3 Monate und es ist immer noch August Rundbrief Nr.1 Während in Deutschland die Blätter bunt werden, Kälte und Nässe einsetzt und man sich (endlich) wieder warm anziehen kann laufe ich immer noch in T-Shirt und kurzer Hose rum. Die letzten drei Monate sind wie im Flug vergangen, gleichzeitig fühlt es sich aber auch wie eine Ewigkeit an, dass ich Deutschland per Flieger verlassen habe. Erfahrungen und Eindrücke überschwemmen mich und meine Tage sind mit vielen tollen Dingen gefüllt. Nun da ich die ersten drei Monate hier verbracht habe möchte ich mich mit meinem ersten Rundbrief zu Wort melden Johannes Mielitz, Freiwilliger im Child Restoration Outreach Mbale(CRO) Für EIRENE Internationaler Christlicher Friedensdienst
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer Seit meiner Ausreise ist viel passiert, mein Freiwilligendienst hat aber nicht erst am 4. August mit der Ausreise aus Deutschland begonnen sondern hat sich in einem langen Prozess daraufhin entwickelt Seit letztem Jahr im November habe ich immer wieder Zeit mit und bei EIRENE 1 verbracht. Angefangen hat alles mit einem Infoseminar in der Nähe von Stuttgart am letzten Novemberwochenende, dicht gefolgt von meiner schriftlichen Bewerbung nur wenige Tage später und meinem Bewerberseminar Mitte Dezember. Noch vor Weihnachten hatte ich dann meine Zusage für das CRO 2 Weitere Seminare waren dann im April, das Vorbereitungswochenende, und im Juli, wo ich 2 Wochen an einem Ausreisekurs teilgenommen habe. All diese Seminare waren sehr vielseitig, es ging um organisatorisches wie Versicherungen, Berichterstattung,, Alltagsthemen wie HIV/ AIDS, Kontakt nach Hause, Sicherheits-und Gefahrentraining,, Selbstfindung und die eigene Persönlichkeit und immer wieder um die Rolle, die man als Freiwillige/r einnimmt und die länderspezifische Vorbereitung. 4. August dann endlich von Frankfurt aus erst nach Kairo und dann nach Entebbe International Airport in Uganda!!! Mit meinen Mitfreiwilligen im Check- In in Frankfurt Seit dem 5. August früh morgens bin ich nun in Uganda. Die ersten Tage haben wir in Kampala im Einreise- Seminar verbracht; das erste Mal auf Kampalas Straßen unterwegs, Geld abheben, Sim- Karte kaufen und nochmals kulturelles und medizinisches Briefing standen auf dem Programm. Dann endlich ging es für mich eine Woche nach Mbale, wo mein Vorgänger mir dies, das und jenes zeigen und erklären konnte. Nach einer sehr vollen Woche mitsamt Wohnungsübergabe bin ich dann zurück nach Kampala gefahren, um mir in 4 Wochen Sprachkurs Luganda- Kenntnisse anzueignen. Nach viel Vorbereitung in Seminaren und zuhause (für ein Jahr kann man nicht eben in 10 Minuten packen und liegengebliebenes auf danach verschieben) ging es für mich am
Seit dem 15. September bin ich nun wieder im CRO. Dort habe ich in den ersten Wochen ein Orientierungsprogramm durchlaufen, um alle verschiedenen Arbeitsbereiche kennenzulernen. Mir wurden die weiteren Orte gezeigt, die zum CRO gehören (CRO Farm und CRO Sports Facility, was zwei Fußballplätze, Schlafräume und Kabinen etwas außerhalb von Mbale ist), ich durfte sowohl bei Gesprächen von Kindern mit Sozialarbeitern und mit dem medizinischen Personal vom CRO und von außerhalb dabei sein, habe ein Grundschule beim Formal School Monitoring von innen gesehen, bin auf Streetwalk, Resettlement (wenn das Kind wieder nach Hause gebracht und in die Familie wiedereingegliedert wird) und Family Tracing (Familienaufspürung) gegangen, habe die Community Work kennengelernt (Selbsthilfegruppen und Spargemeinschaften, die vom CRO mit Rat und anderweitiger Betreuung unterstützt werden), habe an den Schul- und Sportaktivitäten teilgenommen und dabei all meine Kolleginnen und Kollegen kennengelernt. Nach meinem Orientierungsprogramm hatte ich ein abschließendes Gespräch, wo mein Schwerpunkt ins Social Departement gelegt wurde. Daraufhin durfte ich mir meinen Wochenplan selbst erstellen, der folgendermaßen aussieht: Jeder Morgen startet mit einem Gebet ( morning devotion ), sowohl für die Kinder als auch für den Staff. An manchen Tagen mache ich bei den Kids mit, an anderen bei den Erwachsenen. Die morning devotion geht etwa 50 Minuten. In dieser Zeit wird gesungen, gebetet und gepredigt. Nach der Predigt besteht die Möglichkeit für Kommunikation vom Programm Manager zum Staff, danach wird der Segen gesprochen
