Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn Unüberwindbar? Die innerdeutsche Grenze und ihre Wahrnehmung 1945 1990 Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn gefördert von der Stiftung Aufarbeitung (Az: 2.3.2-11333-5.5.3.28) Beschreibung des Umfangs und der Transportmöglichkeiten
Seite 2/13 1. Unüberwindbar? Die innerdeutsche Grenze und ihre Wahrnehmung 1945 1990 In der Folge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieges entstanden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neue Grenzen. Die nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen National-bzw. Bundesstaaten wie Jugoslawien oder die Tschechoslowakei in Mittel- und Südosteuropa erhielten kommunistische Regierungen, vereinzelt wurden ihre Grenzen verschoben. Mitten durch Deutschland verlief eine Grenze, die nicht nur Deutsche von Deutschen trennte, sondern Europa, die Welt in zwei Philosophien, Ideologien, Wirtschaftssysteme sowie militärische Machtblöcke teilte. Die innerdeutsche Grenze hatte unter allen Grenzen eine weitere Besonderheit: sie schützte nicht die Bürger vor einem feindlichen Angriff, wie es die in der DDR herrschende SED behauptete, sondern trennte ein Volk und hinderte die Bürger der DDR am Verlassen ihres Landes. Sie war eine wesentliche Säule der SED-Diktatur, stand für das Einsperren der eigenen Bevölkerung. Sperrgebiete, Mauern, Streckmetall und Stacheldraht, Schießbefehl für die Grenzsoldaten und moderne Technik, Minen und Selbstschussanlagen dienten dem Ziel, Fluchten der eigenen Bevölkerung aus dem eigenen Land zu verhindern. Mehrere hundert Menschen fielen dem Grenzregime der DDR zum Opfer, unbekannt ist die Zahl der Verletzten. Über 11.000 Menschen wurden aus ihrer Heimat an der Grenze in das Innere der DDR zwangsumgesiedelt, Zehntausende wurden bei der Flucht festgenommen und inhaftiert, Hunderttausende mussten erniedrigende Kontrollen an den Grenzübergängen über sich ergehen lassen. Mit der Friedlichen Revolution und der Einheit Deutschlands fiel diese Grenze. Die Ausstellung erinnert an die Opfer und vermittelt die Bedeutung der innerdeutschen Grenze für die Geschichte Deutschlands und Europas. Leben mit der Grenze Vielen Deutschen erschien es unglaublich, dass sie vom Sommer 1945 an nicht mehr ihre Verwandten jenseits der Demarkationslinie besuchen oder dort den Fisch kaufen durften. Sie überwanden die noch unzureichend überwachte Grenze. Doch bereits nach einigen Jahren mussten sie sich entscheiden, ob sie weiterhin im Nachbarort, der nun im anderen Deutschland lag, arbeiten wollten ohne den Wohnort zu wechseln und dabei zunehmend ihr Leben und das ihrer Familienangehörigen beim Überqueren der Demarkationslinie
Seite 3/13 riskierten. Die im Mai und Juni 1952 aus dem Grenzgebiet der DDR Zwangsausgesiedelten konnten nur noch darüber entscheiden, ob sie an einem fremden Ort in der DDR eine neue Existenz aufbauen oder gleich die Flucht über West-Berlin in die Bundesrepublik wählen sollten. Vom 13. August 1961 an stellte sich diese Frage keinem mehr oder er musste befürchten, wie der junge Dieter Fürneisen, beim Überschreiten der Staatsgrenze West der DDR getötet zu werden. Doch die Grenze veränderte auch das Leben jener, die sich gegen die DDR entschieden und sie als Flüchtling, freigekaufter politischer Häftling oder junge Braut verließen. Sie ließen Familienangehörige und Freunde zurück. Sie wussten nicht, ob und wann sie sie erneut sehen würden, ob ihre Kontakte per Post oder über das vereinzelt wieder zusammengesteckte Telefonnetz überwacht würden. Nicht wenige von ihnen, wie auch viele andere Bundesbürger, fürchteten sich vor der Reise zu den Verwandten und Freunden in der alten Heimat, wenn sie dann gestattet wurde. Doch half ihnen ihre Sehnsucht, den psychischen Druck bei den Grenzkontrollen von Staatssicherheit und Zoll der DDR zu überwinden. Viele junge Männer in der DDR standen vor einem anderen schier unlösbaren Problem. Ohne die Chance einer Verweigerung mussten sie ihren Wehrdienst an der innerdeutschen Grenze absolvieren und wurden vor jedem Einsatz dazu vergattert, Grenzdurchbrüche mit allen Mitteln zu verhindern, notfalls den Gegner zu vernichten. Die Grenze in Deutschland tangierte die Leben vieler. Im Verlauf der vierzig Jahre entwickelte sie sich jedoch zu einer so alltäglichen Grenze, dass nur wenige Menschen in der Bundesrepublik sie noch bewusst wahrnahmen. Es waren vor allem Flüchtlinge aus der DDR, die auch in den Jahren der Entspannungspolitik, des Wandels durch Annäherung, immer wieder auf den unmenschlichen Charakter der Grenze und die Verletzung von Menschen- und Freiheitsrechten in der DDR hinwiesen. Ihr Engagement reichte von der Erforschung der DDR und der Verbreitung ihrer Ergebnisse über Vorträge und Publikationen hin bis hin zu Aktionen wie Fluchthilfe. Die Wahrnehmung der innerdeutschen Grenze war uneinheitlich. Sie hing ab von der persönlichen Konfrontation mit ihr und dem Erfolg ihrer Überwindung. Die Teilung Deutschlands und das Grenzregime der DDR beeinflussten und veränderten die Lebenswege vieler Deutscher in hohem Maße. Die Ausstellung stellt solche Menschen vor exemplarisch für andere.
