Jan Physik Master 1./2. Fachsemester 01.10.2014 14.08.2015
Tohoku University Die Tohoku University ist eine in Sendai gelegene, staatliche Universität. Mit einem hoch angesehenen naturwissenschaftlichen Bereich gehört sie zu einer der renommiertesten Universitäten im asiatischen Raum. Ich entschied mich für Japan, da das Land mit seiner fremden Kultur und sehenswerten Landschaften interessant erschien. Außerdem wollte ich einen Kontrast zur deutschen Kultur erleben. Die Tohoku University bietet zudem ein gutes internationales Programm an, mit welchem Erfahrungen in einem international Labor gewonnen werden können. 2
Sendai ( 仙台 ), Japan Sendai liegt im mittleren Norden Japans und ist mit rund einer Million Einwohner die größte Stadt der Tohoku-Region. Das Klima ähnelt dem deutschen, wobei in der Winterzeit der Schneefall stärker ausfällt und es im Sommer unangenehm schwül werden kann. Obwohl die Stadt sich in Meeresnähe befindet, ist durch die Folgen des Tsunami in 2011 das Schwimmen im Meer überwiegend verboten. Die Stadt ist sehr mit ihrer Tradition und Geschichte verbunden, was durch zahlreiche Festivals im Jahr und historische Tempel und Ruinen widergespiegelt wird. Nahe gelegene Sehenswürdigkeiten sind zum Beispiel der Erholungsort Zao oder die Insellandschaft Matsushima. 3
Organisation Um den Transport zu einem von mehreren von der Uni gestellten Wohnheimen (siehe Foto), musste sich selbstständig gekümmert werden. Dieses beinhaltet, je nach Wohnheim, Zimmer mit Küche, Bad, sowie Gemeinschaftsbad oder Gemeinschaftsküche. Wenige Tage nach der Ankunft begann die Orientierungsphase, in der sowohl der Campus als auch Sendai den Austauschstudenten durch freiwillige Helfer näher gebracht wurde. Die Studenten wurden freundlich begrüßt und mit ihren Lehrern vertraut gemacht. Vor Beginn des Jahres in Japan habe ich einmal wöchentlich für zwei Semester einen Sprachkurs in Dortmund besucht. Dieser ermöglichte mir, den Grundkurs in Japan zu überspringen. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland war ich in der Lage mich frei mit Japanern zu untererhalten, wobei Vokabellücken das größte Problem waren. 4
Akademische Eindrücke In JYPE tritt man einem Labor seiner Wahl bei. Dabei wird dem Student ein eigenes Forschungsthema zugeteilt und verlangt, wöchentliche Berichte vorzulegen, sowie an den Seminaren des jeweiligen Labors teilzunehmen. Für diese Zwecke wird ein eigener Arbeitsplatz im Labor zur Verfügung gestellt. Unterstützend finden wöchentliche Zwischengespräche mit dem Professor statt, um das Projekt voran zu treiben. Die Kurse japanischer Kultur sind dazu gedacht einem das Land näherzubringen, ob es durch Aikido ist oder durch Wochenendausflüge. Die Sprachkurse sind sehr anspruchsvoll und verlangen tägliches wiederholen. Individual Research Training(A&B) Japanese Culture (A+C+D) Japanese Kanji (1+2) Japanese (lvl 2) Japanese (lvl 3, grammar, speaking, reading, practice) Japanese(additional courses) Während der Zeit im Labor konnte ich internationale Erfahrungen in Sachen Forschung und Teamarbeit sammeln. Außerdem konnte ich an verschiedenen Workshops für Physiker in ganz Japan teilnehmen. Da es in der Physik wichtig ist hervorragende Englischkenntnisse zu besitzen, war dies sehr wertvoll für meine der Zukunft. 5
Soziale Integration In meiner Zeit in Japan traff ich auf viele Menschen, die sehr interessiert am europäischen Leben oder an Europäern generell waren. Auch gibt es in Sendai zahlreiche internationale Gruppen, in denen Japaner und Ausländer sich verabreden, um miteinander Sport zu treiben oder bei Kaffee und Kuchen die kulturellen Differenzen und Gemeinsamkeiten auszutauschen. Da der Arbeitsplatz im Labor von den Arbeitsplätzen der anderen Studenten nicht räumlich getrennt war, war sozialer Kontakt unabwendbar. Die Leute sind sehr zuvorkommend und freuten sich über jede mögliche Gesprächsgelegenheit. Bei Spieleabenden am Wochenende oder nach Feierabend, wo meist auch der Professor anwesend war, konnte das soziale Band im Labor nochmals gestärkt werden. Zudem fand man in anderen internationalen Studenten gute Ansprechpartner, falls man dann doch mal mit seinem Japanisch nicht mehr weiter wusste. 6
