selbst und in unseren Gemeinden genug zu tun bis zum Jüngsten Tag, um unser Christsein und unsere Heiligung in vorbildlicher Weise zu verwirklichen. Wir sind gerufen, nicht in moralischer Verneinung, weltverachtender Askese und ethischer Besserwisserei unser Christsein zu leben, sondern fröhlich, voll dankbarer und preisender Gebete, weil Gott uns ansieht und liebt das heißt auch, das Gebet nicht nur als Kummerkasten angesichts des Grauens und des Unfriedens in der Welt zu nutzen, sondern trotz verheerender Kriege und grausamer Gemetzel, trotz der Tatsache, dass uns bei den vielen Meldungen über Hass und Unmenschlichkeit in unserer Welt, die Worte im Halse steckenzubleiben drohen, Gott zu loben denn das heißt doch nichts anderes, als sein wirkliches Wesen zu beschreiben: Er ist ein Gott der Liebe, ein Gott der Gerechtigkeit, ein Gott des Friedens. Und wenn kein Mensch mehr in der Lage ist, mit Worten gegen das sinnlose Morden von Kindern und Frauen

Predigten von Hauptpastor Alexander Röder Seite 4 und Andersgläubigen vorzugehen und darum wieder einmal Waffen sprechen, dann dürfen wir doch trotzdem nicht zweifeln, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist und ihn dafür anbeten. Die Ermahnungen, die Paulus hier am Ende seines Briefes aufführt, haben eine ethische und eine kultische Ausrichtung. Beide Arten Ermahnung zielen auf die Heiligung des Einzelnen im Miteinander der Gemeinde. Seid ehrlich zueinander und lasst niemanden zurück auf dem Weg zu Christus. Und verhaltet euch angemessen. Wo jemand die Angemessenheit des Miteinanders unter Christen vergisst oder willentlich verletzt, da weist ihn darauf hin, damit er sein Verhalten ändert. Tun wir das? Bringen wir in unserer Gemeinde den Mut auf, Menschen, die sich unangemessen verhalten, die anderen zu nahe kommen oder sie schneiden oder verachten, deutlich zu sagen: Du bist vom Weg der Heiligung abgekommen! Du störst den Frieden dieser Gemeinde! Ich wünschte mir, wir täten es, und ich tue es jetzt und hier. Denn genau das gibt es unter uns, und wir alle sind gerufen nicht durch mich, sondern durch Christus, der uns gerufen hat uns zu bemühen, den Frieden zu suchen und wieder zu finden. Und das heißt, uns selbst, mich selbst zu befragen, wo ich mich berufen und zurückhalten sollte in meinem Reden und meinem Verhalten anderen gegenüber; wo ich Unfreundlichkeit oder Verachtung zeige oder wo die geschwisterliche Liebe unter Christen zu einer ungewünschten und zu großen Nähe wird anderen gegenüber. Ich sollte mich zur Freundlichkeit nicht zwingen, sondern mich selbst überwinden, und Versöhnung wirklich suchen und nicht nur als Wort im Munde führen. Nur dann nämlich legt sich kein Mehltau über die Fröhlichkeit, und nur dann ist die Dankbarkeit Gott gegenüber und dafür, zu dieser wunderbaren Gemeinschaft einer Gemeinde Jesu Christi zusammengerufen zu sein, wirklich unbelastet und tief. Prüft alles, und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt. Das ist der Gemeinde von Thessalonich damals gesagt worden und es wird uns heute gesagt als Gemeinde und jedem einzelnen von uns. Paulus war ein kluger Seelsorger, denn er vertraute denen, die den Namen Christi angenommen hatten, tatsächlich bis zum Jüngsten Tag. Wer einmal seiner Berufung durch Christus gefolgt ist, darf immer wieder und zu jeder Zeit umkehren, wenn er aus dieser Nachfolge ausgeschert ist.

Predigten von Hauptpastor Alexander Röder Seite 5 Das Wunderbare, und das betont Paulus immer wieder, ist es, dass wir uns die Heiligkeit, nach der wir streben sollen, nicht verdienen müssen. Sie wird uns durch Gottes Gnade geschenkt. Er hat das erste Wort in unserem Leben und das letzte. Er ist es, der heiligen kann und durch Jesus Christus in wirklich einmaliger Weise Zeugnis gegeben hat, dass er es auch will. In der orthodoxen Liturgie wird unmittelbar vor Austeilung des heiligen Abendmahls vom Diakon gerufen: Das Heilige den Heiligen. Und der Chor antwortet für die Gemeinde: Einer ist heilig, einer der Herr, Jesus Christus zur Ehre Gottes, des Vaters. Nur darum geht es, um nichts anderes, wenn wir vortreten, um den wahren Leib und das wahre Blut Jesu Christi zu empfangen. Alles andere ist Menschenwerk, alles andere ist nebensächlich. In tiefer Demut sollen wir hinzutreten, weil wir gewürdigt sind, Christus zu empfangen. Darauf allein sollen unsere Gedanken und unser Glaube gerichtet sein. Der Bund, den Gott uns immer wieder anbietet, fordert auch unser Teil. Gott will uns als seine Bundespartner und verspricht uns seine Treue und die Erfüllung seiner Verheißung, die darin besteht, dass er uns so gestaltet, dass wir ihm recht sind und dadurch auch heilig. Unsere Aufgabe ist es an jedem Tag und zu jeder Stunde, unsere Kraft dieser Heiligkeit zuzuwenden, zu der Gott uns befähigt. Das ist ein schönes, fröhlich stimmendes, und zum Dank reizendes Geschenk. Es gewährt die Freiheit, den Geist Gottes nicht in ein Korsett zu zwängen, um ihn dem anzupassen, was wir für christlich halten. Es schenkt Offenheit, Neues zu wagen und festzuhalten an dem, was gut ist und der Gemeinde gut tut. Paulus ist fest davon überzeugt, dass Gott in der Partnerschaft zwischen ihm und uns sein Teil erfüllen wird, wie er es verheißen und in Jesus Christus gezeigt hat, denn Gott ist treu er wird s auch tun. Seine Gemeinde in Thessalonich damals und nicht weniger uns heute weist er hin auf ihr, auf unser Teil, das wir in diesem Bund zu erfüllen haben. Darum geht es um den inneren Frieden, den Gott schenkt. Und dieser Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft und höher auch als alles Gefühl, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.