Kurt Raos auf dem Jakobsweg (Caminho Portugues) Nachdem ich von 30. Mai bis 06. Juni des portugiesischen Jakobsweg und dann noch weiter bis Finisterre (Ende der Welt) gegangen bin, möchte ich euch ein wenig von der Geschichte dieses Weges berichten und euch dazu ein paar Aufnahmen zeigen. Vorweg noch ein paar Informationen: Geschichte und Gegenwart der Pilgerreise nach Santiago. Der frommen Überlieferung zufolge missionierte der Apostel Jakobus der Ältere Teile der Iberischen Halbinsel. Nach seinem Märtyrertod wurde sein Leichnam der Legende nach mit einem Schiff zu heutigen Padrón überführt und trat dort seine Reise ins Landesinnere an. Dort wo sich heute Santiago de Compostela befindet, fand er schließlich seine letzte Ruhe. Auf der zu Anfang des 8 Jahrhunderts zu weiten Teilen von Arabern (Mauren) besetzten Iberischen Halbinsel entstand das Königreich Asturien, das sich allmählich nach Süden ausdehnte. Im heutigen Santiago de Compostela wurde im Jahre 811 das angebliche Grab des Apostels Jakobus wieder entdeckt, der in Spanien den Namen Santiago erhielt. Die Präsenz des Apostelgrabes unterstrich den Machtanspruch der katholischen Kirche auf dem Einflussgebiet der Iberischen Halbinsel. Im Jahre 844 erhob der Legende nach der Jesusjünger Jakobus bei einer Schlacht in der Nähe bei Logrono selbst das Schwert gegen die Mauren und führte die christlichen Truppen zum blutigen Sieg. Hierauf begann angeblich eine Pilgerbewegung zum Jakobsgrab, welche über die Jahre hinweg verschiedenste Form und Umfang annahm, aber nie ganz versiegte. Zu Land und Wasser entstand über die Jahre ein Wegenetz zum Grab des Apostels, das die unterschiedlichsten Teile des christlichen Europa miteinander verband. Der klassische portugiesische Jakobsweg beginnt in Porto und endet natürlich in Santiago de Compostela, dass sind rund 240 Kilometer. Der Weg von Santiago nach Finisterre sind noch einmal rund 100 Kilometer. Insgesamt bin ich 11 Tage gelaufen. Der Portugiesische Pilgerweg Die Jakobswallfahrt von Portugal aus existierte vermutlich schon im frühen Mittelalter, doch erst mit der Unabhängigkeit des Landes in der Mitte des 12. Jahrhundert gewinnt sie an größerer Bedeutung. Seit jener Zeit genießen dort die Jakobsverehrung und die als
Identitätsmerkmal der europäischen Kultur geltende Pilgerreise nach Santiago de Compostela einen hohen Stellenwert. Über Jahrhunderte hinweg haben die Portugiesen in großer Zahl ihren Beitrag zu dieser Kollektiverfahrung geleistet und wurden dabei immer vom Beispiel ihrer Könige, Adligen und der hohen Geistlichkeit begleitet. Vom 12. Jhdt bis in unsere Tage strömten Pilger aus allen Ländern und Städten Lissabon, Porto etc. über weite Teile des portugiesischen Straßennetzes in Richtung Santiago de Compostela. Die Beweggründe dafür waren religiöser Art. Dank dieses intensiven und über Jahrhunderte anhaltenden Personenverkehrs über die zwischen Portugal und Galicien in Spanien angelegten Pilgerrouten entwickelten sich auch ein fruchtbarer kultureller, wirtschaftlicher und intellektueller Austausch. Der Caminho Portugues bezeichnete ursprünglich die nördliche Route des Jakobsweges, der aus Portugal kommend über Tui, Redondela, Pontevedra und Padrón nach Santiago de Compostela verläuft. Nachdem in jüngster Zeit auch ein Teil des umfangreich historisch überlieferten Wegenetzes innerhalb Portugals wieder belebt wurde, steht der Name heute mehr oder weniger als Sammelbegriff für alle Jakobswege, die in Portugal ihren Anfang nehmen. Geschichte des Caminho Portugues Auf der in Portugal verlaufenden Route des Jakobsweges finden sich gemäß der frommen Überlieferung zahlreiche Zeugnisse des Lebens und Wirkens des Apostels Jakobus, nach dem der Weg benannt ist. Die Geschichte beginnt mit der Landung des Jesusjüngers an der Küste Galiciens. Eine kleine Jakobusstatue auf eine Anhöhe am Rande des heutigen Padrón erinnert an die erste Predigt des Apostels auf der Iberischen Halbinsel. Weiters berichten verschiedene Geschichtsschreiber davon, dass Jakobus in Tui, also genau dort, wo der Jakobsweg heute die spanisch-portugiesische Grenze überschreitet, gepredigt und seinen Jünger San Epitacio zum ersten Prälaten in Tui ernannt haben soll. Der Kreis schließt sich wieder in Padrón, wo der Leichnam des ermordeten Apostels nach dessen Überführung über das Meer an Land getragen wurde und von dort seinen Weg nach Santiago de Compostela nahm. Erste Wurzeln der Geschichte des Weges gehen bereits auf vorchristliche Zeit zurück. Ähnlich wie bei der Via de la Plata und dem Caminho Francés verläuft die Streckenführung nicht selten auf den historischen Routen alter Römerstraßen, die allerdings abgesehen von einigen heute noch sichtbaren Meilensteinen am Weg kaum mehr erkennbar sind. Hier nimmt
besonders die unter Augustus im 1. Jhdt. unserer Zeitrechnung gebaute Via Romana XIX eine maßgebliche Rolle ein. Mit Beginn der Pilgerreise ans Grab des heiligen Jakobus im 10. Jhdt. wurden die Wege schon früher als Pilgerwege genutzt. Doch erst mit Erreichen der Unabhängigkeit Portugals erlangte die Pilgerreise nach Santiago gegen Mitte des 12. Jhdt. zunehmend an Bedeutung. Seither pilgerten Gläubige aus allen Teilen des Landes nach Santiago. Durch die Dynamik des Jakobuskultes entstanden entlang des Weges zahlreiche Brücken, Herbergen und Kirchen, in denen die üblichen Pilgersymbole noch heute von der Pilgertradition zeugen. Auch als Verehrung des heiligen Jakobus im Süden Portugals später wieder abflachte, bleib sie im Norden des Landes stets lebendig, wenngleich sie an Umfang verlor. Porto
Jakobsweg Caminho Portugues 2010 Start in Porto J Der erste gelbe Pfeil, der die Richtung weist. Kathedrale in Porto
Barcelos
Die internationale Brücke zwischen Portugal und Spanien
Tui
Kathedrale in Santiago de Compostela
Im Hintergurnd das Ende der Welt Hafen von Finisterre
Ende des Weges
Am Ende der Welt angelangt - Finisterre - Km 0,000