Ihre Werbeaktion für die TU Als ich an der Universität ankam, versuchte ich zunächst Möglichkeiten zu finden die TU zu promoten. Dabei waren vor allem die verschiedenen Clubs, die sich darauf spezialisiert hatten, Kontakt zu internationalen Studenten herzustellen, sehr interessiert an Informationen über Deutschland und auch der TU. Zu guter Letzt planten wir einen Stand beim Sommerfestival, an dem wir gezielt nochmals die TU mit extra gesendeten Broschüren, Prospekten und Goodies bewerben wollten. Gerade Japaner sind von der deutschen Sprache meist angetan und suchen Möglichkeiten in Deutschland ein Auslandssemester durchzuführen. Während viele Studenten interessiert an Deutschland und der TU waren, war das Englischlevel meist sehr niedrig und ein Auslandssemester so dann doch zu einschüchternd. Dazukommend, ist uns leider die Möglichkeit verwehrt geblieben am Festival einen Stand zu eröffnen und griffen daher auf Mundpropaganda zurück. So legten wir die Broschüren aus oder fragten Freunde, sie an Interessierte weiterzugeben. 7
Kultur Japan ist ein Land mit einer reichen Geschichte und einer tief in der Gesellschaft verwobenen Kultur. Jährlich werden verschiedene Festivals gefeiert, die Tausende an Freiwilligen benötigen. Doch an diesen mangelt es in Japan nicht. Die Japaner sorgen und kümmern sich um ihre Gemeinde. Interessant war es, ein Gemeinschaftsgefühl in einer Gesellschaft spüren zu können, die man doch nur für eine kurze Zeit kennen lernen durfte. Die Semesterferien habe ich genutzt, um die großen Attraktionen in Japan, besonders Kyoto zu besuchen und kann es jedem nur weiterempfehlen. Denn es ist einen Besuch wert. Meines Erachtens nach ist ein Kulturschock in Japan fast unabdingbar. Viele Gepflogenheiten, wie das Anstehen für die Rolltreppe/Bus/Bahn oder organisatorische Sachen, die in Deutschland anders gehandhabt werden und so als unkoordiniert erscheinen, lassen einen über den Unterschied zwischen Japan und Deutschland nachdenken. 8
Tipps und Vorschläge für zukünftige Studierende Ich habe das Jahr über das Stipendium JASSO erhalten, welches monatlich 80000 beinhaltet. Bei sparsamem Leben und wenigem Ausgehen am Wochenende kann mit diesem Betrag ausgekommen werden. Falls ihr im Wohnheim unterkommt, müsst ihr zu Beginn alle Utensilien neu kaufen. Je nach Ankunftszeitpunkt können noch die meist neuen Sachen der Studenten vom vorigen Jahr für wenig Geld erstanden und so eine Menge gespart werden. Dazu gibt es auf FB verschiedene Flohmarktseiten, wo Sachen, wie Reiskocher oder Mikrowelle, billig zu finden sind. Die Sommer sind warm und die Winter sind sehr kalt. Bringt etwas mit, womit ihr die Tür oder das Fenster besser abdichten könnt. Es zieht nicht mehr so stark, ihr unterdrückt die Geräusche vom Gang und spart zusätzlich an Heizkosten. Scheut euch niemals davor zu fragen. Egal wie dumm die Frage erscheinen mag, euch wird immer gerne geholfen. Es ist möglich fast allen Clubs an der Universität beizutreten. Japanisch Kenntnisse sind hilfreich, aber kein Muss. Gerade Sportclubs freuen sich auf internationalen Zuwachs. 9
Das Leben danach... Die Erfahrung ein Jahr in einem internationalen Labor geforscht, sowie internationale Workshops besucht zu haben, empfinde ich als sehr wertvoll. Falls sich die Möglichkeit ergibt, werde ich in dem selben Labor auch meine Masterarbeit anfertigen. Das Labor steht in starker Verbindung zu dem geplanten Teilchenbeschleuniger in Japan (ILC), an welchem zu arbeiten auch mein berufliches Ziel ist. Seit ich in Japan gelebt habe, kann ich die positiven und negativen Eigenschaften der deutschen Kultur klarer erkennen und verstehe mehr was meine Kultur ausmacht. 10
Danksagung und Rückblick Ich danke allen, die das Jahr möglich gemacht haben. Besonders Frau Hope danke ich für die Unterstützung und die gegebene Möglichkeit, ein Jahr in Japan studieren zu können. Das Jahr in Japan war eines der aufregendsten, erlebnisreichsten und lehrreichsten meines Lebens. Die gesammelten Erfahrungen, neu gewonnenen Freundschaften und Einblicke in andere Kulturen werde ich hoffentlich niemals vergessen. Ich rate jeder Person, die mit dem Gedanken spielt ein Auslandssemester oder Jahr zu machen, sich dafür zu entscheiden. Die Erfahrungen können mit nichts aufgewogen werden. Auch wenn dadurch der Einstieg in den Beruf sich verzögern sollte, bin ich der Meinung, das diese Zeit um einiges wertvoller ist, als frühzeitig das Berufsleben zu beginnen. 11
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