Direkt nach den jeweiligen devotion wird geputzt. Jeden Morgen wird das Volunteer Office von Rehab- Kids (Kinder aus der Rehabilitation- Class, erkennbar an der CRO- Uniform: orangenes T-Shirt und blaue kurze Hose/ Hosen- Rock- Kombination) nass gewischt. Danach gehe ich zweimal die Woche (Montag und Donnerstag) auf einen Streetwalk: Streetwalks werden von allen Sozialarbeitern durchgeführt und dienen dazu die Situation auf der Straße im Auge zu behalten. Dazu gehört zum einen den bekannten Straßenkindern Hilfe (medizinisch, etc.) anzubieten, zum anderen aber auch neue Straßenkinder nach Möglichkeit so schnell wie möglich von der Straße zu holen und die Rehabilitation (Wiedereingliederung in die Familie, Schulbildung, Versorgung mit Essen) zu starten. Außerdem halten wir die Augen nach ehemaligen Straßenkindern offen, die wieder auf der Straße auftauchen, nicht mehr zu Schule gehen und die eigentlich vom CRO unterstützt werden, um diese möglichst nicht in alte Verhaltensmuster zurückfallen zu lassen. Das andere Vormittagsprogramm ist: Games & Sports : dafür gehen wir mit den Kindern auf einen nahe gelegene große Wiese. Dort spielen der Großteil der Jungs Fußball und die Mädchen beschäftigen sich mit anderen Spielen. Der freie Freitagmorgen ist für andere Aktivitäten reserviert, die auch in meinen Aufgabenbereich fallen. Dazu gehören Family tracing von neuen Straßenkindern, Counseling von Kids, Resettlement (Wiedereingliederung in die Familie und follow- ups, also die Weiterverfolgung der Situation nach einem erfolgreichen Resettlement. Jeden Tag gibt es zum Mittagessen Posho and Beans Akawunga n ebijanjaalo Maisbrei mit Bohnen, ein saisonunabhängiges, sehr günstiges (vielleicht auch das günstigste) Essen. Kinder und Staff essen getrennt und zeitlich kurz versetzt. Sobald alle Kinder essen haben fangen wir an zu essen Nachmittags bin ich außerhalb vom CRO, bei der sogenannten Community Work. VLSAs (Village Loan Saving Association) sind Spargruppen in Communities, die ähnlich wie eine Bank funktionieren. Die Mitglieder führen ein Konto, zahlen wöchentlich ein und haben die Möglichkeit Kredite mit bis zu 3 Monaten Laufzeit zu nehmen. Am Ende des Jahres wird das Guthaben ausgezahlt Diese Gruppen werden von uns mit Infos und Material
unterstützt. Dazu gehören beispielsweise Infoeinheiten zur ordentlichen Buchführung und die Wichtigkeit dieser oder sinnvolles Reinvestieren des Geldes, das sie am Ende des Jahres ausgezahlt bekommen. SHGs (Self Help Groups), werden mit Frauen aufgebaut und funktionieren teilweise auch als Spargruppen aber in viel kleinerem Maßstab und haben das Hauptziel ein größeres Soziales Netzwerk aufzubauen, Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein und Selbstbewusstsein (weiter-) zu entwickeln. Das Sparen in diesen Gruppen baut ein gemeinsames Guthaben auf, das sowohl für Kredit für Mitglieder als auch für Ausgaben für die Community genutzt werden kann. Jeden Tag vor dem Mittagessen wasche ich mit den Kindern Hände mit Asche. Dies ist sehr wichtig, da die Kinder mit den Fingern essen ( Food is sweeter, if you eat it with the hand. ist ein Sprichwort). Dabei garantiert die Asche, dass die Kids sich auf jeden Fall die Hände waschen und hat zugleich eine ähnliche Wirkung wie Seife. (Seife kann man leider nicht benutzen, weil diese sonst geklaut wird.) Wenn ich Zeit zwischen den verschiedenen gesetzten Aufgaben habe spiele ich (oder lasse ich spielen) Lego, Zahlenschnecke, 4- gewinnt! oder andere Sachen mit den Kids im Volunteer- Office. (Hier wurde das Office ein bisschen geentert ) Buchführung mit Material vom CRO
Auch sonst kann ich jede freie Minute auf dem Hof vom CRO verbringen. Irgendwer will immer etwas machen. Egal ob rangeln, einfach nur ruhig dasitzen und dem Treiben zuschauen, Fußball, Schach oder andere Spiele spielen, Fotos machen, Luganda sprechen und und und. Auch meine Nachmittage sind gut gefüllt mit Haushaltsaktivitäten oder mit anderen Leuten Zeit verbringen Nun wünsche ich euch allen eine gute Zeit auf Weihnachten zu, einen guten Rutsch und sende euch liebe Grüße aus Uganda 1 Meine Entsendeorganisation: EIRENE-Internationaler Christlicher Friedensdienst e.v. ist eine gemeinnützige ökumenische Nichtregierungsorganisation mit internationaler Geschäftsstelle in Neuwied am Rhein. Der Name EIRENE kommt aus dem Griechischen und bedeutet Frieden". Seit 1957 entsendet die Organisation Fachkräfte und Freiwillige in Partnerorganisationen nach Afrika, Europa, Nord- und Lateinamerika. Die Arbeitsbereiche umfassen u.a. Friedens- und Versöhnungsarbeit, Förderung von Frauen- und Menschenrechten, Umweltschutz, Migration und Flucht, interreligiöser Dialog, Begleitung von behinderten und marginalisierten Menschen sowie Unterstützung benachteiligter Kinder und Jugendlicher. Weitere Informationen gibt es unter www.eirene.org 2 Meine Einsatzstelle: Child Restoration Outreach ist eine Nichtregierungsorganisation, die im Jahr 1992 gegründet wurde. Ziel vom CRO ist es Straßenkinder zu rehabilitieren und so ihre Zukunftschancen zu verbessern. Angefangen mit dem CRO in Mbale ist das CRO heute insgesamt noch in drei weitere Städte am arbeiten (Lira, Jinja und Masaka). Weitere Informationen zum CRO gibt es unter www.croug.org Johannes