Seite 4/13 2. Ansichten Modul Die grüne Grenze 1945 Mai 1952 Modul Materialisierung und Manifestierung des Grenzregimes 1952-1961
Seite 5/13 Modul Militarisierung des Grenzregimes 1961 1970
Seite 6/13 Modul Verschärfung des Grenzregimes 1971-1989 Modul Seegrenze und Berliner Mauer
Seite 7/13 Struktur einer thematischen Tafel im Modul Militarisierung des Grenzregimes 1961-1970 Objekt in externer Vitrine
Seite 8/13 Chronik und Opferseite auf der Rückseite des Moduls Militarisierung des Grenzregimes 1961-1970 Videointerview mit einer Zeitzeugin.
Seite 9/13 Persönliche Objekte oder Dokumente der Opfer und Betroffenen des Grenzregimes. Gegenperspektive: Dieter Teichmann, ehemaliger Generalmajor der Grenztruppen der DDR zum Schießbefehl.
Seite 10/13 3. Die Struktur der Ausstellung Das Grenzregime der DDR und seine Wahrnehmung werden auf drei Ebenen erzählt: Die Elemente des Grenzregimes (Deutsche Grenzpolizei, Grenztruppen der DDR, Zoll, die Volkspolizei im Grenzgebiet, die freiwilligen Helfer der Grenzpolizei/Grenztruppen, die Passkontrolleinheiten des MfS [PKE], die Sicherheitsaktive in den Grenzdörfern). Zu den fünf Modulen gehören fünf freistehende Vitrinen, in denen Objekte des DDR-Grenzregimes präsentiert werden. Es sind in den meisten Fällen Originale aus der Sammlung der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Die chronologische Entwicklung des Grenzregimes und seiner konstituierenden Daten. Hierfür ist die Ausstellung in vier zeitliche Module (1945-1952, 1952-1961, 1961-1970, 1970-1989) und ein inhaltliches Modul (Berliner Mauer, Seegrenze der DDR) untergliedert. Während auf der einen Seite jeweils ein bis drei Elemente des Grenzregimes präsentiert werden, finden sich auf der Rückseite in Augenhöhe Daten zur Entwicklung. Die einzelnen Elemente sind jeweils einem Zeitabschnitt zugeordnet. Die Wahrnehmung der Grenzregimes durch acht Betroffene (Erinnerungen an die grüne Grenze, Zwangsausgesiedelte aus dem Grenzgebiet, Bewohner des Sperrgebiets, Schwester eines Minenopfers, erfolgreicher Flüchtling nach dem Bau der Mauer, legal mit Ausreiseantrag in die Bundesrepublik gekommene, Mahner an die Schrecken des DDR-Grenzregimes in der DDR und Fluchthelfer, Reisende). Diese Erinnerungen werden in jeweils vier thematisch unterteilten Videointerviews auf vier verschiedenen LCD-Monitoren mit Kopfhörern präsentiert. Die Besucher wählen zwischen 2-3 Personen mit Hilfe eines Menüs aus. Zu jeder Person gibt es ein oder mehrere persönliche Dokumente oder Objekte, die zwischen den Drahtgestellen unter Haubenvitrinen präsentiert werden. Zusätzlich wird die Seite der Angehörigen der Grenztruppen und der PKE mit Filmausschnitten an den Kopfstationen von zwei Modulen präsentiert. 4. Die Teile der Ausstellung und ihr Flächenbedarf Die Ausstellung besteht aus fünf Modulen. Jedes Modul besteht aus drei oder vier selbst stehenden Elementen aus Stahldraht. Ein Element hat die Grundfläche 515 x 1220 mm und ist 2030 mm hoch. An den Strahldrahtelementen hängen die doppelwandigen
Seite 11/13 transluzenten Grafikträger aus milchigem Kunststoff. Sie sind mit Fotografien, Dokumenten und Texten bedruckt. In dem Zwischenraum der Drahtgestellelemente befinden sich die Objekte der Zeitzeugen und die 6 DVD-Player. Die 6 LCD-Monitore hängen ebenfalls an dem Drahtgestell. Die Objekte der Elemente des Grenzregimes liegen in sechs Glasvitrinen, von denen drei die Maße 720 x 800 x 360 mm und die anderen drei die Abmessungen 720 x 800 x 509 mm haben. Sie sind verschließbar. Die Ausstellung kann in einem großen oder mehreren (bis zu fünf) kleineren Räumen gezeigt werden. Nur die jeweils zu einem Modul gehörenden Elemente mit der jeweils einen Glasvitrine müssen zusammenbleiben. In der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn stand sie in drei in einander übergehenden Räumen, die zusammen eine Grundfläche von ca. 140qm haben. (s. Aufstellungsplan Marienborn). 5. Die Verpackung Die Ausstellung wird in extra angefertigten Holzkisten und einigen Kartons transportiert. Hierbei handelt es sich um: 22 Transportkisten für die Drahtgitter 6 Transportkisten für die Glasvitrinen 5 Transportkisten für die Grafikträger 2 Transportkisten für DVD-Player, Kabel, Kleinteile, Acrylhauben etc. 6 Kartons für die LCD-Monitore Kartons und Kisten für die Objekte. Für den Transport wird ein Lkw mit Hebebühne benötigt, der ein zul. Gesamtgewicht von 7,5 t hat. 6. Leihmodalitäten Die Bedingungen der Ausleihe werden im Leihvertrag geregelt. Dieser enthält ebenfalls eine Liste der mit verliehenen Objekte. Grundsätzlich wird die Ausstellung für Bildungseinrichtungen kostenlos verliehen. Der Leihnehmer muss allerdings für die Kosten des Transports und die Kosten des Auf- und Abbaus aufkommen. Er hat die Ausstellung und alle Objekte von Nagel zu Nagel zu versichern. Der Versicherungswert beträgt 100.000. Eine bebilderte Aufbauanleitung sowie eine Anleitung für den Einsatz der AV-Stationen liegen der Ausstellung bei. Falls Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt am Auf- oder Abbau beteiligt sind, bzw. anlässlich der Eröffnung in die
Seite 12/13 Ausstellung einführen, hat der Leihnehmer für deren Reise- und Übernachtungskosten entsprechend Bundesreisekostengesetz aufzukommen. 7. Impressum der Ausstellung Unüberwindbar? Die innerdeutsche Grenze und ihre Wahrnehmung 1945 1990 Eine Ausstellung der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn in der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt Ausstellungskonzept und Projektleitung: Rainer Potratz, Dr. Joachim Scherrieble Recherche und Texte: Dr. Peter Joachim Lapp, Rainer Potratz, Dr. Joachim Scherrieble Interviews: Alexandra Pohlmeier, Rainer Potratz Interviewbearbeitung: Rainer Potratz, Dr. Frank Stucke Redaktion: Rainer Potratz, Dr. Joachim Scherrieble (verantw.) Ausstellungsassistenz: Susanne Bayer, Jaqueline Buk Objektbetreuung: Magda Stefan, Ausstellungsgestaltung: Ikon Ausstellungsbüro, Hannover Grafikdesign: fuchsundhase Kölling & Lüttel GbR, Hannover Ausstellungsbau: viva Messe- und Ausstellungsbau GmbH, Hannover Druck + Kaschierung: FormArt Grafik & Design GmbH, Hannover Videoaufnahme: Alexandra Pohlmeier Filmproduktion, Berlin Medien (Planung und Videoschnitt): mica-productions, Hamburg + Köln Gestaltung Drucksachen: fuchsundhase Kölling & Lüttel GbR, Hannover Bildnachweis: Bundesarchiv Koblenz, Bundesbildstelle Berlin, Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR, Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, Kreis- und Stadtarchiv Haldensleben, Landesarchiv Berlin, Jürgen Ritter Barum. Wir haben uns bemüht, die Herkunft aller Dokumente und Abbildungen nachzuweisen. Falls sich dennoch in der Ausstellung Aufnahmen befinden, deren Rechteinhaber nicht ausgewiesen wurden, bitten wir um die Kontaktaufnahme mit der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Wir bedanken uns für die Unterstützung des Projekts vor allem bei: Dr. Dieter Buchwald, Hannelore Fischer, Elke Forkert, Alwin Fricke, Renate Otto, Clemens Perschke, Barbara und Manfred Temme, Prof. Dr. Dieter Voigt.
Seite 13/13 Das Ausstellungsprojekt wurde gefördert von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur.